suchen, in diesem Punkte die Regierungsvorlage wieder her- zustellen. Er sei dafür, daß die Vorlagen für die direkten Staatsdiener sn dloo angenommen werden. Man könnte es in dem einen oder anderen Punkte bedauern, daß eine Aender- ung nicht mehr möglich ist, die Konsequenzen wären aber zu groß. Einzelne Petitionen hätten sich von Bescheidenheit recht fern gehalten. Auf der andern Seite gab es auch Petitionen, die sich mit den Regierungsforderungen einverstanden erklär­ten. Eine restlose Wunschlosigkeit gebe eZ nie im Leben, also auch hier nicht. Die Beamten dürfen auch nicht vergessen, was 1807 und 1808 für sie getan wurde. Zn bedauern sei, daß mit der Gehaitsregulierung nicht gleich die Staats- Vereinfachung Hand in Hand gehen konnte. Zur Staats- 1 Vereinfachung wolle er heute so viel sagen, daß seine Partei

- für keine Verminderung der B e z i r k S b e a m t e n-

stellen sein werde. Für die Vertraulichkeit der Beratungen des Finanzausschusses seien allein sachliche Gründe maß­gebend gewesen. Man dürfe erwarten, daß die Beamten die gefaßten Beschlüsse würdigen und daß sie daran denken, daß

sie des Publikums wegen da sind und nicht umgekehrt. Die

! Weltfremdheit bei den Beamten sollte immer mehr schwinden. Die anderen Erwerbsstände sollten eine immer größere Beachtung . der Beamten finden. Er hosfe, daß die Vortage dem Dater-

; s lande zur Ehre, den Beamten zum Nutzeil und den anderen

! . Erwcrbszweigen nicht zum Schaden gereichen möge. (Beifall).

Mg. Dr. Eiscle (F. Vp.): Wenn sich die Volkspartei ent- ' - schlossen habe, der Vorlage znzustlmmcn, so geschehe das, weil .ft die Aufbesserung eine absolute Rotweudigkeit war. Man sei

F davon ausgegangen, daß alle Beamten herangezogen werden,

ft Auch damit sei inan einverstanden, daß die Arbeiter herange-

i zogen werden. Es sei aber nicht zu verkennen, daß die Not-

s, Wendigkeit der Aufbesserung bei den Beamten größer sei als

st bei den Arbeitern, da die Löhne der Arbeiter verschiedentlich ! erhöht wurden. -seine Partei habe aber den Anträgen der

i äußersten Linken zngestimmt. Allein ausgeschlossen seien die

nicht definitiv angestclllen Beamten. DaS lasse sich aber nicht 'i st machen. Er verkenne nicht, daß die gefundene Lösung keine

ideale sei, die R ü ck s i ch l a n f d i e st e u e r z a h l e n d e M a s s e

scr ausschlaggebend gewesen. Einzelne Beamten denken, daß

.man vor iciner mir Gold gefüllten Schüssel stehe und nur

auszuteilcn brauche. In Wirklichkeit sei es jedoch so, daß diese Schüssel erst gefüllt werden müsse. Man müsse Rücksicht nicht nur auf die Beamten, sondern auch auf die Steuerzahler walten lassen. Wenn die Beamten gerecht sein wollen, so müs­sen sie zugeben, baß die Volksvertretung' einen anderen Maß­stab anzulegen hat als wie sie selbst. Die Spezialwünsche der Beamten müssen sich dem Wähle des ganzen Vaterlandes unter­ste ordnen. Er hosfe, daß Nörgeleien und Vergleiche nunmehr

ist aufhören, denn man sei an die äußerste Grenze der

jst Leistungsfähigkeit des Landes gegangen. Er warne

1 . Lavor, daß hier jetzt Abänderungsanträge gestellt werden. Er > ; sei für- en bloc-Annahme und bedauere, daß das Zentrum j! für die katholischen Geistlichen eine Ausnahme ma­

st j chen wolle. Mit gutem Gewissen vor denk Lande und vor den st Beamten stehe nan vor den gefaßten Beschlüssen des Aus-

gft jchusses. (Beifall'.

'! ! Abg. Baumann (D. Pft: Schon die Regierungsvorlage habe ' , kräftig zugegrifsen. Einige Verbesserungen im Ausschüsse be- - grüß« er. Auch er sei der Meinung, daß nun auf längere s Zeit Ruhe eimreten müsse. Er gebe sich der Hoffnung hin, daß sich die Beamtenschaft mit de» Anträgen des Finanzaus­schusses zufrieden geben werde. Einzelne Wünsche sollten jetzt verschmerzt werden. Seine Fraktion stimme den Beschlüssen des Ausschusses zu, sie sei auch für sn dloe-Annahme der Be- Z Misse.

- : Abg. Keil (Soz.): Die Aufbesserung war unvermeidlich. Die

! Lebenshaltung ist teuer geworden durch eine falsche Wirt­schaftspolitik und eine falsche Steuerpolitik. Mau habe eine Politik zu Gunsten der Landwirtschaft und der Groß-

j industrie. Das Resultat sei die jetzige Vorlage. Bei den j unteren Schichien könne man von keiner Hebung der Lcbens- s - Haltung sprechen. Daß die Vorlage früher kam, wie man § ! erwartet habe, habe seine Ursache in der verschärften Anii- konsumentenpvlitik des Reiches. Nach den heutigen Erklärungen , - des Zentrums dürfe man leider auch nicht viel von der staats­ist Vereinfachung erwarten. Bei den niedrigen Abteilungen sei die st s Vorlage weiter verbessernngsfähig. Er sei auch der Meinung, j s daß die Vorlage nach oben hinauf zu weit geht. Immerhin sei anzuerkenneu, daß die Regierungsvorlage im Ausschüsse eine ^ nicht unerhebliche Verbesserung erfahren habe. Ob eine Ruhe 1 l wirklich eintritt, hänge davon ab, daß eine vernunftgemäßere st Wirtschaftspolitik eintritt. (Unruhe rechts!) Auch auf die vor- s züglichen Pensionsverhältnisse der württ. Beamten sei zu achten.

) Schwierig sei nach wie vor die Deckungsfrage. Der Vorlage im ganzen werde man trotzdem zusttmmen. Gegenüber der Ar­beiterbewegung werde an den Beamten immer noch Nadelstich­politik getrieben. Die Arbeiterschaft stehe dagegen der Beam- schaft objektiv gegenüber.

Abg. Kraut (BHl): Ger.ade die Arbeiter hätten in erster Linie Vorteile von der von Keil be­krittelten Steuer- und Wirtschaftspolitik ge­habt (Heiterkeit! und Widerspruch! links). Die Arbeiter hätten durch diese Politik ihre Lebenshaltung verbessern können. Für absehbare Zeit sollte mit weiteren Ansprüchen der Beamten Halt gemacht werden. Jetzt sei volle Arbeit gemacht worden. Zu verlangen sei, daß die Beamten die jetzigen Leistungen an- erkennen. Bedauerlich sei, daß dieTagwacht" falsche An­gaben über die Ausschuß-Abstimmungen bei den Lohnerhöhungen gemacht habe. Zu wenig beachtet werde die große Höhe der württ. Pensionen. Mit der sn b!oe-Annahme sei er einver­standen. Es sei zu hoffen, daß jetzt Zufriedenheit einkehre.

Finanzminister v. Gcstlcr wendet sich gegen die Ausführ­ungen Keils, daß die höheren Beamten einseitig bevorzugt seien." Er freue sich, daß alle Parteien einig sind. Es würden keine unheilvollen Verhältnisse aus der jetzigen Vorlage entstehen. Die » Staatsfinanzen seien in normaler Lage. Er hoffe, daß « sich die Sache ohne wesentliche Erhöhung der direkten Steuern « machen lasse. Schließlich gebe er sich auch der Hoffnung hin, « daß nunmehr an die zurückgestcltten Kutturforderungen gegangen werden könne. Wie verschiedene Vorredner, müsse auch er da­raus aufmerksam machen, daß Württemberg die besten P e n- sionsverhältnisse habe.

Abg. Maier-Vtaubeuren (D. P.): Bei einer großen Zahl von Beamten gehe die Ausbesserung über das Maß dessen hin­aus, was sie erwartet haben. . In Zukunft werde der Andrang zur Beamtenlausbahn noch größer werden.

Ministerpräsident v. Weizsäcker: Er habe gegen die Auf­besserung der niederen Beamten kein geringeres Wohlwollen. Er habe nur von früher vernachlässigten Bezirksbeamten ge­sprochen.

Berichterst. Abg. Liesching: Man tue gut, wenn man die volle Verantwortung für die vielen Titel in Württemberg der Regierung überlasse. Die Einmütigkeit zeige, daß eine Kammer aus dem gleichen und geheimen Wahlrecht auch bei einer so großen Aufgabe einig sein könne.

Darauf wird in die ' Einzelberatung

ringctreten. Die erste Abteilung umfaßt 11120 Beamte. Der Berichterstatter referiert kurz. Abg. Graf-Stuttgart (Ztr.) begrüßt die Lage der Straßenwärter. Ministerpräsident v. Weizsäcker: Die Regierung habe nicht die Ahsicht, auf Ein­zelheiten einzugehen. (Bravo!)

Abg. Keil (Soz.): Er spreche nur, weil Graf vorangegangen sei. Auch er habe Wünsche, stelle aber keine Anträge. Gras hätte für seine Wünsche in seiner Fraktion eintreten sollen.

Darauf wird abgebrochen. Freitag Nachm. 3 Uhr: Fort­setzung.

*

Stuttgart, 14. Juni. T-ev Finanzausschuß der Er sten Kammer beantragt zu dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend Gewährung von Notstandsdar- lehen an Weinbaugemeinden, der Erhöhung der Summe von 240000 aus 300 000 M zuzustimmen.

Einführung des Stadtschultheihen Lauten schlager«

-od. Stuttgart, 14. Juni.

Heute nachmittag wurde aus dem Rathaus der neuge­wählte Stadstvorstand Regierungsrat Lautcnschlage.r in sein Amt eingeführt. Tie Zuhörertribüne im großen Rathaussaal war zum Ersticken angefüllt, und im Bor­zimmer drängten sich die städtischen Beamten. Tie Ein­führung geschah durch den Präsidenten der Kreisregier­ung in Ludwigsburg, von Kilbel, nachdem GR. Klein die Sitzung der bürgerlichen Kollegien eröffnet hatte. Re­gierungspräsident von Kilbel wies auf die außerordent­liche Wichtigkeit des Aktes hin, der von hoher Bedeutung für die Geschichte der Stadt Stuttgart sei. Groß sei das Arbeit-Heid, das der neue Stadlvorstand vorfiude, manche wichtigen Aufgaben harren der Lösung und neue Ziele sind aufzustellen. Der Vertrauensbeweis, den er durch seine Wahl erhallen habe, ermutige den Gewählten bei der Uebernahme seines Amtes. Er werde sicherlich auch alles daran setzen, das in ihn gesetzte Vertrauen zu er­füllen. Er, Redner, dürfe wohl der Ueberzeugung Aus­druck geben, daß die städtischen Behörden auch in Zu­kunft das Wohl und Gedeihen der Landeshauptstadt überall nach Kräften zu fördern bestrebt seien. Er drücke daher auch die Hoffnung aus, daß der Stadtvorstaud sein Amt in herzlichen Beziehungen mit dem Staate führen werde.

An die Ansprache schloß sich die Vereidigung entsprechend den Bestimmungen der Gemeindeordnnug, wo­rauf Regierungspräsident von Kilbel den Stadtvorstand in sein Amt eingesetzt erklärte. Nun ergriff Stadt­schultheiß Lauten schlager selbst das Wort: Er wolle sich seines Amtes von Herzen freuen und seine Augen auf die großen vor ihm liegenden Aufgaben richten. Es bedürfe großer Tatkraft und hingebenden.Fleißes, um vor dem prüfenden Auge der Bürgerschaft zu bestehen. Er habe den ehrlichen Willen, es seinen hervorragenden Vor­gängern gleichzutun und baue auf das Vertrauen der Ge­meindekollegien, mit deren Hilfe und Zusammenarbeit er die großen Ausgaben' der Stadt lösen Wolle. Heber die Polizeifrage werde er später die gewünschte Aufklärung geben. Bei dem Verkehr mit den Staatsbehörden werde er sich höflicher .Verkehrsformen befleißigen. So hoffe er im Besitz der Kräfte zu bleiben, um das Wohl der s-tadt Stuttgart zu fördern.

Namens der Stadtverwaltung sprach GR. Klein die Begrüßungsworte. Ein Abschnitt der Entwicklung liege hinter Stuttgart, wie es aber für ein großes Gemein­wesen stets neue Aufgaben gebe, so werde auch für Stutt­gart in Zukunft neue Aufgaben zu lösen sein. Gewiß habe der Wahlkampf lebhafte Erregung hervorgcrusen, doch zeige die Erfahrung, daß diese Gegensätze bald zu schwin­den Pflegen, hätten doch die Parteien mit ihren Kandi­daten nur das Wohl der Stadt gewünscht. Cr spreche die Hoffnung aus, daß das sachliche Zusammenarbeiten auch bald die Gegner beruhigen werde zum Wohle der Stadt.

Bürgerausfchußobmann Erlanger schloß sich na­mens des Bürgerausschusses den Worten des Willkom­mens an. seit dem Inkrafttreten der neuen Geineinde- ordnung seien Bürgerausschuß und Gemeinderat in allen großen Fragen einig gewesen. Er möchte den Wunsch aus- sprcchen, daß der neue Stadtvorstand die Rechte des Bür­gerausschusses achten und respektieren werde, wie sein Vor­gänger, zugleich aber auch au der Einrichtung gemein­samer Kommissionen festhalten werde.

Regierungsrat L a u t e n s ch l a g e r sprach zum , Schluß den herzlichen Tank für die Begrüßungsworte aus. Selbstredend wurde sein Bestreben dahin gehen, sich auf den besten Fuß-'mit der Regierung und den bürgerlichen Kolle­gien zu stellen. Tie Anregung Tr. Erlangers über die Ein­führung gemeinsamer Kommissionen werde er wohl be­achten, wie er auch hosfe, von den reichen Erfahrungen Erlangers Nutzen zu ziehen. Hierauf erklärte der Vor­sitzende die öffentliche Sitzung für geschloffen.

Tas erste Auftreten des neuen Stuttgarter Stadtvor­standes hinterläßt einen ziemlich'neutralen Eindruck. Ob­wohl Regierungsrat Lautenschlager nach seinem eigenen Zeugnis kein Redner ist, sprach er doch diesesmal seine Worte frei. Rur gegen den Schluß machte sich eine seichte Unsicherheit bemerkbar, die jedoch sehr wohl auf die Er­regung des Augenblickes zurückgeführt werden kann. Be­dauerlich ist, daß der neue Stadtvorstaud seinen ersten Vorsitz bei geschlossenen Türen führen mußte. An die öffentliche Sitzung schloß sich eine geschlossene an, in der die Erklärung des Stadtvorstandcs über seinen Re­tz i s ionsbericht erfolgte. Warum mußte diese Erklär­ung unter Ausschluß der Oesfeutlichkeit geschehen? An- zunehmen ist 'allerdings, daß der neue Stadtvorstaud an der Ansetzung der geschlossenen Sitzung nicht die Verant­wortung trägt. Erklärte er ja doch vor seiner Wahl des öfter«, wenn irgend wie möglich die Verhandlungen der bürgerlichen Kollegien öffentlich vornehmen lassen zu wollen. Jedenfalls würde der Sache mehr genützt, wenn darüber in boller Oesfeutlichkeit Klarheit geschaffen würde.

'Stuttgart, 14. Juni. Am Sonntag fand hier dir Landesversammlung württ. B od e n r e fo r m e r unter Vorsitz von OBM. Jaeklc-Heidenheim imHerzog Khri- stops" statt. Der Geschäftsbericht behandelte neben Or- ganisations- und Agitationsfragen besonders die Betei­ligung der Landesgruppe am Bundestag in Gotha im Herbst 1910 und am Kampf um die Zuwachssteuer, und es wurde gegenüber den Klagen über Mängel und Schwächen des Reichszuwachssteuergesetzes nachdrücklich hinznwci- sen auf die Gothaer Denkschrift, wodurch der Bund bei­zeiten seine Grundsätze für Gestaltung und Verbesserung des Gesetzes bekannt habe. Die Wahlen des Ausschusses usw. hatten dasselbe Ergebnis wie früher, lieber die Psingsttagung des Bundes in Taesden berichtete Prof. P. Feucht-Stuttgart. Der Arbeiten für den Bund und seine Glieder werden es reichlich sein: Wertsteuer aus Grund einer Schätzung des Bodens, getrennt vom Gebäude (nach dem Vorgang von England); Reform des Enteignungs­rechts, ein Gegenstand zugleich des nächsten Juristentags; Förderung des Erbbaurechts durch eine Rcichserbbaubank; Anwendung der Landordnung von Kiautschau auf die

andern deutschen Kolonien; Bodenpsandleihe als Sache des Gemeinwesens; Wechselwirkung zwischen Bodenreform und Schule.

Stuttgart, 14. Juni. Ter Entwurf des neuen evan­gelischen Gesangbuches ist jetzt ausgegeben worden. Direk­tor T-r. v. Ableiter von der Ministeriaiabteilung für die höheren Schulen hat sich in seiner Eigenschaft als Mitglied der Reichsschulkommission zur Besichtigung der höheren Schulen nach Mailand und Genua begeben.

Ludwigsburg, 14. Juni. Tie Stadtverwaltung be­schäftigt sich mit dem Gedanken, den hochgespannten Kes­seldampf des Stadtbades zur Erzeugung von elektrischem Strom nutzbar zu machen, wie dies auch im Stuttgarter Schwimmbad der Fall ist. In letzterem hat eine Kommission von hier die Einrichtungen in Augenschein genommen. Der Gemeinderat beschloßt zunächst den Techniker des Württembergischen Tampfkessel- revisionsvereins mit einem Gutachten zu beauftragen. Tie gewonnene Elektrizität käme in erster Linie für die Beleuchtung der höheren Schulbauten, deren innere Fer­tigstellung nun rasch v^ranschreitet, in Betracht.

Nah und Fern

Den Kopf zerschmettert.

In Weinsberg passierte gestern mittag ein bedauer­licher Unglücksfall. Der 9jährige Stiefsohn des Mau­rermeisters August Sanzenmüller fuhr mit einem be­ladenen Handwägele allein den steilen Marktplatz herun­ter. Tie ihm nacheilende Mutter, die ein Unglück voraus­sah, konnte das Wägelchen nicht mehr erreichen; sie mußte mit an sehen, wie der Knabe beim Kaufmann Welz'schen Hause zu Fall kam, mit dem Kopf auf den Randstein des Gehwegs so stark aufschlug, daß ein schwerer Schädelb'ruch dem jungen Leben ein rasches Ende machte.

In Fesseln der Liebe.

Aus Berlin melden dortige Blätter eine tragi­komische Geschichte: Seit einigen Tagen hatte die 30 Jahre alte geschiedene Frau Karoline Wagner in ihrer Wohnung Flottwellstraße 18 Besuch von ihrem Geliebten Julius Brüske, der zurzeit als Musketier dem 48. Infanterie­regiment angchört. Als sein Urlaub zu Ende ging, wollte sie ihn nicht gehen lassen und überredete ihn, bei ihr zu bleiben. Am folgenden Abend traf nun ein Telegramm des Regiments ein, in dem Br. aufgefordert wurde, unver­züglich zu seinem Truppenteil zurückzukehren. Nun bekam es Brüske mit der Angst und wollte schleunigst äbreisen, aber seine Geliebte nahm ihm seine Sachen weg und versteckte sie. Zunächst versuchte Brüske durch Bitten und Vorstellungen, dann mit Trohungen, sie zur Heraus­gabe der Sachen zu veranlassen; endlich packte ihn eine sinn­lose Wut, .und er schlug mit seinem Seitengewehr blind­lings auf Frau W. ein. Auf ihr Geschrei es war inzwischen 12 pft Uhr nachts geworden. eilten ihre Wirts­leute und Hausbewohner herbei und schafften die aus vielen Wunden blutende Frau in einer Troschke nach dem Elisabethen-Krankcnhause, wo der Arzt schwere Verletz­ungen am Kops, sowie am übrigen Körper fest­stellte. Brüske begab sich freiwillig zur Wach: und machte hier die obigen Angaben. Tann übergab man den Mus­ketier, der sich ein bißchen spät auf seinen Dienst besonnen hatte, der Wache am Brandenburger Tor.

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Auf der Messe in Ulm kam ein Angestellter einer Schissschaukel einem zurückschwingenden Schiff zu nahe. Es wurde ihm die Schädeldecke eingefchlagen. Ter Verletzte starb'im Krankenhaus.

Aus Im nienstadt wird berichtet: Nach einigen schwü­len Tagen ist heute nach einem heftigen Gewitter ein Wetter­st u r z eingetreten. In Höhe von 900 Meter ist das ganze Allgäuer Älpengebiet mit Schnee bedeckt.

LuftschMahn

Friedrichshafen, 13. Juni. Tie Fertigstellung des neuen P afsag i e r l u f tschif fs wird allerdings auf Ende des Monats betrieben, doch ist ein Termin für den ersten Ausstieg noch nicht festgesetzt. Falls das Luftschiff zu der Generalversammlung der Telag nach Baden-Baden am 26. Juni überführt werden sollte, ist seine Rückkehr an den Bodensee unbestimmt, da die Entscheidung darüber der Generalversammlung der Telag zusteht und außerdem die hiesigen Luftschisfhallen für weitere Neubauten in An­spruch genommen sind. Neben dem zweiten für die Delag in Angriff genommenen Passagierlüstschiff wird auch mit dem Bail eines M ili t ä r lu f t s chi f fs begonnen.

Berlin, 13. Juni. Nunmehr liegen die offiziellen Resultate der nationalen FJugwoche von Johan­nisthal vor, die an dem Tage, an dem der deutsche Rundslug 1911 begann, beendet wurde. Von den Preisen in Höhe von insgesamt 30 800 Mark gelangten 24 800 Mark an alle Teilnehmer im Verhältnis der Minutenzahl ihrer Flüge zur Verteilung. Tie längste Gesamtflugdauer erzielten Tipl. ing. Grulich (Harlan) mit 5 Stunden 21 Minuten, für die er, da sich die geflogene Minute mit 11.11 Mark bewertet, 3368.25 Mark erhielt. Außerdem fällt ihm die Plakette des kaiserlichen Aeroklubs zu. Der unglückliche Schcndel gewann mit diesem Höhenrekordflug von 20 Metern den ersten Höhenpreis von 2000 Mark, ferner den Weiten Passagierflugpreis von 1000 Mark. Der erste Passagierpreis (2000 Mark) siel auf den Alba­tros-Flieger Benno König, der zweite Höhenprcis (1000 Mark) an Voll möller (Etrich>-Rumblerft für die er­reichte Höhe von 1870 Meter.

Tie Manl- und KiauenscnLe

ist weiter ausqeb'o.hen in Oberndorf, ON. Nerv-Heim. Er­loschen ist die Seuche: in Großbottwar, OA- Morbach.

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Konkurs-Eröffnungen.

Schlecht, Johann Karl, Bäcker in Plattenhardt.

I. Friedrich Grnele, Kaufmann!n Stuttgart.

Geiger, Friedrich, früherer Schultheiß, und dessen Eheftan Marie Geiger geh. Wurster, Geisiugcn.

Friedrich Benz, lediger Sägmühtebcsitzer in GänSberg, Gemeinde " Harsberg.