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mit Erzähler vom Achwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadL Vildbad.

vsrkündigungsblatt

der rrgl. Forktämter IVildbad, Meistern. Enzklöftsrle rc. während der Saison mit

amtk. Fremdenliste.

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Nr. 221.

Sozialdemokratischer Parteitag m Magdeburg.

(Nachdruck verboten.I Magdeburg, 19 Sept.

Presse und Literatur. Die sozialdemo­kratische Modenzeitung. Die Maifeier.

In der Nachmittagssitzung, aus der toir schon eini­ges berichteten, wurde auch über die PunktePresse und Literatur" diskutiert. Neukirch-Breslau wünschte die Herausgabe einer neuen modernen Agitationsbrochüre un­ter dem TietlWarum mußt Du Sozialdemokrat sein" und die moderne Ausgestaltung der Agitationsbrochüren. überhaupt. Frau Thiel (Teltow-Beeskow) vertrat einen Antrag ihres Wahlkreises, die Partei möge der Heraus­gabe einer Modezeitung näher treten. Die Lokal­blätter, die Modenzeitungen beilegen, entfalten damit eine lebhafte Agitation. Was die Lokalblätter können, das müßten wir auch können. Reichstagsabgeordneter Zu­beil wünschte, daß für Berlin ein Montagsblatt geschaffen werde. Fast alle bürgerlichen Berliner Zeit­ungen erschienen,am Montag. Frau Zetkin, die Her­ausgeberin derGleichheit", erkannte die Schaffung eines Organs an, welches den Charakter eines Modeblattes hat. Es sei kein Zweifel, daß die von bürgerlichein Geist durch­seuchten Modenblätter ein Hindernis sind, daß die so­zialdemokratische Literatur in die Frauenkreise eindringt. Als Beilage zurGleichheit" fei die Modenzeitung aber nicht durchführbar, denn die Beilage würde dieGleich­heit" verteuern und so die Verbreitung hindern. Sie be­antrage daher, die Herausgabe einer eigenen Modenzeit­ung in Erwägung zu ziehen und die Angelegenheit dem Parteivorstand zu überweisen. Westkamp-Düsseldorf wünschte, daß der Sonntagsbeilage, derNeuen Welt", eine Beilage für Haus, Garten- und Landwirtschaft bei­gefügt werde. Dagegen wandte sich Rüssel-Leipzig. Mit Recht habe der Reichstagsabg. Andermann auf dem letzten Parteitage sich gegen die Schrebergärten ausgespro­chen, weil dadurch die Parteigenossen der Parteiarbeit ent­zogen würden. Man könne der Sozialdemokratie nicht znmuten, auch noch Landeskultur zu treiben. Schon jetzt werde in der Parteipresse auf Kanarien- oder Kaninchen- Ausstellungen hingewiesen. Vielleicht werden dann die Kanarien- und Kaninchenzüchter auch eine besondere Bei­lage verlangen. Nach einer längeren Diskussion Wur-

lvcr nicht vorwärts gebt, der kommt zurücke."

Goethe.

Der Unmusikalische.

Von Emil Ertl.

(Nachdruck verboten.)

Tie Frühjahrsparade war glänzend ausgefallen. Bei der Offiziersmesse blieben die Herren heute etwas länger sitzen als gewöhnlich. Es hatten sogar Pfropfen geknallt; nicht gerade Champagner-, aber wenigstens ^.sti-spuinunts- Pfropfeu. Der Oberst sah es nicht gern, wenn es hoch herging. Er war für soldatische Einfachheit. ^

Tas erste Glas hatte er auf den allerhöchsten Kriegs­herrn geleert, das zweite ans die stets siegreiche Armee, das (dritte auf die ruhmvollen Fahnen des Regiments. Damit war es genug. Orgien liebte er nicht. Er erhob sich. Wie ein Mann fuhren die Offiziere in die Höhe. Die Tafel war aufgehoben. Kerzengerade gleich Rekruten standen die Herren um den Tisch herum und sahen ihrem Kommandanten zu, wie er den Mantel anzog. Ihm da­bei behilflich zu sein, wagte niemand, das hatte er sich ein- für allemal verbeten.

Vergessen Sie nicht, meine Herren, daß morgen Tienst ist, wie gewöhnlich!" sagte er scharf, legte die Hand an den Schirm seiner Kappe und entfernte sich- belrässelnd.

Sogleich setzte ein eifriges 'Scharren mit den Stiefel- fvhlen ein, und ein schweigendes Klirren von Säbeln, die umgeschnallt wurden: Allgemeiner Aufbruch. Weil das Beispiel eines Obersten für das ganze Regiment maß­gebend sein muß. Tie höheren Chargen wollten den Jüngeren voranleuchten, die niedrigeren bei den höheren keinen Anstoß erregen. Stumm und gemessen verbeugte man sich, trat bescheiden zur Seite, den goldenen Krügen den Vortritt zu lassen, und verließ streng in der Reihen­folge der Rangordnung das Lokal, genau als sei dies eine sehr ernste dienstliche Verrichtung.

Bloß die letzten, die noch zurückgeblieben waren, drei oder vier Subalterne, ein Reservebeutnant darunter, könn­en sich untereinander nicht einigen, wem von ihnen der Wyptritt gebüHre. Ae Aarcherr, WertrieVeye UmMnde nia-

Donnerstag, de» 22. September 1S1V.

den alle diese Wünsche dem Parteivorstande zur Prüfung überwiesen; die gewünschte Haus- und landwirtschaftliche Beilage aber abgelehnt.

Es wurde nunmehr die

Maifeier

behandelt. Der Referent Müller vom Parteivorstand wies darauf hin, daß in diesem Jahre die Beteiligung eine sehr große gewesen sei, da der 1. Mai auf einen Sonntag fiel. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Beteiligung an der Maifeier im nächsten Jahre ebenso stark fein möge. --- Angenommen wurde dann folgender Antrag:

Ter Parteivorstand ist zu beauftragen, mehr als bisher für die Propagierung der Maifeier zu tun. So inöge der Parteivorstand veranlassen, daß während des Monats Avril ein Flugblatt herausgegeben wird, evtl, dasselbe selbst herauszugeben, welches die Bedeutung der Maifeier für das Proletariat darlegt und zur Agi­tation für dieselbe auffordert."

Hieraus referierte Reichstagsabg. Richard Fischer über den

Internationalen Kongreß in Kopenhagen.

Der Redner gab ein Bild von den Verhandlungen. Alle Bedrückten und Verfolgten haben sich an den Kongreß hilfesuchend gewandt und so wurden Sympathien beschlos­sen für die Unterdrückten in Japan, Persien, Argenti­nien, Finnland und Spanien und es wurde gegen die Todesstrafe, gegen diesen gesetzlichen Mord, protestiert. Und während dieser Beschluß gefaßt wurde, tagten in Danzig die erlauchtesten Geister der JUristeuwelt, um sich für die Beibehaltung der Todesstrafe Luszusprechen u. daß die Todesstrafe auf Hochverrat ausgedehnt werde. Aller­dings nur daun, wenn der Hochverrat erfolglos bleibt. Wenn er erfolgreich ist, wie beim König von Hannover oder beim Kurfürsten von Hessen, dann erfolgt kein Todes­urteil, sondern es gibt iroch Dotationen. Zum Schluß meinte der Redner, daß der internationale Kongreß wegen der großen Teilnehmerzahl und deren Vielsprachigkeit schwer verhandlnngsfähig gewesen wäre. Tas gab Peus- DesfaU Gelegenheit, die internationale HilfsspracheI d o" zu empfehlen. Er trug aber nur einen Heiterkeitserfolg davon. Fischer-Hannover erstattete sodann den Be­richt der Mandatsprüfungskommission. Es find danach 380 Delegierte anwesend; die Kommission beantragte die Mandate Gritz uird Rosa Luxemburg für ungiltig

27. Jahrg.

zu erklären, da entgegen dem Kreisstatut für Lennep die

Delogierten von den einzelnen Orten vorgefchlagen werden müssen. Dies fei aber nicht geschehen. Nach längerer oft stürmischer Debatte wurden indessen die beiden Man­date für giltig erklärt und darauf die Sitzung geschlossen.

*

Magdeburg, 20 Sept Die badische Budgetbewilliguug.

Ahnungsgrauend bricht der Morgen an . . ." Blei- grau hängen die Wolken am Himmel und von Zeit zu Zeit gibt ein Regenschauer seine Visitenkarte ab. Daß ein großer Tag" bevorsteht, zeigt der Andrang zu den Tri­bünen, der schon eine Stunde vor der Eröffnung beginnt- Bebel erscheint Punkt 9 Uhr und spricht mit dem Hauptangeklagten" Tx. Frank. Der Präsident Dietz eröffnete die Sitzung und teilte nrit, daß zu der gestern bereits mitgeteilten Resolution eine Ergänzung einge­gangen sei. Ter Absatz 4 soll den Zusatz erhalten:

Tor Parteitag .... erklärt, daß diejenigen Par­teigenossen, die dieser Resolution zuwiderhandeln, sich damit ohne weiteres außerhalb der Partei stellen."

Es wird beschlossen, daß denAngeklagten" weitgehendste Redefreiheit gewährt werden soll. Darauf führte Bebel aus: Als wir vor zwei Jahren in Nürnberg über die­selbe Frage einen Beschluß faßten, nahmen wohl alle an, ,daß wohl absehbare Zeit die Budgetfrage den Parteitag nicht beschäftigen werde. Tie Resolution in Dresden erklärt Positiv, daß ans grundsätzlichen Anschauungen die Vertreter im Reichs- und Landtag gegen das Budget stim­men. Für mich ist es sehr unangenehm, das Wort zu nehmen; ich wäre lieber fern von Madrid geblieben. Für die Dresdener Resolution haben alle die süddeutschen Ge­nossen gestimmt: Frank und Keil, v. Vollmar und Segitz, Lindemann u. a. Die badischen Genossen haben also ge­gen einen von ihnen selbst gefaßten Beschluß gehandelt. Es liegt eigentlich kein Disziplinbruch vor, sondern viel mehr ein Bruch der Grundsätze, die die Genossen selbst gefaßt haben. (Sehr richtig!) Ohne Fügen unter die Par­teigrundsätze ist ein Parteileben unmöglich. (Lebhafte Zu­stimmung). Nun sind eine Menge Gründe für die Be­willigung des Budgets geltend gemacht worden. Es ist gesagt worden, mau hätte dieErklärung der 66" in Nürnberg, die da sagten, »vir werden bei gegebenen Ver­hältnissen wieder für das Budget stinnnen, nicht so ohne weiteres hingehen lassen. Das ist grundfalsch. Die Er-

chend, an der Tür, und jeder lud die anderen durch ver­bindliche Handbewegungen ein, zuerst hinauszugehen. Wer keiner wollte der Rangälteste sein. Schließlich fingen sie an zu lachen und meinten, unter solchen Umständen bliebe ihnen nichts übrig, als überhaupt dazubleiben. Also hingen sie Kappe, Mantel und Säbel wieder an die Wand und setzten sich noch einmal zu Tisch, weil es schon durchaus so sein sollte. Uebrigens waren sie allem An­schein nach nicht gerade unglücklich darüber, im .Gegenteil ganz behaglich sahen sie drein und zwinkerten einan­der zu mit den Augen, wie Verschwörer, die im gegen­seitigen Einverständnis handeln. Der Reserveleutnant bestellte ein extrafeines Giardinetto und befahl, ein Paar- Flaschen Heidsieck Monopol zu frappieren.

Ist bereits geschehen, Herr Leutnant," sagte der Aufwärter.

Um so besser, also schießen Sie los!"

Oberleutnant Kutschera sagte, indem er sich eine Zigarre anzündete:Heute war der Alte aber wieder einmal besonders eklig."

Bei dem soll man sogar habt acht esse n!" ineinte der Reserveoffizier ingrimmig.Da hört sich ja alle Genrütlichkeit auf!"

Aergerlich trommelte der Regimentsadjutant aus das Tischtuch:Wenn der dabei ist, so kann fast kein Gespräch mehr aufkommen, außer über dienstliche Arche!"

Nicht einmal wie der Major die Geschichte von dem galizischen Schnorrer erzählt hat, hat er gelacht!"

Der kann überhaupt nicht lachen; so wenig als ein Pferd lacht, das im Göpel geht!"

Ich Hab' ihn aber- doch schon einmal lachen sehen!" behauptete der Oberleutnant.

Nicht nröglich! Wann und wo?"

Damals, bei der Affäre von Grafendorf. Ihr wißt doch davon?"

Niemand wußte etwas. Es war zu jener Zeit noch keiner von den andern Herren im Regiment gewesen. Ter Champagner wurde gebracht und eingegossen, sie hoben die perlenden Kelche.

Aus alle, die lachen können!" sagte der Reserveleut­nant.

Sie stießen an, Wanken, und der Oberleutnant er­zählte. , , ... ^

Ich war damals noch ein ganz junger Leutnant, da lud mich ein Kamerad von der Reserve ein, mit ihm einen Ausflug nach Grasendorf zu machen. T-ie Sieben- undvierziger spielten abends draußen, in der Stadt herrschte eine fast unerträgliche Hitze, und wir blieben lange in dem schönen Garten der Wirtschaft sitzen, den ihr ja alle kennt. Die Nacht war sehr angenehm, und Dr. Freiber­ger so hieß der Kamerad hatte die Spendierhose an und traktierte uns. Außer mir war noch. Leutnant Hohmann mit ,der jetzt als Hauptmann in Bosnien steht, und ein junger Oberarzt uw der jetzt ist, weiß ich nicht, und sein Name fällt mir im Augenblick! nicht ein. Außer­dem befanden sich noch zwei oder drei Zivilisten bei der Gesellschaft, gleichfalls Doktoren, glaub' ich, die mit Frei­berger oder dem Oberarzt gut bekannt waren.

Es war ein höchst aniunertcr Abend, und Freiberger, der ein netter, lustiger Kerl war, tvar besonders gut auf­gelegt, denn feine Waffenübung ging in ein paar Tagen zu Ende. Er konnte es kaum mehr erwarten, die Uniform auszuzieheu, und redete schon immer von. der Naphtalin­kiste, in der er seinen Militärischen Menschen bald wieder einsargen würde, wie er sagte, mn ihn aus dem Dachboden zu bestatten. Daß er ein so eingefleischter Zivilist war, das war eigentlich das einzige, was man ihm vorwerfen konnte. Ten ganzen Tienst fand er für eine Art Hum­bug, fand überall humoristische Seiten heraus und hatte ein eigenes Geschick, sich von allem, was unangenehm tvar, zu drücken. Wenn er aber vor dem Hauptmanne oder gar vor dem Oberst/stand, dann wußte er ein so schein­heiliges Gesicht auftusetzen, und einen solchen Diensteifer! zu markieren, daß alle Vorgesetzten überzeugt waren, er sei Soldat mit Leib und Seele. Unser Alter, der damals schon genau derselbe Kvmmiskopf gewesen ist wie heute, hielt große Stücke aus ihn und empfahl ihn sogar uns Aktiven als leuchtendes Vorbild. Wir lachten natürlich nur darüber, und Freibevger lachte mit. Er war kein Streber im gewöhnlichen Sinn, nur ein richtiger Zivil- Philister halt, dem seine Waffenübung furchtbar zuwider war: sonst aber ein ausgezeichneter Kamerad und ein ur- sideles Haus, tvir hatten ihn alle gern und amüsierten uns! nie besser, als wenn er eiugerücki war.

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