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Nr. S44.
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S7. Jahrg.
Bürger, werde hart!
Eugen Richter hat einmal dies Wort geprägt: „Bürger, werde hart!" Es drückt als ein Gegenstück zu der politischen Forderung des Schmiedes von Ruhla: „Landgraf, werde hart!" die Notwendigkeit aus, die das moderne politische Leben mit sich bringt. Wir glauben nicht mehr an die Allmacht der Fürsten und es genügt folglich nicht mehr der fromme Wunsch, daß sich der Fürst gegen die volksfeindlichen Einflüsse verhärte, die aus den ihm am nächsten stehenden Kreisen an ihn ergehen. Das Bürgertum muß selber sein Schicksal bauen und sein Glück schmieden.
Nie war die Mahnung dringender als in dieser Zeit in der zwar die Mißstimmung mit der Herrschaft der reaktionären Parteien groß genug ist, aber gleichzeitig auch das ungemessene Wachstum der radikalsten Strömung manchen Mann von irachgiebiger Gesinnung und sorgfältigem Verantwortlichkeitsgefühl bedenklich stimmt. Dazu komnrt dann noch ein eindringliches Werben aus Regierungskreisen zur „nationalen Pflichterfüllung" und zum „Zusammenschluß aller positiv schaffenden Kräfte". Das alles ist daraus angelegt, den Liberalismus stutzig zu machen bei seinem Vorstoß gegen den schwarz-blauen Block. Es ist kein Zweifel, daß bei den Nationalliberalen einige Neigung besteht den „Bogen nicht zu überspannen", wie die ängstliche Formel lautet. Der Kasseler Parteitag der Nationalliberalen hat bekanntlich keine klare Parole gebracht. Vom Grohblock aller Linksparteien wollen die norddeutschen Nationalliberalen nicht viel wissen. Als der Kaiser neulich beim Berliner Universitätsjubiläum die wissenschaftliche Stiftung verkündete, wurde von nationalliberaler Seite geflissentlich darauf hingewiesen, daß hier wieder einmal ein Ereignis Vorliebe, bei dem ,;alle Parteien einig" seien und „nur die Sozialdemokratie" verdrossen beiseitestehe. Es gibt noch andre Zeichen der Zeit, deren Erörterung jedoch vorläufig unterbleiben kann, die darauf hindeuten, daß die Furcht vor der „roten Gefahr" im Stei- tzen ist,
Die Fortschrittliche Volkspartei darf sich in ihrer grundsätzlichen Haltung nicht durch diese Gefahr beirren lassen. Tie Volkskreise, auf die sich die bürgerliche Demokratie stützt, haben gewiß nicht die Sehnsucht, aus Zorn über die Rückständigkeit des feudal-
klerikalen Regiments nun eine übertriebene sozialdemokratische Flutwelle durch das Reich gehen zu sehen. Sie sind jeder einseitigen Klassenherrschaft abhold, und es ist ihnen ernst mit dem Verlangen nach allgemeiner Wohlfahrt und nach politischer Stetigkeit für die ungestörte Entwicklung des Erwerbslebens. Aber auf der anderen Seite sind diese Volkskreise des fortschrittlichen Bürgertums unter keinen Umständen länger willens, die ungerechte Bedrückung zu ertragen, die ihnen gegenwärtig durch die schwarz-blaue Steuergesetzgebung und durch die Inanspruchnahme der politischen Vorherrschaft für die reaktionären Gruppen zugemutet wird. Die Aufnahme, die der Aufruf des Hansabundes zu Geldbeiträgen für Wahlzwecke in Regierungsorganen gefunden hat, zeigt ja wieder, daß unsere Machthaber immer noch nicht im Klaren darüber sind, welches Unrecht sie dem liberalen Bürgertum zugefügt haben und andauernd noch zufügen. Ist es denn etwa nicht wahr, daß die Interessen von Handel und Industrie durch die heutige Politik „mißachtet" werden? Haben vielleicht die Volksschichten, die am meisten Steuerlasten tragen und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der gesamten Nation auf der Höhe halten, den politischen Einfluß, der ihnen nach ihrer Bedeutung zukommt? Statt dessen gibt ihnen die Regierung allerlei Rügen wegen des angeblichen Mangels an Patriotismus.
Es wird nicht eher besser, bevor nicht die Regierung wahrnimmt, daß der Wille des demokratischen Bürgertums, einen Umschwung herbeizuführen, durchaus unerschütterlich ist. Es verschlägt uns nicht viel, wenn zunächst die Sozialdemokratie das allerbeste politische Geschäft bei diesen Händeln buchen kann. Wir wollen nicht anfangeu, aus Besorgnis vor dem Anschwellen der Sozialdemokratie die Opposition gegen die schwarzblaue Politik abschwächen zu lassen. Das Bürgertum muß hartseinundbleiben. Dann wird es nicht zerrieben werden zwischen Sozialdemokratie und Reaktion, sondern es wird bestehen und den festen Grund zu einer bessern Zukunft legen.
Deutsches Reich.
Die Bolksparteibewegung.
Der Zentralausschuß der Fortschrittlichen Volks Partei ivird — zum ersten Mal nach
der Bildung der neuen Partei — für die Tage unmittelbar vor dein Wiederzusammentritt des Reichstages zusammenberufen werden. Der Reichstag nimmt seine Arbeiten bekanntlich am Dienstag, den 22. November, wieder auf. — Ter Zentralausschuß der nächst dem Parteitag die oberste Parteiinstanz bildet, besteht aus den Mitgliedern der Reich stagsfraktion, den Mitgliedern des Geschäftsführenden Ausschusses, die nicht schon als Reichstagsabgeordnete dem Zentralausschuß angehören, sowie aus 60 Vertretern der Verbände im Ärnde. Vorsitzender des Zentralausschusses ist der Abg. Funck; seine Stellvertreter sind die Abgg. Payer und Schräder.
*
Der zweite Vizepräsident des Reichstags.
Die „Post" schreibt: „Die Presse beschäftigt sich bereits mit der Wiederbesetzung der zweiten Vizepräsiden- tenstelle im Reichstage. Die „National-Zeitung" meldet dazu, die nationalliberale Partei verzichte darauf, im Präsidium vertreten zu sein. Einen formellen Anspruch dürfte sie auch kaum noch geltend machen können, denrt sie ist nicht mehr die drittstärkste Partei im Reichstage. Trotzdem wjrd man ihr den Sitz wiederum anbieten. Die Rcichspartei hat sich mit der Frage überhaupt noch nicht beschäftigt und wird erst unmittelbar! vor Zusammentritt des Reichstages dazu Stellung nehmen."
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Wie sich ein preußischer Fiuanzminister ins eigene Fleisch schnitt.
Der „Vossischen Zeitung" wird aus Koblenz geschrieben: Ein preußischer Finanzminister hockte Sehnsucht, sich zü verändern. Ihn lockte die R-nrantik und die Erinnerung an glückliche Tage als Regierungspräsident Ln ein sagenhaftes Stromgänet. llnd es traf sich, daß irgendwo in dem glückseligen Land ein Ob ev- präsidentenpvsten frei ward, und der Minister bat, ihn dorthin zu versetzen. Nun war es aber ein seit einem! Jahrhundert geübter Brauch gewesen, daß dem Oberpräsidenten der hilfreiche Staat 10 Zimmer aus- möblierte. Auch die Frau Oberpräsident hatte von diesem Brauch erfahren, fand aber bei der Inspektion! nur mehr 5 Zimmer ausgestattct. Aso berief sie den zuständigen Regierungsrat und, da dieser schwieg, den Baumeister, der die Möbelgarde unter seiner Aufsicht hatte. „Wlwo", so Hub sie an, „sind der 5 Keme-
Höflichkeit mit Stolz zu vereinigen ist ein Meisterstück.
Artur Schopenhauer.
Großindustrielle.
22s
Roman von Ern st Georg y.
(Nachdruck verboten)
(Fortsetzung.)
„Ist das nun fälsche Bescheidenheit, lieber Schwager ?"
„Nein, Achim, nimm es eher für den Ausfluß größten Familienstolzes." Wieder ging-ein Mick zu Gerda hin. Meh mir, daß ich in diesem Fälle, wenn ich die Werke Mge, nur Enkel sein kann."
PJHre Logik überzeugt mich nicht ganz, Herr Derber", widersprach Gerda. „Aus dem Gebiete Ihrer literarischen Begabung wären Sie jedenfalls „Werner der Erste". Darum sollten Sie nicht ablenken auf den Boden, Uw Sie nur auf den Beinamen „Der Dritte" Anspruch haben."
Gras Boardet bemerkte den Ausdruck finsterer, nur schwer unterdrückter Pein ans dem Gesichte Hartwigs und übernahm für ihn das Gespräch in seiner vornehm liebenswürdigen Art. ^Er eröffnet« eine Reihe von Fragen über die Familiengeschichte, die ersten Anlagen Eisen hü tts und die Entwicklung der Fabriken. Mle Werners, selbst die jungen Damen, gaben jetzt mit so viel freudiger Auteil- chhme und solch gründlicher Kenntnis Antwort, daß man suhlte, wie sehr sie mit der Schöpfung Verschmolzen waren. Sie beschlossen auch einmütig, bis auf die Mutter, an der Führung teilzunehm-en.
Breaks hielten nach dem Lnncheon Vor der Freitreppe. Die Fahrt ging aber nicht wie sonst in die ausgedehnten Waldungen, d en gepflegten Park, sondern zuerst in die sogenannten „Kolonien", die Mrbetterdörser. Alle waren gleichmäßig nach einem Plan errichtet und wegen sicher Wohlsahrtsanlagen, Kirche, Theater und Sportplätze berühmt. Alle Teilnehmer an der Besichtigung zeigten sich Zach begeistert, besonders als Agnes und Emma Werner sich als eifrig tätige Auffichtsdamen der Krippen, Volksküchen, Badeanstalten, Schulen und Krankenhäuser pffen- barten. Eisenhütt hatte seine eigene Musikkapelle, feine steine Scha uspielertruppe, seine Bibliothek. Die erstercht
aus Arbeitern gebildet, von besoldeten, geschulten Fachkräften geleitet. Tie LämMe mit ihren Zeitungen, Zeitschriften und Bücherbeständen verwalteten ehrenamtlich abwechselnd Vertreter des Kontorpersonals.
„Das ist ja ein Reich für sich, ein Staat im Staate, der geradezu musterhaft organisiert ist", rief Graf Boardet überrascht. „So habe ich es mir nicht gedacht."
„Hut ab vor diesen Werners!" meinte der Prinz! begeistert. „Das sieht hier doch anders aus als auf unfern Domänen, nicht wahr, Frau Gräfin?"
Gerda gedachte der elenden Schulgebäude und Hütten auf Scherrenbach und zuckte die Achseln. „Die Großindustrie hat äuch mehr Mittel zur Verfügung als die Agrarier. Wer mit Kapitalien nicht zu rechnen braucht, kann derartige Arbeiterdörfer schon anlegen. Herr Geheimrat Werner — — —"
„Mein Vater", unterbrach sie Agnes lachend, „war gar nicht entzückt über unsere Kolonien. Guten Lohn geben und im übrigen die Leute machen lassen, was sie wollen. — Mein Bruder Hartwig hat die ganze Anlage nach seiner großen amerikanischen Reffe mfferm Vater förmlich abringen müssen."
„Mso so sehen die Volksbeglücker aus?" spöttelte Gerda, Hartwig sxrit ihren Micken Messend.
„jWenn Sie wüßten, Gräfin, auf was für Widerstand, Unwillen und Undankbarkeit mein Schwager stieß- wie diese Kerle noch heute nichts anerkennen, immer wurden, tadeln, mehr verlangen, so würden Sie das Wort „Volksbeglücker" sehr logisch in „Märtyrer" umwandeln", warf der Rittmeister ein.
„Ein Volksbeglücker würde auch wohl zufriedener ausschauen", sagte Myra Ronsach, „unser werter Freund da scheint, je mehr Fortuna ihm lächelt, um so mehr zum Kämpfer zu werden. Wirklich, Herr Werner, Sie sind undankbar gegen Ihr Schicksal. Je mehr der Erfolg Ihnen nachläust, um so ernster und düsterer wird Ihr Gesicht."
Hartwig lächelte ein wenig.
„Wer zu viel Glück nn Spiel hat, pflegt Unglück in der Liebe zu haben", scherzte der Prinz. „Unser verehrter Führer meistert die Nationalökonomie und die Künste; aber er schreitet zü einsam. Er sollte sich dem Dienste Hymens weihen und die richtige Lebensgefährtin suchen, die ale Falten sortkost."
„Herr Werner ist anscheinend unbelehrbar", ries die Baronin Ronsach „was haben andere und ich uns schon für Mühe gegeben! Er bleibt Uooksr äs brov 2 s!"
„Noch ist nicht aller Tage Abend", sagte jRrnow neckend und blinzelte Hartwig zu.
Seine Braut und seine Schwägerin kicherten, stießen sich an, wurden rot und benahmen sich wie echte junge Mädchen, die ein Liebesg-ehvimnis nicht wahren können.-
„Aha!" Myra Ronsach pfiff leicht durch die Zähne. „Also doch endlich! Die Festung kapituliert. Na, warten Sie, Herr Werner '-"
„Hier sind di« Werke. Ich bitte die Herrschaften, abznsteigen", erwiderte er statt aller wetteren Entgegnung- „Wir beginnen mit dem Walzwerk."
Die beiden offenen Gefährte, welche nebeneinander gefahren waren, hielten au. Arnow und Hartwig sprangen hinaus, um den andern behilflich zu sein, da die Tritte hoch- vom Boden entfernt waren.
Gerda, die bei der letzten Neckerei erblaßt war, erhob sich zuerst. Sic setzte ihren schlanken, elegant chauffierten Fuß aus die freischwebende Stufe, wollte abspringen und schwankte.
Da packte Hartwig mit starkem Misse zu, hob sie wie eine Feder empor und setzte sie alsdann vorsichtig nieder. Eine Sekunde nur hatte er die schlanke Gestatt eisensest an sich gepreßt. Sein Herz schlug wild. Es schien ihm, als ob sie in dieser sekundenlangen Umarmung sich mehr an ihn geschmiegt, als es die Gelegenheit erforderte. Sein bräunlicher Teint schimmerte rötlich, in seinen Augen lag ein Leuchten, als er, sich vor ihr verneigend, sagte: „Ich bitte um Verzeihung, Gräfin, wenn meine Schloffersäuste zu fest griffen: aber Sie waren in Gefahr."
,Mor der mich Ihre Kraft bewahrte. Haben Sie Tank!" Gerda war tödlich bleich. Aus ihrer Stimme klang -ein Untertan, der ihn erschütterte. Er wandte sich- ihr wieder zu. Zum ersten Male sah er das überstolze Weib beinahe demütig vor sich stehen. Ihre Arme, die noch! von den: Druck seiner Finger schmerzten, hingen jherabi Wer der Schmerz tat ihr wohl.
Er mußte seine!: Schwestern, die ihn anrieserr, helfen! und tat es in seltsamer Verwirrung, i . (Fortsetzung folgt.)