mit Erzähler vom Schwarzwald.

Lrsitietnt so sllsn ISerkisgeo.

Mlmginslit

tu üer Ltsül vlertöljskrl. itl. 1.35 lnonsil. 45 K.

n

! sllso isürtt. vortsostsHsn voll Loten Im Orts- u. Kslkidgr- ortsverketir vierteil. U. 1 . 3 s, siisLerlmlb äesseiöso Ä. r.35, kieru LestsIIgM 38 Kg.

riLlLioll Kr. 4!.

Nr. 233.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der rrgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

Donnerstag, den S. Oktober ISIS.

!l^

loserste vor 8 Ltg. Lu5!ssrttge 10 Kg., Sie kleto- '« zxstttge öermvllüeeite.

Kektsmon l5 Kg. <tte retitreits.

Lei VtleüsrlioluiMN ootspr. ksöstt.

/''ignoements oocki Uebereinkollit.

7eIegrsmM'Mrgsse: 5Ätügrr!ss!c!Lr ^__

MW

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Naumann über Bassermann und Bebel.

Reichsiagsabgeordu. Friedrich Naumann ver- össentlicht im Berliner Tageblatt unter der Neberschrist Bassermann und Bebel" einen längeren Artikel, worin es heißt: Nun haben beide. Bassermann und Bebel nochmals und in aller Form vor ihren beiderseitigen Parteien erklärt, daß die von mir ansgegebene Parole Bon Bebel bis Bassermann" Unsinn sei; sie wollen beiderseits gegenseitig Todfeinde bleiben und reichen sich in ihrem Entschluß, ihre Feindschaft zu erhallen, schmun­zelnd die Hände, wie zwei römische Auguren, die wissen, wie es gemacht wird, ^eder von beiden denkt an die Wah­len, wo man sich notgedrungen so schlecht machen muß wie möglich, und sie beschließen beide, daß alles jo bleiben solle bis ja bis einmal entweder alle Sozialde­mokraten n a t i 0 n a l l i b er a l oder alle N a ti 0 - na lliberalen sozialdemokratisch geworden sind. Solange will jederwarten", das heißt, er will solange Len schwarz-blauen Block regieren lassen. Das kann den Herren ans der rechten Seite sehr angenehm sein, denn sie leben ja vom Streit aus der Linken. Wir aber, die wir gern noch den Tag schauen möchten, an dem einmal die politische Herrschaft der Klöster und Rittergüter ge­brochen ist, wir haben dabei nur die eine traurige Empfind­ung, daß weder Bebel noch Bassermann etwas anderes leisten als Kirchturmpolitik ihrer Partei. Aus Partei- gr ünd en verwerfen sie.den einzigen Weg, der zum Sturz der alten Herrschaft führen kann, verwerfen beide die An­wendung des badischen Bl ock-s aus das Reich und aus Preuße n. Ter Artikel schließt: Man sage uns doch einmal, woraus sonst die Linke warren soll? Wozu treiben wir denn Politik? Um zu rasonnieren oder um etwas zu erreichen? Genügt es Bebel, immer nur der Re­volutionär ohne Revolution zu sein, oder genügt es Basscr- mami, ähnlich wie Bennigsen, als kommender Mann nur für kommende Situationen dahinzngehen? Dazu müßte doch zuviel wirkliche politische Glut in den Adern dieser beiden Männer fließen. Die Sozialdemokratie muß auf­hören, mit der inhaltlos gewordenen Phrase zu spielen und die Nanonallibcralen müssen wieder liberal werden, das heißt autttonservativ. Das ist ein Erziehnngsproblem aus beiden Seiten. Aber gerade deshalb, weil solche Er­ziehung sich nicht ohne zahlreiche Diskussionen vollzieht,

tipp, un; dci; be'Iige Mysterium einer Persönlichkeit mit Achtung behandeln; rennet doch nicht ehrsurchtsios in eines Men­schen mneisies Heiligtum.

Thomas Larlyle.

Großindustrielle.

Nomau von Ernst Ge 0 rgy.

Hs (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Wer weist, welch neues, .interessantes Drama sich soeben in Ihnen znsammenbraute? Ihr Antlitzj halbe etwas vom Ausdruck des schaffenden Zeus", sagte die starke, weißhaarige Tarne freundlich.Ich mußte und durfte Sie aber.stören. Durfte, weil Sie heute nicht in Ihrem Arbeitszimmer der Muse, sondern im Ballsaal der Gesellschaft gehören. Mußte, weil Liesa und Traute, meine Nichten, mich schon seit zehn Minuten braun und blau kneifen, da sie dem berühmten Dichter vorgestellt werden wollen. Die Kinder haben gestern Ihr Stück ge­sehen Und sind wie verzaubert. Hier haben Sie aus der Milzen Linie gesiegt."

^ Hartwig Werner schaute auf die blühenden, erst in diesem Jahre eingesührten Schwestern, die beide mit glut­roten Wangen und vor Ehrfurcht glänzenden Augen wahre Hofknste machten.

Wie erfreut mich Ihr Beifall, meine Damen."

Oh, es war so wundervoll!" flüsterte Lisa, atemlos vor Aufregung.Es war der schönste Abend unseres Ens!" versicherte Traute.Wir haben uns noch üic -W gut im Theater .unterhalten."

Es ist das erste moderne Stück) das wir sehen durften."

Unsere Freundinnen beneiden uns alle, dah wir hmte den großen Dichter so von Angesicht zu Angesicht when können."

Meine Nichten geben auch nicht eher Ruhe, mein ?^ber junger Freund, ehe Sie beiden die so unbezahl- vstsen Autogramme auf die deshalb eigens vom Taschen- MU> erstandenen Fächer geschrieben haben", fügte die Ba- hinzu.

^ versprach es 'lächelnd und plauderte Mit den jungen

gerade deshalb dürfen wir auch nicht schweigen von der Zukunstsidee der deutschen Linken.

Die Großstädte ihre eigenen Bankiers.

Die GeldvermittlnngssteLe deutscher Großstädte so schreibt man derVoss.' Ztg.", die im vorigen Jahre in Kassel begründet wurde, hat bereits bemerkenswerte Erfolge aufzuweisen. Sie entstand aus einer Vereinbar­ung der drei hessen-nafsanischen Großstädte (Kassel, Frank­furt a. M. und Wiesbaden) über eine direkte Vermittlung von Geldangeboten und Nachfragen nach vorübergehend benötigten Beträgen, aus Grund deren z. B. die Stadt Wiesbaden der Stadt Kassel ein Darlehen von kHz Millionen Mark aus 3 Wochen gewährte und bei diesem Geschäft rund 1200 M gegenüber der regelmäßigen Bank- Verzinsung verdiente, während der Nutzen der Stadt Kassel noch größer war. Der Abmachung war als Zinssus Hst v. H. unter Reichsbankdiskont zu Grunde gelegt. Das Geschäft für beide Städte beruhte in der Spannung zwi­schen diesem Satz und dem Guthaben- od?r Schuldzinsfuß, den sic von ihrer Bank erhalten hätten oder hätten zahlen müssen. Aus Grund dieser Erfolge beschlossen im Oktober 1909 in Kassel die Vertreter von 22 west- und mittel­deutschen Großstädten eine Geldvermittlungsstelle mil dem Sitze in Düsseldorf unter der Leitung des dortigen Oberbürgermeisters zu gründen, der alle deutschen Städte mir mehr als 80 000 Einwohnern beitreten können. Bis Mitte Juli sind nach den Angaben der ZeitschriftKom­munal; inanzen" 16 Geldnachfragen in der Gesamthöhe vorr 21500000 Mark eingegangen, von denen 12 im Be­trage von 13 830 000 M befriedigt werden konnten, sowie 23 Geldangebote in Höhe von 20 030000 M, von denen 12 280 000 Mark untergebrach-t wurden.

*

Ludwigshafen, 4. Okt. DiePfalz. Post" will ans zuverlässiger Ouelle erfahren haben, dag der Pfarrer Geb­hardt in Ludwigshafen-Mundenheim zum Bischof von Speyer bestimmt sei und daß dessen Ernennung jeden Tag erfolgen werde.

Frankenterl, 3. Okt. Gegen zwei hiesige Lehrer ist dem Vernehmen nach ein Disziplinarverfahren beantragt worden, weil sie bei Anwesenden in einer am Freitag den 16. September im Schellerschen Saale dahier stattgehabten sozialdemokratischen Volksver­sammlung, in welcher Rechtsanwalt Ackermann von hier über das ThemaPerSnlich.'s Regiment oder Volks-

! regiernng" sprach und Kritik an der bekannten Königsber­ger Kaiserrede übte, wiederholt Beifall geäußert und insbesondere einzelne scharfe Aeußerungen des Redners durch die WorteSehr richtig!" bekräftigt haben sollen.

Arnsberg, 5. Okt. Im hiesigen Lehrerinnen­seminar sind 90 Seminaristinnen nach dem Genuß von Fischen erkrankt.

Hirschberg, 4. Okt. Ter Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Hirschberg-Schönau, Amtsgerichtsrat W a g- n er, Mitglied der Fortschrittlichen Bolkspartei, ist heute mittag hier im Alter von 44 Jahren gestorben.

Cottbus, 4. Okt. In Forst ist heute die Arbeit in den vom Streik betroffenen Tuchfabriken zu den bis­herigen Bedingungen wieder ausgenommen und der über diese Betriebe verhängte Boykott wieder aufgehoben worden.

Ausland.

Die Revolution in Portugal.

Nach Meldungen, die gestern von verschiedenen Haupt­städten des Kontinenrs zusammenliesen, hat nunmehr nach der Türkei und nach Griechenland auch Portugal seine M i l i t ä r r e v 0 l u t i 0 n. Ein gr 0 ß e r Teil des p 0 r- tugie fischen Heeres, besonders die Artillerie, sowie die ganze Marine haben sich gegen das Kö­nigshaus erhoben. Tie Kriegsschiffe hißten die repu blikan is che Flagge und bombardierten am Dienstag nachmittag um 2 Uhr das Königsschl 0 ß zu Lissabon. An das Bombardement reihte sich ein Feuergesecht in den Straßen und bald darauf wurde die Königsstandartc von den Zinnen des Schlosses geholt und die republikanische Flagge ausgesteckt. König Manuel soll nach einer Meldung in den Händen der Republikaner sein, nach einer anderen ist cs ihm gelungen, zu entfliehen. Diese bedeutungsvollen Nach­richten sind nur langsam und stückweise mittels draht­loser Funkentelegraphie, die ein vor Lissabon liegender Dampfer mit Paris und London unterhielr, hereinge- drnngen, weil die Republikaner sämtliche Telegraphen­linien durchschnitten und den gesamten Eisenbahn- und Schiffsverkehr ins Stocken -gebracht, hatten.

Tie Revolution in Portugal wirkt deshalb so über­raschend, weil sie anscheinend nicht von den Parteien aus-

Damen, bis zu Tisch gegangen wurde und er Komtesse Angelika Sadow, laut Vorschrift seiner Karte, zu enga­gieren hatte. Werner fand seine ihm schon bekannte und sympatische Partnerin in einem der anstoßenden Räume.

Die Türflügel des Speisesaales waren auseinander und in die Wände gerollt worden. Die Musikkapelle spielte den berückenden Hochzeitsmarsch aus demSommer- nachtstraum". Plaudernd zogen die Paare in den lichten, rissigen Saal, der in «einen Wintergarten mit dunklen Palmen, sprühender k'oittaino Inmiiwuss und raffinierten Belöuchtungseffekten zwischen blühenden Pflanzengruppen mündete.

Ein entzückender Anblick! Unsere Wirtin versteht die Tafsldekoration wie kaum eine zweite", bemerkte Kom­teß Sadow und sah sich beifallsfroh pm.

Aeußerst geschmackvoll und intim in der Wirkung!" gab Werner zu.

Es waren sechs Tafeln zu je zehn Personen zwischen künstlich geschaffenen Lauben gedeckt. Alle Wölbungen der Decken über den mit harmonierenden Atlasbändern Um­hüllten Maste bestanden aus zartgrünen Blattgeschlingen, aus denen die Beleuchtungskörper wie Tropfen herab­hingen. Je nach der Farbe der Tifchblumen und der Gedecke waren dichte Büschel von Flieder, Veilchen, Mai­glöckchen oder gelben Rosen in den vergoldeten Körben der Mästenden oben befestigt und zogen sich in hängenden Bögen zu den Lunden Tischen, wo sie die kristallenen, mit Früchten Md Konfekten gefüllten Mittelprunkstücke in Tuffs kranzförmig umgaben. Zwei Mittellauben für die Ehrengäste zeigten kunstvolle Kombinationen aller Blumen Und Farben, die vier Ecktische waren nur auf eine Blume, eine Farbe gestimmt.

Eine Schar von Bedienten servierte läutlos unter! Aufsicht eines Hausmeisters die erlesensten Delikatessen Und Weine.

Die Stinrmung stieg mit der fortschreitenden Mahl­zeit. Auch Werner war mit seiner Tischdame in ernstem Gespräche begriffen, als der Herr des Hauses an sein Glas klopfte -und sich zu einer Ansprache an die Gäste erhob.

Der Freiherr Von Ronsach war ein bekannt guter und witziger ^Sprecher, der sich, der Mode entgegen, die Ge­

legenheit zu einem Toast nicht nehmen ließ. Auch heute lauschten alle mit Vergnügen seinen scharf pointierten Worten. Mehrmals unterbrachen ihn minutenlange Lach­salven. Als Hausherr begrüßte er warm die seltenen Gäste: Gräfin pud Graf Boardet als hoffentlich nun ständigere Besucher seines Heims. Dann ließ er die einzelnen Größen des Staates auf den verschiedenen Gebieten nicht un­erwähnt, feierte den Geheimrat Werner und kam von ihn ans seinen Sohn Hartwig.

Myra Ronsach warf bei dieser Wendung/und der besonders herzlichen Form, in der ihr Gatte den neuen Dramatiker andredete, einen etwas besorgten Blick ans ihre Freundin, Gerda, die einer der Minister führte, saß ruhig und kühl da und zerkrümelte ein Stückchen Weißbrot.

Ihre Augen blickten ans Werner, der ihr an einem der Ecktische in Sehweite gegenübersaß und auffallend ernst den Worten zu lauschen schien.

Ronsach hob seinen Kelch und leerte ihn auf das Wohl seiner Gäste.

Man trank ihm dankend zu.

Tie Unterhaltung kam wieder in Gang.

Wir werden vielleicht in den gleichen Räumen bald Gelegenheit haben, eine Verlobung zu feiern", sagte Gerdas Partner leise.

Eine Verlobung, Exzellenz?" wiederholte sie ziem­lich gleichgültig.

Sehen Sie dorthin in die Fliederlaube. Wir Vermuteten schon im letzten Winter, daß die Entscheidung nahe wäre. In.diesem wird sie Wohl fallen."

Ich weiß nicht recht, auf wen Sie anspielen, Ex­zellenz; vergessen Sie nicht, daß ich erst kürzlich aus München kam."

Pardon, Gräfin, das vergaß ich allerdings", sagte er mit vorsichtigem Rundblick.

Ich zielte auf die Tochter meines verehrten Kollegen: Angelika Sadow, ein prachtvolles Geschöpf. Sie hat aus ihrer Sympathie für unfern jungen Dichter da nie ein Hehl gemacht. Er schätzt sie gleichfalls nach Gebühr und ist allenthalben ihr Tischherr. Ein ganz famoses Paar die beiden Leutchen."

(Fortsetzung folgt.)