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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt Mildbad
verkündigungsblatt der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. 251.
Donnerstag, den 27. Oktober 1S1«.
27. Jahrg.
Deutsches Reich.
Das deutsche Kaiserpaar in Brüssel.
Eine Versammlung der Brüsseler Sozialdemokraten, die am Sonntag gegen den Besuch des deutschen Kaisers in der belgischen Hauptstadt protestierte, hat dazu geführt, daß die belgische Regierung bei dem am Dienstag erfolgten Einzug des deutschen Kaiserpaares in Brüssel Maßnahmen ergreifen ließ, als ob der „Blutzar" selber unterwegs wäre. Tie Tunnels, die der Hoszug durchfuhr, waren alle militärisch besetzt und die belgische Polizei wird in ihrem besonders eingerichteten Ueberwachungsdienst von zahlreichen B e r l i n er G eh eim p 0 l i z i ste n unterstützt. Zwölf Tausend Soldaten aller Waffengattungen haben beim Einzug in dr e i f ach en R ei h e n die Straßen abgesperrt und der Bürgermeister Max hat die sonst bei großem Schaugepränge übliche Errichtung von Privattribünen, das Verleihen von Stühlen usw. verboten Während der ganzen Fahrt vom Bahnhof zum Schloß erfolgte aber keine einzige der gefürchteten Demonstrationen. Das Publikum verhielt sich ruhig und lediglich am Bahnhof, wo nach Eintreffen des um 2.20 Uhr einlaufenden Sonderzugs großer Empfang stattfand, war es zu besonders lebhaften Hochrufen gekommen. Auch in der Nähe des Schlosses war der Empfang der Fürstlichkeiten durch das Publikum besonders herzlich. An einem Fenster des für die Prinzessin Clementine bestimmten Schloß,flügels zeigten sich zum ersten Mal die Prinzessin und ihr Verlobter Prinz Victor Napoleon und schauten der Ankunft des Kaiserpaares zu. Direkt nach der Ankunft des Kaiserpaares am Schloß erschien der belgische Militärballon „Bille de Bruxells" über dem Schloß und kreuzte in großen Spiralen und Kreisen über Palast und Park.
Beim Galadieners, das am Abend im Schlosse ftatt- fand, wurden die üblichen Trinksprüche gewechselt. König Albert sagte:
„Ich empfinde eine wahrhafte Freude, Ew. Kaiser!. Majestäten heute in Brüssel willkommen zu heißen. Indem Sie uns gleich im ersten Jahre unserer Regierung Ihren Besuch in unserer Hauptstadt abstatten, erweisen Ew. Kaiser!. Majestäten uns eine Ehre, die uns hoch erfreut. Die Königin und ich sehen darin ein neues Zeugnis der Gefühle, deren ganze Herzlichkeit der uns im vorigen Frühjahr in Potsdam bereitete liebenswürdige Empfang schon hat erkennen lassen. Aber dieses Zeugnis beschränkt sich nicht auf die kgl. Familie von Belgien. Ich bin überzeugt, der deutsche Kaiser hat auch den Belgiern die Sympathie zeigen wollen, die er für ein tatkräftiges, zugleich für die Kunst, das Ideal und für den Fort
schritt begeistertes Volk der Arbeit empfindet, und dieser Achtungsbeweis des Herrschers des großen Nachbarreiches, wo eine gewaltige Bevölkerung uns das Schauspiel unablässiger und glänzender Arbeit bietet, wird noch erhöht dadurch, daß an seiner Seite I. M. die Kaiserin erscheint, deren Namen Wohltätigkeit und Nächstenliebe bedeutet und die liebenswürdige Prinzessin, welche die Anmut ihrer achtzehn Jahre in dieses Schloß bringt. Das belgische Volk wird das freundschaftliche Interesse, das ihm von Ew. Kaiser!. Majestäten zuteil wird, in hohem Maße zu schätzen wissen. Es sieht in dem Kaiser den ebenso weitschauenden wie erleuchteten Monarchen, der den glänzenden Aufschwung seines Landes auf allen Gebieten menschlicher Tätigkeit so mächtig zu fördern gewußt hat. Es wünscht nicht weniger aufrichtig als ich, daß die zwischen den beiden Herrscherhäusern bestehenden vertrauensvollen Beziehungen die Freundschaft der beiden Nationen noch mehr stärken mögen. Was mich anbelangt, der ich mit Ew. Kaiser!. Majestäten durch Verwandtschaft wie durch Zuneigung verbunden bin, die Ew. Kaiser!. Majestät in Potsdam zu erwähnen die Freundlichkeit hatten, so kenne ich den ganzen Wert der Gefühle, dche sie der Königin und mir bezeugen, und es drängt mich zu sagen, daß Sie in uns lebhafte Dankbarkeit erwecken. Ich bin glücklich, die Gelegenheit zu benützen, Ew. Kaiser!. Majestäten die heißesten Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen, die ich für ihr Glück hege und dafür, daß Ihre Regierung fortfahre, ruhmvoll und fruchtbar zu sein und daß Ihre edlen Bestrebungen dazu beitragen mögen, den Frieden der Welt zu festigen und so allen Nationen zu nützen. Ich erhebe mein Glas zu Ehren 'Ew. Kaiser!. Majestäten und Ihrer erhabenen Familie und trinke auf die Wohlfahrt Deutschlands. Seine Majestät der Kaiser, Ihre Majestät die Kaiserin leben hoch."
Kaiser Wilhelm antwortete:
„Die tief empfundenen Worte der Freundschaft, die Ew. Majestät zugleich im Namen Ihrer Majestät der Königin an uns, die Kaiserin, meine Tochter und mich gerichtet haben, sind, wie sie aus warmem Herzen gekommen, zu warmen Herzen gedrungen. In lebhaftester Freude gedenken wir des Besuchs, den Ew. Majestäten uns im vergangenen Frühjahr in Potsdam abgestattet haben, und es war uns eine liebe Pflicht der Dankbarkeit, zu seiner Erwiderung so bald als möglich hieher zu eilen. Der glänzende Empfang, der uns von Ew. Majestäten und dem belgischen Volke inmitten dieser herrlichen Hauptstadt bereitet worden ist, hat uns im Innersten gerührt und stimmt uns zu um so herzlicherem Dank, als wir in ihm einen Ausdruck des engen Bandes erblicken dürfen, das nicht nur unsere Familien, sondern auch unser Volk umschlingt. Mit freundschaftlichster Sympathie verfolge und begleite ich und ganz Deutschland die staunenswerten Erfolge, die auf allen Gebieten von Handel und Industrie dem rastlos tätigen Volke Belgiens beschieden sind nnd deren Krönung wir in der so glänzend gelungenen Weltausstellung dieses Jahres begrüßen. Den ganzen Erdkreis umspannt Belgiens Welthandel, und friedliche Kulturarbeit ist es, in der sich allüberall Deutsche und Belgier begegnen. Mit gleicher Bewunderung erfüllt uns die Pflege idealer Güter, in der sich Belgiens Dichter und Künstler einen so hervorragenden Platz r-worben haben. Mögen die vertrauensvollen und freundnnchbarlichen Beziehungen, von denen erst in jüngster Zeit die Verhandlungen unserer Regierungen einen so erfreulichen Belud Z gegeben haben, sich immer enger
gestalten. Möge von Ew. Majestät Regierung Heil und Segen! ausströmen auf Ihr Königshaus und Ihr Volk, das ist mein aus tiefstem Herzen kommender Wunsch, mit dem ich rufe? Ihre Majestäten der König und die Königin der Belgier leben! hoch."
Brüssel, 26. Okt. Kaiser Wilhelm hat einq große Anzahl von Auszeichnungen an Belgiers verliehen. Minister Scholaert erhielt das Graßkreuz vom Schwarzen Adlerorden.
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Handelsministev Sydow über Sozialpolitik und Kohlensyndikat.
Nach einer Meldung aus Dortmund hat dort der preußische Handelsminister Sydow bei der Einweihung des Oberbergamtsgebäudes in einer Rede u. a. folgendes ausgesührt:
Es geziemt sich heute wohl, den Blick in die Zukunft zir lenken und da ist der Horizont nicht so ganz frei von Wolkem Ein Punkt ist es hauptsächlich, der den Wohlmeinenden mit ernster Sorge erfüllen dürfte, das ist die Arbeiterfrage^ Je mehr die staatliche Gesetzgebung, je mehr die freiwillig^ Fürsorge des Bergbaus zum Wohle der Bergarbeiter getan hah um so weiter scheinen wir uns von dem Ziele eines gedeihlichen Verhältnisses zwischen Unternehmern und Arbeitern zu entfernen. Muß es nicht befremden, zu sehen, wie die Wahlen zur Knappschaft ausschließlich von politischen Gesichtspunkten beherrscht werden oder wie für die Wahlen der Sicherheitsmänner nicht vor allem die Sachkenntnis des Gewählten, sondern das Maß seines politischen Radikalismus maßgebend waren und so die besten Absichten Gefahr laufen, in ihr Gegenteil verwandelt zu werden? Eine andere Frage will ich nur leise streifen: Wie werden sich die Absatzverhältnisse nach Ablauf des Kohlensyndikats gestaltend! Wird seine Erneuerung gelingen oder wird ein Konkurrenzkampf ausbrechen, der mit einer allgemeinen Preissinkung auch einen tiefgreifenden Einfluß auf die Bergarbeiterlöhnck zur Folge haben würde? So schwierige Aufgaben die Zukunft: in sich birgt, ich hege die Zuversicht, daß der rheinisch-westfälische Bergbau sich ihnen gewachsen zeigen wird. Das Oberbergamt soll den Interessen der verantwortlichen Unternehmer und Betriebsleiter nicht minder gerecht werden als den Ansprüchen der Bergleute auf möglichste Minderung der Gefahren und Schädlichkeiten des Bergbaus und auf eine gesunde und auskömmliche Existenz.
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Zur Maßregelung des Oberamtmanns Arnsperger.
Karlsruhe, 24. Okt. Dem Oberamtmann Arnsperger ist in aller Form dienstlich eröffnet worden, daß seine Versetzung nach Staufen wegen seines Auftretens in der nationalliberalen Mitgliederversammlung erfolgt sei.
Die Sittlichkeit allein, ersetzt den Glauben nicht, doch weh' dem Glauben, dem die Sittlichkeit gebricht!
Rückert.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Ge 0 rgy.
29j (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Plötzlich — ein seltenes Ereignis bei Gerdas Naturanlage — strömten unaufhaltsam Tränen aus ihren Augen über die Wangen. Ein klangloses Schluchzen erschütterte ihren Körper. Ihr Begleiter, der diesen Schmerz auf andere, begreifliche Ursachen zurücksührte, schwieg ergriffen. „Sie hat doch mehr Gemrsi, als sie zeigt, diese schöne, kalt erscheinende Frau," dachte er, sie heimlich beobachtend.
Ter Ball nahm seinen Fortgang. Hartwig Werner tanzte, da er einmal begonnen, mit verschiedenen Damen. 'Beim Souper in einem der Nebenräume fand er sich, plötzlich Umschau haltend, neben seiner Braut an einer Tafel mit ihren Verwandten nnd Freunden, die letzteren weist nur aus Mitgliedern der Presse und Bühne bestehend. Am anderen Ende, zwischen Doktor Friedlich Md Erich Elke saß Avanue Laretton, unglaublich ausfallend nnd wie immer sprühend von Geist, bezaubernd M ihrer Grazie. Seit seiner Verlobung schnitt sie ihn konsequent und widmete sich Elke, der vollkommen in ihrem Bann stand.
Mitten im Gespräche mit Agathe und Professor Minske runzelte Hartwig die Stirn. Es siel ihm auf, baß sein Bruder Franz, seine Schwester Agnes und deren Bräutigam nicht bei ihm saßen, sondern, als ob das ganz Natürlich wäre, sich dein Ronsachschen Kreise zngesellt hatten. Diese vielleicht unbewußte, aber doch 'räumliche Scheidung kränkte ihn so stark, daß er die Stimmung berlor und von nun an ziemlich einsilbig blieb, was seine Braut in ihrer Seligkeit nicht einmal bemerkte.
Ms sie sich nach der Mahlzeit erhoben und in den
Hauptsaal znrüchbegebeu wollten, sah 'Werner esnige Schritte von sich entfv.rt zwei Herren stehen, die ihn scharf fixiertem Als sich ihre Blicke begegneten, wachte der eine, ein älterer, harmlos aussehender Herr in altmodischer, provinzieller Tracht, einige schwankende Bewegungen und näherte sich ihm zögernd.
„Herr Schriftsteller Hartwig Werner?" fragte er bescheiden und fuhr auf dessen bejahende Verneigung fort, „Oberlehrer Professor Nendsck aus Memel."
„Sehr angenehm, Herr Professor," entgegnere Werner. „,Tarf ich fragen, was mir das Vergnügen verschafft?"
„Ich bin in dienstlichen Angelegenheiten nur auf drei Tage in Berlin und durch meinen alten Studienfreund hierhergeschleppt worden. Er ist mein Mentor, der mich auch gestern veranlahte, Ihr prächtiges Stück im Reichs- theater anzusehen. Ta konnte ich es nicht unterlassen/ mein Freund erkannte Sie nach den vielen von Ihnen veröffentlichten Bildern, mir das besonders schätzenswerte Vergnügen zu bereiten, und mich — — —"
„Aber ich freue mich sehr, Ihre werte Bekanntschaft zu machen, Herr Professor," erklärte Werner mit leichter Ungeduld und Langeweile.
,',Es handelt sich für mich nicht nur darum. Sie persönlich zu haranguieren, Herr Werner, und Ihnen Komplimente zu machen, die Sie bis zur Ermüdung gehört haben werden, sondern vielmehr um eine Namensgleichheit, die mich frappiert hat."
„Eine Namensgleichheit?" wiederholte Werner verständnislos.
„Allerdings! Ter Name Werner, als Familienname wiederum, findet sich in ganz Deutschland viel verbreitet, aber Ihr Taufname Hartwig ist ungewöhnlich"
„Er ist bei uns eine Familieneigentümlichkert, Herr Professor." '
„So so, das ist mir recht interessant! Ich wollte mir ganz ergebenst zu singen gestatten, ob Si-e, verehrter Herr, mit der Familie Werner-Eisenhütt in Verwandtschaft stehen?"
„Ich bin der älteste Sohn Maul Werners."
„Des Besitzers der Maschinenfabriken und Eisenwerke?"
„Zu dienen, Herr Professor." Hartwig lächelte. Er begann, den alten Herrn mit den guten, dümmlichen Augen und dem pedantischen Wesen komisch zu finden.
„Ist es möglich!?" rief dieser jetzt so lebhaft, daß es ausfiel. /,Sie sind Herr Hartwig Werner, der Me Menschenfreund, der vor drei Wintern in Kairo gelebt hatte?"
Werner verneigte sich stumm. Eine heftige Unruhe überfiel ihn. Herrisch winkte er Agathe und ihrer Matter ab, die sich ihm nähern wollten. „Ich weiß nicht recht."
„Wer ich weiß es," ries Neudeck freudig. „Ich danke dem Zufall, der mich ans diesen mir so fernliegenden Ball führte und den Rat gab, Sie anzusprechen. Ich ahnte es ja, als ich Ihr' bedeutendes und doch so gütiges Antlitz sah, daß Sie es sein müssen! Wie konnte ich nur zweifeln!"
„Bitte, folgen Sie mir, wir können uns dort in der Ecke ungestörter anssprechen," sagte Hartwig, schwer beunruhigt'. Der breite ostpreußische Dialekt des aufgeregten alten Herrn lockte schon einige Zuhörer an. — En ging mit ihm in einen Teil des Raumes, der bereits abgeränmt nnd noch leer war. Dort wies er aus zwei Stühle und setzte sich selbst ans einem nieder. „Bitte, Herr Professor, ich verstehe noch immer nicht den Zusammenhang." Seine Augen bohrten sich in die des Pädagogen.
„Mein Herz ist so voll Dankbarkeit, Herr Werner. Ich bewundere Ihre Vornehmheit mit der Sie eine Anssprache dieses jGesnbles verhindern wollen."
„Was war mit Kairo?" fragte Hartwig befehlend.
„Was dort war? Nun, ein reicher edler Menschenfreund nabm sich eines armen, schwer kranken, sa sterbenden Schulamtskandidaten mit Großmut an und tat alles, um ihm — >'— —"
„Svrechen Sie von Johannes Schulz?" Werner stieß es geauält bervor. Seine Hand umklammerte die Stuhllehne mit eisernem Griff.
(Fortsetzung folgt.)