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Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Ttadt Wildbad. ^

Verkündigungsblatt

der iigt. Forstämter Wildbsd, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

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Rr. 27.

Donnerstag, den 2. Februar RSL1.

28. Jahrg.

Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag.

Die Reichswertzuwachtzsteuer.

Berlin, 31. Januar.

Die Ernte sotl in die Scheuer gefahren werden. Die dritte Lesung der Wertzuwachs st euer steht auf der Tages­ordnung und heut« zweifelt kein Mensch ipehr daran, daß. diese Vorlage angenommen wird und der Staatssekretär Wermuth sei­nen ersten großen Triumph erlebt. Bevor man aber in die Tagesordnung eintrat, erhob man sich zu ernstem Werk. Der Präsident gedachte des Ablebens des Abg. Singer, deZ so­zialdemokratischen Führers, der so oft in diesem Hause seinen sonoren Baß hatte erklingen lassen.

Die Beratung der Zuwachssteuer begann mit einer General­debatte, in der zunächst der Adg. Dr. Arendt alles zu-

sammentrng, was sich mit und ohne Grund gegen das Gesetz sagen Ließ, das er für einen Lufthied ohne praktische Bedeutung erklärte. Der Sozialdemokrat Dr. Südekum wandte sich ge­gen eine Reihe von sog. Kvmpromißanträgen, die von Ver­tretern aller bürgerlichen Parteien mit Ausnahme der Polen cingebracht worden waren, die aber im wesentlichen redaktionelle Amderungen betrafen. Südekum ironisierte besonders die Frei­sinnigen, die sich nun hier d.»i schwarz-blauen Steuerblock an- schließen wollten. Nach den-, der Staatssekretär Wermuth die Vorlage, so wie sie sich nun einmal gestaltet hatte, empfohlen

und ausdrücklich erklärt hatte, daß die Veteranen nun auch

tatsächlich ihre erhöhten Zuwendungen erhalten sollten, und nachdem die Abgg. Dr. Rösicke und Dr. Weber sich zu­stimmend geäußert hatten, kam der Abg. Cuno von der Fort­schrittlichen Volkspartei zum Wort, um sich scharf, aber mit

guten Gründen gegen die sozialdemokratische AgitationSrede des Herrn Südekum zu wenden. Die Sozialdemokratie, die sich auch hier ablehnend verhält, hat es ja leicht. Gründe gegen das Gesetz beizubringen. . Demgegenüber hat sich die Fort­schrittliche Volkspartei von vornherein bemüht, die Vorlage jo zu gestalten, daß dabei möglichst der unverdiente Wertzuwachs und er allein getroffen werde. Cuno setzte eingehend auseinander, wie die Vorlage zwar keineswegs dem Ideal entspreche, daß man sich machen könne, aber man habe versucht, etwas positives zustande zu bringen. Cuuo betonte gegenüber der schonenden Behandlung der Landwirtschaft die Notwendigkeit, auch den städtischen Grundbesitz schonend zu behandeln, und er wünscht«, daß Umsatzsteuer und WerrzuivaciMsteuer in Zukunft nicht neben-' einander bestehen möchten. Für die Gemeinden verlangte er weit­gehende Freiheit hinsichtlich der Höhe der Zuschläge. Nach kurzer weiterer Generaldebatte ging man zu den Einzelbestimmungen über, und hier ergab sich xrst beim ß LS ein längerer, in­teressanter Aufenthalt. Hier war bekanntlich vom Reichstage in der zweiten Lesung die Beseitigung der Steuerfreiheit der Landesfürsten beschlossen worden. Die Konservativen beantragten nunmehr, die Steuerfreiheit der Herren Monarchen wieder herzustelhn, und der Staatssekretär Wermuth setzte sich mit aller Kraft für diesen Antrag ein, wobei er ausschließ­lich staatsrechtliche Gründe für die Notwendigkeit der Befrei­ung ins Feld führte. Von der Linken, namentlich vom Abg. D>- w e » "> n >' n - .d, o f e r und vom Abg. Dove , wurde der

Auffassung des Staatssekretärs, dem sich von konservativer Seite Abg. Gras Westarp und vom Zentrum Abg. Zehnter an­schlossen, lebhaft widergesprochen. Die liberalen Redner er­klärten, daß die Befreiung der Landesherren ein staatsrecht­licher und politischer Fehler sei und daß das Volk ein solches Ausnahmcrecht zu gunsten der Fürsten nicht verstehe. Erfreu­licherweise ließ sich auch der größere Teil der Nationallibcralen, sür di« der Abg. Dr. Weber das Wort nahm, von der Rechten nicht umgarnen und erklärte sich gegen die Landesfürstliche Stcmrbesreiung. Trotzdem aber waren, wie sich aus der na­mentlichen Abstimmung ergab, die Nationalliberalen doch schuld daran, daß schließlich der konservative Antrag mit der verhältnismäßig knappen Mehrheit von 166 zu 138 Stimmen bei 17 Stimmenthaltungen angenommen werden konnte. Etwa Io nationallibcrale Herren hatten Ja-Zettel abgegeben und damit die Landesfürsten von der Steuer losgelöst. Das für die Regierung erfreulick-e Resultat wurde charakteristischerwcise von der äußersten Linken mit Bravorufen ausgenommen; diese verspricht sich, und vielleicht nicht mit Unrecht, von der Annahme der Sieuerbcfreiung der Monarchen ein gutes Agitationsge- schäsr. Interessant war die Haltung der Polen, die durch Stimm­enthaltung ihren Willen kund taten, der schwarz-blauen Mehr­heit nicht wehe zu tun. Schließlich setzte Abg. Dr. Neu- mann-Hofer doch noch durch, daß durch Landesgesetz zu gunsten der Gemeinden Ausnahmen von der Steuerfreiheit der Landessürsten gemacht werden können. Mit diesem kleinen Er­folg der bürgerlichen Linken schloß die Sitzung vom Dienstag.

Paul Singer si.

Paul Singer, einer der Führer der deutschen Sozial- deirwkrane, der schon längere Zeit leidend war und dessen Zustand sich in den letzten Tagen sehr verschlimmerte, ist nun gestern nachmittag im Alter von 67 Fahren in Berlin gestorben. Sr war ein Berliner Kind, besuchte die Real­schule und wurde Kansmann. Mit seinem Bruder begrün­dete er im Jahre 1869 eine Fabrik von Tamenmünteln in Berlin, sür die er größere Reisen machte, namentlich in England und Frankreich. Seit 1884 war er Mitglied der Berliner Stadtverordneten-Bersammlung und' des Reichstags, seit 1885 Mitglied der sozialdemokratischen Parteileitung und Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichstagsjraktion, seit 1890, nach Ablauf des Sozia­listengesetzes, .Mi-tvorsitzender des Parteivorstandes der so­zialdemokratischen Partei Teutschlands, ferner war er Mit­glied des internationalen sozialistischen Bureaus in Brüssel und der interparlamentarischen Kommission. Turch die aus Grund des Sozialistengesetzes im Jahre 1886 er­folgte Ausweisung ans Berlin (später wurde er auch noch aus Ossenbach ausgewiesen) wurde er gezwungen, seine kaufmännischen Aemtcr in der Korporation der Berliner Kaufmannschaft niederzulegen, und am 1. Januar 1888 schied er, ebenfalls infolge der Ausweisung, aus dem Ge­schäft aus. Seither lebte er als Privatier.

Singer war nicht etwa, wie Bevel, eine Persönlichkeit die sich durch ihre Natur allein eine führende Rolle er­zwungen hätte. Gewisse Fähigkeiten und Kenntnisse wa­ren ihm natürlich nicht abzusprechen, aber wer jemals seine meist temperamentlosen und oft recht banalen Re­den gehört hat, hätte sich daraus Singers Führerschaft nicht erklären können. Taß er dennoch in die allererste Reche der deutschen Sozialdemokratie gelangte, lag wohl daran, daß die Partei in jenen früheren Zeiten keinen Ueberslutz an führenden Kräften hatte, daß Singer der Partei gute T ienste leistete und eifrig für sie tätig war; persönliche Beziehungen mögen ein Uedriges getan haben. Biele Ver­dienste hat sich Singer auch als Leiter der Parteitage erwor­ben, die er glücklich um manche Klippe brachte. Wenn auch sein Tod in der Partei gewiß nicht Empfindungen Hervor­rufen wird, die sich mit dem Eindruck messen konnten, derz das Scheiden Liebknechts hervorries, so wird er doch sicher­lich von Bielen seiner Partei ganz aufrichtig betrauert werden. Tas verdient er auch, denn er hat der Partei geleistet, was er konnte, ihr also sein Bestes gegeben.

*

Preuße« und der Vatikan,

schon so manchesmal ein Herz und eine Seele, scheinen nun einmal ernsthaft übers Kreuz zu kommen. Und das hat mit seiner Terbheit, ein Brief des Papstes getan. Wie man sich erinnert, hatte die Forderung des Anti- modernisteneides selbst in orthodvx-uUrainoutanen Köpfen zunächst starkes Kopsschütteln verursacht und wie man auch weiß, reiste der Kölner Kardinal Fischer extra nach Rom und er soll dort dasgroße Zugeständnis" erreicht haben, daß der Antimodernisreneid den tathotisch- rheologischen Universitätsprosrssoren erlassen wird. Of­fenbar verhehlten sich die deutschen Bischöfe aber nicht, daß dies allein nicht genügen könne; denn wenn der Papst; den Universitätsproscssoren den Eid nicht etwa erließ, um ihnen eine größere Unabhängigkeit von den Togmen und überhaupt von der Autorität der Kirche einzuräumen, sondern lediglich aus Rücksicht auf ihre Eigenschaft als Staatsdiener, um einen Konflikt mit dem Staat zu ver­meiden, so ergab sich als logische Konsequenz, daß dieser letztere Zweck nur dann erreicht werden könne, wenn die Tispensierung vom Lid aus sämtliche Staatsdicner geist­lichen Standes ausgedehnt würde. Tie Bischoss kow- ferenz in Fulda, deren Beschlüsse leider nicht bekannt geworden sind, muß aus solchen Gründen den Papst um Erlveiterung des Dispenses gebeten haben. Ter Papst ist aber aus diese Vorstellungen nicht nur nicht cinge-

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v>o vlr ge zwr>sel» und glauorn ZN gleicher Zeit.

Ibsen.

Die Versuchung

Rvmun von Robert Graf Wlckcnburg.

37) eNochdiuck verboten.»

(Fortsetzung.)

In gewisser Beziehung ist ja diese drakonische Strenge vielleicht notwendig! Wenn jeder, der aus Not stiehlt, freigesprochen würde - - dann könnten wir was erleben. Tie große Mänge muß ja gewiß durch die Angst vor der Strafe im Zaum gehalten werden, aber so einige jlln- gereckMgkeiten wären doch wohl leicht zu vermeiden!

So richtet sich zum Beispiel das Strafmaß bei einem Tiebstahl meist nur nach der Hohe des gestohlenen Wertes eventuell noch nach der Größe der Versuchung aber dar.ach fragt der Richter den Teufel, ob der Bestohlene sm Krösus war, der über den Verlust lacht, oder ein armer Ten;el, der dadurch in bitteres Elend kommt! Bei dex Vestra,ung eines Mordes oder Totschlags spielt es gar keine Nolle, ob der -vom Leben zum Tod Beförderte jung und gesund war, oder sowieso schon mit einem Fuß im Sarg getänden ist! Ebensowenig, ob er ein Schuft war, der sein Schicksal verdient hat, oder ein ehrenwerter Mensch . . . ? Ferner wird- hoch! jeder gerecht denkende -Mensch v x allen 'Längen die Absicht in Bemach' z e hen, wenn er eine Tat beurteilt dem Gesetz fallt das blusig gar ni.. ,,n!

Nimm zum Beispiel den Fall an, ich will dich er­schlich . ich ziele auf dich, ich drücke sogar ivs -- «Her ich habe vergessen zu laden... ! Was glaubst.du, was mir gesch-,cht... ? Gar nix! . Freigesprochen werde ich tzc-.sti ich Mich - ires ,chngeeignck'en Mittels" bedimt Hab'! Mit einem ungeladenen Revolver kann man niemanden erschlich - Fg, das K-chetz! Laß du dttn Leben nur meiner Bergeßlichke-'i zu verdanken hast das ist ganz Wurscht! Im umgekehrten Fall aber wenn mir ein vermeintlich "ungeladener Revolver losgeht, und -ich' habe das Unglück, jemanden zu treffen, geh ich scheußlich ein! Wenn ich einem vermettiklich Schlafenden einen Lolch ins Herz steckst, M der vollen Absicht, einen ganz gemeinen Meuchelmord

zu begehen, und nachher stellt sich heraus, daß der Be­

treffende in dem Moment meiner Tat schon tot war, weil ihn grad vorher der Schlag getroffen hat, werde ich eben­falls freigesprochen, weil man einen Toten nicht um­bringen kann!

Zwei Leute fälschen Banknoten - der eine gut, der andere schlecht! Bor Gericht wird der Tölpel für feine Ungeschicklichkeit durch eine viel mildere Strafe belohnt werden -- der andere wird seine größere Geschicklichkeit büßen. Ungeeignetes Mittel! Wo liegt da die Gerech­tigkeit '? ^ ,

MuH man da nicht mit der Zeit ans den Standpunkt kommen, daß man aus Gesetz und Allerweltsmoral pfeift und einfach sein eigenes Gewissen entscheiden läßt, was man ttin und was man lassen -darf. . . ?"

Franz war nicht wenig erstaunt über die plötzliche Redseligkeit des in den letzten Tagen so wortkargen Freun­des. Und mit welchem Feuer er sprach bei den letzten Worten sprühten seine Augen förml ch! Aber es lag etwas Ungesundes, Unnatürliches in dieser Lebhaftigkeit!

lind als er jetzt die mißttausich verwunderten Blicke bemerkte, mit welchen der Oberleutnant ihn beobachtete« wurde er rot und verlogen, brach das Gespräch jäh ab und ging hinaus. . .

Als Franz ihn etwas später in seinem Zimmer auf­suchte, war er wieder ganz in seine düstere Teilnahms­losigkeit zurückversunken.

Aber eine Beruhigung hatte er aus dieser Unter­

Lautlose Stille nebenan aber das Licht erlosch nicht. . . !

Jetzt ein leises Knacksen nne wenn ein kleines Schloß einschnappt. . . !

Mit einem Ruck flogen des Lsberleutnants Beine aus dein Bett lautlos schlich er zur Tür dann riß er sie plötzlich ans...

Roitlinger saß ansrecht auf seinem Bett am ganzen Körper zitternd blaß wie eine Leiche und glotzte den einrretenden Freund aus großen, verstörten Augen an! Seine rechte Hand schob verstohlen etwas unter das Kopf-

Wen...!

,Ma, was treibst denn du . . . ?"

,Mix -

gar n:x. .

i"

er konnte kaum sprechen.

redung doch

st: wenn mich Franz, der doch so

ein grundehrlicher Kerl war, so dachte dann brauchte er sich wegen >o'ner verbrecherischen Gedanken wenig,>-ns nicht so quälende Gewissensbisse zu machen! Los wurde er sie freilich nicht di: e aufreizenden Gedanken, und ebensowenig seme trostlose Verzweiflung!

In der folgenden Nacht erwachte Franz Bräuner ganz gegen feine Gewohnheit, und sah durch die Türritzen Licht im anstoßenden Schlafzimmer seines Freundes. Tas war ihm unheimlich - - und er horchte aufmerksam.

Er hatte nicht ohne gehe-me Absicht daraus bestanden, gerade dieses Zimmer zu bewohnen . . . ! Und heute abend war ihm Reitlinger so besonders niedergeschlagen vor- gekvmmen. . . !

Ich kann halt nicht schlafen!" Franz sah ihn mit einem festen Blick an, vor dem er die Augen senkte, und ging ruhig auf ihn zu:

Weißt D', ich glaub' das machen die Federpilster - da kriegt man so einen heißen Kops davon . . . !"

Mit raschem Griff halte er das Kiste:- gepackt und in die Höhe gerissen, ehe der erschrockene Reitlinger eS verhindern konnte. . . !

Las flackernde Licht der Kerze fiel auf einen dunk­len, me attisch blitzend. E-egensand, den Franz mit gro­ßer Gemütsruhe an sich nahm:

Hübscher Revolver!" sagw er gemü.lichAber zum Teufel das is doch d'-e höhere Unvorsichtigkeit . . . k Wie kann man nur einen geladenen Revolver mit gespann­tem Hahn (?) unterm Polster liegen haben!"

Aus Reitlingers Zügen hatten sich während dieses sekundenlangen Vorganges kal-eidoskopar-g die verschieden­sten Gefühle abaezeichnet: Schrecken, Unwillen, schlechtes Gewissen jetzt aber ergriff er in einer warmen Auf­wallung die Hand des Freundes:

Tu biß ein guter Ke-' -- Franz . . . !"

Nicht, daß er ihm -das Leben gerettet hatte, dankte er ihm. . . nein: nur die ;mrke Rücksicht, mit welcher di-ser äußerlich so derbe Mensch ihm jede peinliche Aus­einandersetzung ersparen wollte!

(Fortsetzung folgt.)

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