'^!D

sjis

st L

r.>^G

vom Schwarzwald.

s

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

verkündigungsblatt

Kr-ÄLlest LN Lüsn lSörklügsL

Wonnelnsnt

ür üsrötllÄvie?t8lMrl tiil.r.35 !

lllüNLiL 45 kr. der rigl. Forstämter Wildbad, Meistern,

lio! Llwn württ. k0Ltnnstsi>M ...

Ullli Koten im Orts- ll. ticuM?. Enzklösterle rc.

ottsusekÄtr vlsrtöij. A- 1.35.

8ULLsx?>M üesssiöen Ll. l.25, kiern üestsligelä 28 klg.

Mit

ßMvll llr. 41.

während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

lnsernts nnr 8 kig. üuswärtlge io kig., als KIM- svsItiAg SnrmonilLöils.

nsniLmen 15 AZ. üis

ksütteue.

8g Äisclerkülungsn entspr. ü-ivLÜ.

t'^oiingments nnS! Uebeesinkinikk.

!SgI'LMM-üti?S5S6'

!Lgi'r»8lr!Lr

Iti ^ -X

Nr. 218.

Montan, den IS. September ISIS.

27. Jahrg

Deutsches Reich.

Der Deutsche Bauernbund und die Agrarzölle.

Tie Korrespondenz des Deutschen Bauernbuitdes ver breitet folgende Resolution, die sein Ausschuß, einstimmig angenommen habe:

Der Dentsche Bauernbund steht entschieden auf dem Standpunkt des Zolltarifes des Jahres 1902 und der laufenden Handelsverträge. Er erklärt ausdrück­lich, daß er eine Herabsetzung der Getreidezölle ebenso wenig als angängig erachtet wie eine Herabsetzung der Vieh- und Fleischzolle, oder eine Minderung des Seu­chenschutzes.

Die Agrarier vom Bunde der Landwirte werden in dieser Steltungnqhme des Bauernbundes bereits einen Verrat an der deutschen Landwirtschaft erblicken, denn diesen Jickeressen-Bertretern des feudalen .Agrarkapitals sind ja die bestehenden Zölle noch nicht einmal hoch ge­nug, sie verlangen ihre weitere Herauffetzung.

Ein Kameruner Skandälchen.

In Kamerun droht nach derVoss. Ztg." eine Skandalgeschichte, da die Leute desKing" Bell in einer Anzeige ,an das Reichskolonialamt zwei jüngere Assessoren in Duala.allerlei Verfehlungen bezichtigen, bei denen auch Weiber wieder eine Rolle spielen sollen. In dieser Angelegenheit ist jetzt im Kolonialamt ein amt­licher Bericht eingelaufen Und eine Untersuchung der An­schuldigung in die Wege geleitet worden. Es bleibt ab-- zuwarten, ob es sich nicht auch in diesem Falle, wie seinerzeit bei dem Angriff der Mwaleute vor fünf Jahren, w unwahre oder übertriebene Beschuldigungen handelt. Nrigens erklärt man an amtlichen Stellen, daß es linin berechtigt sein Iverde, aus diesen Vorgängen Be­fürchtungen etwaiger Unruhen oder Putsche unter den Ein­geborenen zu hegen.

*

Heidelberg, 14. Sept. DerHeidelberger Anzei­ger", der seit 15. Oktober 1909 als Tageszeitung mit eigenem Textteil erscheint und der bis 1. Juli d. I. M dem bekannten badischen Politiker Josef Straub eleitet wurde, erscheint ab 15. d. M. unter dem neuen AtelHeidelberger Neueste Nachrichte n". Ver- Mtivortlicher Schriftleiter ist Herr Hermann B a gu sch e.

Blatt, das unter Straub auf den: rechten Flügel a Liberalen stand, ist unter der neuen Redaktion inehr »id mehr nach, links abgeschwenkt, nachdem ein Ver-

»Es gibt kein Gefühl, das von unserm Kerzen so unzcrtrenn- H wäre als das der Freiheit."

Friedrich der Große.

such, das Blatt mittelständlerisch zu redigieren, geschei­tert war. Wie man übrigens erfährt, dürste Straub demnächst die Redaktion eines alten liberalen Blattes im badischen Mittellande übernehmen.

Berlin, 16. Sept. Tie Nordd. Allg. Ztg- schreibt: Ter Kaiser richtete an den Präsidenten von Me­xiko ein Telegramm, worin er ihm und der mexikani­schen Nation zur Jahrhundertfeier der Unabhängigkeit des Freistaates seine und des deutschen Volkes wärmste Glückwünsche ansspricht. Das im Namen des Kaisers aus­gestellte Denkmal Alexander von Hnmboldt's möge stets ein Wahrzeichen der Freundschaft und gegenseitigen Hoch achtung zwischen Deutschland und Mexiko sein. Zum Zeichen seiner persönlichen Wertschätzung für Porfirio Diaz verlieh der Kaiser dem Präsidenten die Kette zum Groß kreuz des Roten Adlerordens. Alach zum 80. Geburts tag des Präsidenten am 15. ds. Mts. hat der Kaiser den General Porfirio -Diaz beglückwünscht. Der Präsident richtete an den Kaiser ein Telegramm, worin er ihm im Namen des mexikanischen Volkes, der Regierung und zu­gleich in seinem eigenen Namen für die Ueberweisung der Humboldtstatue den lebhaftesten Tank abstattet und her­vorhebt, kmß die Statue mit großer Feierlichkeit auf ei­nem der schönsten Plätze der Hauptstadt Mexikos ausge­stellt worden sei.

Berlin, 15. Sept. Ter Wert der Deutschen Einfuhr im Spezialhandel belief sich im Alngust ds. Js. ohne Edelmettalle ans 6591 Millionen M, während der Wert der Ausfuhr 646,3 Millionen Mark ausmacht. Seit Januar betrug der Einfuhrwert 5588,9 Millionen gegen 5581 Millionen im Vorjahr, der Ausfuhrwert 4786,4 gegen 4156 Millionen, der Edelmetalleinfuhr­wert betrug ini August 42,5 Millionen, gleichzeitiger Edel­metallausfuhrwert 14,3 Millionen, die Edelmetalleinfuhr feit Januar 282,7 gegen 186,7 Millionen Mark im Vor­jahr, die Edelmetallausfnhr 129,6 gegen 145,3 Millionen Mark.

Berlin, 16. Sept. Tie Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Mit dem Beginn der 224. Lotterie mit Anfang Dezember 1910 wird die Verwaltung der Kgl. preußischen Klassen- lotterie in dem Reichsland Elsaß-Lothringen ihre Tätig­keit eröffnen. Um die im Reichsland zu errichtende Lot­terieeinnahmen mit Losen zu versorgen und zur Befrie­digung der hervorgetretenen Nachfrage ist eine Vermehr­ung der Lose um 76 000 Stück, also auf 380 000 Stück in Aussicht genommen, die Lose sollen zugleich in zwei Ab­teilungen, I und II, eingeteilt werden. Jede Abteilung erhält daher die Nummern 1 bis 190 000. Das Num- merrad braucht somit bei der Ziehung nur mit 190000 Nummern ausgerüstet zu werden, in das Gewinnrad ist

nur die Hälfte der sonst erforderlichen Gewinne einzu­füllen. Diese Maßnahme dient mithin zu einer erheb­lichen Entlastung der Ziehungsrader.

Kiel, 16. Sept. Gestern ist hier im hvhen .Alter von 93 Jahren der langjährige Führer des schleswig­holsteinischen Liberalismus Tr. Wilhelm Ahlman« gestorben. Er ist der Begründer des gleichnamigen be­kannten Bankhauses und derKieler Zeitung". Mit ihm sink ein Stück freiheitlicher Landesgeschichte ins Grab, denn Ahlmann war der letzte Veteran jener -politischen Arbeit, die zur Loslösung der Herzogtümer Schleswig-Hol­stein von Dänemark führen sollte.

Chemnitz, 17. Sept. Wie die neuesten Nachrichten melden, erschoß gestern nachmittag in der vierten Stunde der Restehändler Sch reit er seine Ehefrau, seine Stieftochter und sich selbst. Schreiter lebte mit seiner Frau in Scheidungsklage.

, ,__ ».

Ausland.

Die Cholera in Italien.

Bari, 3. Sept. Tie Seuche kommt langsam zum Stillstand d. h. sie greift in keine neuen Ortschaften mehr über. Tie hiesige Handelskammer hat über die Epidemie im Monat August die folgende Statistik veröffentlicht: Barletta (Bevölkerung 41969) Erkrankungsfälle 141, To­desfälle 87. Trani <B. 32059) E. 96, T. 87. Andria (B. 49 967) E. 29, T.20. Canosa (B. 24 230) E. 18, T. 11. Bitonto (B. 30 652) E. 2, T. 2. Ruvo (B. 23 975) E. 3, T. 3. Molfetta (B- 40641) E. 4, T. 1. Bisceglie (B. 31461) E. 4, T. 2. Spinazzola (B. 11532) E. 8, T. 3. Tie Verhältnis- zifser zwischen Erkrankungen und Todesfällen hat sich erst gegen Ende August gebessert; vorher führte beinahe regel­mäßig jede Erkrankung auch zum Tode. Mit den ver­schwundenen Personen und nicht zur Kenntniß der Be­hörde gekommenen Erkrankungen und Sterbefällen werden die Opfer der Cholera in der Provinz Bari auf rund 300 geschätzt; im Bezirk von Foggia dürste hie Zahl erheblich geringer sein, aber immerhin 120 Sterbefälle erreichen. Da durch den Ausfall der Getreideernte und bei den ganz trostlosen Herbstaussichten zu der Seuche auch der Hunger mrd die Arbeitslosigkeit als wahre Notstände sich gesellten, so hat das Ministerium außer­ordentliche Arbeiten an den Häsen, Landstraßen und Ei­senbahnen angeordnet, dafür lOstst Millionen Lire aus­geworfen und die sofortige Inangriffnahme dieser Ar­beiten befohlen.

Deutsche Männer.

Geschichtlicher Nomriii vcm Wilhelm Zeusen.

(Nachdruck verboten.)

Tie Wahl und Einräumung der vornehmsten Haupt- Mslirche zur Trauung hatte der Herzog Friedrich 'Wil- ins Wert gesetzt, dessen Arm die Braut zum Altar Mh buch nicht in ihrer Helgoländer Tracht, sondern einer gleichfalls von ihm ausgewählren Gewandung, 'sie wie ein Fräulein von fürstlicher Abkunft erscheinen ^ dichtgedrängte Masse der Zuschauer hielt sie H für seine Tochter seine weißen Augenbrauen und stchlg geackerten Züge verstarteten. vollständig die Mög- Mi dieser Abnahme doch sie benannten Ebergard mit eigentümlichen Namen:stbs LÜspbvrckvss"; wie : da;u gekommen und 'was cs bedeute, wußte freilich -Aand zu sagen. Hans Gibich dagegen trug kein Hoch- 'Hewand, sondern noch einmal seine von Sonne ünd verschossene, von Säbelhieben und Strei (kugeln >e schwarze Husarennrontur, aber die auf ihn ge­zielt Blicke drückten ans, ein festlicheres Kstid hätte ^cht amegen können. Nach der Trauung schloß'der ihn in die Arme, schlang den rechten dann um den .s" der jungen Frau und küßte sie. AlsVater" besaß mr die Zuschauer das Recht dazu, doch auch sie selbst "'tte es ihrem abgelehnten Freier heut willig nnd ein.

war,- wenn auch vielleicht in einem kurzen Au- Aick einmal 'mit etwas innerlichen Widerstreben, der des Lebensglückes der beiden gewesen, und hat, ^Zland mit reichhaltigen Mitteln versehen, auch Sorge 'ttgen, cs ihnen fort zu erhallen. Doch setzte der in

die königlich westfälische schwarze Polizeiliste eingetragene Marbnr-ger Gymnasiallehrer rasch alles daran, sich im fremden Lande auch aus eigner Kraft eine Stellung zu erringen, und vermittelst seiner Kenntnisse und Begab­ung gelang es sthm bald, vier Jahre lang durch Un­terrichtserteilung in der deutschen nnd den klassischen Spra­chen sich selbst seinen Lebensunterhalt voll ausreichend zu sichern. Es könnte für einen Bewerber um solche Lehr­stunden in den höchsten Kreisen keine nachdrücklichere Em­pfehlung geben, als daß er einer der schwarzen Husaren des Herzogs von Braunschweig gewesen fei.

Trüben am Festland lastete die atemerstickende All­machtshand des Imperators noch durch vier Jahre -aus Europa weiter, bis er, nicht von Kriegswafscn bezwun­gen, sondern der Vermessenheit seines Kampfes gegen die winterlichen Schneesteppen Rußlands unterliegend, -zu-- sammenbrach. Noch einmal raffte er sich mit ungeheurer Willens- und Tatkraft von dem Niedersturz empor, doch reichte sie nicht mehr hin, von ihm, der anderthalb Jahr­zehnte -tätig das beherrschende Schicksal deS Erdteils ge­wesen, jetzt das Verhängnis abznwenden. Der Bereinig­ung Rußlands und Oesterreichs gesellte sich endlich jauch' kaum aus -eignem Entschluß, nur durch die patriotisch, Len Gehorsam verweigernde Eigenmächtigkeit dos Gene­rals Port von Wartenburg genötigt der schwachmütige Preußenkönig hinzu, und die Schlacht bei Leipzig brachte den blendenden Stern des rranröiischen Kaisers zum Er­löschen. Nun in angstvoller Furcht, von den siegreichen Verbündeten ihrer Kronen verlustig erklärt zu werden, sielen die Rheiiibiindsürsten von dem gestürzten Titanen ab, gegen dessen flüchtende Heertrümmer sich mit heißem Bergellnngsdurst das gesamte deutsche Volk erhob: aller­orten entflohen die von ihm eingesetzten Gewalthaber über den Rhein, das Königreich Westfalen schwand wie ein Traumbild und Abdruck vom norddeutschen Tieslande ab, Preußen nahm seine verlornen Provinzen wieder irr Be­sitz, und die alten Landesherren kehrten in ihre Resi­denzen zurück. Da stieg auch der Herzog Friedrich Wil­

helm im Herbst des Jahres 1813 zu Schiff und zog wie­der in das verödete Schloß seiner Väter zu Braunschweig ein. Mit ihm sind auch Hans und Ebergard Gibich, sowie Lorenz Falke nach Deutschland heimgekommen.

(E n d e.)

Herzeleid durch einen Telegrammfehler.

Der Sohn einer in Chemnitz wohnenden Familie ans Lesterreich war zu den Herbstmannövern eingezogen. Er genügte seiner Ucbungspslicht bei der 7. Kompagnie des k. k. Infanterieregiments Nr. 77 in Galizien. Selbst­verständlich schrieb er nach, kurzer Zeit nach Hause nnd bat uni Geld. Sofort geht einGeldschisf" ab und ihm folgt das TelegrammMutter gestern Geld äbgesandt!" nach. Ter Soldat erhält auch die Trahtbotschast im Manövergelände von Blkaw-a-Banovic; aber sic bringt ihm schlimme Kunde:Mutter gestorben, Geld abgesandt." Darob große Bestürzung. Der Trauernde meldet diese Nachricht seinem Hauptmann. Mitfühlend spricht ihm die­ser seine Teilnahme aus, gewährt ihm vier Tage .Ur­ständ und Hilst zudem mit einem Zwanzigkronenstück für die Reise aus. Nach tätiger Fahrt langt der Soldat endlich in später Nachtstunde in Chemnitz an. Hastig eilt er nach dem elterlichen Heim, beklommen drückt er -aus den Ktingetinops. Endlos denchten ihm die Augen­blicke vor der geschlossenen Tür des Trauerhauses da regt sich's. Von innen ertönt die Frage:Wer ist drau­ßen?" Ter Soldat horcht aus. Fast stockte ihm das Herz. Ist denn das nicht die Stimme der Toten? Nach wenigen Augenblicken umarmt er die über sein uner­klärliches .Erscheinen nicht.-tvenig erschrockene Mutter, di-e den Hergang gar nicht fassen kann. Vermutlich ist das Wortgestern" unterwegs ingest" abgekürzt worden und bei der Abfertigung im Manövergelände fälschlich zu.gestorben" ergänzt worden. Wie die ChemnitzerAll­gemeine Zeitung" noch mitteilt, ist das Telegramm von Chemnitz aus im richtigen Wortlaut abgesandt worden.

i