Lokal es.

Wildbad, 7. Juli. Das. was uns die Vorrezensionen vom Tchuh'schen Künstlerquartett im Lindensaal ver­sprochen hatten, haben die vier Sänger nicht nur gehalten, sondern in weitem Maße übertroffen. Alle Besucher, leider war der Saal nicht ganz gefüllt, waren sich dahin einig, selten etwas so Schönes auf dem Gebiete des künstlerischen volkstümlichen Gesanges gehört zu haben, das ganze Kon­zert bot einen ungetrübten musikalischen Hochgenuß. Fast nach jeder Programm-Nummer folgte ein derartiger Bei­fallssturm, der sich nicht eher legte, bis die Künstler zu einer Einlage bereit waren. Man wurde nicht müde, die sinnigen Volks-, Natur- und Liebeslieder zu hören und die urkomischen, fidelen musikalischen Schnurren sorgten dafür, daß auch die Lachmuskeln der Besucher nicht außer Tätig­keit kamen. Die gesunden und wohlklingenden Stimmen, die herrlichen Harmonien mit allen Schattierungen des Aus­drucks, werden den Abend bei Gesangsfreunden und auch bei Gesangskennern zu einem unvergeßlichen machen. Den vier Sängern aber, und auch dem Lindenwirt, der sich alle Mühe gibt, für eine hübsche Nebenunterhaltung der Kurgäste zu sorgen, an dieser Stelle volle Anerkennung.

Wildbad, 8. Juli. Das gestern von dem Kgl. Bad- kommifsariat im Kursaal veranstaltete Konzert hat eigentlich nicht den Zuspruch gefunden, den es wohl verdient hat. Denn nicht allein die vollendete Fertigkeit unserer Kurkapelle mußte ihre Zugkraft ausüben, sondern schon das Mitwirken zweier

Größen aus der deutschen Musikwelt hätte ein weit größeres Publikum anlocken müssen. Mit Schumann's Klavierkonzert ^,-moII op. 54 (mit Orchesterbegleitung) wurde das gewählte Konzert-Programm eröffnet. Die geniale Kunst des Hof­pianisten Keffissoglu entfaltete sich hierin geradezu wunder­bar und aus diesem wie aus seinem letzten Vortrag sprach ein warmes pulsierendes, bald leidenschaftlich zuckendes, bald in süßen Schauer erbebendes Künstlerherz. Glänzende Er­folge feierte auch Frau Schüller - Ethofer, die Zierde .und der Stolz der Karlsruher Hofoper. In ihren Liedern („lieber allen Gipfeln ist Ruh" von Liszt, „Liebesfeier" von Weingartner, und „Unterm Apfelbaum" von Rückauf) hat sie mit feinem Empfinden die tiefsten und schönsten Probleme des Lebens mit einer überwältigenden Kunst geschildert und ergründet. Die schönsten Triumphe errang sie sich aber als Wagnersängerin mit der „Arie des Adriäno" aus der Oper „Rienzi". Vorzüglich hielt sich auch wieder das Kurorchester beim Begleiten, es hat die schwierige Aufgabe in dezenter, feiner und kunstsinniger Weise gelöst. Unser verehrter Hr. Musikdirektor Prem hat mit souveräner Meisterschaft das Ganze geleitet und es verstanden, alles in schöner Harmonie zusammen zu halten. Etwas seltsam Schönes von diesem Konzertabend fließt wohl auch noch hinüber in die Seele dessen, der nachträglich sich der genußreichen Stunden er­innert; tröstlich mild wird ihm die Erinnerung die ver­klungenen Melodien ins Ohr raunen — Sphärenklänge.

Druck und Verlag der Beruh. Hofmannstzen Butzdruckerei in Wildbad. Verantwortlich: i. V.: Paul Kühler daselbst.

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