mit Erzähler vom Schwarzwald.
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klsioii kir. 41.
Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Rr. 234.
Montag, den 81. Oktober IS 1V.
27. Jahrg.
DeurfGes Reich.
Kollege Bruhn
Ter antisemitische Reichstagsabgeordnete Wilhelm Bruhn steht in Berlin vor Gericht, weil die Staatsanwaltschaft endlich einmal sein „Organ", das Berliner Wochenblatt „Die Wahrheit", unter die strafrechtliche Lupe genommen hat. Was sich da nun zeigt, ist nicht sehr sauber und einzelne Züge des Prozesses vertragen eine Besprechung jetzt schon, bevor noch das Urteil gefällt ist.
Es ist schlimm für die Presse, daß es „Kollegen" gibt wie diesen Bruhn. Wir Zeitungsleute auf der linken Seite, die für Volksrechte, fortschrittliche und freiheitliche Entwicklung streiten, haben vielfach auch darauf zu achten, daß unsere Tarstellungsweise volkstümlich und allgemeinverständlich ist. Diese Aufgabe ist nicht ganz leicht. Tie „gelehrte Bildung", deren sich die Mehrzahl der Journalisten erfreut, behindert manchen, so zu reden, wie ihn der Schnabel geivachsen ist." Die andern, die spüren, daß der Zopf ihnen hinten hängt, bemühen sich geflissentlich möglichst bildhaft zu schreiben. Dabei kommt dann zuweilen wohl ein Mißgriff vor, ein verfehlter Ausdruck, eine ungeschliffene Derbheit. Hält man noch hinzu, wie im politischen Kampf ein Keil den andern treibt, so kann man nicht verlangen, daß Schärfen stets vermieden tver- den, und der Klotz muß den Knubben schon vertragen. Aber Eins steht unverbrüchlich fest: selbst bei allen Zugeständnissen an die Hitze des Gefechts, an die Mode der Zeit und an das Marktgeschrei ist die unlauterc Mach e unerbittlich zu verwerfen, die ohne Gewissen und Verantwortlichkeitsgefühl den Angriff zum Selbstzweck macht und das Privatleben an tastet um politische Zwecke zu erreichen oder gar um sich den Säckel zu Men. Demgegenüber sagt jeder anständige Zeitungsmann nichts weiter als Pfui Teufel!
Bei der Gerichtsverhandlung gegen den Wahrheitsmann Bruhn fehlt bisher dem Gericht der sichere Maßstab, den der Fachmann ohne weiteres für solche Erscheinungen besitzt. Der Sachverständige für den redaktionellen Teil der „Wahrheit" bekundet mit großer Wichtigkeit, daß die Leitartikel und die Theaterkritiken des Blattes „ernsthaft" seien. Ja auf diese Dinge kommt es an! Ten „.Briefkasten" der mit mehr oder minder unverständlichen Anspielungen und Einschüchterungen arbeitet, hält dieser Sachverständige für unverfänglich. Da-
Reiche Herzen erleben viel in kurz>r Zeit.
Lpielhagen.
GroßmdustvLelle.
Roman von Ernst Georgy. .
Ns ' (Nachdruck verboten)
(Fortsetzung.)
Er war, wie die höheren Beamten draußen Wendr längst anvertraut, viel genialer und weitblickender als sein Vater. Tvch hatte ihm bisher die den Werners sonst eigene Ausdauer, der beharrliche Fleiß g-efthlt. Er war nicht nur der Großindustrielle von früher, sondern, angesteckt von der Art moderner Erbsöhne, bereits Lebemann, Globetrotter, Sportsmann geworden. — Sein Sekretär, der lange Jahre in feinem Dienst stand und ihm aufrichtig Mgetan war, schob das jetzt auf das in Hartwig steckende Künstlerblut. Er, im Grunde seines Herzens naiver Romantiker, bewunderte den neuentdsckten Dichter, trieb ihn ietbst vorwärts und beklagte nur, daß er gerade in Aegypten nicht dabei gewesen tvar, als das Talent in Hartwig Werner sich so plötzlich offenbarte. Tie letzte Krankheit seiner Mutter hatte ihn bis zu deren Hinscheiden viele Monate lang in Berlin festgehalten. Ms er endlich seine Tote bestattet und nach Genua berufen worden war,, trat ihm sein Chef bereits mit dem kleinen, festverschtofsenen Handkoffer voller Manuskripte entgegen.
Häufig hatte sich in Wendt der brennende Wunsch geregh die jetzt im Geldschrank geborgenen, ihm auch hier unzugänglichen Werke inr Rohbau kennen zu lernen. Aber Werner hatte seinen Wunsch einmal so schroff zurück- Hetvnyen, daß er ihn nicht zu wiederholen getvagt. Noch "lehr, eigenhändig hatte dieser, wenn er keinen Dienst hatte, die zweite Niederschrift mit zahllosen Randbemerkungen und Notizen gemacht und sie ihm widerwillig, mit ausfallendem Zwange in die Maschine diktiert.
„ /Mein Vater, mein Bruder und sechs Herren werden ach um sieben Uhr bei mir zu, einer Konferenz einsinden. Es wäre mir lieb, wenn Sie, eventueller Stenogramme ^grn, sich einstellen würden, trotzdem — — —"
„Selbredend hin ich hier, Herr Werners unterbrach
bei ist gerade eine derartige Abteilung der beliebte Schlupf- tvinkel für die erpresserischen Neigungen der Revolverblätter. Beim Bruhnschen Anzeigenteil legt die Verteidigung großes Gewicht darauf, daß die Anzeigenwerber nicht zu den im Text angegriffenen Firmen geschickt worden seien. Sie wird nicht müde, sich das bezeugen zu lassen. Andererseits aber steht fest, daß auch die Redakteure gelegentlich Anzeigen machen, und daß sie davon sprachen, die betreffenden Firmen versicherten sich gegen „Brandschäden". So dumm ist der Bruhn und seine Garde nicht, daß sie es nicht den Firmen überließen, „ans eigenem Antrieb, die Geschäftsverbindung mit der „Wahrheit" herzustellen!
Aber die gesamte Art dieser „Wahrheil" genügt längst, um ihr jede Gemeinschaft mit der anständigen Presse ab- zusprecheu. Das Gericht wird den Angeklagten Bruhn nach Gesetz und Recht beurteilen. Die Presse, die auf ,Ehre hält, läßt den „Kollegen Bruhn" jetzt schon glatt fallen.
*
Berlin, 28. Okl. Im Norden Berlins gab es gestern Abend Streikausschreitungen. Ein Schläch- rer hatte zwei seiner Gesellen entlassen. Vorgestern verlangten die übrigen acht Gesellen, die ebenso wie die Entlassenen hm Zentralverband organisiert sind, die Wiedereinstellung und legten die Arbeit nieder, als das abgelehnt wurde. Sodann wurden Streikposten ausgestellt, aber von Schutzleuten wiederholt sortgewiesen. Gestern Abend sammelten sich mehrere hundert Menschen vor dem Schlächterladen und johlten und Pfiffen. Durch eimn Steinwurf wurde eine Schaufensterscheibe des Geschäfts zertrümmert. Es gelang der Polizei, durch ein starkes Aufgebot die Menge zu zerstreuen, ohne die Waffen anzuwenden. Einige Personen wurden verhaftet.
Neustadt a. H., 28. Okt. Heute starb auf hem Haardter Schloß T-r. Ritter August v. Clemm, Reichsrat der Krone Bayerns, im Mter von 7Z Jahren.
Ausland.
Wien, 29. Okt. Bei den gestrigen Ersayioahleu für Tr. Lueger zum Reichsrat und Landtag ist Bürgermeister Neu mayer zum Reichs tagsabgeordneteu gewählt worden. Bei der Landcagswahl ist Stichwahl zivi- scheu dem Christl. Sozialen Preyer und dem Sozialdemokraten Schuhmeier nötig.
ihn Wendt. „Tary ich mich nach dem Befinden des verehrten Herrn Geheimrats erkundigen?"
„Tanke. Die Erkältung scheint ganz gehoben", Hartwig sagte es, Zerstreut, mit einem Blick auf die in die Wand eingelassene Uhr. „Sie können dann allerdings schon jetzt ^Schluß machen."
„Wer der Roman?"
/Hol der Teufel den Roman! Mensch, Sie sind schrecklich! Ich habe wichtigere Tinge im Kopse. — Sind die Briese fertig?"
„Bitte sehr", Wendt schob sie ihm zu.
Hartwig überflog sie schnell, unterschrieb sie und gab sie zurück.
Ter Sekretär machre sie postfertig und erhob sich. „Punkt sieben Uhr bin ich da."
„Gut!" Kaum war der Getreue mit tiefer Verneigung verschwunden, als Werner langsam zum gleichfalls in das herrlich geschnitzte Wandgetäfel eingelassenen eisernen Geldschrank traft dessen brand- und diebessichere Platten kunstvoll unter den Boisferien verborgen waren. Er öffnete die versteckten Schlösser und zjog mit Wistrengung endlich einen schtveren Kasten heraus. Auch dieser mußte erst mit einem an der Uhrkette befestigten Kunstschlüssel geöffnet werden.
Ein kurzer ächzender .Laut entschlüpfte dem Einsamen, als -er nun den Inhalt vor sich ausbreitete. Fünf dicke, in Wachstuch gebundene Hefte waren es, deren weiße Seiten mit einer feinen, kritzligen, oft zittrigen Handschrift vollgeschrieben waren. Drei Theaterstücke, ein Roman und ein Band Dichtungen in Retinen waren es, die da vor ihm Hagen, und die er mit steifen. Litten Händen dnrchblätterte.
Hartwig, den Kasten mit seinen Knien stützend, blickte sich um nach dem großen schwarzen Marnrorkamin, hinter dessen Eisenrost es rötlich glühte. Ein sehnsüchtiger IZlüs- drnck trat in sein Gesicht. Seine Rechte packte die Bücher. -Sollte er — — — wäre es nicht das beste, das alles dort zu verbrennen? Er dachte nach.
Plötzlich ertönte Helles Lachen im Nebenranm. Schritte, Stimmen näherten sich.
Hastig warf er die Hefte zurück, klappte den Deckel
Madrid, 29. Okt. Der Kongreß zur Bekämpfung des Mädchenhandels beschloß, den nächsten Kongreß im Jahre 19l3 in London abzuhalten.
Sofia, 28. Ott. Tie S e s si o n d er S o b r a n j e ist vom König mit einer Thronrede heute eröffnet worden. In der Thronrede wird zunächst an die bisherigen Besuche bei den Staatsoberhäuptern erinnert und des feierlichen Empfanges in Konstantinopel, Cetinje und Petersburg sowie in Paris gedacht. In der Thronrede heißt es weiter, Bulgarien unterhalte ausgezeichnete Beziehungen! zu allen Großmächten und erfreue sich ihrer so wertvollen und für sein Gedeihen notwendigen Sympathien. Tie Regierung werde alle Kräfte darauf verwenden, sie stärker und fester zu gestalten. Sie erwähnt die Rekonstruktion des Kabinetts und erklärt schließlich, daß das bisherige Programm unverändert bleiben werde.
Peking, 29. Okt. Dem Staats rat ist durch ein Edikt der Auftrag erteilt worden, die Denkschrift der Konstitutionskammer über die Schaffung eines Parlaments, zusammen mit dem Provinziallandtagen in Beratung zu ziehen und dem Thron in einer allgemeinen Audienz Bericht darüber zu erstatten. Das Volk sieht dein Ausgang der Beratungen mit großer Hoffnung entgegen.
Württemberg.
Landesversammlung der Konservativen Württembergs.
Die konservative Partei in Württemberg hielt gestern in Stuttgart nach Jahren wieder eine Landesversammlung ab. Tie beiden Hauptredner, der Abg. Kraut und der Reichstagsabgeordnete v. Heydebrand waren auf den Ton der Sammlungspolitik gestimmt. So erklärte der Abg. Kraut, es sei tief bedauerlich, daß die Konservativen mit den Nationalliberalen in kein besseres Verhältnis kommen könnten. Tie früheren Zeiten sollten eigentlich nicht ganz vorüber sein. Die Konservativen seien zu einer Verständigung immer bereit; ihnen komme es nicht darauf an, ob sie ein Mandat gewinnen oder nicht» wichtiger fei ihnen das Interesse des Vaterlandes. (!) Tiefe Parole unterstrich Herr v. Heydebrand und derLasa noch stärker. Er meinte, die F r e i s i nn i g en würden die Erfahrung machen, daß sie auf die Tauer mit den Sozialdemokraten nicht konkurrieren können. DaS sei ja allerdings Sache der Freisiuniam. <cker -s werde
zu und schloß ab. Tann schob er den Kapen zuruck und war im Begriff, die Verschlüsse anzudrücken, als es an die Tür pochte und übermütige Fingerchen gegen die kostbaren, antiken Butzenscheiben der Flügel trommelten. Sie wurden jäh ausgerissen.
Im Rahmen erschien Agathe Gresson in einem langen Sealskinmantel mit Ehinchillakragen. Einen Hut aus gleichem Pelz in den glänzenden Haaren, die ihrem frischen, strahlenden Antlitz einen reizend koketten Ausdruck gab. Ein Strauß duftender Maiglöckchen, ihre Lieblingsblume, prangte an ihrer Brust. „Guten Morgen, Liebster, was sagst du zu dem Ueberfall?"
Er küßte ihre Hand und begrüßte die Kollegin, die sie uritgebracht hatte, höflich. „Du bist schon auf, Agathe? Nach dem Balle?! Ich habe noch nicht einmal antelephoniert, weil ich nicht stören wollte."
„Wer dein Gärtner brachte mir wieder den herrlichen Korb. Bei uns dufter die ganze Wohnung wie in voller Lenzespracht. Mutter dankr mit mir für die Blüten, läßt grüßen und fragen, ob du nicht heute ganz frugal Mit uns in deiner alten „Oase" speisen willst?" Sie hatte die Hände auf seine Schultern gelegt und blickte ihn innig an.
/.Wie frisch und gesund du bist," sagte er düster, „selbst wie ein Maientag! — Bist du nichr müde, Agathe?"
ft Müde? Der Mte würde mich bringen. Wir sind aus dem Wege zur Probe. Er hat mir eine neue Rolle geschickt, .zweiundzwanzig Bogen. Mein Herr Bräutigam zieht nicht mehr, da heim es für neue Zugstücke sorgen!"
Hartwig geleitete beide Damen zu dem Sofa und nahm ihnen gegenüber Platz.
„Ich verstehe diesen Standpunkt der Direktion; aber ich bitte idich, deine neue Rolle kurzweg zurückzusenden. Ich wünsche keinesfalls, daß du noch spielst. Wir heiraten in kurzer Zeit, und du bist mit Mrssteuerbesorgungen genügend angestrengt. Ich hatte das übrigens mit dem Direktor vereinbart und mich zu jeder Buße bereit erklärt. Der Mann hat sich mir gegenüber durchaus loyal gezeigt."
(Fortsetzung folgt.)
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