»chiff loslöste. In unmittelbarer Nachbarschaft warteten Rettungsboote desTrent", um nötigenfalls einzugrei-

Sobald der Ballon frei war, stieg er sehr rasch -in die Höhe und trieb mit einer Schnelligkeit von acht Diolen in der Stunde westlich.

Much Wellmann erstattete jetzt einen Bericht über ! seine Erle bnisfe während der Fahrt: Von Nan- tucket wurde dieAmerika" am Sonntag etwa 140 Mei­ßen nordöstlich getrieben. Abends änderte sich der Wind, und schlug von Westen nach Nordwesten um; seine Stärke betrug etwa 30 Meilen in fter Stunde. TerEquili- i br ator" verursachte heftige Schwankungen des Ballons, da sich hoher Seegang einstellte. Tie Nacht war schrecklich. Die Mannschaft schlief abwechselnd in ihren Hängematten in der sicheren Erwartung, im Ozean auszuwachen. Im Laufe der Nacht zog derEquili- brator" den Ballon fast bis zu den Wogenkämmen herab',

! manchmal spritzte der Gischt in das Rettungsboot, das l mir zu verlieren fürchteten. Dann wurde eine Berat- ! ung darüber abgehalten, ob wir den B all o n v er l a ss e n ! sollten, indessen wurde beschlossen, auszuharren. Um 3 Uhr früh wurden die Motor e, die seit Sonntag morgen stillgelegt waren, wieder in Tätigkeit gesetzt. Wir hofften ' wenigstens die Azoren zu erreichen. Dann schlug der Wind aber von Neuem um, er wehte aus Nordosten, so- daß unsere Hoffnung, die Azoren zu gewinnen, aufgegeben werden mußte. Wir suchten nunmehr nach Bermuda m kommen. Die Motoren wurden wieder stillgelegt und wir trieben 15 Meilen in der Stunde vorwärts. In der Montag-Nacht schreckte uns eine neue Gefahr. Das Wetter war sehr kalt und das Gas wurde derart beein­flußt, daß wir, um über den Wogen zu bleiben, Gasolin und einen Teil der schon beschädigten Maschinerie! über Bord werfen mußten. Wir wußten jetzt, daß es unmöglich sei, noch eine weitere Nacht oben zu bleiben, namentlich auch deshalb nicht, weil derEquilibrator" das Schiff zu zerstören drohte. Wir machten daher das Rett­ungsboot fertig, dann kam der DampferTrent" in Sicht. Die Blätter gratulieren Weltmann zu seiner Rettung, erklären aber, daß das Unternehmen die reine Torheit gewesn-sei. Trotzdem spricht Wellmann, der inzwischen in Newyork eingetroffen ist, davon, das Ex­periment wiederholen zu wollen.

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Friedrichshafen, 19. Okt. Im Aufträge der in­ternationalen Kommission für wissenschaftliche Luftschifff­ahrt begibt sich der Assistent der Drachenstation am Bo- dmsee, Tr. Jona s, in nächster Zeit nach Westindicn, um dort Untersuchungen der freien Atmosphäre, insbesondere des Passatwindes, vorzunehmcn. Die Ver­suche finden von Bord S. M. KreuzerFreya" aus statt, der in den dortigen Gewässern stationiert ist, und dauern ungefähr vier Wochen.

Berlin, 19. Okt. Die M' tagsblätter berichten aus Lalle: Der Aeroplan der Gebrüder Becker wurde bei einen: Aufstieg in einer Höhe vor: zehn Metern vom S tu rmerfaßt und zertrümmert. Einer der In­sassen erlitt erhebliche Verletzungen.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 19. Okt. Seine Frau verkuppelt zu haben war der Schlosser Karl Trudel von Großbettin­ge» angeklagt. Die Verhandlung ergab, daß der Ange­klagte von dem Unzuchtserwerb seiner Frau gelebt und sie durch Schläge gezwungen hat, sich einem unsittlichen Lebenswandel hinzugeben. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten wegen erschwerter Zuhälterei zu 1 Jahr 5 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust. Außer­dem erkannte das Gericht auf Ueberweisung an die Landespolrzeibehvrde. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.

Marbach, 19. Okt. Vor dem hiesigen Schöffen­gericht wurde gegen die Milchhändlers-Eheleute Johann 'Helber von Gronau und eine Anzahl dortiger Pro­duzenten wegen Milchfälschung verhandelt. Auf dem Stuttgarter Bahnhof war durch die Polizei und das städtische Untersuchungsamt festgestellt worden, daß die von Helber nach Stuttgart gelieferte Milch durch Wasserzu­satz verfälscht war. Verschiedene in Stuttgart vorgenom­mene Gesamtkontrollen zeitigten den dringenden Verdacht gegen den Lieferanten Helber. Demzufolge erschien die Stuttgarter Nahrungsmittelpolizei in der Frühe des 7. Juni d. I. in Gronau, um dort ihres Amtes zu wal­ten. Das Ergebnis der chemischen Untersuchungen in Ver­bindung mit den polizeilichen Ermittlungen brachte die Eheleute Helber und 9 Produzenten, sämtliche von Gro­nau, auf die Anklagebank wegen fortgesetzter Milchfälsch- nng. Alle Airgeklagten wurden als überführt angesehen Und mit Geldstrafen von 1540 Mark bedacht. Sie haben außerdem die beträchtlichen Kosten zu tragen. Das Gericht erkannte weiter auf die Veröffentlichung des Ur­teils in mehreren Zeitungen des Marbacher Bezirks.

Mannheim, 19. Okt. (Schwurgericht). Das Drama einer jugendlichen Kokette beschäftigte das hiesige Schwurgericht. Tie Anklage gegen den 25 Jahre alten Kaufmann Wilhelm Wernz von hier lautete auf Tot­schlag. Wernz ist trotz seiner verkrüppelten Ge­walt und seinem steifen Bein, das ihm nur ein lang­sames Fortbewegen gestattet, ein großer Schürzen- läger. Er hatte im März d. I. bei einem imStor­chen" konzertierenden Damenorchester die 16jährige Eli­sabeth Schmidt aus Köln, ein außerordentlich hüb­sches Mädchen, kennen gelernt und ein Verhältnis mit ihr angefangen, das ivegen der großen Ansprüche des Mdchens in Bezug auf Garderobe und Vergnügungen ihn bald finanziell ins Gedränge brachte. Leidenschaft­lich in das Mädchen verliebt, hatte er sie bereits feinen Eltern und Verwandten als seine Braut vorgeführt und sie sogar im elterlichen Hause untergebracht. Im Juni machte aber das Mädchen die Bekanntschaft des Konzert- Unternehmers Friedrich Servos, der ihr versprach, sie in seine8 Brillanten" aufzunehmen. Von nun an war ^ fertig mit ihrer Treue. Allem Bitten und Flehen zum 'rvtz., erklärteElse", sie bleibe nicht bei ihm, sondern

reise mit Servos ab. In seiner Enttäuschung griff Wernz- am 25. Juni zum Dolche und richtete das Mädchen fürchterlich zu. Es erhielt nenn Stichwunden und verblutete auf der Flucht nach der Straße. Der An­geklagte, der keine Spur von Reue an den Tag legte, wurde unter Ausschluß mildernder Umstände zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Mülheim (Ruhr), 18. Okt. Das Kriegsgericht ver­urteilte den Musketier Bai er vom 159. Infanterie-Re­giment wegen Trunkenheit im Dienst und tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten zu fünf Jahren Und einem Tag Gefängnis. Der Verurteilte hatte während des Manövers mehrere Wirtschaften besucht. Als er von einem Vizefeldwebel zur Rede gestellt wurde, schlug er mit den: Gewehrkolben auf ihn ein. (Tie drakonische Strenge der Trunkenheits-Bestimmungen des Militär­strafrechts wird durch diesen Fall deutlich illustriert).

Eine Lese

aus den Werken Abraham a Santa Clara.

Abraham a Santa Clara, mit seinem bürgerlichen Namen Ulrich Wegerle, der berühmte Kanzelredner und Volksschriftsteller, wurde 1644 in Kreenheinstetten bei Meßkirch in Baden geboren, wo ihm kürzlich ein Denk­mal errichtet worden ist. Er trat 1662 in das Barfüßer- Augustinerkloster Maria-Brunn bei Wien und wurde 1677 Hofprediger in Wien, war von 1682 bis 1689 in Graz! tätig, kehrte dann nach Wien zurück!, wo er am 1. Dezem­ber 1709 starb. Er schrieb' zahlreiche, durch ihre derb- ehrliche Art berühmt gewordene Werke, aus de:ren kürzlich Prof. Dx. Karl Bertsche eine trefflicheBlütenlese" zu­sammengestellt Und mit einer biographisch-literarischen Ein­leitung versehen hat. Wir lassen einige Proben aus dem im Verlag der Hardenschen Verlagsbuchhandlung in Freiburg erschienene Werk folgen.

Was ist die Welt?

Wohl rocht fangt das Wörtl Welt mit dem Buchstaben W an, da es mit lauter W ungefüllt: W Welt, W Wald, W Wdlt, W Wachs. . . .

Die Welt ist ein Wal d, in welchem einer leicht unter die Mörder geraten kann, wie jener Reisende von Jerusa- le-m nach Jericho.

Tie Welt ist ein Wachs, da alles in der Welt zer- gänglich: die Macht eines Nabuchodonosor war groß, aber zergänglich, maßen er vom Thron gestoßen worden.

Tie Welt ist ein Weg, aber ein Irrweg; das hat er­fahren Sälomon, welcher der Mlerweifeste gewest, gleich­wohl schließlich irrgangen, so daß man auch an seiner Se­ligkeit gezweifelt.

Tie Welt ist ejn Wein, der aber zu Essig wird; das hat erfahren der Aman, solang er beim König Assue- rus in großen Ehren gestanden, jäh aber am lichten Gal­gen gehenkt worden, der ihm sauer genug angekommen.,

Die Welt ist ein W il d, welches sehr viel zerreißt, und solches ist wahrhafter, als was die Brüder des Joseph haben vorgegeben: ksra possima, ein wildes Tier habe ihn zer­rissen.

Tie Welt ist ein Wind, welcher ganz unverhofft dem Menschen das Licht auslöscht; solches >oar zu sehen bei dun Holofernes, welcher ehender den Kopf als den Rausch verloren.

Die Welt ist ein Wol f, welcher immerfort ein Lrm- bel hinwegtragt; das sieht Man allhier zu Wien, wenn man nur täglich, das Diarium (Zeitung) liefet.

Tie Welt ist eine Wäsch, aber da heißt es: wasch mir den Pelz und mache mir ihn nicht naß; denn da ist das Kalten und Versprechen soweit entlegen wie Burkhausen von Burgund.

Me Welt ist 'ein Wur m, welcher weit ehender alle Wohllüsten abzehrt als jener Wurm, der dem Jonas seine Kürbisblätter abgefressen.

Me Welt ist endlich ein W u st, und wer sich da nicht besudlet, ist fast ein so groß Wunderwerk, als jenes ge­west, wie die drei Knaben in dem babylonischen Ofen unversehrt geblieben.

Was ist der Mensch?

Ern lauter.er Bettler bist du, Mensch. Deine Kappe hast genommen von dem Marder; deinen Pelz Haft genommen von dem Fuchse::; deinen wollenen Mock hast genommen von dem Flachs der Erde; deine Strümpfe

genommen von den Seidenwürm; deine Schuh hast genommen von dem Ochsen. Wann du einem jeden solltest erstatten, was sein ist, so würdest du dastehen wie eine ge­rupfte Gans.

Ein elender Tropf bist du, Mensch, absonderlich 'we­gen deines Lebens, welches sich so großer Beständigkeit zu rühmen hat, wie der Butler an der Sonne. Schaue die 'Luft an, dort ist der Nebel, so bald halt, bald fallt: ein Konterfei deines Lebens. Schaue das Wasser an, dort sind die Blasen, welche bald stehen, bald vergehen: ein Ebenbild deines Lebens. Schau das Feuer an, dort ist der aussteigende Rauch, welcher bald satt, bald matt : eine Kopie deines Lebens. Schau die Erde an, dort ist die Rose> welche bald rot, bald tot: ein Abriß deines Lebens. Ster­ben ist dir gewiß, frag den Adam; frag den Lamech, welcher 777 Jahr gelebt, wo sie sind, wie sie sind, wer sie sind? So wirst du finden, baß iihh, vero Leiber eine Händooll Asche. Nimm solche anstatt des stolzen Haarpnlvers, streue sie auf deinen stolzen Strobielkopf und gedenke, daß du in gleichen Model wirst gegossen werden; denn ster­ben ist dir gewiß.

Alexander Magnus, ein mächtiger Prachthans, Sala- din, ein greulicher Eisenfresser, Tarquinius, ein großer Hahn im Korb', Ponipejus, ein trefflicher Grillenvogt, Hanuchal, ein beißiger Kettenhund, Lerxes, ein mächtiger Feder ft chter, sind mit üU ihrer Macht ihn Ohnmacht ge­fallen, ünd es ist nichts übrig von ihnen als kuit,er ist gewesen". Mit harter Müh ist ein Bein (Knochen) von ihnen zu finden, womit ein Gassenbub eine Haselnuß kann aufklopftu. Das wird dir auch geschehen: sterben ist dir gewiß.

Handel und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 19. Okt. Der L cd er me ss e i>: der Gewerbehalle waren etwa 600 Ztr. zugeführt. Nachfrage war besonders nach Wild­oberleder. Sohlleder kostete 1.30 1.50 Mark, Wildvacheleder 110 1.20 Mark, Wildobcrleder In 1.802.20 Mark, Wildoberleder II» 1.501.80 Mark, Schmalleder 1.90-2.10 Mark, Kalboberleder 3 3.40 Mark per Pfund.

Berlin, 19. Okt. Auf dem hiesigen Ze n tralv ie h Hof wurde bei einem Rind die Maul- und Klauenseuche festgestellt. Infolge­dessen wurde über den Vieh- und Schlachthof die Sperre verfügt.

Butter und Käse.

Kempten er und Allgäuer Butter- und Käs­preise,

Allgäuer Limburger Monatskäse 1. Qualität 34 M, 2. Qua­lität und gleichwertige Halbzentrifugenkäse 31 M, Limburger Monatskäse mit 30 Grad Fettgehalt der Trockenmasse 42 M, dto. mit 35 Grad 47 M, dto. mit 40 Grad 52 M. Tendenz: ruhig: Butter-Engrospreise: Feinste Molkereibutter 106 M, wirklich bezahlte Einkaufspreise für 1. Qualität 116118 M. Tendenz: immer noch ruhig. Kemptener Marktpreise: Ein Pfund Sennbutter 1.25 M, 1 Pfund Landbutter 1.15 M? desgl. 1/2 Pfund 66 Pfg., 1 Pfund In echten Emmentalerkäsq 1.30 M, dto. bayer. 1.101.20 M, la fetten Schweizerkäse 100 bis 105 Pfg-, Ila 9095 Pfg., In Limburger 4244 Pfg., Is Stangen-Limburger 4850 Pfg., Romadnr vollfett in Staniol und Etikette 70 Pfg., halbfett' 5458 Pfg., la Bierkäse vollfett 70 Pfg., Ila halbfett 5660 Pfg .7 Tilsitdr vollfett 1 M, All­gäuer Tilsiter vollfett 7075 Pfg., halbfett 6065 Pfg.? Erntekäse 6065 Pfg., Backsteinkäse pro Laible 6070 Pfg.? Tendenz: ruhig. Kausbeuren: Süßrahmbutter, feinste Qualität 1.10 M, Tendenz: mäßige Nachfrage. Memmin­gen : 1 Pfund Butter 1.30 M. Wangen i. A.: 1 Pfund Butter 1.151.20 M. Biberach: Süße Butter 1.30 M, Bauernbutter 1.20 M. Leutkirch: Süßrahmbutter 1.30 M, Sennbutter 1.201.25 Mark.

Herbstnachrichten.

Stadtkeltcr Heilbronn. Die Lese dauert unter erschwerten Umständen bei schönem Wetter fort. Die Menge schlägt überall zurück. Ein Kauf in Frühgewächs zu 220 M pro 3 Hektl. ist abge­schlossen. Kleinere Quantitäten sind von heute ab zu haben. Weitere Berichte folgen.

Weinsberg. Die Weingärtnergesellschaft wird am Dienstag den 25. Oktober nachmittags 2 Uhr, ihr Erzeug­nis mit etwa 150 Hektol. Schillerwein öffentlich auf dem Rat­haus versteigern.

Sülzbach bei Wcinsberg, 19. Okt. Die Lese hat hier am letzten Montag begonnen und ist nun nahezu beendet. Es werden ca. 100 Hektol. Wein erzeugt, wovon noch verschiedene kleinere Reste von '/», 1, 1'/ und 2 Eimer feil sind. Gestern und heute sind Käu­fe zu 200-210 Mark Kanfgeld abgeschlossen worden. Käufer find willkommen.

Ellhofen, 19. Okt. Wie in den meisten Weinortcn, so ist auch hier Heuer des ganz geringen Weinertrags wegen die Kelter nicht geöffnet worden. Die Lese ist beendet. Es war ein trauri­ges B ild wenn man die Weingärtner mit einem Zuber auf dem Schubkarren heimfahren sah. Verkauft wurden ca 20 Eimer Wein zu 209205 Mark, während im übrigen meist di: Trauben zu 20 und 23 Pfg. verkauft wurden. Einige kleine Reste Wein sind noch feil.

Erlenbach, O.--A. Neckarsulm: Die Lese ist in vollem Gang. Es wurden die ersten Käufe zu 200220 M pro 3 Hektol. für Schiller- und Rotwein abgeschlossen. Wein kann jeden Tag gefaßt werde::.

Mundelsheim a. N, 19. Okt. Bei der gestrigen Weinver­steigerung der Weingartner-Gesellschaft im Ochsen dahier kamenRm Ganzen zwischen 160 und 170 Hektoliter zum Verkauf und wurden erlöst: für Käsberger 255258 M, für sonstige erstklassige Trollinger Weine 237243 M per 3 Hektl. Es sind noch gute Reste feil zu 215 bis 230 M per 3 Hektl.

Untertürkheim, 18. Okt. Die Hofkammer verkaufte 6 Hektol. Portugieser zu je 86 Mark.

Vor 4V Jahren.

Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg.

Freitag, 21. Oktober 1870.

Rekognoszierung gegen La Fere. Ausfall-, Vortzo- stengefechte vor Paris, bei.La Malmaison, Joinville, Le Plant und Grond Puits gegen Preußen und Württember- ger. Chartres und St. Quentin eingenommen.

7 0. Dep. v 0 m Kriegsschauplatz.Verfall- les. Ter Königin Augusta in Homburg. Ich komme so­eben von einem kleinen Gefechte bei La Malmaison; 12 Bawillone waren von Mont Valerien mit 40 Geschützen ausgefallen und wurden nach dreistündigem Gefechte zurück- geworfen. Wir sahen von dem Marly-Viadukt dem Ge­fechte zu. Ganz Versailles rvurde alarmiert. Wilhelm."

70. Dep. vom Kriegsschauplatz. Reims. In Soissons sind in Gefangenschaft geraten: 99 Offi­ziere, 4633 Mann. .Erbeutet wurden: 128 Geschütze^ 70 000 Granaten, 3000 Zentner Pulver, eine Kriegskasse von 92000 Francs, ein reich ausgestattetes Magazin für eine Division auf 3 Monate, sehr viele Bekleidungsgegen­stände etc. v. Krenski."

Versailles. Heute mittags 1 Uhr machten die Franzosen vom Mont Valerien mit bedeutenden Kräften einen Ausfall, wobei etwa 40 Feldgeschütze, durch die vor­deren Abteilungen der 9. und 10. Infanteriedivision, so­wie des 1. Gardelandwehr-Regiments, zuletzt unterstützt durch Artilleriefeuer des 4. Korps vom rechten Seine-Ufer! unter den Augen S. M. des Königs siegreich zurückgeschla­gen wurden. Bis jetzt über 100 Gefangene und 2 Feld­geschütze in unseren Händen. Diesseitiger Verlust verhält­nismäßig gering. Wenn über dieses Gesicht, wie nicht zu bezweifeln, ein neuer französischer Siegesbericht er­scheint, so wird dies der beste Beweis für die außerordent­liche Genügsamkeit unserer Gegner sein.

v. Podbielski."

Versailles. In dem Gefechte bei Malmaison fochten unsere Leute wieder mit großer Bravour. Der Feind, gegen den sie anstürmtsn, stand hinter und auf den Mauern eines Gehöftes und die Stellung schien Unein­nehmbar. Das 5. Jägerbataillon erhielt deshalb Befehl, zurückzugehen, die Leute waren aber nicht zu halten, die Stellung wurde genommen und der Feind mußte von der Mauer herunter, 200 Gefangene, und 2 Geschütze zurück- lassend. Tot: 9 Offiziere, 129 Mann, verwundet: 12 Offiziere, 258 Mann. Die Württemberger wurden heute bei Grandpuits von Franktireurs und Mobilgarden ange­griffen, schlugen diese jedoch in die Flucht und machten 200 Gefangene.