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mit Erzähler vom Schwarzwall).

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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der ngi. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklästerle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Mittwoch, den 28. Dezember RS 10.

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27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Graf Ballestrem si.

Wie dieSchlesische Volkszeitung" meldet, ist am 23. Dezember aus Schloß Plawniowitz bei Breslau der srühcre Reichstagspräsident Exz. Graf Franz Bal le­hren: gestorben.

Mit dem Grasen Franz Karl Wolfgang von Balle- strem ist ein Mann dahingegangen, dessen Name mit der Geschichte des Deutschen Reichstages innig verknüpft ist. Geb. am 5. Sept. 1834 auf Schloß Plawniowitz, das nnn anch seine letzte Ruhestätte sein wird, studierte Gras Balle­strem, auf geistlichen Anstalten vorgebildet, 185355 an der Universität Lüttich. Als preußischer Kavallerieoffizier machte er die beiden Feldzüge von 1866 und 187071 mit, nahm dann als Rittmeister seinen Abschied, und ließ sich 1872 als Vertreter des Wahlkreises Oppeln in den Reichstag wählen. Hier-trat der schlesische Magnat, der sich der Zentrnmspartei angeschlossen hatte, erst stärker hervor, als der Kulturkampf -die religiösen und politischen Leidenschaften äufpeitschte. Es ist später, als der Graf seinen Frieden mit der Regierung gemacht hatte oder- umgekehrt und auf der Stufenleiter der Ehren immer höher stieg, oft an die Sitzung vom 5. Dezember 1874 erinnert worden, in der Graf Ballestrem Bismarck das historisch gewordenePfui" zurief, als dieser die Zen- trumspartei für das Kullmannsche Attentat moralisch ver­antwortlich zu machen suchte. In Rom blieben die Ver­dienste des Vorkämpfers des Katholizismus nicht unbe­wohnt: Gras Ballestrem wurde zum Geheimen Kämmerer äi kpaäa 6 cuppn ernannt. Als der Kulturkampf mit dein vollen Siege des Zentrums geendet hatte, war Graf Ballestrem bereits der Mann des Vertrauens dieser Par­tei und vor allem ihr Repräsentant. Er schloß sich mehr dem konservativ-aristokratischen Flügel an und wurde 1890 -erster Vizepräsident des Reichstags. Als er aber 1893 im Gegensatz zu seiner Partei für die Hecresvorlage stimmte, war die Mißstimmung auf beiden Seiten doch so groß, daß der Vorsitzende der Zentrumsfraktion bei der Neuwahl das Haus wurde bekanntlich aufgelöst nicht mehr kandidierte. Erst 1898, als sich bereits die Annäherung zwischen der Regierung und dem Zentrum vollzogen hatte, ließ Graf Ballestrem sich wieder wählen. Er vertrat den Wahlkreis Lublinitz und wurde beim Zu­sammentritt des Reichstags zum Präsidenten gewählt. Er blieb es mit einer kleinen Unterbrechuirg bis zum Jahr

Ein geistreich aufgeschlossenes Wort wirkt auf die Ewigkeit.

Goethe.

Die Versuchung.

Roman von Robert Graf Wickenburg.

1(Y Nachdruck verboten-

(Fortstpuiig.)

I III.

Es wqr ein herrlicher WinteriNorgen. Zum ersten­mal seit mehreren Tagen strahlte die Sonne hell und klar Ms Grummbach herab die schneeglitzernde Land­schaft in ein Meer von goldigem Licht badend, keine Wolke trübte den zart hellblau, leuchtenden Himmel.

Reitlinger stand vor der Türe seines Hauses die Hände in den Taschen der warmen Pelzjoppe und blickte still um sich, wie in Andacht versunken vor all dem Schönen, das die Natur in ihrer erhabenen Größe rings um ihn geschaffen hatte.

Die Berge, die das herrliche Bild Umrahmten, leuch­teten so hell in der kalten Wintersonne ein leichter, duftiger Schleier breitete sich Wer ihre schneebedeckten Hohen nichts verbergend ihnen nur hen eigenartigen Reiz fast durchsichtiger Zartheit verleihend ähnlich wie ein hübsches, frisches Mädchengesicht durch einen feinen Schleier gesehen nach anmutiger und zarter erscheint!

In leicht verschwommenen Umrissen hoben sich die zackigen Feilsgipfel vom hellblauen Himmel ab die schroffen Klippen und Wände, die dem Schnee keinen Halt boten, waren von einem rosigen Hauch übergossen zmd brachten eine reizvolle Unterbrechung in das herrschende blendende Weist Auf den waldigen Hängen weiter Unten bogen sich die Bäume unter der schweren Last zwischen ihren wie verzuckerten Wipfeln trieben die Sonnenstrahlen ein entzückendes Spiel grelles, goldiges Licht toechselte mit tiefen Schatten ab und zu leuchtete das dunkle Grün einer schlanken Fichte hervor, die ihre zu große Bürde abgeschüttelt hatte.

Und hier unten im Tal, dessen Sohle gerade ebenen ßkMim genug bot für Haus und Hof, da schimmerten die

1906. Als Präsident des Reichstags erfreute sich Graf Ballestrem der großen Wertschätzung aller Parteien und man kann sagen, daß er fein ernstes Bestreben darein setzte, auch allen Parteien gerecht zu werden. Zu einem kleinen Konflikt mit dem Hause kam es, als Graf Ballestrem seinerzeit dem Abgeordneten v. Vollmar die Kritik eines Kaisertelegramms abschnitt und gleich darauf dem Zen­trumsabgeordneten Dr. Schädler Gelegenheit gab, in der schärfsten Form gegen die kaiserliche Einmischung in bayeri­sche Angelegenheiten zu protestieren. Die Mißstimmung im Hause war allgemein und Graf Ballestrem zog die Konsequenzen, wurde aber gleich darauf wieder gewählt. Man war eben doch zu sehr an den Grandseigneur ge­wöhnt, der es verstand, mit Bonhomie die Geschäfte auch in schwierigen Zeiten zu leiten und mit einem trockenen Scherzwort manche schwüle Situation zu klären. 1906 kandidierte Graf Ballestrem nicht mehr für den Reichs­tag. Seit 1903 war Graf Ballestrem erbliches Mitglied des Herrenhauses, nachdem er seit 1891 dem Abgeordneten­hause angehört hatte. 1900 war ihm der Charakter als wirklicher Geheimer Rat und das Prädikat Exzellenz ver­liehen worden. (Fr. Ztg.)

Schloß Plawniowitz, 26. Dez. Der Kaiser hat an den Grafen Valentin von Ballestrem folgendes Telegramm gerichtet: Schmerzlich bewegt durch die Meldung von dem Hinscheiden Ihres teuren Vaters spreche Ich Ihrer Frau Mutter, Ihnen und den übrigen Hinter­bliebenen zu dem schweren Verlust Mein wärmstes Beileid aus. Der hervorragenden Verdienste wie der charakter­vollen Persönlichkeit des Entschlafenen werde Ich stets gern und dankbar gedenken.

«-

Das Handwerk stirbt nicht.

Ter Direktor des Statistischen Amtes in Bremen, Tr. Böhmert untersucht am Schlüsse einer imArbei- tersreund" erschienenen Artikelserie über die Ergebnisse der letzten Berufs- und Betriebszählung insbesondere die Ent­wickelung des Handwerks während der Jahre 1895 bis 1907. Er teilt dabei die - einzelnen Handwerkszweige nach den Veränderungen die in der Zahl der Einzelbe­triebe eingetreten sind, in drei Gruppen: in solche, die an Zahl abgenommen haben, in solche, die einen Stillstand ausweisen, und in solche, die zunehmen. Als still- stehende Handwerke betrachtet er solche, bei denen die Zunahme oder Abnahme der Betriebe weniger als fünf Prozent betragen hat. Wir gelangen dann zu dem Ergebnisse, daß aufweisen:

Weißen Dächer so freundlich in der Sonne rings von ihren Rändern hingen die glitzernden Eiszapfen als präch­tiger Schmuck die grauen Mauern mit Pen grünum­rahmten blitzenden Fenstern darin leuchteten so hell! Dicht vor Reitlingers Füßen nur durch die schmale Straße vom Herrenhaus getrennt rauschte der Bach vorbei, plätschernd und schäumend in seinem tiefen Bett, das er sich im Laus der Zeiten gewühlt hatte die felsigen Ufer von Eiszapfen starrend, die zackigen Blöcke, die hier und da ans seinen kristallklaren Wellen hervorragten, von einer durchsichtigen Eisschicht überzogen, als sägen sie pnter einem Glassturz!

Und alles rings umher so weit das Auge reichte

- Berg Und Tal, Wald und Wiese, Wasser und Land alles leuchtete Und glitzerte und flimmerte in blendendein Weiß, in schimmerndem Gold in herrlichem Kontrast wölbte sich her strahlend blaue Hinrmel darüber!

lind da nennen die Dichter den Schnee das Leichen­tuch der Erde!" dachte Reitlinger.Kairn es denn ein herrlicheres Festkleid geben? Mir kommt die Erde vor wie ein junges Mädel, das zum erstenmal auf den Ball geht

ganz in weiße Spitzen gehüllt, mit Goldflittern und Diamanten - darauf, und einem Kranz von Vergißmein­nicht Um den goldblonden Kopf!"

Hans von Reitlinger war der Sohn eines Gene­rals. Nach dem frühen Tode der Mutter kam er in eine Kadettenschule, dann als Leutnant zu einem Dra- gvnerregiment. Diese Laufbahn war jedoch keineswegs wach seinem Geschmack er ergriff sie nur dem Befehl des Vaters gehorchend. Seiner nach Freiheit dürstenden Seele war das ewige Tanzenmüfscn nach der Pfeife der Vor­gesetzten, das nüchterne Einerlei des 'Dienstes ein Greuel! Er war auch ein herzlich schlechter Offizier. Die Mann­schaft vergötterte ihn wegen seiner grenzenlosen Gutmütig-, keit, die Kameraden schätzten seinen unverwüstlichen Hu­mor, aber die Vorgesetzten brachte er zur Verzweiflung mit seinen tollen Streichen und seiner liebenswürdigen passiven Resistenz sie nannten ihn Pas Schmerzens­kind des Regiments!

Ms er knapp großjährig Irmr, stürzte fein Vater nnt dem Pferd und blieb aus der Stelle tot. Hanns sah

Einen Rückgang von mehr als fünf Prozent: die Steinmetzen, Töpfer, Goldschmiede, Kupferschmiede, Zinn­gießer, Uhrmacher, Seifensieder, Seiler, Gerber, Böttcher, Kammacher, Schuhmacher;

einen Stillstand: die Grobschmiede, Buchbinder, Bau- und Möbeltischler, Bürstenmacher, Kürschner, Hut­macher ;

eine Zunahme von mehr als fünf Prozent: die Klempner, Messerschmiede, Nadler, Stellmacher, Sattler, Tapezierer, Drechsler, Bäcker und Konditoren, Schläch­ter, Schneider, Handschuhmacher, Barbiere, Maurer und Bauunternehmer, .Zimmerer, Glaser, Stubenmaler, Stuk­kateure, Dachdecker, Brunnenmacher, Ofensetzer, Schorn­steinfeger.

" Die Zahl der Personen, die in den angeführten Hand- werksarten beschäftigt war, betrug im Jahre 1895 insge­samt 3 409 510, im Jahre 1907 dagegen 4 580 638 Per­sonen. Also eine sehr stattliche Zahl, die sich gut zur Hälfte aus rein handwerksmäßige Betriebe verteilt!

Ter kleine Betrieb hat also eine geradezu über­raschende Lebensenergie bewiesen. Und das alles trotz der enormen Zunahme der großkapitalistischen Ge­triebe !

*

Die korrigierte Haltung.

Im Oldenburger Landtag stimmten vier Sozialdemo­kraten zum Schlüsse gegen das Finanzgesetz für die drei Landesteile. Zum ersten Male vertraten sie hier ihren grundsätzlichen Standpunkt.

Berlin, 27. T-ez. Der Streit zwischen den Na­tionalökonomen an der hiesigen Universität, Bernhardt und Sehring, ist durch den K ul t m.i n i st er am Weih­nachtsabend bei gelegt worden.

Ausland.

Wie«, 26. Dez. Zweitausend Stückmeistcr und 10 000 Gehilfen des Schneidergewerbes haben beschlossen, am 1. Januar die Arbeit einzustellcn, da die Konfek­tionäre eine Lohnerhöhung verweigern. Nach der Ver­sammlung, in der dieser Beschluß gefaßt wurde, veran­stalteten etiva tausend Teilnehmer Stra ßenkundgeb- ungei^vor den Konfektionshäusern Csoters und Gcrn- groß. wie Polizei zerstreute die Demonstranten.

Brüssel, 27. Tez. Rach einer Meldung eines hie­sigen Blattes ist die Leiche des Aviatikers Gracc

sich mit einen: Schlage im Vollbesitz seiner Freiheit und

eines ganz hübschen Vermögens, das ihm erlaubte, sein Leben nach Gutdünken zu gestalten. So rasch als möglich nahm er seinen Abschied, und bald darauf kaufte er Grumm­bach.

Dieses romantisch-trauliche Nest, das er gelegent­lich einer Hochwildjagd kennen lernte, erschien ihm hei seiner leidenschaftlichen Schwärmerei für das Landleben und die Berge, hauptsächlich aber wegen seiner Liebe zur Jagd als wahres Eldorado! Ein reizendes, wohn­liches Herrenhaus, stattliche Oekonomiegebäude, ein schö­ner Viehstand, saftige Bergwiesen und Almen, herrliche, ausgedehnte Wälder, wildreiche Eigenjagd, die sich his hoch hinauf in das felsigeGamsgebirg'" erstreckte, mit­ten durch den Besitz floh der herrliche Bach mit seinen köstlichen Forellen, her eine Viertelstunde oberhalb des Hanfes als kosender Wasserfall durch eine wilde Fels­schlucht herabstürzte eine wahre Sehenswürdigkeit was konnte es Schöneres geben!?

Freilich hatte der junge Gutsherr im Lauf der zwei Jahre, die nun seit dem Kauf verflossen tvaren, so manche Enttäuschung erlebt namentlich was die finanzielle Kehr­seite betraf! Der Reinertrag, den man ihm porgerechnet hatte, blieb nicht nur völlig Ms Hagel-, Wasserscha­den, unredliches Dienstpersonal, Viehseuchen und derglei­chen Dinge mehr rissen sogar eine bedenkliche Bresche in den Rest seines Vermögens, der ihm vom Kauf verblieb«: war. Roch einige solche Jahre mußten diesen Rest ganz verschlingen. Und was dann? Geld aufnehmen? Schul­den machen. . .? Daß es ihm je gelingen werde, das Gut ertragfähig zu machen, wagte er nach den bisherigen Erfahrungen nicht mehr zu hoffen.

Blutenden Herzens machte er sich klar, daß ihm kein Ausweg blieb, als sein liebes Grummbach selbst mit Verlust zu verkaufen!

Da kam der Schindelhuber. Tie Idee, die Wasser­kraft zu verkaufen, war der erste Hoffnungsschimmer. Mit der Summe, die der Agent dafür zu erzielen hoffte, waren die bisherigen Verluste gedeckt bei rationeller zukünf­tiger Wirtschaft lieh sich das Gut vielleicht poch halten,

> (Fortsetzung folgt.)