Nr. 252.
WM
vom Achwarzwald.
Lrsüiö!?/. üll llüöll VSerLiMll. Woanemsut
in üsr StsckvlerlellSkirl. ül. l.35 mongtl. 45 A.
ösl süsir isgrtt. vostsnstgltsir Mä Sotell im Orts- 11 . Ksilibsr- orlsvör^ölir viertslj. U. 1.35, sllsssrügib üessglM 1L l.3S, klieru öestsllgslä 3L Ag.
»
Lsleioil »r. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amt?. Fremdenlists.
ü!
>13- !
lllssrgts nur 8 kig, üllsiosriigs lv Kg., üls KIM LMllW 6srmo?.ürMö.
üektlsmsn 15 ktg. üls kslüreüe.
8sl ÄiMrüiilungeir LNtLpr. yglttt
k^vMömsllts vsÄ llsbersiakuakt.
lölLMMm-Ai'eszL:
SK'Lgrrioä!^!' ^üZsisr!. .
-»K-
-SLÄ
Freitag, den 28. Oktober 1S LV.
27. Jahrg.
Deutsches Reich.
Das deutsche Kaiserpaar in Brüssel.
Der Besuch im Rathaus.
Nach den heute vorliegenden Meldungen aus Brüssel ivar gestern Mittwoch Nachmittag großer Empsang des Kaiserpaares und des belgischen Königspaares im Rathause. Ter ganze von alten prunkvollen Gildenhäusern eingerahmte große Platz ivar farbenprächtiger und entzückender wie je. Alle Fenster der Barockbauten und der gotischen „Maison du Roi" waren gefüllt von Menschen. Auf dem Platze waren die Vereine aufgestellt mit ihren teilweise sehr künstlerischen Fahnen und Gildenzeichen. Vor dem Kaiserbalkon, der durch einen roten Baldachin und roten Samtteppich kenntlich gemacht war, standen die Vereine mit den deutschen Fahnen. Im Rathaus selbst lvar das gesamte diplomatische Korps, die Minister, hohen Würdenträger, der Herzog von Urenberg, die höchsten Geistlichen usw. versammelt. Bürgermeister Max, die Schöffen und Ratsmitglieder mit Ausnahme der Sozialisten erwarteten die Herrschaften an der Pforte. Im großen gotischen' Saal waren die Thronfessel aufgestellt, wo der Kaiser und der König, die Kaiserin und die Königin und Prinzessin Viktoria Luise Platz nahmen. Ms Bürgermeister Max vor sie hintrat, um die Reden zu verlesen, erhoben sich die Fürstlichkeiten und hörten die Rede stehend an, die Max mit einfacher und verbindlicher Stimme vortrug. T-er Kaiser verlas sofort daraus seine Rede in fließendem, akzentlosen Französisch. Tie Stellen, in denen der Kaiser von der Schönheit der belgischen Architektur und der Stadt Brüssel sprach, fanden bei den Zuhörern lebhaften Beifall. Hierauf begab man sich in den sogenannten gothischen Hochzeitssaal, wo vor dem Kaiser musikalische Aufführungen und Gesänge von Sängern und Sängerinnen der Hofoper stattfanden. Hierauf traten die Fürstlichkeiten auf den Balkon. Ein außerordentlich lebhafter Jubel erhob sich sofort auf dem großen Platze und an sämtlichen Fenstern wurden weiße Tücher geschwenkt, was der architektonischen Eigenart dieses Platzes eine ganz besondere Schönheit verlieh. Kurz darauf fand die Wfahrt statt. Am Abend fand bei der Gräfin von Flandern ein Tiner und später Galavorstellung in der Over statt.
Für vre Neberlegenheit des landwirtschaftlichen Kleinbetriebs
liefert der Reg.-Rat Rall in Kolberg im „Archiv für
Leicht wird ein kleines Feuer ausgetreten,
Das, erst geduldet, Füße nicht mehr löschen
Shakespeare.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Georgy.
30> (Nachdruck verboten)
(Fortsetzung.)
Der Professor nickte mehrmals bejahend und zog ein riesiges seidenes Taschentuch hervor, mit dem er sich gerührt schneuzte, Und daun über die Augen fuhr: „Von meinen: armen, Heimgegangenen Neffen — ja — —" sagte er endlich. „Meine arme verwitwete Schwester und ivir alle werden nie vergessen, wie Sie dem guten Jungen bis zum Tode zur Seite waren. Jeder Brief war ja ein Hymnus des Lobes Pud der Dankbarkeit Mer seinen Wohl- Mer. Sie haben ihn ja auch begraben --" Neu
deck vermochte nicht weiter zu sprechen.
Hartwig aber saß stumm, zusammengesunken da und stierte zu Boden. Ein lähmendes Entsetzen kroch langsam seinen Rücken hinab und vereiste seinen ganzen Körper.
„Sie haben den Lebensabend — — der müden Frau in dein winzigen Pfarrwitwenhaus zu einein glänzenden ünd gesegneten gemacht!" Der Professor brachte das alles rmr mit Mühe heraus. „Ihnen danken meine drei Nichten, daß sie sich zu einem würdigen Berufe vorbereiten konnten, dankt mein verkrüppelter jüngster Neffe, daß —"
„Hören Sie auf!" Hartwig stieß es wild heraus.
„Nein, nein!" widersprach Neudeck. „Gönnen Sie mn die Freude, Ihnen das endlich einmal mündlich sagen zu dürfen, was Ihre Großmut sich schriftlich so energisch verbeten hat. Wir wagten ja gar nicht mehr, an Sie M schreiben, Herr Werner. Wir konnten ja nur für Sie beten. WZ aber neulich die Anweisung und das Schreiben Ihres Rechtsvertreters kamen, da beschloß ich, meine Berliner Reise zu benützen. Der morgige Tag sollte einer pahrt nach Eisenhütt gewidmet sein, und nun führt uns Gottes Güte hier zusammen, Herr Werner!" Der Mte ^ckle plötzlich dessen schlaff aus den Knien liegende, eiskalte Linke und preßte sie überschwänglich.
innere Kolonisation" einen schlagenden Beweis. Er veröffentlicht da nämüch die Resultate, die mit der Besiedelung des Rittergutes Rützow im Kreise Kotberg-Köslin erzielt worden sind und schreibt darüber:
„Von diesem Gute, das zu den fruchtbarsten des Kreises zählte, wurde in den Jahren l908 und 1909 eine Fläche von 743 Hektar nach Belastung eines kleineren Restgutes unter 64 Rentengüter aufgeteiit, von denen 12 Arbeiter- und Handwerkerstellen bis zu 4 Hektar, 50 mittlere Wirtschaften bis zu 25 Hektar und 2 größere Wirtschaften über 25 Hektar waren. Tie Ansiedler, mit einer einzigen Ausnahme, Pommern, wurden zu günstigen Bedingungen angesetzt und mit Land und sonstigen Rechten genügend ausgestatiet. Tie Wirkungen tiefer Besiedelung waren mm ganz erstaunlich. Die Einwohnerzahl, die vor der Austeilung 152 Personen betragen hatte, stieg unmittelbar darauf auf 4522, also auf das Dreifache und wird in kürzer Zeii voraussichtlich noch erheblich zunehmen. In ähnlicher Weise stiegen auch die Zahlen des Nutzviehs und zwar die Pferde von 60 auf 100, Rindvieh von 230 auf 452 und Schweine von 126 aus 1102 Stück,, während das Geflügel um mehr als das Zwanzigsache znnahm. Ter Erlös aus dem Vieh verkauf stieg um 100 000 bis 105 000 M, abgesehen von den beträchtlichen Mehreinnahmen aus dem Verkauf von Milch, Butter und ähnlichen Erzeugnissen. Auch die Getreide- And Kartoffelerträge nahmen dank einer intensiveren Bewirtschaftung fast ausnahmslos erheblich zu und zwar Roggen um 6033 Zentner, Hafer um 2381, Gerste um 1600, Kartoffeln um 26 633 Zentner, nur der Weizen, der vielfach der Kartoffel hatte weichen müssen, hatte eine Abnahme um 3282 Zentner zu verzeichnen. Ter Geldwert dieser Mehrerrrcge betrug beim Getreide 53100, bei den Kartoffeln 93 045 M; etwa ein Viertel davon gelangte bei den eigentlichen Bauernwirtschaften trotz der stärkeren Besiedelung zum Verkauf, was um so bemerkenswerter ist, als Rützow, wenn auch teilweise etwas extensiv bewirtschafte', doch ein gut geleiteter Gntsbetrieb war und hohe Erträge brachte".
Das ist nur ein Beispiel für viele. Es deckt sich vollständig mit den Ergebnissen, die der Deutsche Bauernbund kürzlich veröffentlicht hat. Tie aufgesührteu Ziffern sind überaus lehrreich. Sie zeige-, wieviel rationeller der landwirtschaftliche Kleinbetrieb ftt als der Großbetrieb. Tie landwirtschaftliche Produki": ttttntte ungleich viel größer sein, wenn mehr Gewicht uft eine großzügige innere Kolonisation gelegt würde, ansta t daß man den Großgrund-
»SS»»«»»»»»«
Fahl, mit erloschenen Augen saß Hartwig da.
Mathe Gresson, die ihn beobachtet hatte, war besorgt näher getreten und kam jetzt erschreckt hinzu. „Hartwig, geliebter Hartwig, was ist dir, bist du krank?" fragte sie pnd sah den Professor entsetzt an.
Werner xiß seine Hand los und fuhr damit einige Male Mer seine Stirn. „Nein, nein," murmelte er, wie aus einem Schlafe erwachend, „ich bin ganz wohl." Er riß sich mit Gewalt zusammen und erhob sich langsam:
„Herr Professor Neudeck-meine Braut", sagte er
Unwillkürlich vorstellend.
„Das schöne, liebe, güte Fräuleinchen ist Ihre Braut," lobte Neudeck, noch immer auf der Höhe seiner Gefühle, „so ein trautstes Marjellchen? Ah, da gratuliere ich Ihnen von Herzen, Fräuleinchen." Er schüttelte Agathes Hand. „Und da muh ich Ihnen nur sagen, Fräuleinchen, Sie bekommen den besten, edelsten, großherzigsten Gatten von der Welt, das erkennen Sie nur an!"
„Ich weiß es längst, Herr Professor," sagte Agathe erfreut und herzlich, „Mer wollen Sie mir nicht sagen, tvoher Sie es wissen?"
„Tas ist ganz unnötig, liebes Kind!" unterbrach jetzt .Hartwig stirnrunzelnd und wandte sich an Neudeck. „Ich hasse es, wenn über solche selbstverständliche Dinge Mer- Haupt gesprochen wird und verlange Ihre unbedingte Diskretion."
„Aber lieber Hartwig, warum? Günne mir doch die Freude!"
„Auf keinen Fall!" Sein Ton war so heftig, daß er selbst erschrak, als er sie erblassen sah. „Verzeih, aber — es handelt sich um längst vergessene Dinge."
„Herr Werner," der kleine Professor blickte erstaunt empor. „Sie treiben es zu weit mit Ihrer Zartheit!"
„Nein, nein!" Der Gereizte stampfte mit dem Fuße auf.
„Gut, gut, wie Sie wollen," beruhigte ihn Neudeck erschreckt, „aber -— Sie entschuldigen, ich hätte doch gar zu gern noch ettvas über die letzten Wochen meines armen Neffen erfahren."
„Selbstredend! Düs verstehe ich", gab Werner tzq.
besitz durch Vermehrung der Fideikommißgüter noch verstärkt. Tas Deutsche Reich würde dadurch bezüglich der Volksernührung auch viel unabhängiger werden.
«-
Pforzheim, 26. Okt. Gestern fand hier wieder eine von mehr als 3000 Personen besuchte Versammlung von Kettenarbeiter statt. Es wurde beschlossen, an den eingereichten Kündigungen festzuhalten und im übrigen die Stellungnahme der Arbeitgeber abzuwarten. Tie Zahl der eingereichten Kündigungen beträgt, nebenbei bemerkt nur 39 Prozent aller Kettenmacher und es werden täglich Kündigungen zurückgenommen,' es hat also nicht den Anschein, daß es mit dem Streik am 3. November zu ernst wird. — Ter hiesige Bürgerausschuß hat den Bau eines Krematoriums mit der Verbindung einer Leichenhalle genehmigt. Das Gebäude kommt aus den Friedhof auf der Schanz, von wo es das ganze Stadtbild beherrscht. Mit letzterem Umstande ist allerdings ein großer Teil der Einwohnerschaft nicht einverstanden.
Pforzheim, 27. Okt. Dem Arbeitgeberverband ist gestern abend 5 Uhr die Mitteilung zugegangen, daß weitere 225 Kündigungen von Kettenmachern, darunter auch von Organisierten zurückgezogen worden sind. Infolge dessen ist die Zahl der Kündigungen von ursprünglich 939 auf 640 zurückgegangen, damit verliert die Bewegung immer mehr an Bedeutung.
Pforzhsim, 27. Okt. Bei einem Ausflug nach Neuenbürg stieg das Ehepaar Weyer hier statt in die 4. Klasse in.dae 2. In Engelsbrand wurden sie deshalb in die richtige Klasse verwiesen. Sie waren schon wieder eingestiegen, als der Wann wieder ausstieg und den zurückbleibenden Schoßhund holte. Unter einem Arm den Hund, unter dem anderen den Schirm, wollte Meyer einsteigen, geriet Mer unter den Mfahrenden Zug und wurde getötet. Die Frau klagte gegen die Bahn auf Schadensersatz. Sie wurde aber jetzt in letzter Instanz! Mgewiesen.
München, 27. Okt. Ter Weinherbst im linksrheinischen Bayern ist so schlecht ausgefallen, daß eine in der Pfalz abgehaltene Winzerversammlung beschloß, an die bayerische Regierung und an den Landtag die Birken zu richten, den in Not geratenen Winzern unverzinsliche Tarlehe'n zu gewähren.
Leipzig, 26. Okt. Zwölf der bedeutendsten deutschen Kommissions-Buchhandlungen darunter F. Volckmar und K. F. Köhler in Leipzig, gingen laut den
„Doch der Presseball ist dafür nicht der ArM Wollen Sie mich morgen in meiner Wohnung besuchen?" Er verabredete mit dem alten Herrn eine Zeit, schrieb ihm die Adresse auf und verabschiedete sich dann eiligst von ihm, der zu seinem harrenden Freunde beglückt und mit vollem Herzen zurückkehrte.
Werner führte Agathe langsam durch die Gänge. Blaß und schweigsam schritt sie neben ihm.
„Mama ist müde. Liebster, und ich habe auch genug. „Willst du uns heimführen?" sagte sie, an der Treppe anhaltend.
„Ja, Agathe," antwortete er ausattnend, „mit Freuden. „Ich habe das Treiben satt. Ter Ostpreuße hat mich an ernste Erlebnisse gemahnt. Ich sehne mich nach Stille."
„Ter alte Mann erinnerte dich an gute Werke — - "
„Laß das, Kind, ich bitte dich!" Cr sah ihr betroffenes, trauriges Gesicht, und nach einem hastigen Seitenblick umschloß er es mit beiden Händen: „.Habe Geduld, Agathe, ich habe dich immer gewarnt. Tu bekommst einen schwierigen Mann."
Mit heißer Liebe schallte sie empor ünd schmiegte sich an ihn. „Ich tvünsche mir Feinen andern, mein Hartwig. Nach und nach hoffe ich, auch dein Vertrauen zu gewinnen." . ^
Düster sah er in das reizende Gesicht. Dann seufzte er leicht und sagte tief atmend: „Wenn „ein" Mensch ans der Wett, Agathe, darin wärst du es, der ich es schenken könnte. Dein weiblicher Zauber, deine weiche Güte sind es, die wzch immer wieder zu dir ziehen, die mich gefesselt haben — nur — — du mußt Geduld haben!"
„Ich habe Geduld ünd Vertrauen!" entgegenete sie leise. „Was du tust, kann ja immer nur gut sein!"
Er neigte sich Mer sie, und znm ersten Male seit ihrer Verlobung küßte er sie aus den Mund und preßte sie dabei an sich, den Schauer fühlend, der über sic hinglitt. Tann reckte er sich '.nieder empor:
„Komm, wir müssen deine Mutter suchen."
(Fortsetzung folgt.)