mit Erzähler vom 5chwarzwald.
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Amtsblatt für die LLad- Vildbad.
verkündigungsblatt
der tigl. Forstämter lvildbad, Meistern, Tnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Nr. 28».
Wochen-Rundschau.
Ter deutsche Reichstag ist mit bemerkenswertem Eifer an der Arbeit, um in dein kurzen vorweihnachtlichen Tagungsabschnitt so viel wie möglich von seinem Pensum unter Tach und Fach zu bringen. An die durch die sozialdemokratische Interpellation her- vorgerufenen leidenschaftlichen Debatten über die Kö- nigsberger Kaiser rede, welche den Unterschied der politischen Situation im November 1908 und im November 1910 deutlich erkennen ließen, schloß sich die Beratung der heißumstrittenen Schiffahrtsabgaben, wobei sich ebenso wie bei den Verhandlungen über das Knrpfuschcreigesetz ausfallend starke Unstimmmig- kciten innerhalb säst aller Parteien ergaben. Besonders in dem letzteren Falle ist auf eine ivesentliche Umänderung der scharf in das praktische Leben eingreifenden Vorlage zu rechnen. Dagegen läßt der Verlauf der Verhandlungen in der Kommission zur Beratung des Wertzuwachs- steu ergesetz es erkennet,, daß hier entgegen den mehrfach verbreiteten Gerüchten eine Einigung zwischen der Negierung und den Mehrheitsparteien in Aussicht steht, wobei freilich nicht alle Blütenräume reisen dürften, die man im Rcichsschatzsekretariat dieser „kleinen Finanzreform" entgegengcbracht hat.
Die P a r la m e n t s s es s i o n in Oesterreich und und in Ungarn ist bisher ohne besondere Zwischenfälle verlaufen, und man rechnet in Cis-wie in Transleithanieu mit Sicherheit darauf, daß es gelingen wird, bis zum Jahresschluß sowohl das Budgetprovisorium zu erledigen, wie den soeben den Abgeordnetenhäusern in Wien und Budapest zugegangenen Gesetzentwurf über die Verlängerung des Privilegiums der österreichisch-ungarischen Bank sowie des Münz- und Währungsvertrages bis zum Ende des Jahres 1917. Wie sich dann die weitere praktische Arbeit im österreichischen Reichsrat gestalten wird, öas dürfte freilich ganz von dem Schicksal der zunächst als ergebnislos abgebrochenen deutsch-tschechischen Ausgleichsverhand- lungen abhängen, deren Kurs nicht gerade günstig notiert.
Auch der französische Ministerpräsident Priand ist trotz aller Kammersiege nicht frei von Sorgen. Zwar scheint dem Kabinett bei der Revision der Koa litionsgesetze eine Mehrheit im Parlament sicher zu sein, aber ernstliche Schtvierigkeitcn erwachsen ihm durch die seil Jahren auf die lange Bank geschobene Wahlreform, die jetzt den Ausschuß der Kammer beschäftigt und
Samstag, den ». Dezember ISIO
dort tiefgehende Meinungsverschiedenheiten hervorgerusen hat. Unter diesen Umständen wird man es als sehr fraglich bezeichnen müssen, ob Herrn Briand das Experiment glücken wird, das seinem Vorgänger Clemenccau mißlungen war.
Nicht bloß wer die Wahlreform, sondern noch mehr, wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Das Kabinett Asquith in England ist nicht gern und nur der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb in den Wahlkampf gezogen, den ihm das Oberhaus ausgezwungen hat. Aber es gab für die Liberalen, wenn sie nicht freiwillig auf die Macht, die ihnen ihre bisherige Mehrheit im Parlament gewählt hatte, verzichten wollten, nur die Möglichkeit, den Fehdehandschuh aufznnehmen, den das konservative Oberhaus dem liberalen Unterhalte als Antwort auf die Vetoresolutionen hingeworfen hatte. Mit starker Spannung sieht man nicht bloß im Jnselreiche dem Ausgang dieses Wahlkampfes, der soeben begonnen hat, entgegen, denn er wird nicht nur die Entscheidung über die Oberhausfrage, sondern zugleich über die britische Zollpolitik bringen, an der alle mit England in wirtschaftlichem Verkehr stehenden Nationen interessiert sind.
Auch in der neuen Republik Portugal hat man jetzt die Wahlen für das Parlament angesetzt, dem die endgiftige Regelung der Tinge in dem vorläufig noch etwas regellosen Gemeimvcsen obliegen wird. Daß das von Lissabon aus verbreitete Schlagwort „Ruhe in Portugal" das Schicksal aller Schlagworte teilt, ist soeben erst durch den Putschversuch in der Kolonie Macao hervorge- getreten, der allerdings den offiziösen Versicherungen zufolge alsbald unterdrückt worden ist.
Ebenso scheint in Griechenland eine starke atmosphärische Spannung zu herrschen, und ein erfreulicherweise mißglückter Anschlag auf den Ministerpräsidenten Ve niselos bildet ein recht brutales Kennzeichen der Schärfe, mit der die Vorbereitungen zu den Neuwahlen für die Nationalversammlung die Geister aufeinander platzen lassen. Tie Halsstarrigkeit des Kretaparlaments aber, welches alle Beruhigungsmaßnah- men der Schutzmächte Trotz bietet, trägt nicht dazu bei, die noch immer bestehende griechisch-türkische Konfliktsstimmung zu mildern, wobei es freilich den Griechen zu gute kommt, daß die Pforte durch ihre Grenz st reitig- ketten mit Persien anderweitig in Anspruch genommen ist,
Die Rebellionen in Mexiko und in Brasi-
27. Jahrg
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li en sind dagegen fast- ebenso schnell unterdrückt worden, wie sie ausbrachen, so schnell, daß man Zweifel hegen möchte, ob der in beiden Republiken unverkennbar vorhandene Konfliktsstosf damit wirklich aus der Welt geschafft worden ist. Besonders die allzu wortreichen Beschwichtigungsnoten des Präsidenten Tiaz klingen in dieser Beziehung nichts weniger als einwandfrei. Wer zuviel dementiert, dementiert zu wenig!
Deutsches Reich.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 1. Dez.
Im Reichstage wurde heute zu,rächst in der Beratung des Kurpfuschereigesetzes fortgefahren. Ter Zen- trumsabg. Tr. Mayer- Kaufbeuren meinte, daß die Vorlage in dem, was ihr als Kurpfuscherei gelte, weit über das Ziel Hinausschiehe. Er verwies auf die Verdienste, die sich Ungelehrte um die Heilkunde erworben haben. Ter sozialdemokratische Abg. Stücklen sagte, Kurpfuscher sei jeder, der eine Kur verpfusche. Auch er vertrat die Anschauung, daß die Vorlage in ihrer gegenwärtigen Gestalt die allerstärksten Bedenken Hervorrufe; seine Partei sei aber bereit, den Kampf gegen die schwindelhafte Reklame mitzumachen. Abg. Tr. Struve von der Fortschrittlichen Volkspartei trat mit großer Wärme für die Aerzte und deren Ansprüche ein. Er lehnte es ab, eine scharfe Grenze zu ziehen zwischen Naturheilkundc und Schulmedizin; auch die Aerzte übten Naturheilkunde aus. Nichts zehre so am M^rke des deutschen Volkes wie das Kurpfuschertum. Er stellte auch den Aerzten das Zeugnis aus, daß sie angelegentlichst für die Aufklärung des Volkes Sorge getragen hätten. Ter nationalliberale Abg. Stresemann mahnte, ähnlich wie es gestern Abg. Tr. Müller-Meiningen getan hatte, dringend zur Vorsicht. Sei das Gesetz erst in Kraft getreten, dann habe man es nicht mehr in der Hand, daß cs auch so angewendet werde, wie man seinen Grundgedanken aufgefaßt habe. Man dürfe dem Bundesrat keine Blankovollmachten ausstellen. Ter Z 6 hänge wie ein Damoklesschwert über jedem Unternehmen, das sich mit der Herstellung von Heilmitteln und dergleichen beschäftige. Ter Schwindel mit Geheimmitteln soll getroffen werden, nicht die Naturheilkunde. Nach einigen kurzen Bemerkungen der Abg. Tr. Faßbender und Tr. Arning wurde die Vorlage der Kommissionsberatung überwiesen.
Nichts ist für die Sittlichkeit und Glück verderblicher, als zur Gewohnheit gewordene Faulheit. Friedrich der Große.
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Großindustrielle.
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Boman von Ernst Georgy.
(Nachdrua verooren)
(Forlfttzung.)
„Was „rein Weib für kluge Ratschläge gibt, sieh an!
hast recht, Gerda. Ich werde hören. — And wie verbringst du den Nachmittag?"
„Exzellenz Sadow hat heute ihren Empfang, und die Mue Botschafterin auch. Mhra und ich wollen beide besuchen."
„Und wann dinieren wir?"
„Wie immer, um halb sieben Uhr, Hartwig."
„Erwartest du Besuch?"
„Nur zwölf Personen."
„,Auf Wiedersehen, meine schöne, schöne Frau, und schone dich, bitte!" Er verabschiedete sich zärtlich von der errötenden Gerda und begab sich in die Bibliothek, neben der jetzt Wendt sein Zimmer hatte und ein Bureau für sechs Neanue eingerichtet worden war.
Hartwig öffnete seinen Tresor, entnahm aus dem Ge- Mmfach den eisernen Kasten und schloß ihn mit dem Schlüssel, den er an der Uhrkette trug, auf. Me Hefte lagen vor ihm. Er nahm sie ,mt schwerem Seufzer heraus und blätterte sinnend darin. Schon begannen die Seiten an den Rändern gelb zu werden, schon verblaßten die ohnehin seinen, winzigen Schristzüge. — Er selbst tvickelte die Bücher sorlsältig zusammen und versiegelte und per schnürte sie.
Nach einen, Mick aus die Wandichr verband er sich mit seinem Rechtsvertreter, und es gelang ihn,, diesen persönlich zu sprechen und für den nächsten Tag eine Stunde zu Angehender Besprechung zu fixieren.
Nach unruhig verbrachter Nacht und einem in nur schwer verhehlter Aufregung nervös verbrachten Tage fuhr Hartwig Werner zu dem Justizrat Wankow, einen, der scharfsinnigsten und berühmtesten Anwälte der Stadt. Hin- kr verschlossenen Türen sprach er sich mit dem befreun.de- A Manne aus und ersann mit ihm gemeinschaftlich einen
„Schön ist die ganze Geschichte nicht, und wahrhaftig, Werner, wenn Sie es nicht wären, ich rührte keinen Finger drum. Offen gestanden, ich hätte sie auch keinem weniger zugetraut als Ihnen. Schade!" sagte B-lankow nach einerlangen Beratung wieder, die Hände mürrisch in die Hosentaschen versenkend.
Hartwig wischte mit den, Taschentuch die Schweißtropfen von der Stirn, Er war totenbleich. „Ich habe am meisten darunter gelitten und stand oft genug davor, ein Ende zu machen."
„Das kann ich nachfühlen; aber damit hätten Sie Dummheit aus — Dummheit gesetzt. — Mensch, Sch muß ja der Teufel geritten haben!"
„So wird es wohl gewesen sein, lieber Rat. Es war jedoch der einzige schlechte unter vielen dummen Streichen", murmelte Hartwig.
„Sie hätten die Sache wenigstens Vor Ihrer Ehe in Otdnnung bringen fallen. Me Sache ist schon nicht angenehm für Ihre Eltern- und Geschwister, um so weniger für Ihre Frau."
„'Damit werden wir uns abfiMen", widersprach Hartwig kühl.
„Schön, gut! Also — mit schweren, Geschütz ist hier gar nichts zu machen. Hier kann nur Presse gegen Presse ausgespielt werden. Wir brauchen einen ausgefeimten, gerissenen Kerl, der die Sache als beabsichtigte Satire und Verhöhnung her gesamten Meute ins Gesicht schleudert. Sanft wird man Sie danach nicht anpacken. Sorgen Sie, daß Sie nicht in Berlin sind, ivenn die Bombe platzt."
,„Jm ,Gegenteil, ich werde Berlin nicht verlassen!"
„Auch nicht übel, wenn Sie den Anprall aushalten können und tvollen. Im großen und ganzen leuchtet mir das sogar ein. Kaltblütige Ruhe und ätzender Hohn als Antwort bereithalten. — Wer nmcht uns aber die Sache mit Grazie inundgerecht? Eine überlegene und gefürchtete Feder muß es sein!" grübelte der Anwalt, seine Zigarre unbarmherzig zerbeißend.
„Schonen Sie meinen Geldbeutel nicht", sagte Hartwig.
„Was? Auch „och schonen? Nee, lieber Freund, Schonung verdienen Sie in keiner Beziehung! Eine Stange Gold wird es Sie kosten! — Aber, wer, wer? . . . Halt! Es kommen nur zwei in Betracht, meiner Meinung nach."
„Nun, wer?"
„Erich Elke mit seinem Revolverblatt oder Doktor Archiwerk mit seiner Skandalzeitnng." Der Justizrat pfiff vergnügt vor sich hin. „Die beiden kommen mir geeignet vor."
„So wählen Sie Pen Archiwerk."
„Warum?"
„Es wäre mir lieber, denn mir Elke habe ich persönliche Beziehungen, die bekannt sind", sagte Hartwig.
„Das macht ihn ja nur noch wertvoller. Desto eher wird man verstehen, daß er sein Matt Ihnen öffnet. — Sie haben ihn, doch vor zehn Wochen erst vierzigtausend Mark gegeben. Der Mann steht demnach in Ihrer Schuld."
Hartwig dachte unschlüssig nach. „Nein", sagte er endlich, „gerade diese gewisse Abhängigkeit macht es mir unmöglich Sprechen Sie nrit dem andern. . ."
„Zuerst vom unbekannten X.", sagte Wankow, sich dre Haare krauend. „Er darf nicht ahnen, um wen es sich handelt. Sonst sind Sie verloren."
„Pardon," widersprach Hartwig, „mir scheint, es wäre das Beste, nur fragen ihn einfach, ob er gewillt ist, die Sache zu schreiben und so schnell als möglich zu ver- ösfentli - .
„HM, halt, halt!" Ter kleine Wankow spraiu; empor und Uopfte auf den Tisch. „Ter erlöse,che Gedanke! Unsinn! Verrückt! Nichts wird gestanden! Nichts zugegeben! Wer ist hier schuldig? Ken, Mensch? Denkt gar nicht dran! Die. Sache ist sensationell genug und verspricht ihm Riesenabsatz für sein Blatt. Er bekommt auch keinen Pfennig, nicht einen ..."
„Mer, lieber Rat!"
„Mer, lieber Werner", höhnte dieser, „,ver kaust seine kleinen lila Heftchen sonst? Tie großen Verleger und Zeitungen. . ." Wankow unterbrach sich. „Menschenkind, jetzt ist der Hahn offen: die Gedanken strömen. Ich brauche nicht den und nicht den andern. Das beste Watt soll uns bringen! Das bekannteste! — Aber ich spreche noch nichts, nicht einen Ton. Ich ordne nur an, und Sie folgen hübsch artig, verstanden?"
„Verstanden!" wiederholte Werner, lächelnd und auf- flttnerid. „Was wünschen Sie von mir?"
(Fortsetzung folgt.)
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