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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadL Mildbad.

Verkündigungsblatt

der tigl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Inssrole imr 8 Lkg. j Luslosrttge 10 Ltg., cüe kleill- '' spslttge Kormonüreilö.

' üeninmen t5 Ltg. <tie Letiteeils.

Lei VSieäsrkiolnngen entspr. Lüöott.

t'^onnements n- Usöereinkillitt.

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Nr. 2^8.

Mittwoch, den 12. Oktober IS 10.

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Liberaler Block in Baven.

I» dcn nächsteir Tagen beginnen in Baden zwischen den Parteileitungen der Fortschrittlichen Volkspartei und der 'nationalliberalen Partei Verhandlungen zwecks gemeinsa­men Vorgehens bei den nächsten Reichstagswahlen. An dem Zustandekommen eines geschlossenen liberalen Blocks dürste kaum zu zweiseln sein. Ist doch die national­liberale Partei an ihm ungleich stärker interessiert als die Fortschrittliche Volkspartei: die elftere kann ihren Be­sitzstand Lörrach-Müllheim-Breisach und Heidelberg-Eber­bach nur behaupten, wenn sie von volksparteilicher Seite rückhaltlos unterstützt wird. Andererseits muß die Fort­schrittliche Volkspartei unbedingt darauf bestehen, von der nationakliberalen Partei in solchen Wahlkreisen unterstützt zu werden, in denen die Möglichkeit eines Sieges vorhan­den ist. An sich sind die Aussichten der liberalen Par­teien in Baden gut. Außer den beiden genannten Kreisen können von den liberalen Parteien erobert werden Kon- stanz-Ueberlingen, Donaueschingen-Villingen, Freiburg, Osfenburg-Kehl vom Zentrum und Bretteir-Sinsheim vom Bund der Landwirte. Karlsruhe dürste kaum geholt wer­den, da das Zentrum mit seinen Mannen bei der Stich­wahl zwischen Liberalismus und Sozialdemokratie staglos Gewehr bei Fuß stehen wird. Vor einer direkten Unterstütz­ung der Sozialdemokratie wird es sich in Baden scheuen, da es sich aus Haß gegen den Großblock nach oben fort­gesetzt als treueste Stütze vonThron und Altar" em­pfiehlt.

Die Jahrhundertfeier der Berliner Universität.

ist mit einem Festgottesdienst im Berliner Dom und einem Empsangsabend, der vor einem glänzen­den Auditorium in den Repräsentationsräumen der Uni­versität stattsand, eingeleitct worden. Die Festlichkeiten nehmen heute ihren Fortgang.

Kiel, 10. Okt. Die hiesigen Werftarbeiter ha­ben mit 1370 gegen 1220 Stimmen beschlossen, den Streik zu beenden. Sie haben die Arbeit heute nach­mittag wieder ausgenommen oder werden sie morgen früh wieder aufnehmcn.

Bamberg, 9. Okt. In Gegenwart des Prinzen Rupprecht von Bayern als Vertreter des Prinzregenten wurde heute mittag das Denkmal KönigLudwigs II. enthüllt. An die Feier schloß sich ein von der Stadt gegebenes Festmahl und ein Festzug von 200 Kriegerverei- einen als Huldigung für den Prinzen an.

Ausland.

Aus Portugal.

Die Meldung, daß außer dem Pater Frague auch der französische Lazerist Espinouca während der Revolution in Lissabon ermordet worden sei, hat sich als un­richtig herausgestcllt. Espinouca hat sich drei Tage versteckt gehalten, bis es ihm gelang, ivohlbehalten über die Grenze zu kommen.

Das Amtsblatt der neuen Regierung veröffentlicht heute den auf den alten portugiesischen Gesetzen beruhenden Ersaß über die Ausweisung der Mitglieder der Ge­sellschaft Jesu und aller Mitglieder der religiösen Kongregationen fremder ^Nationalität. Die portugiesischen Mitglieder der Orden, die aus diesen austreten, werden zu ihren Familien zurückkehren, die übrigen werden Portugal verlassen. Tie Feststellung, welcher Nationalität jeder ein­zelne angehört, liegt in den Händen des Ministers selbst.

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Bei den Lissaboner Unruhen ist deutsches Eigentum nicht zu schaden gekommen; wenigstens ist bis jetzt noch kein Fall von Schädigung deutschen Eigentums bekannt geworden. Der deutsche Kaufmann Kusenberg und seine Frau sind, wie bereits bekannt, leicht verletzt worden. Das ist der einzige Fall einer Verletzung. Angesichts der Umstände muß dies als ein Glück bezeichnet werden. Es hatte leicht zu schweren Schädigungen der Deutschen und der andern: Fremden kommen können, wenn die Frenrden nicht noch Zeit gefunden hätten, die Häuser zu verlassen, welche im Falle eines Vernichtungskampfes die einzige Zuflucht der in Rocio eingeschlossenen und von den Ion allen Seiten vorgehenden Revolutionären bedrängten Soldaten gebildet hätten. Als der Sekretär der deutschen Gesandtschaft von Schmidthals von den kämpfenden Par­teien einen Waffenstillstand erwirkte, während dessen die Deutschen und die anderen Fremden die dort gelegenen Häuser und Hotels verlast n konnten, war die Situation

in diesen Hotels durch die Explosion von Schrapnells und Granaten bereits recht gefährlich. Die siegreichen Revolutionäre hatten anfangs Angst, daß während dieses Waffenstillstands ihre Feinde weglaufen könnten. Indessen begannen während dieser Stunde die Regierungstrnppen Mit ihren Gegnern zu fraternisieren, sodaß ein Vernicht­ungskamps, den der nachdrängende Janhagel zweifellos zu Plünderungen benutzt hätte, überhaupt nicht stattsand.

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London, 11. Okt. König Manuel richtete vor seiner Abreise in Lissabon an den Ministerpräsidenten einen Brief, in dem er ausführt, daß er sich nichts vo rzuwersen habe, er nröchte wünschen, daß man das in Portugal erkenne. Er werde immer ein Portugiese bleiben; der Vorgang seiner Abreise dürfe nicht als Abdankung aufgesaßt iverden.

Newyork, 11. Okt. Nach eine; Depesche aus Mar­ren (Minnesota) wird die Zahl der bei den Wald- br änden umgekommenen Personen auf 400 ge­schätzt. Der Sachschaden soll hundert Millionen betragen.

Württemberg.

Aienstnachrilirte«.

Die Generaldirckrion der Staalsnsenbahnen hat die Eisenbahn- assistentcn Binder in Roßberg und Hartmann in Friedrichshafen ihrem Ansuchen entsprechend gegenseitig versetzt. Die Generaldirektion der Posten und Telegraphen hat die Postgehilfiu Paula Bruker beim Telegraphenamt Stuttgart auf Ansuchen entlassen. Von dem Evangelischen Oberschulrat ist die Arbeitslchrcrin Emilie Meidert an der Volksschule in Fcllbach auf Lebenszeit angestellt worden.

52. Ver-andstag der württ. Gewerbe­vereine in Neckarsulm.

Wir veröffentlichen heute die Leitsätze zu den beiden über das Submissionswesen gehaltenen Referate, aus wel­chen die Forderungen der Referenten hervorgehen.

I. Leitsätze zum staatlichen Submissionswese».

(Referent Malermeister Schindler- Göppingen.)

1. Bei Aufstellung von Voranschlägen und Preisberech­nungen für allgemein vorkommende Arbeiten oder Lieferungen sind periodisch Sachverständige des organisierten Handwerks bei­zuziehen. Stets sind Sachverständige des organisierten Hand­werks beizuziehen, wenn größere oder selten vorkommende Ar­beiten bezw. Lieferungen zu vergeben sind. Die Unterlagen

Dcnn man sage was man will, das Gleiche kann nur vom Gleiche» erkannt werden, und nnr ein Fürst, der selber große Fähig» keiten besitzt, wird wiederum große Fähigkeiten in seinen Untertanen «nd Diener gehörig erkennen und schätzen

Goethe (mündlich Nach Lckermann).'

Großindustrielle.

' Roman von Ernst Georgy.

l6j (Nachdruck verboten)

(Fortsetzung.)

Esst lui," Wonne war aufgesprungen und lachte Mrend,Herr Werner, das ist nicht zu glauben!"

Er begrüßte Agathe mit Verneigung und Handkuß ünd alsdann die.Französin.

Sie kennen sich persönlich?" fragte die Gresson. Wer iAjga, mein Bär!" Wonne legte beide Hände auf seine Schultern und sah ihn kokett an:Sie wissen, wa- ich hier bin?"

^Ich freue mich dessen, auch wenn mir die Grtnrde shres Hierseins noch steind sind."

Wer, mein Freund, wozu diese Komödie?" rief sie machend.Ich habe eben beichten wollen, was Sie mir geworden. Warum verleugnen Sie mich? Haben wir Mut zur Wahrheit!"

Elke pfiff leise durch die Zähne und schmunzelte.

Die Gresson wandte sich dem Anrichtetischchen zu, 4M den Schreck zu verbergen, der sich, wie sie glaubte, Ms ihrem Gesichte spiegeln mußte. Also Wonne war es, die --

.Zum Judas fehlt nnr die Anlage," sagte Werner ionisch,ich verleugne nichts! Wer wie Sie selbst! mir fragten, uruß das Märchen von dem Bären und der Schlange einen Schluß haben."

Es hat einer: prachtvollen Endeffekt", erwiderte die ovlttzösin und gab ihn frei.Und es blieb ein Märchen ?!. Metzt. Die Schlange flößte dem Bären von ihrem Msre ein. Da ging er zurück in seine Wälder Und wurde kw berühmter Dichter."

,Und die Schlange eilte ihm nach, um ihren Dank EMMforderi:", ergänzte Agathe, welche eine Tasse Kaffee Mt Zucker und Sahne versah, etwas klanglos. Sie bot *^Mm neuen Gaste, der sich in einen Sessel setzte. Er °das feine Porzellanschälchen aus ihrer Hand ünd gab diese erst nach einem Kusse frei.

,?Nein, nein, Twist," . ief die Laretton,Dank ist- Twtig! Der Erfolg sei:, s Werkes der beste Lohn! Wer, frei heraus, 'artn r, ich las in Paris von Ihrem Stück tzistd seinen guten Kritiken. Ich konnte nicht daran glauben. Alles, was Sie mir in Trouville zu lesen ge­geben, war schlecht. Trocken spröde eisern, trug die Fabrikstempel Ihrer Eisenhütter Werke. Nichts wurde fertig. Alles im Anfang vernichtet. Und nun, kaum ein Jahr später ein erfolgreiches Drama? Das war ein Wunder! Und es trieb mich hierher, um mich selbst zu überzeugen, wie weit es wahr sei."

Eine alle Regel," erklärte Elke spöttelnd,solange wir erleben, schaffen wir nicht. Das Werk ist erst das Produkt des Erlebnisses. Bei dem einen wird' cs zum Drama, wenn es ernst und tiefgehend genug war. Beim andern ein Roman. Wann werden wir Wonne Laret- tons ersten Roman editiert sehen?"

Nationalnnterschiede," ries sie lachend und tanzte übermütig auf ihrem Sitz hin und her,da haben wir das Beispiel an der Hand. In einem! Weltbade ein Flirt, eine entzückende Episode voila. Und der Deutsche schreibt ein Dräma!"

Ein Zeichen, wie ernst es ihm war", sagte Llgathe, Werner forschend ansehend, der ruhig seinen Kaffee trank.

Also wird es bei der Französin kein Roman, nicht einmal ein Roman?" neckte Elke Wonne, ganz in ihrem Banne.

Gott schütze die Welt,", entgegnete sie,höchstens eine Novelle, ein dramatisiertes Proverb, nicht mehr! Vielleicht, das könnte der Fall sein ein Einakter. Das hangt von der Fortsetzung der Beziehung ab. Wir waren doch :wch im ersten Kapitel, nicht wahr, lieber 'artwig?"

Rette sich, wer kann!" war seine Antwort, die feind­selig genug klang.

Ihr girrendes Lachen bewies, daß, sie ihn nicht ernst nahm.Undankbarer," schmollte sie,warum? Sie sollte,: meinen Neckereien gebührend dankbar sein. Ich fühle etwas wie Schöpferwonne, wenn ich Sie ansehe, und will meinen Lohn haben!"

Sie bevorzugten Perlen, wenn ich nrich recht er­innere?" fragte er ironisch.

Ihre schmalen Händchen klatschten begeistert Beifall. Fa, schenken Sie mir Perlen, 'artwig, ich bete ihren matten Glanz an.. Aber, ohne Phrase, mein Lieber,

Sie haben :nich überrascht. Ihre ersten, von mir in­spirierten Versuche brr! Dagegen dieses Erstlings­werk, ä la Konus ksurs! Starke Schwächen noch; aber Sie werden, 'artwig. Sie werden! Ich versichere es Ihnen! Doch nun muß ich genau Bescheid wissen. Wo kam Ihnen die Konzeption, wann schrieben Sie das Stück? Gleich nach Trvuville? Auf Ihrer Orientreise?"

Ersparen Sie mir die Beichte am Kaffeetisch," sagte er gequält,ich kam zu dieser traulichen Stunde, um mit Fräulein Gresson in Ruhe zu plaudern. Wir bevorzugen diese Zeit der Dämmerung. Wenn Sie mich kennen, ver­langen Sie keine Selbstoffenbarungen, Wonne."

Ich kenne Sie Und weiß, daß man Sie hart packen muß", entgegnete sie lachend.Wenn ich cs nicht getan, waren Sie noch heute ein Globetrotter, der Sohn Ihres Vaters-"

Erlauben 'Sie, schönste aller Französinnen," wider­sprach Elke,Geheinrrat Werner behauptet, wenn sein Sohn Hartwig nnr einen Monat in Eisenhntt arbeitet, so bringt §r den Werken mehr ein als die fleißigsten Ingenieure."

Der alte Herr ist verblendet," Wonne lachte wie ein Kobold,ich kenne seinen Sohn auch. Er arbeitet über­haupt nie aus innerem Drange, sondern nur, wenn er dazu getrieben wird. Hat er je daran gedacht, daß schrift­stellerische Gaben in ihm ruhen? Erst nachdem er miv zwei gute Briese geschrieben, kam ich darauf. Und von Versuch zu Versuch habe ich ihn gebracht mit meinem Lachen, meinem Spott. Das Resultat:Werner, der Dra­matiker", hat sich offenbart, ist von den Zeitgenossen entdeckt."

Hören wir mit mir auf!" bat er, gereizt auf­springend, und schritt auf und ab.Es gibt wirklich interessantere Themen für unser Gespräch." .

Wie weit sind Sie Mit Ihrer neuen Villa?" forschte Agathe Gresson ablenkend.

..Halt, Aga," warf die Französin ein,wie schlecht ihr ihn alle kennt, meinen eisernen Bären. Disvs, komische Leute! Ich schwöre, wenn ich jetzt abreise, Und kein anderer übernimmt es, Werner zun: Schaffen zu treiben, so wird er weder ein neues Stück noch ein Prosawerk schreiben."

Der Schwur könnte beinahe prophetisch genannt werden!" rief er mit bös ein Lachen.

(Fortsetzung folgt.)