Vs

mit Erzähler vom Schwarzwald.

iL

rrs

LrsSei^t

SN SÜM VsrKlMS.

üöMnsment inäsi'LttcksisrtsIjSirtti»k.r.35 ! monsH. 45 ki.

bei g»vn irlrit. eoslsnstsli« unä 8«!«I! !M 6e!s- u. /iEsr- ortsvsrkskr virrtÄj. M. 1.35. gssreiMS llssssibsn Kl. r.35> kiisrli LsstsIIgelS 28 Kg.

celöton lir. 4l.

Amtsblatt für die Stadt wildbad. ^

Verkündigungsblatt Z

der rigi. Lorktämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Laison mit

amtl. Lremdeilliste.

Inrersts mr 8 Kg. kusiüsrtige rl> Kg., Sie IMn- spsllige Ssrmonärejiö.

«SkiSMK» !5 kkg. ä!3 kslitreüe.

Lsi ^isüittvIirnZsn Mspr. üsöstt.

MvMemeiüs nsüi UsbersiskiiM.

7 elegrsmn:- 5 äkes»s: 5cklSUrcM<l6i' Wlövsck

>

IM

UA

^E«»- -Ä

MM

M

MMA

Nr. 275.

Dontterstag.de» 24. November

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 22. Nov.

Präsident Gras 2 ch w e r i n-L ö wi tz eröffnetc um 2'/2 Uhr die Sitzung mit folgender Ansprache:Nach mehr als einer sechsmonatlichen Vertagung gestatten Sie mir zunächst, Sie alle herzlich wieder zu begrüßen. Hoffent­lich haben Sie sich in diesen Monaten alle recht gründlich erholt und gestärkt, daß Sie hier mit neuen Kräften an die unser harrenden Aufgaben herantreten können." Nach­dem die Lifts! der eingegangenen Vorlagen verlesen wor­den ist, gedenkt der Präsident der während der .Vertag­ung verstorbenen Abgeordneten Zimmer mann (Antisemit), Petto (natl.), Schmidt-Marburg (Ztr.), v. 2 karzynski (Pole) und Arend - Labiau (kons.) Das Andenken der Verstorbenen wird vom Hause durch das Er­heben von den Plätzen geehrt. Weiter teilt der Präsident mit, daß er den Abgg. Träger (Vp.), v. Strom deck (Ztr.) und Tr. Lender (Ztr.) zu ihrem 80. Geburtstage die Glückwünsche des Reichstages ausgesprochen habe, was lebhafte Zustimmung hervorrnft. All dem Grabe des ersten Präsidenten Eduard v. Simfon hat der Präsident im Kamen des Reichstages zur Wiederkehr des 100. Ge­burtstages einen Kranz niedergelegt.

Eingegangcn ist eine sozialdemokratische Interpella­tion über die Lebensmittelverteuerung. Au­ßerdem ist eine I n t e r p e la t i o n Normann (kons.) nüd Genossen eingegangen, die ebenfalls die Fleischnot betrifft, und deren Verlesung Gelächter auf der Linken hervorruft. Ferner ist eine sozialdemokratische Interpella­tion eingegangcn über die letzte Kaiserrede. Eine wei­tere Resolution von dem Abg. Ablaß u. Gen. (Fort­schrittliche Bolkspartei) lautet: Ist der Reichskanzler in der Lage, zu erklären, daß dem Reichstage in den nächsten Mi Monaten der Entwurf eines Gesetzes über die Pensionsversicherung der Privatangestell­ten vorgelegt werden wird?

An erste? Stelle der Tagesordnung steht die erste Les­ung des Gesetzentwurfes über die durch die neue Straspro- zeßordnung veranlaßte Aenderung des Ge richts­koste nge setze s.

Mg. Wagner (kons.): Diese Vorlage ist nicht ge­eignet zu langen Auseinandersetzungen. Vielleicht kann sie uns aber zu Beginn unserer Verhandlungen ein gutes Omen für die Zukunft sein. Ich beantrage die Vorlage

einer besonderen Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen. Redner anderer Parteien befürworten dies, die Vorlage geht ohne Widerspruch an eine Kommission. Man tritt dann in die erste Lesung des Gesetzentwurfes be­treffend den Schutz des zur Anfertigung von Reichs- banknotcn verwendeten Papier es gegen unbe­fugte Nachahmung ein.

Abg. Arendt (Rp.): Tie Vorlage wird wohl wenig Widerspruch finden. Zwar gibt es Leute, die sagen, es sei unnötig, das Papiergeld gegen Nachahmung zu schützen, denn es schütze sich selbst durch seine. Häßlichkeit, man sei froh, wenn man es wieder loswcrde. Vielleicht könne man bei der Beratung dieses Gesetzes auch eine Verschöner­ung der Noten überhaupt erwägen.

Abg. Ortet (natl.) erklärt sich im Namen seiner Partei mit der Vorlage einverstanden. Tic Vorlage wird in erster Lesung ohne weitere Debatte erledigt.

An letzter Stelle der Tagesordnung steht die erste Les­ung des Gesetzentwurfes betreffend die Beseitigung der Tierkadaver.

Zur Begründung der Vorlage nimmt Sraatssekretär Delbrück das Wort: Der Reichstag hat wiederholt ei­nen entsprechenden Gesetzentwurf verlangt. Der Redner gibt eine kurze Darstellung der Einzelheiten des Gesetz­entwurfes, bleibt aber bei der im Hause infolge der Be­grüßungen herrschenden Unruhe aus der Tribüne unver­ständlich.

Abg. Siebenbürger (kons.) äußert sein und sesttcr Freunde Zustimmung zum Gesetzentwurf. Hoffentlich werde das Gesetz die Wirkung haben, daß das deutsche Volk vor Ansteckungen und Deuchenkrankheiten geschützt werde.

Abg. Fischbeck (Fortschr. Volksp.): Im Interesse der Volksgcsundheit ist eine Regelung des Abdeckereiwesens dringend nötig, und deshalb freuen wir uns auch, daß uns dieses Gesetz zugegangen ist. Gewiß ist es nicht mög­lich, die Verhältnisse über einen Kamm zu scheren, und deshalb ist es richtig, daß der Gesetzenttvurf mir einen all­gemeinen Rahmen gibt und die Ausführung der landes­gesetzlichen Regelung überläßt. Tie Vernichtung der Tier­wichen Erde ich mir so denken, daß große Gemeinden oder Kreise Vernichtungsanstalten schaffen. Tie meisten -Kreise haben ja auch schon heute solche Vernichtungsan­stalten.

Abg. Neuner (natl.) tritt für eine weitcrgehende reichsgcsetzliche Regelung der Materie ein. Abg. Scheide­mann (Soz.) spricht sich im allgemeinen für die Vorlage

aus. Mg. Dr. Var enhorst (Rp.) stimmt der Vor­lage ebenfalls zu, hält aber die Erörterung einzelner Fra­gen in der Kommission für nötig.

Die Vorlage geht an eine Kommission von vier­zehn Mitgliedern.

Morgen 1 Uhr: Interpellation und Mittelsta.ndsan- trag der Konscrvanven.

ichluß

3(2 Uhr.

Berlin, 22. Nov. Dem Reichstag ist ein Gcsetzrm- ivurs gegen die Mißftände im Heilgewerbe zuge­gangen.

Eine Novelle zum LchtthLrrrppengesetz.

Die Regierung wird' dem Reichstag noch eine No velle zum S ch u tz t r u p p e n g c s e tz vorlegen. Die Novelle will in allen afrikanischen Schutzgebieten das mi- litä rische K o n t r o l lw c s e n ausbauen und in Ver­bindung damit für Südwestafrika zunächst einen Beurlaub­tenstand für Offiziere und Mannschaften bilden. Demge­mäß 'werden auch für diese Kolonie die bisherigen Heb­ung s b e st i m mn ngen umgeändert werden dergestalt, daß Hebungen auch in der Kolonie in Zukunft abgeleistet werden. Tic Ableistung von Hebungen ist nur solchen An­gehörigen des Beurlaubtenstandcs gestattet, die ihren dauernden Wohnsitz in der Kolonie haben. Daneben ist die Ableistung von Hebungen in der Heimat vorgesehen. Be­treffs des militärischen Aontrollwefens werden die Ko­lonien nicht mehr, wie bisher, als Ausland betrachtet, sondern nach und nach, zunächst in Südwestafrika besonde­ren Bezirkskommandos unterstellt werden. Tie Deutschen in den Kolonien sind also, solange sie in der Kolonie wohn­haft sind, den afrikanischen Bezirkskommandos gegenüber kontrollpslichtig; bisher standen sie unter dem .Bezirks­kommando Berlin.

For-tschrittlichrttatiottaMberales Wahlabkornmen für Bayern.

Aus Württemberg und Thüringen, die in dem Ab­sästuß eines fortschrittlich-nationalliberalen Wahlabkom­mens vorangegangen sind, folgt nun erfreulicherweise auch Bayern. Von München aus wird folgende parteioffi­ziöse Meldung ausgegeben:

In der Sitzung des Ausschusses der Arbeitsge» mcinschaftder liberalen Kreisverbände Bayerns vom 25. September wurden die beiden liberalen Parteien in

Das Niederträchtige ist doch das Mächtige.

Goethe.

Großindustrielle.

ui

Roman von Ernst Georg y.

(Nachdruck verboten)

(Fortsetzung.)

Halb unbewußt halten seine .Lippen dem Gedanken Ausdruck verliehen, als aber die Laute sein Ohr erreichten, lächelte er, und die neu erwachende Lebenslust, die er in sich gespürt, als er in Southampton das Land bestiegen, Pulsierte von neuem in ihm. Er fuhr, als schöpferische und kaufmännische Kraft bewährt, den Eltern entgegen. Eisenhütt erwartete ihn, und feine Billa in Berlin und sein Grundbesitz und er war frei --

und Gerda war es auch --

., ^ Hartwig verbrachte den Rest der Fahrt mit Wendt im Speisewagen in angeregter Unterhaltung. Tie sortschrei- Mde Bewegung und Zeit belebten ihn sichtlich und stei­gerten sich zur Aufregung, als Berlin immer näher rückte. Ne letzte Viertelstunde schritt er im Gange aus und ab und beobachtete durch die Fenster die wohlbekannten Bilder der anmutigen Vororte. Endlich fuhr man in das Bahn­hofsgebäude ein. Und selbst das Herz dieses Mannes schlug höher, als er die Reckengestalt des Vaters, die sym­pathische Erscheinung der mütterlichen Frau auf dem Per­ron, seiner harrend, erblickte. Mit einem Satz sprang er 'aus dem Zuge und eilte zu den Eltern, in ihre Umarmung. Er kam erst zur Besinnung, als er ihnen im Automobil gegenübersaß.Mutter' Vater, die Zeir ist spurlos an ruch vorübergegangen. Ihr seid gänzlich unverändert!"

Wir sind auch nicht jünger geworden in den (zwei Jahren, Junge."

Aber dar hast dich sehr verändert, mein Harnvig. ^iegt das nun an deinem grauen Haar oder an dem Voll­bart?" sagte Frau Werner,aber du kommst mir so anders vor! ... Als hätte ich einen Knaben ins Ausland ge­schickt und bekäme einen Mann zurück!"

Die Herren tauschten einen langen Mick

Wie fein eine DLutter sieht!" rief Hartwig.Tein zwar sehr von Stürmen gerüttelter Junge hat sich draußen auch erst richtig entwickelt. Die Reise war für mich Ge­nesung. Vater kannte mich und wußte, warum er der­art disponierte."

Ich tvollte es nicht glauben damals und stritt mit ihm." Die Geheimrättn lachte und stieß den Gatten liebe­voll in die Seite.Nun, gottlob, daß er recht behalten hat. Meinem Fraueneinpfinden nach mußtest du dich unter uns von all dem Leid erst äusrichten. Wer ihr Männer seid eben anders und braucht anstatt Liebe eure Arbeit als Medizin."

Me drei waren ernst geworden. Der Gedanke an Agathe lag zu nahe. ^ j

Wie ist es mit meiner ^chnnegermntter nur so schnell gekommen? forschte Karrwig.

Wie es eben kommt, wenn keine Lebeneenergic mehr da ist, die einen Menesnngsprozeß befördert", erwidene der Vater.Sie war Mit Emma und Mistreß Hay in Baden-Baden, als die Influenza sic niederwarf. Eine Lungenentzündung trat hinzu, und nach einer Woche war alles vorüber. Und es war gut so,. Junge, die Trauer dieser Frau um ihr Kind war so verzweifelt, wurde immer ärger, anstatt besser. Sie wäre geistig über lang oder kurz züsammengebrochen. Gönne ihr die Ruhe."

Ich gönne sic ihr: Agathe -war das Licht ihres Da­seins, und als dieses eben erlosch, -tappte sie im Finstern, die A-ermste!" Hartwig schwieg und blickre ans dem Wagen. Da sind wir angelangt!" sagte er nach einigen Minuten. Ich freue mich auf mein Heim und auf Franz. Der be­queme Mensch hätte mir ruhig entgegenfahren können! Arnows hatten es auch erwartet."

Verlegen blickten sich die Eltern an. Sic sagten jedoch nichts mehr, denn das -Geführt hielt bereits vor der glän­zend erleuchteten Villa. Seine alte Hausdame, eine Ossi- zierswitwe, empfing den Heimkehrenden am Portal mit dem Personal und geleitete ihn in das Vestibül, wo fest­liche Girlanden und reicher Blumenschmuck ihm die Freude aller über seine Ankunft ausdrücken sollten.

Franz Werner eilte ihm entgegen, und beide Brüder

umarmten sich herzlich. Wie Hartwig es von 'jeher ge­wöhnt !var, stand sein Bad bereit. Er zog sich zuerst zurück, und bis er fertig war, langten Wendt und Smith an, und der letztere half seinem Herrn sofort in eine beyueme Samtjoppe. Erfrischt und zufrieden kehrte er in das Wohnzimmer zu den Seinen zurück, die seiner geduldig geharrt hatten.

T-er Engländer rollte schon die Flügel der Tür aus­einander und meldete, daß das Essen aufgetragen sei.

Man begab sich zu Tisch und vlanderte um der ser­vierenden Dienerschaft Ellen von harmlosen Dingen, vom Stadiklats-ch, seiner Reise usw. Erst nach der Mahlzeit zogen sie sich 'zu intimen Beisammensein zurück, wo der Kaifee gereicht wurde.

,Lomm, mein Junge, ehe wir gemütlich Plaudern, möchten Mutter und ich dir eine Sache zeigen, die auch deinen Beifall finden wird. Wir wußten nichts Schöneres, womit wir dir eine, in diesen: Falle leider recht wehmütige,, Freude machen konnten. Konrm mit uns in deine Biblio­thek", sagte der Vater, die Tasse niederfetzend.

Hartwig erhob sich, sofort das Richtige ahnend. Ernst schritt er zwischen den Eltern zu dem bezeichnten Raume und stand erblassend vor dem herrlichen, lebensgroßen Porträt seiner Frau, das Kaulbach mit vollendeter Meister­schaft auf die Leinwand gezaubert hatte. In blendender Lebenssülke und Lcibcsschönheit lächelte sie in Balltoilette aus ihn herab, und ihre Angen blickten in die seinen mit dem glanzvollen Ausdruck der vertrauenden Liebe, die sie immer für ihn gehabt. Der sich zu wahrer Verklärung ver­tieft, als sie ihn wenige Stunden vor ihrem Tode noch einmal mit Bewußtsein betrachtet hatte.

Regungslos stand er, in den Anblick vertieft. Es war keine Verzweiflung, keine Rene mehr in ihm. In ernster Wehmut vermochte er Agathes Abbild zu betrachten, das heute narr dankbarste, sympathischste Regungen in ihm auslöste. Als er sich nach einer Viertelstunde umdrehte, war er allein in dem Gemach. Langsam kehrt? er zu den Eltern und dem Brarder zurück. Er xeichic ihnen beide Lände und sagte nichts weiter als:Dank Dank!"

(Fortsetzung folgt.)

ra 6