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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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ßsIÄoii fir. 41.

Amtsblatt für die LtadL Mildbad.

verkündigungsblatt

der Ugl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Sckiiosi'rlüsillei' lSiulögcl.

Nr. 274.

Mittwoch, den 22. November ISt«.

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Der Kaiser über den Seeoffiziersberus.

In Mürvik ist eine neue Marineschule ein­geweiht worden. Dabei hat der Kaiser, dem vor«dieser Akademie ein Standbild errichtet ist, eine Kabinettsordre folgenden Inhalts verlesen:Ich will bei meinem ersten Besuche in der neuen Marineschule an die jetzigen Schü­ler, aber auch an alle nachfolgenden einige Worte richten über den S c e 0 f f i zi e r s b e r u s und über die Aufga­ben bei der Erziehung des Seeoffiizersnachwuchses. Ich brauche nicht zu betonen, wie sehr mir das Seeoffiziers­korps, dessen Uniform ich trage, ans Herz gewachsen ist. Ich kenne es von meiner frühesten Jugend ab. Ich habe cs schätzen gelernt in feinen vortrefflichen Leistungen, in der Führung meiner Schiffe im In- und Auslande und bei der ganzen Entwicklung der Marine., Ich liebe den Beruf, den Sie, meine jungen Kameraden, sich gewählt haben, und ich habe volles Empfinden für all das Schöne und Stolze, was Ihnen dieser Berus namentlich in den frühzeitig erreichten selbständigen Stellungen bietet. Aber ich weist such, wie viel Entsagung er von dem Einzelnen fordert, und daß ein ganzer Mann dazu gehört, immer mit Freudig­keit den schweren und verantwortungsvollen Dienst zu tun, der Ihnen zufallen wird. Schon die Marineschulzeit keine leichte. Ter Seeoffizier muß, sehr viel lernen; « soll ein gebildeter Mann im allgemeinen sein, und er soll sich ein weitgehendes technisches Wissen aneignen. Das «fordert viele ernste Arbeit über den Büchern, und die ist doppelt schwer nach einem Jahre an Bord, welches Sie in vorzugsweise praktischer Ausbildung und unter den er­frischenden Eindrücken der Auslandsreise zugebracht haben. Denken Sie bei der Arbeit daran, dast sie nicht nur ein Änsammeln von Wissen bedeutet,, sondern dast sie auch M Ausdruck von Pflichtgefühl und Energie ist und damit für die Bewertung der ganzen Persönlichkeit ins Gewicht fällt. Unsere Zeit braucht ganze, sogar eisenharte Männer; daher kommt es auf die Persönlichkeit und den Charakter in erster Linie an. Diese Charakterbildung zu fördern, ist die wichtigste Aufgabe Ihrer Vorgesetzten, aber cs ist vor allen Dingen auch die Aufgabe jedes Einzelnen von Ihnen. Arbeiten Sie sich durch zu einer streng sitt­

lichen, auf religiöser Grundlage ruhenden Lebensanfchau- ung, zu einer der gegenseitigen Verantwortung sich bewuß­ten Kameradschaft, zu ritterlichem Denken und Handeln und umschiffen Sie so die Klippen, an welchen leider im­mer noch so viele junge Offiziere scheitern. Begeistern Sie sich an den großen Vorbildern der Geschichte, die Ihnen lehren, dast es geistige Kräfte sind, welche den Sieg erfochten und nicht zuletzt die Seelenstärke, welche dem Gottesglauben enisvringt. Dann werden Sie, mit hohen Zielen vor Angen, alle Härten und Schwierigkeiten des Be­rufes leicht überwinden und so Offiziere werden, wie ich sie mir wünsche, und wie das Vaterland sie braucht, stolze und wetterfeste Männer im Sturm des Lebens."

*

Aus Baden, 21. Nov. Anschließend an die vor acht Tagen erfolgte Kündigung der Metallarbei­ter bei der Waggonfabrik in Rastatt kündigten am Samstag, ebenfalls durch den Verband, sämtliche Holzar­beiter. In einer stark besuchten Versammlung hatte jeder Arbeiter die Kündigung unterschrieben, die dann der Ver­band der Firma zuschickte. Bon den etwa 600 Mann der Waggonfabrik treten nunmehr etwa 550 in den Ausstand. Nur die Lackierer und Sattler haben sich nicht angefchloffen. Die Auslöhnung der ausgetretenen Arbeiter erfolgt heute. Nach Lage der Dinge sind Unruhen zu befürchten. Bor- sichtsmaAegeln sind deshalb getroffen worden. Schon die ganze Woche über waren von der Fabrik Streikposten aufgestellt.

Köln, 21. Nov. Ter Großindustrielle Hug 0 Stin - nes und die städtische Verwaltung zu Mül hei ui a. d. Ruhr plaueu die Schiffbarmachung des unteren Laufs der Ruhr von Mülheim bis zur Mündung. Dadurch wird Mülheim Rheinhafen. Der Kostenaufwand beträgt 8 Millionen Mark.

Berlin, 22. Nov. Die Nordd. Mg. Ztg. schreibt: Beim Reichskanzler fand gestern abend ein Diner statt, zu dem unter anderem die in Berlin weilenden Minister der Einzelstaaten, die Bundesratsbevvllmächtigien, die preußischen Staatsminister und mehrere Staatssekretäre geladen waren. Von Württemberg ist Ministerpräsident Weizsäcker in Berlin anwesend.

Metz, 21. Nov. An Stelle des zum Unterstaats­

sekretär im Reichskolonialamt ernannten bisherigen Bür­germeisters Dr. Böhmer ist heute Regierungsrat Ditt- m a r - Strastbnrg i. E. zum Bürgermeister von Metz ge­wählt worden.

Ausland.

Rach dem Tode Tolstois.

Petersburg, 2l. Nov. In derReichsduma w:es, der Präsident auf den schweren Kummer hin, der Rußland durch das Hinscheiden Tolstois, des großen Denkers, Künst­lers und Genies, des Stolzes Rußlands und der Menschhcu betroffen habe. Wie der Präsiden: vorschlug, ehrte das Haus das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Nur einige Zlbgeordnete von der extremen Rechten schlossen sich davon aus. Einem weiteren An­trag des Vorsitzenden, die Arbeit znm Zeichen der Trauer auszusetzen, wurde von der Rechten in allerheft: g- ster Weise widersprochen. Die Duma habe dem.. Lande zu dienen, das sie bezahle, Tolstoi habe Kirche, Staat, Familie und. Eigentum negier: und sei im Bruch mit der Kirche gestorben. Somit wäre seine Ehrung eine Herausforderung der Kirche. Auch als Staatseinrichtung laärfe die Duma einer Ehrung Tolstois nicht zustimmen, der alle Einrichtungen des Staates bekämpf: habe. Der Antrag des Präsidenten wurde aber mit großer Mehrheit gegen einen Teil der extremen Rechten und einiger Na­tionalisten angenommen und darauf die Sitzung geschlossen. Die Fraktion der Oktobristen hat an Tolstois Wittoe ein Beileidstelegramm gesandt und drei ihrer Mit­glieder beauftragt, bei Stolypin und dem Metropoliten An­tonius die Erlaubnis zu einer Totenmesse für Tolstoi ans-- zuwirken.

*

Afiatzowo, 21. Nov. Tie Leiche Tolstois ist mittags eingesargt worden. Darauf nahmen die auf der Station Anwesenden von dem Verschiedenen Wschied, indem sie an der Bahre vorbeidefilierten. Um 1 Uhr wurde der offene Sarg von den Söhnen Tolstois hinaus- getxagen. Sobald die Prozession-auf dem Hof sichtbar wurde, stimmte das Publikum in das TotenliedEwiges Angedenken" an. Dem Sarg folgte die Gräfin, geführt

Am meisten Unkraut trägt der fett'ste Loden.

Shakespeare.

Großindustrielle.

üi.

Romau von Ernst Gcorgy.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Hartwig, dessen Herz sich in der Heimat und in der Nähe der Schwester geweitet hatte, nahm innigen Mschied ünd sprang in sein Coupee. Tie Lust im Vaterlands rnacht weich", rsief er Von oben,ich freue mich ans die Ktenr und Daheim wie ein Schuljunge, der in die Fe­tten reist."

.Von zu Haufe schrieben sie auch beglück: in dem Schänken, dich so bald wiederzusehen. Franz wäre dir äm liebsten bis hierher entgegengereist. Vielleicht erwar­tet er dich schon auf irgendeiner Station."

Das goäre ein famoser Gedanke von ihm. Also T-ank, daß ihr gekommen, und auf Wiedersehen Weih­nachten bei den Eltern." ^

Auf Wiedersehen! Biele Grüße!"

Sie schwenkten die Taschentücher zum Wschiede, und Hartwig blickte ihnen aus dem davonfahrenden Zuge nach. Tr sah noch, wie sie kehrt machten, wie Agnes sich in den Arm des Gatten hängte, um an seiner Sette den Bahn- yoj zu verlassen. Tief Atem schöpfend, schloß er das Fenster und ließ sich nieder. Die Schwester machte einen Mstiedeuen Eindruck, und die kleine Emma, die er im- ir-er nur wie ein Kind betrachtet, war nun auch bereits glückliche Gattin geworden. Die beiden Nachkömmlinge: die kleinen Schwestern waren im Hafen. Aber er und Franz . . .?

Sein Bruder hatte bei seiner Wfahrt unter Kmn- sesse Sadows Weigerung, seine Gattin zu Werdern schwer delitten. Franz war ein ernster, einfacher Mensch, der feinen Pflichten lebte und gänzlich unkompliziert seine Er­holung in den Interessen für Gärtnerei und Obstzucht Achte. Ihm dankten Park und Warmhäuser Eisenhükts chfe Berühmtheit und. die elterliche Tafel die bester: Ge- ttüyyorten und die ersten Früchte der Jahreszeit beim Dessert. - Schon als Knabe war der jüngere immer ein. Musterkinb gewesen dessen Wollen sich nnt seinem Kön­nen urür den Anforderungen, die Leben und Eltern an M stellten, deckte. Oft, sehr oft hatte er, Hartwig, der

-ältere und viel begabtere Bruder, den um acht Jahre jüngeren beneidet. Lluf ihn als Stammhalter richteten sich alle Blicke, von :hm wurde verlangt, gesprochen; er, der so lange Zeit der einzige gewesen, stand immer in vollstem Lichte, jeder Beobachtung and Kritik ausgesetzt.

Das Kind ist ein Genie!"Unser Stammhal­ter!"Hartwig ist ivie sein Großvater!" ^sEine Eriojberungsnatnr!" Ml diese Phrasen, die Kinder reicher Sund im Vordergründe stehender Eltern tagtäglich um­wehen, hatten seiner ruhigen Entwicklung geschadet. Bon der Kinderstau an, über- Hauslehrer, Gymnasium, 'Lehr­zeit und Regiment fort hatte er nie ein Hemmnis ge­spürt, einen richtigen Tadel gehört, sondern, da er auch fleißig und stegabt war, nur Schmeicheleien. Er verfügte frei über großes Taschengeld, von: achtzehnten Jahre gn über die bedeutenden Zinsen des großväterlicher: Ber­nrögens mütterlicherseits. Er kaufte Wernersdorf, die Jagd in Ungarn, das Bauernhaus in den Alpen, Pferde und Segelboote nach eigenem Ermessen. Und da er sehr prak­tisch war rurd sorgfältig prüfte, kaufte er stets richtig und vorteilhaft, so daß er vom Vater nur Zustimmung erfuhr. - - Mir wahrem Gottbewußtsein fühlte er,Jung Werner", sich als Grundbesitzer im konservativsten Länd- chen des Reiches. Er glaubte, nur die Hände ausstrecken zu müssen ...

Da kam der Rückschlag! Jäh und beschämend für seinen Stolz, schmerzhaft für seine Eitelkeit, sein Herz. Es begann im Zusammenleben mit dem Mel der Um­gegend. Hartwig fühlte durch alle Höflichkett hindurch, daß er trotz seiner Millionen, seines Namens nur ein Geduldeter tvar, daß man ihm die ehrsamer: Handwerker- Borfahren nicht vergab. Er blieb unter diesen Aftan- gesessenen der plebejische Emporkömmling. Empfindlich geworden für Blicke und Nuancen, verlor er seine Sicher- heit und wurde linkisch, ängstlich, schüchtern. Unter an­dern Verhältnissen hätte er wie ein Sieger um die arme Konrtesse geworben, sich ihr gleich gestählt. Auf Wer­nersdorf, inmitten ihrer Kreise, angesichts Scherrenbachs, das jahrhundertelang im Besitze der Familie Nelsin, ver­kleinerte er sich künstlich vor sich selbst. Ihr hochmütig abweisendes Benehmen, ihre Ironie reizte ihn, wie ihn Ihre Schönheit unterjochte und .zur Liebe zwang. Jene Szene im Walde, als er sie in den Armen des Vetters erblickte, raubte ihm fast den Verstand.

Der einsame Reisende stöhnte in seinem Coupee laut, als er der folgenden Jahre gedachte. Wie ein Verrückter hatte er sich, auf das Leben losgestürmt, äußerlich ruhig, innerlich verzagt ein Spielball in der Hand jedes Menschen, der stärker war, als er und seine Schwächen zu nutzen verstand. Ehrgeiz, Ruhmsucht waren über ihn ge­kommen, groß wollte er werden und berühmt aus ei­gener Kraft. Die Wett sollte von Hartwig Werner spre­chen, damit Gerda Nelsin von ihm erfuhr!

Hartwig erhob sich ünd schaute hinaus, und es schien ihm, als ob sein Leben gleich einem Wandelgiorama an ihm vorüberzog. Er sah alles plastisch vor sich in der vorüberrauschenden Landschaft. Trouville und Dvonne Aegypten und den sterbenden Johannes Schulz Berlin und -- - - Gerda! Gerda, die wieder mit ihm zu- sammentraf, noch immer spöttisch, abweisend, kalt! Gerda, die er heißer liebte und begehrte als je, und die unruhig, geguckt: und weich wurde, als er vor ihr floh. Fluch: vor ihr, der Unerreichbaren, war' die Verlobung mit Agathe Gresson gewesen.

Und elende Feigheit die Ehe mit ihr, die er nich: mehr losen konnte, als er erfuhr, daß die Geliebte frei geworden ! Denn seit den: Presseball wußte er, daß Gerda sich gewandelt, daß sie ihn liebte!

Die Tage in Rußland, die Aufovserung seiner Frau, ihre anbetende, vertrauende Liebe, ihr Schmerzenslager und ihr Tod hatten dann kurze Zeit hindurch alles andere übertäubt, ihn zur Anerkennung, zur Sympathie, zur tiefen Trauer gezwungen. In Amerika war er still ge­worden und langsam innerlich genesen. Hartwig Hane sich wiedergcfunden und kehrte zurück, nicht in sieghafter Setbswergötternng. nicht zertreten, in sch rach er Ruhelosig- kei: hin und her schwankend, sondern geläutert, als Manu! Und in diesen: schwer erkämpften Mannesbewußtsein- drückre ihn inehr als die Schuld seines Lebens. Er ver­mochte nicht mehr, sie Ungeschehen zu machen mrd von sich abzuwälzen;- aber er war entschlossen, sie auf sich zu nehmen und zu tragen! Sie sollte kein Hindernis mehr für ihn werden! Er mache nrrwiükürlich eine auS- streicheiwe Bewegung in der Luit:Fertig!" sagte er laut.Geschehene Dinge sind nicht zu ändern; aber ich muß weiterleben! Ich will es!"

(Fortsetzung folgt.)