Rufe:Nieder mit der bürgerlichen Presse!" durch die Mlleestraße. Tie Anforderung der Polizeibeamten, sich zu Zerstreuen, wurde mit Hochrufen und Steinwürfen beant­wortet. Es gelang zunächst, die Demonstranten ohne An­wendung der Waffe in die Nebenstraßen zu drängen. Ms sich jedoch die Menge im Rücken der Schutzmannschaft aber- ßnals zusammenrottete' und aus ihrer Mitte Steine auf die Beamten geworfen wurden, waren diese gezwungen, blankzu ziehen. Nunmehr wurden die Demonstran­ten endgiltig in die Seitenstraßen zurückgeworfen und aus der Nähe des Bahnhofes zerstreut. Einige Personen er­hielten Säbelhiebe, ohne ernstliche Verletzungen davonzu- itragen. Tie Zahl der Verletzten konnte nicht festgestellt werden, da sie das Weite suchten.

Ausland.

Generalausstand auf den französischen Bahnen.

Der Ausstund auf der französischen Nordbahn, den die Re­gierung damit zu unterdrücken suchte, daß sie 369 Oberbsamte Und 27 860 Unterbeamte der Nordbahn zu einer 21tägigen Heb­ung zur Fahne einberief, hat, wohl infolge dieser Maßregel, vuf die Ostbahn und Paris-Lhon-Mittelmeerbahn übergegriffeu. Gestern nacht ist in einer Versammlung von Angestellten aller Bahnverwaltungen der Generalstreik beschlossen worden. Kommt der Beschluß zur Ausführung, so wird auch der Ver­kehr zwischen Frankreich und Deutschland erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Versuch der Nordbahn- Lertvaltung, mit Hilfe der nicht Ausständigen und durch Militär den Verkehr aufrecht zu erhalten, ist ihr von den Ausständi­gen sehr erschwert worden, die alle Telegraphen- und Tele­phonleitungen durchschnitten und an einer Stelle der Nord­linie bei Tergnier das Gleis durch zwei Lokomotiven, die man airfeinander losließ, gesperrt haben. Bei Paris mußten drei Eisenbahnbrücken militärisch besetzt werden, weil dort ans ei­nem Hinterhalt apf diensttuende Lokomotivführer geschossen wurde. In der Nähe von Ereil (bei Paris)'wurde von Streikenden jein Zug angehalten, der kranke Kinder vorn Seebad Berck-Plage zurückbrachte, die Ansständigen ließen jedoch den Zng weiter­fahren, als der Lokomotivführer an ihre Menschlichkeit ap­pellierte.

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Dom Manuel nach England.

Wie das Reuter'sche Bureau aus London meldet, ist dort die Jacht des Königs Georg zur Fahrt Nach Gibraltar klar gemacht worden. Auf dieser Jacht werden Dom Manuel und seine Mutter, die Köni­gin-Witwe Amalie, nach England verbracht, wo, wie bereits gemeldet, das Schloß des Herzogs von Or­leans in Worcester zu ihrer Aufnahme hergerichtet wurde.

Die Lage in Spanien.

Ministerpräsident Canalejas hatte nach einem Telegramm der Fr. Ztg. eine längere Beratung mit dem Minister des Innern über die Lage in Katalonien, die eingestandenermaßen der Regierung immer ernstere Besorgnisse einflößt. Anarchistische Elemente strengen sich an, um den Generalstreik heraufzinbeschwören. In Sabadel wurde in einigen Fabriken die Arbeit wieder ausgenommen, aber die Gärung unter den Arbeitern ist heftig. T-er bevorstehende Jahrestag der Erschießung F er re r s, die Abhaltung des Freidenkerkongresses in Bar­celona und der Zuzug vieler verdächtiger AHsländer, das alles trägt zur Unruhe bei.

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London, 12. Okt. In einer Besprechung der Ver­treter der Kesselschmiede und der Arbeitgeber der Werft­industrie ist ein Uebereinkommen geschlossen worden, das die Generalaussperrung in der Werstindustrie beendigt.

Santjago de Cuba, 11. Okt. Hier ist ein hefti­ges Erdbeben verspürt worden, das große Auf­regung hervorries.

Rewyork, 12. Okt. Tie Waldbrände in M i n- nesota haben bis jetzt dreizehn Ortschaften zer­stört. Etwa tausend Personen sind in den F l a m- Men umgekommen oder werden vermißt.

Paris, 11. Okt. In CH ölet, woselbst 12 OVO We­ber streiken, kom es zwischen Gendarmen und den Aus­ständigen zu Zusammenstößen, wobei es aus beiden Seiten zahlreiche Verwundete gab.

Innsbruck, 11. Okt. Der ehemalige konservative Landtagsabgeordnete Anton Fleckberger ist in Wester­dorf im Brixental mit einer Schußwunde im Kopse er- mo rdet aufgefunden worden. Von den Tätern fehlt jede Spur. Gerüchte behaupten, daß politische Feindschaft die Ursache der Mordtat sei.

Rom, 11. Okt. Wie die Zeitungen melden, hat die Regierung Anweisung gegeben, alle gesetzmäßigen Maßnahmen zur Anwendung zu bringen, um die ver­triebenen portugiesischen Kongregationen Zu verhindern, sich in Italien niederzulasseu.

Württemberg.

Aus dem Lager der Nationalliberalen

geht den: Stuttgarter Neuen Tagblatt ein Kommentar der Herbstwanderversammlung der Deutschen Partei zu, der Zeigt, daß man auf dieser Seite in den eigenen Reihen die zwischen links und rechts schwankende Haltung, die in Kassel zurRichtlinie" ausgerusen wurde, als eine Schä­digung der Partei empfindet. Der Mann schreibt:

Wer den Verhandlungen in Geislingen beigewohnt hat. steht unter dem Eindruck, daß Kübel die weitaus große Mehr­heit der Versammlung ^auf seiner Seite hatte und nur weni- Aen durch ihre AengstMhkeit bekannten Rechtspolitikern der Partei sprach der Abgeordnete Osann wohl mehr aus dem Herzen, wenn auch seine Rechtssreundlichkeit hier und da selbst diesen Elementen zu ausdringlich erschien. Wir Na- tionalltberalr in Württemberg sollten in Zukunft noch viel vorsichtiger in der Berufung auswärtiger Redner sein, Und Osann bedeutete im ganzen keine glückliche Wahl. Mit der Hurrapolitik ist es in der heutigen Zeit nicht ge­tan, mit ihr ziehen wir die Massen nicht mehr init uns. Wenn er den Kampf gegen die Sozialdemokratie ganz in den

Vordergrund schob, so wird er bei einer gewissen BevölkerungS- schicht damit gewiß ein starkes Echo erreichen, und wir übri­gen denken ja gar nicht daran, diesen Kampf etwa aufzugeben oder auch nur zu vernachlässigen. Aber wer hat uns denn die Hochflut der Sozialdemokratie gebracht? Ist eS nicht die Politik des schwarz-blauen Blocks gewesen, die eine ungeheure Verbitterung zur Folge gehabt hat, die sich jetzt bei den Nach­wahlen Luft macht und die selbst ruhige und besonnene Ele­mente bestimmt, dein radikalsten Kandidaten ihre Stimme zu geben? Mit der Bekämpfung der schwarzblauen Blockpolitik stehen wir zugleich im Kampf gegen die Sozialdemokratie. War es nicht bei der Reichstagswahl 1907 ebenso? War es nicht die Aussicht, die reaktionäre Politik durch eine xliberale Ström­ung zurnckzudrüngen, die die Wählermassen aufbrachte und ihnen Vertrauen zum Liberalismus einhauchte und sie bestimmte, den sozialdemokratischen Vertretern den Laufpaß zu geben. Jeder Sieg über die Rechte bedeutet auch heute für uns eine Schwäch­ung der Sozialdemokratie, eine Verminderung der Verbitter­ung, aus der sie ihre Nahrung zieht, eine Beruhiguug der auf­geregten Gemüter. Man hüte sich vor Schlagworten wie: Unter Älen Umstünden gegen die Sozialdemokratie! Damit erzielt mau in Versammlungen von seinesgleichen, und wenn mau unter sich ist, Beifallsstürme, und geht gehobenen Sinnes nnd in der Meinung, nun das Vaterland gerettet zu haben, nach Hause; aber die Dranßenstehenden, die Wählermassen, rührt man da­mit nicht und bringt sie nicht zum Vormarsch gegen die So­zialdemokratie. Ihnen ist die Abschüttelung des klerikal-kon­servativen Regiments die Hauptsache, die erst durchgekämpst wer­den must, gleichviel mit welchen Mitteln. Daß ein eminen­tes Anwachsen der Sozialdemokratie dazu nicht das richtige Mittel ist, sieht man in der Erregung und Verbitterung nicht ein. Aber nicht ganz unrichtig ist die Meinung, daß 120 Sozialdemokraten im Reichstag nicht so viel schaden können, als die klerikal-konservative Mehrheit es getan hat. Sie werden viel Unruhe stiften, aber bald mit ihrem Latein zu Ende sein. Und dann wird der Rückschlag komme», der sie ebenso wie 1907 nach Hause schicken wird. De» Nationalliberalen Württembergs ist eine feste Geschlossenheit gegen den schwnrzblanen Block zu wünschen. Sie birgt das beste Mittel in sich, die Massen von der Ehrlichkeit des liberalen Kampfes gegen rechts zu überzeugen und sie von dem Mitlaufen mit der Sozial­demokratie abzuhalten."

Es steckt ein Stück Wahrheit in dein was hier ausge­führt wird. Aber es ist auch bezeichnend, daß ein National­liberaler mit solchen Anschauungen in ein parteiloses Blatt flüchten muß, da das eigene Parteiblatt derSchwäbische Merkur" fast Tag für Tag das Gegenteil sagt und sich krampfhaft bemüht, die Partei auf die rechte Seite hi­nüberzuziehen.

TieSchwäbische Tagwacht" widmet gestern den Na­tionalliberalen einen Leitartikel, in dem sie sagt, das von den Nationalliberalen angeregte Abkommen mit der Volks­partei für die nächsten Reichstagswahlen, sei zu erwarten gewesen:

Ob die Volkspartei großen Nutzen von diesem Bündnis haben wird, soll hier nicht untersucht werden. Herr Kübel hat darauf aufmerksam gernacht, daß in erster Linie die Fort­schrittliche Volkspartei eine Reihe von Wahlkreisen gegen die Sozialdemokratie zu verteidigen habe. Die Volkspartei könnte allmählich gelernt haben, daß ein zwischen ihr und den Na- tionalliberälen geschlossenes Bündnis nur dann in der Be­völkerung auf Sympathien rechnen kann, wenn zuvor die Na­tionalliberalen alle Brücken nach rechts abgebrochen haben. Das müßt« die Volkspartei zur Bedingung ihres Zusammengehens mit den Nationalliberalen machen. Geschieht das, so ergibt sich aber für den verbündeten Liberalismus auch die Pflicht, gemeinsam mit der Sozialdemokratie den Ansturm auf die bündlerischen Positionen zu unternehmen. Es ist nicht wahr, daß der Bund der Landwirte mit Unterstützung des Zentrums seine Wahlkreise behaupten kann, falls alle Gegner des schwarz- blauen Blocks ihre Schuldigkeit tun. Der 4. Wahlkreis muß den Bündlern unter allen Umständen entrissen werden. Aber auch der 11. und der 12. Wahlkreis können bei der Empörung, die die Finanzresorm des Schnapsblocks in bäuerlichen Kreisen hervorgernfen hat, in anderen Besitz gebracht werden. Im Fränkischen müssen die entscheidenden Schlachte» im nächsten Jahr geschlagen werden. Die beiden Landvögte der schwarz-. blauen Reichsherrschast müssen gestürzt werden. Wenn die schwankende Haltung, die die Nationalliberalen immer noch einnehmen, baldigst zu dem festen Entschluß führt, den Kampf gegen den Bund der Landwirte mit aller Kraft durchznführen, dann, aber auch nur dann, kann vielleicht Württemberg in den nächsten Reichstag wieder einen oder zwei nationalliberale Abgeordnete entsenden. Das werden aber niemals die Abge­ordneten für den 2. und 5., sondern nur die für den 11. und 12. Wahlkreis sein.

Nimmt man beide Aeußerungen, die des Nationallibe­ralen und derSchwab. Tagwacht" zusammen, so eröff­nen sie keine schlechten Aussichten für den bevorstehenden Reichstagswahlkamps; man kamt aus ihnen die Hoffnung schöpfen, daß auf beiden Seiten, links und rechts von der Volkspartei, ein Stück guten Willens vorhanden ist, eine Kampfeslinie gegen Rechts herzustellen, die zweifel­los ihre Wirkung äußern wird, auch wenn auf der rech­ten Seite die Taktik zugleich gegen die Sozialdemokratie gerichtet sein soll.

Ein Denkmal für die gefallenen Württemberger bei Champigny.

Gestern Dienstag nachmittag fand die Einweihung des Denkmals zu Ehren der in den Kämpfen bei Champig- ny vom 30. November bis 2. Dezember 1870 gefallenen Württcmberger statt. Das Denkmal, ein Werk des Pros. Freund, besteht aus einem hohen von einem Kreuz über­ragten Obelisken, der in deutscher und französischer Sprache die Inschrift trägt:Württemberg seinen tapferen Söh­nen" und mit dem württembergischen Wappen geschmückt ist. Unter Führung des Generals v. Greifs war eine Abordnung der württembergischen Krieger­vereine erschienen, die von den in großer Zahl erschiene­nen Bewohnern von Champigny respektvoll begrüßt wur­den. Ter der deutschen Botschaft als Attaches angehörige Rittmeister Franck dankte in kurzer eindrucksvoller An­sprache dem Maire von Champigny und der französi­schen Regierung für die dem pietätvollen Werk gewährte Unterstützung, woraus er das Denkmal der Gemeinde über­gab, in deren Nrkmen es der Maire Dr. Pouillet in treue Obhut zu nehmen versprach. Sodann legten Gene­ral v. Greifs und die anderen Mitglieder der Veteranen­abordnung, die von dem württembergischen Königspäar, der Herzogin Wera, dem Herzog Albrecht von Württem­berg und von mehreren Regimentern und Kriegervereinen gewidmeten Kränze nieder. Im Namen der Ausschüsse überreichte hieraus Major von Balois der Gemeinde­verwaltung für die Schule von Champigny eine größere Geldspende. Zum Schluß begab sich die Abordnung zu einem in der Nähe gelegenen französischen Kriegerdenkmal, in dessen Nähe auch zahlreiche deutsche Soldaten begraben liegen und legte daselbst zwei Kränze für die gefallenen französischen nnd deutschen Kameraden nieder. Die Feier

nahm einen würdigen in ihrer Schlichtheit erhebenden Verlaus.

Die Elataufstelluttg.

Tie Aufsteilung des Etats für die Jahre 10l1/tL gestaltet sich für die Regierung besonders schwierig. Schon bei der Ausarbeitung des lausenden Staatshaushaltes stell ten sich einer natürlichen'Ausgleichung der Ausgaben und Einnahmen nnüberschreitbare Hindernisse in den Weg, die zu einer 5 p-rozenligen Erhöhung der Einkommen-, Grund-- Gebäude-, Gewerbe-- und Kapitalsteuer führten. Tie neuen Lasten wurden im Lande umsomehr drückend empfunden als zu gleicher Zeit das Reich die Steuerschraube aufs empfindlichste angezogen hatte und die neuen Verhältnisse eine allgemeine Unsicherheit im Handel und Verkehr her- beigesührt hatten. Schließlich war man aber jroh, eine nur 5 prozentige Erhöhung tragen zu müssen, war doch ursprünglich eine solche von 12 Prozent vorgesehen. Be­rechnete sich der Staatsbedars für 1009 aus 97,d, für 1910 ans über 99 Millionen Mark, so werden diese Sum­men in den kommenden Jahren erheblich nberschri l- ten lverden. Hieran ist keineswegs nur das von Jahr zu Jahr wachsende Mehrbedürsnis des Staates schuld, vielmehr wird die B e a m t e ng e h a l t s a u f b e s s er uug schon allein für sich eine Mehrausgabe gegenüber dem lau­senden Etat um mehrere Millionen notwendig ma­chen. Alle Sparsamkeit und alleVereinfachungen" wer den natürlich nicht im Stande sein, die Mehrausgaben zu decken. Damit sollen die dahingehenden Bemühungen keineswegs in ihrem hohen Wert geschmälert werden. Ihr finanzieller Erfolg jedoch wird sich stets in verhältnis­mäßig bescheidenen Grenzen bewegen, es sei denn, daß es wirklich zu der vielbesprochenen Zusammenlegung der Oberämter und Kreise käme eine Maßregel, für die die Regierung zu dem, auch wenn sie wollte, schwerlich eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus finden wird. Wenn schon das Rechnungsjahr 1909 nach dem Etat ein Defizit von ös/4 Millionen Mark ergeben sollte, wie werden sich dann erst die Verhältnisse angesichts der in Aussicht ste­henden Riesenausgaben gestalten. Erfreulich ist ja, daß die V e r k eh r s a n sta lt en in den beiden letzten Jahren wieder eine größere Rentabilität zu verzeichnen haben. Schon 1909 warf die Eisenb a h n gegenüber dem Etats­satz 1,8 Millionen Mk. mehr ab als vorgesehen worden war. Wenn auch der Ministerpräsident in der Kammersitzung vom 2. April diese Mehreinnahmen in erstes» Linie aus die energischen Sparsamkeilsmaßregelii der Eisenbahnverwaltung zurückführte und nur höchstens eine halbe Million auf die Rechnung des wachsenden Ver­kehrs ansetzte, so sind doch wohl die heurigen lieb erschüfe in erheblicherem Maße aus die Verkehrsznnahme zurückzusühren. Nach den bisherigen amtlichen Ausweisen Wersen die Eisenbahnen im laufenden Etalsjahr voraus­sichtlich drei Millionen Mk. mehr ab als im vergangenen, in dem wie gesagt, bereits 1,8 Mill. Ueberschüsse vor­handen waren. Auch die Posten und Telegrafen arbeiten Heuer mit wachsendem Erfolg, sie bringen schätz­ungsweise diesesmal IV2 Mill. mehr ein als 1909. Daß neben den Berkehrsanstaltcn auch in anderen Departe­ments gespart und erübrigt wird, wo das nur möglich ist bedarf nicht erst des Hinweises. So dürsten die For­sten stwas mehr abwerfen als im Etat vorhergesehen, ferner die Salinen und die Walz- und Kammerwerke.

Verband Württ. Industrieller.

In der letzten Woche veranstaltete der Verband Württ. Industrieller in Tuttlingen und Schwenningen Versammlungen, die beide von den beteiligten Kreisen rech zahlreich besucht waren. In der Tuttlinger Versammlung, die Herr Fabrikant Sax leitete sprach der Verbands- Syndikus Tr. H. M ayer überDeutsche Gewerbe­gesetzgebung" wobei er namentlich die zunehmende Reglementierung der gewerblicheil Tätigkeit kritisierte und betonte, daß der in der Gewerbeordnung niedergelegte Grundsatz der Gewerbesreiheit vor allen Dingen hinsicht­lich der freien Gestaltung des Arbeitervertrags durch un­sere neue gesetzliche Gewerbegesetzgebung immer mehr eingeschränkt werde. In Schwenningen, wo Herr Kein merzienrat Rich. Bürk den Vorsitz der Versammlung führte, sprach Tr. Mayer überDie Förderung der Industrie durch den Staa t". Ausgehend von den engen Zusammenhängen, die zwischen industrieller Entwick­lung und allgemeinem Staatswohl bestehen, behandelte er die neuesten, die Industrie berührenden gesetzlichen Maßnahmen nnd forderte, daß der Staat in seinem eigen­sten Interesse der Industrie einen höheren Schutz ange­deihen lasse als bisher. Um die Durchführung dieser For­derung zu ermöglichen, müßten die Industriellen vor allen: dafür Sorge tragen, daß im kommenden Reichstag wie am im Landtag mehr Männer aus der Industrie vertrete" seien. Tahin müßten und würden hauptsächlich auch industriellen Landesorganisationen, wie der Verbrnn Württ. Industrieller wirken, den zu unterstützen sich dM jeder Industrielle zur Pflicht machen sollte. Beide sammlungen nahmen einen sehr angeregten Verlaus trugen zu einer weiteren Stärkung des Verbandes in b» genannten Bezirken bei.

Der Verein staatlicher Pensionäre.

Eine merkwürdige Versammlung! Kopf an Kops drängt sitzen sie da, feierlich im Sonntagskleid, der DH , harrend, die ihnen Trost nnd Hoffnung bringen sollen st ( eine bessere Zukunft. Bange Sorge liegt auf den dE ' furchten Gesichtern. Manche Ehrfurcht gebietende Gen . mit wallendem weißem Bart läßt vermuten, daß Y" ^ ^ dem ans verantwortlichem Posten gestanden. Md - bezeugen all die zahllosen Zeichen der Dienstauszeichnn. ^ die aus den schwarzen Röcken mit Stolz getragen wer ^ Nur im Flüsterton wird gesprochen; es liegt wie eines ^ wollte Zurückhaltung, eine große Resignation über 01 > ^ stillen Versammlung. Doch wenn ein Redner mit M ^ den Worten die ganze Trübsal im Dasein dieser vergeh^ alten Diener des Staates schildert, dann blitzt es noch - mal in manchem müden Auge. . ^ §

Am Sonntag, den 9. Okt. vormittags »oar du,'- > sammlung in Stuttgart. Zugführer a. D. Stark- i-s, A gart, der sie einberufen hatte, cröffnete sie mit herM "