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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter lVildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Illssrsts nur 8 Kg. ä«s»srttgs io Kg., üie klsis- spslügs Ssrmonürsiis.
tisnismsn 15 Kg. clis kelittsile.
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Montag, de« IS. Mai 1 SIL 38. Jahrg.
mit Ausnahme der Sozialdemokraten. Ter Kompromih- antrag zu Z 358. wonach das Nähere über das Ver-
Nr. L13.
Deutsches Reich.
Deutscher Reichetag.
Berlin, 12. Mai.
Am Bundesratstisch Staatssekretär Tr. Delbrück. Präsident Graf Schwerin-Läwitz eröffnet die Sitzung um 12.17 Uhr. Die Beratung der
Reichsverficherungsordnung wird bei 8 340 ff. (Zusammensetzung des Kassenvorstandes) fortgesetzt. Abg. Tr. Heinze (natl.): Tie Sozialdemokraten haben klar ausgesprochen, daß die Lrtskrankenkassen zu sozialdemokratischen Zwecken benutzt werden. (Geyer (Soz i ruft: „Ganz niedrige Verdrehung". Präsident Gras Schwerin-Läwitz ruft den Abg. Geyer zur Ordnung). Tr. Heinze fortf.: Ich erkenne an, daß auch Ortskrankenkassen in sozialdemokratischen Händen Gutes geleistet haben. Es ist aber erwiesen, daß sozialdemokratische Agitatoren nur wegen ihrer Partei- Mgkeit als Kassenbeamte angestellt werden. Wir stehen auf dem Boden der Kommissionsbeschlüfse und nehmen su, daß dadurch die Krankenkassen für ihre eigentliche Aufgabe, die soziale Fürsorge, mehr frei gemacht werden und das Vertrauen weiter Kreise zu ihnen befestigt wird. Abg. Behrens (Wirtsch. Bgg.): Brauchbare sozialdemokratische Kassenbeamte haben auch für die Zukunft nichts zu befürchten. Auch wir stehen auf dem Boden der Kommissionsbeschlüsse. Abg. Schmidt-Berlin (Soz.): Alle hier gehörten Reden sollen nur wohlerwogene politische Interessen und Absichten der bürgerlichen Parteien verdecken. Auch ohne behördliche Aufsicht ist eine Selbstverwaltung nröglich, das beweisen die Berufsgenossen- schasten. Tie Beseitigung von Mißständen ist nicht die alleinige Triebfeder für diese Gesetzgebung. Man will es dahin bringen, daß die Leistungen der Kassen beschränkt werden. (Hört! hört! Sehr richtig! bei den Svzial- kraten). Abg. Kulerski (Pole): Ter Entwurf bedeutet eine Entrechtung der Arbeiter. Ausnahmegesetze haben immer den entgegengesetzten Erfolg. Tie Kommissionsbeschlüsse sind für uns unannehmbar. Abg. Irl (Ztr.): Mr haben allen Anlaß, jetzt dafür zu sorgen, daß die Mißstande in der sozialdemokratischen Kässenleitnng von Grund aus beseitigt werden.
Abg. Cuno (Fortschr. Vp.): Daß der sozialdemokratischen Mißwirtschaft in den Ortskrankenkassen ein Ende gemacht werden muß> darin sind alle Parteien einig
fahren bei Entlastung eines Angestellten wegen Vergehens gegen die Ordnung durch kaiserliche Verordnung geregelt werden soll, erleichtert uns die Zustimmung zu den Kom- missionsbeschlüssen. Indessen verlangen wir gemeinsame Beschlußfassung beider Gruppen bei der Wahl des Vorsitzenden. Abg. Heine (Soz.): Tie Interessen der Arbeitgeber können zu eurer Verbesserung der Kassenleist- nngen nicht führen, deshalb mußte die Arbeiterschaft sich der Kassen bemächtigen. Tie Aufftchi der Behörden hat sich stets als ein Hemmschuh erwiesen, wenn di: Kassen über das hinausgehen wollten, was unbedingt nötig war. Tie Behauptung, die Sozialdemokratie trage die Politik in die Ortskrankenkassen, ist ordinärste politische Hetzerei. Sonderbar war es. daß ich als Verteidiger in einem Prozeß ein Urteil später zugestellt erhielt, als Graf Westarp es mir vorlegen konnte. Ties zeugt für die guten Beziehungen des Grafen Westarp. (Graf Westarp ruft: Ich habe auS der Zeitung vorgelesen! und legt die Zeitung auf den Tisch des Hauses. Lebhaftes Bravo ynd schallende Heiterkeit). Heine forts.: In diesem Urteil sind Zeugenaussagen von Sozialdemokraten einfach unterdrückt worden. (Zuruf: Reeichslügenverband!) Vizepräsident Schultz: Tie Art, wie hier immer der Reichsverband von der Sozialdemokratie bezeichnet wird, ist kränkend. (Großer Lärm. Ruf: Sie haben hier objektiv zu präsidieren, nicht als Reichsverbändler. Erneute große Unruhe). Vizepräsident Schultz: Es ist empörend, wie Sie sich den Mahnungen des Präsidenten gegenüber verhalten. Heine schließend: Wir haben kein Vertrauen, daß das Gesetz loyal gehandhabt wird. Wir kämpfen hier nicht um die Futterkrippe, sondern um das Bestehen der Freiheit in der Selbstverpvaltung. Ministerialdirektor Caspar: Das Urteil über Mißstände beruht auf amtlichen Mitteilungen. Nach weiteren Bemerkungen des Wirkt. Geh. RatS Tr. Hailbauer wird die Debatte geschlossen.
Hierauf werde» die Paragraphen 340 und 341 (Wahl des Borsitzenden der Ortskrankenkasse) unverändert angenommen unter Ablehnung der Abänderungsanträge, teilweise in namentlicher Abstimmung. Paragraph 342 (Wahl der Stellvertreter des Vorsitzenden) wird unverändert angenommen. Ueber die Paragraphen 343 bis 361 soll später debattiert werden. Hierauf werden die Paragraphen bis einschließlich 371 u im Wesentlichen nach den Kommissionsbeschlüisen erledigt, teilweise
in namentlicher Abstimmung. Ebenso wird Paragraph 412, der bestimmt, daß die Beiträge zu zwei Drittel von den Arbeitgebern zu tragen sind, in der Kommissionsfassung angenommen. Um 7ft, Uhr wird die Weiterberatung auf morgen 10 Uhr vertagt.
Der 3. Deutsche Friedens-Kongreß
findet am 20. und 21. Mai 1911 in Frankfurt a. M. in den Räumen des Kaufmännischen Vereins statt. Ter reichhaltigen Tagesordnung entnehmen wir neben dein Geschäftlichen Teil ein Referat von Rechtsanwalt von Harder Mannheim über „die Stellung zu den Aktualitäten". Geheimrat Professor Tr. Ostwald wird über „Arbeit oder Kampf" sprechen u. Umfrid-Stuttgart über „Rüstung und Abrüstung". Als weitere Redner sind u. a. Tr. A. Tietz- Franksurt, Professor Tr. Quidde-München, Justizrat Heilberg-Breslau vorgesehen. Mit dem Kongreß ist eine Jubiläumsfeier des Frankfurter Friedensverein verbunden, wozu eine von Tr. Dietz verfaßte Festschrift erschienen ist. Ausländische Friedensfreunde wie Baron T?estour- nelles de Contant Paris, Mitglied der -Haager Konferenz, Fred Bayer Koppenhagen, Baronin v. Suttner Wien haben ihr Erscheinen in Aussicht gestellt.
*
Wie die Antisemiten die Bier Preiserhöhung „verschwinden" lassen,
schildert rechr hübsch die „Hess. Lib. Wochenschrift": „Tie Antisemiten haben zwar munter die Biersteuererhöhung, die Streichholzsteuer, die Leucht mittelsteuer und andere Steuern bewilligt, durch die die Wirte gezwungen wurden, mit dem Bierpreis in die Höhe zu gehen. Vor den Folgen dieser Verteuerungspolitik haben sie aber anscheinend doch Angst. Das zeigte sich dieser Tage in Gießen. Dort fand in Steins Saalbau eine Siegesfeier für die Anhänger des Oberlehrers Werner statt, bei der der neu- gewählte Vertreter des Reichstagswahlkreises Gießen tönende Reden hielt. Bei allen Versammlungen in Steins '^aalbau wird für das Bier seir dem Steneraufschlag 15 Pfg. pro Mas gegen früher 12 Pfg. bezahlt. Tie Veranstalter der antisemitischen Festversammlung vereinbarten aber.mit dem Besitzer des Lokals, daß dieser für das Bier von den Versammlungsbesuchern nur den früheren Preis von 12 Pfg. sich zahlen ließ, und zahlten aus einem Fonds die Differenz von 3 Pfg. pro Glas darauf. So merkten die
Icb schütze an dem ganzen Regime der neueren Zeit nichts so sehr, als die absoluteste Veffentlichkeit; es soll kein tvinkel des «lhntlichen Lebens dunkel bleiben.
Vtto von Bismarck.
«SW21k«: ÄS«:
Theater.
Roman von Ernst Georg y.
-Nachdruck verboten.»
(Fortsetzung.)
Aenne Gehn er ivar keine Natur, die passiv Schicksals- Wge hinnahm. So lange es irgend anging, kämpfte sie sich. So auch setzt, Nach der ersten halben Stunde sinnloser, blöder Verzweiflung erwachte ihre alte Aktivität. Räch kurzem Besinnen sprang sie aus und eilte an den Vttnsprecher. Sie stellte hastig die Verbindung mit der pernbachschen Wohnung her und ließ Frau Tottor an den Apparat bitten. Auf'ihre Frage: „Dörte, kennst du eine Gertrud Hamstern persönlich?" kam eine zögernd verlegene Antwort.
Tann mußte die Freundin erzählen, daß sie am Abend zuvor bei Fritz 'Helliners die Verlobnugsfeier mitgemacht Mbc. — Aus Aennes weiteres Forschen erfuhr sie denn daß die Braut nicht mehr jung, aber sehr angenehm, eM und klug sei, und einen innig glücklichen Eindruck mache.
„Erwarte mich in einer halben Stunde!" rief'Aenne das Telephon. „Ich bedarf eines Freundschaffs- jferistes." Ohne Tora Hernbachs freudige Antwort, daß sch zu jedem bereit sei, abznwarten, stürzte die Schauspie- 'chn in ihr Toilettenzimmer, lieber ihr schwarzes, eng- M gearbeitetes Tuchkleid zog sie ihr Sealfkinjackett, setzte M großen, dazu passenden .Hut auf Und 'ergriff Muff ^Handschuh, ohne sich'wie sonst von ihrer Zofe helfen zu lashn. — In 'ihr tobte eine solche Revolution, daß ich mit sich selbst noch nicht im klaren, noch keine fremde Anrede vertrug.
T'me Droschke brachte sie zu 'Dora, die schon aufs gespannt ihrer harrte. Flüchtig umarmte sie die >!fnge Frau, die ihre ergebenste Dewunderin war, ließ kM beim Mögen helfen und trat mit ihr in den Salon : "dein Gatte ist daheim?"
„Nein, der ist auf Praxis. Bor vier Uhr kann ich ihn kaum erwarten."
„Das ist gut, sehr gut", sagte Aenne, „bitte, instruiere dein Mädchen, daß sie keinen Gast annimmt, iver cs auch sei. Du mußt mir helfen, Mrte-"
„Von Herzen gern, liebste Aenne, aber wie? Womit?" fragte diese noch immer verständnislos.
„Dm mußt für mich einen Herrn hierherzitieren, den ich sprechen, unbedingt sprechen muß! — — Quäle mich nicht, ich werde sonst wahnsinnig, Dörte!"
Erblassend schaute Frau Doktor Hernbach Aenne an. Das hatte sie nicht erwartet. Mir leichtem Zögern sagte sie. langsam: „Und wer ist der Herr!"
„Robert Hellmers." Aenne wurde totenbleich, als sie das grenzenlose Erstaunen der andern geivahrte.
„Robert Hellmers?" wiederholte Dora fragend.
„Ja! Ach muß ihn sprechen. Ich-ich-
Dörte, er ist verlobt. Und das geht doch gar nicht! Das
— das kann ja nicht sein!" Aenne rang die Hände. Tränen entströmen ihren Augen. ,
Starr blickte D-ora ans sie. Auch ihr rannen angesichts dieses heißen Jammers her Vergötterten, Tränen über die Wangen. ,^Ja — — aber — - aber " sttztterte sie verlvirrt.
„Kein Aber", rief Aenne,.„ich muß ihn noch heute sprechen. Hier bei dir — jetzt, gleich! Ich weiß 'von früher, wie er dich schätzt! Dm selbst hast mir vor eurer Freundschaft erzählt. Rufe ihn hierher. Unter irgendeinem Vorwände. Er muß kommen, muß sofort kommen
— - - oder - - —" Tie plötzliche Erstarrung ihrer Züge verriet einen festen Entschluß der Verzweiflung.
Tora stand noch wie gebannt, unschlüssig da.
„Ich habe ein Recht, ihn sprechen zu wollen. Er war vier Jahre mein Bräutigam, Törte, so glaube nur doch!"
Nach diesem Bekenntnis wurde der jungen Frau wie nick einer momentanen Erleuchtung alles klar. Sie verstand plötzlich halbe Andeutungen, Worte, Blicke und Situationen. Mit aufwallendem Mitleid umschlang sie Aenne und barg voortlos deren Köpf an ihrer Brust. „Ich gehe", sagte sie keife, „meine arme, geliebte Aenne!"
Sie geleitete die Zitternde zu einein Sessel und verließ sie. Nach ungefähr zehn Minuten kehrte sie zurück.
,„Jn einer halben Stunde wird er hier sein."
„Tu hast ihm gesägt?"
„Nichts! Er kommt auf meine dringende Bitte zu mir." Tora setzte sich neben Aenne, deren Antlitz ruhig, aber deren Glieder wild zuckten. Leise streichelte sie die schlanken, weißen Hände. Taktvoll tat sie keine Frage; aber die Sekunden dehnten sich lang, gähnend öde.
„Erzähle mir von gestern", sagte Aenne plötzlich, „wie sah er aus? Wie war er?"
„Sehr ernst und gehalten", erwiderte sie.
„Machte er keinen glücklichen Eindruck?" drängte die Fragerin.
„Ich sprach länger und allein mit ihm, weil er nur für einen Bräutigam zu ruhig schien. Aber er'erklärte dies mit seinem Atter und versicherte mir, seine Braut hochzuschätzen. — Darauf bestürmte ich ihn weiter und behauptete, haß dies zum ehelichen Glück zu wenig sei. Ta lächelte Hellmers trübe und sagte, er und Gertrud Härten im Leben viel gelitten und sich vollständig miteinander ausgesprochen. Ihre Ehe würde auf noahrer gegenseitiger Hochachtung und stillen Zufriedenheit basieren, und das empfänden sie beide als solideste Grundlage
für ihr Glück. . Aber, Aenne, erspare dir doch das !"
bat die kleine gütige Frau, als sie die Quale.lt der Freundin bemerkte..
Wieder trat Schweigen ein, )vie bei tief miteinander Trauernden. Dora beobachtete heimlich die Uhr auf dein Kaminbrett. Trotzdem zuckte auch sie zusammen, als plötzlich die Entreeklingel heftig anschlug.
„Sei stark, Aenne!" sagte sie leise und küßre die weiße, kalte Stirn. „Ich muß meiner Anweisung nach selbst öffnen gehen." So erhob sie sich und eilte hinaus. Man hörte sie draußen die Tür aufmachen und auf eine hastige, erstaun! klingende Frage einer männlichen Stimme keine Anrwsrt erteilen. — Ihre Hand stieß nur die Pforte znm L-alon auf. - Ter Besucher trat ein. Dann wurde die Tür geschlossen. Tora stürzte in die Hinterwohnung und schloß sich in ihr Kinderzinrmer ein.
(Fortsetzung solgt.)