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vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. IS.
Dienstag, den 24. Januar IS11.
28. Jahrg.
Deutsches Reich.
Die Notlage Ser Winzer im preußischen Landtag.
(tb.) Berlin, 22. Jan.
Wein macht fröhlich, und die feurigsten Produkte poetischer Phantasie find dem edlen Rebensaft gewidmet. Auch den Winzerstand umgibt der romantische Zauber schöner Gemälde und verzückter Schilderungen, in denen dieser Bernfszweig als der schönste und lieblichste von allen erscheint. Und wenn man am Rhein nnd an der Mosel oder am Neckar in den netten, gemütlichen Weinstuben den Humpen hebt, so vermeint man, daß in diesen gottgesegneten Breiten nur eitel Glück und Seligkeit herrsche. Aber die rauhe Wirklichkeit sieht anders aus, als die Gebilde der Sentimentalität und der feuchtfröhlichen Weinstimmung. Es geht den Winzern im deutschen Weinbangebiet schlecht, herzlich schlecht, und ihre schönen Rebstöcke, die der Landschaft ein so zierlich-freudiges Gepräge geben, sind bedroht von gefährlichen Schädlingen: der Reblaus, der Peronospora und vor allem vom Heu- und Sauerwurm. Tiefe unscheinbaren Bestien fressen im wahren Sinne des Wortes am Mark des deutschen Weinbaues. Während man aber der Reblaus in neuerer Zeit mit wirksamen Mitteln zu Leibe zu gehen imstande ist, hat man noch kein rechtes Mittel gefunden, um sich des Heu- und Sauerwurmes zu erwehren. Tie ernste Notlage des Winzerstandes hat nun verschiedene Parteien des preußischen Abgeordnetenhauses veranlaßt, mit Interpellationen und Anträgen an die Regierung heranzugehcn, die den Zweck haben, diese zur Bereitstellung von Mitteln zur Bekämpfung der Rebschädlinge und zur Ergreifung von Maßnahmen zur Unterstützung der in Not geratenen Wnrzer auszufordern. Tiefe Anregungen standen gestern auf der Tagesordnung im Mgeordnetenhause.
Sofort nach der Eröffnung der Sitzung bestieg der Zen- -trumsabg. Kuhn, feines Zeichens Amtsrichter in Ahrweiler, die Tribüne, um in bewegten Worten die Notlage der Winzer, der ärmsten der Armen, zu schildern und um Abhilfe zu bitten. Ter neue Landwirtschastsminister Herr von S ch o rl e m e r-L i e se r gab sofort die Antwort der Regierung. Man kann diesem Herrn die eingehendste Ächkimde nicht absvrechen, Tenn bekanntlich ist Herr von Sch-orlemer Besitzer ausgedehnter Weinberge an der Mosel, und manch köstlicher Tropien harrt in seinen Kellern seiner Bestimmung entgegen, durch die Kehle durstiger
Trinker zu rinnen. Es war sehr interessant, was dieser weinbaukundige Minister auszuführen hatte. Er gab die schwere Notlage namentlich der kleinen Winzer rundweg zu und erörterte sachverständig die Schwierigkeit, durch allgemeine Verordnungen dem Uebel des Sauerwurms beizukommen, für dessen Ausrottung man noch kein ausreichendes Mittel gefunden habe. Er versicherte, daß die Regierung bereits alles mögliche getan habe, um des Uebels Herr zu werden. Sehr richtig setzte der Minister aber noch hinzu, daß nicht nur die Heu- und Sauerwürmer, sondern auch der Preisrückgang und die schlechten Weinjahrc an der Winzernot schuld seien. Besonders dem Rotweinbau stellte Schorlemer ein schlechtes Pronostikon. In manchen Gegenden wird es sich in Zukunft kaum noch lohnen, Weinbau zu treiben. Staatshilfen stellte der Minister, da wo es nötig sein sollte, in Aussicht. Seine Ausführungen fanden lebhafte Zustimmung des leider nur sehr schwach besetzten Hauses.
In der Tisknfsion sprachen ausschließlich Redner, die in Weinbaugebieten gewählt oder heimisch sind. Sie allesamt erkannten den Notstand der Winzer an und verlangten die einheitliche Bekämpfung des Heu- und Sauerwurms, sowie staatliche Hilfe für die bedrängten Winzer. Bon der Fortschrittlichen Volkspartei ergriff das Wort der Abg. Tr. Crüger, der bekanntlich früher den Wahlkreis Wiesbaden im Reichstage vertreten hat. Er gab seiner Befriedigung über die Erklärung des Ministers Ausdruck, die ihm aber noch nicht weit genug ging. Er verlangte Hilfe für alle Winzer und schilderte in ernsten Worten die große Mutlosigkeit, die bereits weite Winzerkreise ergriffen habe. Tappelt gibt, wer schnell gibt! Minister von Schorle- me r äußerte sich in einer zweiten Rede noch eingehend über die Erforschung des Wesens des Sanerwurms nnd über die Art und Weise, wie Mittel für den Notstand bereit gestellt werden sollen. Nachdem aus allen Weinbäugebieten Klagen und Wünsche vorgebracht worden waren, wurden schließlich die zu der Angelegenheit gestellten Anträge einer Kommission überlviesen.
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Sozialdemokratische Wahlrechts- Semomstratione»
haben mm Sonntag in verschiedenen Großstädten Preußens stattgefnnden. In Berlin nahmen an 70 Versammlungen etwa 30000 Temonstranten teil. Ueberall wurde eine scharfe gleichlautende Resolution gegen das Treiklassenwahlsystem angenommen, Zwischenfälle scheinen sich nirgends ereignet zu haben.
Berlin, 22. Jan. Tas Krönungs- und Ordens fest wurde heute in gewohnter Weise im Kgl. Schloß gefeiert.
Cuxhaven, 22. Jan, Ter dänische Motorschonec „Anna Luise" ist in der Nähe von Sylt ein Raub der Flammen geworden. Tie Mannschaft konnte sich retten und ist bei Hörnam gelandet.
Ausland.
Konstantinopel, 22. Jan. Tie Kammer verhandelte gestern über die Anfragen an den Minister des Aeu- ßern betreffend die Potsdamer Abinachungen. Abg. Sche- fik hob den persönlichen Eindruck hervor, der dadurch auf die Ottomanen hervorgerufcn worden sei. Redner dankte dem deutschen Botschafter für seine befriedigenden Erklärungen, die jedoch die Bedenken der Ottomanen nicht zerstreut hätten. Ter zweite Interpellant Ferid verlangte Auskunft, ob die Türkei Vorkehrungen zur Wahrung der Integrität Persiens getroffen habe. Ter Minister des Aeußern verlas die auf den Orient Bezug nehmende Stelle aus der Reichstagsrede des Reichskanzlers von Bethmann- Hollweg und die Erklärungen des russischen Ministers des Auswärtigen. Ter Minister betonte, daß die Anerkennung des russischen Einflusses auf Persien keineswegs eine Verkennung der Rechte der Türkei bedeute. Auf eine Anfrage, ob Frhr. v. Marschall den Art. 3 der Publikation der ,Evening Times" auch schriftlich dementiert habe, erklärte der Minister, das Wort eines Tiplomaten wie des deutschen Botschafters besitze größere Bedeutung als eine schriftliche Erklärung.
Hankou, 22. Jan. (Reutermeldnng.) Tie englische Polizei ließ einen Kuli, den sie todkrank ausfand, nach der Polizeistation bringen. Ter Kuli starb unterwegs. Die Chinesen behaupteten nun, die Polizei hätte den Kuli getötet. Es brachen infolgedessen Unruhen aus. Bon dem englischen Kanonenboot „Thistie" und dem deutschen Kanonenboot „Jaguar" wurden Freiwillige ausgcrnfen nnd Tetachements gelandet, die von der Menge mit Steinen beworfen wurden. In dem nun folgenden Kampfe wurden acht Chinesen getötet. Ter Vizekönig entsandte darauf chinesische Truppen zur Wiederherstellung der Ordnung. Tie Lage, die zuerst ernst war, wurde bald wieder ruhig.
Peking, 22. Jan. (Reutermeldung.) In der Umgegend von Peking sind wieder mehrere Pest fälle mit töd-
Ein Mensch zeigt nicht eher seinen Lharakter, als wenn er von einem großen Menschen oder irgend von etwas Außerordentlichem spricht. Es ist der rechte Probierstein auf's Kupfer.
Goethe.
Die Versuchung.
Roman von Robert Graf Wickenburg.
^Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Reftlinger wußte nichts davon, aber der rasch herein- Mrirfenc Gans konnte Auskunft gäben — er hatte selbst Diktat des Herrn Porger die betreffende Antwort geschrieben, die von fälschen Atigaben winnnelte: -Ein sch-rich ncher Vertrag bestehe überhaupt nicht usw. . . .!
„Also, sehen Sie, das Hab' ich mir ja gedacht ! Ein oÄl, in dem ganz sicher das allethöchste Strafmaß zur Anwendung kommt — das ist das zwanzigfache der ver- stnzten 'Gebühr! Kurz — wie ich gesagt Hab', zirka 120000 Kronen! Wenn wir die spendieren wollen, können M uns den Spaß leisten, die Herren gerichtlich zu be- "Ulßen! Wird sich das verlohnen. . .?!"
Herr Brauner sah nachdenklich vor sich hin, ohne k sMs zu erwidern, Reitlinger aber war erregt aufge- ! Übungen und ries:
„Tas versteh' ich nicht! Wie soll denn ich dazukom- Aen, die Strafe zu zahlen, wenn die andern Herren falsche Angaben gemacht hoben. . .?! Und daß da eine Absicht Wn-tersteckt — wie Sie glauben — das kann ich 'mir Mn gar nicht. . .!"
^ das werd' ich Ihnen gleich erklären!" fuhr der Mokat mit seinem ruhigen psifsigen Lächeln fort, ,,sehn das ss so: Ich Hab' Ihnen doch schon g'sagt, daß ^ Gesellschafter für jede Verpflichtung solidarisch Haften!
, vt?" Gesellschaft jetzt zu der Straf' verurteilt wird 77 stnd der einzige, der Geld hat — müssen eben Sie Wm! Ob Sie der Schuldige sind oder nicht — bleibt sch vollständig wurscht! Tvs ist doch ganz klar? Na,
und was die Absichten Ihrer löblichen Herren Kompagnons anbelangt — ha wer'n S' mich gleich verstehn:
Tie Herren Korges und Goldfuchs — in Firma „Porger und Söhne" haben, wie der Herr Gans sich ausdrückt, „e großen Tglles" gehabt — Schulden bis über die Ohren und Wrgends mehr Kredit! Tie angenehme Geschäftsverbindung mit Ihnen hat das alles wieder gut machen sollen — aber nicht so, wie Sie geglaubt haben,, durch die Errichtung einer einträglichen Fabrik — das war nur her Köder, mit dem Sie gefangen wurden — sondern der Hund liegt ganz anderswo begraben! Turch die freie Verfügung über Ihr Geld haben sie ihre Privat- angÄegenheilen wieder aus gleich bringen können — mit dem Glanz Ihres guten Namens haben sie das eigene gefährdete Renommee neu vergoldet — aus den verkrachten SchwiNdelagenten sind sic vor der erstaunten Geschäftswelt zu wohlhabenden Fabrikanten geworden, hinter denen -das Vermögen und der Name eines Mannes von tadellosem Ruf steht!
Taß die Fabrik je zustand kommt — daran haben die Herren jedenfalls gar nie gedacht, weil sie ja Ihr dafür bestimmtes Geld zu andern Zwecken gebraucht haben! So ein paar Jahre hätte man Sie halt mit schönen Versprechungen hingezogen, Sie wahrscheinlich noch gezwungen, Geld auszunehmen, wenn Ihr Vermögen erschöpft war — und mittlerweile wäre die Firma Porger Wider in schönster Blüte dagestanden! Ta Sie aber doch über kurz oder lang einmal dieses schöne Spiel hätten durchschauen müssen und einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten, war eine Waffe notwendig, um Sie auf alle Fälle unschädlich zu machen! Und diese Waffe ist der Vertrag da! Sie haben ganz richtig bemerkt, daß die sauberen Herren halbe Juristen sind — ich muß sägen: ich Hab' fast Respekt vor ihnen! Tiefer Vertrag ist nämlich mit wohlweislich er Mficht so gedreht, daß er die denkbar j höchsten Gebühren zahlen müßte! Ich hätt' selber alle Müh' gehabt, das so herauszutüfteln — die müssen das ganze Gebührengesetz in- und auswendig keimen! Und das ist bekanntlich für den österreichischen Juristen die allcr-
harteste Nuß! Auch der Witz mit dem Geheimnis und dem Pönale usw., wodurch Sie gehalten waren, dieses schöne Tokument ja keinem Menschen zu zeigen, der Ihnen etwa -die Augen geöffnet hätt', ist einfach großartig!
Sowie Sie aber sich einmal gerührt hätten - da Karen die Herren dagewesen und hätten Ihnen kaltlächelnd erklärt: „Mein lieber Freund — wenn du nicht schön still und brav tust, was wir wollet!, dann legen! wir dieses Schriftstück dem Gericht vor und das kostet dich 120000 Kronen! Sehen S', der Herr Brauner hat mich schon lang verstanden! Ja, und das ist eben der für uns unangenehme Fall, der jetzt eingetreten ist! So klar der Betrug auf der Hand liegt — wir haben gebundene Hände! Tie Antwort, die wir auf unsere Anzeige beko-m- üren —— die steht fest!"
Reitlinger war wie vernichtet auf seinen Stuhl gesunken! Angesichts der unerbittlichen Logik, die in den Worten des Advokaten lag, schwanden die letzten Zweifel, an die er sich noch geklammert hatte, wie der Ertrinkende an den Strohhalm! Alles, was er da hörte, war ja nichts weiter als (He Bestätigung eines Verdachtes, der schon so oft ,tn ihm aufgesticgen war, und den er nur immer wieder mit Gewalt unterdrückt hatte!
Jetzt sah er ein, daß er schmählich betragen war alles verloren! Jede Hoffnung zerronnen!
Nach dem Einblick, den die Aussagen des würdigen Salomon Gans in seine Lage gewährten, korm-te er im besten Fall -durch den Verkauf von Grummbach alle Verpflichtungen decken und mit Ehren den Verlust feiner ganzen Habe beklagen! Im schlimmsten Fall aber — wenn etwa noch ungekamrte Verbindlichkeiten vorhanden ivaren -— Wechsel, von deren Existenz auch Gans nichts wußte... ?! Was dann? ' "I I
Tas versuchte er sich Mir nicht mehr «uszudenken. Ob 'er sein Vermögen mit Anstand oder mit Schande los
wurde-was spickte das noch für eine Rolle? Fragt
der Gespießte danach, ob er hinterher noch gehangen wird!?
(Fortsetzung folgt.)