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mit Erzähler vom Schwarzwal-.

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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

verkündigurrgsblaLt

der Ugi. Forstämter Wildbad, Meistern, LnzKösterle rc.

«ährend der Saison mit

amt!. Fremdenliste.

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Inssrgts nvr 8 SssioiiMge!0 Kg., riis klein spsiligs Ssrmo nllrsjle.

KMSNISN 15 Kg. <lis kstitrsüs.

Sei MäsiÄolimgsn entspi'. ksöott.

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Montag, den 2V. Februar 1SI1.

28. Jahrg.

Rusfisch-chmesische Mobilmachung.

Bon eineni militärischen Kenner der chinesischen Land- unü Seemacht, der jüngst quer durch Sibirien von Peking nach Deutschland zurückgekehrt ist, wird uns geschrieben:

Das russische Ultimatum an China hat nunmehr Ge­gensätze zwischen den beiden großen Nachbarreichen in Ost- mrd Mittelasien aufgerollt, die kauni noch durch diplo­matische Berhandlnngen ausgeglichen werden können. Der Zar verlangt von der chinesischen Regierung, daß sieun­aufschiebbar" ihr Einverständnis mit den russischen For­derungen erklären soll, die sich aus die Stipulationen des Handelsvertrages von 1881 erstrecken und spricht gleich­zeitig die Drohung aus. daß Rußland die für nötig be­fundenenMaßnahmen" ergreifen wird, die verletzten Ber- wagsrechte wiederherzu stellen. China hat sich indeß zu Lande und zur See aus einen Krieg vorbereitet und be­findet sich schon seit Jahr und Tag mitten in der Mobil­machung. Es ist nicht anzunehmen, daß dashimmlische Reich" sich dein Willen Rußlands bedingungslos unter­wirft, und so dürfte abermals in den ostasiatischen Ge­filden ein blutiger Streit ausgefocht n werden, der die Rite und die Neue Welt in unbegrenzte Mitleidenschaft Zn ziehen vermag.

Bon den zwingenden Gründen für die Potsdamer Abmachungen ist jetzt der Schleier gezogen worden. Aber­mals gebraucht das europäische Rußland von Westen her eine völlige Sicherheit, daß es nicht in seinem Rücken bedroht wird, während es die Front nach dem fernen Osten gewendet hat. In Friedrich des Großen einstigem 'Schloß zwischen den Havelseen gab der Zar die Erklärung ab, daß Rußland an keiner Kombination tcilnehmen werde, die ihre Spitze gegen das deutsche Reich richte, und Kaiser Wilhelm versicherte dagegen, daß das russische Heer, gleich­wie während des japanischen Krieges, keinen Angriff von brr Weichsel her zu befürchten habe. ..Rußlands Freude ist unsere Freude, Rußlands Leid ist unser Leid," diese alle Hohenzollernregel gelangte zu erneuter Geltung. Kurz vor der Potsdamer Monarchenbegegnung war der russische Staatsminister Stolypin aus Ostasien nach Petersburg heimgekehrt, und Zug um Zug erfolgten nun die großen diplomatischen Entscheidungen und die militärischen Vor­bereitungen.

Schon seit Monaten sielen den Reisenden ans.der si­birischen Bahn die zahlreichen Militärzüge auf, die ihnen begegneten und alle mit russischen Truppen vollgestopft wären. Dazu kamen große Züge mir Wagenplattformen,

die Kanonen. Lafetten und gepanzerte Flußboote trans­portierten. Mies das trug deutlich den Stempel einer russischen Mobilmachung. Gleichzeitig zog Rußland seine Regimenter massenhaft von den deutsch-österreichischen Grenzen zurück. Die Truppen wurden zum Teil für einen asiatischen Feldzug frei gemacht. Man vermutete schon längst in der polnischen Welt, daß der russisch-japanische Vertrag über die Mandschurei eine geheime Klausel berge, die Rußland die Zustimmurig Japans zu einer Besitz­ergreifung des -langbegehrten Zieles, der westlichen Nkon- golei mit den Goldbergwerken das Altai zuwies. Das war die Gegengabe für Korea.

Im chinesischenBlumenkönigrum" hat man aber auch seit Jahr und Tag mobil gemacht, unr den Besitz des Reiches nicht nur am oberen Tarim, sondern auch im Nor­den zu behaupten. Die Militärpolitik der starken Hand, die zur Rückkehr zu Puanschikais Plänen führte, steht im engen Zusammenhänge mit den neuerlichen Rüstungen Chinas. Große Truppenmassen sind nach dem Nordrande des Sajanischen Gebirges, sowie zu den Quellen des Je- nisei vorgeschoben, und bedrohen von dort aus Irkutsk. China will zum Angriff Vorgehen. Jüngst noch schwach und uneins und ein Kinderspott, heute stark und einig, neuzeitlich mit einem riesigen Landhcere und einer mäch­tigen Flotte ausgestartet, wird es zum Schrecken der Nach­barn. Rußland, das aus Port Arthur vertrieben wurde, will jetzt um seine Interessensphäre in der Mongolei kämp­fen. Eine neue Katastrophe ist im Anzüge. Die Umkehr des deutschen Kronprinzen auf seiner Chinareise erfolgte wohl nicht nur aus ..Gesundheitsrücksichten", sondern auch aus Erwägungen der kriegerischen Möglichkeiten, wie sie jetzt durch das russische Ultimatum geschaffen wird.

Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag.

Berlik, 17. Februar.

Am Bundesratsnsch 'Staatssekretär v. Tirpitz. Prä­sident Graf Schwerin-Läwitz eröffnet die Sitzung um 1.18 Uhr. Die zweite Lesung des Etars wird fortgesetzt beim

Etat für Kiautschou.

Nacken (Ztr.): Ae Kolonie deckt zur Zeit ihre Aus­gaben zum größten Teil selbst. Jedenfalls sind die Dinge für die Selbstverwaltung reis. Das Elektrizitätswerk ist jetzt fchon in der Läge, einen Crneuerungsfonds zu gründen.

.Es ist erfreulich, daß man für die dortigen staatlichen Betriebe kaufmännische Buchführung eingesührt hat. So erscheine zum ersten Mal in einem Reichsressort eine Bi­lanz. Der Streik an der chinesischen Hochschule ist be­dauerlich.

Eickhofs (Fortschr. Bp.): Tie dem Gouverneur bis­her gewährte persönliche Zulage von 10 OM M muß in der Zukunft wegfallen. Tie Bürgerschaft Tsingtaus ist jetzt reif zur Selbstverwaltung. Tie dortige deutsch-chinesische Hochschule ist eine außerordentlich nützliche Einrichtung Es sollten ordentliche Lehrstühle für Kolonialwissenschaf­ten errichtet werden.

Staatssekretär v. Tirpitz: Ich danke den beiden Vor­rednern für die freundlichen Worte über die günstige Ent­wicklung Kiautschous. Trotz aller Schwierigkeiten sind wir dort hübsch vorwärts gekommen, auch in der Ent­wicklung des Handels. Nach wie vor treten wir für Er­richtung von Koloniallehrstühlen ein. Auch hoffe ich, daß die Pestkrisis in den Rachbargebieten, die natürlich auch unser Schutzgebiet bedroht, überwunden werden wird. Ich werde von Zeit zu Zeit der Presse entsprechende Mitteil­ungen zugehen lassen. Nach den jüngsten Telegrammen ist das Schutzgebiet pestrein. Unsere dort getroffenen Maß­nahmen haben sich gut bewährt. Der Staatssekretär gibt genaue Einzelheiien über die gorr getroffenen Anordnungen bekannt und schließt: Unsere sanitären Einrichtungen ha­ben auf die Chinesen großen Nndruck ansgeübt. Tie Chi­nesen sehen mir großem Vertrauen auf unsere dortige ad­ministrative Täiigkeit. *

Abg. Frhr. v. Richr Hofen Ions.).' Bei Abwehr der Pest dürfen weder Kosten- noch Etatsrücksichten eine Rolle spielen. Mit großer Freude begrüßen nur den Fortschritt in dieser Kolonie. Er wäre geeignet, die früher erhobenen Angriffe gegen den Staatssekretär unterdrücken zu können.

Im weiteren Verlaus der Sitzung kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Sozialdemokraten Noske und Ledebour aus der einen und dem Staats­sekretär, dem nationalliberalen Kiautschoufahrer GSrcke und dem Abg. Erzberger anderseits. Während die er- steren Kiautschou am liebsten ausgegeben hätten, lobten die anderen die Einrichtungen und wirtschaftlichen Fort­schritte der Kolonie. Auch der Abg. Dove trat schließ­lich noch für die kolonialen Lehrstühle ein und bedauerte das Nichtzustandekommen des Gesetzes über die kleinen Aktien, das man in Kiautschou lebhaft gewünscht habe. Tie nächste Sitzung des Reichstags findet erst am Dienstag statt.

Venn der weg der Einkünfte auch schmal ist, es schadet nicht, wenn der Weg der Ausgaben nur nicht breit ist.

TamUkisch (Tirnvalluver).

Die Versuchung.

Roman von Robert Gras Wickenbur g.

Nachdruck verboten.

(F-orti-tzunq.i

,2lber halt! Das konnre vielleichr mit List bewert^ Mkgt werden. Ta war jedoch noch ein anderes Hinden- Dazu waren die Eltern nötig . . . ! Ob aber der Water nach alledem noch dafür zu haben sein werde... ?

mußch ihn ja nach dem Vorfall von vorhin wirklich Hw übergeschnappt halten und erklären konnte man chm das nicht.

Th Härte er, wie der Vater aus dem Zimmer des Profe-sors herauskam und ins Speisezimmer hinunterft Mg der Arzt mußte also allein Hin. Wenn er diesen Een Freund des Hauses, den er ja von Kindheit !an rannte, ins Vertrauen zöge? Vielleicht wußte der Rat und verlassen konnte man sich auf ihn.

Professor Hofer unter dem Siegel strengster Ber- gMnegenhe:t aus Franz erfuhr, beschränkte sich zwar aus Äeyermn'.svolle Andeutungen, aber dem erfahrenen 'Seelen- vrzt genügte es vollkoimmm.

.. unerklärliche Benehmen Reitlingers gegenüber

^Emerö so freudigen Mitteilungen, das so gar S,- Diagnose stimmen wollte, hatte ihm schwe-

^ Kopszerbrechen gekostet. Jetzt jubelte er förmlich auf: ^ Äch hab's ja doch gewußt, daß da noch

s- dahintersixckt! Also da liegt der sogenannte

graben! Ich brauche gar nicht weiter in die Gei- pemrnpe Ihres Freundes einzudringen - - ich weiß jetzt vollständig genug! Und tvas Sie da Vorschlägen, hanz aus der Seele gesprochen! Auf meine Hilfe d»', Diskretion können Sie sich verlassen! Das ist ^^Z^ö'.ge, was wir probieren können ----- rrnd irgendwie ^ jchon drechseln! Wenn's sein nruß: mit ' Ten Jungen müssen Sie bearbeiten den i>a S// ' ^Pardon! .... Ihren Herrn Papa, tvollt' ich ans mich. .Lassen Sie mich die

Mr in Ruhe überlegen . . . !"

XIII.

Hell und trotz der frühen Stunde, schon sengend heiß strahlte dis Sonne herab auf den spiegelglatten Wolfgang­see. Leichte Dunstschleier umhüllten die Berge, deren ver­schwommen dnrchschimmernde Konturen sch rings den ^ Ufern entlang auf der glänzenden Wasserfläche in matten Tönen abzeichneten. Leise zitterte und flimmerte die Luft - - ab und zu zog ein Boot seinen dunklen Streifen durch die metallisch leuchtende Flut oder eine flinke Schwalbe strich blitzschnell über das Wasser hin, und dann und wann sprang ein Fisch mit lauten'. ZKplätscher nach einer Mücke, auf der Oberfläche keine konzentrische Wel­lenkreise Unterlassend.

Oben aus der großen Terrasse desWeißen Rössels", deren hölzerne Pfeiler dicht am Userrand fußten, waren Nur wenige der weißgedeckten Frühstückstischc besetzt. Die eigentliche Saison hatte noch nicht begonnen, und das Hotel beherbergte erst eine kleine Zahl von Kästen.

An einem kleinen Tisch dicht am Geländer saßen zwei elegant, aber einfach gekleidete Damen eine ältere und eine junge vor ihren halbgeleerten Kaffeetassen und blickten stumm auf den See hinaus.

Mit' schön da hätt' i' a bissel was,fir d' Frau Bräuner!"

Hastig wandten sich beide Damen dem Sprecher zu, dessen Mütze ihn als Briefträger kennzeichnete, und na­mentlich die junge sah ihm mit ängstlicher Spannung auf die plumpen Finger, die mit langsamer Umständlichkeit eine Zeitung und zwei Ansichtspostkarten aus der großen Ledertasche hervorkramten.

Sonst Hab' i' gar nft bitt' schön!"

Ta wurde das junge Mädchen noch um einen Schatten blasser und kehrte das hübsche Gesicht wieder dem See zu. Nach einer Weile zog sic verstohlen das Taschentuch hervor und preßte es hastig an die Augen.

Berta . . . !" Die besorgt nach der Tochter blic­kende Frau Bräuner bekam keine Antwort.Kind was hast du denn schon wieder. . . !?"

^Verzeih . . . Mama ... ich kann mir nicht hel­fen .. . !" flüsterte Berta mir erstickter Stimme, sprang auf und lehnte sich Wer das Geländer.

Frau Bräuner erhob sich ebenfalls, stellte sich neben sie und streichelte sanft ihren schwarzen Scheitel:

So sei doch ein bissel vernünftig, Kind! Ter Papa ist ja doch dort wenn irgendetwas vorgefallen wir', nmvde er doch schreiben!"

LTas ist's ja grad . . . ! Diese plötzliche Wreise vom Vapa nur um sich den Wasserfall anzuschauen.. ? Und jetzt kommt er so lang nicht zurück, läßt nichts von sich hören und der Hanns schreibt auch nicht. . . k Mama . . . .! Ihr verheimlicht mir etwas . . . !"

Aber, aber Schatz, wie kommst du auf so eine ver­rückte Idee? Der Papa ist eben nach Grummbach gei­fahren, um sich nicht sagen zu müssen, daß er etwas uw- versucht gelassen har, womit dem armen Reitlinger viel­leicht geholfen weiden könnte. Tn weißt ja doch, daß die Elektrizitätsgeselffchaft neuerlich durch diesen Salzs- burger Agenren ein Angebot auf die Wasserkraft gemacht hat - und da will der Papa eben schauen, daß keinp Dummheit gemacht wird! Wahrscheinlich hat er sich noch irgendeinen Sachverständigen/oder weiß ich wen, hft:kom­men lassen . und da dauert's halt länger!"

Aber warum ist er gar so Hals über Kopf davon- gefahren? Und ein Telegramm hat er auch an dem Tag bekommen, das er versteckt hat ... ! Und warum schreibt der Haims nicht?"

Daß dein .Hanns nicht schreibt, begreife ich sehr gut! Sag' doch selbst, Kind, ob das einen Zweck hat, daß ihr euch mit euren verzweifelten Briefen gegenseitig nur iml- mer noch mehr quält und ansregt?

Schau, du weißt ja doch, daß der Papa alles tut, was in seiner Macht liegt aber, waS eben nichr geht dagegen läßt sich nichts nmchen!

Ich will dir ja nicht alle Hoffnung nehmen, Ihr seid ja beide noch jung! Vielleicht in Jahren einmal . . . ! Es ist zwar gar nichr recht von mir, daß ich das iagh jedenfalls ist's für euch viel besser, wenn ihr mit der Tatsache rechner, daß ihr euch nicht kriegen könnt! Dann könnt ihr auch keine Enttänschpng erleben! Und sollte es, wider alles Erwarten, doch einmal dazu kommen na, dann ist die Freude um so größer! Du kannst über--- zeugt fein, daß wir's euch von Herzen wünschen!"

(Fortsetzung folgt.)