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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadt Mldbad.

verkündigungsblatt

der tlgi. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Rr. 288.

Freitag, den 4. November ISIS.

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Zahnärzte und Reichsversicherungsordnung.

Gegen die Fassung des ß 136 der Reichsversicherungs­ordnung, nach welchem bei Zahnkrankheilen auch Nichtap- probierte, Dentisten usw. zur Behandlung der Kasscnmit- glieder zugelassen werden sollen, haben der Vereinsbund und der wirtschaftliche Verband deutscher Zahnärzte in einer allgemeinen Versammlung folgende Resolution angenommen:Tie zu Berlin versammelten Zahnärzte und die Delegierten von 50 deutschen zahnärztlichen Lan­des-, Provinzial- und Lokalvereinen richten an die hohe Regierung und den Hohen Reichstag die ergebene Bitte, öem Z 136 der Reichsverftcherungsordnung folgende Fass­ung geben zu wollen: Bei Zahnkrankheiten kann, sofern und so lange im Bezirk eines Versicherungsträgers nicht genug Zahnärzte und Aerzte vorhanden sind, welche die Behandlung übernehmen, widerruflich auch Zahntechnikern die selbständige Behandlung übertragen werden. Wer als Zahntechniker im Sinne des Gesetzes widerruflich zugelassen ist, >vird durch Verordnung der obersten Verwaltungsbe­hörde bestimmt. Tie oberste Verwaltungsbehörde kann bestimmen, unter ivelchen Voraussetzungen auch Heildiener und Heilgehilfen bei Zahnkrankheiten selbständige Hilfe leisten können."

*

Gegen den Mädchenhandel.

Der vierte Internationale Kongreß zur Bekämpfung des Mädchenhandels, der in Madrid tagte, begann seine Arbeiten mit der Beratung der auf der Pariser Konferenz von 1002 sestgelegten Definition des Mädchenhandels, der vorgeworsen wurde, daß sie den Begriff der Straftat nicht scharf genug faßte, indem sie nur allgemein diejeni­gen bedrohte,die eine Frau oder ein Mädchen zur Be­friedigung der Leidenschaft dritter zur Unzucht verleiteten." Im Namen des Deutschen Nationalkomitees, das mit der Berichterstattung über diesen Gegenstand betraut war, führte Major Wagener aus, daß es'eine ganze Reihe von Fällen gebe, die von der auf der Pariser Definition fußen­den Gesetzgebung der einzelnen Länder nicht betroffen wer­den. Insbesondere bleibe häufig der Käufer ungestraft, wodurch eine gesetzliche Handhabe zur allgemeinen Unter­drückung der T o l e r an zh ä u s e r verloren gehe. Tie Existenz der Toleranzhüuser aber und diese Meinung wurde ans dem Madrider Kongreß fast einstimmig geteilt

sei die hauptsächuchc Ursache des Mädchenhandels und ihre Beseitigung daher zu wünschen. In dem Entwurf des Berichterstatters war indessen die Voraussetzung der Gewerbsmäßigkeit beibehalten, die der Kongreß in lieber-- einstimmung mit der allgemeinen Tendenz der modernen Gesetzgebung ausschied, sodaß die den Vertragsmächten vor­geschlagene Formel nunmehr lautet:Es soll bestraft wer­den, wer ein Mädchen'oder eine Frau zur Befriedigung der Leidenschaft dritter zur Unzucht verleitet oder in ge­winnsüchtiger Absicht der Unzucht ausliesert, auch wenn die zur Straftat gehörigen Handlungen in verschiedenen Ländern stattsinden."

Der Kongreß beschäftigte sich auch eingehend mit der Stellenvermittlung, deren Beziehungen zum Mäd­chenhandel auf der Hand liegen. Tie hieraus bezügliche Resolution empfiehlt die Einschränkung der geschäftsmäßi­gen zu Gunsten der philanthropischen Stellenvermittlung, icrner vermehrte staatliche Ueberwachung.

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Karlsruhe, 2. Nov. Die Blätter veröffentlichen die von dem erweiterten Landesausschuß der kon­servativen Partei Badens im Hinblick auf die Reichstagswahlen vor einigen Tagen gefaßte Ent­schließung. Diese fordert zum Zusammenschluß aller bürgerlichen Parteien für den Kampf ge­gen die Sozialdemokratie auf und beruft sich dabei da­rauf, daß nach einer offiziösen Mitteilung der Berliner Nationalzeitung" diese Sammlmrgspolitik auch die Po­litik des jetzigen Reichskanzlers sei, der' es als seine Aus­gabe betrachte, in der nächsten Reichstagstagung diese Sammlung selbst in die Hand zu- nehmen.

München, 2. Nov. D-ie Bayerische Meteorologi­sche Zentralstation hat ans dem Observatorium auf der Zugspitze Versuche angestellt, eine drahtlose Telegraphie einzurichten. Dabei wurden außer den Zeichen anderer Stationen auch Telegramme der Ka­tion Norddeich und das für die Seefahrt auf dem Zlt- lantischen Ozean von dort ausgegebenen Zeitsignal für 12 Uhr Greenwicher Zeit deutlich und klar empfangen. Tie endgiltige Aufstellung des Apparats erfolgt erst im nächsten Juni, da die Witterung gegenwärtig un­günstig ist.

Aberdeen, 2. Nov. Der Kapitän des heute hier eingetrosfenen FischereidampsersPräsident Herwig" mel­det, daß er vorgestern auf der Höhe von Fair Jsle

mit dem FischereidampferAugsburg" zusam­men g e st o ß e n sei. DieAugsburg" ist gesunken. Sechs Mann der Besatzung ertranken. Die Ueberlebenden, drei­zehn an der Zahl, wurden in Aberdeen gelandet und wer­den in die Heimat zurückbefördert.

Ausland.

Die Umbildung des Kabinetts Briand.

Die ans dem Eisenbahnerstreik resultierenden Dif­ferenzen innerhalb des französischen Ministeriums haben nun zur Demission des Kabinetts geführt. Die 'Demission geschieht zu dem Zwecke, damit Herr Briand, dem der Präsident der Republick auf Grund des letzten Vertrauensvotums der Kammer die Neubildungdes Kabinetts übertragen hat, bei den nötig gewordenen Veränderungen im Personalbestand des Ministeriums voll­kommen freie Hand hat.

Marseille, 2. Nov. Unter der Mannschaft des aus Dakkar eingetrosfenen Postdampsers Djolibah brach wäh­rend der Fahrt eine Meuterei aus, wobei an Bord des Schiffes beträchtlicher Schaden angerichtet wurde. Die Verhaftung der Rädelsführer steht bevor.

Madrid, 2. Nov. Die auswärts umlausenden Ge­rüchte über Unruhen, die in Spanien und besonders in Barcelona ausgebrochen seien, sind gänzlich unbe­gründet. In allen Provinzen Spaniens herrsche ab­solute Ruhe.

Washington, 2. Nov. Ter Chef des Signaldienstes der Bundesarmee empfiehlt in seinem Jahresbericht den Ankauf von mindestens zwanzig Aeroplanen.

Württemberg.

Dienstboten-Ehrenzeichen. Alljährlich auf Weih­nachten wird das von der verewigten Königin Olga ge­stiftete silberne bezw. goldene Ehrenzeichen an solche weib­liche Dienstboten verliehen, welche im Umfange des Kö­nigreichs Württemberg nach znrückgelegtem 14. Lebensjahr in einer Familie oder in demselben Anwesen ununter­brochen wenigstens 25 bezw. 50 Jahre lang treu und in Ehren gedient haben. Wenn das Dienstverhältnis durch äußere Verhältnisse, wie Krankheil von Angehörigen und dergleichen ohne Verschulden deS Dienstboten »w erproben

Je höher wir uns erheben, desto kleiner erscheinen wir denen, die nicht stiegen können.

Nietzsche.

Großindustrielle.

Roman von Ernst Gcorgy.

86) sNachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Tier Redestrom floß noch Unaufhaltsam, als Erich Elke eintrat und den vstpreußischen Provinzialen erstaunt musterte.

Es blieb Hartwig nichts übrig, als die beiden Herren einander vorzustellen, was er sichtlich ungehalten tat.Ich muß aber unbedingt um fünf Uhr fort, lieber Alke", sagte er, während Smith den Professor hmansgeleitete.

Nur zehn Minuten, Werner; aber ich mußte Sie sprechen. Es handelt sich da nm eine unglaubliche Jntrigue gegen Wonne"

Hvonne Laretton?"

Um sie. Und Wonne-"

i-lh, Sie scheinen jetzt mit Mademoiselle Laretton liiert zu sein, da Sia,, bereits den Vornamen so glatt handhaben." Hartwig betonte ironisch.

Lieber Werner, Sie sind doch mit Agathe GressoN. verlobt!"

Unzweifelhaft." Hartwig zeigte ihm den Ver­lobung sring.

Nun also", entgegnete Elke vielsagend und achsel­zuckend.Nebenbei ist Wonne Laretton Künstlerin, ihr Name also schon ein Begriff."

Ihr Vor- Und Zuname allerdings; aber ich bin nicht zur Eifersucht veranlagt, hätte weder Recht noch Kust dazu, es zu sein. Im Gegenteil gratuliere."

lassen wir das!" Elke warf sich verstimmt in einen Sessel.

Zigarre ober Zigarette?"

Ersderes darrte!"

Fräulein Laretton erweist mir zwar die Ehre, mich W meiner Verlobung konstant zu schneiden, wie meine mit einem ungerechtfertigten Haß zu beehren, Kt Beleidigungen gus,artet. Tro(chem stehe

ich gern zur Verfügung." Hartwig warf einen Blick auf die Uhr, .setzte sich dann rittlings auf eine Lehne und lauschte nnt ironischem Ausdruck der etwas unsicheren Er­zählung Elkes.

Das ist alles", schloß dieser errdlich.

So. Nun, so bestellen Sie Fräulein Laretton, lieber Elke, daß ich jener Jntrigue absolut fernstehe, jenen Ar­tikel mit keiner Silbe inspiriert habe, auch keinen von jener Redaktion kenne, und das Blatt selbst nur vom An­sehen. Ich habe es nie in Händen gehabt! Genügt, wenn ich das mit meinem Ehrenworte bekräftige?"

Selbredend genügt uns das."

Was?"

Das heißt Wonne! Wir werden den Spiritus rebtvr schon finden."

Hoffentlich! Trotzdem, lieber Elke, wer Schmutz an- faßt, ^sudelt sich. Lassen Sie sich mit solchem Blatte doch auf keine Prehfehden ein!"

Der Wagen ist vorgefatzren", meldete Smith.

Gut. Verzeihen Sie, ich muß zur Bank. Viel­leicht haben wir den gleichen Weg?"

Nein, ich Möchte laufen."

Schade, ich muh aber zu einer Mssichtsrats- fitzung-"

Selbstredend", Elke war einsilbig und verstimmt.

Wie kann ein Mann, der so auf der Höhe steht, sich Mer . solche Dinge ärgern", sagte Hartwig.Weisen Sie den Kerl ab, lassen Sie die ganze Sache unbeachtet, das ist das beste! Ich höre und sehe auch vieles nicht und ernpfange nicht jeden aufdringlichen Journalisten."

. 0. Kapitel.

Ja, Männchen, Ihr Panoptikum ist aber wirklich herrlich!"

.Nicht wahr, -mein Herr?"

Großartig ist es. Auch der Kaffee hier bei Ihnen. Ich vertrage ihr: man bloß reicht so recht. Ich bekomme immer Herzschlagen danach."

Der Herr solltenverkehrt" bestellen."

Ei wo, der Mensch ist bloß einmal in Berlin! Das ist eine Stabt . . . tztz einzig! Nun denken Sie sich, von hier Ms geh ich noch m die große Oper oder ms Metropoh-

theater, das hängt davon ab, >vie mein Freu.no oce roillets bekommt. Ich tvarte hier wieder aus ihn"

Ja. ich entsinne mich, solch großer starker .Herr."

Gott, nein, wie Sie das behalten, das ist fabelhaft! . Also, mein Freund ist Druckereibesitzer, der hat viel Freibillets an der Hand. Er bringt mich auch nach dem Theater wieder auf die Station an den Zug. Ich würde mich nicht allein zurecht finden."

W, schade, der Herr reist schon wieder ab?" fragte der Kellner mit seinem höflichen, etwas überlegenen! Lächeln.

Ja nach Memel zurück. Der Urlaub ist zu Ende."

Erich Elke, der einen freien Ecktisch erobert hatte und dort hastig einen Artikel aufs Papier warf, den er noch für sein Blatt, brauchte, Unterdrückte kaum einen lauten Fluch. Das Gesumme und Geklapper in dem großen Cafe störte ihn nicht. Daran war er als alter Stammgast gewöhnt. Aber diese ungeniert laute durchdringende Un­terhaltung in dem auffallenden ostpreußischen Tonfall machte M nervös. Räuspern und ein energisches:Pst" blieben erfolglos. So wandte er sich jetzt gereizt um. Dabei fiel sein Teelöffel zu Boden, das Tablett mit Glas und Zuckerschale rutschte weiter und drohte zu stürzen.

Der Kellner, der zwischen den Tischen stairü, griff gewandt zu und verhütete den Fall.

Weichzeilig halte der Herr am Nebentischchen sich uingedreh-t und den Nachbarn aufmerksam gemustert. Elkes interessanter Kopf mit der in die Stirn fallenden rötest * Lockenmahne war zu markant, UM schnell vergessen zu werden. Sein Gesicht, das jetzt einen drohenden und ge­reizten Ausdruck trug, hellte sich nur allmählich auf, als der kleine Herr sich plötzlich erhob und auf ihn zutrat.

Sie sind doch der berühmte Schriftsteller, Herr Elke, nicht wahr?"

Ter bin ick)", antwortete dieser noch immer ver­stimmt.

Mein Name ist Neudeck, Professor Neudeck aus Memel. Wir wurden doch heute von Herrn Hartwig Werner miteinander bekannt geinacht."

Ach ja, heute mittag," sagte Elken,pardon, «best es ging mir gerade heute soviel durch den Kopß!"

(Fortsetzung fslit.)