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Erzähler vom 5chwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der rtgr. Forstämter lvildbad, Illeistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Montag, LS Januar 1811.
28 . Jahrg.
Vom würtrembergischen L ndtag.
Kritische Würdigung der Thronrede.
Tie Thronrede beginnt mit der Anerkennung, datz in der letzten Landtagsperiode unter der unermüdlichen. Mitwirkung der vom Volke gewählten Vertreter die „gedeihliche Entwicklung des Landes einen ungestörten Fortgang genommen" hat und schließt mit der Erklärung des vollen Vertrauens, daß die Landstände auch in der zweiten Tagung ihre betvährte Pflichttreue zum Wähle des Volkes bestätigen werden. Tiefes Geständnis ist wertvoll und bedarf besonderer Hervorhebung. Erfreulich ist ferner die Feststellung der Ertragssteigerung bei den Eisenbahnen, Forsten und der Landessteuern. Wenn dieser vermehrten Einnahme ein großer Ausfall vor allem bei der Post gegenübersteht, so darf man sich hieftir bei denen bedanken, die den Postvertrag zwischen Württemberg und dem Reich in Berlin als für Württemberg zu günstig denunziert und dadurch eine Aeuderung des Briefmarkenvertrags bewirkt haben, die sich bei der Bilanzierung des Staatshaushaltes als überaus schmerzlich bemerkbar gemacht hat.
Sehr bemerkenswert ist das Zugeständnis der Verteuerung der Lebensbedürfnisse in den letzten Jahren, unseres Wissens das erste in einer deutschen Thronrede; die Regierung wird sich nur fragen müssen, inwiefern sie nicht selbst an dieser Verteuerung schuldig ist. Daß die Staatsbeamten begründeten Anspruch haben, ihr Einkommen den wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechend erhöht zu sehen, ist von demokratischer Seite schon lange anerkannt worden. Und wenn die Thronrede jetzt die Erhöhung der Gehalte der Staatsbeamten, wie der Geist- ' lichen und Bolksschullehrer befürwortet, so wird sie jaus Seiten der Volksvertreter nur Sympathie Und Entgegenkommen finden.
Die Gehaltsaufbesserung hat zur Folge, die Eröffnung neuer Einnahmequellen. Diese Feststellung ist das bitterste der ganzen Thronrede, leidet doch schon das ganze Land unter dem erst im vorvergangenen Jahr erhöhteil Steuerdruck. Nähere Angaben über die geplante Steuermehrbelastung enthält die Rede nicht. Wahrscheinlich lvird man auf die 12proz. Erhöhung der direkten Steuern zurückgreifen, die schon im Jahr 1909 geplant loar, aber damals um 7 Proz. ermäßigt wurde.
Die Vereinfachung der Staatsverwaltung soll ein
geleitel werden durch die Aufhebung des Geheimen Rates, der entbehrlich geworden ist. Die Denkschrift über die Verwaltungsvereinfachungen wird ferner die Aufhebung der Kreisregierungen zur Anregung bringen. Auch in dieser Richtung werden der Regierung ernstliche Schwierigkeiten kaum erwachsen.
Die weiteren Gesetzesvorlagen treten an Bedeutung erheblich zurück; im Einzelnen wird über sie später Noch manches zu sagen sein.
Der Entwurf des Hauptfinanzetats
ist jetzt erschienen. Er stellt fest, daß im Rechnungsjahr 1909 sich einerseits die Besserung der wirtschaftlichen Lage, andererseits die stets eingehaltene Rücksichtnahme auf die Herabminderung der Ausgaben in einer nicht unwesentlichen Verbesserung des Ilbschlusses geltend gemacht hat. So kommt es, daß zur Befriedigung außerordentlicher Staatsbedürsuisse in den Jahren 1911/12 noch 1,6 Millionen Mark zur Verfügung stehen, lieber den voraussichtlichen Abschluß des lausenden Rechnungsjahres 1910 läßt sich derzeit eine sichere Angabe noch nicht machen; es wird jedoch der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Einnahmen zur Deckung der Ausgaben zurcichen und sie Wohl noch nicht unerheblich überschreiten. Ter Entwurf des Hauptjinünzetats für 1911 und 1912 ist ganz überwiegend beeinflußt von der Neuordnung der Bezüge der sämtlichen Staatsdiener, der Lehrer an höheren Schulen/ der Geistlichen und der Volksschullehrer. Ter Mehrbedarf für diese Gehaltsneuordnung ist auf rund 8,1 Millionen Mark für 1911 und für 1912 auf rund 9,1 Millionen Mark veranschlagt. Daneben erfordern die Ausgaben für Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld im zweiten Jahr, ferner für Pensionen, sowie für die Departements der Justiz und des Kirchen- und Schulwesens, für das letztere insbesondere wegen Lurchsührung der Novelle zum Volksschulgesetz, Mehraufwendungen, für die daher Deckung geschasst werden muß. Unter Einrechnung dieses Mehraufwands ergibt sich für den gesamten allgemeinen Staatsbedars einschließlich der Gehaltsaufbesserung gegenüber den Voranschlägen für das Jahr 1910 im Jahr 1911 ein Mehrerfordernis von rund 7,7 Millionen M, im Jahr 1912 ein Mehrersordernis von rund 11,4 Mill. Mark. Diesem Mehrersordernis stehen bei dem Ertrag des Kammerguts und den Deckungsmitteln beträchtliche Mehranfälle gegenüber, es ist insbesondere ein höherer
Ketriebsüberschuß der Eisenbahnen in Aussicht zu nehmen, so daß der aus die Eisenbahnverwallung faltende Teil des Mehraufwands für die Gehaltsaufbesserung unter gleichzeitiger Berücksichtigung der alsdann in der Zuweisung zum Eisenbahnreservesonids sich ergebenden Aeuderung im ganzen Betrag aus diesen Ueberschüssen gedeckt werden tann. Ikach Abrechnung dieses Anteils verbleibt gleichwohl ein durch die Gehaltsaufbesserung verursachter Mehrbedarf von rund 5,2 Mill. M im ersten und rund 6,2 Mill. Mark im zweiten Jahr, zu dessen Dechung neue .Einnahmen erschlossen werden müssen.
Ter Etatsentwurf für 1911 und 1912 ist ohne Eiu- rechnung des durch die Gehaltsaufbesserung entstehenden Mehraufwands ausgestellt worden. Ter gesamte Staats- bcdars berechnet sich ohne Einrechnung des Bedarfs für die Gehaltsaufbesserung für 1911 auf 103>9 Millionen Mark, für 1912 aus 106,5 Mill. M und beträgt gegen den Etatssatz von 1910 für 1911 mehr 2,5 Mill. Äch für 1912 mehr 5,2 Mill. M. Tie Staatsschuld wird am 1. April 1911 voraussichtlich 627,6 Millionen Mark betragen. Zur Bestreitung außerordentlicher Bedürfnisse der Berkehrsanstaltemverwattungen sollen dazu zwei neue Aulehen im Gesamtbetrag von 36 Millionen NN ausgenommen werden. Ter Bedarf für das Departement des Kirchen- und Schulwesens ist gegenüber dem Eratsjahr 1910 für 1911 um 303 773 M, für 1912 um 447 384 M höher veranschlagt; dieser Mehraufwand ist fast im ganzen Betrag durch die Anforderungen für das Volksschutwesen veranlaßt. Bei dem Etat der Tierärztlichen Hochschule ist davon ausgegangen, daß jedenfalls in der Eiatsperio-de 1911/12 der Verrieb in der bisherigen Weise fortzusühren ist. Tie Etats für das Volksschulwesen enthalten wesentlich wegen der Bestimmungen der Vvlksschulnovelle, einen Mehraufwand der sich für das erste Jahr ans 273010 Mark, für das zweite ans 428 637 M berechnet. Bei den matrikularmäßigen Ausgleichungsbeträgcn konnte der Betrag für die Brausteuer gegen den bisherigen Elatssatz von 6,4 Mill. M auf 6 MM. M herabgesetzt werden. Dagegen fordert der AusgLichungsbetrag für den Überschuß der Reichspost- und Telegrasenverwaltung gegen den bisherigen Etatssatz von 1,4 Mill. M einen Mehrbedarf von 1,8 Mill. im ersten Jahr und von 2 Mill. im zweiten Jahr.
Ter Reinertrag des Kammerguts ist für 1911 zu 43,7 Mill. M, für 1912 zu 45,3 Mill. M.
Das ddeai erbebt den Gei» und reinigt das khrz, stählt den Willen und sporn: ihn zu edlem streben. Gerok.
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Die Versuchung.
2S)
Rmurin von Robert Graf Wickenburg.
iNachd uck verboten.)
(Fortsetzung.)
Plötzlich fuhr er zusammen, wie unter einem Nadelstich . . .! Was stand da... ? Er traute seinen Augen nicht! Das war ja unmöglich . . .! Und doch — da stand es schwarz auf weiß in großen, deutlichen Buchstaben:
„Als eine der reizendsten Erscheinungen unter dem ! lieblichen Flor junger Damen unserer besten Gesellschaft, Micher das wohlgelungene Fest zierte, verdient noch be- sonders hervorgehoben zu werden: Fräulein Berta Bräu- ner, Tochter des bekannten Groß-Industriellen, und, wie kür aus zuverlässiger Quelle erfahren, glückliche Braut des Gutsbesitzers Hanns von Reitlinger, Leutnant ft. d.
E. im Dragonerregiment Nr. L. . .!"
Reitlinger las diesen Absatz schon zum zehntenmal tntd fragte sich immer noch, ob er nicht träume. . . ? i Aber nein! Er war tvach! Wach wie nur einer ! Und ! die Gedanken jagten in heilloser Verwirrung durch seinen Kopf. . .!
Hastig sprang er aus, griff nach seinem Hut und stürzte nach dem Ausgang. Er hatte zu zahlen vergessen, und der Kellner rannte ihm nach! Er gab ihm ein viel , zu großes Geldstück und wartete nicht auf die Herausgabe, « w dqß der Befrackte ihm kopfschüttelnd nachsah und seinen: . Kollegen zurief: „Hast scho' so 'was g'seh'n — z'erst j wüll er mit der Zech durchbrennen und nachher gibt er ftnf Krcm'ln her fier a' klaane Melanfch und a' Brot...!" >
Wie ein Besessener stürmte Reitlinger in die Schu- wrstraße zur Redaktion. Aber als er sich endlich mit vieler Mühe an die maßgebliche Quelle durchgefragt hatte, erwarte ihm pxx betreffende Herr mit höflichem Achselzucken, daß er leider nicht in der Lage fei, den Verfasser des Artikels zu nennen.
Es war auch gar nicht mehr nötig! Als er wieder oUf der Straße war, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Das war Sommersteins Geschoß! Gar kein Zwei- jet Möglich! Der brüstete sich ja immer mit seinen in
timen Bekanntschaften in Journalistenkreisen und 'tat so wichtig mit seinem Einfluß. . .! Und seine feindseligen Blicke gestern — dieses hämische Lächeln zum Schluß, als Reitlinger die Damen zum Wagen begleitete. . .! Also das war seine Rache!
R-ilingers erster Gedanke war: „Ten elenden Kerl mit der Reitpeitsche vor die Pistole zwingen!" Er stürzte ins nächste Kaffeehaus und ließ sich das Adreßbuch geben. Aber noch ehe er den Gesuchten gesunden hatte, begann er über die unausbleiblichen Folgen eines solchen Schrittes nachzudenken:
„Wenn ich den Tujon über jden Haufen schieß', kommt ein fürchterlicher Skandal heraus — alle Zeitungen sind voll davon — dieser Tratsch. . .! Und die Hauptperson in dem ganzen Spektakel ist Meine Berta . . .! Den Herrn muß ich mir also auf später aufheben — da findet sich schon einmal eine bessere Gelegenheit! Aber jetzt? Was tun?, In den Zeitungen ein Dementi loslassen? Das ändert an der Sache auch Nichts mehr — nur der Tratsch und die Blamage werden noch größer. . .!"
So saß er noch eine Weile brütend und grübelnd da; und allmählich kam Klarheit in das wüste Chaos seiner Gedanken. Er holte tief Atem, richtete sich straft aus wie einer, der einen großen Entschluß gefaßt hat und ging festen Schrittes nach dem Stubenring.
' Berta war mit der Mama ausgegangen — er wollte auch gar nicht zu ihr — er war froh, ihr das Warten M banger Furcht vor dem Ansgang der Unterredung, die er vorhatte, ersparen zu können!
Herr Brauner empfing ihn in seinem Arbeitszimmer:
„Na, na, was is Ihnen denn über die Leber gelaufen!" rief er nach dem ersten Blick in Reitlingcrs verstörtes Gesicht. Dieser atmete etwas erleichtert aus: xr Mußte also noch nichts — das war ihm viel lieber!
„Herr Brauner," begann er und bemühte ftch, seiner vibrierenden Stimme einen festen Klang zu geben. „Ich muß 'Sie um eine sehr ernste Unterredung bitten!"
„Na, das fcnigt ja recht fei-Aich an!" sagte Herr Brauner Und richtete seine schaffen Augen abermals prüfend auf den jungen Mann, der s-ine Blicke mit ernster Festigkeit erwiderte. „Setzen Sie sich daher, und dann heraus damit! Wenn ich Ihnen 'was helfen kann — mit Vergnügen. Ta nehmen S a' Zigaretten zur Beruhigung
Ihrer Nerven — Sie zittern ja ordentlich. . .! Ja sap- perament, was is denn los mit Ihnen? Wollen S' an' Kognak . . .?"
„Nein, nein — danke. . . ! Herr Brauner — ich bin hier um Ihnen ein Geständnis zu machen, das mir gerade in diesem Augenblick furchtbar schwer fällt. . .!"
„Na, nur heraus damit! Den Kopf wird's ja net gleich kosten!"
„Herr Brauner — verzeihen Sie... ich bin zu aufgeregt, um viel Worte zu machen . . . : Ich bitte Sie um die Hand Ihrer Tochter!" Mit wahrer Riesenaw- strengung hatte Reitlinger diese Worte herausgepreßt, und jetzt erwartete er mit dem Mut der Verzweiflung Pen vermeintlich unausbleibenden Zornesausbruch!
Aber was war das . . . ? Ans dem freundlichen, klugen Gesicht des allen Herrn war nichts zu sehen von Zorn und Unwillen — in seinen fest auf ihn gehefteten Augen leuchtete es so sonderbar und um seine Mundwinkel zuckte es so seltsam. . .!
„Na, is das alles?" sagte er ruhig. Reitlinger war sprachlos!
„Und da kommen Sie mit so einem Leichenbitter- g'sicht daher. . .?! Ja, was stieren Sie mich denn so an, als ob's das reinste Weltwunder wär', daß ich Ihnen net gleich den Kopf abreiß' . . . ?!" Damit packte er Reitlinger bei beiden Schultern und schüttelte ihn mit aller Kraft, während er laut und fröhlich herauslachte:
„Ja, Mensch, was haben Sie denn eigentlich? Halten S' mich denn für so dumm, daß ich die ganze Zeit geglaubt Hab', Sie kommen wegen meinen schönen Angen so oft zu uns! Nein, mein lieber Reitlinger, so gute Augen Hab' ich schon noch — und bei euch zwei HLtt's ja ein Blinder mit dem Stock gegriffen! Wenn iv-ir nicht gewußt hätten, daß wir das Mädel ja doch einmal hergeben müssen, und daß Sie ein anständiger Mensch sind, gegen den sich nix eiirwenden läßt — na, da hätt' mer schon beizeiten ein Riegerl vorgeschoben.... Aber was haben S' denn? Is Ihnen das noch nicht genug — daß Sie immer noch dreinschau'n wie vierzehn Tag' Regenwetter . . .! Jetzt wird mir die G'schich: unheimlich! Ja, so reden S' doch einmal was. . .! Haben S' jemand' umgebracht? Oder was haben S' denn auf'in Gewissen . . . ?"
k Fortsetzung folgt.)