Nah und Fern.

Dasgewickelte' Mostfaß.

Mn Mann, dessen neuer Mostwie rot" im Fasse >aq und gar nichtschaffte", war darob arg betrübt. M Kollege, dem er sein Leid klagte, gab ihm zu ver­liehen, daß daran nur sein kalter Keller schuld sei. Jedoch Mne der Most dadurch zumSchaffen" gebracht tverden, wen,, ihm tüchtigeingeheizt" werde, was jedoch nicht hurch Feuer, sondern durch heißes Wasser bewerkstelligt Wri^n müsse. In der Waschküche wurde nun der Kessel ungeheizt. Ms das Wasser kochte Und sprudelte, wurden sämtliche vorhandenen Bettücher usw. in das heiße Wasser getaucht und mit denselben dem Fasse heiße Um­schläge gemacht. Nach mehrmaliger Wiederholung der Umschläge" war der Zweck erreicht: der Most rumort jetzt Arger wie der diesjährige neue Wein. So' berichtet die Schwab. Tagw. aus einem Orte bei Stuttgart, dessen Name «was chinesisch klingt.

Beim Holzfällen verunglückt.

' In D ietersweiler OA. Freudenstadt ist auf gräß­liche Weise der verheiratete Holzhauer Georg Kalten- ba ch beim Holzfällen im Gemeindewald verunglückt. Beim Archen eines Holzstammes flog der dabei verwendete Kengel dein Kaltenbach mit solcher Wucht gegen den Kops, haß 'ihm die Schadeldecke pnd das Gehirn zertrümmert jvurden. Ter Tod trat nach einer Stunde ein.

Bri Röhlin gen OA. El'lwangen ist in dem zur Ge­meinde gehörenden Weiler Dettcnroden die große Scheuer des Bauern Kaspar Wengert abgebrannt. Mitverbrannt ist ein Schäferhund und der ganze Stroh- und Henvorrat in der Scheuer, «engerr hat in den letzten Jahren viel Unglück gehabt: diesen Sommer wurden ihm, wie die Jpf- und Jagstzeitung berichtet, Mi einem Knecht über 1000 Mark gestohlen, vor zwei Jahren ging ihm ein Pferd ein und vor 3 Jahren ist die gleicheSchener durch- Blitzschlag abgebrannt.

Boi Jagsthansen ist aus dem Stolzenhof Feuer ausgebrochen, dem ein großer Teil der umfangreichen Oeko- tiomiegebäude zum Opfer fiel. Die Wohugebäulichkeiteu lind das lebende Inventar konnten gerettet werden. Der Schaden ist groß. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt.

In U n t e r f a h l h e i m bei Nen-Ulm wurde gestern aus dem Bahnhof der 76jährige Bauer Seb. Schreiber von dem um 1.22 in Neu-Ulm aügehenden Schnell-ug überfahren und ge­tötet. Der Verunglückte war kurz vorher ans dem Personen- zug ausgestiegen und harte das Nahen des Schnellzuges über­hört. 1

In Biber ach mußte von der Polizei ein durchreisendes Individuum wegen Hausfriedensbruch sestgenommen werden. Bei der Durchsuchung auf der Polizei stellte sich heraus, daß es sich um Pin ganz gefährliches 'Subjekt handelte. In seiner Tasche fand sich ein scharf geladener Revolver, 13 Kassenschrankschlüssel außerdem noch eine Schweinsblase mit Vogelleim für Klebruten. In seiner Börse hatte er 120 Mark und in seiner Reisetasche 14 Emhundertmarkscheine. Ueber den Erwerb des Geldes machte N keinerlei Angabe. Der Verhaftete, namens I. Klotzbücher von Tresfelhausen, ist ein vielfach vorbestrafter Mensch, der schon 20 Jahre Zuchthaus abgesehen hatte.'

Wie ans Nantes gemeldet wird, ist ei» Boot,- in dem 47 Arbeiter und Arbeiterinnen über die Loire setzen wollten, mitten im Fluß an eine Leuchtboje angeprallt und zerschellt. Sieben Arbeiter sind ertrunken. Die übrigen konnten sich retten.

Gerichtssaal.

Todesurteile.

-Elbing, 22. Nov. Nach sechslägiger .Verhandlung har heute das Schwurgericht den Landwirt Spren­get wegen Ermordung des Landwirts Guddek in Rei- Mrswalde zum Tode verurteilt. Die Frau des .Er­mordeten, die mit Sprenger ein Liebesverhältnis nnter- Kackm hatte, wurde fr ei ge sprachen.

Chemnitz, 22. Nov. Das .Schwurgericht verur­teilte den 22jährigen aus Frcibnrg gebürtigen Barbier- gehilscn Grundig, der am 13. September in Burkers­dorf die bejahrten Gasttvirtsehelcnte Göller in ihrem Hause äiirch Beilhiebe erschlagen hatte, wegen doppel­ten Raubmords zweimal zum Tode und zum danern- Den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Vermischtes.

Lin lebensgefährliches Forfchnngs- nnternehmcn.

In den nächsten Tagen begeben sich zwei Oesterreicher, bet Afrikareisende Otto C. Art bau er und der Ober­leutnant Kraft v. Helmhacker, nach Tripolis, um >in hie Sahara und nach dem unwirtlichen Berglande Tibesti vorzudringen. Pekuniär unterstützt werden sie ch vom Kaiser Franz Joseph und vom Unterrichts- vmüster, und die wissenschaftlichen Kreise bekunden ein tzrohes Interesse an der Reise. Tibesti, das aus dem Papier zur französischen Sahara gehört, auch von der Türkei beansprucht wird, tatsächlich aber politisch ganz Unabhängig ist, wird von den äußerst rohen und räuberi­schen Tibbn-Reschade bewohnt, die bisher nur einmal einen europäischen Forscher bei sich gesehen haben, näm­lich Gustav Nachtigal. Dieser war 1869 von Tümmo kw der Karawanenstraße Mursuk-Bornu bis zu dem Orte Bckrdai in Tibesti gelangt, hatte dort als Gefangener der Tibbu mehrere Wochen in Lebensgefahr geschwebt und sich nur durch eine nächtliche Flucht retten können. Nach- llgal verdanken wir unsere gesamte Kenntnis von Tibesti, erloschene Vnlkanberge Höhen von 2400 bis 2700 Meter erreichen, und diese Kenntnis wollen nun die bei­den Oesterreicher durch eine Durchkreuzung des Landes ttweitern. Man hat ihr Vorhaben für mehr als toll­kühn erklärt, und das ist es auch. 'Tenn gegenwärtig dürsten die Tibbu Europäern und Christen gegenüber sich - Aoch viel feindseliger verhalten, als es vor 40 Jahren tzeschah: sie haben auf ihren Raubzügen blutige Zusammen­stöße mit den Truppen des französischen Saharapostens Bilina gehabt und dabei empfindliche Verluste erlitten. Außerdem stehen sie jetzt unter dem Einfluß der Senussi- Mte, deren Oberhaupt zur Zeit in Kufra wohnt und die .ebenfalls infolge der neueren französischen Unter­nehmungen. namentlich der Eroberung ihrer Hochburg Wa- dai durch die Franzosen, arg gegen christliche Reisende m'Wbracht sein dürften. Allerdings ist bestritten worden,

daß die Senussi fanatisch seien, und in der Tai haben manche Forscher sogar wirksame Förderung durch sie er­fahren; aber niemand kann sagen, wie die Dinge au­genblicklich liegen. Deshalb ist es Artbauer auch nicht möglich zu sagen, wo er seinen Vorstoß beginnen wird, ob über Kufra oder von der Straße Mursuk-Bornn, und wo er herauskommen wird, miß Tsadsee, in Wadai oder in Bilma. An das Mitnehmen von Bewaffneten kann er nicht denken; sie würden ihm nichts nützen, und die Pforte würde es auch nicht gestatten. Er wird sich also vornehmlich ans seine Gewandtheit im Verkehr mit den nordasrikanischen Bekennern des Islam verlassen müssen, und die ist ihm infolge früherer Reisen allerdings in hohem Grade eigen, zumal er mit arabischer Sitte und Sprache völlig vertraut ist, So besteht vielleicht dennoch die Möglichkeit, daß Artbauer die lohnendste Entdeckeraufgabe, die Afrika heute noch bietet, lösen wird.

Heine-Reliquien.

Literarische Schätze in einer Fülle und von einer Wichtigkeit, wie sie nicht geahnt werden konnten, unterbrei­tet in einem umfangreichen Buche unter dem TitelHeine- Reliquien" der bekannte Verlag von Karl Currins der Oeffentlichkeit. Es sind das nebst zwei noch gänzlich unbe­kannten literarischen Arbeiten Heinrich Heines, eine große Anzahl Briese, die Heine an seinen Bruder Gustav, gn seine Frau, an seine Mütter und an Ferd. Friedland geschrieben hat. Ferner Briese zahlreicher Freunde und Zeitgenossen, wie Salomon Heine, Jmmermann, Gutzkow, Andersen, Mundt, Mendelssohn, Herweg!), Meycrbeer, Earriere, Fürstin Belgiojofo, die Mouche, und noch zahl­reicher anderer an Heinrich Heine. Eine längere Arbeit Gustav Heines über Heinrich ergänzt das Werk, den: über­dies äußerst wertvolle Beilagen, 5 große Faksimiles und nicht Weniger als 5 noch unbekannte Porträts beigegeben sind, darunter ein in Farben ausgeführtes entzückendes Porträt Heines nach einem Miniaturbild ans dem Besitze des Neffen des Dichters Freiherr» Maximilian von Heine- Geldern in Wien. Diese Publikation, dir in vieler Hin­sicht ein ganz- neues Licht aus Heines Leben wirst, wird eine förmliche Revolution Hervorrufen und eine Umwert­ung iir der Beurteilung Heinrich Heines bedingen. Das gesamte Material ist noch gänzlich unbekannt und wird in dem Buche zum erstenmal veröffentlicht. In die.Heraus­gabe dieses sensationellen, schriftlichen Nachlasses - teilen sich der Nesse Heines, Baron Maximilian von Heine- Geldern, Wien und der bekannte Heineforscher Tr. Gustav' Karpeles. Das fertige Buch wird Mitte November im Buchhandel zu haben sein.

LustschiffahrL

Mm, 22. Nov. Der Ausschuß des Oberschwäbischen Ver­eins für Lusrschisfahrt beschäftigte sich gestern mit dem ge­planten lieber) andflug U l m - F r i e d r i ch s h n s e n, der vom Deutschen Fliegerbnnd im koinmenden Frühjahr veranstaltet tverden soll. Der Ausschuß begrüßt mit Freuden dies Unter­nehmen und wird sich direkt mit dem Bund ins Benehmen setzen.

Saarbrücken, 22. Nov. Ein beim Niederrheinischen Ver­ein für Luftschifsahrt eingShangenes Telegramm des Bruders des mit dem Ballon Saar verschollenen Leutnants Ramm­ler besagt, die Fischereiinspektion Cuxhaven und Geestemünde hätten ihm auf telegraphische Anfrage mitgeteilt, daß noch 20 Fischerboote auf der Rückfahrt seien. Man rechne mit der Möglichkeit, daß eines von ihnen die verschollenen Lnstschifser gerettet hat.

Handel Md Volkswirtschaft.

Ter Saatcnstand im Deutsche» Reich

Mitte November !var wenn 2 gut, 8 mittel bedeutet Winkerwsizen 2,6, Winterspelz 2,6, Winterroggen 2,7. In den Bemerkungen des Statistischen Amtes heißt cs: Während der ersten Hälfte des letzten diesjährigen Bcrichtsmonats blieb die Witterung in: allgemeinen mild Und trocken. Anfang November erfolgt« 'ein Werternmschlag. Die Temperatur sank erheblich, so- daß stellenweise leichtere Fröste eintraten, unter teils heftigen Stürmen, fiel in de» beiden lebten Wochen überall der für dis Entwicklung der Wintersaaten notwendige Regen in meist reich­lichen Mengen. In der letzten Bericht-Woche ging an vielen Orten Schnee nieder, ohne lange liegen zu bleiben. Fast sämt­lich« Berichte klagiP über- erhebliche, durch tierische Schädlings verursacht« Schaden. Besonders Mäuse sollen durch massenhaftes Auftreten vielfach zur Plage geworden sein. Die infolge her Trockenheit im Oktober, teils auch wegen der Müuseplage ver­spätet vorgenommene Aussaat war bei Abgabe der Berichte verschiedentlich nicht beendet, wenn sie auch nach Eintritt der Niederschläge überall kräftig gefördert wurde. Namentlich die Weizensaaten waren vielfach weit rückständig, teils im Anfgehen begriffen, teils noch nicht sichtbar, teils noch nicht ansgesät. Die RoggenauSsaat dürfte überall beschafft sein. Frühgesäter Roggen soweit er nicht durch Schnecken und Mäusefraß beschädigt ist, entwickelte und bestockte sich gut, wurde aber in der letzten Zeit .stellenweise gallspitzig. Spätere Roggcnsaaten, die viel­fach lange in der Erde lagen, ohne zu keimen, sind ungleich­mäßig ausgelaufen, teils dünn und schwach bestanden.

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Stuttgart, 22. Nov. Heute kam auf dem Stuttgarter Markt zum erstenmal französisches Schlachtvieh zum Verkauf. In 6 Wagen trafen am Sonntag 71 Stück hier ein. Die Tiere gehöre» guten Fkeischrasse» an und machen einen ausgezeichneten Eindruck.

Stuttgart, 22. Nov. Apotheker Oechsner Hai in Fener- bach seine neu errichtete Apotheke eröffnet.

Stuttgart, 22. Nov. Bei der ordentlichen General­versammlung der deursch-italienischeu Teigwarenfabrik, System Tommasini, vormals Maier und Co. A.-G. in Plüderhauscn, wurde ein Vertrag mit der Stuttgarter Teigwarenfabrik Otto Krumm vorgetegt, wonach letztere Firma mit allen Aktiven und Passiven auf die Deutsch-Italienische Teigwarenfabrik übergeht. Der Betrieb der Firma Otto Krumm wird nach Plüderhauscn verlegt. Die Direktion übernehmen die bisherigen Leiter der Firma Otto Krumm, die Herren OSkar Müller und Oliv Strobel. Der Raine der Firma wirk» geändert inDeutsch-Italienische Teigwarensabrik Otto -Krumm A.-G." Tie Generalversamm­lung genehmigte einstimmig den FusionSvcrtrag.

Stockheim, 22. Nov. Am letzten Sonntag wurde jjn Brackenheim eine Viehzuchtgeno s senschast gegründet, der 40 Mitglieder beitraten. Die Wahlen ergaben: Vorstand: Wen­del (Brackenheim), Ausschuß: die Herren F-ellmann (Schwaigern), Stengel (Haufen a. Z.), Schultheiß Remmele (Klingeiibergl, Schultheis; Geiger (Stockheini), Bilgcr jr. (Weiler), Oberamts, tterarzt Welte (Brackenheim), die Schaut'oinmiision: Slug. Boger Senior (Nordheim), Fellmann (Schwaigern) und Oberämtstier- arzt Weste (Brackenheim).

Preiserhöhungen ohne Enve. Von einer Seite, die der Margariprfabritation nahe steht, empfangen »vir folgende Mit­

teilung zur Frage der 'Erhöhung der Detailpreis« für Margarine:In den letzten Jahren haben sich auf dem Margarinemarkts einige Preissteigerungen bemerkbar ge­macht. Es war den Herstellern' der Margarine nicht möglich, diese zu umgehen, da die Situation am Markte der Rohstoffe für Margarine sich in einem Lichte gezeigt hat, das überaus trübe genannt werden innß. Die Marktberichte bringen an­dauernd die ungünstigsten Schilderungen; besonders aber in den letzten Monaten wird man sich haben davon überzeugen können, daß di« Lage überaus mißlich zu bezeichnen ist. Dazu tritt mm noch, daß für die künftige Gestaltung der Marktlage sich 'Aus­sichten bedenklichster Natur eröffnen. Noch nie zuvor dürfte es am Firmaments des Rohmarktes in so unheimlicher Weise ge­zuckt haben, als das jetzt der Fall ist und wie dieses weiter­hin geschehen wird. Wenn man zu Zeiten früherer Hoch­konjunkturen immer noch in der Ferne wenigstens einen Hoff­nungsschimmer erblicken konnte, so ist es diesmal auch damit schlecht bestellt. Jetzt hat auf dem Margarincmarkte sehr flotter Geschäftsgang eingesetzt; mithin steigert sich der Verbrauch von Rohmaterialien fn erheblichem Maße. Der Margarinekonsum nimmt aber weiterhin immer mehr zu, und es läßt sich .daraus der Schluß ziehen, daß die Stimmung des Rohmarktes für Margarine in Anbetracht dessen mächtig nach oben ausbiegen wird; denn je flotter der Verbrauch von fertiger Margarine, desto krasser ziehen die Rohstoffprodnzenten die Zügel au. Die letzte allgemeine Erhöhung der Verkaufspreise für Margarine ist vor mehreren Wochen in Kraft getreten. Die Werke haben damit wenigstens einen ungefähren Ausgleich schaffen wollen zwischen den Einstandspreisen und den Verkaufspreisen. Inzwischen ha­ben sich die Verhältnisse am Rohstoffmarkte aber noch mehr verschärft, Und wenn die Fabrikanten heute die Preiserhöhung vorzu.nehm.en hätten, würden sie derselben xinen weit' größeren Umfang geben. Wer weiß nun, was in dieser Beziehung die Zukunft bringt. Trotzdem in den letzten Jahren verschiedene Preiserhöhungen für Margarine bewerkstelligt werden mußten, haben die Kaufleute.eine Erhöhung der Detailpreise nicht durch- uhren köiknen, und es ist jetzt unbedingt an der Zeit, daß man dazu übLrgeht, entsprechende Maßnahmen zu treffen. Wenn die Kaufleute das bisherige Interesse am Margarinegeschüst behal­ten sollen, müssen sie sich einen angemessenen Verdienst sichern. Das ist aber nur möglich, wenn sie hie Detailpreise herauf- etzen. Höchst verwerflich wäre das Beginnen, anstatt dpr bis­her geführten höher im Preise stehenden Margarinesorte eh'.e billigere Sorte einzukausen und ans diesem Wege sich über die Preiserhöhung hinwegzusetzen. Man schnitte sich dabei zwei­fellos ins eigene Fleisch; denn man würde an den Umsätzen schon sehr bald spüren, daß man hie Situation völlig verkannte."

Vor 40 Jahren.

Denkwürdigkeiten

an den deutjch-französischen Krieg. ^

D onnerstag, 24. Nov. 1870. ' > -i

Dijon. Tie Stadt Chatillon snr Seine muß da­für, daß ihre Bewohner den Garibaldianern unter Ricciot- ti's Führung bei dem Neberfalle der Deutschen Hilfe ge­leistet haben, 1 Million Francs Kriegskontribntion zahlen. Es wurden deutsche Verwundete, wie man jetzt hört, sogar in den Betten erstochen und die Einwohner ließen sich mitunrer scheußliche Untaten an denselben zu schulden kom­men. Andererseits haben viele edelgesinnte Bürger unsere Soldaten vor den Meuchelmördern gerettet, indem sie die­selben versteckten. Aber da muß, wie immer im Kriege, der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden.

Gefecht bei Meziers (bei Amiens). Scharmützel bei Milleurs aux Bois, Santeau und Escrennes. Gefecht bei Neuville aux Bois, Artenay-Aenzy, Ladon, Mont barrois, St. Lorip les Vignes, Clamart, bei Moudoubleau, Sarge, Bondy. Ansfallgefecht bei Meroux, Movel, jSevenans. Kapitulation von Tiedenhofen, .Beschießung von Pialzburg erneuert.

Berlin. Heute wurde der Reichstag eröffnet. In der Eröffnungsrede wurde als Friedensbedingung die Not­wendigkeit einer verteidigungssähigen Grenze betont und 100 Millionen neue Kriegsanleihen gefordert. Bis Mitte November wurden 121 Millionen an Kriegskosten veraus­gabt.

99. Dep. vom Kriegsschauplatz.Bor Paris sind die

Verhältnisse unverändert. Großherzog von Mecklenburg setzt heute seinen Vormarsch fort. Rekognoszierungsge­fechte haben bei Neuville, Bois Commun und Mazieres stattgefunden." v. Podbielski.

Metz. Tie Festung Thionville (Tiedenhofen) hat heute kapituliert. Die Uebergabe erfolgt morgen um 11 Uhr früh.

100. Dep. vom Kriegsschauplatz.Am 24. vertrieb

Oberst v. Lüderitz halbwegs zwischen Roye und Amiens Mobilgarden, welche mit Zurücklassung ihres Gepäcks gegen Bray entflohen. Eine spätere Rekognoszierung desselben mit zwei Kompagnien, 4 Eskadronen und 2 Geschützen stieß bei Mezieres ans sechs feindliche Bataillone mit Artillerie und brachte denselben nicht unerhebliche Verluste bei. Dies­seitiger Verlust gering." ° v. P.

Orleans. Zwei Brigaden des lO. Korps stießen bei den Rekognoszierungsgefechten um Orleans auf das vormarschierende französische 20. Korps, warfen es aus Ladon und Mazieres und machten 146 Gefangene. Dies­seitige Verluste etwa 200 Mann, französische nicht un­beträchtlich. Tie Gefechte dauerten den ganzen Tag bis abends halb 6 Uhr. Das 10. Armeekorps hat in die­sem hartnäckigen Treffen sich glänzend geschlagen, brillant manövcriert und drei Divisionen der Loire-Armee in die' Wälder von Orleans zurückgeworien. Trotz der nber- standenen Stravazen sind die Leute in heiterster Stimmung.

Heiteres.

M ißverständ n i s. Souffleur: -und

sie brachten ihn triumphierend nach Hause" Schau­spieler:-und sie brachten ihn früh um viere nach

Hanse." >

Zu viel verlangt. Bauer (zu seinem in den Ferien anwesenden Sohn)-:.Hör' Girgl, jatzt studierst: 'scho' a ganz Jahr auf der Kunstschul! Nun zeig' uns amak a paar Knnststückl!"

Humor des Auslandes.Solch Zeug kön­nen wir nicht drucken!" sagte der Redakteur sehr von oben (herab, indem er das Manuskript znrückgab.Nun, da­rum brauchen Sie nicht so hochmütig zu sein", entgegnetc der Dichterling.Sie sind nicht der einzige, der es nicht: drucken will."-Ich hätte mich beinahe einmal ent­

führen lassen", sprach das süße kleine Mädel.Wirk­lich!"Ja, wir hatten uns fest dazu entschlossen." Wer?"Papa und ich; aber ich konnte den Mann nicht sindeiß der misch entführen wollte."