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Der Dom zu Wetzlar. In den nächsten Tagen findet die Einweihung des restaurierten Wetzlarer Dome- statt. Der Dom, der vor 1000 Jahren erbaut wurde, war vollständig verwahrlost und schien dem Untergange geweiht, nun ist durch zehnjährige Arbeit das Fortbestehen eines der ehrwürdigsten deutschen Bauwerke

Wie aber, wenn dos .Gerichtsurteil keineswegs mit dein Kindesurteil nöereinstimmt? Wenn das Kind der Mutter recht gibt und das Gericht dem Kater? .Und wenn das Kind Mutter entrissen wird, die es jetzt mehr liebt als je, weil B sie mit Unrecht verfolgt und leiden sieht? Wenn es den Kater vielleicht nur mit Haß betrachtet, tveil es in ihm WZ Unrecht siegen und sich durch ihn der Mutter beraubt ieht? . ^ '' : . Wj«»i

fTrr 16jährige Walter Henkel hat diese Fragen Mt einem Revolverschuß beantwortet. Mer an wieviel tau­enden ähnlichen Kindestragödien mögen tvir achtlos vor- Dergehen, weil uns nicht gerade der Knall erschreckt, die ,icie eine beendet hat!

Am Kerzen der Natur".

Tie schwärmerische.Sehnsucht nach einem stillen und lieblichen «Lebenam Herzen der Natur", lebte in den Kerzen eines jungen amerikanischen Liebespaares, Ber­tram Tallmann und Beatrice Sanders. Beide 17;Ihrig, wandten Newyork den Rücken, wandcrten aus der Groß- tavt fort und fanden nach langem Suchen im Walde eine -höhle, die sie zu ihrem künftigen und dauernden Heim er- oreu. Mer damit endet auch die Romantik: nach kaum icben Wochen sind sie nach Newyork zurückgekehrt, sind landesamtlich getraut und wohnen in einem höchst normal möblierten Heime, das ihnen nun besser gefällt, als ihre Höhle xm Walde. Tallmann hat während der Zeit, da er mit seiner Beatrice im Schoße der Allmuttcr Natur das Glück suchte, ein Tagebuch geführt, das die .Geschichte der Wiederbekehrung enthält. Ter erste Eintrag lautet: 18. S-eptember. Fort in die Wälder der Catiskill-Berge. Kcarrice fand gerade zur Abendzeit eine Höhle und machte ein Feuer aus Holz und Laub. Wir haben ein Gewehr, ckn wenig Gepäck und 120 Mark. Nichts, worauf man chlafen könnte. Hübsch dumpfer Winkel, diese Höhle." 20. September. Tie Wälder sind groß. Ging fischen. Beairice als Köchin verdient ein wenig Prügel."23. .Sep­tember. Taseinfache Leben" geht einem bisweilen auf ne Nerven. Ernähren uns hauptsächlich von Bohnen. Be- ämen heute Nacht verteufelten Schnupfen. Unser Feuer will nicht brennen, die Höhle ist oft von Rauch erfüllt. Beairice ist ein Prachtkerl. Sie kocht immer besser."25. .September. Schoß ein Kaninchen und Eichhörnchen. Laufe viel im Wald herum. Sagte zu Beatrice:Wir wollen es ausgeben und zur Stadt Heimkehrern Sie sagte nein."1. Oktober. Um Mitternacht wurden wir bös erschreckt durch irgend ein Tier, das in die Höhle eindrang und viel Lärm machte. Tie vieler: Bohnen machen einen krank und die Nächte werden kalt".5. Oktober. Der Teufel hole diese Höhle. Fast all uTkscr Geld ausgegeben. Beatrice kocht, wäscht und ist anscheinend zufrieden."3. Novem­ber. Wir Haber: nur: für 100 Fahre genug von Bohnen undeinfachem Leben". Tie Höhle ist jetzt feucht, Feuer brennt nicht."12. November. Wir haben die Wälder und die muffige Höhle satt. Beatrice ist noch munter, über einverstanden, daß rvir ausbrechen. Morgen: gehen tvir nach Newyork." Die beiden Romantiker wurden in Newyork als Vagabunden festgenommcn, dann aber freige­lassen, nachdem die Eltern die Einwilligung zur sofortigen Hochzeit gegeben hatten. Tallmann hat eine Stelle bei einem Drogisten angetreten und das junge Ehepaar ist herzlich froh, daß es mit dementfachen Leben" einstwei­len vorbei ist.

Das Thclephon im Eisenbahnzug.

Tos Telephonieren von: Eisenbahnwagen aus nach beliebigen Richtungen ist seit kurzen:: zu den gelösten Pro­blemen zu zählen. Zunächst Ivar es die drahtlose Tele- Phonie, die man für das geeignete Mittel zur Herbeiführ­ung eines Sprechverkehrs hielt. Die auf sie gesetzten Hoffnungen erwiesen sich aber als trügerisch, und so ist man denn wieder zur gewöhnlichen Telephonie zurückge- kehrt. Der nunmehr eingetretene Erfolg hat die Rich­tigkeit und Zweckmäßigkeit dieser Rückkehr voll erwiesen. Nach dem Verfahren des Elektroingenieurs F. Lacroix gelingt es nicht nur, eine gute. Verständigung zu erzielen, sondern die Einrichtung stellt auch eine vorzügliche Zng- sicherung dar; es können nicht nur die Führer der hinter­einander und nebeneinander fahrenden Züge miteinander spreche::, sondern es kann durch eine Anzahl weiterer Ein­richtungen an dem System die Tampfpfeife znm Ertönen, ja bei drohender Gefahr der Zug selbst zun: Stillstand gebracht werden. Diese Erfolge haben die amerikanische ^ Eriebahn veranlaßt, mit der Ausgestaltung einer ihrer . Strecken durch das System Lacroix zu beginnen.

Die Lueie-Nacht.

Die geheimnisvolle Lucie-Nacht vom 12. auf den ä3. Dezember wird in vielen Gegenden Deutschlands, be­sonders auch in Oesterreich, herbeigesehnt und gefürchtet Von Burschen und Mädchen, welche in dieser Nacht das Liebesorakel befragen. In dieser Nacht wollen -nämlich die Heiratslustigen das Lueielicht oder den 8ucieschein, der das Haus der oder des Zukünftigen an- Keigt, sehen. Gegen elf Uhr verstecken sich Burschen und Mägde an einem heimlichen Orte auf dem Heuboden und erwarten mit brennender Ungeduld die mitternächtige Stunde, in der sich derLucieschein" zeigen soll. Ueber- Mt sie jedoch während dieser Frist Ermüdung, so daß sie wohl gar einschlafen, so rächt sich die heilige Lucie an ihnen und sucht die Frager mit Siechtum oder anderem Mißgeschick heim. Tie eigentümliche Erscheinung des Aciescheins soll ein zitterndes sein, das sich langsam über vie Törfer fortbewegt, verschiedene Gestalten annimmt und im allgemeinen von guter Vorbedeutung ist. Aber nur desonders glückliche Menschenkinder können es sehen, ins­besondere Sonntags- und Fronsastenkinder oder solche, Welche am 29. Februar geboren sind. Dem bekannten Sagensorscher Theodor Vernaleken teilte ein nieder- Werrcichischer Bauer mit:Es hatte schon lange 12 Uhr beschlagen und bald wäre ich eingeschlafen, als ein milde mifleuchtendes Licht langsam über dem Hause meines jetzi­gen Schwiegervaters aufleuchtete, sich in einen Strang nnd bald darauf in einen Totenkopf verwandelte. Mehr wnnte ich nicht sehen, ich war besinnungslos und tau­fte gegen die Bodentür, um meine Schlafstätte aufznsu- Mi, doch siel ich aus dem .Heufenster hinab in einen gro­

ßen Schneehaufen. Der Schnee brachte mich wieder zur Besinnung, so daß ich bald mein Kämmerlein finden konnte. Bald darauf verheiratete ich mich mit meinem jetzigen Weibe, mußte aber meine Schwiegermutter ver­lieren. Seit dieser Zeit sah ich nie wieder das Lucie- licht." Woher diese seltsame S-age entstanden? Vielleicht hat einmal ein Wetterleuchten oder ein Lichtreflex in einer schneebedeckten Landschaft eine eigenartige Beleucht­ung hervorgerufen. Vielleicht aber war auch nur der Name der heiligen Lucia, in der Bedeutung des Leuchten­den, Glanzvollen, die Quelle jenes Aberglaubens.

Wie kommt man spielend in die Ewigkeit?

Doch offenbar, indem man das von dem gut katho­lischen Verlag Ludwig Auer in Tvnauwörth ans seinen Zirkularen angeprieseneGesellschaftsspiel für katholische Kreise":Reise in die Ewigkeit" kommen läßt und sich damit vergnügt. Man darf das um so eher tun, als dieses Gesellschaftsspiel, wie der Verlag betont,von der hochw. Geistlichkeit sehr empfohlen ist und von rein ka­tholischen Ansichten und Empfindungen ausgeht." Näch­stens wird man sicherlich auch noch katholische Kinder­trompeten mit dem Muttergottesbilde drauf erfinden.

Handel und Volkswirtschaft.

Frachtmärkte.

Laubespro-uktenbörse Stuttgart.

vom 12. Dezember.

Die Ernte in Argentinien hat nunmehr begonnen und lauten die Berichte wieder günstiger. Ans diesem Grunde, wie auch infolge starker Verschiffungen und billigerer Offerte von Ruß­land hat sich die Stimmung im Getreidegeschäft in abgelausener Woche wesentlich ruhiger gestaltet. Verstauend wirkte auch das für die jetzige Jahreszeit abnorm milde Wetter und dadurch bewirkte unbehinderte Schiffahrt. Auf unseren Landmärkten waren die Zufuhren gute. Kernen und Weizen wurden etwas billiger «»geboten, Gerste blieb gesucht und Haber, welcher sehr verschieden ausgefallen, findet nur in guten Qualitäten Käufer. Auf heutiger Börse herrschte ruhige Stimmung und war nur wenig Kauflust. Wir notieren per 100 Kilogramm frachtparität Stuttgart Getreide und Saaten ohne Sack, netto Kassa je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württembergischer 20 bis 21 M, bayerischer 21.50 bis 22 M, Rumänier 21.75 bis 22.75 M, Ulka 22.50 bis 23 M, SaxonSka 22.50 bis 23 M, Azima 22.60 bis 23 M, Laplata 21.75 bis 22.75 M, Kernen 20.25 bis 21.25 M, Dinkel 13 bis 15 M, Roggen, nominell, 15.75 bis 16.50 M, Gerste, württembsrgische, 17.75 bis 18.50 M, Gerste, Pfälzer 19 bis 20 M, Gerste, bayerische 20.50 bis 21 M, Gerste, Tauber 20 bis 20.50 M, Futtergerste, russische, 13.50 bis 14 M, Haber, württ., 14.50 bis 16 M, Mais Laplata 14.50 bis 14.75 M, Donau 14.50 bis 14.75 M. Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Proz. Skonto. Tafelgries 32.50 bis 33.50 M, Mehl Nr. 0: 33.50 bis 33.50 M, Nr. 1: 31.60 bis 32.50 M, Nr. 2: 30.50 bis 31.50 M, Nr. 3: 2930 M, Nr. 4: 25.50 bis 26.50 M. Kleie 8.50 bis 9 M (ohne Sack netto Kasse).

Balingen: Dinkel 17.20-17.40 M, Haber 1515.60 M.

Ebingen: Haber 14.80 M, Kernen 21.60 M.

Mengen : Roggen 15.60 M, Gerste 18.8019.60 M, Haber 14.4015.20 M, Weizen 1920 M.

Reutlingen: Dinkel (Unterländer) 1618 M, Dinkel (Alber) 1414.60 M, Haber 13-14.60 M, Gerste 16-18 M.

Rottweil: Dinkel 14.40 M, Haber 13.8014.80 M, Mischelfrncht 15 M.

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Ottina rsh e i m, O A. Marbach, 13. Dez. Die hier herrschende Maul- und Klauenseuche greift immer weiter um sich, weitere ö bis 6 Gehöfte sind von ihr befallen worden, sodaß nunmehr 12 Viehbcsitzer darunter zu leiden haben. Bis jetzt tritt die Seuche, mit Ausnahme des Farrenstalls, nur leichterer Art auf, einige Tage nach der Erkrankung fressen die meisten Tiere wieder. Bis die Seuche er­loschen ist, werden wohl Monate vergehen. Ein erkranklcs Schwein mußte weggeschafft werden.

D i s ch i n g e u, 14. Dez. Die altbekannte Brauerei znm Ochsen" der Witwe Warth ist durch Kauf an den Güterhändler Kaufmann aus Oehringe» um den Preis von 65 000 Mark übergegangen. Das reichliche Inventar bleibt der Besitzerin zum freien Verkauf Vorbehalten. Die Uebernahme soll am 1. Januar vollzogen werden.

Kchlacht-Ni-H-Markt Stuttgart.

13. Dezember 1916.

Großvieh: Kälber: Schweine,

Zugetlieten 242 (108 a- Frankr) 380 610

Erlös aus Kilo Schlachtgewicht:

Ochsen,

1. Qual,

von

dis

Kühe L. Qual,

von 65

75

2. Qua!.,

3. Qual,

45

55

Bullen

1. Qual,

83

85

Kälber 1. Qual,

97

102

L. Qual,

79

82

L. Qual,

88

96

Strere u.Jungr. 1.

80

92

3. Qusl,

70

84

2 . Qual.,

87

89

Schweine 1.

71

72

3. Qual,

83

86

L. Qual,

70

71

Kühe

1. Qual.,

3. Qual,

k3

65

Verlauf des Marktes: Schweine lebhaft, sonst mäßig.

Für aus Frankreich eingeführte Ochsen wurden bezahlt I. Qualität 6 bis 90, für Jungvieh und Jnngrinder 1. Qualität 87 bis SO, II. Qualität 88 bis 91 Pfg.

Vor 4V Jahren.

Tenkwürdigkeiten s

andendeutsch-französischen Krieg.

Dvnnerstagi 15. Dezember 1870.

Siegreiches Gefecht über Ehanzy bei Vendome. Ver­schiedene Gefechte bei Belfort, Conlommiers, At. Amend^ Gien, Freteval, Pezou, Foneelrive, Chestres.

Die Vorhut? des 3. und 10. Armeekorps von der Loire-Armee stieß heute nachmittags 2 Uhr bei Vendome auf den Feind; seine Stärke wird auf 60 000 Mann ge­schätzt; da bereits um 5 Uhr totale Finsternis cintrat, mußt« das Gefecht ohne Resultat abgebrochen werden.

Oncques. Hier sind ohne Kampf 1500 Linien­truppen gefangen genommen worden. Die Leute blieben .einfach zurück und ließen sich gefangen nehmen, weil sie nasse Füße bekommen hatten oder aus ähnlichen guten Gründen. Sie weigerten sich überhaupt, in einem derartig schlechten Wetter zu kämpfen. Das.Schuhzeug der.Leute ist allerdings schlecht und die Gamaschen sind nicht hin­reichend, das Eindringen des Schmutzes über den Schuhen zu verhindern. Der Ort Oncques ist von den Franzosen geplündert worden, so daß die Deutschen, die zwei Stunden nach dem Abzug der Letzteren eintrasen, kaum etwas zu essen vorfänden.

Dieppe. Gestern hat General von Göben die Stadt mit 6000 Mann Infanterie, Kavallerie und Fuhrwerk aller Art wieder besetzt. Die Einwohnerschaft fügte sich vernünftigerlv-eise in das Unvermeidliche. Tie öffentli­chen Gebäude wurden mit Schildwachen besetzt, die Pferde­besitzer unter Androhung eines Kriegsgerichtes und 100 Francs Strafe für jede Stunde der Verspätung ange­halten, ihre Tiere ans dem Biehmarkte zur Verfügung zu stellen. Von den 400 vorgesührten Pferden wurden imr wenige angekauft und nach den von der Kommission fest­setzten Preisen bezahlt.Sonst war das Betragen der Preu­ßen" so schließt die Korrespondenz ihren Brief höchst lobenswert. Sie sind freundlich und gefällig, wie ihre Lage es ihnen erlaubt, verteilen Almosen an die Bettel- linder, teilen ihre Rationen Wurst und Zwieback mit an­deren und tun alles, um ihren unwillkommenen Besuchs so wenig bitter als möglich zu nmchen.

120. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Die Festung Montmedy hat kapituliert.

121. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Longyon. Gestern mittags 1 Uhr Einzug der preu­ßischen Truppen in Montmedv. 65 Geschütze genommen,. 3000 Gefangene gemacht, 237 Deutsche Gefangene be­freit, darunter 4 Offiziere. Diesseitiger Verlust 'während! des Bombardements gering. v. Kamcke.

Ein Optimist. Weinreisender (als er hinaus- geworsen wird):Er wird schon mal kaufen . . . wenn er sich heute auch ettvas ablehnend verhielt!"