Nr. 24S.
mit Erzähler vom ^chwarzwald.
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Verkündigungsblatt ^
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Donnerstag, den 20. Oktober 1810.
27. Jahrg.
Deutsches Reich.
Zwei sächsische Landtagsersatzwahlen.
Bei der Landtagsersatzwahl am Dienstag in dem Wahlkreis Leipzig wurden abgegeben für Dr. Zoephel (ntl.) 10 477, für Bommes (soz.) 7740, für Dr. Brück- ner (kons.) 1932 und für Schnauft (Dtschsoz.) 1520. Den Nationalliberalen fehlen 400 Stimmen an der absoluten Mehrheit. Mithin findet Stichwahl zwischen Tr. Zoephel und Bommes statt.
Plauen (Vogtland), 18. Okt. Bei der heutigen Landtagsersatzwahl im Wahlkreis Plauen-Land wurden abgegeben für den Landwirt Sammler (Kons.) 5410, für den Postsekretär Rausch, (natl.) 2149, für den Reisenden und Parteisekretär Meier (soz.) 2153 Stimmen. Sammler ist somit gewählt.
*
Berlin, 18. Okt. Tie Iustizkommissi » n des Reichstags, die heute nach Unterbreckung ihrer Arbeiten, in die zweite Lesung der Novelle des Gerichtsverfassungsgesetzes eingetreten ist, hat den, gegen den Widerspruch -er Regierung gefaßten Beschluß in erster Lesung wieder aufgehoben, wonach auch zur Strafkammer in der Berufungsinstanz Laien Hinzug! jvgen werden sollten. Es wurde der Regierungsvorlage zugestimmt.
Bevlin, 18. Okt. Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach infolge dauernden Auftretens der Cholera in Apulien, die aus den Orten der Provinzen Bari und Foggia nach einem deutschen Hasen kommenden Schiffe und deren Insassen bis auf 'weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen sind, des weiteren einer Bekanntmachung, wonach infolge Zunahme der Cholera in der gesamten Umgebung des Schwarzen Meers, alle aus den Häfen des Bosporus und des Marmarameeres nach einem deutschen Hafen kommenden Schiffe, sowie deren Insassen'bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen sind.
Trier, 18. Okt. Ter Zolldirektor in Lome (Togo), Max Reinhard, ist heute mittag in seiner hiesigen Wohnung mit durchschossenemKoPf aufgefunden worden. Reinhard wollte in vierzehn Tage» heiraten. Es wird Selbstmord angenommen, jedoch ist die gerichtliche Feststellung hierüber noch nicht beendet.
Das Genie macht die Fußstapfen und das nachfolgende Talent ! tritt in fie hinein, tritt sie aber schief.
wilh. Raabe.
Großindustrielle.
Roman von Ernst Georgy.
23) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Für den Grafen Bvardet tvar ein Fahrstuhl hierher geschafft worden, der noch von dem Vater des Geheim-, irats stammte. Sein Diener schob ihn. Tie Führung begann. Schon nach einer Stunde war der Leidende nicht mehr imstande, neue Eindrücke in sich aufzunehmen. Der Rittmeister und seine Braut geleiteten ihn, an der Seite des kleinerr Gefährtes gehend,- zum Schlosse zurück.
Emma Werner, der Prinz, sein Söhnchen und Mbra Ronsach bildeten eine Gruppe; Hartwig mit Gerda Boardet Zweite, die — um der Erklärung willen — dicht beisammen bleibend, von Gebäude zu Gebäude schritten. Hart- lvig erklärte.
Seine sehr robuste Gestalt, sein markiger Kopf paßten ür diese Riesenhallen mit ihrem ohrenzerreißenden Gestose. Seine Stimme gewann an Klangfülle, um das He- brause zu übertönen. Seine kurzen Befehle wurden von der Arbeiterschaft mit militärischer Disziplin ausgeführt, keim er Einzelheiten des Betriebes demonstrieren ließ. — Tie Umgebung: Schöpfung der Seinen, von ihm selbst kusgebaut, schien ihn zü begeistern. Das Berühren mit den Uilgeheuren Maschinen, der Armee von .Arbeitern, den Scharen von Ingenieuren löste in ihm eine offensichtliche Freude aus. Bei der wechselnden Beleuchtung, bald von elektrischen Scheinwerfern, Gaslanipen, Kerzen bder den rötlichen Helleausstrahlungen der Hochöfen, her KesselheizUngen, klärte sich sein finsterer Ausdruck puf. Lebensfreude erschien auf seinem Antlitz.
Bei einer gigantischen Maschine, die er selbst ans Amerika verschrieben, für die ein eigener Pavillon erbaut war, kam das zütage. Er ließ sie zum Stehen bringen. Dann warf er den Rock ab, kletterte selbst in den Eisen- und Stahlbau des Kolosses hinauf, und mit eigener Hand das Räderwerk und die Hebel spielen las- rknd, zeigte er ihre Tätigkeit.
Frankfurt, l >. Okt. Ter „Frankfurter Zeitung" zufolge wird dem preußischen Landtag vor den nächsten Reichstagswahlen keine neue Wahlrechtsvorlage durch die Regierung zugehen. Man wolle erst den Ausfall der Reichstagswahlen abwarten.
Hamburg, 18. Okt. Der der Rheederei Kirsten gehörige, seit gestern früh überfällige Dampfer „Valeria" von Petersburg kommend, ist wahrscheinlich bei einem Sturm in der Ostsee u n t e r g e g a ng en. Von seiner Besatzung sind vier mit Rettungsgürtel versehene Leute als Leichen angetrieben worden, lieber das Schicksal der übrigen zwölf ist nichts bekannt.
Posen, 19. Okt. In dem russischen Grenzori Do m- browa hat die Menge neun polnische Burschen zu To de gelyncht, die eine Kapelle zerstört hatten.
Ausland.
Aus Havanna
melden die Depeschen, daß gestern der Mittelpunkt des Unwetters sich ungefähr inmitten der Ostküstevon Florida befunden habe. Die Eisenbahn ist meilenweit überflutet und weggeschwemmt. Die letzten telegraphischen Meldungen aus Kay west besagen, daß das Wasser im Begriff sei, in das Telegraphengebände einzudringen. Ter Dampfer Meracador ist mit sechzig Personen an Bord im Sturm untergegangen.
*
Aus der Republik Portugal.
Wie der Pariser „Figaro" mitteilt, sind die Sendungen des Blattes an die portugiesische Königsfamilie aus Lissabon mit dem postalischen Vermerk zurückgegangen: „Adressat ohne Angabe seiner Adresse ab gereist." — Für die „Findigkeit" der portugiesischen Post würde das gerade nicht sprechen, wenn man nicht annehmen will, daß es ihr der republikanische Stolz verbietet, den Aufenthaltsort der Königsfamilie auf- znspüren.
Der Patriarch von Lissabon teilte dem Justizminister brieflich mit, daß er sich der Republik anschließe. — Die Kirche wird also auch republikanisch.
Unter der Beschuldigung, den Admiral Candido dos
„Wissen .Sie, wie Sie da oben aussehen?" rief Myra Ronsach.
„Wie ein handfester Schlosser, nicht wahr?" gegen- ftagte er und strich kosend, lachend Mer die blankgepntzte, leuchtende Stange neben sich.
„Nein," Antwortete sie, aufrichtig entzückt. „Wie ein Fürst in seinem Thronsessel, wie die Verkörperung des Begriffs: Maschinenkönig."
„Ein stolzer Titel", sagte er und kam die Stufen herab. „Pardon!" Er zog hastig den Rock an. „Ich hatte mich vergessen und bitte üm Verzeihung für diese unerhörte Rücksichtslosigkeit."
„Weiß der Himmel, daß Sie mir in dein Aufzuge besser gefielen als im Frack ans der Bühne bei Ihrem Erfolge!" sagte die temperamentvolle Myra. „Hier ist der Boden, in dem Sie wurzeln."
„Sie haben recht." Er sagte es leise, und die stolze-, glückliche Frische auf seinem Gesichte erlosch. „Schmied, bleib bei deinem Hammer!"
Das Interesse der abgespannten Besucher erlosch allmählich. Der kleine Prinz sagte es endlich unverhohlen Und gähnte kräftig. Tie Baronin Ronsach sah lachend erst seinen Vater, dann Emma Werner an. „Bubi hat recht. Wollen wir uns das Weitere schenken, Durchlaucht? Ich kann kaum mehr stehen."
„Wenn Sie mir die großartigen Anlagen bis zu Ende zeigen wollen, so wäre ich Ihnen sehr dankbar, Herr Werner." Gerda blickte Hartwig an.
„Es wird mir eine Freude sein, Gräfin", erwiderte er, sich verneigend.
Myra verbarg ihr grenzenloses Erstaunen. Nach einem hastigen Blick ans die Freundin verabschiedete sie sich .und begab sich mit den anderen zu einem der Breaks, das mitgefahren war und vor dem Pavillon hielt. „Auf Wiedersehen also!"
Schweigend schritten Hartwig Werner und Gerda Boardet nebeneinander weiter.
„Wollen Sie die Tischlerei auch sehen, Gräfin?"
„Alles!" sagte sie schnell. „Mir sind neue Welten hier anfgegangen. Ich habe tiefen Respekt vor Genie und Fleiß bekommen."
„Das geschaffen zu haben, Muß kösüich sein ! So köstlich wie >-"
Reis ermordet zu haben, wurden in Lissabon fünf
Personen verhaftet. Ursprünglich hieß es, daß dos Reis Selbstmord verübt habe; dann aber wurde festgestellt, daß er durch einen Schuß in den Hinterkopf getötet wurde. Nach einer weiteren .Meldung aus Lissabon wird ein Dekret über die Verbannung der Familie Braganza vorbereitet. Die materielle Lage der Familie werde in angemessener Weise geregelt und ihre legitimen Rechte werden respektiert werden.
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Ein zweites Aegypten?
Eine Note derenglischenRegierung Mer P e r- sien erklärt, England würde, falls innerhalb dreier Monate die Ordnung in Südpersien nicht wiederhergestellt werde, gezwungen sein, bestimmte Maßnahmen zur Einsetzung einer .Lokalgewalt unter dem Kommando englisch-indischer Offiziere zu treffen. Tie Kosten würden durch Zuschlag auf die Zölle im persischen Golf gedeckt werden. Sollte sich die Aushebung einheimischer Truppen als unmöglich Herausstellen, so würden — wie man annimmt — indische Truppen einrücken.
England scheint also in Persien ähnlich Vorgehen zu wollen wie in -Aegypten. Sind aber erst einmal die englischen Truppen eingerückt, dann werden sie auch dort bleiben. Das weiß man in Persien ganz genau, und man wird deshalb dort bemüht sein, den Einmarsch der Engländer in Südpersien hintanzuhalten, umsomehr, als diesem wohl auch das Einrücken der Russen im Norden Persiens unmittelbar folgen würde. Ta aber England und Rußland die stärkeren sind, werden sie es schon fertig bringen, Persien zur Aufteilung reifzu machen.
Petersburg, 19. Okt. Graf Tolstoi ist erkrankt, er erlitt nach der Nachmittagsruhe einen schwe- ren Ohnmachtsansall, aus dem er erst nach Mitternacht erwachte. Seither redet der Greis irr.
Brüssel, 18. Okt. Heute nachmittag fand im Jubelpark das Fest der Preisverteilung der Weltausstellung in Anwesenheit des Königspaares statt. Der Präsident des Ausstellungskomitees, Baron Janssen, begrüßte in einer Ansprache die Majestäten. König Hilbert überreichte sodann, den Leitern der einzelnen Abteilungen die ihnen zugedachten Preise. Bon den deutschen Vertretern wurden mit dem großen Preis ausgezeichnet
„wie — — lassen wir das, Ihr Wappenschild trübt Ihnen doch den Blick auf die Welt."
„Wie tief Sie mich immer noch einschätzen!"
„Kann ich es anders nach allem Vorangegangenen?"
Er sagte es so tief bitter, daß aller Schmerz, den er je gelitten, sich darin offenbarte.
Die Gräfin fühlte einen Schauer über sich Hingleiten. Ihr Schuldbewußtsein diesem Mann gegenüber wirkte bei ihr stets aufreizend. Sie war kein Mensche der sich zu demütigen vermochte. Und heute, wo sie sich in ihrem Gleichgelvicht so sehr erschüttert fühlte, wo sie in sich etwas unendlich tief Verborgenes entdeckte, trat es noch stärker auf. Ich verrate mich ja, wenn das so weiter geht, um Gottes willen, nur nicht nachgeben, erwog sie. — Plötzlich schnellte ihre Gestalt wieder hochmütig empor, ihr Antlitz nahm seinen kaltstolzen Slus- druck, den es gewöhnlich trug, an. „Was verlangen Sie eigentlich vom Leben Und den Menschen?" meinte sie endlich. „Ich glaube, Sie kranken nur an sich selbst! Sie verzehren sich vor Ehrgeiz. Ihrem Großvater und Vater neiden Sie ihre Verdienste. Sie wollen selbst Schöpfer .sein! Das hat Sie ans Ihrer — wirklich Wunder vollen Sphäre Herausgetrieben. Darum haben Sie hier Ihr Arbeitsfeld verlassen Und sind umhergereist! Darum versuchen Sie sich in der Literatur und sind lieber ein — — — begabter Schriftsteller als in Eisenhütt zweiter Chef!"
Hartwig war Mer diesen unerwarteten Angriff so starr, daß er zuerst nichts erwidern konnte. Erstaunt blickte er sie an.
„Doch, doch," fuhr sie fort, „ich muß. es Ihnen sagen, ich muß! Hätte ich Sie einst hier kennen gelernt wie heute und nicht als schlechte Kopie der Herren unserer Köeise, als halber Agrarier, schüchterner Kavalier, Sie hätten Mr, bei Gott, mehr imponiert. Warum spielen Sie alle Rollen lieber als die des Maschinenkönigs, die Ihnen allein liegt?"
„Ich bewundere Ihren Scharfblick, Gräfin", entgegn ete er heiser. „Hier passen die Plebejerhände her, die sich nach Gerda Nelsin ausstrecken wollten, die die schmälen FiassehLnde des gräflichen Vetters lwrzog."
(Fortsetzung folgt.)