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mit Erzähler vom Schwarzwalh.

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Nr. 227.

Donnerstag, den 2S. September INI«.

27. Jahrg.

Deutsches Reich.

Die Straßenkämpfe in Moabit

haben sich am Dienstag abend trotz der Androhung ernst­licher Maßregeln seitens des .Polizeipräsidiums wieder­hott, Es wird darüber folgendes aus Berlin gemeldet:

Berlin, 27. Sept. Gegen abend hatte sich eine etwa 3000 Personen zählende Menge in der Beusfelstriße und Sickingerftraße angesammelt. Wiederholte Zerstreu­ungsversuche der Polizei hatten nur zeitweiligen Erfolg. Auch 100 Berittene nahmen in langen Reihen Aufstellung. Schlag 7 Uhr brach die Menge in furchtbares Pfei­fen und Zahlen ans. Pfuirufe und Schmähworte erschollen. Tie Beamten zu Fuß und fünfzehn Berit­tene zogen blank, trieben die Menge mit scharfen Hieben auseinander, verfolgten sie bis in die Neben­straßen hinein und sperrten die Beusselstraße ab. Trotz­dem sammelten sich gegen HH8 Uhr wieder neue Mas­sen an. Wieviele Verletzte es gegeben hat, ist zur Zeit noch nicht festzustellen. Zwei Verletzte mußten nach der Unfallstation getragen werden.

Berlin, 27. Sept. 11m die zehnte Stunde durchzo­gen kleinere Trupps, hauptsächlich Janhagel, Rowdies und halbwüchsige Burschen, singend und sohlend Moabit, sodaß die Polizei an verschiedenen Stellen vom Charlottenburger Gebiet bis hinunter nach der Gotzkowsky- und Zwingli­straße von der blanken Waffe Gebrauch machte. An der Erle der Gotzkowsky- und Zwinglistraße wurde, wäh­rend die Polizei von der Waffe Gebrauch machte, um eine Gruppe von etwa 500 Personen zu zerstreuen, aus den Häusern mit Flaschen Preßkohlen und Scherben auf die Polizei geworfen. Hier machten die Beamten von der Brownin g p istol e Gebrauch und schossen nach den Fenstern, aus denen auf die Beamten geworfen wurde.. Ein großes Aufgebot von Potizeimannschasten wurde lsinzugezogen und berittene Schutzleute zerstreuten die Trupps nach allen Windrichtungen. Auch hierbei gab es verschiedene Verletzte. Auch wurden verschiedene Sistier­ungen vorgenommen.

Berlin, 27. Sept. Um halb zehn Uhr kam d«r Polizeipräsident sm Automobil durch die Menge

fahrend, um sich nach dem Stand der Sache zu erkundigen. Je später desto häufiger und heftiger wurden di? Zu- smcnmnstöße mit der Menge. In der Waldstuße wurde anS einem Fenster auf die Polizeimannschasten mir Nacht- geschirren und Blumentöpfen geworfen. Ein Kommando unter einem Polizeileutnant drang in das Haus Mn, um dsie Werfer festzustellen. In einer Woh­nung, die sie betraten, nmrde den Mannschaften von ei­ner Frau eine brennende Petroleumlampe entgegengewor­fen, die jedoch erlöschte. T-ie Personen wurden festge­stellt und werden sich vor Gericht zu verantwortet haben. Zn einem heftigen Zusammenstoß kam eS an der Ecke der Wald- und Turmstraße. Hier wurde aus der Menge auf die Polizeimannschaften geschossen und Sr ein? auf sie geschleudert. Tie Polizei machte hier von der blanken Waffe Gebrauch und nahm verschiedene Sisttec- nngen vor. In der Beusselstraße beim Zurückdräng m des Janhagels fielen nochmals dreiSchüsse aus der Menge, ohne daß es möglich war, die Täter zu ermitteln. An der Zwinglistraße kam es noch zu einem zweiten Zusammen­stoß, wobei aus dem Publikum auf die Polizei geschossen wurde. Es wurden verschiedene Verhaftungen vorgenom­men und die Personett nach dem Revier und später nach dem Polizeipräsidium geschasst.

Berlin, 28. Sept. Tie Streik-Krawalle in Moabit dauerten bis nach Mitternacht. In der Ro­stocker Straße und den zugehörigen Querstraßen wurden vom Janhagel und den Streikenden planmäßig sämt­liche Laternen Zertrümmert und aus die dort postierten Wachmannschaften ein Steinbom barde­inen t eröffnet. Aus den Fenstern wurde geschos­sen und mit allerlei Gegenständen geworfen. So oft die Polizei vordranA zogen sich die Tumultanten in die Häuser zurück und schlossen Türen und Fenster. Um 1 Uhr war plötzlich die ganze Rostocker Straße grell beleuchtet. Ter Pöbel hatte Holz aus den Häu­sern zusamm-engeschleppt, zu einem Hausen zu­sammengeschichtet, diesen mit Erdöl üb er gossen und dann angezündet. Während die Polizeibeamten den Holz­hansen abtrugen, wurden sie wieder ans den Fenstern bombardiert. Es sind gestern 90 Personen, darunter auch mehrere Schutzleute verletzt, 13 Personen sind schwer, ein ^Arbeiter sehr schwer verletzt.

Zn den Streik-Krawallen,

die sich, wie gestern gemeldet, am Montag abend abspiel­ten, ist noch nachzutragen, daß der Janhagel Schaufenster zertrümmerte und die Auslagen plünderte. Tas Straßenpflaster wurde ausgerissen und mit den Steinen wurden dann .Schutzleute geworfen. Ein auf Patrouille geschickter Schutzmann wurde vermißt. Später fand man ihn besinnungslos in einem Hausflur liegen. Er hat schwere Verletzungen am Kopse. Ein ande­rer Schutzmann, der vor der Menge in ein Lokal flüchtete und verfolgt wurde, konnte sich nur dadurch retten, daß er mehrere Schüsse ans das Gesindel abgab. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu verstecken. Das Ge­sindel demolierte dann die gesamte Einrichtung der Schank- Wirtschaft, in die der Schutzmann geflüchtet war. Ter Wirt ist so schwer verletzt worden, daß man an seinem Auf­kommen zweifelt. Auch seine Frau ist schwer verletzt. Besonders fanatisch zeigten sich bei dem vorgestrigen Auf­tritte dieFraue n, die, um den Schutzleuten die Arbeit zu erschweren, mit Kindern auf den Armen erschie­nen waren und die Männer zum Vorgehen gegen die Schutzleute aufhetzten.

*

Ten Anlaß zu diesen verabscheunngswürdigen .Vor­gängen gab der Streik der zum Verband der Transport­arbeiter gehörigen Kohlenarbeiter, der schon die letz­ten Tage her zu unbedeutenden Ruhestörungen und, wie aus Berlin berichtet wird, Zu Angriffen gegen Ar­beitswillige der Kohlenfirma Kupfer u. Co. ge­führt hatte. Ms nun am Montag mittag mehrere leere Kohlenwagen nach dem Kohlenplatz in der Sickingerstraße zurückkehrten, wurden der Kutscher und die Mitfahrer eines Wagens von Arbeitern der Löweschen Fabrik, die sich gegenüber dem Kohlenplatz befindet, mit Steinen bewor­fen. -Als einer der Mitfahrer erheblich am Kopfe ver­letzt wurde, gab der Kutscher einen Revolver schuß aus die Menge ab. Tie polizeiliche Begleitmannschaft verstärkt durch Wachmannschaften, ging nun energisch gegen die 'Angreisenden vor und trieb sie auf das Löwesche Fabrik­gebäude zurück. Als von dort aus das Wersen von Stei­nen nach den Polizeimannschasten nicht anfhörte, zogen die Schutzleute den Säbel und räumten den Vorhof. Das war das Vorspiel der Exzesse, die sich dann am Montag

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Es liegt in jedem Menschen eine Neigung zur Wahrheit, die bei jetir Lüge erst überurLliigt werden muß.

A. Schopenhauer.

Großindustrielle.

Roman von Ernst Gcorgy.

Sj (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Werner vermochte nicht mehr sitzen zu bleiben. Er sprang jäh enrpoft und schritt rastlos durch den tiefen Halbschatten in der großen Bibliothek. Immer hin und her, ans und nieder. Sich selbst ein Rätsel.

Hatte der eine kalt glitzernde, ironische Micke jenes Weibes ihn so beleidigt, ihn, den verwöhnten Liebling

der Gesellschaft? Liebte er sie etwa noch?-Was

hatte sie gegen s hn, konnte sie gegen ihn haben außer seiner Herkunft? Er stampfte mit dem Fuße den Boden.

War der Name seines Großvaters und Vaters nicht weltbekannt, makellos, ünd ihr Genie, ihr Fleiß nicht jedem ererbten Ädelsmann ebenbürtig oder Wer legen? Gallen seinen Millionen, von ihm selbst durch Erweiterung der Wsa'tzgebiere, durch Verbesserungen, Neuerfindungen vermehrt, denn gar nichts? Und seine eigene Persönlich- . ? Hartwig eilte stürmisch in den Salon und erhellte die Flammen, welche die riesige Spiegelwand erleuchteten. Er trat vor das Glas und bettachtete forschend die schlanke, schnige Gestalt, durch Sports trainiert, und den klugen, energischen Kopf. 'Seine Erscheinung war nirgends zu übersehen, er war mehr als hübsch, nur die derben, wenn auch sorglich gepflegten Hände rrnd die großen, etwas plumpen Füße verrieten dem Kenner die prole­tarische Mkünst. - - Er war gebildet, polyglott, erfahren.

Tie schönsten Frauen, die Töchter des höchsten Adels hatten ihn fühlen lassen, daß er nur zu werben brauchte, UM- ihr seliges Jawort zu erhalten. Und nur diese eine, diese-Ueherstolze -- - Seine bräunliche Haut nahm hoch jahlere Tönung an, seine Nerven rebellierten. Werner nützte mehrere Kognaks hinunter, ehe er sich aus der Hohe fand.

,,HE sie der Teufel!" sprach er zornig in die Nacht- Mle hinein und begab sich in sein Schlafzimmer.

Aber noch im Bett fand er keine Ruhe.' Er mußte

G ßft Aotze heMn, an tzie S-itziMm,. in K? sie W>

wiedergefehen. Ms gefeierter Tichöer, umjubelt vom Publi­kum, beglückwünscht von hohen Fürstlichkeiten. Ein neuer, ein anderer geworden! Würde das nicht Eindruck machen auf Gerda Nelsin? Warum Ml sie gerade heute ihm wieder gegenüber? Heute!

Er fuhr empor:Tas Stück! Das verfluchte Stück! Hätte sch es nie getan! Nie! Sie haben mich förmlich, gezwungen. Warum ließ meine Eitelkeit mich schweigen? Eins zog das andere nach sich. Nun muß ich durch,

muß! Ich bin ein Tächter, ich-" Werner lachte

so gellend aus, daß plötzlich Smith in der Türe erschien.

,Haben Herr Werner mich gerufen?" fragte er in seiner automatischen Pflichttreue.

Verwirrt, erschreckend starrte der im Bett aufrecht Sitzende den Eingetretenen an.Ich? Nein! Toch ja! Meine Nerven streiken heute scheußlich. Geben Sie mir Veronat, damit ich zum Schlaf komme."

Tier Kammerdiener gab ihm das Mittel.Es war etwas viel für den Herrn", bemerkte er bescheiden^

Gewiß, gewiß. Wer nun ist die Premiere vorbei, nnd es war ein großer Erfolg."

Ich gestatte mir, gehorsamst zu gratulieren."

Tanke. Werde Sie auch hineinschicken- Selbst­redend. Aber nun werde ich Hu schlafen versuchen."

3. Kapitel.

Ein Brief für die Frau Gräfin."

Zeigen Sie her." Tie schöne Frau hob sich ein wenig aus ihrer bequemen Lage auf dem Tiwan empor und nahm ein Kuvert von dem silbernen Tablett, das ihre Zofe ihr mit tiefem Knixe hinreichte. Sie führte das Schreiben, das überstark parfümiert war, an die Nase nnd runzelte die Brauen.Herr Gras ist schön von der Aiussahrt zurück?"

Herr Graf iist mir Herrn Geheimrat in die Klinik gefahren. Tie neue Kur beginnt heute. Herr Graf lassen Frau Gräfin bitten, ohne ihn zu dejeunieren. Tie Bäder, Massagen und Apparaten .werden wohl viel Zeit in An­spruch nehmen."

Gut. In einer Stunde tvill ich Toilette Wachen, lind nach dem Speisen soll wieder das Coupe Vorfahren."

Zu Befehl, Frau Gräfin." Emmi verschwand ge­räuschlos aus dem Gemach und begab sich in den Korri­dor. Tvrt hörte sie das Klingeln auch; und es war viel interessanter M fit MM Aejneu Zimmer. Lift RmsenLenz

die vorüberschlüpfenden Kellner oder sonstigen männlichen Angestellten des vornehmen Hotels und da die niedlichen, schwatzbereilen Stubenmädchen boten so angenehme Ab­wechslungen.

Gerda, Gräfin Boardet, geborene Gräfin Nelsin- Scherrenbach, legte sich wieder behaglich in die Kissen zurück und öffnete den Brief, der die steilen Schriftzüge ihrer Freundin trug. Tiefe schrieb:

Teuerste Gerda!

Entgegen meiner Annahme traf gestern noch im letz­ten Momente eine Zusage ein, die ich nicht mehr er­wartete. Darum sehe ich mich gezwungen, Dich mit einigen Zeilen zu avertieren. T-ie Einladung selbst setze, bitte, aps das Konto meinM Mannes. Er bestand auf ihr, und ich mußte zngeben, daß sie unumgänglich war.

Hartwig Werner, der neue Stern am Himmel der Dichter (was sagst Tu bloß zu den Kritiken? Die meisten waren doch glänzend, und selbst die negativsten nicht ver­nichtend), wird also mit uns speisen. Er ist von Schloß Eisenhütt zurückgekehrt und nahmmit großem Ver­gnügen" an- kauvro komme! Er ahnt nicht, daß Din bei uns sein wirst! Seine Gefühle sind mir auch in­different.

Es handelt sich um Dich! Willst Du ihm begegnen, mn ckorio, wird es Dir Peinlich sein? Qder haben Dir die dreizehn Jahre Trennung und Deine einunddreißig (dies outro uous!) so viel Ruhe gegeben, daß Du ihm kalt lächelnd gegenübertreten kannst? Mir wäre es lieb! Ich toäre unglücklich, den komalo stur unseres T-iners, In Kollo Boardet, missen zu sollen! Einfach kors <1o mol k Jedoch, wenn Tu absolut außerstande bist, Deinem einstigen, glühenden, plebejischen Verehrer in die Au­gen zu schauen, so wird eine brauchbare Migräne oder eins der gewöhnlichen Mißgeschicke Deines armen Alfons (er ist ja leider ewig leidend) sich schon zur Zeit einstelleu. De­peschiere dann formell ab, damit ich vor Karl au courant bin. Mir wäre es sehr erwünscht, wenn Du nach Lek­türe meines Geschreibsels bei mir antelephonieren könntest. Ich wäre dann orientiert und würde versuchen, für meine süße Gerda einen Ersatz zu finden.

In Erwartung Deines Anrufes umarmt Dich, Schöne^ in Liebe

Deine Myra Ronsäch.

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