arbeiten, würde auch auf dem Gebiet der Reichspolitik die Möglichkeit eines erfolgreichen Kampfes gegen Pen Schwarz-blauen Block" bieten. Er fetzte, betonte der Redner, allerdings vorläufig keine große Hoffnung.auf die -Verwirklichung dieser Großblock-Idee. Tie Natio- -nalliberalen hätten durch ihre Stichwahlen gezeigt, daß sie in Wirklichkeit geheime Freunde des Schwarz-blauen Blocks und damit auch heimliche Freunde des Zentrums feien.

An diesen Ausführungen eines einflußreichen sozial­demokratischen Politikers ist vor allem bemerkenswert, daß keinerlei prinzipielle Bedenken gegen einen Block von Bassernrann bis Bebel geltend geinacht wurden. Es scheint, daß auch innerhalb der Sozialdemokratie die­sem Gedanken einer liberal-sozialdemokratischen Mehr­heitsbildung gegenüber die Logik der politischen Tat­sachen sich als stärker erweisen wird, als graue Theorien. Im württembergischen Landtag hat sich eine parteipo­litische Gruppierung, die im großen und ganzen dieser Großblockidee entspricht, in den letzten Jahren ganz von selbst vollzogen und schon vor 4 Jahren hat der ein­flußreichste Vertreter der Sozialdemokratie in der württ. Abg.-Kammer, der Abgeordnete Dr. Lindemann auf ei­nem Parteitag der württembergischen Sozialdemokratie er­klärt, daß praktische parlamentarische und gesetzgeberische Erfolge bei den Stärkeverhältnissen der Parteien im württ. Landtag nur durch ein Zusammengehen der Sozialdemo­kratie mit der Volkspartei und den Nationalliberalen zu erzielen seien. Tie politische Entwicklung der letzten Jahre hat bei wichtigen Anlässen diese Voraussage Dr. Lindemanns vollauf bestätigt und es scheint, daß diese praktischen Erfahrungen dazu führen werden, daß per Gedanke eines Großblocks im Reiche nicht mehr wie früher als völlig undiskutabel von vornherein und prin­zipiell äbgelehnt wird.

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Bon der Landwirtschafts. Bernfsgenossenschaft für den Württ. Reckarkreis.

Am 4. Juli d. Js. fand im Bürgermuseum zu Stutt­gart die Genossenschastsversammlung der Landwirtschaft-! lichen Bernfsgenchsenschaft für den Württ. Neckarkrcis unter Leitung des Vorsitzenden, Ministerialrat von Reiff statt. Aus dem Geschäftsbericht war zu entnehmen, daß im Jahre 1908 2290 und im Jahre 1009 2276 Unfallanzeigen beim Genosse rifcha ftsvor sta n d eingelausen sjnd. Entschädigt wurden im Jahre '1908 1438 und 1909 1444 Unfälle. Unter den Ursachen der Unfälle ragen wieder, wie in frühe­ren Jahren, das Fallen von Leitern, Treppen, Bäumen usw., sowie die Unfälle im Fuhrwerksbetriebe hervor. Tie weitaus größere Zahl von Unfällen betrafen wieder wie in den ftüheren Jahren Betriebsunternehmer und ihre Familienangehörigen, und nur ein verhältnismäßig ge­ringer Teil Dienstboten und Arbeiter. An Unfallentschä­digungen wurden bezahlt für das Jahr 1908 608 781 M 74 Pfg. und für das Jahr 1909 657 609 M 96 Pfg. Tie Steigerungen im Vergleich Z!u früheren Jahren betrugen 33061 M 37 Pfg. und 48828 M 22 Pfg. An Beiträ­gen waren bei einem beitragspflichtigen Grundsteuerka­taster von rund 26 Millionen Mark für das Jahr 1908 2 M '74 Pfg. auf 100 M Steuer! apital zu erheben. Für das Jahr 1909 fand eine Umlage nicht statt, weil die Un­fallentschädigungen für dieses Jahr nach dem Reichsge­setz vom 15. Juli 1909, betreffend die Aenderung im Fi­nanzwesen als schwebende Schuld stehen bleiben und nur in Teilbeträgen von 3i/s vom Hundert abgetragen werden, auch 2/5 hievon das Reich übernommen hat. Dagegen war es notwendig, zur Bestreitung der an die Posthaupt­kasse zu leistenden Vorschußzahlungen für die Unfallent- schadigungen des Jahres 1910, welche die Versicherungs- träger nunmehr selbst aufzubringen haben, diese Vorschuß­zahlungen in Verbindung mit dem übrigen voraussicht­lichen Aufwand schon Ausgangs des Jahres 1909 zur Umlage zu bringen. Ter Vorstand hatte dieses Verfahren der Ärfnwhme einer schwebenden Schuld vorgezogen, da hierdurch der Beitragseinzug auf einen längeren Zeitraum ausgedehnt und den Gemeinden die Möglichkeit gegeben wird, ihre Beiträge allmählich und nicht wie bisher in­nerhalb von zwei Monaten aufzubringen. In der Ver­sammlung wurde diesem Verfahren Beifall gezollt und der Wunsch ausgesprochen, dafür zu sorgen, daß dieses Verfahren später auch gesetzlich fcstgelegt werde. Zur Um­lage kamen für das Jahr 1910 3 M '16 Pfg. auf 100 M Umlagekataster.

Bei der Besprechung des Geschäftsberichts Erde die immer noch anhaltende Steigerung der Unfall­en tschäd igungen hervorgehoben und aus der Mitte der Versammlung daraus hingewiefen, daß fo viel? Ver­letzte auf'unrechtmäßige Weife sich Renten zu verschaffen suchen, gegen die Ermäßigung oder Aufhebung der Ren­ten Widerspruch erheben und darauf ausgehen, die Aerzte und die berufsgenossenschaftlichen Organe zu täuschen. Tie Genchsenfchaftsversirmmlung erWrte sich wie früher da­mit einverstanden, daß die seit einigen Jahren gemeinde­weise durch Vorstandsmitglieder unter Zuziehung eines Arztes vorgenommenen Nachuntersuchungen am Wohnort der Verletzten fortgesetzt weiden. Es wurde mit Rück­sicht auf 'Re bekanntgegebenen Erfolge der Wunsch ausge­sprochen, diese Untersuchungen derart zu betreiben,daß re­gelmäßig nach Verfluß von 5 Jahren in jeder Gemeinde eine Untersuchung stattfinde. Eine weitere Anregung, die Namen sämtlicher Rentenempfänger und ihrer Bezüge all- lährlich in den Bezirks-Amtsblättern zu veröffentlichen, um sie der öffentlichen Kontrolle zu übergeben, wurde vor­läufig zurückgestellt. Nach Vornahme der Ergänzungswahl des Vorstands wurde der Haushaltsplan festgestellt. Der weitere Punkt der Tagesordnung: Aufhebung des In­stituts der Vertrauensmänner veranlaßt« einen lebhaften Meinungsaustausch. Derselbe endigte mit dem Beschluß, die Einrichtung nicht ganz fallen zu lassen, son­dern nur mit dem seitherigen System, wonach in jeder Gemeinde ein Vertrauensmann und ein Stellvertreter auf- gestM war zu brechen. Es wurde der Wunsch ausgespro­chen, in jedem Oberamtsbezirk nur 1 oder 2 Vertrauens­männer und ebensoviel Stellvertreter aufzustellen und zur Ersparnis von Kosten, diese nur in besonders gearteten Fällen zur Dienstleistung heranzuziehen. Einer Aenderung des Gerwssenskhaftsstatttts bedurfte es hiernach nicht. Zum

Schlüsse fand noch eine Besprechung statt über die Frage der Mitversichern ng der hauswirtschaftli chen Unfälle, wie sie in den 3 anderen württ. landw. Berufs­genosseuschasten schon seit Jahren besteht, und über die für später in das Auge zu fassende Einführung von Unfall­verhütungs-Vorschriften.

Stuttgart, 8 . Juli. Wie der Schwab. Merkur hört, handelt es sich bei dem infolge der Fälle von St 0 ckheim und Löchgau vom Staat zu vertretenen Schaden um ei­nen Betrag von 335 000 Mark.

Stuttgart, 8 . Auli. Bei der gestern in Unter­st elmingen hiesigen Oberamts abgehaltenen Schult­heißenwahl wurde der Schultheißenassistent Albert Roh- leder von Bernhausen mit 163 Stimmen gewählt- Sein ^Gegenkandidat, Rechner Schaffer, erhielt 44 Stimmen. Bon 217 wahlberechtigten Bürgern haben 209 abgestimmt-

Gmünd, 8 . Juli. Die Lehrer der Schulaufsichtsbe- zirke Gmünd und Mögglingen versammelten sich dieser Tage zu einer Abschiedsfeier für Seminaroberlehrer Frey, der zum Bezirkssch ul iuspektor in H eilbronn ernannt wurde und am 15. Juli sein neues Amt an- tritt. Tie Verdienste des beliebten Schulmanns, der un­längst buch zum Vorsitzeirden des württ. Vereins für Kna­benhandarbeit gewählt wurde, bildeten den Inhalt einer Reihe von Reden. Oberlehrer Frey ist auch Vorstand des kathol. Lehrerunterstützungsvereins.

Nah und Fern.

* Der anhaltende Regen

hat die württembergischen Flüsse und Flüßchen stark an­schwellen, teilweise über die Ufer treten lassen und auch sonst Unheil genug angerichtet. Der Leinbach hat bei Ne ckargartach Wiesen und Gärten überschwemmt und namentlich in den letzteren schweren Schaden angerichtet. Bei Reichenberg im Oberamt Backnang ging ein furchtbares Hagelwetter nieder, wodurch den Gär­ten und Feldfrüchten großer Schaden zugefügt wurde. An einer Steige kamen durch einen Erdrutsch die stärk­sten Bäume samt der -Erde angerückt und setzten sich auf dem Ortsweg fest, sodaß eine längere Strecke unpassierbar wurde. Tie M u r r trat über ihre Ufer, schwemmte liegen­des Heu fort, und versandete die Wiesen. Der Tierbach, sonst bin harmloses Bächlein, schoß wie ein großer Strom daher, die Straßen und Wiesen überflutend. In Op­penweiler überschwemmte der Rohrbach, die ganze Um­gebung, sodaß die umliegenden Häuser eine zeitlang wie mitten in einem See standen. Dies brachte die Murr auch in Reichend ach zu Wege. In Stern enfels OA. Maulbronn löste sich infolge des anhaltenden Regens ein Teil der verschütteten Mauern, die von der Burg der Herren v. Sternenfels herrühven. Tie sehr dicken Mauern stürzten in Blöcken von 2 Metern auf'den Weg und rissen Bäume weg. In Ellwangen, wo ein wol- kenbruchartiger Regen niedergegangen war, ist die Jagst über die User getreten und hat wieder das ganze Jagsttal überschwemmt. Bei der Kettenschmiede, unterhalb der Stadt, steht das Wasser so hoch wie seit 1882 nicht mehr. In Schwabsberg ist die Böschung oberhalb des Bahnhofs ein gerutscht, so daß das Bahngleis ge­sperrt war. Bei Bop fingen trat die Sechta wiederum über die Ufer und zwar bedeutend stärker als das letzte- inal. Das ganze Tal bis nach Trochtelfingen und noch weiter glich einem See. Weiter wird aus Hüttlingen im Oberamt Aalen berichtet: Bei dem wolkcnbruchar- tigen Regen ging der sog. Schlierbach bei Niederalftugen über seine Ufer. Tie Wassermaffen drangen mit unwider­stehlicher Gewalt durch die Häuser und die Garten des unten gelegenen Weilers, so daß das Vieh aus den Stall­ungen gebracht werden mußte, was in einigen Häusern selbst nicht mehr möglich war. Durch zugeschwemmtes Heu und sonstige Gegenstände kam es zu .Stauungen, denen der über den Schlierbach führende Steg nicht fange Stand halten konnte. Tie querfeldeintreibenden Wasserfluten machten sich Bahn über Roggen-uird Kartoffeläcker, bis schließlich auch ein Teil der Staatsstraße unter Wasser stand. In Böhringen bei Rottweil ist das siebenjährige Töchter- chen des Löwenwirts Tigeser vom Steg in die hoch- gehende Schlichem gefallen. ^ war bereits 150 Meter weit fortgerissen und schwebte in höchster Lebens­gefahr, als es beherzten Leuten gelang/das Kind ans User zu ziehen und in .Sicherheit zu bringen. Fernes: werden noch ans der Gegend des kleinen Heubergs (Sulz) schwere Wasserschäden gemeldet. Im Ällgäu wurden an allen größeren Orten Geldsammlungen veran­staltet, um die enormen Schäden des Hochwassers einiger­maßen zu mildern und schließlich .wird aus dem badi­schen Schwarzwald genrÄdet, daß es über den Hö­hen des Feldbergs, Belchen, Schau insland so beträchtlich schneite, daß das Weidvieh in den Ställen bleiben mußte. -

Vom Fahrstuhl zermalmt.

Im Hotel Windsor in Mannheimverunglückte der Geschäftsführer des Hotels, Josef Seitz, im Fahrstuhl. Er hatte versucht, im dritten Stock den Aufzug, den er bereits betreten hatte, noch einmal zu verlassen, wurde dabei ersaßt und ihm der Kopf zer- ma l mt. Ter Verunglückte' ist ein geborener Wiener, 31 Jahre alt, und war erst seit Kurzem mit der Tochter des Hotelbesitzers verheiratet.

Ein Kauuerstückchen.

Aus Berlin wird vom 8 . Juli berichtet: Ein Lehr­ling der Schmalzjsiedcrei von Hirschfeld in Weißen- see hatte auf dem Postscheckamt in der Tlorotheenstraße 5800 M abgehoben. Auf der Straße gesellte sich ein an­geblicher Lehrling zu ihn:, der ihm vo-rredete, es fei sicherer, die Brieftasche in einen leinenen Beutel, den er ihm gab, zu tun. Nachdem der Fremde weggegangen war, fand der Lehrling in dem Beutel statt der Tasche mit dem Geld eine Zeitschrift. Tie Anzeige bei der Po­lizei hatte noch keinen Erfolg.

Kleine Nachrichten.

In München feuerte in der Nähe des Vororts Solle ein Mann aus "eine ihn begleitende Dame, mit der er

zuvor in einer Wirtschaft Wein getrunken hatte, einen Re­val Vorschuß ab und verletzte sie schwer. Tprauf tötete er sich selbst. durch einen Schuß in den Mund. Tie Personalien der beiden konnten noch nicht sestgestellt werden.

Ein schwerer Automobilunsall ereignete sich aus der Chaussee von Wehrheim nach Usingen im Taunus. Ter Chauffeur des in Bad Homburg zur Kur weilenden Lords Harri man aus London machte mit zwei Kollegen eine Vergnügungsfahrt. An einer Kurve verlor er die Gewalt über den Wagen, der in den Wald geschleudert wurde. Ter Chauffeur, ein Franzose, flog gegen einen Baum und war sofort tot. Einer der Mit­fahrer erlitt einen Beckenbruch, der andere leichtere Ver­letzungen.

DieZeit" meldet ans Innsbruck: Vom Seehof sind drei reichsdeutsche Sommergäste, eine Dome und zwei Herren, abgestürzt.

Gerichtssaal.

Neues Verfahren, sich beliebt zu machen!

In das Reich des Aberglaubens führte eine Ver­handlung des Schöffengerichts Berlin-Schöneberg. We­gen Sachbeschädigung war eine Frau Duhm angeklagt. Die Angeklagte hatte sich vor längerer Zeit mit ihren erwachsenen Kindern entzweit. Da sie von einer Frau gehört hatte, daß es eine weise Frau gebe, die es ver­stehe, durch Zaubernnttel einem Menschen Liebe und Zuneigung einzuflöhen, so beschloß die Angeklagte, die­ses Mittel anzuwenden. Sie ging zu dieser, alles andere nur nicht weifen Frau ünd erzählte, daß sie sich auf irgendeine Weise die Zuneigung ihrer Kinder wieder er­ringen wolle. DieZauberin" gab ihr gegen Zahlung von 1 Mark darauf einen seltsamen Rat. Die Ange­klagte sollte Kuhmist und Pferdemist zu gleichen Teilen mischen, dann mit Wasser und einer gewissen änderen Flüssigkeit verdünnen und diesen appetitli­chen Trank einem unbekannten Menschen drei­mal in die Wohnung gießen, der in einem Vor­ort in einem Hause mit einer ungeraden Hausß nummer wohnen mußte. Nun erlebte der in der Tem­pelhofer Straße 19 wohnhafte Oberpostsekretär Caspari ein eigenartiges Abenteuer. As er des Morgens erwachte, hatte er das Gefühl, daß er sich versehentlich nicht in seiner Wohnung, sondern in einem Kuhstall zur Ruhe gelegt habe. Durch die Wohnung zogen liebliche Düfte, die nebenbei einen starken Niesreiz hervorriefen. Ms er nach der Ursache dieser Erscheinung forschte und auf den Korridor hinaustrat, wurden seine Füße Volk etwas Weichem" umfangen, was sich bei näherem Zusehen als Kuhmist entpuppte. Zu seinem nicht geringen Er­staunen entdeckte er, daß der ganze Korridor mit einer träge dahinfließenden sonderbaren Masse bedeckt war, die einen Geruch ausströmte, der nach keiner Richtung hin an die Rosengärten von Schiras erinnerte. Nachdem das übelriechende Zeug mit großer Mühe entfernt worden war, ereignete sich am nächsten Morgen die gleiche Szene. Da C. glaubte, daß ihm jemand einen Schabernack spie­len wollte, legte er sich in der folgenden Nacht auf die Lauer. Gegen morgen erschien dann die jetzige Angeklagte Duhm, nin zum dritten Male ihr eigenartigesZau- Lermittel" anznwenden. Als sie ihre Soße wieder durch die Aeitungsklappe gießen wollte, wurde sie von C. fest­gehalten. Vor Gericht erzählte die Angeklagte die Geschichte von der weisen Frau und dem Zaubermittel. Das Gericht erkannte auf eine Geldstrafe von neun Mark.

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Dortmund, 7. Juli. Das Schwurgericht verurteilte heute abend nach zweitägiger Verhandlung den Haupt­mann a. D Gutsbesitzer Möllenhoff aus Werries bei Hamm wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode und versuchten Totschlags unter Zubilligung mildernder Umstände zu Z1/2 Jahren Gefängnis. Der Verurteilte hat am Abend des 3. Juni d. I. den Gutspächter Jür- gings erschossen und dessen Bruder zu erschießen ver­sucht.

Luftschiffahrt

Ei»« Ballsnlandung mit Hindernisse«.

Geislingen, 7. Juli. Der MilitärballonOtto" vvn -der Festungsluftschiffertruppe Neubreisach, der unter Führung des Leutnants Orgel mann in Neu­breifach zu einer Nachtfahrt aufgestiegen war, geriet in einen Luftwirbel und mußte gestern früh 5 llhr im Walde zwischen Weißenstein Und Bartholomä landen. Der Ballon verfing sich in einer hohen Tanne.' Der Führer mußte sich an einem Tau herunterlassen, wobei er sich einen Fuß verstauchte. Die beiden Zandern In­sassen kletterten dann an der Tanne herab. Durch eb­nen heftigen Sturm wurde der Ballon losgerissen, und blieb an einem anderen Baum hängen. Mit Hilfe von Einwohnern aus Wcißenstein gelang es schließlich, den Ballon zu bergen.

Betheny, 8 . Juli. Tie Baronin de !a Roche flog in einer Höhe von etwa 40 Meter dahin, als plötz­lich ihr Apparat herabstürzte und zerbrach. Tie Aviatikerin brach den linken Arm und das rechte Bein und ozg sich auch Verletzungen am Kopfe zu. Ihr Zu­stand ist hoffnungslos.

Handel und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 6. Juli. Der Ledcrmesse in der Turnhalle in der Forststratze waren etwa 700 Ztr. zugeführt. Die Preise hielten sich auf der gleichen Höhe wie an der letzten Messe. Sohlleder kostete 1.30 Mk. bis 1.50 Mk., Wildvachelder 1.10 Mk. bis 1.20 Mk., ild- oberleder In 1.80 Mk. bis 2.20 Mk., Wildoberleder Ila 1.50 Mk. bis 1.80 Mk., Schmalleder 1.90 Mk. bis 2.10 Mk., Kalblcder 3. Mk. bis 3.40 Mk. Zaum-, Zeug- und Rotzledcr 130 Mk. bis 1.60 Mk. per Pfund., Schafleder 1525 Mk. per 10 Felle. Nachfrage war besonders nach Wildoberledcr.