Nr. 148.
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Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelekon »r. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der rigl. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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lnssrete mir 8 Kg.
-> Luswertige 10 Kg., als klein 's spsitige Lormo uLreiie.
«enismen 15 Kg. Nie Letiteeile.
Lei Meüsriisiiingön eirtspr. kovott.
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Isiogromm-Liirerssi
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Mittwoch, den SS. Juni IS 10.
27. Jahrg.
Zum Fall Hofrichter.
Die österreichische Militärgerichtsbarkeit.
v. L. In Wien hat ein Drama seinen vorläufigen Abschluß gefunden, das lange Zeit die Gemüter in Spannung erhalten hat. Oberleutnant Hofrichter aus Linz wurde wegen des Giftanschlags auf zwölf Genera lstabsoffizicre, in denen er als Vormänner im Avancement ein Hindernis für feine Berufung in den Generalstab erblickte, zu der höchsten zulässigen Strafe von zwanzig Jahren verschärften schweren Kerkers verurteilt. Die Strafe ist sicherlich in anbetracht der Umstände, die den Anlaß zur Tat boten, nicht zu hoch. Sie entsprang einem krankhaften Ehrgeiz und verriet schon durch die Spekulation auf die (Peschlechtssphäre der mit den Cyankalipillen bedachten Offiziere einen solchen Grad von Niedertracht, daß sie mit lebenslänglichem Kerker nicht zu hoch bestraft wäre, wenn auch glücklicherweise nur einer der bedrohten zwölf Offiziere, Gcneralstabshauptmann Mader, den: Giftmischer in Uniform zum Opfer fiel. Aber das österreichische Recht schreibt vor, daß auf Grund eines Indizienbeweises auch für Mord aus keine höhere Strafe als zwanzig Jahre schweren Kerkers erkannt werden kann, wenn der Täter nicht seine Schuld eingesteht. Das hat nun zwar Hofrichter vor dem Untersuchungsrichter getan, aber er hat Hann sein Eingeständnis widerrufen und damit den. Schutz des 8 211 der österreichischen Militärstrafprozeßordnung erlangt, die es nur erlaubt, den reumütigen Verbrecher dem Henker oder lebenslänglichem Kerker zu überweisen, nicht aber den verstockten, der konsequent leugnet oder ein bereits abgelegtes Geständnis nachher zurücknimmt.
Mer wir wollen diese prozessuale Eigenart, die einen Justizmord auf Grund eines Indizienbeweises verhindern soll, nicht angreifen. Es ist schließlich besser, ein Mörder kommt nach zwanzig.Jahren wieder aus dem Kerker, als ein Unschuldiger wird vom Leben zum Tode gebracht; denn cs war schon mehr als einmal der Fall, daß alle Glieder eines Indizienbeweises so ineinander griffen, daß an der Schuld eines Angeklagten nicht mehr zu zweifeln war und später hat cs sich doch herausgestellt, daß der Verurteilte unschuldig war;
von den meisten Menschen gilt der ^atz, daß sie au- Eitelkeit inehr geliebt sein wollen als selber lieben.
A r i st 0 t e l e s.
ei) „Gipfelstürmer."
Roman von Carl Conte Scapinelli.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Dem schad'ts wenigstens nicht!" Nein, ihm, seiner Herta sollte es nützen. Nun war er bald wer, hatte Titel, und Würde, Arbeit und Geld. — Nun durfte er um sie werben, nun war er nicht mehr der Handwerks- sprosse, nun war er ein anerkannter, ausgezeichneter Maler — nicht,ein Kunstmaler nur, wie es in München so schön.hieß, sondern ein Professor. „Herr Professor Max Panigl!" Er mußte selbst darüber lächeln, dann aber schob sich das alles in feinem Kopfe in den Hintergrund. Die Stunde war zu ernst und feierlich.
Er war vor dem Friedhof angekommen, und drängte sich nur schwer durch die Pforte.
Der abgelegene Gottesacker war ganz schwarz besät von Menschen, durch ein Spalier von Kunstakademikern schritten die Tremergäste, während das Volk sich hinter diesen zu Haufen drängt.
Vertreter der Stadt München, Künstlerdeputationen von auswärts, sämtliche Akademieprofessoren, die Adjutanten aller bayerischen Prinzen, ein Vertreter des Kaisers, hohe Staatsbeamte und Offiziere schritten durch zur großen Aussegnungshalle.
Der Himmel hatte sich für Augenblicke verdüstert,
eine Gewitterwdlke ließ einige Regentropfen fallen, aber als man den Sarg in die Aussegnungshalle stellte, als lautlose Stille in die dichten Gruppen eintrat, da stahl sich hell und goldig ein Sonnenstrahl durch die Kuppelfenster herein.
Unwillkürlich stellte sich alles in Position, als wolle man den toten Meister die letzte Ehrenbezeugung widmen. Die Gruppen ordneten sich, um den Sarg gruppierten sich seine treuen Freunde mit lodernden Fackeln, dann aus der Höhe Musik.
Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" setzte brausend Und nrächtig ein. — Die Totenfeier begann. Dann sprach tiefbewegt Professor Eugen von Stie-
aber gerade wegen seiner vermeintlichen Verstocktheit hatte inan ihn die volle Schärfe des Gesetzes fühlen lassen. Andererseits ist eine schwere Kerkerstrase von zwanzig Jahren in den meisten Fällen gleichbedeutend mit einer Verurteilung zu lebenslänglichem Kerker, denrff es, gibl wenige Menschen, die eine zwanzigjährige Kerkerstrafe Lber- stehen. Ist es aber doch der Fall, dann verläßt ein geistig und körperlich gebrochener Mann die Kerkermauern, der vielleicht ebenso gelitten hat als ein dem Henker überlieferter.
Was aber die Kritik herausfordert, sind die sonstigen mittelalterlichen Bestimmungen des österreichischen Militärstrafverfahrens. Der Angeklagte darf mit der Außenwelt in keine Beziehung rreten und sich auch keinen berufsmäßigen Rechtsbeistand nehmen; er ist lediglich auf einen militärischen Rechtsbeistand angewiesen, also vollständig der Gewalt des militärischen Untersuchungsrichters und Anklagevertreters ansgeliefert. Ja der Gerichtsleiter, Majorauditor Wencelides, erlaubte nicht einmal, daß Hofrichter in Gegenwart eines staatlichen Notars sein Testament machte, obwohl er, wenn has Urteil rechtskräftig geworden ist, während der zwanzigjährigen Kerkerstrafe die Rechtsfähigkeit verliert und nach österreichischem Recht Schenkungen und alle Grundbuchshandlungen ohne Zuziehung eines Notars keine Rechtskraft erlangen. Man sieht also, daß ein militärischer! Untersuchungsgefangener in Oesterreich geradezu lebendig begraben ist.
Ebenso merkwürdig aber ist die Bestimmung, daß das Urteil erst verkündet wird, wenn der Instanzenweg erschöpft ist. Die oberen Instanzen, das' Obergericht wie der Oberste Gerichtshof, fällen aber ihre Entscheidung lediglich auf Grund des Aktenmaterials der ersten Instanz. Von einer Berusungs- und Rev i si 0 ns v er Han.d- lung in unserem Sinne kann also keine Rede sein. Das ganze Verfahren erinnert in seiner .Heimlichkeit lebhaft an das der heiligen Vehme und man kann es sich da wohl erklären, daß ein Angeklagter, wie es Hofrichter getan hat, versucht, sich aus unlauterem Wege, durch Bestechung der Gefängnisbeamten, mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen. Der Profoß Tuttmann ist auch der Versuchung, die in diesem Fall an ihn herantrat, erlegen. Er ist ein Opfer der veralteten österreichischen Militärstrafprozeßordnung geworden, wie an-
ler, er sprach von der Herrschernatur Lenbachs, von seiner Kraft der Begeisterung! Und er schloß mit dem Gelöbnis der gesamten Münchener Künstlerwelt, Lenbachs Vermächtnis hoch zu halten, has ihm am heiligsten war zu halten, das ihm am heiligsten war im Leben: Die begeisterte Liebe zur Kunst. Ksguiskeat in paea!
Es klang laut vernehmlich und doch tief bewegt, jedem zum Herzen greifend durch die menschengefüllte Halle.
Dann setzte sich der Zug in Bewegung, trat hinaus in den herrlichen Maientag.
Tiefe Ergriffenheit hatte auch Panigl erfaßt, wie er mitten im Zuge dahinschritt. Voran die Mjutanten der Prinzen, die Vereine, die Freunde mit rauchenden Pechfackeln, die Akademiker weiter, — die die Fackeln am Grabe zu Boden senkten, zum Zeichen der Trauer.
Um die Gruft, die die ersten Münchener Künstler geschmückt, hob sich von dichtem Tanncngrün ein auf Säulen ruhender Tempel, der sich zu einer Laubkrone, die mit Rosen gekrönt war, vereinigte. Rechts und links brannten auf grünumwundenen Dreifüßen mächtige Opferschalen.
„Siegfrieds Tod" aus der Götterdämmerung war verklungen, in die mit Blumen ausgepolsterte Gruft wurde langsam, knarrend der Sarg gelassen.
Nun lag der Tote im kühlen Erdengrund, in Blumen gebettet. Gruß ans Gruß sandten die Vertreter aller Münchener und auswärtiger Kkinstlervereinigungen dem großen Freunde nach ins Grab, einer nach dem andern und jedem standen die Tränen in den Augen, jeder von ihnen wußte, daß der Münchener Kunst der Führer gestorben.
Schmetternde Posaunenklänge hatten seine Grablegung begleitet, tönende .Herzensworte ihn zur Ruhe gebettet, - nun war es wieder still. Aus mächtigen Körben von Blumen sandten ihm alle, die ihn kannten, jetzt noch den letzten Gruß ins Grab.
Statt Erde deckten Blumen der Liebe den Sarg.
Auch Max trat vor, der sich bis jetzt still in einem Winkel gehalten hatte, erschüttert bis ins Mark, ließ auch er die Blumen fallen und sandte sein Gelöbnis im Geiste nach.
Neugierig Umstehende stießen sich an, wer war der junge Mann, der ihm da nachweinte, Flüsternd raun-
dererseits Hofrichter wahrscheinlich nicht den Mord an Mader und den Mordversuch an den elf anderen Ge- neralstabsofsizieren begangen hätte, wenn die staatlichen Qualifikations- und Condu itenlisten nicht geheim gehalten würden. Er hätte dann erkennen können, daß die Beseitigung seiner Vormänner ihm nichts nützen würde, und er wäre wohl nicht auf die wahnsinnige Giftmordidee gekommen.
Mag der Fall Hofrichter auch nicht durch die Persönlichkeit des „Helden" geeignet sein, eine schleunige Reform des militärischen Strafverfahrens in Oesterreich zu verlangen, so hat er doch gerade durch das Aufsehen, das der Fall in der ganzen Welt erregt hat, auch die Miß stände in der österreichischen Militärjustiz vor aller Welt bloßgestellt. Und es handelt sich ja nicht um die Person Hofrichters, sondern um das Ansehen Oesterreich-Ungarns als Kulturnation, wenn man auch für dies Land die schleunige Einführung der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit des Verfahrens sowie die Zulassung von bürgerlichen Rechtsanwälten bei den Militärgerichten verlangt.
Deutsches Reich
Weitere Veränderungen in der preußischdeutschen Regierung.
Herr v. Schön und Herr v. Rheinbabcn gehen.
Eine Berliner Korrespondenz meldet, daß der Rücktritt des Frei Herrn v. Schön als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes bevorsteht und daß Herr v. K i derlen-W achter sein Nachfolger werden soll. — Der hier angekündigte Wechsel in der Leitung des Auswärtigen Amts ist schon seit längerer Zeit vorausgesehen worden. Man wußte, daß Staatssekretär v. Schön nicht mehr lange in seinem Amte bleiben würde, und äls sein Nachfolger kam v. Kiderlen-Wächler schon deshalb in Betracht, weil er bei wichtigen Aktionen der letzten Zeit den Staatssekretär wiederholt vertreten hat. Herr v. Schön soll nach der Fr. Ztg. einen Botschafterposten erhallen.
Gleichzeitig liest man in der „Kreuzzeitung", dem preußischen Finanzminister .Herr v. Rhcinbaben sei SSSWSSSSSSSSSSSSSSSSSSSMMWWWWW»»»»»
ten sie sich's zu, der Maler Panigl, den er in den letzten Jahren protegiert. —
Dann trat auch er zurück, sich laggsam durch die Menge Bahn brechend. Da und dort nickte ihm ein Bekannter zu, aber die meisten waren so gebannt durch die Feier und die allgemeine Trauer, daß sie kein Wort mit ihm wechselten.
Es war keine leichte Arbeit durch die dichten Reihen zu kommen, die sich nach und nach um das Grab drängten, da das Spalier aufgelöst war und auch die Zuschauer Zutritt zu der Gruft erhielten.
Jeder wollte von Lenbach Abschied nehmen, jeder wollte ein Zweiglein von seinem Grabe zur Erinnerung mitnehmen. Man ließ das Volk gewähren, denn es war Liebe, Verehrung, die es dazu trieb.
Als Mar endlich durch die natürliche Mauer durchgekommen ivar, stand er plötzlich der Baronesse Herta gegenüber, die in tiefer Trauer mit tränenfeuchten klugen dastand.
In der Ergriffenheit vergaß er aus alles, — er streckte ihr die Hand entgegen und hauchte flüsternd: „Herta!"
Mit feuchtem,- freudigem Blick nickte sie ihm zu und ließ ihre Hand länger in der seinen, als es die Sitte erlaubte.
„Du hast viel verloren an ihm!" sagte sie einfach.
„Meine Jugend, Herta, - nun, nun bin ich ein Mann! — Er hat mich dazu gemacht!" erwiderte er ergriffen.
Langsam, als Mißte es so sein, schritten sie einen der Seitenwege, wo sich die Menschen nicht so drängten, weiter.
„Aber du schaust so spitz aus, so angegriffen, Herta. — Bist du krank?"
„Ich habe meine Mutter verloren!" sagte sie, den Blick senkend, einfach.
„Herta, verzeih — und das sagst du mir erst jetzt!"
,^Jch wollte dich in deiner Arbeit nicht stören!"
„Du Gute, du Tapfere! — Und doch war es unrecht von dir, — du hättest mich benachrichtigen sollen!"
„Sie liegt nicht weit von hier. Wollen wir hingehen!" meinte sie.
„Ja, bitte!"
(Fortsetzung folgt.) ,