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Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadt Wildbad. verkündigungsblatt

der i(gr. Forstämter lvildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr« 17

Samstag, den S1. Januar 1SI1.

28. Jahrg.

Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag

Berlin, 18. Januar.

Präsident Graf Schwerin-Läwitz eröffnet die Sitzung um 1.2V Uhr. Am Bundesratstisch: Staatssekretär Wermuth. Die zweite Lesung des Rcichswertznwachsfteuergesetzcs wird bei 8 10 s fortgesetzt. Graf von Carmer-Zieserwitz (koni) und Genossen beantragen die Einfügung eines Zusatzes, wonach dem Erwerbspreis Aufwendungen für Bauten usw. auch dann hinzuzurechnen sind, wenn sic der taufenden Unterhaltung dienen und durch Vernachlässigung des Vorbefitzers notwendig geworden sind. Graf Westarp (konf.) begründet den Antrag. Weber (natl.) und Potthoff (fortschr. Vp.) erklären den Antrag für überflüssig, da es sich in einein derartigen Fall ich! um dauernde Ilnterhaltungsausgaben handle. Der An­trag wird zurückgezogen und der Paragraph angenommen.

8 10 b schreibt die Abzugsfähigkeit von Enreignungscntschädig- mige» und Entschädigungen für Bergschäden vor. Auf Antrag Weber (natl.f wird die Bestimmung eingefügt, daß diese Ab- zugssähigkeit eintritt, sobald die Entschädigungen nicht nach weis­lich zur Beseitigung der Bergschäden verwendet sind. Mit die­ser Aenderung wird § 10b angenommen.

ß 10 e sicht eine weitere Abzugsfähigkeit für Weinberge »nd sonstige Grundstücke vor. Der Paragraph wird mit eini­gen Aenderungen angenommen. Darnach sind dem Erwerbs­preis sür jedes Jahr des für die Steuerbcrechnung maßgebenden Zeitraumes hinzuzurechneu 1 t von dem Ertrag des Erwerbs­preises und der Anrechnung sür Aufwendung für Bauten usw., ter zusammen hundert Mark, bei Weinbergen dreihundert Mark (nach der Kommissionsfassung 2M Mark) pro Ar nicht über­steigt, 2</s Proz., 2) von dem Mchrertrag bei unbebauten Grund­stücken 2, bei bebauten 1l/s Proz. (Kommissionsfassung: 1 Proz.).

8 II sieht die rückwirkende Kraft des Gesetzes vor. Einzelne Teste dieses Paragraphen iverden zurückgestcllt. Die nicht zu- rückgestellten Absätze 1 und 3 des 8 11 mit bedingter vierzig­jähriger Rückwirkung werden unverändert angenommen. § 12, ter die Gemeinden berechtigt, zu bestimmen, daß bei Bemessung dos Wertzuwachses Erwerbsvorgänge berücksichtigt Iverden, die vor dom 12. April 1910 liegen, ist von der Kommission ge­strichen worden. Das Haus beschließt die Streichung. 8 13 (Bestimmung über Berechnung des Erwerbskreises bei einer Flur­bereinigung oder Ilmlegung) wird unverändert angenommen. 8 li berücksichtigt die unentgeltliche dauernde Grundstücksüberlassung sür Berkehrszwecke, öffentliche oder gemeinnützige Zwecke und die Steuerrückerstattung für den Verlust bei der früheren Beräußer- Mg einzelner Teile. Cuuo (sortschr. Vp.) beantragt, zu sagen: Norden Teile eines örtlich ober wirtschaftlich-zusammenhängen­den Grundbesitzes durch verschiedene Rechtsvorgänge von dem­selben Veräußerer oder dessen Erben innerhalb drei Jahren tKom- miisionsfassung: 2 Jahre) übertragen, so kann von dem Wert­zuwachs des einen Grnndstückstcits ein bei dem Verkauf anderer Ale eingetretener Verlust abgezogen werden. Die Abstimm­ung über den Antrag bleibt zweifelhaft. Es erfolgt Hammel­sprung. Für den Antrag Cuno stimmen 126, dagegen 118. Da Antrag ist angenommen.

8 15, der die Abzüge vom Verkaufspreis vorsieht, wird nach tangerer Debatte urit geringfügigen Aenderungen angenom­men. Die 88 16 t8 bleiben unverändert. 8 21 enthält die Steuerskala, sowie die Bestimmung: Die Steuer ermäßigt sich sür jedes volle Jahr des sür die Steurrberechnung maßgeben­den Zeitraumes längstens sür 30 Jahre um 1 Proz. ihres Be­trags. Nach langer Debatte wird unter Mlehnung eines Zen­trumsantrags ein Antrag angenommen, der statt l Proz. 1 >/, Proz. vorsieht. Der Antrag Weber zu 8 11 wird zurückgezogen und der betr. Teil dieses Paragraphen unverändert angenommen, ebenso 8 21. § 22 enthält die Steuerbefreiung für das Reich,

die Bundesstaaten» die Gemeinden, gemeinnützigen Vereine, An- siedlungskommissioiien usw. KorsantN (Pole) spricht sich gegen den Paragraphen aus.

Darauf wird vertagt. Morgen vorm. II lthr Fortsetzung. Sckiluß halb 7 Uhr.

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Tie Landrals-JiiterpeLation im preußischen R bgeordrretenhaus.

(kd) Berlin, 19. Januar !9ll.

Im preußischen Abgeordneten Hause kam heute die freisinnige Interpellation über die Mißgriffe der Land­räte und anderer RegierungsbeamLer zur Verhandlung. Tie Tribünen waren überfüllt, ein Beweis, wie tief die Erregung über'den Fall Becker in westen Bolkskreisen ist. Tas Haus hingegen wies namentlich auf der Rechten große Lücken auf. Tic Begründung der Interpellation hatte der Mg. Lippmanu übernommen, der als Ver­treter von Stettin und einziger liberaler Wgeordnetcr von Pommern gewissermaßen der nächste dazu war.

Lippmanu begann mit allgemeinen Betrachtungen über die Tatsache der konftrvatrven Herrschaft, die sich das Volk nicht mehr länger gefallen lassen will. Mit Recht bemängelte Redner die Statistik des Ministers über die Rekrutierung der höheren Beamten, und er wies nach, wie namentlich gerade die Landräte überwiegend aus Of­fiziers- und Agrarkrisen stammen und wie sic zumeist einseitig konservativ-agrarische Interessen vertreten. Red­ner rechnete alsdann aufs gründlichste mit dem preußischen Landratstreiben im speziellen ab. Zuerst kam der Fall Schröder an die Reihe: Tie ungeheuerlichen Vorkomm­nisse, die er erzählte, erregten Sensation. Insbesondere bekämpfte Lippmaann die Tatsache, daß der Landrat un­ter Berufung aus § 53 her Strasvrozeß-Ordnung ungün­stige Zeugenaussagen von Beamten verhindern konnte und dadurch der Gerechtigkeit in den Arm siel. Lippmann er­zählte alsdann den neulich von der. Liberalen Korrespon­denz erwähnten Fall der Mchtgenehnngnng der Wahl ei­nes Gastwirts zum Schäften, der nichts weiter getan hatte,

als daß er sein Lokal den Sozialdemokraten gegeben hatte. Ausführlich erörterte der freisinnige Interpellant die skan­dalösen Vorkommnisse in Labiau-Wehlau, und unter Entrüstungskundgebungen der.Linken tollte er mit, daß dein neuen Abg. Wagner-Labiau vom Kreisausschuß daselbst sofort nach seiner Wahl der besoldete Posten als Ver­walter des Armenhauses und die dazu gehörige Wohnung gekündigt worden sei.

Und nun kam der Fall Becker. Die Rechte ward unruhig. Aber der gewandte und energische Redner schenkte den Herren nichts. Er bemängelte die Höhe der Strafe, schilderte Becker als temperamentvollen Mann§ der scharf gegen ein ihm verderblich scheinende Sache kämpfte, und stellte die Tatsache fest, daß der Landrat von Maltzahn nach dem Ergebnis des Prozesses in ein­stetig konservativem Sinne voreingenommen sei. Lipp­mann bekräftigte dies durch eine eingehende, an drastische« Momenten reiche Darstellung des Prozesses, insbesondere durch wörtliche Verlesung des sog. Annäherungsberichtes, der- deutlich erkennen läßt, daß Maltzahn bereit gewesen ist, Herrn Becker wieder in sein Amt einzusetzen, wenn er po­litischloyal" werden und sich aus demultrasreisinnigen Lager" abwenden werde. Mit Recht rügte Lippmann auch die Ernennung des Schreibers Maltzahns zum Gutsoor- steher von Bartmannshagen. Er erzählte von dem Ver­bot der Ulanenkonzerte, vom Lehrer Schacht und von den Gehcimakten über den Liberalen Verein Grimmen. Nach Zt^stündiger Rede schloß Lippmann mit dem Ver­langen nach der Beseitigung der agrarischen Vorrechte.

Tie Antwort des Ministers von Dallwitz war von großer Kümmerlichkeit, formell wie inhaltlich. Tr be­stritt einfach unter dem Gelächter der Linken, daß es agrarische Vorrechte gebe, kam nochmals auf seine ver­unglückte Landratsstatistik zurück, die er zu verteidigen suchte, ging über den Fall Schröder elegant hinweg, di er auch rechtshängig sei, hinsichtlich des Falles wegen der Nichtbestätigung des Gastwirtes hatte er noch keinen Bericht, und hinsichtlich der Vorwürfe über Labiau-Wehlin behauptete er unter wachsender Heiterkeit, daß sie zum großen Teil unbegründet seien. Was Herr von Dallwitz über den Fall Becker sagte, hielt sich ebenfalls ganz an der Oberfläche: er war eifrig bestrebt, den Landrat in der Sache der Sonderakten, der Ernennung seines Schrei­bers zum Gutsvorsteher und des Amräherungsberichtcs weiß zu waschen. Tie Verweigerung der Genehmigung zur Verlesung der Akten über den Liberalen Verein wurde mit

So ist's in aller Zeit gewesen,

2o ist es, furcht ich, auch noch heut, wer nicht besonders auserlesen.

Dem macht die Tugend Schwierigkeit,

Ansteigend mußt du dich bemühen,

Doch ohn Mühe finkest du.

Der liebe Gott muß immer ziehen Dem Teuffel fäklt's von selber zu.

Willi. Busch.

Die Versuchung.

Roman von Robert Gras Wicken bürg.

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Tx. Rtedmger tauschte einen verständnisinnigen Blick Edenr langsam im Zimmer auf und ab gehenden Herrn Türner, und um seine kirschroten Lippen sWltc ein leises Orgastisches Lächeln aber nicht in verleWndem Spott, mir den: gutmütigen Humor, der über eine peinliche Elation wcgHÄsen will:

Ja, mein verehrtestrr Herr von Reitlinger," sagte ? rm Ton unerschütterlicher Gemütsruhe,da sitzen wir iftrechr schön in der Tinte! Und Sie geben also zu, diese Abschrift, die wir der Liebenswürdigkeit des Mrn Salomon Gans verdanken, mit ihrem Original- «tttrog vollkommen gleichlautet? Na, wissen Sh das hätt' M aber viel kürzer fassen lassen: Ich, Hans von Reit- An, verkaufe mich hiermit an die Herren Soundso mit und Seele und Haut und Haar. . .! Das Hätt' dieselben Dienste getan!"

Reitlinger sah düster zu Boden und gab' einen tun-" ^"ftrbaren stöhnenden Laut von sich. Tier Advokat warf ? einen gutnrüdig mitleidigen Blick zu, und wandte "n Herrn Bräuner:

. --Ja, das laßt sich nimmer ändern! Jetzt müß' mer wsschauen, was sich noch retten laßt! Wenn's Ihnen ?Vist, möcht' ich setzt gern einige Fragen an die zwei draußen richten?" Er läutete und beauftragte den

bie Herren S-chiNdetlhuber und Gans hereinz«- In der Zwischenzeit richtete er das Wort Noch ^ an Reitlinger:

:Dagen .Sie nur, Mt denn dsZ nicht Ihren ^er­

dacht erweckt, daß Ihre Herren Konrpagnons die Be­rechtigung beansprucht haben, allein die. Firma zu zerch- nen? 'Damit waren Sie ihnen doch ganz mrsgelieftrt! Sie geben da Ihr Geld Her ohne jede Sicherstellung und fremde Leut' können drüber verfügen, ohne daß (Sie nur davon erführen . . . ! Ja, sie können Noch alle mög­lichen Verpflichtungen eingchen, Schulden machen aus Ihr Konto. . . !"

Auf nrcin Konto doch nicht!" warf Reitlinger ge­reizt ein,doch höchstens für Rechnung der Firma, der sie doch selber angehören. . . !"

Tr. Riedinger Topfte ihm gemütlich aufs Knie:

lind wenn die andern den ftMimnnten Geldbeutel leer Haben? Was dann? Wissen Sie nicht, daß die Teilhaber ellrer Handelsgesellschaft solidarisch haften?! Das heißt also: wenn Ihre sauberen Freunde im Namen der Firma Schulden »rachen, so haftet jeder ovn Ihnen mit seinem ganzen Hab und Gut dafür und Nachdem die Herren allein Anschein nach nix haben werden Sie gepackjt und können blechen, drß Sie schwarz werden!"

Ta blictte Reitlinger tödlich erschrocken auf:Ist das wirTich wahr?" t

Herr Bräuner sah ihn kopfschüttelnd an dann schlug er die Hände zusammen:Tas haben Sie Nicht gewußt!? Ta frag' ich doch einen Menschen! Und so­was macht einen Vertrag auf Tod' und Leben, ohne einen Juristen zu fragen!"

Tas Gespräch wurde durch den Eintritt der vom TKeuer Gerufenen unterbrochen.

Ter wohlgenährte Agent begrüßte die Anwesenden mit einem gemütlichen:Grüaß Good!" Gans' lange Hagere Gestalt knickte einige Male wie ein Tafchenfeitel ein.

,Mlso, mein verchrtester Herr Gans," begann Dr. Riedinger in leicht ironisch angehauchtem Ton,wir müs­sen Sie jetzt höftichst bitten, uns noch einige mündliche Auskünfte zu erteilen! Ta Sie über die ganze Angelegen­heit so Vorzüglich informiert scheinen, werden Sic sicher in der Lage sein, uns zürn Verspiel über die in diesem Vertrag erwähnte Erfindung des Herrn Goldfuchs einiges zu erzälsten! Also, Wo hat denn unter anderen! i^r genannte Herr seine Vorstrüron und Rrperrmsnte gemacht? Er muH doch ein Llckwratörium gehabt haben?"

Auftm Mond vielleicht:!" lautete die lakonische Ant­wort. Schindelhuber grinste über das ganze dicke Ge­sicht und schlug sich vergnügt auf die Knie.

Also 'damit wollen Sie sagen, daß er gar kein.Labo­ratorium besitzt? Na, gut! Aber der Herr Goldfuchs.ist doch Chemiker?"

Tor versteht von die Chemikercr grad e' soviel, wie m«' Großmutter von Seittanzen!" erwiderte Gans mit unerschütterlichem Mcich-mur.

Tas entzieht sich meiner Beurteilung weil ich nicht den Vorzug habe, die würdige 'Dame zu kennen^ und well ich nicht weiß, was ihr Beruf war!"

Hebamme!" warf GanS dazwischen, ohne eine Mene zu verziehen. . s .

Na, da wird sie allerdings das hohe Turmseil seilten bestiegen haben! Tas Mißt also, daß der Herr Goldfuchs gar kein Chemiker ist? Wer wer sott denn dann die Erfindung gemacht haben?"'

Waas ich?" Gans zog seine schmalen Schultern in die Höhe bis an die Ohren.

Ja, aber Sie kennen doch den Vertrag, nach welchem der Herr Goldfuchs an die Gesellschaft seine Erfindung verkauft 'hat! Tr kann sie doch nicht ans her Lust ge­griffen haben . . . ?"

Herr TEerleben, haben Se schon c' mal e' Maus gefangen? Sehen S: - da haben Se e'n Speck herein­getan in der Falle!? Na der Speck, des war die Er­findung von Herrn Goldfuchs und die Maus, was hereingesallen is daraus die tvar der Herr von Reit-- linger . . . !"

Dieser Hatte bisher stumm zugehört jetzt fuhr er jäh auf:

Herr Doktor - das ist ja alles nicht wahr! Nach­dem das Geheimnis ja doch einmal ohne.mein Zutun verraten ist, kann ich's ja sagen: Ich habe ja ein Muster von dem Produkt, das der Herr Goldfuchs in seinem Laboratorium hergestellt hat! Und die Qualität ist so vorzüglich, daß die landwirtschattliche Versuchsstation, bei der ich's habe prüfen lasten, es für wirkliche Reisstärke gehalten Hat ... ?"

(Fortsetzung folgt.)

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