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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt strr die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der rtgi. Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. LS«.
Mittwoch, den 26. Oktober LSI«.
27. Jahrg.
Deutschland in der Türkei.
In Stambul steht auf dem schönsten Platz, dem Almeidan, dein Roßmarkt, neben der Sophienmoschee der Brunnen, den Kaiser Wilhelm der Zweite seinem Freunde, dem Sultan Abdul Hamid, geschenkt hat, und der zugleich eine Stiftung des „Alemannen-Sultans" an das türkische Volk darstellt. Es ist ein schöner Rundtempel aus Marmor mit goldnen Inschriften aus blauem Grunde, und das kleine Bauwerk steht nicht schlecht auf dem weltgeschichtlichen Boden, wo vom alten Byzanz her noch aus Aegypten hergeholte Obelisken und hellenische Denksteine von der Vergangenheit zeugen, und wo ein Zanüscharen-Museum von der Glanzzeit des osmanischen Eroberervolks kündet.
Tie Besuche des deutschen Kaisers in Konstantinopel und die Hochachtung der Türken vor der deutschen Militärmacht haben in Stambul die öffentliche Meinung stark beeinflußt. Ter Brunnen des Kaisers Wilhelm ist für die Mohammedaner so etwas wie ein Sinnbild und Unterpfand deutsch-türkischer Freun dfchaft geworden. Und nicht nur den Alttürken der hamidischen Regierungszeit hat sich die Vorstellung eingeprägt, daß der große Sultan in Berlin den Bekennern des Islam wohlwolle. Auch die Jungtürken, die anfangs sehr england- und frankreichsreundlich waren, haben aus allerlei Erscheinungen die Lehre gezogen, daß Deutschland eine uneigennützigere Haltung der Türkei einnimmt, als die Engländer und Franzosen. Daß die Versuche einer türkischen Anleihe in Paris scheiterten, weil Frankreich nicht nur Zinsen verlangte, sondern die Türken bei der Gelegenheit auch gleich politisch tributpflichtig machen wollte, daß bei der endgültigen Einverleibung Bosniens in Oesterreich die Westmächte schließlich vor dem Dreibund die Waffen strecken, daß Deutschland und Oesterreich die Absicht der Kreter, sich von der Türkei loszureißen, nicht ermutigten, daß jetzt England mit Rußland zusammen Persien aufteilt, alle diese Tatsache haben am Bosporus den Respekt vor Deutschland befestigt, und die Türkei in ihrer gegenwärtigen Verfassung rechnet, wie es scheint, mehr als je zuvor mit Deutschland als ehrlichem Makler bei den Händeln, in die sie verstrickt wird.
Wie die Leser aus einer Meldung aus Konst an tino- pel ersehen haben, hat dort eine Volksversammlung den Schutz des deutschen Kaisers für das bedroh te Persien angerusen. Das Vertrauen ehrt uns.
Ulern lieber sohn. du tust mir leid, vir mangelt die Lmhaitsamkeit. Enthaltsamkeit ist das Vergnügen An Dingen welche wir nicht kriegen, Drum lebe mäßig, denke klug,
IVer nichts gebraucht, der hat genug.
w. Busch.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Georg y.
28s (Nachdruck verboten)
(Fortsetzung.)
Sie standen schon vor der Loge. Sie lachte, seufzte leise und sah Hartwig fragend an.
„Wenn ich das Tanzen verwehrte, würde der Herr Oberst glauben, ich scheue den Wettkampf, Agathe. Bitte, laß dich nicht zurüMallen!"
,Meibst du hier?"
„Sie scheinen eifersüchtig zu sein, Fräulein Gresson," spöttelte Gerda, „oder darf Ihr Herr Bräutigam sich hmle keiner andern Dame widmen. Ich bin puch eine leidenschaftliche Tänzerin."
,Mitte, Gräfin, so werden Sie mir in bezug auf meinen Verlobten zustimmen müssen, wenn Sie ihm mnen Walzer gewähren."
/Ihre liebenswürdige Dräut tritt Sie mir für -— einen — Walzer ab, Herr Werner. Ich sehe Ihrer Auf- wrderung entgegen." Herrisch blickte Gerda ihn an.
Er verneigte sich stumm, reichte ihr den Arm und führte sie die Stufen hinunter. „Darf ich bitten?"
Ter Oberst walzte mit Agathe bereits vorüber, als ise sich in di« wirbelnden Massen begaben. Hartwig sühtte sie sicher durch die schmalen, sich öffnenden und schließenden Wege zwischen den Tanzenden. Sie hing lchsoer, mit geschlossenen Augen in seinem Arme. Ihre Brust wogte stürmisch. Tie feinen Flügel der Maden Nase bebten. Die Lippen waren fest geschlossen. Veide fühlten das wilde Schlagen ihrer Herzen, das Klopfen ihrer Pulse.
„Wann heiraten Sie?" sorgte sie plötzlich, ihn angstvoll anschauend.
,/Jn vier Wochen", erwiderte er Heiser vor innerem
Wahr ist auch, daß Deutschlands wirtschaftliche Interessen im Orient schweren Nachteil erleiden könnten, wenn Rußland und England in schöner Eintracht Persien an sich reißen und aus ihre Art „beruhigen". Aber die Frage, ob und wie Deutschland jetzt als Schutzmacht der Unabhängigkeit Persiens austreten kann, ist leider nicht mit solchen Stimmungen zu beantworten. Wenn sich die öffentliche Meinung in der Türkei darauf beruft, daß die deutsche Regierung sich auch in der Marokkostage für die gefährdete Selbständigkeit des Maurenstaates eingesetzt hat, so darf nicht vergessen werden, welche Schwierigkeiten die deutsche Politik dabei gehabt hat. Tie romantische Rolle des Schutzengels für bedrückte Kleinstaaten, so sehr sie der deutschen Gerechtigkeitsliebe vielleicht entspräche, können wir aus realpolitischen Gründen, aus nüchternen Erwägungen der Machtverhältnisse nicht übernehmen.
T-ennoch ist sicher, daß dieser türkische Hilferuf nicht ohne Wirkung verhallen wird. Man hört diese leidenschaftliche Stimme auch in London, und man kann dort aus dem Notschrei der Mohammedaner lernen, wie gefährlich es wäre, wenn von englischer Seite eine rücksichtslose Beutepolitik gegen Persien durchgesührt würde. In Deutschland aber wollen wir es nicht geringschätzen, daß die Ehrlichkeit der deutschen Politik im Orient diesen guten Kredit hat. Die redliche deutsche Absicht, an der wirtschaftlichen Erschließung und Kräftigung der Länder der mohammedanischen Welt mitzuarbeiten ohne Eroberungsgelüste, wird auch für die weitere Entwicklung der persischen Frage mitbestimmend sein und bleiben.
Deutsches Reich.
Ans der Fortschrittliche» Bolkspartei.
In Frankfurt a. M. bot eine große politische Kundgebung des Fortschrittlichen Volksvereins am letzten schönen Herbstsonntag so erfolgreich Trotz, daß der große Saal des Kaufmännischen Vereins bereits eine halbe Stunde vor der angesetzten Zeit überfüllt war. Tausende drängten sich in dem weiten Raum und viele Hunderte konnten nicht einmal einen Stehplatz finden. Als Friedrich Naumann den Saal betrat, um eines Hauptes Länge alles Volk überragend, erfolgte eine überaus herzliche Begrüßung und der Beifallssturm wiederholte sich, als er nach kurzen Begrüßungsworten des Vorsitzenden, Stadtv. Dr. Gehrke, vor die Versammelten hintrat und
„Ihre Villa ist fertig?"
„Sie wird es binnen vierzehn Tagen."
„Die Gresson ist hübsch." Sie stieß es hervor.
,M-eine Braut ist vor allem ein ernster, guter Mensch."
Gerda stand plötzlich still. Wie sinnlos packte sie feinen Arm.
„Gräfin Boardet," sagt er erschreckt, „was fehlt Ihnen?"
„Nichts — nichts! Bringen Sie mich zur Loge. Ich will fort!"
Hartwig Werner neigte sich zu der totblassen Frau. „Gerda", sagte er leise. „Sie leiden. Was ist Ihnen? Kann ich Ihnen helfen?" Er biß die Zähne zusammen^ um nicht mehr zu sagen. Noch drei Worte mehr, sind es brach mit brutaler Gewalt, was in ihm lag, hervor.
Sie schüttelte nur den Kopf und ging einige Schritte vorwärts. „Lasten Sie wich, ich hasse Sie!"
„Ehe es zu spät ist, Gerda, — — —", flehte er.
^Schatze, da bin ich; aber du tanzt viel besser als' der Oberst", sagte jetzt Agathes Stimme neben ihnen. „Pardon, Herr von Gleim, aber Ehre, wem Ehre gebührt."
„Sie find der Sieger, gratuliere, Herr Werner", die Gräfin schüttelte sich in einem krampfartigen Lachen. „Sie haben sogar schon den Namen Schatzi errungen, 5 la dollne dsurs! — Wenn je ein Mann einen andern Kosenamen als Schatzi verdient hat, so ist es Ihr Bräutigam, Fräulein Gresson!"
Agathe blickte eine Sekunde erstaunt in die blitzenden Augen der aufgeregt vor ihr stehenden jungen Frau. War das Haß, Adelsstolz oder gar Eifersucht, was ihr da entgcgentrat? Ein seliges, mit Triumph gemischtes Glücks- gesühl überkam sie. Mit welcher Gebärde schob sie ihren Arm in den Hartwigs. „Sie können mir die Wahl meiner Zärtlichkeitsausdrücke ruhig überlasten, Gräfin Boardet. Mein Bräutigam weiß- wie sie gemeint sind und hat bisher noch keinen zurtbckgewiesen."
„Sie haben in der Tat recht," bestätigte Gerda in ihrer gewohnten kühlen Art. „Es geht nichts über die Harmonie eines glücklichen Brautpaares. Ich prophzeie Ihnen —"
Am Arm eines Freundes rauschte die Freifrau Po»
mit gewinnender Herzlichkeit den alten Freunden und auch den alten Widersachern seinen Gruß entbot. Seine Rede, deren Darstellung der Tagespolitik auf die Höhen historischer Betrachtungsweise führte, klang aus in einer zündenden Aufforderung zur Tat, zur politischen Arbeit im Sinn der Fortschrittlichen Volkspartei. Tie Wirkung war unmittelbar und nachhaltig.
*
In einer weiteren großen Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei Wiesbaden sprach vor Wiemer der Abgeordnete Payer über Wahlvorbereitungen. Er führte aus, daß auf ein planmäßiges generelles Zusammengehen von Volkspartei und Nationalliberalen Partei nicht zu rechnen sei, es werde nur zu lokalen Abmachungen kommen.
Aus Karlsruhe wird berichtet: Ter Zusammenschluß des norddeutschen Freisinns und der süddeutschen Demokratie zur Fortschrittlichen Volkspartei hat gestern einen Berliner Redner, den Abgeordneten Rektor K 0 psch in die äußerste Südwestecke des Reiches geführt. Kopsch hat in Donauefchingen und Waldshut zwei glänzend verlaufene Versammlungen abgehalten, in denen die scharfe Stellung gegen den schwarzblauen Block stürmischen Beifall fand.
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Bei einer Beteiligung von 150 Delegierten tagte am Sonntag der Landesausschuß der Fortschrittlichen Volkspartei für das Großherzogtum Hessen in Mainz. Aus dem von Parteisekretär Kühl mann erstatteten Geschäftsbericht geht hervor, daß im abgelausenen Jahre 16 neue Vereine mit 689 Mitgliedern gegründet wurden. Der Landesverein umfaßt jetzt insgesamt 98 Vereine mit über 8500 Mitgliedern. Der Hauptpunkt der Tagesordnung betraf die Vorbereitungen zu den nächsten Reichstagswahlen; das Referat erstattete Henrich-Darmstadt. Nach einer mehrstündigen Debatte, in der sich eine weitgehende Uebereinstimmung zeigte, wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „T-er Landesausfchuß der Fortschrittlichen Volkspartei für Hessen erachtet angesichts der derzeitigen politischen Lage die Bekämpfung des schwarzblauen Blocks als die vornehmste Ausgabe der Partei. Er fordert die Wahlkreisoereine zur alsbaldigen Aufstellung ihrer Kandidaten auf und ermächtigt den Parteivorstand, mit anderen Parteien zum Zweck gemeinsamer B^iia-viima des
Ronsach jetzt heran. Ihr Antlitz sah erregt aus. „Ich suchte dich bereits überall im Saale, Gerda, und bin: froh, daß ich dich finde. Mein Mann ist soeben gekommen."
Die Gräfin sah sie erschreckt an, und trat mit ihr, Lus Myras Wink, ein wenig beiseite. „Was gibt es? Hat Karl telephoniert?"
„Ja. Hanke war am Apparat. Er läßt dich dringend bitten, sofort zu kommen. Ter Anfall hat sich wiederholt. Alsonds verlangt nach dir und hat feinen Mndern telephonieren lasten."
Gerda stand da, ihre Zähne bissen auf die blassen Lippen. „Um Gotteswillen, kein Aussehen", sagte sie nach einer Minute leise, „ich habe es geahnt."
„Ter Prinz wartet bereits in der Garderobe aus dich, um dich sofort heimzugeleiten, unser Wagen steht draußen", fuhr die Ronsach fort, „komm, wir wollen uns ohne großen Abschied möglichst unauffällig durch die Tanzenden schlängeln. Exzellenz ist eingewciht und wird das schon machen."
„Meine Damen", sagte der alte Herr jetzt, den ein rücksichtsloses Paar gerade gewaltsam in ihre Nähe stieß, „wir stehen hier äußerst exponiert, stören und werden gestoßen. Darf ich Sie aus dem Gedränge geleiten?"
„Herr Werner, obgleich ich mich nicht für geschlagen erklären kann, Ihr gnädigstes Fräulein Braut ist besangen, zu subjektiv-so danke ich Ihrer Großmut für
die überstandene Tour und ziehe mich gedehmütigt zurück", erklärte Oberst von Gleim lachend. ,.oh, daß ich noch nicht beim Stabe wäre. Leutnantsschneid schlägt doch beim Tanzen alle anderen Chargen!"
„Liebster, noch einen Walzer." — — —
Das waren die letzten Worte, die Gräfin Boardei s Ohren aussingcn. Sie dröhnten doppelt schmerzend ünd kränkend in ihr nach, da Agathe Gresson sie an Hartwig Werner gerichtet hatte. Wie unter einer Hypnose stehend ließ sie sich anzieh en und saß im Wagen neben dem Prinzen Schwelm-Dittsurtb, der sie mit ziemlich banalen Trostessprüchen zu beruhigen versuchte. Ihr Herz, von Qualen gefoltert war nicht bei dem sterbenden Gatteist dem sie Zufuhren.
(Fortsetzung folgt.)