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Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der rigl. ^orstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. 2S2.
Mittwoch, den L4. Dezember ISIS.
27. Jahrg.
Deutsches Reich.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 12. Dez.
Am Bundesratstisch die Staatssekretäre Tr. Delbrück, Wermuth, Frhr. v. Kiderlen-Wächter, Kriegsminifter v. tzeeringen, ferner der Staatssekretär des Reichsjustizam- tes Tr. Lisco und Staatssekretär Krätke sowie der würt- -lembergische Bundesratsbeoollmächtigte Freihr. v. Varn- brrier. Vizepräsident Schulz eröffnet die Sitzung . um 2.20 Uhr.
Die Etatsberatung
wird fortgesetzt.
Staatssekretär des Reichsjustizanues Tr. LiSeo: Tie von Scheidemann ausgestellte Behauptung, gegen den Stadtverordneten Wendel, Frankfurt a. M. sei erst infolge der Rede des Abg. v. Heydebrand das Verfahren wegen Majestätsbeleidigung eingeleiret worden, ist unrichtig. Ich kann seststellen, daß die staatsanwaltschastlichen Behörden bereits mitte Oktober mit dieser Angelegenheit befaßt worden sind. Staatssekretär von Lisco schließend: Die Justizbehörden sind von keiner anderen Behörde abhängig, auch nicht von Anregungen aus diesem hohen Hause.
Abg. Lattmann (Wünsch. Vgg.): Es ist erfreulich, daß der Reichskanzler seine Unabhängigkeit von allen Parteien betont hat. Das liegt im Interesse des deutschen Volkes, ebenso, daß der Kanzler die Mitarbeit aller bürgerlichen Parteien gerne annehmen will. Durch die Schuld der Liberalen ist der Block der Rechten und der Linken für lange Zeit unmöglich gemacht worden. (Lehr richtig rechts.) In der Industrie ist heute schon ein Umschwung in der Beurteilung der Finanzreform zu beobachten, das beweist die Kundgebung der Bochumer Handelskammer und des Zentralverbandes deutscher Industrieller. Für die Kriegsinvaliden muß endlich genügend gesorgt werden. Weshalb haben die Sozialdemokraten nicht auch in diesem Fahr über die hohen Kosten der Unterhaltung unseres Heeres sich aufgehalten? (Ledebonr ruft: Wir sind-doch keine Widerkäuer!) Vizepräsident v. Schulz ruft Lede- bour zur Ordnung. La ttmann fortsahrend: Die Sozialdemokraten können ihre damaligen Behauptungen heute nicht widerkäuen, da der Etat sich in diesem Jahr ganz anders gestaltet hat. (Vizepräsident Schulz: Sie dürfeneine Beleidigung nicht mit einer Beleidigung erwiderw
Das verstoßt ebenfalls gegen die Ordnung.) Lattmann fortf.: Wunderbar berührt die Aeußerung des Badischen Ministers v. Bodman, daß die Sozialdemokratie eine Knl- turbewegung sei. Er hätte nur das Auftreten der Sozialdemokratie am Sonnabend hier erleben müssen. Das Treiben gewisser ausländischer Studenten dürfen wir nicht mehr länger mit ansehen.
Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter: Aus die Anfrage in Sachen der Eröffnung des Hafens von Ägadir habe ich am Sonnabend noch nicht anworten können, weil mir erst heute der Bericht über bas Anlaufen des französischen Kriegsschisses zugegangen ist. Wie Ihnen bekannt ist, steht Frankreich und 'Spanien die Ausübung der Seepolizei an der südmarokkanischen Küste zu infolge eines Mandates des Sultans von Marokko, dem sämtliche Vertragsmächte zugestimmt haben. Im vorliegenden Falle ist ein französisches Schiff in Ausübung der Seepolizei speziell der Verfolgung von Hasenschmugglern begriffen gewesen. Tie französische Regierung hat uns ausdrücklich erklärt, daß ein anderer Zweck mit diesem Anlaufen nicht Serbnnden gewesen sei. Nach diesen loyalen Erklärungen haben wir erneut das Einverständnis mit der französischen Regierung sestgestelft, daß die Eröffnung des geschlossenen Hafens nur vom Sultan mit Zustimmung sämtlicher Vertragsmächte erfolgen kann. Dabei erschien es uns selbstverständlich, daß alle Einzelheiten, besonders die Feststellung deS Termins einer solchen Eröffnung, rechtzeitig veröffentlicht werdet! müssen, damit nicht die Interessenten eines Staates bevorzugt werden. Ich betone dann, daß wir es als wünschenswert betrachten, daß die Herren Mannesmann sich mit anderen Interessenten, speziell der Union des Mines, an der ja auch deutsche Firmen beteiligt sind,.einigen. Sonst würde das Forum die in dem Entwurf des marokkanischen Berggesetzes vorgesehene Schiedsinstanz sein. Da über dieses Berggesetz von anderer Seite Indiskretionen begangen wurden, chelten wir es für unsere Pflicht, auch unsere Interessenten zu verständigen, damit diese nicht ins Hintertreffen kommen. (Lebhaftes Bravo!) Tas Auswärtige Amt soll reformiert werden. An der -großen Organisation, die aus der Zeit des Fürsten Bismarck stammt, wollen wir aber nicht rütteln. Sie dürfen Vertrauen zu mir haben, daß ich Ihnen in der Kommission und auch im Plenum mit voller Offenheit Rede stehen werde. Ich bitte Sie um Ihr Vertrauen. (Lebhafter Beifall.)
Staatssekretär des Reichskolonialamts v. Linde-
quift: Ich stelle fest, daß es in allen Gebieten unserer Kolonien vorwärts geht, mit Ausnahme vielleicht von Südwestafrika, wo die Entwicklung etwas sprunghaft gewesen ist. Wenn in den letzten Jahren ein so günstiger Umschwung eingetreten ist, so ist das in erster Linie Ternburg zuzuschreiben. (Lebh. Beifall). Obenan steht Ternburgs großzügiges Bahnbauprogramm. Ten. Baumwollbau zu fördern, ist eine Lebensfrage für weite Zweige der Industrie. Die geleisteten Vorschüsse für Kamerun werden in Höhe von 1500 000 Mark zurückbezahlt werden, auch verzinst und amortisiert Südwestafrika zum erstenmal die Eisenbahndarlehen. Gegenüber neuen Vahnprojekten werden wir zunächst Zurückhaltung üben. Eine Bahn zum Tanganjikasee ist aus wirtschaftlichen Gründen notwendig, um das Gebiet mit dem Ozean zu verbinden, dann aber auch um der Schlafkrankheit zu begegnen. Die Bahn nach dem Kilimandscharo macht heute schon dieses Gebiet unabhängig von der englischen Ugandabahn. In den tropischen Kolonien legen wir das Hauptgewicht auf die Entwicklung des Baumwollbaues. Die Eitlgeborenen sollen menschlich und gerecht behandelt und Ausschreitungen gegen sic mit Schärfe geahndet werden. (Bravo in der Mitte). Eine große Sorge muß uns der Schutz der Eingeborenen gegen Krankheiten sein. Tas Verhältnis zu den Missionen war im allgemeinen sehr gut. Tie Selbstverwaltung der Kolonien ist natürlich wünschenswert. Zu allem gehört Kapital, daß es uns zur Verfügung steht, ist auch ein Verdienst meines Vorgängers. Tie Kolonien müssen sich neue Einnahnicquellen erschließen.
Brudzelvs-Mieszynski (Pole): Tie in weiten Kreisen der Bevölkerung bestehende Unzufriedenheit muß beseitigt werden. Wir sind gegen jedes Ausnahmegesetz. Man sollte uns Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Werner (deutsche Resp.): Ter Etat beweist, daß die Reichssinanzreform gute Früchte bringen wird. Wir müssen "einen erhöhten Schutz der Arbeitswilligen und eine genügende Veteranenbeihilse verlangen. Staatssekretär Tr. Lisco weist die Behauptung Brudzewos aufs entschiedenste zurück, daß iw Posen das Vertrauen zur Objektivität der Richter geschwunden sei.
Erzberger (Ztr.): Wir erkennen an, daß Staatssekretär Wermuth für Sparsamkeit im Reichshaushalt gesorgt hat. Die Sachlage wird von der Linken geradezu aus den Kopf gestellt. Die Nationalliberalen plädieren für eine weit größere Militärvorlage, damit sie die Erb-
Und ist auch der Himmel von Molken grau.
Hoch droben leuchtet das erotge Blau,
Und ist auch die Erde winterlich weiß.
Der Frühling schlummert tief unterHdem Lis,
Und ist auch voll Gram und Kummer Dein Herz ^
Es blühet die Freude aus Nacht und Schmerz.
Lmanuel Geib el. °
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Großindustrielle.
Roman von Ernst Georgy.
«7: (Nachdrua verooieu)
sForlwtzung.)
18. Kapitel.
Schweigen herrschte in dem hell erleuchteten Zimmer, in dein sich Vater und Sohn gegenübersaßen. — Die Gaste hatten die Billa gegen Ende des Festes ziemlich überhastet verlassen. , Run dämmerte draußen bereits der Morgen über dem dunklen Tiergarten. Tie tiefe Nacht- fchwärze war dem fahlen Blüulichgrau gewichen, das dem Licht voranging. >
Hartwig hatte erst durch Fremde erfahren, daß seine Mattin iin Mnsitsaal ausschreiend zusammengebrochen dwr. Anwesende Aerzte, erste Kapazitäten, hatten sie sofort umgeben und nach ihrem Schlafgemache tragen lassen. — Der Unfall wurde bekannt. Tie Besucher entflohen bestürzt, Eine allgemeine Verwirrung, ein Hin und Her von Fragen und Antworten in den Garderoben war dem .Hausherrn nicht nrehr zum Bewußtsein gekommen.
Seit zwei Uhr harrte er hier, die Hände in den i Haaren vergraben, gelähmt von peinigender Furcht, von stmckoser Verzweiflung. . Er stöhnte nur tonlos, wenn ab wrd zu einer der Doktoren erschien, um ihm von dem Vertrust: und dem Befinden der geliebten Frau Nachricht zu geben. Sie alle känrpften drüben, um ihr die Hoffnung Prf ein Kind zu erhalten, das Gerda aufs leidenschaftlichste begehrte; das er selbst in diesen furchtbaren Stunden Erwünschte, weil es mit seinem knospenden Leben die 'Msttter gefährdete.
Tie Frackanzüge und ihr Ordensschmuck waren wie
Hohn aus die Situation.
Der Geheimrat, der im Sitzen ein wenig eingeschlafeik Hrr, schreckte Luft M sich die Tür langsam öFnete, SxitL
Gattin im schwarzen, Langschleppenden Seidenkleide mit ihrem berühmten Brillant-schmuck trat blaß und überwacht ein. „Nun?" fragte er.
Hartwig hob den Kopf: „Mutter?"
„Gott Lob und Dank, cs ist alles gut vorüber. Sie ist noch etwas matt, wird aber gleich entschlafen", sagte sie langsam und tröstend. „Die Nerzie finden ihre Konstitution sehr gut. Die Organe und besonders das Herz sind ausgezeichnet. Der Körper kräftig gebaut . . Frau Werner trat zu Hartwig, fuhr streichelnd über feinen Kopf und setzte sich neben ihn, seine eiskalte Hand ergreifend. „Tu wirst deine Gerda behalten, und so der liebe Gott will, das nächst« Mal mit ihr zusammen. . ."
„Das nächst« . . . Mal?" Der Sohn stieß diese Frage entsetzt, verstehend heraus.
„Nun ja, mein guter Junge, das ist dock), nicht so schlimm. Ihr seid noch jung und gesund und werdet noch viele Kinder haben. Dieses Mal ist leider eure Hoff- innlg vereitelt worden. — Aber das passiert sehr, sehr oft. Die Herren haben uns ausgelacht."
„Weiß es denn Gerda?" forschte er atemlos.
„Natürlich, und ein paar bittere Tranchen hat sss gekostet, trotzdem Minsks ihr mit seinem Ehrenwort versichert hat, daß für die Zukunft darum noch nichts verloren ist Geh schnell einmal hinüber. Die verliebte kleine Frau möchte dich sehen, ehe sie einschläst; aber nur seine Rührungsszene, Hartwig. Auslachen. Trösten."
Er zog ihre Hand an die Lippen und erhob sich. „Tank, du Treue, Gute!"
.„Papperlapapp, nur eine Minute bleiben, verstanden?" i
„Ja, Murter." Hartwig verließ das Zimmer.
„Steht, trotz allein, alles für die Zukunft so günstig, wie du ihm gesagt hast Lina?" sagte der Geheim rat erst, als sie allein waren.
,/Gewiß, Vater, ich lzabe die Wahrheit gesagt." bestätigte sie, „wir können uns auf weitere Enkel freuen. Schade, daß eS diesmal nichts war!"
„Die Hauptsache ist, daß er Gerda gesund behält."
„Tas wird er. Ein zweites Unglück wie mit Agarhe Hätte er auch nicht verdient, mein prächtiger Junge."
Ml Geheimes seufzte in Her Erinnerung W tzft
verstorbene Schwiegertochter, die er besonders geliebt hatte.
„Komin ins Bett, Väterchen", mahnte seine Gattin, „in unserm Alter setzt sich weder eine durchwachte Nacht noch der furchtbare Schreck sn die Kleider. Ich falle über meine Füße vor Müdigkeit. — Ter Professor bleibt aus Vorsicht bei ihr drüben. Wir können schlafen gehen. Unser Zimmer ist ohnehin bereit."
„Gut, Lina, gehe nur immer voran. Ich möchte nur Hartwig noch ein paar Worte sagen und komme gleich nach." Ter 'Geheimrat erhob sich, geleitete die alt« Dame bis zur Tür und kehrte dann pm. Er trat an das Fenster und schaute in die Tämmeruirg hinein. Seine Stirn zeigte tiefe Falten. Bleich, aber viel rnhigdr aussehend, lätz Gerda nach all' den überwundenen Schmerzen ans ihrem Bette. Sie lächelte wehmütig dem Garten entgegen, der sich leidenschaftlich zärtlich über sie neigte.
„Ein böser Schlußstrich, Hartwig," flüsterte sie schwach.
„Tu bist gesund und bist mein, nun kommt das Glück erst', sagte er innig und laut, „jetzt haben wir es mrs redlich erkauft."
„Schluß und Ruhe, morgen mehr, gute Nacht. Herr Hartwig Werner," befahl der -alte Arzt lachend, packt« ihn beim Arme und geleitete ihn zur Tür: „Wir wollen schlafen, tüchtig, und fest schlafen, tun Sie es auch!"
Ein letzter, verstehender Blick, ein Lächeln wurde zwischen hem Ehepaar getauscht. Dann streckte sich Gerda beruhigter aus und schloß die Augen. Sie schlief ein.
Hartwig kehrte in das Frühstückszunmer zurück und sah die Reckengestalt des Vaters am Fenster stehen. „Ist Mutter schon fort?"
Tier Geheimrat wendete sich langsam pin: „Ja, si« war müde!"
„Auch hu siehst blaß aus, Vater, darf ich dich vielleicht . . ." er schruieg, verwirrt von dem eigenartig leuchtenden Blick des alten Herrn, der in seiner imponierenden Größe hoch aufgerichtet vor ihm stand.
,-Jch wollte mit dir noch einmaß sprechen, ehe ichj mich gleichfalls niederlsge, Hartwig. Wir find ungestört. Setzen wir uns!"
Beide nahmen einander gegerMer Platz > '
(Fortsetzung salgt.)