jlGMs? KllMM vllä Isg3!

mit Erzähler vom Schwarzwald.

Lrsäisru! so sllsll VsiMges. llkosnsment ia cksr i-isül sigrtölWrl. ttl. l.35 monstl 45 K.

Sgi sllski wSrlt. kostsartsliss unä gotös im Orts- s. Aslkösr- vrlsvsrkgiir vlerkslj. Hk. 1.35, su55erkislb ässsslöss Kl. l.35, Kiers Ls sisIIgM 3S Lkg.

v Leleioll kir. 4l. ,

>---<>

Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der. Ugl. Forstämter lvildbad, Meistern. Lnzklästerle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Nr. 224.

Portugal. .

^Es lebe die Rep»,blik!"

Am 1. Februar 1908 nniß-le König Carlos von Por­tugal den von seinem Ministerpräsidenten Franev inspi­rierten Versuch, durch einen Staatsstreich eine Besserung in der korrupten Vertoaltung des Landes, herbeizusü!^ ren, mit seinem Leben büßen; an seiner Seite sank auch sein Sohn, der Kronprinz, tot zu Boden. Zwei und ein halbes Jahr später, am 4. Oktober 1910, sendet das vor Lissabon liegende brasilianische KriegsschiffSao Paolo" eine Dampsbarkasse vor den von republiranischen Kugeln zerschossenen Palast, um den jungen König Manuel und seine intrigante Mutter Amelie aufzunehmen. Tie tvnigstrenen Gruppen bilden bis zur Barkasse Spa­lier und die Republikaner, in diesem Augenblick schon die Herren von Lissabon, lassen den König ziehen. An dem Zeitabstand, der zwischen beiden Ereignissen liegt, läßt sich schon ermessen, daß die Lage Portugals schon lange für ei»ie Umwälzung reif war. Seit Jahrzehnten leidet Portugal unter einer korrupten Verwaltung und einem nicht minder korrupten Parlamentarismus. Zwei Par­teien, die Regeneradores und die Progressistas, lösten sich­ln der Regierung des Landes ab, und zwar nach dem auch in Spanien üblichen sogenannten Rorativsystem; das Kabinett tritt nach einer bestimmten Frist zurück und über­läßt der Opposition die Regierung, die nach der gleichen Frist ebenfalls znrücktritt, und so weiter. Tas Ergebnis dieser schönen Abwechslung ist, daß jede Partei, so lange sie am Ruder ist, für sich und ihre Anhänger sorgt und die Opposition, wenn die Reihe an sie kommt, nur der Form wegen betreibt, vor Allem aber sich davor hütet, sich den Rückweg zur Regierung zu versperren; die Interessen des Landes, eine tüchtige Vertoaltung, Reformen u. bergt, sind gänzlich Nebensache. In Portugal war schon vor drer Jahren die Lage so weit gediehen, daß der König Carlos sich entschloß, dem Vorschläge des Ministerpräsi­denten Joao Franco, eine Aenderung durch einen Staats­streich zu erzielen. Gehör zu geben. Franco wurde Dik­tator; er verabschiedete das Parlament und begann die ihm nötig scheinenden Reformen durch königliches Dekret einzuführen. Dieser Versuch scheiterte und es kam die Katastrophe, die dem jungen Dom Manuel so plötzlich den Weg zum Thron frei machte. Franco floh.

Iirzeiwlg nur 8 kkg. üllsioürtlge ro klg., die klM- sps'liZL Zgi-Nönckrsitb.

MlöMl! 15 k!g. cliö LAittsils.

8sl Visck-rrkvlsnggll önlspr. ksvütl.

t'5gMS!NLNt8

nsck llshörsinkmck. fglsgrgnuit-äckresss' LchlüSkrärchrlU MMgä. . >-

Me

Freitag, den 7. Oktober IS L«.

Er tzibt Dicbe. die von der» Gesetzen nicht bestraft werden, und dem Menschen doch das Kostbarste stehlen: die Zeit.

Napoleon 1.

Großindustrielle.

Roman von Ernst Georgy.

12j (Nachdruck verboten)

(Fortsetzung.)

Gerda Boardet spürte das Schlagen ihres Herzens, als sie äußerst beherrscht sagte:Könnten Sie, Ex­zellenz, gerade in der heutigen Zeit ein solches Bündnis wünschen?"

Ich würde es für beide Teile als Glück ausfassen."

.Herr Werner als Gatte einer Sadow?"

Ihr Ton klang so verächtlich, daß der Minister sich ihr erstaunt zuw-andte.Eie scheinen bei Gott nicht zu wissen, wer Herr Werner ist, abgesehen von seinem Talente?"

Doch, ick) weiß es genau, Exzellenz. Ter Sohn einer reich gewordenen Fabrrkanitenfamilie!"

Gräfin," entgegnete der Me Herr überrascht,ich dachte immer, Sie im Süden wären sogar weit demo­kratischer als wir."

Jene Sphären müssen auch deinokratffch sein", sagte sie mit einer Handbewegnng.Wer wir?"

Wissen Sie, daß Majestät sich Freund der Familie Werner genannt hat und sie offiziell und offiziös be­sonders auszeichnet?"

Es gibt auswärtige und innere Politik."

Sehr richtig, Gräfin Boardet, aber Diplomatie fällt hier absolut fort. Ter alte Werner ist mein Duzfreund, worauf ich stolz bin. Eine Familie von. solchem makel­losen Rufe, die so viel Genie und Fleiß in sich birgt, verdiente noch weit mehr. Im übrigen", fuhr er Lasch lvrt, um eine Erwiderung zu verhindern,darf ich Ihnen wohl nun nicht mehr vorenthalten, daß mein ältester Sohn sein kurzem mit Agnes Werner verlobt ist. Wir sind außer­ordentlich glücklich über seine Wahl."

'Gerda unterdrückte nunmehr jeden Widerspruch und sprach einige beglückwünschende Phrasen.

Der Minister aber nahm seinen Gesprächsfaden von vorher wieder auf.Sie wissen nicht, wie die Werner-

schen Töchter umworben waren, und Franz und Hartwig können heute an jeder Tür anklopfen, au jeder, Gräfin. Es ist mir manchmal eher peinlich, wie unsere Mütter und Töchter sich um die Herren bemühen."

Sollte bei diesen Tarnen nicht der Tanz um das goldene Kalb eine Rolle spielen, Exzellenz?" fragte sie.

Daß diese Erwägungen mitsprechen, davon bin ich überzeugt", gab er zu.Wer in diesem Falle brauchten sie wirklich erst in zweiter Reihe zu stehen. Beide Söhne meines Freundes Werner sind treffliche Menschen. Der Wltefte, unser Dichter, ist schwer zu durchschauen, Kos­mopolit, Sportsmann, mehr Globetrotter geworden. Da­rum verblüffte mich sein Stück"

Das im Grunde nichts als Theatermache ist."

Nicht nur, Gräfin. Bedenken Sie die zwei Liebes-- szenen im zweiten Mt und den Schluß. Da ist inuerej Glut! Ist Temperament von fast jugendlicher .Unreife. Da offenbart sich in dein Jungen, den wir alle für blasiert gehalten haben, etwas wie titanische Urkraft. Nein, der kann noch viel bringen. Passen Sie auf."

Hui vivra - vsrrM, sagte sie und lenkte zu einem anderen Thema über.

Ter Ball war in vollem Gange, die Paare drehten sich im Tanze. Jur Zimmer des Freiherrn waren einige Spieltische aufgestellt, und darum herrschte nur von kurzen Ausrufen unterbrochene Stille, wahrend der über dem Raum lagernde Tabaksdunst sich allmählich zu dicken Wolken verstärkte. Tie Mütter plauderten iu den Salons, wo sie in Gruppen beieinander saßen und doch noch Zeit fanden, ab und zu forschende Blicke nach ihren Kindern zu werfen.

In dem Wintergarten hatten sich einige llnckendä Pärchen zu kokettem Spiel niedergelassen. Hartwig Werner, der neben Angelika Sadow in ernstem Gespräche sich dem Raume näherte, geleitete sie darum schleunigst in ein anstoßendes Boudoir. Dort fanden sie in einem tiefen Klubsessel den Grafen Boardet vor, der bei ihrem Eintritte aus einem leichten Schläfchen emporzufchrecken schien.

Ich hatte mich ein wenig in die Stille zurückgezogen, meine Herrschaften", sagte er in seiner chevaleresken Liebenswürdigkeit und versuchte sich Hu erheben.Wer ich freue mich, so liebenswürdige Gesellschaft zu be­kommen."

27. Jahrg

Jtvdteser Katastrophe wurde die Monarchie zwar nicht vernichtet, aber jchwcr geschädigt. Tie maßgebenden Par­teien, Regeneradores und Progressistas, vereinigten sich zum Schutze der Monarchie und bildeten eine gemeinsame Regierung. Im Anfang, so lange der Eindruck der Kata­strophe vorhielt, ging die Sache leidlich, aber bald gerie­ten die maßgebenden Parteien in Streik, der diesmal um so gefährlicher war, als sie durch verschiedene Skandale in der öffentlichen Meinung diskreditiert und durch die Ab­splitterung dissentierender Elemente sowie die Entstehung neuer Parteien geschwächt wurden, während sie zugleich der Führung durch tüchtige vertrauenswürdige Staatsmän­ner entbehrten. In den beiden letzten Jahren hat Portugal sieben Ministerien gehabt, und es hat keines, es mochte nun den Regeneradores oder den Progressistas angehören, sich länger als ein paar Monate zu halten vermocht. Tie Kammer ist zweimal ausgelöst und neugewählt worden, aber auch das hat nichts genützt. Tie Regierungen suchten sich durch Vertagung des Parlaments zu Helsen, ein Mittel das wegen des Budgets nicht immer anwendbar; roar; sobald das Parlament versammelt war, gab es Skan­dale und Ministerkrisen. Daß unter diesen Umständen an die so notwendigen Reformen nicht zu denken war, liegt auf der Hand, und Äenso erklärlich ist es, daß schließlich die Ueberzeugung allgemein tvurde: So kann es unmöglich weiter gehen!

Unter den neuen Parteien stehen die Republikaner im Vordergründe. Republikaner hat es in Portugal im- mer gegeben, aber sie waren vereinzelt, und hatten keinen Anhang unter den Massen. Erst der Widerstand gegen die Diktatur Francos brachte auch ihnen Vermehrung und Stärkung. Daß die Republikaner am Königsmord'vom 1. Februar 1908 beteiligt gewesen seien, ist von konserva­tiven und monarchistischen Blättern oft behauptet, aber nie bewiesen worden, Tie Republikaner selbst protestierten stets gegen die Beschuldigung; sie erklärten, daß sie vor­erst auf ;ede Propaganda durch die Tat verzichten woll­ten, weil sie hofften, die zunehmende Unfähigkeit der Mo­narchie und der monarchischen Parteien werde das Volk von selbst zur Republik Hintreiben, und wenn einmal die Wähler in ihrer großen Mehrheit republikanisch gewor­den seien, dann werde sich der Uebergang von der Mo­narchie zur Republik ruhig, friedlich und gesetzlich voll­ziehen. Die republikanischen Führer haben dies wieder­holt erklärt und darnach richteten sie auch ihre Propaganda ein. Sie hatten Erfolg. Bei den; Wahlen am 19. Au­

gust 1906 gewannen sie vier Mandate/die sich bei den Wahlen vom 5. Februar 1908 auf sieben, bei den Wah­len am 28. August dieses Jahres auf vierzehn vermehrten. Neben der öffentlichen Propaganda der Republikaner ging aber auch eine geheime einher, von der man allerdings nichts Zuverlässiges erfuhr: nur einige Male konnte ge­meldet werden, daß die Republikaner enge Beziehungen mit dem Heere sowie mit der Marine angcknüpst und da wie dort freundliche Aufnahme ihrer Grundsätze gefunden hät­ten; ob diese Meldungen richtig seien und Ivelche Be­deutung ihnen zugemessen werden könne, das mußte sich natürlich jeder bestimmten Angabe entziehen. Was die Republikaner wollen, das haben sie in einem Manifeste ausgesprochen, da-s sie im vergangenen Winter veröffent­licht haben. Es wird darin zunächst ausgedrückt, daß ein unüberbrückbarer Gegensatz bestehe zwischen der Demo­kratie, die Freiheit und Fortschritt erstrebe, und der Mo­narchie, die, um ihr Leben zu fristen, sich den Reaktio­nären und sogar den Klerikalen, diesen größten Feinden jeder freiheitliche» Entwicklung, in die Arme geworfen habe. Dann betont das Manifest, daß das republikanische Programm die weitestgehende Freiheit in religiöser Be­ziehung biete, und daß die Republikaner entschlossen seien, gegenüber der Monarchie, die sich aus die Reaktion stütze und bereits durch die Nation gerichtet sei, mit allen Mit­teln die Oberhoheit des weltlichen Staates gegen alle kle­rikalen Bestrebungen zu verteidigen. Zzyn Schluß sqr- dert das Manifest alle Anhänger der Partei aus, die völlige Einheit des Denkens und Handelns zu bewahren, in der die größte Kraft der portugiesischen Temokratie liege. Von Interesse ist auch, ivas Assonso Costa, einer der hervorragendsten Führer der Republikaner, kurz nach den letzten Wahlen, zu dem Berichterstatter' eines Pariser Blattes gesagt hat:Wenn ich der Freund des Königs wäre, dann würde ich ihm aufrichtig, den einzigen edlen Ausweg zeigen, deu ec noch beschreitcn kann: Er soll abdanken, recht,zcnig abdanken: das kann dann mit einer Würde geschehen, für die ihm das portugiesische Volk stets dankbar wäre, denn es würde ihn zum ersten Mal in Einklang mit den Gefühlen des Volkes setzen und ihm die Bewunderung der ganzen Welt eintragcn."

Dom Manuel II. hat diesen Rat Costas nicht befolg!, und darum ist es zur Revolution gekommen.

lieber den Verlauf und das Eraevuis derwlbcn lieaen

Komtesse Sadow, die tauge in wcuncyen genvc hatte, war au seine Seite geeilt uiw hatte ihn auf seinen Sitz zurückgedrückt.Wir fetzen uns zu Ihnen, Exzellenz/ ries sie warm,Me sind momentan in Behandlung Uno sollen jsich schonen."

Das ist wirklich nicht nötig. Ich fühle mich wohler als je!" versicherte er, aber sein Aussehen strafte seine Worte Lügen.

Ja, Exzellenz, Ihre Gesundheit: scheint sich gott­lob bedeutend gebessert zu haben," sagte sie lieb,hier kurieren Sie sich vollständig aus, das werden Sie sehen!

Ich freue mich, daß uns der freundliche Zufall hier znsammengesührt hat. Sie haben einen so erlesenen Ge- schrnack, und da Herr Wenter die Wsicht hat, sein Haus in Berlin ganz neu einrichten zu lassen, so werden Sie uns über Münchener Künstler die beste Auskunft geben können nicht wahr?'!

Mit tausend Freuden, um so mehr, mein geschätzter Herr Werner, als sich in mir eilt besonderer Verehrer Ihres Herrn Vaters mit einem aufrichtigen Bewunderer Ihrer Muse vereint. Ihr Stück gab beinah Anlaß zu einer stürmischen Redeschlacht in unserm Hotel, und ich war Ihr begeistertster Wortführer."

Hartwig verneigte jsich schweigend und nahm dein Grafen gegenüber Platz, der sich in der min folgenden Unterhaltung als feiner Kunstkenner und vorzüglicher Rat­geber entpuppte. Kam Scheitel bis zur Sohle Kavalier, voller Bildung und Liebenswürdigkeit, Hane er die Er­ringung einer Frau wie Gerda Nelsin wohl verständlich machen können. Jedoch sein krankes, greises Aussehen, das selbst alle angewendeten Künste nicht verdecken konmen, ließ, die Ehe einer so schönen jungen Frau mir ibm zu- einem Rätsel oder einer peinlich peingienden Sache werden.

So sehr sich Werner auch mühte, mit seinen Ge­danken ganz: bei der Frage seiner neuen Einrichtung zu bleiben, er vermochte es nicht. Verbittert und voller Ge­ringschätzung mußte er der wundervollen Frau gedenken, die unweit von ihm, den sie verschmäht, rrnd dieser; Menschenruine, die sie erwählt, nach lockenden Weisen Von Arm M Arm flog. Nur, um nicht in die Lage zu kommen, mit ihr zu tanzen oder ihr immer begegnen zu müssen, hatte er auf den Ansenthalt im Ballsaal ver­zichtet.

. .. Zf'..; ? .? Uortfttzung folgt.) i f

GW

4

M

fff

M

'ist

'N

.DH;