Deutsches Reich.

Zur Taktik -er badischen Sozialdemokratie.

ImVolksfreund" «setzt Wilhelm Kolb seine Betrachtungen über die Taktik der Sozialdemokratie fort:

!Tas brennendste Problem der deutschen Politik ist hoch sicher nicht die Frage, bis zu welchem Termin die verschiedenen deutschen Monarchen und die Klassen be­seitigt und die sozialdemokratische Gesellschaft errichtet werden kann. Augenscheinlich handelt es sich doch da­rum, in Preußen-Deutschland erst einmal die Trümmer der Feudalzeit, also einer bereits untergegangenen Ge­sellschaftsordnung zu beseitigen und den modernen, auf demokratischer Grundlage aufgebauten bürgerlichen Ver- fassungsstaat zu errichten. Wie schwer diese, mit dem sozialdemokratischen Endziel an sich gar nicht intern zu­sammenhängende Frage zu lösen ist, zeigt uns mehr «als alles andere der Kampf um die Reform des preußischen Wahlrechts. Anstatt die Taktik der süddeutschen Genos­sen zu kritisieren, sollte sich derVorwärts" doch erst einmal die Frage vorlegen, warum es so schwer fällt, in Preußen in diesen Dingen auch nur den kleinsten Schritt vorwärts zu kommen. Wir hatten an der Taktik der preußischen Genossen im Wahlrechtskampf auch man­ches .auszusetzen und wir würden dabei aus Erfahr­ung sprechen können, wir haben es aber nicht getan, weil wir der Meinung waren, daß das ureigenste Sache der preußischen Genossen selbst ist. Mit uns teilt der Vorwärts" und die ganze Richtung, die er vertritt, die Auffassung, daß der Liberalismus in allen seinen Schattierungen von sich aus, das heißt also aus eigener Kraft absolut außer Stande ist, die politische Führung im Reich in die Hand zu nehmen. Irgendwer muß aber doch am Ruder sein. Tie Sozialdemokratie kann und darf nach derprinzipiellen" Auffassung desVorwärts" das Staatsruder in der bürgerlichen Gesellschaft nicht ergreifen. Es bleiben nur drei Wege offen: Entweder läßt man die Reaktion am Ruder, oder aber der Liberalis­mus ergreift es mit der Unterstützung der Sozialdemokratie, oder aber Liberalismus und Sozialdemokratie teilen sich in diese ebenso schwierige wie komplizierte Aufgabe. So­viel steht zweifelsfrei fest, daß in absehbarer Zeit weder der Liberalismus noch die Sozialdemokratie aus eigenen Kräften die Reaktion so abtun können, daß sie ohnmächtig beiseite stehen muß, Ties Ziel aber zu erreichen, ist Und muß die nächste politische Aufgabe sein. Es bleibt üHo dabei da mag derVorwärts" schreiben, was er will daß ohne die positive Mitwirkung der Sozialdemokratie an eine auch nur halbwegs grundle­gende politische Umgestaltung im Reich schlechterdings nicht zu denken ist. Ebenso liegen die Tinge aber auch in den Einzelstaaten, nur mit dem Unterschied, daß hier das Problem schon weiter fortgeschritten ist, als im Reich. Zumal in Baden steht die Sache so, daß es heute Pud Morgen von der Taktik der Sozialdemokratie abhängt, ob wir einer Aera des politischen Fortschritts oder einer solchen der klerikal-konservativen Reaktion entgegengehen. Tie badische Sozialdemokratie mußte, ob sie wollte oder nicht, sich entschließen, ob sie selbst mit Hand ans Werk legen oder der Reaktion das Feld überlassen wollte.

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Heidelberg, 21. Juli. Tie sozialdemokra­tische Partei Heidelberg nahm in einer Versamm­lung Stülung zu der Budgetbewilligung. Re­ferent war Parteisekretär Landtagsabgeordneter Maier. Tie Versammlung billigte nahezu einstimmig das Vor­gehen der Fraktion.

München, 21. Juli. Tie Abgeordnetenkammer hat heute 6 Millionen Mark als erste Rate zum Bau eines Walchenseekraftwerkes für Elektrisier­ung der Eisenbahn und zur Llbgabe elektrischer Kraft an Private bewilligt.

Hagen, 21. Juli. Auf die Gingabe der preußi-

Mein nicht wenig genügt, sich daraus seine Welt zu bilden, der wird aus sehr vielem cs noch weniger können.

R. Wagner.

Deutsche Männer.

Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jense».

16) (Nachdruck Verbotes

(Fortsetzung.)

Tie Leiden Weggefährten noch länger zu begleiten, hatte nicht in seiner Absicht gelegen, und bei dem dunkel herandrohenden Witterungsumschlag mußten sie ihm bei- Michten, die Umkehr sei für ihn ratsamer. Freundlich verabschiedete er sich von Eichendorff:Ich glaube, von Ihnen wird einmal als Gruß ein Buch mit Liedern zu mir kommen." Tann reichte er Schill die Hand:Und du wirst wohl Rittmeister-, vielleicht Majorsabzeichen bei unsrer nächsten Begegnung tragen. Nein, so lange laß es nicht wahren, der Herr von iOels hat uns sa für den kommenden Herbst hierher eingeladen. Leb Wohl - auf Wiedersehen!"

Es war noch, ob auch im Auslauten begriffen, die Zeit der vom vorigen Jahrhundert überlieferten jugend­lichen körperlichen Freundschaftsbetätigungen, und Hans Gibich schlang nach den letzten Worten Ferdinand Schill den Utrm um den Nacken und küßte ihn. Tann hatte «er sich in den Sattel geschwungen und ritt gegen Breslau zurück, während die beiden anderen beim Gemurr eines von fern dumpf herüberrollenden Tauners den nächsten Weg van Oels nach ihren in der äußersten Südspitze Schlesiens belegeneu Hennatsstädten einschlugen.

3.

Nicht nur ein Tannerschlag war's gewesen, der gm schlesischen Himmel den Ausbruch eines Gewitters ange­kündigt, sondern zugleich ein symbolischer, auf die Ent­ladung neuer wilder Unwetter im deutschen Süden hin- dentend. Zum drittenmal wälzte der Kaiser Napoleon eine ungeheure Armee an der Tanau entlang gegen Oester-

schen Feuerbestattungsvereine hat der Minister des Innern v. M a l l w i tz folgende Antwort erteilt:Auf die Eingabe vom 1. Juli teile ich der Kommission Er­gebenst mit, daß die Verhandlungen darüber, ob und welche Maßnahmen wegen Zulassung der Feuerbestattung in Preußen getroffen werden sollen, im Schoße der Kgl. Staatsregierung noch nicht zum Abschluß gelangt sind."

Ausland.

Murris Austritt aus dem Priesterstand.

WbZ Rpmolo Murri, der Begründer des ita­lienischen Modernismus und Führer derchristlichen «De­mokraten", ist jetzt aus dem Priesterstand ausgeschieden. Murri hat wiederholt durch seinen politischen und reli­giösen Freisinn im Vatikan Anstoß erregt und sich Verwarnungen zngezogen. Um 22. März 1909 be­drohte Papst Pins X. ihn mit Exkommunikation, weil der Abbe sich entgegen den Bestimmungen der- misch-Katholischen Kirche ins italienische Parla­ment hatte wählen lassen. Murri wird dem bevorstehen­den Kongreß für freies Christentum in Berlin beiwohnen und auf ihm einen Vortrag halten.

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London, 21. Juli. Bor dem St. Jamespalast und an verschiedenen Punkten der City wurde her Oeffent- keit heute unter dem üblichen Zeremoniell bekanntgege­ben, daß die Krönung des Königs und der Königin im Juni 1911 stattfinden wird.

Newcastle, on Tyne, 2l. Juli. Wegen des Ei­se nb ahn er ans st an des hat eine Anzahl von Eisen- und 'Stahlwerken in Middlborongh -den Betrieb einge­stellt. Ta es an Feuerungsmaterial und Rohstoffen fehlt, lieber 5000 Arbeiter sind dadurch beschäftigungslos gewor­den und durchziehen die Straßen. Tfe Kohlenverschiff­ungen am Tynedock haben vollständig gusgehört. Es ist der Eisenbahnverwaltung gelungen, eine Anzahl Züge ab- gehen zu lassen. Trotzdem liegen Hunderte von Gallonen Milch und anderer verderblicher Waren unabgeliefert da.

Newcastle, 21. Juli. Ter Ausstand der Eisenbah­ner ist beendet. Die Streikenden haben die Vorschläge der Eisenbahngesellschaft en angenommen und werden die Arbeit sofort wieder aufnehmen.

Trient, 21. Juli. Tie neue Eisenbahnlinie Trient-Tezze-Venedig, die 47 Kilometer kürzer ist als die Linie Trient-Berona-Venedig, ist heute er­öffnet worden. Bon einer besonderen Feier nahm man Abstand, weil irredentistische Kundgebungen befürchtet wurden.

Württemberg.

Dicnstnachrlchten.

Hofapotheker Geh. Hofrat Ochsen reit er in Stuttgart und Oberförster Maisch in Freudental wurden in den Ruhestand versetzt. Das hierdurch zur Erledigung kommende Hofkammerforstamt Frenden- tal wurde dem Forstamtmann Huber in Waiblingen übertragen und auf die Forstamtmannsstelle bei dem K. Hofkammerforstamt Stuttgart mit deni Sitz in Waiblingen der Forstassessor Spörr in Liebenstein befördert. Am 20. Juli wurde der Oberpostass. Kemmler bei dem Postamt Nr. 1 in Stuttgart auf Ansuchen zu dem Postamt Nr. 1 in Tübingen versetzt. Am 19. Juli ist die Wahl des Küfermeisters und Gemeinderats Anton Peteler in Steinberg zum Schultheißen der Gemeinde Steinberg bestätigt worden.

18. Bundestag der deutschen Gastwirte.

Stuttgart, 21. Juli. Ter 18. Bundestag der deut­schen Gastwirte setzte heute morgen die Beratungen fort. Zur Reichsversicherungsordnung wurde eine Resolution angenommen, in der mit Befriedigung die Verbesserungen in dem Entwurf der Reichsversicherungsordmmg aner­kannt werden, insbesondere die Halbierung der Kassen­beiträge, wodurch eine Parität in der Verwaltung ge­schaffen wird. Bei der Jnvaliditätsversichernng habe die erweiterte Fürsorge durch die Hinterbliebenenversicherung

reich, zwang um die Oktobermitte den Feldmarschall von Mack zur Uebergabe der Festung Ulm, sowie seines in diese zurückgeflüchteten Heeres, und der Tezemberan sang sah die vereinigte österreichisch-russische Streitkrast durch die Schlacht bei Austerlitz vollständig vernichtet. Ter unschlüs­sig-schwache König Friedrich Wilhelm der Tritte von Preu­ßen hatte den Gedanken hin und her gewogen, wegen der groben Verletzung seines Unsbachschen Gebietes durch den Mayschall Bernadotte, dem Bündnis des russischen Und österreichischen Kaisers beizutreten, doch so lange schwan­kend gezögert, dis der Tag von /Austerlitz und der .ihm' nachfolgende Friedensschluß zu Preßburg die Ausführung nicht mehr möglich gemacht. Nun vollzog sich die Um­gestaltung der südlichen Hälfte Tentschlands mit Riesen­schritten weiter: Württemberg und Bayern wurden in vergrößertem Umfang durch die Gnade des Kaisers her Franzosen zu Königreichen erhoben und zugleich von ihm alle deutschen Staaten, mit Ausnahme Preußens, Braun- schweigs und Hessens, zu dem unter seinemProtektorat" errichtetenRheinbünde" als Vasallenlande Frankreichs vereinigt. In der ersten Angnstwoche des Jahres 1806 legte der Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder, und das tausendjährigeReich" war aus dem Weitergang der Geschichte verschwunden.

Jetzt aber gewahrten alle, auch die Kurzsichtigsten, voraus, was sich vorbereitete und Unabwendbar kommen müsse. Preußen allein war dem korsischen Imperator: nicht botmäßig, und seine Natur ließ keinen Zweifel be­stehen, er führe als nächstes Herrschasts- und Ehrgeizziel einen Karnps wider die ruhmreiche Heermacht des großen Königs ini Schilde. Für diese Absicht hielt jede Stunde einen .Vorwand bereit; herrisch anmaßende, von ihm an Preußen gestellte Forderungen boten dem König Friedrich Wilhelm am Sommerschlnß keinen anderen Ausweg mehr, als sich zur Abwehr gegen den drohenden Angriff zu rüsten. Ten Oberbefehl über seine in Thüringen ausgestellte Hauptarmee teilte er einem Manne zu, der schon im Beginn des Siebenjährigen Krieges ein Kommando geführt hatte, . dem als Einundsiebziger gegen den kaum halb so «alten ! französischen Kaiser und seine jugendkrästigen Marschälle j nochmals ins Feld rückenden Herzog Carl Wilhelm von

und die freiwillige Znsatzoersicherung allgemeine Anepshi kennung gefunden. Bezügl. der Unfallversicherung ptzy sehr bedauert, daß der Gastwirtestand mit seinen vieler B hnnderttausenden von Angestellten wieder nicht M A Handelsstand gerechnet und damit nicht in die Verficht- ung einbezogen wird. Im übrigen legt der Banz, ^ Protest gegen die beabsichtigte Einrichtung der Ver- ^ sicherungs- und Oberversicherungsämter ein, da diese über- h, aus kostspielige und schwerfällige Bern,altung sorganift ^ tion weder notwendig noch erwünscht ist und das Systen, ^ der bisherigen Selbstverwaltung damit in Frage gestellt 1 wird. Aus der Fülle des Beratungsstosfes sind weiter » folgende Beschlüsse hervorznheben: Zu Bereinsfestlichkei- ^ ten im Freien von Vereinen oder sonstigen Gesellschaften k aufgeführten sogenannten Jahrmarktsrummel soll keine h Konzession erteilt werden resp. nur an Konzessionsin- § Haber. «Der Reichsverband soll geeignete Schritte znr Errichtung selbständiger Gastwirtekammern tun und in ^ Verbindung mit dem Bundestag Maßnahmen zur Be- ; kämpfung der den Gastwirten so außerordentlichen Scha- ; den zufügenden sogenannten Wohlfahrtsgesellschaften er­greifen. Ter Antrag des Mitteldeutschen Gastwirtever­bandes, die Erteilung der Genehmigung zur Abhaltung von öffentlichen Tanzlustbarkeiten auf reichsgesetzlichem Wege so zu regeln, daß generelle Bestimmungen jür das ' ganze Reich festgelsgt werden, um den mannigfachen Be- ^ schränkungen durch 1) die verschiedenen Auslegungen in den einzelnen Landesteilen und 2) den häufig sich geltend machenden Einspruch der Geistlichen zu beseitigen, wurde dem Reichsverband zu gemeinsamer Erledigung mit dem deutschen Saalinhaberbnnd überwiesen. Sodann wurde beschlossen, dem Hansabund beizutreten. Tie Anfrage des Gastwirteverbandes Nassau und am Rhein:Was ge­denkt der Bund zu tun, um den schweren Schädigungen der Kollegen, wie sie durch das Vorgehen der Genossen- schaftsbranerei zu Frankfurt a. M. zu Tage getreten sind, für die Zukunft vorzubeugen, wird durch Ueberweisung an ein Schiedsgericht erledigt. Tie Gleichstellung der Gastwirte vor Gericht als Zeugen oder Sachverständige, desgleichen bei Barpfändnng soll erstrebt werden, ebenso die Abänderung des Strafgesetzes, wonach bei vorkom­mendem Glücksspiel nur die Spieler bestraft werden sol­len. Nach Besprechung organisatorischer Fragen, wurde der Satznngsentwurf für die Karl Reinemer-Stiftung ge­nehmigt. Nachdem die Versammlung sich dahin ausge­sprochen hatte, daß Verbands- und Bundestage so ver­anstaltet werden, daß dieselben nicht mit Jubiläums­feiern zusammenfallen, wurde als Ort zur Abhaltung des Bundestags 1911 Kassel bestimmt. An Auszeich­nungen wurden verliehen: vom Bund: GR. Schramm die goldene, Antenrieth-Cannstatt die silberne Bundes­medaille. Hotelier Banzhaf und Ade-Stuttgart erhiel­ten die goldene Bundesnadel. 14 Mitglieder, darunter Gemeinderat Schramm-Stuttgart, wurden xzu Ehrenmit­gliedern des Stuttgarter Wirtsvereins ernannt. Ter Kaiser und der König ließen für die Huldignngstele- grannne frenndlichst danken. Ter Besuch der Aus­stellung ist andauernd ein sehr lebhafter.

Keine Aufbesserung der Eisenbahn-Arbeiter.

Ans einem neuerlichen Erlaß der K. Generaldirektion geht hervor, daß eine Aufbesserung der Msenbahnarbei- ter in baldiger Zeit nicht mir Sicherheit zu erwarten ist. Es ist in diesem Erlaß nur von einer etwaigen Revision der Betriebslohnordnnng die Rede. TerSchwäbische Ei­senbahner" betont demgegenüber, daß die württembergischen Ersenbahnarbeiter eine AÜsbessernng nicht minder dring­lich notwendig herben als die Beamten und Unterbeamten, und daß sie deshalb mit Sicherheit daraus rechnen, daß ihre 'berechtigten Wünsche nicht auf die lange Bank ge­schoben werden.

Die Lehrerstudenten.

Hie Entscheidung des Evangelischen Oberschulrats über die Eingabe des württ. Volksschullehrervereins bezüglich der Lehrerstudenten hat nicht voll befriedigt. Wohl wird SSSSSSSSSSSSMSSSS»»»»»»»!»!»!»»»»»«-

Braunischweig. Tas ließ einen Zweikampf zwischen der angehänften Würde langer Jahre und männlicher Voll­kraft bevorstehen, zugleich auch zwischen höchster dämoni­scher Feldherrnbegabung und einem Widerpart, der durch ein halbes Jahrhundert eigentlich nur seine .Unfähigkeit znr Oberleitung eines Heeres erwiesen hatte; über den Ansgang solches Zusammenstoßes konnte nur völligste mi­litärische Urteilslosigkeit und der Hochmut eines zum größten Teil in ruhmrediger Trägheit auf den Lorbeeren einer großen Vergangenheit ruhenden Offizierkorps ver­blenden. Unmittelbar vor der Eröffnung des Krieges betraf den Herzog noch ein schwerster persönlicher Schick­salsschlag, jählings raffte der Tod feinen Westen Sohn, den Erbprinzen, ohne Hinterlassung männlicher Nachkom­men aus voller Gesundheit in die Gruft. Tie leibliche und geistige RtickstLndigkeit seiner beiden nächstälteren Brü­der erregte hinsichtlich ihrer Anwartschaft auf die Erb­folge schwerstes Bedenken, doch ehe darüber ein Entschluß gefaßt werden konnte, brach durch das Saaletal herab der ungeheure Sturm über die preußischen Heereskräfte herein. Am selben Oktobertage erlitten diese in der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt eine sie vollständig zerschmetternde Niederlage; bei letzterem fiel tödlich verwundet der preu­ßische Oberbefehlshaber. Wie von einem Orkan verwehte Matter zerstoben die Trümmerreste der Geschlagenen Halt­los nach allen Richtungen; der König Friedrich Wilhelm: eilte in atemloser Flucht der äußersten Nordostgrenze sei­nes Landes zu. In ihm war kein Blutstropfen seines nn- schreckbar-nnüberwendlichen Großoheims und in seiner Ar­mee nichts mehr von der des großen Friedrich. Kopflos streckte ein Noch übrig gebliebener beträchtlicher .Heerteil unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Prenzlau ohne Ge­genwehr die Waffen, feige und verräterisch überlieferten sich viele der stärksten Festungen dem Feinde. Bei der Stadt Halle unterlag ein preußisches Reserveheer unter dem «Prinzen Eugen von Württeniberg dem Marschall Ber- nadotte; um wenige Tage später zog der Kaiser der Fran­zosen als Sieger in Berlin ein.

(Fortsetzung folgt.) , /