Verhältnis, das Berner nrit seiner Wagd habe und der Wagner Heimberger machte am letzten Pfingstmontag gegenüber Keim, der mit der Magd ein Verhältnis hatte, ziemlich deutliche 'Anspielungen darüber. Tic Folge des Geredes war eine Beleidigungsklage des Tiemer gegen Heimberger, die am 25. Juni vor dem Schöffengericht Neckarsulm verhandelt wurde. In dieser Verhandlung) die mit der Verurteilung Heimbergcrs zu 30. M Geldstrafe, gegen die aber Berufung eingelegt ist, endigte, sagte Keim unter Md aus: 1) er wisse nicht, daß es Tiemer mit seiner ,Magd gehabt habe, er habe nie etwas derartiges gesehen; 2) er habe noch nie etwas derartiges zu Kollnier oder sonst jemand gesagt, er wisse nicht wie das Gerücht entstanden sei, von ihm rühre cs nicht her;
3) er habe Tiemer noch nie einen Hurenbuben geheißen. Kon diesen drei Punkten ist nun der zweite unter Anklage gestellt, da über'den 1. und 3. Punkt die Zeugen sich hätten selbst beschuldigen müssen.
In der Folge kam dann ein weiterer Beleidigungsprozeß der Luise Zimmermann gegen den Angeklagten zum Austrag. In diesem Prozeß beschwor die Zimmermann, sie habe mit Tiemer nichts zu tun gehabt. Darauf erstattete Keim Meineidsanzeige gegen die Zimmermann, denn er habe nach der Verhandlung, am 29. Juni, gesehen, wie Tiemer mit der Zimmermann intim in der Scheuer verkehrt habe. Das Gericht hat jedoch dieser Anzüge keine Folge gegeben. .Dagegen wurde der Dienstherr des Keim, der Bauer Wilh. Diemer wegen Anstiftung zum Meineid und wegen versuchter .Notzucht, begangen an einer anderen Magd, in Untersuchung genommen. Wegen der letzteren Anschuldigung scheint er jetzt außer Verfolgung zu sein, dagegen schwebt gegen ihn noch das Verfahren wegen Anstiftung zum Meineid.
Der angeklagte Keim bestreitet energisch das ihm zur Last gelegte Kergehen, er habe nur gesagt, er habe noch nie etwas derartiges zu Vollmer gesagt, das Gericht rühre- von ihm nicht her. Das sei auch wahr, er habe nichts gesagt. Bei der Verhandlung sei er ziemlich verwirrt gewesen, so Laß er gar nicht mehr gewußt habe, was er noch sagen solle.' In der Voruntersuchung hat Keim zugegeben, daß er weitergchende Behauptungen aufgestellt habe, diese schränkt er heute wieder ein.
Zunächst äußern sich als Zeugen die Herren Amtsgerichtssekretär Schulmeister, Assessor .Rößler und .Amtsrichter Baitinger von Neckarsulm über den Gang der schöffengerichtlichen Verhandlung, und über das Ver- handlungs- und Untcrsuchungsprotokoll. Sie stellen nach ihrer Minnerung fest, daß die i,m Protokoll niedergelegten Antworten von Keim so wie sie wiedergegeben sind, gemacht wurden. Aüch der Zeuge Diemer sagt aus, daß Keim beschworen habe, noch nie etwas gesehen und gesagt zu haben. Die Zeugin Johanna Schwab, ein 18 Jahre altes Dienstmädchen, mit der der Angeklagte vorübergehend ein Verhältnis hatte, sagt aus, daß der Angeklagte zu ihr auf der Roigheimer Fahnenweihe, wo er mit ihr anbandelte, gesagt habe, der Diemer und Heimberger kommen mit einander vor Gericht wegen „Sittlichkeit". Er wolle von der Zimmermann nichts mehr, weil sie es mit dem Herrn habe. Die Haushälterin Katharine Zim- me rmann gibt an,, daß Keim am Ostermontag mit seinem Mitknecht Kramer in Möckmühl in der Sonne war und über seinen Dienstherrn geschimpft habe. Er sei wütend gewesen, weil die Zimmermann nicht nach Möckmühl gekommen sei. Keim habe erzählt, er habe seinen Dienst^ gekündigt, sein Herr habe ihn einen Lausbuben geschimpft, worauf er gesagt habe, dann sind Sie ein Hurenbube. M habe den Diemer schon ein paarmal mit der Magd verwischt. Diesen Vorgang bekunden auch die Zeugen Johann Rathgeber und Chr i sti a n S ch n e ck. Auch zu dein Zeugen Karl Heimberger soll der Ange- ftagte einmal gesagt haben, mit der Magd sei nicht viel zu machen, sonst werde der Herr eifersüchtig. Aehnliche Aussprüche wie in der Sonne in Möckmühl bekunden auch die Zeugen Gottlob Schenk und Christian Köpfert. Die weiteren Zeugnisse sind unerheblich. Der Angeklagte sagt, die Zeugen seien von Heimbcrger beeinflußt, sie seien jetzt alle gegen ihn eingenommen, seit er in Untersuchung sei.
Staatsanwalt Dr. Sigel hält die Anklage in vollem Umfang ausrecht, es sei durch die Zeugen bestätigt, daß er an den verschiedensten Orten sich über das Verhältnis seines Herrn zur Magd geäußert habe. Der Verteidiger- Rechtsanwalt Dr. Sprüh nle weist darauf hin, daß der Angeklagte in der Hauptsache nur in Abrede gestellt habe, daß 'er zu Vollmer etwas gesagt habe und daß das Gerücht von ihm herrühre. Tatsächlich seien derartige Gerüchte im Umlauf gewesen und man könne nicht sagen.) daß der Angeklagte der Urheber gewesen sei. Wenn er dies zugegeben hätte, hätte er sich selbst beschuldigt. Der Verteidiger weist auf die begleitenden Umstände des Prozesses hhin und ist der Ansicht, daß es sich hier höchstens um einen fahrlässigen Falscheid handle. — Die Geschworenen schlossen sich in der Beantwortung der Frage der Ansicht des Verteidigers an, worauf der Angeklagte zu der Gefängnisstrafe von 7 Monaten verurteilt wurde.
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Die Moabiter Krawalle vor Gericht.
Berlin, 15. Nov. Im Moabiter 'IKrawallprozeß beschloß der Gerichtshof nach längeren Auseinandersetzungen zwischen dem Ersten Staatsanwalt und den Verteidigern, vier Angeklagte aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Bezüglich der weiteren Angeklagten behält sich der Gerichtshof die Prüfung vor.
Stuttgart, 15. Nov. (Schwurgericht.) 'Wegen Kindstötung wurde gegen die getrennt lebende Heizersehe- frau Wilhelmine Eitel von Altensteig verhandelt. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte nur der fahrlässigen Tötung schuldig. Das Urteil lautete sodann auf 8 Monate Gefängnis, wovon 2 Monate Untersuchungshaft abgehen.
Trier, 14. Nov. Breuer legt gegen das Todesurteil Revision beim Reichsgericht ein.
Ehcmnitz, 15. Kov. Das Schwurgericht verurteilt^ den Handarbeiter Manu aus Mittiveida, der angeklagt war, am ft- Mürz d. I. seine beiden Kinder sowie die Ehefrau des Hauswirts Oehme und deren 15jährige Tochter getötet Und dann das Harts in Brand gesteckt zu haben, wegen Mordes Und T Stichtag es tn je zwei Fällen sowie wegen Brandstifung zwei
mal zum Tods sowie zu 15 Jahren Zuchthaus und dauerndem Berlnst der bürgerlichen Ehrenrechte. '
Luftschiffahrt
Köln, 14. Nov. Die Abteilung Luftschiffbau der Firma Franz Clouth, Rhein. Gnmmiwarenfabrik in. b. H. in Köln-Nippes, hat sich mit der Luftfahrzeug (P a r sev a l-) G e sel lscha ft m. b. H. vereinigt, um die gewonnenen Erfahrungen gemeinsam zu verwerten. Die Luftfahrzeug-Gesellschaft übernimmt das Luftschiff Clouth und dessen Sonderkonstruktionen. Max Clouth soll in den Anfsichtsrat der Gesellschaft eintretcn. Die Anfertigung von Ballonstoffen, kompletten Freih Fessel- und Drachenballons, sowie ihrer Zubehörteile wird auch fernerhin von der Firma Franz Clouth betrieben loerden.-
Efferr, 15. Nov. Bon den am Sonntag ausgestiegenen neun Ballons des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt sind acht gelandet. Der Ballon „Saa r", Führer Leutnant R o m- meler, vom Infanterieregiment Nr. 70, Mitfahrer Hauptmann Lange von demselben Regiment und Herr Zimmermann aus Elberfeld, wurden anscheinend auf die Nordsee Hinausgetrieben. Zwanzig Torpedoboote wurden zum Äuf- suchen des Ballons abgesandt.
Kunst und Wissenschaft.
Ein neuer Riesenerfolg Mareonis.
Marconi, dem Erfinder der drahtlosen Telegraphie, ist es znm ersten Male gelungen, die elektrischen Wellen über Kontinent und Weltmeer zu schicken. Er überquerte das afrikanische Festland und den Atlantischen Ozean. . Es wird aus Pisa gemeldet: In Gegenwart des Königs und einer Kommission von Regierungsvertretern gelang es Marconi, von der Station Coltano ans direkte Telegramme mit Marconi- stationen in Kanada und in der italienischen Kolonie Erythrea zu wechseln.
Vermischtes.
Die Zofe.
Eine Liebesgeschichte, die an die verwegensten Aven- tttren aus der Rokokozeit erinnert, erzählt die „Straßi- burger Post" wie folgt: Tie Gattin eines reichen New- Aorker Kaufmann hatte seit einigen Monaten eine allerliebste blonde Kammerzofe, mit der sie sehr zufrieden war. Tiefe Zofe war nicht nxir fleißig, sondern auch tugendhaft, denn so oft der Herr durch kleine Vertraulichkeiten mit ihr eine Verbindung Herstellen wollte, wurde er kühl zurückgewiesen. Tie Zofe wohnte im Zimmer unmittelbar neben dem der Herrin, und nur sie allein durfte der gnädigen Frau von früh bis spät Handreichungen und Versorgungen machen. Als vor kurzem die Dame mit ihrem Gatten eine Reise nach Europa machte, nahm auch die Zofe daran teil. Tie Reise, ging nach London, Brüssel und Paris. Hier aber kam es zu einer Katastrophe. Als der Kaufmann eines Abends ein Vergnügungslokal aufsuchte, entdeckte er einen Mann, der der Zofe seiner Frau außerordentlich ähnlich war. M beobachtete den Fremden weiter, und kam zu der felsenfesten Ueberzengung, daß dieser „Mann" niemand anders sein könnte als die Kammerzofe. Zuerst glaubte er, daß sich diese nur aus Leichtsinn und, um einmal das „Pariser Nachtleben" kennen zu lernen, in ein Männerkostüm gesteckt hätte; weitere Beobachtungen ergaben aber, daß die Zofe nicht hier, sondern zu Hause in Maske war. Es war ein junger Mann, der, als Mädchen verkleidet/ von der gnädigen Frau eingeschmuggelt worden war. Die erfinderische Dame wollte zuerst keine Kenntnis von der Maskerade ihrer Zofe haben, schließlich räumte sie aber doch ein, daß der junge Mann ihr Geliebter sei. Nunmehr wird sie — ganz wie in einer Rokoko-Oper — sich von ihrem Gatten trennen und den blonden jungen Mann, der aus Liebe zu ihr so lange treue Dienste getan hat, heiraten.
Handel und Volkswirtschaft.
Landesprodttktcnbörse Stuttgart.
Bericht vom 14. November.
Die bessere Stimmung im Getreidegeschäft hat iu abgelaufener Berichtswoche mit nur kleinen Schwankungen weitere Fortschritte gemacht. Nordrnßland, das in den letzten Wochen hauptsächlich stark auf den Markt drückte, erhöhte seine Angebote ganz wesentlich und die anderen Exportländer waren ebenfalls entsprechend teurer. Dazu kommt, daß Italien und besonders Frankreich wieder stärker als Käufer austraten und wurden von beiden Ländern, sowie auch von unfern deutschen Großmühlen größere Posten Weizen aus dem Markt genommen. Die Ernteaussichten in Argentinien sind nach wie vor gute., Inlandsware. blieb auch diese Woche reichlich angeboten und waren die Preise etwas höher. Auf, heutiger Börse zeigte sich auch regeres Interesse für Weizen, zu größeren Abschlüssen ist es aber nicht gekommen, da unsere Mühlen wegen schleppenden Mehlabsatzes die höheren Forderungen nicht bewilligen wollten. — Es notieren per 100 Kilogr. frachtparität Stuttgart, Getreide und Saaten ohne Sack, netto Kassa je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ. 20 bis 21.25 Mark, bayer. 21.50 bis 22 Mark, Rumänier 21.75 bis 22.75 Mark, Ulka 22.50 bis 23 Mark, Saxonska 22.50 bis 23 Mark, Azima 22.50 bis 23 Mk., Laplata 21.75 bis 22.75 Mark, Kernen 20 bis 21.25 Mark,- Dinkel 13 bis 15 Mark, Roggen, württ. nominell 15 bis 16 Mark, Gerste württ. 16 bis 18 Mark, Pfälzer 18.50 bis 19.25 Mark, bayrische 18.60 bis 20.50 Mark, Tauber 18 bis 19 Mark, Ungar, nom. 21.50 bis 23.50 Mark, Futtcrgerste, russische 13 bis 13.50 Mark, Hafer, württ. 14.50 bis 16 Mark, Mais, Laplata 14.25 bis 14.50 Mark, Donau 14.25 bis 14.60 Mark. Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Proz. Skonto. Tafelgries 32.50 bis 33.50 Mark, Mehl Nr. 0: 32.50 bis 33.50 Mark, Nr. 1:
31.50 bis 32.50 Mark, Nr. 2: 30.50 bis 31.50 Mark, Nr. 3: 29 bis 30 Mark, Nr. 4: 25.50 bis 26.50 Mark, Kleie 8 bis
8.50 Mark (ohne Sack netto Kasse),
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Balingen: Dinkel 17.60-18.40 M, Haber 14.80 bis 16 Mark.
Giengen Br. : Kernen 20.40—20.60 M, Roggen 17 bis 17.40 M, Gerste 17.20-18.60 M, Haber 14-15.60 M, Weizen 20—20.60 Mark.
Mengen: Kernen 20 M, Roggen 15.40 M, Gerste 17.20 bis 17.80 M, Haber 14.40—15.20 M, Weizen 19.40—20 M.
Nagold: Dinkel 17.60—18.40 M, Weizen 21.40—23.40 Mark, Haber 13—13.80 Mark.
Nördlingen: Kernen 20.60 M, Weizen 20.80 M, Roggen 17.30 M, Gerste 18 M, Haber 14.60 M.
Ravensburg: Kernen 21.70 M, Weizen 19.25—20.64
aroggen ro.ou—ro.uo M, Gerste 17.17 M, Haber 12.80 bis 15.62 Mark.
Rottweil: Weizen 21 M, Gerste 16 M, Dinkel 14.80 Mark, Haber 14.25—15.15 M.
Tuttlingen: Kernen 21—22 M, Haber 14.40—16 M. Ulm: Kernen 20.22—20.68 M, Weizen 19.60—20.66 M- Mischling 20 M, Roggen 16,22—16.84 M, Gerste 17.36 bis 18.02 M, Haber 14.92-15.50 M.
Geislingen <r. St., 15. Nov. Bei dem im Entstehen begriffenen Albelektrizitätswerk haben nach einer Erklärung des Vorsitzenden des Anfsichtsrats die Felten- und Gnisi leaume-Lahmayer Werke, die den Bau des Werkes übernommen haben, die Weiterführnng der Arbeiten abgelehnt,- solange nicht die von den Gemeinden Geislingen und Altenstadt und der Amtskorporation Geislingen in Aussicht gestellten Garantien in aller Form anerkannt sind. Der Aufsichtsrat des Werkes hat daraufhin beschlossen, die Arbeiten an den Fern- und Orts- leitungen in eigener Regie weiterzuführen. An finanziellen Mitteln sind vorhanden 210 000 Mk. aus Anteilen der Genossen- 150 000 Alk. aus Anlehen und 150 000 Mk. durch Bürgschaft. Diese Mittel im'Gesamtbeträge von 510 000 Mk. sind von den Genossen aufgebracht worden. Der erste Bedarf beziffert sich auf rund 950 000 Mk. Es fehlen also iroch 440 000 Mk. Ein Anlehen auf erste Hypothek mit 200 000 M. ist in Aussicht geitellt, so daß, wenn die Garantien von Geislingep und Alten« ftcrot mit 250 000 Mk. anerkannt worden sind, ditz
Finanzierung gesichert ist. Die Haftsumme, die von den Ge- nossen im Notfälle aufgebracht werden müßte, beträgt ebenfalls 210 000
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Hopfen.
Nürnberger Hopfenpreiszettel der letzten Woche.
Preise per 50 Kg.: Gebirgshopfen 88—92 M, Markthopfen,- prima 80—85 M, do. mittel 70—75 M, do. geringe 60—65 M. Hallertauer, prima 100—110 M, do. mittel 80—90 M, do. geringe 60—70 M, Hallertauer Siegel- prima 105—115 M, dtto. mittel 90—100 M, Württemberger,- prima 100—110 M, do. mittel 80—90 M, do. geringe 60-70 M, Spalter Land 80 bis lOo M, Elsässer- prima 95—100 M, do. mittel 75—85 M.
Aus Straß-burg
wird berichtet: Das Hopfengeschäft bewegt sich bei mäßiger Nach- frage m ruhigeren Bahnen. Verkäufe finden täglich statt und die Vorräte der Pflanzer nehmen ab. In Oberhofen lagern noch etwa 400 Ballen, in Bischweiler etwas weniger. Die Preis«, die in, der letzten Koche noch eine siegende Tendenz zeigten, halten sich kaum noch auf der Höhe. Die Stimmung ist eine ruhige. Durchschnittlich werden 82—95 M für den Zentner bezahlt. In der Riedgegend sind die Preise 15 M niedriger. ' '
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Filderkraut: Die Preise für Filderkraut, die sich anfänglich zwischen 60 und 70 Pfennig bewegten, haben im Laufe der Saison eine Höhe von 1.70—2 M pro Zentner erreicht.- In den letzten 14 Tagen sind jedoch die Preise wieder sehr zurückgegaiigen. Die zurzeit immer noch starke Nachfrage hat jedoch den Preis abermals auf 2.20—2.50 M erhöht.
— Zwei Eftsen rin Feuer. Portier: „Sic scheinen ja in jeden: Stockwerk unseres Hauses einen Schatz zu haßen?" — Soldat: „Met, auf die Madel is heut* a koa Verlaß! Bald hat die Mne Urlaub) bald die andere, ha Nmaß ma halt schauten, daß wenigstens in oaner Kuchl was Warms z,'holen is!"
— Tübinger Gogen-Französisch. Vater (zu seinem Buben, der von seinen Hausaufgaben ausschaut): „Was gucksch denn so saudumm in d'Welt uei?" — Bub: „I' woiß ett, hoißt's la evsnr oder Is eosur." — Vater; „Rindvieh, Likör!" (Jugend.)
— Ungewohnt. Sie: „Fritz, ich habe verschiedene Sachen, über die ich mal mit Dir reden möchte!" — Etz (erstaunt): „Wirklich? Sonst willst Tu doch immer mit' mir über Sachen reden, die Tn nicht hast!"
Vor 40 Jahren.
Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg.
Donnerstag, 17. November 1870.
Scharmützel bei Mablis. Gefecht und Sieg des Groß-- herzogs von Mecklenburg bei Dreux. Vorpostengefecht bei Lavaville St. Sauveur, Gefechte bei Bersteres und Riche- berg, bei Landelles, Ausfallgefecht bei Charleville.
Nogent le roi. Heute Mittag zog das Hauptquartier des Großherzogs von Mecklenburg hier ein, von der Einwohnerschaft scheu und zurückhaltend empfangen. Was sich nicht ängstlich in die Häuser zurückgezogen hatte, stand in der Nähe des Schlosses auf einer Anhöhe, wo man den Kanonendonner von Dreux hell und deutlich herüberhörte.- Die Leute machten erst dann hellere Mienen, als nachmittags die Kunde zu ihnen gedrungen war, die Preußen zögen sich wieder zurück. Ihre Enttäuschung war groß, als sie erfuhren, daß die Deutschen nicht nur Dreux, sondern auch Houdan genommen hätten.
Tours. „Jndependance belge", ein Blatt, das bezeichnenderweise deutschen jüdischen Finanzmännern gehört) schreibt: „Das Ereignis des Tages ist das Msangen von zwei preußischen Feldposten, durch Nationalgardisten des Nomicdepartements. Diese Feldposten, die eine von, die andere nach Deutschland unterwegs, wurden nach Tours) gesandt, wo sie gegenwärtig untersucht und übersetzt werden. Man findet darin: Getrocknete Blumen, Flanclljackeii/ Socken, Haarlocken, Tee, Schokolade, Zigarren und Geld, Bücher, eine Masse Briese und sehr viele französische Generalstabskarten von Bonrges und Dijon. Unglückseligerweise singen uns die Preußen unsere Luftballons ab, dis viel wichtigere Depeschen enthielten.
Paris. Gambetta hat an Jules Favre in Paris) per Luftballon folgende Depesche gesandt: „Im Innern herrscht an allen Punkten des Landes die vollkommenste Ruhe)», nd unsere militärischen Hilfsmittel nehmen eine ganz befriedigende Wendung. Außer den 200 000 Mann, die bei Orleans in Reih und Glied stehen, werden wir am 1. Dezember eine neue, vollkommen organisierte Armee haben, welche IW 000 mit allem versehene Mannschaften zählen wird, ohne die 100 WO Mobilgarden, die zur selben Zeit bereit sein werden, ins Feuer zu gehen. .. Unsere Erfolge bei Orleans gegen von der Tann haben das patriotische Gefühl der Nation im höchsten Grade angefeuert und die Verteidigungsvorbcreitungeii werden von allen Seiten mit bewunderungswürdiger Tätigkeit betrieben, die Schwächsten werden mit fortgerissen. . . ." fls-W WW M?W) DT) MZs