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Erzähler vom Schwarzwald.
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f^vmiements v«si Usbersillklliikt.
27. Jahrg.
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bsl üllsn wiirtt. kostillstslLsii uiul Loten im Orks- n. lisMir- ortrverkM viertel!. U. l.35, LüLLöi-KM clessoiven LI. 1.35,
Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der t(gi. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
lelogromm-Läreszs: ölliiosrrisgläei' WI68gcl.
Nr. 2«S.
Donnerstag, den 17. November ISIO
Deutsches Reich.
Bieheinfnhr aus Frankreich.
Mainz, 15. Nov. Die Bürgermeisterei hat sich in einer Eingabe an das großherzogliche Ministerium mit dem Ersuchen gewendet, auch auf dem Mainzer Viehhofe Schlachtvieh aus Frankreich zuzulassen, und zwar wöchentlich 100 Stück Großvieh und 200 Schweine.
Dresden, 15. Nov. Tie sächsische Regierung stellt gegenwärtig Erörterungen darüber an, ob es angezeigt ist, zur Linderung der Fleischnot für Sachsen ähnliche Einfuhr erreichter ungen für Schlachtvieh zu gestatten, wie sie jetzt in Baden und Elsaß bestehen und in Bayern geplant sind.
*
Frankfurt a. M., 14. Nov. Die Stadtverordneten- ivahlcn, die gestern zum ersten Male für Frankfurt und überhaupt für Preußen an einem Sonntag abgehalten wurden, brachten die Entscheidung über 18 Sitze, von denen der Sozialdemokratie 8, den vereinigten bürgerlich-freiheitlichen Parteien 10 zufielen, lieber 11 Sitze entscheiden die Stichwahlen, die auf Dienstag den 29. November anberaumt werden. Ausgeschieden waren 13 Fortschrittliche Volksparteiler, 4 Nationalliberale, 4 Mittelständler, 1 Zentrum, 1 Antisemit und 6 Sozialdemokraten.
Berlin, 15. Nov. Das große Los der preußischen Klassenlotterie fiel ans Nr. 83 078. Die halbeMil- lion ist in Hände gefallen, die sie gut gebrauchen können, denn das Los wurde unter anderen von einem Bahnarbeiter, einem Polizeibeamtcn und einem Rechnungsrat gespielt. Sämtliche Gewinner sind in Charlottenburg und Halensee ansässig.
Braunschweig, 15. Nov. Wilhelm Raabe ist gestern abend 51/2 Uhr sanft entschlafen.
Gotha, 15. Nov. Eine außerordentliche Hauptversammlung des volksparteilichen Reichsvereins erklärte sich mit einem Zusammengehen mit den National- liberalen in Thüringen unter der Voraussetzung cin- berstanden, daß die gemeinsamen Kandidaten nach Vereinbarung mit den örtlichen Organisationen ausgewählt werden.
Ausland.
Die Berfaffuugskämpfe in England.
Das politische Barometer zeigt in England in der
ten Zeit wieder gutes Wetter für die Liberalen an. Sie haben bei einigen Ersatzwahlen zum Unterhaus gut abgeschnitten und das hat Wohl dem liberalen Ministerium Asquith die etwas gesunkene Kourage wieder zurückgegeben. Bei dem letzten Appell an das englische Volk hat dieses bekanntlich die absolute Mehrheit der Liberalen im Parlament in eine relative verwandelt, so daß sie ohne Unterstützung der Arbeiterpartei und der Iren oder wenigstens ohne ihre wohlwollende Neutralität über keine Mehrheit mehr verfügen. Deshalb hat das Ministerium Asquith Unterhandlungen mit den Konservativen geführt, um eine liberal-konservative Paarung zur gütlichen Regelung der Rechte des Oberhauses, besonders in der Vetofrage herbeizuführen. Nach monatelangen Verhandlungen sind diese Versuche aber nun endgültig gescheitert, vielleicht gerade im Hinblick auf die für die Liberalen günstigen Wahlergebnisse. Herr Asquith will den richtigen Augenblick benützen, um durch Neuwahlen mit der Parole der Oberhausreform seinem Ministerium wieder eine bessere parlamentarische Stütze als bislM zu geben.
Wenn heute der Ministerpräsident vor das Parlament tritt, wird man ja wohl Genaueres über seine Absichten erfahren. Zunächst hat man nur gehört, daß die Mehrheit der Minister für eine möglichst rasche Auflösung des Parlaments ist und daß die Neuwahlen dann noch vor Weihnachten stattfinden sollen. Und dann hat Kriegsminister Haida ne in Warrington eine Rede gehalten, in der er erklärte, daß der einzige Ausweg aus der unerquicklichen Lage eine Neuwahl des Unterhauses sei. Außerdem wird noch mitgeteilt, daß die Reise des Premierministers zum König den Zweck hatte, dessen Zustimmung zu einem Peers schub zu erhalten, um dadurch die Annahme der Regierungsvorschläge zur Einschränkung der Vetobesugnisse des Oberhauses zu sichern, Würde die Beschränkung der Rechte des Oberhauses auch diesmal wieder mißlingen, dann würde das Ministerium Asquith unzweifelhaft zurücktreten, auch wenn es noch über eine Majorität im Unterhaus verfügte. Aber man kann wohl annehmen, daß sich der Premierminister vom König die Ernennung der irötigen Anzahl von liberalen Oberhausmitgliedern zur Durchdrückuug der Oberhausreform hat garantieren lassen, auch für den Fall, daß die liberale Mehrheit des Unterhauses wieder nur gering sein sollte.
Die Konservativen, die alle Kraft aufbieten werden, um den liberalen Ansturm zu parieren, suchen schon wieder den Patriotismus der Liberalen zu verdäch-
Und das Gesinde mag sein, wie es will, wenn die Frau nicht hinten und vorne ist, so kommt doch nichts zustande.
Goethe.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Georg y.
4',I (Nachdruck verboten)
(Fortsetzung.)
Die Mutter leitete sie mit sicherem Instinkte zu dem sogenannten Frühstückszimmer, das neben dem Schlaf- und Tvilcttenzimmer des jungen Ehepaares lag und jetzt aus Requemlichkeitsrücksichten als Wohnraum benutzt wurde, ^ier fand sie die Herren mit den: Professor Mtnske und « Kreisphysikus, der die Hausarztstelle versah, in lei- M, ecknstem Gespräche beisammen.
^Väterchen, Paul . . . eine liebe Ueberraschung!" Hte ft- eintretend und gab den neuen Gästen den Weg «st. Während diese zuerst dm Geheimrat und dann den Muber begrüßten, wandte sie sich an den berühmten Arzt. "Nim, lieber Professor?"
Er hob die .Schultern. „Uiwerändert." Auch er, als leiblicher Onkel an dein. Schmerzenslager stand, »ü schwer. 'Er fühlte, daß er sein ganzes Wissen und Kön- ^ an einen hoffnungslosen Fall verschwendete. Die Achtbaren Kämpfe gewissenhafter Aerzte angesichts solcher ^Hachen wühlten in ihm, dem Verwandten, noch schwerer.
Achim und Agnes erschraken, als sie Hartwig ersten. Sein dunlles Haar war ergraut. Seine Augen Ml tief umrandet in dem schmälen!, hageren Antlitz. „Mein armer, armer Hartwig!" Weinend umschlang die Schwester.
. „Ich danke euch, daß ihr gekommen!" entgegnete er leiser, belegter Stimme. „Meine arme Agathe hatte so lieb gewonnen. Das Wiedersehen wird ihr viel- kicht..."
.. „Heute dürfen wir keine Experimente machen", er- "Ate Minske, „ich kann heute auch eine freudige Erreg- ^ wcht gchgttem"
sagte er mit einer trost-
paunung. Der
„Wie Sie meinen, Onkel losen Bewegung,
Drei Tage vergingen unter höchster Todesengel schwebte über Wernersdorf und hielt seine Bewohner in beständiger dumpfer Erregung. Das Leben im Schlosse schien erstorben. Kein lautes Wort, kein tief vornüber geneigt und sah dumpf 'vor sich auf
tigen, weil diese jetzt ernstlich den Iren die Homerule, die schon längst von Gladst 0 ne versprochene, aber immer noch nicht gewährte Selbstverwaltung, einräumen wollen. Tatsächlich sind auch die Iren in einer sehr gehobenen Stimmung. Sie haben ihren von Agitationsreisen aus den Vereinigten Staaten und Kanada zurückgekehrten Führern Redm 0 nd und O' C 0 nn 0 r einen glänzenden Empfang bereitet. Und Redmond hat diese Begeisterung noch weiter angefeuert durch die Mitteilung, daß er einmal in Amerika 200000 Dollar für die irische Sache gesammelt habe und daß er jetzt nach London gehe, um bei dem Kamps der englischen Parteien gegeneinander deren schwierige Lage auszunützen und die Errichtung eines irischen Parlamentes durchzusetzen. Dagegen wenden die konservativen Blätter ein, daß es eine Schande für England sei, wenn die britische Verfassung mit amerikanischem Gelde zertrümmert würde. Die Liberalen dagegen erwidern wieder, daß es jetzt gelte, die Machtgelüste der paar Hundert konservativen Peers zu brechen und dem englischen Volk sein volles politisches Recht zukommen zu lassen. So wird also der Kampf ums Oberhaus und um die irische Homerule die hauptsächlichste Wahlparole für die bevorstehenden Uuterhauswahlen bilden.
Nach den heute vorliegenden Londoner Meldungen, ist das am Dienstag zusammengetretene Parlament nach einer Erklärung des Schatzkanzlers bis Donnerstag vertagt worden. Es verlautet offiziös, daß die Regierung fest entschlossen ist, das Parlament vor Ende Novem- ber aufzulösen. Die Neuwahlen sollen dann sofort ausgeschrieben werden.
Parlamerrtseröffnung in -er Türkei.
In Anwesenheit des Sultans und des diplomatischen Korps tvurde in Konstantinopel die Parlamentssession eröffnet. In der vom Großwesir verlesenen Thronrede wird betont, daß die Verfassung immer tiefer in der öffentlichen Meinung Wurzel fasse. Die älbanesische Bewegung habe dank der militärischen Operationen mit der Wiederherstellung der Ruhe geendet. Das Defizit des irächstjährigen Budgets mache eine neue Anleihe erforderlich. Die auswärtige Politik werde mit größter Sorgfalt verfolgt werden. Tank dem durch diese Politik gesicherten Frieden werde die Zuversicht gehegt, daß das Vaterland fortgesetzt auf der Bahn des Gedeihens und des Aufstieges fortfchreiten werde. Die Thronrede wurde beifällig ausgenommen. Zum Präsidenten wurde Achmed Riza gewählt.
Lippen öffneten sich ab und zu in einem ihr selbst unbewußten Gebete, in dem sie ihr Kind der grauenvoll nahenden, unsichtbaren Gewalt abringen wollte.
Am Fußende des Lagers stand Hartwigs Stuhl. Die Arme aus den Knien, hatte er den Kopf mit dem Körper
Tellergeklapper, kein Schritt war vernehmbar.
„Führen Sie Hartwig ein wenig an die Luft", sagte Minske, „er flößt mir Sorge ein. Er muß heraus, und wenn es eine Stunde ist, Herr Geheimrat."
Der alte Herr strich seinen weißen Bart in bänger Sorge. „Was an mir liegt, soll nicht fehlen. Ich sehe ja, der Junge geht Mir zugrunde. Aber . . . Sie sagen., die Agonie kann in jeder Minute eintreten. Wenn er gerade beim — Ende nicht dabei wäre-er könnte
mir später die bittersten Vorwürfe machen."
„Ich glaube, wir können vor Abend nichts erwarten. Unsere letzten Einspritzungen haben überraschend gewirkt. Gehen Sie mit ihm eine Stunde in den Park; aber halten sie sich in der Nähe." Minske schritt mit dem Geheimrat in das Krankenzimmer.
Tie Fenster waren weit geöffnet, durch die vorgezogenen Spitzenvorhänge drang voll und unbehindert der Sonnenschein. Aus dem breiten Bett lag Agathe Werner mit geschloffenen Augen. Eine trügerische Röte ließ ihre trotz aller Leiden noch vollen Züge gesund erscheinen. In zwei schweren Zöpfen lag das blonde Haar rechts und links von dem schwach atmenden Körper, diffsen elenden Verfall die Wogen von Batist, Spitzen und Bandschleifen des Nachtgewandes barmherzig verschleierten. Unendlich zart und rührend ruhten ihre berühmt schönen Hände marmor- wiß'und abgezehrt auf der lichtblau seidenen Daunendecke.
Neben dem Bett stand der tiefe Lehnstuhl, den die unglückliche Mutter seit der Ankunft ihres hinsterbenden Endes nur nachts stundenweise verlassen, wenn die Uebermüd- tmg sie da?.u zwang. Auf der Chaiselongue an der Wand hatte sie. dann in unruhigein Halbschlafe der Natur nach- geben müssen. — Much jetzt saß sie greisenhaft gebückt darin, innerlich hadernd und verzweifelt dem Schicksal fluchend. Ihre Blicke suchten eine Ltzeitc jenseits des Schlosses, ihre
. ... das
Teppichmuster nieder, ahs müßte er es studieren. — Auf der anderen Seite des freistehenden Bettes.sah die Krankenschwester, welche die Patientin scharf beobachtete. Ihre Kollegin hatte die Nachtwache mit den Aerztcn geteilt' und ruhte jetzt in einem der anstoßenden Gemächer.
Der Geheimrat näherte sich ans Zehenspitzen dem Sohne n^rd legte die Hand auf seine Schulter, während Minske sich über Agathe beugte.
„Komm hinaus, Hartwig."
Dieser schüttelte den Kopf.
„Du sollst aber, Junge, ich bitte dich darum."
„Laß mich, Vater!" '
„Nein, du mußt! Minske will es unbedingt."
Hartwig hob den Kopf. Sein Vater erschrak vor dein Ausdruck seines Antlitzes.
,L-ch bleibe!" flüsterte er nur so entschieden, dah der alte Herr achsÄzuckend zurücktrat. Er schaute nach dem Professor, der eine zulaffendc Geste machte.
Darauf verließ er das Gemach mit tiefem Seufzer. Er wußte, daß seine Gattin, das Arnowsche Paar und seine jüngste Tochter jEtchma, überreizt von der entsetzlichen, zermürbenden Warterei aus den Tod der armen Märtyrerin, eine Ausfahrt in den Wald gemacht hatten. Ter Kreisphysikus, der einen wichtigen Besuch in der Nachbarschaft zu erledigen gezwungen war, benutzte Hartwigs Automobil, um schneller wieder zurück zu sein. — So' war der alte Herr sich selbst überlassen. Er sehnte sich nach einem tüchtigen Gange in freier Lust, nahm Schirmmütze und festen Stock und verließ das stolze Schloß, jetzt die Stätte so vieler Leiden.
(Fortsetzung folgt.)
— Schlechte Zeiten. „Mit dem Fechten is's halt äa nix mehr. Jetzt bin i bald suM Jahr und hob alleweil iw koa Villa!" »
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