Jahre hergestellte Menge 3000 Liter nicht übersteigt, nach Muster A; o) Schankwirte, Lebensmittelhändler, Krämer und sonstige Kleinverkäufer, die Traubenmost oder Wein nur in fertigem Zustande beziehen und unverändert wieder abgeben, nach Muster 1'; ä) Geschäftsvermittler über die von ihnen vermittelten Geschäfte nach Muster L. Geschäftsvermittler, die für Rechnung ihrer Auftraggeber Traubennmische, Traubenmost oder Wein einlegen oder behandeln, haben hierüber in gleicher Weise wie über eigene Geschäfte Buch zu führen; e) Weinhändler, Win- zergenossenschaften oder andere Gesellschaften, auch wenn sie nur die Erzeugnisse ihrer Mitglieder verwerten, endlich alle übrigen zur Buchführung Verpflichteten, soweit nicht die Vorschriften unter u bis ck etwas anderes ergeben, nach Muster L und daneben nach Muster 0 oder v, jedenfalls jedoch nach Muster 0, wenn sie Traubenmaische, Traubenmost oder Wein zuckern; k) alle zur Buchführung Verpflichteten über den Bezug und die Verwendung von Zucker oder anderen für die Kellerbehandlung des Weines oder zur Herstellung von Haustrunk bestimmten Stoffen (ß 19 Ms. 1 Nr. 2 des Gesetzes) nach Muster 0.
Unter gewissen Voraussetzungen wird das eine Buch durch das andere ersetzt werden können, besonders wenn die Möglichkeit vorgesehen werden soll, daß je nach denn Ausfall der Ernte oder anderen Aenderungen im Geschäftsbetriebe weitergehende Angaben gemacht werden sollen. Für unsere Verhältnisse wird die Buchführung am prak- tischren so gestaltet werden, daß angelegt wird: Buch D, von kleinen Weingärtnern, welche ihr Erzeugnis in der Regel sofort nach dem Herbste oder im Laufe des Jahres verkaufen, auch wenn sie geringere Mengen von im Jnlande gewonnenen Trauben oder inländische Traubenmaische zum Keltern zukaufen. Außerdem siehe k) der obigen Bestimmungen.
Bücher L, 6, 6, in einem Buch vereinigt, wie solches neuerdings hergestellt wird; u) von Weingartnern, welche ihr Erzeugnis ganz oder teilweise einlegen und aus dem Keller wieder verkaufen, d) von sämtlichen Wirten, welche ihren Bedarf im Herbste decken und den Wein selber behandeln, bezw. behandeln lassen.
Buch k, ausschließlich nur von solchen Wirten, die Traubenmost oder Wein nur in fertigem Zustande beziehen und unverändert wieder ab ge ben. Tiefes Buch haben unter den gleichen Voraussetzungen auch Lebensmittelhändler, Krämer und sonstige Kleinverkäufer zu führen, s. u. „e" oben.
Stuttgart, 6. Okt. Durch die Ernennung des seitherigen Sekretärs, des Herrn Friedrich Wagner in Eßlingen, zum Bezirksschulinspektor in Hall, ist das Sekretariat des Schwab. Sängerbundes in Erledigung gekommen. Ter engere Ausschuß hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, das Sekretariat an den Sitz des Bundesprüsi- diums zu verlegen und es dein Hauptlehrer Ehr. Graf in Reutlingen zu übertragen.
Buchau, 4. Okt. Nun ist der weltberühmte Federsee dem großen internationalen Verkehr angeschlossen. Am Sonntag 2. Oktober ist die „Schiffahrt" eröffnet worden. Das Fahrzeug, ein Motorboot von 7 Meter Länge und 4,60 Meter Breite, hat einen Tiefgang von nur 0,60 Meter und gleeitet elegant und rasch durch die lichtblauen Fluten. Platz ist für 14 Personen. Die Admiralität gab bekannt, daß die Zufahrtsstraße zur Schiffs- Halle sertiggestellt sei. Es ist aber ein besserer Weg auf Pfählen in dieser Gegend der Pfahlbauten geplant.
(Schw. M.)
Nah und Fern.
Alte Handschrift.
In der Mtertumssaimnlung des Kaufmanns Emil Späih in Tettnang, die vornehmlich mit Sachen aus der Geschichte der Stadt Tettnang und der Grafen von Monrfort ansgestattet ist, befindet sich auch eine Per- gamcnturkunde, aus der das bekannte Lied des St. Gallischen Mönches Notker Balduins (der Stammler) aus dem 9. Jahrhundert: „Lloäia. vitu in rnorte suinus: Mitten wir im Leben sind noch vom Tod umfangen" Mdergeschrieben ist. Ter Anblick der Werkleute die beim Brückenbau über den Martilnstobel in hoher Luft schwankten, begeisterte den Mönch zu seinem Gedicht, das in den Kreuzzügen wie ein christliches Schlachtlied gesungen, dann als ein Zaubersegen angesehen Wurde und dem Ge- Nchtnisse des Volkes auch in der Reformationszeit nicht entschwand. Tie gotischen Buchstaben mit prächtigen Initialen der fSpäth'scheu Urkunde lassen darauf schließen, daß hier das Original oder mindestens eine recht gute zeitgenössische Kopie des Originals vorliegt.
Auf der Zeche.
Nach einem Bericht aus Essen sind am Donnerstag Nachmittag durch eine Explosion schlagender Wetter auf der 7. Sohle der Zeche „Friedrich und Ernestine" bei Stoppenberg Gesiei ns Massen niedergegangen und haben drei Bergleute verschüttet. Zwei von chncn sind tot zu Tag gefördert worden. Ein dritter Bergmann hat bei den sehr schwierigen Rettung s- arb eiten da s Leben eingebüßt.
Beraubt nud ins Wäger geworfen wurde in Berlin in der Nacht zum Donnerstag der Fabrikbesitzer Eduard Wertheimer, ein betagter Mann aus Bielefeld, der sich augenblicklich in Berlin auf- hab. In der Nacht mir 3 Uhr hörten Leute ans einem Tamprer, per gegenüber dem Grundstück Ailexanderüser l W Humboldthasen liegt, als sie mit dein Heizen der Kessel begannen, ln ihrer Nähe ein schiveres Stöhnen. Sie sanken nicht iveit vorn Ufer den Körper eines Mannes treiben und holten den Mann ans Laird. Wertheimer teilte daß er am Abend zuvor das Residenztl-eater besucht, dann zu Mbend gegessen und danach einen Spaziergang gemacht habe. Plötzlich sei er von drei Männern ge- Mfesselt und beraubt worden. Darin hätten ihn ie Männer ins Wasser geworfen.
Drama.
> Trient kommt folgende erschütternde Meldung: Ml lta slel t e i i n o hat der Jäger Bnsfa seine Mutter
aus Versehen erschossen. Das Gewehr entlud sch und die Ladung traf die alte Frau ins Herz. Sie war sofort tot. Der Sohn wurde tobsüchtig und mußte gefesselt werden.
Ms der achtjährige Knabe des Söldners Angele in Saulgau aus der (Anhöhe mim sog. tiefen Weg die Kühe seines Vaters hütete, gerieten diese an einen steilen Zlbhang, stürzten ab und erlitten so schwere Verletzungen, daß sie sofort geschlachtet werden mußten. Ter Unglücks- säll trifft «Angele und seine zahlreiche Familie um so Härder, als er nur diese beiden Kühe besaß.
Bei den gegenwärtig im Kanton Thurgau stattfindenden schweizerischen Manövern wurde ein Soldat des thurg. Bataillons 125 von einem Soldaten des Züricher Bataillons 121 durch einen scharfen Schuhgetötet. Dem ermittelten Täter, welcher sich übrigens selbst meldete, scheint durch einen unglücklichen Zufall scharfe Munition unter die blinden Patronen gekommen zu sein. Der Getötete ist verheiratet und hinterläßt Frau und Kinder.
Genchtssaal.
Das Urteil in dem Stuttgarter Mititär- beleidigungsprozeß
ist am Donnerstag Abend neun Uhr nach mehrstündiger Beratung gefällt worden. Ter Angeklagte, Oberleutnant a. D. Gramm, wurde wegen Beleidigung des Majors Weller zu drei Wochen, wegen Beleidigung des Generalmajors von Berrer zu Ick/z Monaten Gefäng- n i s, mithin zu einer Gesamtstrafe von zwei Monaten Gefängnis und zur Tragung der Kosten verurteilt. In der Begründung heißt es, daß auch im Brief an Major Weller die Wahrung berechtigter Interessen nicht in Betracht käme. Das Schreiben mit seinem beleidigenden Inhalt lasse deutlich erkennen, daß Gramm sich an dem Major habe rächen wollen. Zuzugeben sei, daß Weller ein Benehmen an den Tag gelegt habe, das nicht gebilligt werden könne. Es seien Ausdrücke gefallen, die das Maß des Erlaubten überschreiten und geeignet waren, die Leute in ihrem Ehrgefühl zu verletzen. Was die Beleidigungen gegen Generalmajor von Berrer an- betrisft, so handle es sich um sehr schwere Borwürfe gegen einen Offizier, dessen Verhalten keinen Tadel verdiente und der es nie an Wohlwollen gegenüber dem Angeklagten habe fehlen lasset!. Dar Vorwurf des luxuriösen Lebenswandels habe nicht den Hauptgrund zur Einreichung des Mschiedsgesuchs bilden können. Ter Angeklagte habe aus verschiedenen Vorgängen wohl den Schluß gezogen, daß er keine glänzende Laufbahn vor sich habe. Das Schreiben an den Kriegsminister sei eine Anzeige gegen den damaligen Obersten voN Berrer gewesen. Auch aus anderen Briefen gehe deutlich hervor, daß Gramm sich an dem Generalmajor von Berrer habe rächen wollen. Bei der Strafzumessung käme in Betracht: das straflose Vorleben des Angeklagten, die verschiedenen Begleitumstände, wie der Streit mit den Schwiegereltern und die irrtümliche Annahme, von Weller ungünstig qualifiziert worden zu sein, andererseits konnte nicht außer Acht gelassen werden, daß es sich um sehr schwere Beleidigungen gegen den Generalmajor von Berrer handle.
Avei doppelte Todesurteile.
Die Mord- und Erpresscrtaten der Brüder Karl und Friedrich Coppius, die, wie erinnerlich, vor etwa zwei Jahren in Leipzig spielten und Furcht und Schrecken weit über Sachsen hinaus verbreiteten (ihnen wird u. a. der Uebersall aus einen Geldbriesträger und die Ermordung des Ehepaares Friedrich zur Last gelegt), wurden in dieser Woche vor dem Schwurgericht in Leipzig verhandelt. Tie Brüder waren geständig; beide wurden je zwe i- mal zum Tode und dauerndem Ehrverlust, Karl Coppius außerdem zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die "Angeklagten nahmen das Todesurteil ohne sichtliche Erregung aus.
Eltwangen, 7. Okt. Der wegen Mord und Brandstiftung angeklagte Heinrich Strohm ist vom Schwurgericht nach zweitägiger Verhandlung zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
Leipzig, 6. Okt. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Schriftstellers Franz Gorctzki, der am 20. Juli vom Landgericht in Offenburg in Baden wegen Verbreitung einer unzüchtigen Schrift und versuchter Erpressung zu Ich? Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt worden war. Er kündigte eine Schrift über angebliche sittliche Verfehlungen Krupps an und versuchte aus die Familie Krupp einzuwirken, um ihr Erscheinen zu verhindern.
Lustschiffahrl
„Ersatz Deutschland".
Friedrichs Hafen, 5. Okt. In der Zeppelin- lnstschiffbauwerft wird angestrengt gearbeitet. Das neue Luftschiff „Ersatz Deutschland" liegt in seiner Riesenhalle und das Äluminiumgerippe ist fertig. Mit der Fertigung der Gasballonethüllen ist begonnen, ebenso mit der Umhüllung des Luftschiffs selbst. Das Ganze macht in dem gewaltigen Raum und mit den riesigen Dimensionen einen großartigen Eindruck und ist ein Beweis des auf der Werft herrschenden Arbeitseifers. Heute wurden in der Werkstätte Motoren ausprobiert: ihr Getöse drang hinaus ins Freie. In den Kreisen des Luftschiffbaus ist trotz des letzten schweren Unglücks in Baden-Oos die Zuversicht auf eine gesunde und gedeihliche Weiterenttvick- lung des ZeppeliMverkes nicht geschwunden; sie hat durch die in Baden errungenen Erfolge und die guten Einnahmen der so prächtig gelungenen Fahrten eine neue Stärkung erfahren. Auch ist es jetzt möglich, bei dem Ersatz „Deutschland" weitere Neuerungen und Verbesserungen anzubringen. In Mer Frische weilte Graf Zeppelin in den letzten Tagen wieder in der hiesigen Stadt und besuchte auch die Lustschiffwerft.
Luftsport in Rußland.
Petersburg, 6. Okt. Oberstleutnant Odin- zow pnd Ingenieur Rynin, die am Menstag Nachmittag vom hiesigen Flugplatz im Freiballon aufgestiegen waren, telegraphierten von der Station Vaertsilae an der Strecke Wiborg-Joensu in Ostfinnland, daß sie nach neunzehnstündiger Fahrt gelandet seien. Sie haben mit Erreichung von 6350 Meter einen russischen Höhenrekord ausgestellt.
Vermischtes.
Ein Feuerdeftattuugslied.
Die „Münchener Jugend" bringt ein kurzes Gedicht, das bei dem Kamps um die Zulassung der Feuerbestattung in Preußen besonderes Interesse verdient. Es hat den bekannten Bismarck-Schriftsteller, den wiederholt, so für ein Goethe-Lied und eine Schiller-Hymne, preisgekrönten Dichter Max Bewer in Laubegast bei Dresden zum Ver- Versasser, woselbst man augenblicklich mit dem Anfwande von einer Million ein Krematorium nach Entwürfen des nach Hamburg berufenen Kunstgewerblers Professors Schumacher erbaut. Wer Kewers „Göttliche Lieder", sein Prosawerk „Der deutsche Christus", seine „Weltgedanken", seinen „Künstlerspiegel" und anderes von ihm kennt, weiß, daß er die ganze Schöpfung auf einen Feuerakt, auf die künstlerisch flammende Phantasie Gottes zurückführt, daß er aus dem „Flammensall" des in seinem Hochmut gestürzten Luzifer unsere eigene, früher durch das Weltalt feurig kreisende Erde sich bilden läßt, daß er im menschlichen Blut nur einen „anderen Aggregatznstand" der einst gasförmigen Weltglut erkennt und alles Leben und Sterben auf den ans- und wieder einatmenden Odem Gottes zurückleitet. Diese Weltanschauung hat ihm denn auch sein Feuerbestattungslied eingegeben. Das Gedicht selbst ist unter dem Titel „Flammenlied" als Text zu einem vier- oder achtstimmigen Choral gedacht oder zu einein mehrstimmigen Knaben oder Männerchor, der beim Hinunterscnken des Sarges in den Flammenherd erhebend und trostreich anhebt:
„Heilige Flamme, nimm mich wieder.
Den der Odem Gottes schuf,
Feuer floß 'mir durch die Glieder Einst bei seinem Schöpserruf;
Sonnenwelten ließ er kreisen Sternenfunkelnd über mir,
Und auf flammenden Geleisen,
.Vater, kehr' ich heim zu dir!
Singend wie an einer Wiege,
Bringe brausend mich zur Ruh,
Und die freie Seele fliege Staubverllärt dem Lichte zu!"
— Katzenjammer. „Mer Huber, Huber, Sie sind ja schon wieder bezecht! Sagen Sie nur in aller Welt, warum Sie sich immer so betrinken müssen?!" — „W—w—weil i halt so ung — glücklich bin! — Unglücklich? Warum denn?" — „W—w—weil i so v—viel saus'!?" ..«(Fl- M-)
Handel und Volkswirtschaft.
Die Weinerute in Ungar«.
Aus Pest wird der Frkf. Ztg. geschrieben: „Nach den an das Ackerbau Ministerium gelangten Berichten hat sich die Situation in den Weingärten tn den letzten zwei Wochen nur unwesentlich verändert. Das Regenwetter in der zweiten Hälfte des Monats Sept. hat in den meisten Gegenden nachteiligen Einfluß geübt, da an sehr vielen Orten die Trauben geplatzt sind und so der Fäulnis ansgesetzt waren. Im großen und ganzen hat sich das Gesamtresultat qualitativ wesentlich gebessert. Die Menge betreffend, kann das Ergebnis im Landesdurchschnitt auf 3—20 Hktl. per Katastraljoch geschätzt werden, was einer guten Mittel-, stellenweise stark unter Mittelernts entspricht. In den bekannten Weingegenden Szekszard sind 3 Hktl., in Meues 18—20 Hktl. per K.-Jvch zu erwarten. Die Weinpreise steigen weiter.
ZteSerstcht Ü5er die Aki/ch-Sreife
der lö größten Städte des Landes im Monat September 1510.
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