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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forftämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 288.
Freitag» den «.Dezember ISL«.
27. Jahrg.
Und schließlich die Pistole.
In unserem feudalen preußisch-deutschen Klassenstaat gibt es ein letztes Hilfsmittel, das zur Anwendung kommt, ivenn man im Unrecht ist, es aber nicht zugeben will: Tas ist die Pistole. Bon diesem „noblen" Hilfsmittel kann man, wenn man „satissaktivnsfähig" oder nozch satisfaktionssähig ist u. a. als Offizier, als Beamter, als Parlamenrarier und sogar als Ma„rl der Wissenschaft Gebrauch machen. Auf die beiden ersten Kategorien wird sogar vielfach ein direkter Truck ausgeübt zur Pistole zu greifen oder sich der Pistole zu stellen. In den deutschen Parlamenten und unter den deutschen Männern der Wissenschaft aber ist bei Differenzen gewöhnlich wenigstens der eine Teil so klug, es nicht zum Tuell kommen zu lassen, von der richtigen Erwägung ausgehend, daß durch den mehr oder minder willkürlichen Lauf von ein paar Kugeln weder Recht noch Unrecht erwiesen wird.
So war es wohl auch bei der Tuell-Forderung, die wie gemeldet wurde, der Berliner Natioiwlökvnom Bernhard seinem Kollegen Gering von derselben Fakultät übersandte. Wenn auch Bernhard abgelehnt hat, so bleibt doch das Unerfreuliche, daß der Duell-Unfug schon aus Streitigkeiten akademischer Lehrer übergreift. Es liegen aber auch sonst verschiedene Meldungen vor, die erkennen lassen, wie sehr dieser Unfug alle gesunden Begriffe Von Anstand und Ehrgefühl in ihr Mgenteil verkehrt. So wird jetzt aus Bromberg berichtet, daß dort ein Polizeiinspektor Bathe seinen Borge setz- -t e n, den StadtratSchwidetzki, zum Duell herausgefordert hat, in Verfolg einer amtlichen Aeußerung des letzteren. Bathe ist einer derjenigen drei Polizeibeamten Brombergs, die unter der Beschuldigung des Vergehens im Amte vor mehreren Monaten vorläufig vom Dienst suspendiert wurden. Tie Untersuchung dieser Affäre ist noch nicht abgeschlossen. Bathe hatte nun eines Tages seinem Vorgesetzten, dem Stadtrat Schwidetzki amtliche Mitteilungen gemacht, die diesem nicht wahrscheinlich erschienen, weshalb er gegen Bathe den Borwurf der Lüge erhob. Hierin erblickte Bathe, der Reserveoffizier ist. eine Verletzung seiner Ofsiziersehre und da Schwidetzki die Aeußerung nicht zurücknehmen wollte, unterbreitete Bathe die Angelegenheit dem Ehr enrat, der eine Du e ll fo rd e r u ng für no tw e nd i g erachtete. Daraufhin erfolgte die Herausforderung zum Zweikampf, wobei der Fabrikbesitzer Petersen als Kartellträger fungierte. Das Duell kam nicht zum Austrag, da Stadtrat Schwidetzki vernünftiqerw-eise die Forderung ablehnte und zugleich An
zeige bei der Staatsanwaltschaft erstattete, die die Sache dem Kriegsgericht überwies. Tas Kriegsgericht hat dann in einer Verhandlung, die bezeichnenderweise unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfand, Bathe zu ganzen zwei Tagen Festungshaft verurteilt. Solchen „Verurteilungen" kann man eine ernsthafte Bedeutung doch nicht beilegen; sie tvirken nicht duellabschreckend, sondern sind eher geeignet, das Tuell zu fördern, denn sie enthalten die grundsätzliche Billigung der Duellsordcrung. Auf diese Weise ist es ja bequem für jeden, der Reserveoffizier ist, sich der sachlichen Widerlegung und gerichtlichen Klar- stellung auch der schwerwiegendsten Beschuldigungen zu entziehen, indem er einfach zum Duell fordert und dann das Kriegsgericht entscheiden läßt.
Eine zweite Affäre teilt die „Kölnische Volkszeitung" aus Mülheim (Ruh r) mit. Danach erging ein ehrengerichtlicher Spruch, der großes Aufsehen zu erregen geeignet ist, vor kurzem im Landwchrbezirk Mülheim a. d. Ruhr. Von demselben Ehrengericht wurde der Rechtsanwalt und Notar Da mann aus Oberhausen in seiner Eigenschaft als Oberleutnant d. L. mit schlichtem Abschied entlassen, weil er einen anderen Reserveoffizier, der ihn in einem Briefe beleidigt hatte, nicht forderte. 'Dieser andere Reserveoffizier, der Kaufmann H. Kn., war früher mit Rechtsanwalt D. befreundet. Als K. aber dem Rechtsanwalt D. 20006 Mark unter - sch l u g, bratz letzterer den Verkehr ab. Tic Folge war de» beleidigende Brief. Obgleich nun Rechtsanwalt D. nachwies, daß sämtliche in dem Briefe ausgestellten Behauptungen des K. unwahr waren und daß K. nicht nur ihm 20000 Mark unterschlagen, sondern auch andere um erhebliche Beträge betrogen hatte, wurde Rechtsanwalt D. dennoch mit schlichtem Abschied entlassen, weil er es „aus nicht stichhaltigen Gründen unterlassen hatte, sich gegen K. die standesgemäße Genugtuung zu beschaffen". Noch vor Bestätigung dieses Urteils erschoß sich K., nachdem er vorher seinen achtjährigen Sohn getötet hatte, und nach seinem Tode kamen von ihm begangene umfangreiche Unterschlagungen, Wechselfälschungen usw. ans Tageslicht. Trotzdem würde der ehrengerichtliche Spruch gegen Rechtsanwalt Dammann b est ätig t. Tie Anklage hatte nun durch Einschaltung eines Nebensatzes eine Fassung, die den Schluß zuließ, als ob Rechtsamoalt D. in einem für ihn selbst nicht einwandfreien Geschäftsverkehr mit K. ge- ststanden hätte. In der ehrengerichtlichen Verhandlung beantragte deshalb ein Offizier (ebenfalls ein Jurist), diesen Satz zu streichen oder als Hauptsatz klarzustelleu; das wurde abgelehnt mit der Begründung, darauf lege die Di-
Mer nur selbstsüchtig ist. der mag noch s» gescheit sein, er kann den Zusammenhang der menschlichen Dinge nicht durchschauen. ^
H von Treitschke.
Großindustrielle.
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Roman von Ernst Georgy.
(Nachdniü vcrvoreu.)
(Fortsetzung.)
Elke schlüg die Beine übereinander. In sein schlaffes Gesicht kam Leben. „Ich brauche keinen Rat, sondern Geld. Sie werden es sich überlegen, Werner."
„Sie haben mein letztes Wort gehört — basta!"
„Wissen,Sie, von wo ich heute morgen komme?"
„Nein."
„Von Memel. Ich habe bei Neudecks und Schulz Spüren verfolgt, Werner. Am Montag erscheint mein Blatt u. wird der Welt „eventuell", er betoirte dies Wort stark, „sensationelle Nachrichten über einen geistigen Diebstahl zu verkünden haben. . ." Er sprach zögernd und behielt Hartwig Werner scharf, urit lächelndem Ausdruck, im Auge.
Ruhig und Hühl stand dieser vor ihm. „Um so besser für Ahr Blatt. Es ist ohnehin langweilig geworden."
„Sie sollten die Sache nicht so objektiv betrachten, lieber Werner!"
„Lieber Elke, wein 'Vater äußerte einmal zu einem unserer Beamten: Ehe Sie sich in Erpresserhände geben, laufen Sie, wenn Sie sich schuldig fühlen, lieber spornstreichs zum Staatsan. . . Pardon!" Hartwig beachtete dm erblassenden, zusanrmeiczuckenden Mann nicht weiter, sondern schritt zum Schreibtisch, wo der Telephonapparat stürmisch vnd lange klingelte.
Me neigte sich tief vornüber und versank in Nachdenken, ohne auf das Telephongespräch zu achten, das inzwischen seinen Verlauf nahm, und von dem er nur die ihm phnehm Unverständlichen Antworten vernehmen konnte.
Hartwig hielt den Hebel, der Hörrohr und Sprachplatte vereinte.
„Hier Justizrat Blankoiv. — Sind Sie selbst am Apparat, Werner?"
„Hartwig Werner, persönlich!"
„Tas ist famos! Also hören Sie: Die Tageszeitung bringt morgen früh Ihren Bericht. Ich habe ihn selbst in die Redaktion gebracht, wo ich einen Bekannten Habe, und zhn vorgelesen. Wenn die Wirkung vor der Oeffentlichkeit derart sensationell ist wie in dem Zimmer, dann steht Berlin morgen auf dem Kopf."
„Wie war.die Stimmung?"" fragte Hardwig gespannt. Sein Heig klopfte wild.
„Verwunderung, Schadenfreude, allgemeine Baffig- keit", auttvortete Blankow.
„Mehr nicht?""
Nein! Aha, richtig, hast ich das Wichtigste nicht vergesse,"" schrie der Justizrat, „Ihr Brief war tadellos — ein stilistisches Meisterwerk. Sie hatten.mir einen wichtigen Passus vergessen, den ich hinzugesügt' habe.""
„lind der Irmre?"
„Hören Sie gut zu! Verstehen Sie alles?"
,Hede Silbe.""
„Also die Veröffentlichung der Angelegenheit erfolgt erst jetzt, nach Ablauf dieser Jahre . . . einem mündlichen Versprechen gemäß, das dem Toten gegeben worden war.""
„Aber, lieber Freund!" schrie Hartwig erregt in den Fernsprecher.
, ,Es muH so sein! Ter kleine Finger zieht die Hand ganz nach sich. Also Sie sind su courant! Und morgen Platzt die Bombe!""
„Gott sei Tank! Aber ich weist nicht, was . .
„. . . soll es bedeuten?"" unterbrach ihr:' seiü Berater.
„Zum -Scherz fehlt mir doch die Stimmüng," rief Hartwig, „ich kann Ihnen nur danken.""
„Wozu trägt Themis eine Binde? Solche Symbole soll man benutzen"", entgegncte der Justizrat. „Schlafen Sie woA — Schluß!"
Ehe Werner noch etwas entgegnen konnte, >var die Verbindung unterbrochen. Mit tiefem Aufatmen legte er das Schallrohr aus den Apparat zurück. Eine Minute schloß er die Augen, dann waridte er sich lächelnd gn seinen Gast „Me, Pardon, ich bin fertig. — Haben Sie inir noch etwas mitzuteilen, oder sind wir nun auch fertig?""
Me sprang empor. Er trat zu Hartwig und schaute zu ihm auf: „Geben Sie mir iroch einmal zwanzigtausend' Mark, Werner. Und — mein Ehrenwort, uns beiden ist geholfen.""
Ter Gefragte schüttelte den Kops. „Uns beiden? Ich verstehe Sie nicht.""
„Montag erscheint mein Blatt.""
„Tas ist mir nicht neu.""
, .Werner, für Sie ist die Summe eine Lumperei.""
„Jwanzigtausend Mark zu den vierzigtausend? Sie überschätzen urich"
„Zum . letzten Male, Sie, geben nichts ?"
„Nicht einen Pfennig mehr!""
„Sie werden es bedauern, Herr Werner!"" Me wandte sich um und schritt langsam zur Tür. Er erwartete bis zur letzten Sekunde, daß Hartwig ihn zurückrufen würde; aber nichts geschah. So schlich er hinaus. Smith empfing ihn und geleitete ihn bis zum Gittertor an der Straße. Er sah ihm, dem so veränderten, noch erstaunt rrach i
Hartwig verweilte mcht länger in seiner Bibliothek, sondern eilte zu Gerda, die ihn aufgeregt und ungeduldig erwartete.
(Fortsetzung folgt.)
— Dergalante Förster. Backfisch: „Beißt mich der Hund auch nicht, wenn Sic fort find, Herr Oberförster?"" — Oberförster: „Unbesorgt, liebes Fräulein, den Wald! kann ich mit dem größten Leckerbissen allein lassen, der rührt nichts an!"
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Vision kein Gewicht, für sie komme nur das Verhalten der beiden Beteiligten in Bezug auf die Beleidigung in Frage. Da aber Rechtsanivalt D. in diesem Nebensatz eine Anzweiflung seiner Ehrenhaftigkeit finden mußte, so stellte er sowohl beim Vorstand der Anwaltskammer Düsseldorf als auch beim Oberlandesgerichtspräsidenten, dem er als Notar untersteht, unter peinlich genauer Darlegung des Sachverhalts den Antrag, gegen ihn das ehrengerichtliche bezw. Disziplinarverfahren einzuleiten. Beide Behörden teilten ihm mit, daß sie nach den angesteklten Ermittlungen keinerlei Grund hätten, gegen ihn ehrengerichtlich oder disziplinär vorzugehen. Damit bleibt lediglich die Tatsache bestehen, daß Rechtsanwalt D. als Offizier kassiert ist, weil er einen Mann nicht gefordert hat, der ihm zunächst 20 000 Mark unterschlagen, andere betrogen und ihm dann einen beleidigenden Brief geschrieben hat.
Der Ausgang dieser Angelegenheit ist für das Ehrengericht sehr wenig schmeichelhaft. Wenn die Offiziersehre es erfordern soll, sich mit jemand zu duellieren, dessen Ehrenhaftigkeit mit Grund angezweisclt wird, dann steht die Ehre derjenigen, welche das Tuell grundsätzlich verwerfen, denn doch aus einein festeren Fundament. Tie hier erivähn- etn Fälle werden dazu betragen, die Duell-Marotte gründlich zu diskreditieren.
Deutsches Reich,
Deutscher Reichstag«
Berlin, 7 T^
Am Bundesratstisch Staatssekretär Tr. Delbrück. Haus und Tribünen sind schwach besetzt. Der Präsident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr.
Die Beratung -es Arbeitskammergesetzes wird bei Z 11 fortgesetzt. Tie Kommission hat die Regierungsvorlage, die das Alter der aktiven Wahlberechtigt^ auf 25 Jahre sestsetzt, dahin geändert, daß die aktive Wahlberechtigung mit dem 21. Lebensjahre beginnt. Abg. v. Bolko (Kons.): Die Fassung der Kommission ist für meine Freunde unannehmbar. Abg. Kulerski (Pole) begründet den polnischen Antrag, anstatt des Wortes „Deutsche" der Vorlage und Kommissionsfassung das Wort „Personen"" zu setzen. Staatssekretär Delbrück: Ich bitte, den polnischen Antrag ab- zulehnen. Man muß das Wort „Deutsch" bcibehölten, um zu kennzeichnen, daß nur deutsche Staatsangehörige das Wahlrecht haben sollen. Auch bitte ich, es b-ü der Jest-