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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt sur dre Ltadt Mlldbad.
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der tigl. Forstämter lVildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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777 ^
Nr 11»
Eine SommerLagung des Reichstags?
Aus Berliner parlamentarischen Kreisen wird uns geschrieben:
Tie Meldung der „Post", daß die Regierung erwäge, den Reichstag zur Erledigung der elsässischen Versassungs- srage nach Pfingsten weitertagen zu lassen, muß einigermaßen überraschend kommen. Bisher wurde allgemein angenommen, daß der Reichstag, unbeschadet einer et- elwa-gen Herbstsessiou, zu Pfingsten einstweilen Schluß machen werde. Bei den bekannten Beziehungen, die die „Post" zu dem Abg. Frhrn. v. Zedlitz unterhält, wird man indessen die Meldung doch dicht ohne weiteres als eine Ausgeburt der Hunds.äglichen Hitze, die uns in d.iesem Fahr die „Eisheiligen" bescherten, betrachten können. Irgend etwas steckt jedenfalls dahinter, wobei freilich ein Doppeltes möglich ist: entweder hat Frhr. v. Zedlitz,'wie schon öfter, tatsächlich etwas läuten hören, oder aber man hat eS hier mit einem Wink für di? Regierung zu tun. Dieses letztere ist allerdings insofern '.wahrscheinlich, als e,ne Ausdehnung der Reichstagoiell bis weit in den Sommer hinein notwendig, die Cha'.w.n der von der Rechten gewünschten Hcrbstsession noch .reller verschlechtern müsste.
Würde noch vor der Somin?'eanse die Reichsver- sicherungsvrdnung, die reichsländische Berfassungsreform und der Handelsvertrag mit Schweden erledigt, wie es die „Post" als Wunsch der Regierung hinstollt, so blieben sür den Herbst an wichtigeren Vorlagen übrig: Tie Straf- prvzeßreform, die .Lex Wagner, die Fernsprechgehühren- ardnung, das Kurpfuschergesetz und die Privatbeamtenversicherung. Unter diesen Vorlagen ist nicht eine, die mit' Sicherheit, ja auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Erledigung rechnen kann. Bezüglich der Strafprozeßordnung bestehen anscheinend unüberbrückbare Gegensätze zwischen Regierung und Reichstag. Gegen die Fernsprechgebührenordnung und das Kurpsuschergesetz besteheil im Reichstag so starke Bedenken, daß man am liebsten einer Entscheidung aus dem Wege gehen und beide Vorlagen in der Kommission begraben möchte. Auch bezüglich der Lex Wagner, die bekanntlich neben einigen anderen Aen- derungen des Strafgesetzbuchs eine wesentliche Verschärfung der Strafen für Preßbeleidigungen enthält, ist in Reichs- tagskreiscn ein Stimmungswechsel eingerreren. Das Zentrum will znm Teil nicht mehr mirmachen. Insbesondere hat der Abg. Erzberger schon seit längerer Zeit seinen gan-
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Die Nachtigall, sie war entfernt.
Der Frühling lockt sie wieder;
Was Neues bat sie nicht gelernt.
Singt alte liebe Lieder.
Go et h e.
Theater.
Roman von Erun Heorgy.
öft (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Aenne konnte sich nicht erheben. Wie gelähmt blieb sie sitzen und starrte dem Eintreienden entgegen.
Auch dieser stand wie festgewurzelt, und seine frische Gesichtsfarbe rvich einer fahlen Blässe. Tie unerwartete Begegnung raubte ihm die Tsnkkräft.
Wie es gekommen, wer die erste Bewegung gemacht, das hätte später keiner zu sagen vermocht. War es ein Seufzer, ein Mick, ein Wort gewesen? Sie wußten es stkbst nicht! — Wie magnetisch hatten sie sich einander
genähert -- Blick in Blick-und dann ein gieriger,
üunkener Hauch, ein Lechzen, und sie lagen Brust an Brust in unseliger, verzweifelter Umarmung, llnch in rinem schmerzenSvollen Ueberschwang von Liebe preßten ^ sich aneinander, bis ihnen der Atem verging. Und «nn,von neuem — immer wieder! Alles, was seit Jahren eingedämmt, verhalten war, strömte jetzt unaufhaltsam zutage.
„Robert!"
„Aenne!" ^
Mehr konnten sie anfangs nicht Hervorbringen. Trun- '-N stammelten sie es wieder und wieder. f
Endlich wich der Paroxisnrus. Taumelnd sank Aenne nn:'e,u Ecksofa, das brennende Antlitz in ihren Händen
, Robert Hellmers trat an das Fenster und starrte M de Straße. Allmählich kam ihm seine klare Besinn- 7>! zurück. Und auf den Ueberschwang folgte banges schrecken, finsterer Zorn, daß er sich derart hatte sort- ^ißen lassen. Während es in dem jungen Weibe mit /uchtendor Hoffnung emporwucherte und blendende Zu- «n,tsbMr tippig keimten, stiegen in dem Manne dumpfe
Dienstag, deu 16. Mai 1S11
zen Einfluß aufgeboteu, um gegen die Vorlage bczw. gegen ihren wesentlichen Paragraphen Stimmung zu machen. Bei dieser Sachlage würde es das Zentrum jedenfalls nicht ungern sehen, wenn die Vorlage überhaupt nicht wieder ans Tageslicht käme.
Bleibt somit die Privatbcamtenversicherung. Bei ihr liegt die Sache insofern anders, als sämtliche Parteien schon aus wahltaktischen Gründen an ihrem Zustandekommen ein erhebliches Interesse haben. Denn das große .Heer der Privatbeamten ist ein Machtsaktor, mit dem jede Pariei bei den Wahlen rechnen muß. Aber gerade hierin liegt vielleicht die größte Gefahr für die Vorlage. Sobald man sich 'mit ihr erst intensiver beschäftigt, dürfte ein allgemeines Wettrennen um die Gunst der Privatbeam- ten entstehen, das sich in zahllosen, z, T. versicherungstechnisch undurchführbaren Anträgen äußern würde. Dazu kommt, daß die überstürzt ausgearbeitete Vorlage eine so gründliche Durcharbeitung notwendig macht, daß die zur Verfügung, steheirde Zeit selbst dann kaum auSreichen würde, wenn man von allen rein agitatorischen Anträgen absehen würde, Tie ganze Vorlage war von der Regierung offenbar nur als Schangericht gedacht, daß sie mit dem größten Vergnügen wieder abservieren würde, nachdem man es genügend bestaunt hat.
Eine .Herbstsession würde unter diesen Umständen einem großen Polterabend gleichkommen, an dem alles, was noch an Vorlagen da ist, kurz und klein geschlagen wird. Man wird kaum annehmen können, daß die Regierung auf ein solches Schauspiel kurz vor den Neuwahlen großen Wert legr. Wenn daher die Meldung der „Post" richtig ist, bezw. dadurch richtig wird, daß die Regierung dem Winke folgt, so würde das einem Verzicht auf die Herbsttagung gleichkommen. Tamil soll übrigens nicht gesagt werden, daß bezüglich der elsässischen Verfassungsreform irgendwelche Sicherheit auf eine Einigung besteht, daß also die Herbstsession fruchtbarer werden würde, wenn sie sich auch mit dieser Frage zu beschäftigen hätte. Indessen gibt sich die Regierung offenbar in dieser Hinsicht einem starken Qptismns hin, so daß 'es immerhin verständlich ist, wenn sie den Reichstag nicht eher nach Hause schicken will, ehe das Schicksal der Berfassnngsreferin klipp und klar entschieden ist.
Deutscher Neichstag.
Berlin, l3. Mai,
Am Bundesratstische Staatssekretär Delbrück. Prä-
Wnt, vorwurfsvolle Qual aus. Wie ein brennender Reif lag der Verlobungsring um den vierten Finger seiner linken Hand, Langsam wandte er sich um, und in vollkommen verändertem, rauhem Tone sagte er: „Tas war eine geschickt inszenierte Ueb-errumpelung!"
Entsetzt schnellte Aenne auf und eilte auf ihn zu: „Robert," flehte sie, „warum wehrst du dich so gegen dich selbst? Tn weißt längst, daß du mir mit dein armen, kleinen Offizier schwer Unrecht getan,"
„Nichts weiß ich!"
„Robert, sieh mich an!" befaU sie. „Bei allem, was mir auf der Welt heilig ist, schwöre ich dir, daß ich damals unschuldig war. Und du wirst mir glauben!"
Er blickte in das klare, schöne Antlitz, in die leuchtenden Augen, und in shm dämmerte die Ueberzeugnng, daß er ihr vielleicht "Unrecht getan. „Und was war an dein Gerede mit Fronkär?" forschte er. „Warst du seine Geliebte?" .
Aenne senkte den Kopf, schwer atmend.
„Aha!" Er lachte brutal auf, und in seinem Innern schwand die letzte Weichheit.
„Ja," sagte sie, ihn traurig ansehend, „ich war das Weib dieses besten aller Menschen!"
„Und das wagst du mir so schlankweg einzugestehen ?"
„Ich Härte es dir auch obne deine Frage gebeichtet^ Robert!"
„Sehr edel! Wer war denn sonst noch in deinem Leben, na, wieviele teilten das Glück?"
Wie unter einem Peitschenhieb zuckte sie zusammen. Ein tiefer Jammer klang aus ihrem Ruf'seines Namens.
„Nun," sagte er, „es ist doch einmal nicht anders bin euch Theaterdamen! Ihr Macht darüber schon gar nicht mehr viel Redensarten, nicht wahr? Schließlich liegt es in der Sache! Ihr spielt so lange Komödie, baß ihr auch im Alltagsleben gar nicht mehr anders könnt. 'Jeder Blick, jede Bewegung sind ja zu guter Letzt Routine!"
In 'Aenne erstarb etwas. „Warum tust du mir so weh? Was habe ich dir getan?"
„Zehn, nein, elf und zwölf Jahre meines Lebens hast du mir zerstört!"
28. Jahrg.
sident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 10.15 Uhr. Tie Beratung der
Rvichsverficher ringsordnu«g wird bei Z 313 (Wahl des Vorsitzenden und des Vorstandes der Landkrankenkassen) fortgesetzt. Gleichzeitig beraten wird 8 319 (Wahl der Beisitzer der Land- krankenkassen). Tie Wahl erfolgt durch die Vertretung der Gemeindeverbände. Tie Freisinnigen und die Sozialdemokraten beantragen die Streichung dieses Paragraphen.
Abg. Fegter (fschr. Vp.): Durch die Bestimmungen der ZK 313 und 319 wird die Zusammensetzung des Vorstandes der Landeskrankenkassen einer Körperschaft übertragen, die gar kein oder nur geringes Interesse an den Krankenkassen hat.
Abg. Stückten (Soz.): Diese beiden Paragraphen enthalten die reaktionärsten und die gefährlichsten Bestimmungen des ganzen Gesetzes. Tatsächlich wird der Vorstand nicht gewählt, sondern durch den Kreisausschutz ernannt werden. Der Hauptmachthaber wird dadurch wieder der preußische Landrat.
Abg. K ulerski (Pole): Auch wir wünschen Streichung dieses Paragraphen. Den Landarbeitern wird nicht einmal der Schein der Selbstverwaltung gelassen. *
Ministerialdirektor Caspar: Mir allem Nachdruck muß ich dagegen Verwahrung einlegen, daß hier von einem Ausnahmegesetz und einer Entrechtung die Rede ist. (Lachen links). Im Gegenteil wird durch die Landkrankenkassen für die Landarbeiter eine wesentliche Verbesserung ihrer Lage geschaffen.
Abg. A rüste dt (kons.): Aus rein praktischen Gründen ist es nicht möglich, den Versicherten das Wahlrecht zu übertragen. Wegen der örtlichen Entfernungen würden diese Versicherten immer nur in beschränktem Umfange ihr Wahlrecht ausüben können. Auch wir wollen unsere Landarbeiter nicht zu Arbeitern ztveiter Klasse degradieren. Was nützt unseren Arbeitern ein Wahlrecht, das praktisch unausführbar ist? Für sozialdemokratische Vertreter danken unsere Arbeiter. (Sehr gut! rechts, Lachen links.)
Abg. Korfantp (Polen Materiell ist diese Bestimmung unter allen Umständen ein Ausnahmegesetz. An das „Unannehmbar" der Regierung glauben wir nicht.
Ministerialdirektor Caspar: Meine Erklärung ging dahin, daß eine Regelung der Landkrankenkassen, ähnlich den Bestimmungen des 8 313, sür die verbündetem
„Ich — dir?"
„Wer sonst?"
Ein Schwelgen entstand.
Aenne blickte ihn an. Bitterkeit übermannte sie. „Robert," sagte sie ernst, „ich denke deiner Worte: geteilte L-chnld, halbe Schuld!"
„Sehr bequem-"
„Und sehr wahr!" entgegnete Aenne bestimmt. „Wer hat mich umworben und wachgeküßt, wer mein Blut cnt- züikdet? Wer bat aus feiger Furcht vor Bruder und Vater, vor beschränkten Verhältnissen seine heimliche Braut, anstatt sie in sicheren Hafen zu bringen, in den Kampf 'mit dem Dasein gestoßen? Du! Und wer hat weder meinen Briefen, noch meinen Worten Glauben geschenkt, sondern mich unschuldig der Verzweiflung i"<cr- 'lassen? Robert, sei gerecht!"
Er verharrte einige Minuten schweigend, darin meinte er ruhiger: „Dm magst recht haben! Aber das bohrende Mißtrauen war die Krankheit meiner Liebe, von jeher!"
„Die Saat deines Bruders," bemerkte sie bitter.
„Aenue, hat er nicht recht gehabt?"
„Nein, er hat an dir und mir wie ein elender Mitgiftjäger, wie ein schuft gehandelt!" sagte sie stark. Dann legte sie die .Hand auf seine Schulter: „Warum wehrst du dich gegen unsere Liebe, Bobbelche?"
„Wir passen nicht mehr zueinander, Aenne, unsere Ehe wäre ein Unglück!"
«Ich stelle sie mir als Paradies vor!"
„Dann täuscht du dich! Ich käme über mein Mißtrauen mÄr du über deine Bühne nicht fort. An deiner Vergangenheit würde ich zugrunde gehen!" entgegnete er zögernd, denn er Mußte an die Worte feines Sozius denken.
„Ich fühle mich rein und unschuldig!" sagte Aenne
stark.
„Ta siehst du, wie du den richtigen Maßstab bereits verloren hast! Was würde das für eine Ehe werden?"
Sie sah ihn durstend mit ihrem Blick an und ließ die Arme 'sinken: „Ich kann dich nicht mehr verlieren!" stöhnte sie und fuhr leise fort: „Mach was du willst^ Robert! — Muß eS denn eine Ehe sein?"
(Fortsetzung solgr.)