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mit Erzähler vom Achwarzwald.

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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

-er rlgi. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

lnsergte nur 8 klg. llnEriige io big., Sie lilsin, ^ speiiigö Ssnnovklrslle.

LiSLismen 15 kkg. clle kelitreile.

Lei Vieägrkiolllngön enlsvr. Ilevsti. s'igMSments nRk Ileberelickunkt.

relegremni-lläresse:

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Nr. 270.

Freitag, den 18. November 1010.

27. Jahrg.

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Liberalismus und Handwerk!

Warum stellen wir diese zwei Punkte nebeneinander?

Doch nur weil sie zeitgemäß sind und notwendigerweise einmal gegeneinander abgewogen werden müssen, nm einen Wahn zu zerstreuen, der nur zu viel schon Boden ge­wonnen hat, zum Nachteil der beteiligten Kreise.

Wir wollen uns in keiner Weise scheuen, diese zeitge­mäße Frage von allen Seiten zu beleuchten, denn es wäre ungerecht, nicht aus Nachteile und Vorteile hinzuweisen, die offenbar vorhanden sind, aber ja nicht beim wahren Namen genannt werden.

Stellen wir uns in die Lage des heutigen Handwerkers.

Aufgerüttelt, in voller Bewegung um die Verbesser­ung seiner Lage in aufreibendem Kampfe liegend und da­bei absichtlich oder unabsichtlich auf Irrwege geführt, Phantomen nachjagend, die nie erreichbar sind.

So charakterisiert sich die heutige Handwerkerbeweg­ung. Und was ist daran schuld? Schuld daran ist zum Teil der Handwerker selbst, der sich urteilslos Ansichten und Experimenten unterwirft, die ihm scheinbar nicht nur den goldenen Boden des Handwerks, sondern sogar goldene Berge in Aussicht stellen.

Eine Hauptschuld daran tragen aber auch diejenigen Parteien, die, wir wollen nicht sagen, absichtlich, mit solchen falsche Vorstellungen erweckenden Experimenten den Hand­werkerstand beeinflussen und zu sich herüberzuziehen ver­stehen.

Das sind aber in der Hauptsache die konservativen Parteien.

Man kann häufig auch von intelligenten Handwerkern hören:Nur der konservativen Seite haben wir cs zu verdanken, daß die Gesetzgebung und die Regierungen sich des Handwerks endlich angenommen haben, keine andere Partei hat sich je um dasselbe gekümmert." Etwas Wahres liegt in diesem Satze, aber auch etwas sehr Gefährliches. Und die Gefährlichkeit liegt darin, daß dadurch viele Hand­werker verleitet werden zu glauben, alles Heil auf der konservativen Seite suchen zu müssen, ohne genauer zu­zusehen und dabei zu finden, daß sie anstatt die Em­pfangenden, die Gebenden sind, denn der Stimmenzuwachs seitens der Handwerker bedeutet für die konservative Seite ungemein viel mehr, als sie diesen gegeben haben und auch geben wollen.

Was sind denn nun eigentlich das für Errungenschaf­ten, die wir den rechts stehenden Parteien zu verdanken

Lin edles Thun belohnt sich selbst.

Sophokles.

Großindustrielle.

Roman von Ernst Georgy.

48j lNachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Sonntag war es. Ein unvergleichlich schöner, sonnen- durchglühker Herbst. Von der Dorfkirche jenseits des Parkes ertönte Glockengeläut, das ein Wind herüber- trng. In flammendem Rot und Gelb hoben sich die Banmwipfel vom Tiefblau des Himmels ab, wohltuend wirkten zwischen dem zauberhaften Farbenspiel die dunk­len Tannengruppen, die hohen Fichten und Tujen. Duft wehte von den bunten Beeten der Terrassen, die unten am See in einem sammetweichen, smaragdgrünen Rasen endeten, ans dem mächtige Linden nach englischer Art ihre Kronen in schweren Zweigen bis znm Boden fort­setzten. Glitzernd türkisblau schimmerte der See, dessen Wasser sich leise kräuselten. Schwäne und Enten tummelten sich darauf fröhlich umher. Schläfrig räkelte sich Hart­wigs deutsche Dogge im Sonnenschein.

Der Geheimrat Werner schloß einen Augenblick die Augen. Zn schmerzhaft war der Gegensatz zwischen dem Sterbezimmer und dieser lachenden Oktoberlandschaft. Das Bild der holden, dem Ende nahen Frau schob sich zwi­schen ihn und die Natur. Fester packte er den Stock, pfiff dem Hunde, der sich sofort gehorsam erhob und an seine Seite kam. Langsam schritt er neben dem mächtigen Tier durch einen schmalen Heckenweg am Gemüsegarten entlang in Herr Wald hinein. Der Schatten und die Enge der Wege entsprachen seiner Stimmung heute mehr als der freie Ausblick auf den reichen, schönen Besitz des Lohnes.

Die Bewegung in der köstlichen Lust belebte ihn und tat ihm Wohl. Er reckte die große Gestalt, dehnte die breite Brust und durchkreuzt den Forst nach allen Richtungen. Die höher steigende Sonne, die breiter werdenden Schatten ließen ihn endlich der Zeit gedenken. Er blickte nach der Uhr und erschrak. Auf kürzestem Wege, Waldhäuer- und Förstcrsteige benutzend, kehrte er endlich zNm Schlosse zu­rück, dessen Hintersassade endlich wieder anftauchte. Das

haben? Die Antwort hieraus können wir in Nachstehendem finden. Das Handwerk hat man mit der Gewerbenovelle von 1897 vor so viele Ausgaben gestellt, daß es nach jeder Richtung vollaiff beschäftigt ist und dabei oftmals viel Wich­tigeres nur mit getrübtem Auge sieht. Man kann das am allerbesten begreifen, wenn man die Ereignisse der letz­ten zehn Jahre nur etwas genauer verfolgt hat.

Das Gesetz von 1897 hat, der elterlichen Abstammung entsprechend geglaubt, das Handwerk wieder in Zünfte und Innungen konservieren zu müssen. Mit welchem M- folg dies bis heute geschehen ist, läßt sich daran ermessen, daß fortdauernd Versuche gemacht werden, Hilfe und Bes­serung zu schaffen durch Bildung von Innungen, Aus­lösung von Innungen und wieder Neubildung von solchen, wobei oftmals schon beim Entstehen derselben der Keim der Auslösung vorhanden ist. Was hier für eine Ver­schwendung von geistiger Arbeit und Geldern verursacht wird, wäre eines besseren Erfolges wert.

Das ist die vielgepriesene Errungenschaft für das Handwerk seitens der konservativen Parteien.

Daß es damit nichts ist, das beweisen andere Bcruss- veroände, die nichts von Zwangsmitteln wissen wollen, die den ganzen mittelalterlichen Ballast auf die Sette setzen und sich durch Selbsthilfe das Maß von Existenz­möglichkeit zu verschaffen suchen, das eben überhaupt er­reichbar ist.

Und hier ist der Punkt, welcher den Handwerker von der konservativen Seite trennt. Hier setzt der Liberalis- muß ein, der Männer will, die selbständig zu handeln wissen, die sich nicht aus das Gängelband der Staatshilse verlassen wollen, sondern in eigener und freier Kraft ihre Position zu behaupten in der Lage sind.

Was wurde denn bis heute von der Staatshilfe er­reicht?

Wurde vielleicht im Submissionswesen ein nennens­werter Erfolg erzielt?

Konnte die Konkurrenz eingeschränkt werden?

Ist das Psuschertum verschwunden, oder auch nur ge­ringer geworden?

Nichts von alledem.

Die Erfahrung hat noch stets bewiesen, daß da wo es au der eigenen Energie und Initiative fehlt, nicht viel zu holen ist. Es ist wahrlich die höchste Zeit, daß sich der Handwerkerstand ausrasft und sich darauf besinnt, daß er geschlossen eine Macht darstellt, die ihre Geschicke selbst zu vertreten in der Lage ist. Diese Machtentfaltung darf aber nicht durch unzeitgemäße Schranken eingeengt werden.

Alleinsein im Forst hatte ihm wohlgetan und ihm das innere Gleichgewicht zurückgegeben.

Der Hund hob plötzlich den Kops und nahm eine Witterung.Was hast du, Tasso?" fragte der alte Herr erstaunt. Du stob das Tier mit einem mächtigen Satze davon, ein wütendes Gebell ausstoßend.

Gleich daraus ertönte ein schwacher Schrei, den eine weibliche Stimme ausgestoßen hatte. Das Heulen des Tieres schwoll an.

Tasso, zurück! Taffo, hierher!" Werner schrie es laut und folgte schnell dem gegen Fremde außerordentlich mißtrauischen und bissigen Tier.

,,Zn Hilfe!" klang es wieder, nur wenig entfernt.

Der Geheimrat rannte entschlossen mitten durch eine sorglich gepflegte Schonung und kam zur rechten Zeit. Mit eisernem Griffe packte er Tasso am Halsband und riß ihn von einer Dame fort, die der Hund gestellt hatte, die Vordertatzen auf ihre Schultern gelegt. Eine Sekunde später, und das gereizte Tier hätte wahrscheinlich zuge­bissen.Gott sei Dank, das ivar höchste Leit!" rief er anfatmeüd und öffnete erstaunt, als sähe er nicht richtig, beide Augen.Sie" hier . . . Gräfin?" -

Vor ihm , stand im schwarzen Reitkleide, am ganzen Leibe zitternd, Gerda Boardet. Ihr Antlitz, von dem Anfall und «damit verbundenen Schrecken noch totenbleich, zeigte einen rührend hilflosen und verwirrten Ansdruck. Die schönen, in Tränen schwimmenden Augen waren so angstvoll auf ihn gerichtet, daß er Mitleid fühlte. Das war nicht mehr die blendende, kalte, hochnäsige Eiskönigiu des Ronsachschen Festes, sondern ein schwaches Weib, dessen Gesicht deutliche Spuren tiefen Leides trug.Sie sehen mich aufs höchste. . . betroffen," sagte er ernst, Sie hätte ich, wahrhaftig, hier nicht vermutet."

Sie wollte antworten, aber die zitternden Lippen versagten noch den Dienst. Daher machte sie nur eine rührend hilflose Bewegung mit den Händen.

Sie sind hergerttten, Gräfin?"

Sie nickte mit dem Kopfe.

Wo steht Ihr Pferd?" Sein Blick folgte dem ihren Und gewahrte am Ende der Schonung aus einer kleinen Lichtung das Tier, ruhig die Gräser neben dem Baum abzupfend, an den sie es gebunden.

sondern sie kann nur im Liberalismus gedeihen, wo jeder Stand den Platz einznnehmen in der Lage ist, den er zu beanspruchen'vermag. Ter Liberalismus verwirft mit Recht alles das, was nach selbstsüchtiger Streberei und enger Jnteressenverfcchtung aussieht, dafür tritt er aber ein, daß durch weitgehendste Bildungsmöglichkeiten ein möglichst umfangreiches Wissen in die breitesten Schichten: des Volkes getragen wird, damit jeder womöglich in dSv Lage ist ein unbefangenes Urteil über die Bedürfnisse des einzelnen sowohl, wie auch der Gesamtheit seiner Mitmen­schen sich bilden zu können. Hieran mitzuarbeiten, dürfte für viele intelligente Handwerker ein dankbareres Feld bedeuten, als sich mit der Fruktisizieruug nutzloser Ge­danken abzumühen, wie etwa die Konkurrenz mit Hilf« des Gesetzes ausgefchaltet werden könnte. Das wird nie­mals den gehofften Erwartungen entsprechend möglich seim Viel eher wird es möglich werden, durch Verbreitung von Aufklärung und Bildung die Konkurrenz, die einmal nicht aus der Welt zu schassen ist, in erträglichere Bahnen zu lenken. Das wollen unsere großen freien Handwerker­verbände und dazu will auch der Liberalismus in seinem Teil beitragen. Ein Handwerker.

Deutsches Reich.

Der geschäftsführende Ausschutz des deutsche« Handwerks- und Gewerbekammertages

hat sich in der Sitzung in Berlin ausführlich mit der Reichswertzuwachssteuer beschäftigt. Tie Stim­mung war wie man uns schreibt im allgemeinen ge­gen den Gesetzentwurf. Da aber andererseits nicht ohne Grund mit der Annahme des Entwurfes gerechnet wer­den muß, hat der Ausschuß aus Grund der Beschlüsse der 15. Kommission im einzelnen Stellung zur Materie genommen, und insbesondere aus Grund von Abänder­ungsvorschlägen zu den ZZ 6, 10, 14, 15, 20, 21 und 49 des Entwurfes versucht, für das Bauhandwerk und Bau­gewerbe günstigere Bestimmungen zu erzielen. Soweit inzwischen mit Vertretern der Regierung und des Reichs­schatzamts Rücksprache genommen ist, ist indessen kaum anznnehmen, daß der Wunsch, insbesondere den Bauhand­werkern eine Sonderstellung einzuräumen, ihnen besondere Vergünstigungen für die Erhebung der Wertzuwachssteuer beziehungsweise für die Anrechnung zum Erwerbspreis zu gewähren, .Berücksichtigung finden dürste, da ein Reichs­gesetz Ausnahmebestimmungen für das Handwerk oder eine

Sind Sie schon lange in Scherrenbach?" verhörte er sie weiter, selbst etwas verlegen.

Seit gestern", brachte sie endlich hervor, und eine glühende Röte überzog das zarte Gesicht.

Hatten Sie die Absicht, im Schlosse einen Besuch zu machen, Frau Gräfin?" kam er ihrer unbeschreiblichen Verwirrung etwas zu Hilfe.

Wir hörten . . . ich . . . wir", begann sie und lehnte sich schwach gegen einen Stamm.

Der Geheimrat trat hinzu:Setzen Sie sich ein wenig, Gräfin, der Schreck wirkt in Ihnen nach." Erj legte den Arm um sie und ließ sie zu Boden gleiten.

So, nur einige Minuten, bis die Nerven sich be­ruhigt haben." Dann nahm er auf einem aufgeschichtetenj Holzhaufen Platz.Ich darf Sie nicht einmal um Ihren Besuch bitten", fuhr er in ruhigem Plaudertone fort, sie nicht dabei ansehend,Sie finden uns alle in schwerstem Kummer und in Erwartung des Schlimmsten. Meine Schwiegertochter wird uns Wohl aus immer verlassen, lind mein Sohn, dem sie viel geworden, weicht verzweifelt nicht von ihrem.Lager!" Ter alte Werner hatte diese Worte mit voller Absicht gesagt und schaute sie jetzt finster an. Die Angst, daß diese Frau Hartwig Um seine Trauer bringen und noch mehr erregen könne, über­fiel ihn.

Gerdas Augen suchten das Schloß. Sie durste nicht verraten, was sie Hergetrieben. Die heiße Sehnsucht, den einst so verspotteten, mißhandelten Mann wenigstens von weitem zu erblicken, hatte ihrem Ritt fast suggestiv die Richtung gegeben.Wir nehmen herzlich Anteil," sagte sie leise,welch grausames Schicksal!"

Er spähte in ihrem Gesicht, denn er war lebensklng genug, die Hoffnungen zu durchschauen, welche Gerdas Herz bei Agathe Werners Tod durchziehen mußten. Die Ver­gangenheit fiel ihm ein, und hart fuhr er fort:Mein Sohn wird jahrelang zu fragen haben, ehe er das ver­winden kann. Das Schicksal raubt ihm das hingebendste, treuste und edelste Weib, das die qualvollen Leiden tapfer verbarg, um jhm Trübes zu ersparen.

(Fortsetzung folgt.)'