Bukarest, 30- Sept. Staatssekretär von Kider- len-Wächter ist in Sinaia eingetroffen, irm dem König sein Abberufungsschreiben zu Überreichen. Morgen ! Wend trifft der Staatssekretär in Bukarest ein und reist ! am Sonntag oder Montag nach Wien.

; Petersburg, 30. Sept. DieNowoje Wremja" teilt aus offenbar guter Quelle mit, daß die Gerüchte betreffend Ueöernahme des Ministeriums des Musterest durch Stolypin unbegründet seien. Auf Jswols- kis Posten kommt sein Gehilfe, Sasonow. Jswolski ist bereits zum Botschafter in Paris ernannt.

Württemberg.

Dicnstnachrichten.

; Der König hat dem zweiten besoldeten Gemeuiderat Dr. Mattes ! in Stuttgart aus Anlab des Ausscheidens aus dem städtischen Dienst das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens verliehen, er hat weiter den Bahnmeister Neck in Eckartshausen nach Hechingen und den Eisen- bahnsekretär Gößele in Kornwestheim nach Schorndorf ihrem An­stichen entsprechend versetzt, sowie den Bauwerkmeister Schwarz zum technischen Eisenbahnsekrelär bei der Eisenbahnbauinspektion Sig­maringen, den Landrichter Albus in Stuttgart zum dicnstaufsicht- sührendcn Amtsrichter in Wangen mit dem Titel Oberamtsrichter, den Amtsrichter tit. Obcranttsrichter Megenhart in Oehringen zum dienstausstchtsührenden Amtsrichter in Neckarsulm, den Gerichts- ossessor Kiefer in Stuttgart zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Stuttgart Stadt ernannt, dun Amtsgerichtssckretär Lamparter in Göppingen die nachgesuchtc Entlassung aus dem Staattüenst bewilligt und den Amtsgerichtssekretär Walker in Rottweil seinem Ansuchen ! gemäß an das Amtsgericht Göppingen versetzt. Weiter: den Amt­mann Dorn, Kollegialhilfsarbeiter bei dem Vorstand der Versicherungs­anstalt Württemberg, zum elatsmäßigen Assessor bei dieser Behörde mit dem Titel Oberamtmann, den Regierungsassessor Rüdiger bei dem Ober.mt Tübingen zum Amtmann bei dem Oberamt Böblingen, ! den Rcgierungsassessor Wagner bei den: Oberamt Münsingen zum Amtmann bei dem Oberamt Aalen, den Rcgierungsassessor Marquardt bei dem Obeiamt Oehringen zum Amtmann bei dem Oberamt Tü­bingen, den Rcgierungsassessor Rcgelmann bei dem Oberamt Urach zmn Amtmann bei diesem Oberamt, sowie den Regierungs- aiseffor Zeller bei dem Amtsoberamt Stuttgart zum Amtmann bei dem Oberamt Lndwigsburg befördert.

> s Die Gefangenenarbeit in Württemberg.

Der dieser Tage erschienene Bericht über die Ver- s Wallung der gerichtlichen Strafanstalten gibt erstmals ge­nauere Aufschlüsse über die Gefangenenarbeit in Württem- ! berg. Diese ist schon des Oesteren der Beratungsgegenstand ! der Handwerkerorganisationen gewesen, wie ! denn auch das ganze deutsche Handwerk in der Zucht- ^ Hauskonkurrenz einen scharf zu bekämpfenden Geg­ner erblickt. Im Jahre 1009 waren Von den dnrchschnitt- s lich vorhandenen 1531,9 Gefangenen durchschnittlich täg- ! lich beschäftigt: mit Lohnarbeiten: auf auswärtige Be­stellungen 134,9, in eigener Regie 170,4 und im Ge- ! werbebetrieb der Strafanstalten 791,4, zusammen also ^ 1096,7 Gefangene. Die Lohnarbeiten für auswärtige Be­

steller bestanden täglich, um n ir die Hauptzahlen aufzu- ^ führen, bei 105 Gefangenen in Feldarbeiten, bei 14 in der Uhrenfabrikatton, bei 6 im Schreiben. Lohnarbeiten für die eigene Regie betrieben täglich 103 Gefangene durch verschiedene ökonomische Verrichtungen, 24 durch Küche­arbeiten, 14 durch Waschen N-f s- Am interessantesten und am umfangreichsten gestaltete sich der Gewerbebetrieb. Hier waren täglich beschäftigt mit der Korb-, Rohr-, See- ! gras-Massenfabrikation 140 Gefangene, mit der Schuh- ! macherei 100, mit der Buchbinderei 92, mit der Schneiderei ! 88, mit Steiirböucharbeiten 66, mit Schreinerei 63, mit

! Weberei 52, mit Näherei 49, mit Schlosserei mrd Flasch- ^ nerei 37 Gefangene. Verdient haben die Gefangenen

s aus Lohnarbeiten 117000 Mark, aus dem Gewerbebe-

! trieb 869000 Mark, insgesamt also 986 000 Mark oder ! nahezu eine Million. Der Reinertrag war aller­dings erheblich geringer: 435000 Mk. Diese Zahl hat seit dem Jahre 1906, wo 460 000 Mark Reingewinn aus derZuchthausarbeit" erzielt werden, ständig abgenom­men. Der tägliche Arbeitsertrag eines Gesanenen beläuft sich auf 1,32 Mk. Wer sind nun die Abnehmer der Gefangenenarbeit? Vor allem der Staat selbst. Alle

> Bedürfnisse sowohl der einzelnen Strafanstalten als der gesamten Gefängnisverwaltung werden, soweit irgend mög­lich, durch Arbeit von Gefangenen befriedigt. Die Her­stellung der Kleidungs-, Lagerungs- und sonstigen Bedarfs­gegenstände der eigenen Anstalt geschieht tunlichst durch Gefangene. Ferner wird die Herstellung von Gebranchs- gegenständen für Reichs- und Staatsbehörden, insbeson-

i dere auch für die Heeresverwaltung möglichst gefördert.

, So wurden vom Zell eng efäng ni s H eilbronn ver- j schieden« Behörden mit Möbeln, Fußmatten und eisernen ! Bettstellen versehen. Eine Beschäftigung der Gefange­nen mit landwirtschaftlichen Arbeiten findet (abgesehen von j den Gartenarbeiten innerhalb der Anstalt) in den Straf- i ttnstalten Heilbronn, Lndwigsburg, Hohenasperg, Hall und ! Rottenbrrrg statt. Dagegen haben die Ausführung von ! Jndnstriearbeiten im Unternehmerbetrieb (Herstellung Von Arbeitsprodukten auf Grund eines dauernden Vertrags- Verhältnisses) nur die Strafanstalten Heilbronn, Ludwigs- j bürg und Rottenburg zu verzeichnen gehabt. Hiebei ist zu bemerken, daß in Württemberg ein Unternehmerbetvieb ! im engeren Sinn, wonach die Arbeitskraft einer .Anzahl

> von Gefangenen an einen Unternehmer verpachtet und die Ausführung der Arbeiten Von nicht zum Beamten-

i Personal der Strafanstalt gehörigen Werkführern geleitet and überwacht wird, überhaupt nicht besteht.

! ' > *

Stuttgart, 30. Sept. Ter König kehrte heute früh von Bebenhausen hierher zurück und fuhr alsbald nach! Friedrichshafen weiter, um dort noch 3 Wochen zu ver­weilen.

Stuttgart, 30. Sept. Eine stark besuchte Versamm­lung der Sozialdemokraten beschäftigte sich gestern mit n dem Magdeburger Parteitag. Ter sehr lakoni­sche Bericht derSchwäbischen Tagwacht" teilt nur mit, daß eine Resolution gegen etwa 13 Stimmen bei zahl­reichen Enthaltungen angenommen wurde, die ihre volle Ueberernstimmung mit den Beschlüssen des Parteitages ausspricht und jeden Genossen verpflichtet, im Sinne dieser Beschlüsse zu wirken. In Berichten der bürgerlichen Presse Wer die Versammlungen wird mitgeteilt, daß es zu sehr starken Auseinandersetzungen zwischen den Radikalen Und den Abgeordneten gekommen sei. Der neue Abgeordnete

von Welzheim, Kinkel, griff dieSchwäbische Tag­wacht" wegen ihrer Betrachtung über den Parteitag heftig an. Ter iMbg. Keil verteidigte sich und äußerte, sman habe in dieser Streitfrage kein Versprechen gegeben,es. nicht wieder zu tun". Als Abg. Hey mann die Auf­fassung der Fraktion vertrat, wurde die Unruhe so stark, daß er seine Ausführungen abbrechen mußte. In einer Persön­lichen Bemerkung lehnte er es ab, daß sich die Fraktion durch die Intelligenz des Genossen Kinkel überwachen lasse.

Stuttgart, 30. Sept. The patentierte und die noch nicht patentierte Zentrumspresse haben nun Frieden geschlossen. Mufatmend teilt heute dasDeutsche Bolksbl." mit, daß derUlm er Bolksbote" sich auf ein gütliches Abkommen eingelassen habe, nachdem ihm mit derStellungnahme aller Instanzen", die nicht mit der Gründung desSchwab. Bauer" einverstanden sind, gedroht worden. Das neue Blatt soll nun statt wö­chentlich nur alle 2 Wochen erscheinen und zwar ausschließ­lich als landwirtschaftliches Standes- und Fachorgan Mit mir rein fachmännischen wirtschaftlichen Artikeln. Als Ge­genleistung soll sich dasDeutsche Uolksblatt" der wei­teren Polemik und Agitation gegen denSchwäbischen Bauer" enthalten.

Stuttgart, 30. Sept. Nach einer Blattermeldung ist der von: Stadtpottzeiamt seit dem 23. ds. Mts. steck­brieflich verfolgte ehemalige Rennstallbesitzer Friedrich Bude gestern früh in Triest verhaftet worden. Es wurde erhoben, daß Pude, der auch in Stuttgart unter falschem Namen auftrat, sich am 25. Sept. in Wien ausgehalten hat und dann nach Triest äbgereist ist. Die Polizeidirektiv-n in Triest wurde verständigt. Er wurde dem Gericht ftr Triest eingeliesert und wird nach Abschluß der Ansliefer- ungsverhandlnngen nach Stuttgart übergeführt werden.

Zn Rauxel bei Dortmund stieß ein iroch nicht er­mittelter Mann seinen vierzehnjährigen Knaben in den Dorttnnnd-Ems-Kanal.

Ter in Leipzig wegen Ermordung des Schutz­manns Herrische! verhaftete angebliche Denk ent­puppte sich als der r Nssische Anarchist Osarewski ans Odessa, der mit-einem gewissen Dombrowski, der steckbrieflich verfolgt wird, in Odessa ein mißglücktes Atten­tat auf den Großfürsten Alexander ausführte. Die Bom­ben verletzten danmls mehrere andere Personen.

Gerichtssaal.

Ein Drama beimFensterln".

Bozen, 22. Sept. Ein bekannter Raufbold, na- rnens Hackenjos, hatte das Herz einer Kellnerin in einem Gasthause bei Lienz gewonnen und kam nach Aelp- lerart nachts vor das Haus, Um bei der Holden zu fensterln". Er verfehlte jedoch das richtige Fenster und klopfte an ein falsches an. Da er trotz empörter Pro­teste einer dort wohnenden ältlichen Jungfrau sich nicht abweisen lassen wollte, trat deren Schwager, ein gewisser Zettinig, mit cynem Stocke bewaffnet, in den Hof Und versetzte dem Unbekannten, den er für einen Ein­brecher hielt, einige Hiebe. Hackenjos, welcher glaubte, daß seine Schöne nur spröde tun Und seineSchneid" er­proben wolle, raufte sich nun mit dem Zettinig und er­schlug ihn. Dann verschwand er vom Schauplatz, Ass sich das Mißverständnis am nächsten Tage aufklärte, legte Hackenjos dem Gendarmerie-Wachtmeister ein offenes Ge­ständnis ab Und meinte, er sei durch die Stockhiebe ,in seiner Ehre verletzt worden. Das Schwurgericht Bozen hatte jedoch dafür kein Verständnis und verurteilte ihn wegen Hausfriedensbruchs und Totschlags zu 6 Jahren schweren Kerkers.

Unmenschliche Behandlung einer Magd.

Ein trauriges ländliches Sittenbild enr- wickelte eine Verhandlung gegen den sächsischen Bauern Wendisch aus Altleis bei Großenhain. Dieser Und sein geistig minderwertiger Knecht Weichelt haben eine kranke Magd, weil sie mit der Arbeit nicht recht fort­konnte, regelmäßig furchtbar geschlagen: namentlich der Knecht hat sie mit Peitschenstiel und Mistgabel mißhan­delt, ohne daß der Dienstgeber dagegen eingeschritten jst. Die schwerste Mißhandlung fand am Abend vor Weih­nachten statt. Das Mädchen brach nach ihr zusammen; man ließ es stundenlang an der Erde liegen, brachte es jedoch schließlich zu Bett und ließ es dort liegen, ohne einen Arzt zN holen. Erst am 31. Dezember kam es auf Veranlassung des Gemeindevorstandes in das Gro- ßenhainer Krankenhaus, wo es am andern Tage starb. Das ganze .Dorf wußte von den regelmäßig wiederkehren­den Mißhandlungen, die Bauersfrauen sprachen beim Kaffeeklatsch von ihnen, aber niemand besaß soviel Mensch­lichkeit, einzuschreiten. Auch der Gemeindevvrstand ließ die Sache bis zum letzten Tage gehen. Aerztlich wurde; zum Glück für die beiden Rohlinge festgestellt, daß das Mädchen an eitriger Gehirnhautentzündung und nicht an den Mißhandlungen starb. Der Bauer wurde daher nur zu 6 Monaten Gefängnis, der Knecht schon früher, in Anrechnung seiner Minderwertigkeit, Au drei Wochen ver­urteilt.

Stuttgart, 30. Sept. (Kriegsgericht der 26. Divi­sion). In der Nacht znnr 14. August kam es in einer Wirt­schaft in der Altstadt zwischen Gästen zu Streitigkeiteu. Ter Urheber und Hauptbeteiligte war der Musketier Denk vom Infanterieregiment Nr. 125; er mußte von der Polizei ans der Wirtschaft entfernt werden. Seiner Verbringung auf die Kasernenwache setzte er heftigen Wi­derstand entgegen, er gebärdete sich wie ein wildes Tier und mußte geschlossen werden. Ans dem Weg zur Ka­sernenwache schimpfte er laut. Das Publikum, das sich ansammelte, ergriff für ihn Partei. Von der Kasernen­wache gelang es ihm zu entweichen. Er stieg über die Mauer Und begab sich wieder in die Stadt. Als er eine Stunde später aus einer Wirtschaft herauskam, lief er den Schutzleuten, die ihn auf die Kasernenwache verbracht hatten, wieder in die Hände. Denk ist Soldat 2. Klasse. Das Kriegsgericht verurteilte ihn zu 4 Monaten Ge­fängnis und 14 Tagen Haft.

Luftschiffahrt

Vom Bodensee, 30. Sept. Ein neues Luftschiff beabsichtigt der Zahntechniker Wbert Zollinger in Konstanz hier nach eigenen Entwürfen bauen zu jlafsen. Nach den vorgelegten Zeichnungen wird der Lenk­ballon dem Halbstarren System angehören und lediglich militärischen Zwecken dienen. Die Hülle soll eine Länge von 100 Metern erhalten. In der Anordnung der Gondel wird die eigenartigste Neuerung des Luft­schiffes bestehen. Tie Gondel- in die 2 Geschütze einge­baut werden, laust an Rollen unter der Hülle imd wird außerdem durch Luftpresser gegen die Erschütterung ge­schützt, die die abgegebenen Schüsse Hervorrufen. Als Be­satzung sind 10 Mann vorgesehen.

. ck ' '

Nancy, 1. Okt. Der Aviatiker Engelhardt, der an dem Wettflug Trier-Metz teilnimmt, ist aus Versehen über das Ziel hinausgeflogen und landete zehn Kilometer von Nancy im Departement Meurthe-Et-Moselle. Er wurde von französischen Bauers­leuten freundlich ausgenommen. Der Präfekt benachrich­tigte sofort den Kriegsminifier. Engelhardt hofft, daß ihm die französichen Behörden gesstatten, den Flug! nach Metz fortznsetzen.

Vermischtes.

Liebe und Cholera.

Folgendes tragikomisches Geschichtchen wird ans Bu­dapest berichtet: Ging da Nachmittags bei schönem Wet­ter ein Staatsbeamter höherer Rangklasse spazieren. Er lernte auf der Straße eine Dame kennen, und man sou­pierte gemeinsam. Als der Herr wieder allein war, be­merkte er, daß ihm sowohl Brieftasche wie auch goldene Uhr und Kette fehlten. Der Bestohlene ging in seiner; Verzweiflung sofort zNr Polizei, nannte dort seinen Na­men und seine Wohnung und machte die Anzeige wegen Diebstahls gegen seine Begleiterin, die er genau beschrieb. Die Kriminalbeamten hatten Glück: Schon nach kaum einer Stunde hatten sie dieschöne Rosa" in einem Cafe ansgeforscht, als sie gerade mit ein paar Freundinnen) idie AeNte teilen wollte. Sie wurde verhaftet und in den Arrest der Oberstadthauptmannschaft gebracht. Dort gestand sie unter Tränen den.Diebstahl ein und gab auch ihre Beute vollzählig wieder her. Aber noch während des Verhöres erkrankte sie unter choleraverdächtigen Symp­tomen. Furcht Und Entsetzen packte die Polizeibeamten, und Unverzüglich wurden alle Personen, die mit der schö­nen Rosa in Berührung gekommen waren, gründlich des­infiziert, ebenso die Räumlichkeiten der Polizeizentrale, in denen die Verhaftete geweilt hatte. Aber auch der bestohlene Staatsbeamte und.seine Wohnung mußten so­fort desinfiziert werden und so kam der Tragikomödie zweiter Teil: Es ist abends nach 10 Uhr. Ein mächtiger grüner Wagen mit einer ausgehängten roten Fahne bleibt vor der 'Wohnung , des Staatsbeamten stehen. Fünf Sa­nitätsmänner in Uniform kommen herauf Und klopfen ener­gisch an die Haustür. Die Frau des Hauses der un­glückliche Staatsbeamte ist nämlich verheiratet öffnet die Tür.Herr T. hat," so wird ihr bedeutet,wie er; selber bei der Polizei angegeben hat, einige Stunden in! der Gesellschaft des unter choleraverdächtigen Symptomen erkrankten Fräuleins Rosa N. zugebracht. Wir sind da­her vom Polizeihauptmann beauftragt, die Herrschaften, Dienstboten und die ganze Wohnung gründlich zu des­infizieren! Außerdem darf fünf Tage lang niemand die Wohnung verlassen!" Die Frau ruft nun ihren Gatten heraus. Er muß alles bestätigen . . . Die Frau hat am andern Morgen die Scheidungsklage eingereicht. Bei dev schönen Rosa aber scheint es sich, wie jetzt aus dem Epi­demiehospital verlautet, .überhaupt nicht Um Cholera zu handeln! ^

Die fehlende Hosennaht. Ein drolliges! Geschichtchen wird aus einer mehrklassigen Knaben- und Mädchenschule im Lauen hur gischen berichtet. Ter Lehrer hatte die ABC-Schützen in der richtigen Körper- Haltung unterwiesen und den Knaben eingeschärft, beim! Geradestehen die Finger an die Hosennaht zu legen. MH am folgenden Morgen der Unterricht beginnt, steht die jugendliche Schar auch in musterhafter Haltung da. Nur eine kleine Schülerin macht ein höchst unglückliches Ge­sicht. Auf die teilnehmende Frage des Lehrers nach dem Grunde des Kummers antwortet das gewissenhafte Kind! mit weinerlicher Stimme:Jchkann meine Hosen­naht nicht finden!"

Handel und Volkswirtschaft.

Herbstnachrichten.

Hessigheim a. Neckar, 29. Sept. Endlich beständi­gerer Sonnenschein in unserem rebenumkränzten Tale! Jeder Strahlenglanz ein Licht-, ein Freudenschimmer in der hoffenden 'Seele des Winzers. Wenn nur das Tausch- mittelMetall" nicht solche Macht besäße, könnten wir mit der Weinernte immerhin noch zufrieden sein; denn so vjel wäre zu ernten, um unseren Bedürfnissen an dev Bachusyuelle Genügenfein zu geben. Wer die Winzer sollen den Labetrunk, um schönes Metall weggeben. Nun ja, sie tun es Heuer nochmal, sicherlich ihren lieben Mitbürgern zu lieb, die an anderer Arbeitsstätte auch die Sorge umringet und des Freudenbechers bedürftiger sind. Zu späteren Zeiten, wenn die Werte anders zu gleichen und wir wieder die Goldgräber sein möchten; dann sei aber Euch Trinkern der Mammon eitel Ding, dann bringt herein, was wir.Heuer vermissen und zahlet mit Zinses­zinsen die Gabe, die wir selbstlos-Euch noch kre­

denzen werden. Was vor Monatsfrist noch köstlich für Uns war, nicht weniger als 4000 Hktl. ist zum Teil ent­schwunden, aber etwas ist noch da, und seien es nur noch 1500 Hktl., mit denen Ihr gasten könnt. So kommet Ihr alten Freunde nicht zu spät. Willkommen!

Bietigheim, 29. Sept. Wie schön der Stand der Weinberge ist, ersieht man daraus, daß Herr I. W., Wirt hier, den ganzen Ertrag seines Weinbergs an einen andern Wirt, Fr. B. hier, um eine Flasche Wein verkaufte, die sie sofort miteinander tranken.