Berti», 25. Juni. Die Berliner Maurer und Zimmerer haben beschlossen, den Dresdener Schiedsspruch nicht anzuerkennen und sofort in den Streik einzutreten. — TassÄbe geschieht in Solingen.
Friedberg, 25. Juni. Ans dem hiesigen Bahnhof wurde in einem Karton der Anzug eines der Verbrecher und wichtige Schriftstücke gefunden. Man vermutet, daß vier Personen bei dem Attentat beteiligt waren. Ein Kriminalkommissär aus Berlin ist hier ein- tzetroffen. Die beiden aufgefundenen Bomben wurden in Hanau geöffnet, sie enthielten Nitroglyzerin.
Württemberg.
Aus dem Landtag.
Zweite Kammer.
In der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde als erster Gegenstand die Anfrage der Mg. Wieland und Kübel betr. den Hauptbahnhof St utt- gart behandelt. Der Abg. Wieland (Deutsche Partei) betonte die Notwendigkeit des Umbaues im Interesse des ganzen Landes; es herrsche aber große Beunruhigung nicht nur wegen der großen Aufgaben, sondern wegen verschiedener neuer Erscheinungen, die aufgetaucht seien, wie der Bahnhof Kornwestheim, das alte Feuerbachtunnel. Deshalb sei die Frage wohl berechtigt, wie hoch die Gesanch- kosten des ganzen Umbaus sich belaufen. Die Haltung der Regierung sei seither schwankend gewesen, was umso beunruhigender sei, als bei den verschiedenen Bahnhof- umbauten der Letzten Jahre, große Ueberschreitungen zu Tage getreten seien. Die Techniker, die im Lande aufgewachsen seien, seien die Ausführung kleinerer Objekte gewöhnt. Ein solch großes Millionenobjekt erfordere besondere Maßnahmen, schließlich bittet er um die Prüf- .ung der Frage, der Münsterlinie, die auch Einfluß auf den Anschluß der Bahn an den kommenden Neckarkanal haben würde.
Der Ministerpräsident Da. von Weizsäcker weist die Angriffe gegen die Eisenbahnverwaltung zurück. Das Projekt werde so wie genehmigt ausgeführt. Die Zuziehung auswärtiger Ingenieure werde die Sache nicht gerade verbilligen. Die Pläne stehen im einzelnen noch nicht vollständig fest; dies sei bei einem 10jährigen Umbau auch nicht möglich. Der Minister gibt dann noch Aufschluß über den derzeitigen Stand der Arbeiten. Der Abg. Kübel (Deutsche Partei) glaubt, daß durch die Aeußerung des Ministers die Beunruhigung nicht geschwunden sei. Er bespricht dann die Frage des Vorortverkehrs und regt an, ob es nicht möglich wäre, durch eine Untergrundbahn die Vorortsgleise in das Herz dtr Stadt hinein fortzusetzen. Auf eine Anfrage des Vizepräsidenten von Kiene (Ztr.), ob die Reparatur des alten Feuerbacher Tunnels nicht ebensoviel koste, daß ein dritter Tunnel erstellt werden könnte, erwidert Präsident v. Stiel er, daß der Bau eines dritten Tunnels technisch nicht unmöglich wäre. Der Präsident weist verschiedene Angriffe zurück und bemerkt noch, daß die Ge- ,neraldirektion der Staatseisenbahnen wegen der Einführung des elektrischen Verkehrs »och in Studien begriffen sei. Ferner äußert sich der Präsident noch dahin, daß der jetzige Rosenstein-Tunnel samt der gegenwärtigen Eisenbahnbrücke über den Neckar künftig verlassen werden müsse und ein neuer viergleisiger Tunnel samt vierglei- siger Brücke den Verkehr zu bewältigen habe. Nach weiteren Bemerkungen der Abg. Körner pnd Reichel gab der Abg. Haußmann dem Wunsche Ausdruck, daß die Frage des Stuttgarter Bahnhofs zunächst in der Kommission behandelt worden wäre. Bei der gewohnten Zurückhaltung des Ministers sei es schwer, gegenseitiges Vertrauen zwischen Regierung und Ständen und damit dem Lande herzustellen. Die Trennung von Personen- und Güterverkehr hält Haußmann prinzipiell für richtig. Schließlich greift er seine frühere Anregung auf Schaffung eines eigenen Eisenbahnministeriums wieder auf. Der Ministerpräsident von Weizsäcker steht dieser Anregung sehr sympathisch gegenüber. Der Mg. Wieland stellt noch fest, daß es ihm fern gelegen sei, die Techniker anzugreifen; diese Auffassung wird auch vom Abg. Haußmann geteilt.
Der zweite Punkt der Tagesordnung: Bewilligung eines Zuschusses von 200000 Mark zu einem Kunstausstellungsgebäude wird ohne jede Debatte dem Finanzausschuß überwiesen. Ebenso wird die Eingabe des preußischen Abg. v. Schenke ndorff betr. die Pflege geregelter Leibesübungen durch die Jugend im 14. bis 18. Lebensjahr in Anlehnung an die allgemeine Pflichtfortbildungsschule auf Antrag des Berichterstatters Nägele der Regierung zur Erwägung überwiesen. — In der morgigen Sitzung werden zunächst einige Ausschußwahlen vorgenommen und sodann die Denkschrift betr. die Tierärztliche Hochschule behandelt.
Die Abgeordnetenkammer wird, wie verlautet, am Montag und Dienstag ihre Beratungen aussetzen, um dem Bauordnungsausschuß Gelegenheit zu geben, zu den Differenzen zwischen der Ersten und der Zweiten Kammer in der Frage der Bauordnung Stellung zu nehmen.
Die Erste Kammer
hat die Beratung der Bauordnung abgeschlossen. Ihre Beschlüsse haben an dem Entwurf, wie er aus der 2. Kammer hervorging, eine Reihe Verschlechterungen gebracht, und das trotz des Entgegenkommens, das die Abgeordnetenkammer bei ihrer zweiten Durcharbeitung des Gesetzentwurfs zeigte. Am tiefeinschneidensten ist und bleibt die Differenz in Bezug auf den Art. 3. Hier versteift sich das Herrenhaus auf seinen schon früher eingenommenen Standpunkt, daß die Beschlüsse der Gemeindekollegien über die Feststellung oder Aufhebung einer Ortsbaufatzung der Genehmigung des Ministeriums des Innern bedürfen, während die 2. Kammer die Boll- ziehbarkeitserklärung durch den Bezirksrat wünscht. Ob man sich in der Ersten Kammer wohl der Täuschung hingibt, daß bei den Volksvertretern in der Hinsicht ein Nachgeben Zu erwarten sei? Wie wir erfahren, be
steht innerhalb der Fraktion der Volk spartet der Entschluß, die Bauordnung eher fallen zu lassen als das Genehmigungsrecht des Ministeriums anzuerkennen. Der Vermittln ngsantrag Mosthaf, der, in der 1. Kammer gestellt, das Genehmigungsrecht des Ministeriums will, die Versagung der Genehmigung aber an bestimmte Punkte knüpft, wird in parlamentarischen Kreisen als schwächlich und als eine Halbheit bezeichnet. Die Erste Kammer hat zudem auch diesen Antrag abgelehnt und es ist nicht daran zu denken, daß er in irgend einer Form vom Abgeordnetenhaus von sich aus wieder ausgenommen wird.
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Landtagsschluß.
Wie wir von unterrichteter Seite hören, ist man in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß es unter allen Umständen geboten und auch möglich sei, die bei den beiden Kammern noch vorliegenden Arbeiten bis spätestens 16. Juli zu bewältigen. Alan wird also damit rechnen dürfen, daß der Landtag in 3 Wochen geschlossen werden wird.
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Der Kandidat der Bolkspartei für Welzheim.
Nachdem Anwalt Seitz von Bnrgholz die ihm von der Fortschrittlichen Volkspartei angetragene Kandidatur mit Rücksicht auf Familienberh'iltnisse ablehnen mußte, hat eine am Freitag nachmittag in Welzheim zusammengetretene zalstreich besuchte Vertrauensmännerversammlung die Kandidatur dem Gemeinderat Karl Wurst, früher Rosenwirt i n .Alfdorf, angetragen. W u r ft hat angenommen. In ihm gewinnt die Partei einen weit über den Bezirk hinaus bekannten und geachteten Kandidaten, dessen reiche Erfahrung und besonnenes Auftreten ihn Wohl zur (Ausübung eines LaNdtagsmandats befähigen. Mit der 'Agitation soll unverzüglich begonnen werden.
Stuttgart, 24. Juni. Bei der heutigen Ziehung der Aus stell n ngslott eri e fielen 1000 Mark auf Nr. 13 295, 500 Mark auf'Nr. 13988, je 100 Mark Nr. 5326, 5342, 5394. Wertgewinne fielen auf die Nummern 675, 3332, 3024, 6017, 6524, 4795, 7960, 8767. (Ohne Gewähr.)
Stuttgart, 23. Juni. Auf den Württemb. Staatseisenbahnen wurden im Monat Mai ds. Js. 6 873000 vereinnahmt, 303000 Mark mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Davon entfallen auf den Personen- nnd Gepäckverkehr 2 991 MO Mark (gegen das Vorjahr mehr 320000 Mark), auf den Güterverkehr 3610000 Mark (plus 43 OM Mark) und auf sonstige Quellen 272 OM Mark. — Die württ. Eisenbahngesellschaft vereinnahmte im Monat Mai aus ihren sämtlichen Linien ans dem Personenverkehr 22 170 Mark (gegen das Vorjahr mehr 14M Mark), aus dem Güterverkehr 28 970 Mark (plus 1 690 Mark) und aus sonstigen Quellen 3520 Mark (plus 130 Mark). Die Gesamteinnahme belief sich auf 54660 Mark gegen 51440 Mark im Vorjahr. — Die württ. Nebenbahnen (Filderbahn und Strohgäubahn) verzeichnet«: im Monat Mai eine Berkehrseinnahme von 74950 Mark, 2650 Mark mehr als im Mai 1909. Davon entfallen auf den Personenverkehr 51300 Mark (gegen das Vorjahr weniger 52M Mark), auf den Güterverkehr 23 OM Mark (gegen das Vorjahr mehr 7800 Mk.) und auf sonstige Quellen 650 Mark (plus 50 Mark).
Stuttgart, 24. Juni. Der bekannte Sozialpolitiker Fabrikant Dr. med. Paul von Lechler hat das Projekt der Gründung einer Wald-Stadt bei Stuttgart ansgearbeitet, für das der mehr als 2M Hektar umfassende kgl. Schwarzwildpark als geeignetes Areal vorgeschlagen ist. In Verbindung mit der Gründung dieser Waldstadt sieht das Projekt die Errichtung eines Volksparks mit Turn- und Spielplätzen auf dem Hasenberg vor. Es ist außer Zweifel, daß die Idee eine überaus glückliche genannt werden kann, doch dürften sich ihrer Realisierung mancherlei Schwierigkeiten in den Weg stellen. Das Projekt ist übrigens von einer Reihe hervorragender Architekten und Volkswirtschaftler wie Professor Fischer, Professor Bonatz und Professor Fuchs äußerst günstig beurteilt worden. Dr. von Lechler hat seinen Plan dem König unterbreitet.
Stockheim, 24. Juni. Verw.-iAss. Dreyer von Stuttgart har seine Einsprache gegen die Wahl von Herrn Bäckermeister Geiger zum hiesigen Ortsvorstand zurückgezogen. -
HM, 24. Juni. Die Bezirksschnlversanrm- lung fand am Mittwoch im Volksschulgebäude statt. Dem Bericht des Vorsitzenden, Bezirksschnlanffeher Lang, ist zu entnehmen, daß der Bezirk 1960 schulpflichtige Mädchen und 1965 schulpflichtige Knaben, zusammen 3925 Kinder zählt, die von 63 Lehrern unterrichtet werden. Es kommen auf einem Lehrer durchschnittlich 62—63 Schüler. Nach Schluß der Versammlung wurde Bezirks- schulauffeher Lang für seine 19jährige Tätigkeit im Bezirk der ihm gebührende Dank ausgesprochen. Am 1. Juli ds. Js. tritt an die Stelle dieses aus dem Schulamt scheidenden Herrn Hauptlehrer Wagner aus Eßlingen, dessen Tätigkeit außer der Haller sich auch auf die evangelischen Schulen der Oberämter Crailsheim und Ellwangen erstrecken wird.
Eßlingen, 24. Juni. Das Staatsministerium hat das von der Stadtgemeinde eingereichte Konzeffionsgefuch um Erbauung einer elektrischen Straßenbahn Eßlingen-Obereßlingen-Obertürkheim genehmigt.
Gmünd, 24. Juni. Am Mittwoch den 29. Juni (Fest Peter und Paul) findet .hier die 28. allgemeine Landesversammlung des ärztlichen Landesvereins für Württemberg statt. Vorträge halten Sanitätsrat Dr. Weiß von Gmünd über die Arkana des Theophrastus von Hohenheim, Augenarzt Dr. Weiß jun. von Gmünd über die Welthilfssprache Esperanto und ihre Bedeutung für die Aerzte und leitender Spitalarzt Tr. Wörner von Gmünd über Farbenphotographie und Arzt (mit Projektionen). Außerdem werden auch auswärtige Redner Vorträge halten.
Nah und Fern.
Eine schwere Bluttat.
Aus Herzog sw eil er OA. Freudenstadt wird vom 24. geschrieben: Unser sonst so stilles und friedliches Tors ist heute nacht der Schauplatz einer schweren Bluttat gewesen. Nach ll Uly: hat der 25jährige Gerber Otto Lutz von Altensteig seine Braut, die im gleichen Alter stehende Christine Hindennach von hier zu erschießen versucht, indem er ihr vor der Wirtschaft ihres Bruders oon hinten eine Kugel in den Kopf ffchoß. Sie stürzte schwer verletzt nieder. Darauf feuerte Lutz den Revolver ans sich selbst ab und verletzte sich tödlich. Er starb heute früh sechs llhr. Die Verletzung des Mädchens ist schwer, doch ist Aussicht vorhairden, es am Leben zu erhalten. Es wurde heute vormittag nach Tübingen übergesührt. Ter Grund der unseligen Tat ist darin zu suchen, daß die Hindennach ihrem Bräutigam vor mehreren Tagen den Ring zurückgab und dabei bemerkte, sie könne sich wegen Kränklichkeit nicht entschließen, ihn zu heiraten. Oiestern abend gegen neun Uhr ging nun Lutz hierher und saß zwei Sinn den mit seiner früheren Braut in der Wirtschaft ihres Bruders züsanimen, ohne daß jemand das kommende Unglück geahnt hätte. Beim Heraustreten aus der Wirtschaft spielte sich dann in einer Minute die Tragödie ab.
Lynchjustiz in Texas.
Ans Amerika kommt die Kunde von einem neuen Akt grausamer Lynchjustiz au einem Neger. Man berichtet dem „Berl. Tgbl.": In Rusk im Staate Texas hatte der Neger Leonhard Johnson ein weißes Mädchen Monde Redding vergewaltigt und ermordet. Er wurde vom Sheriff verhaftet, von diesem aber auf Drängen der erregten Menge freigegeben. An Johnson nahm jetzt die Menge fürchterliche Rache. Man band ihn an einen Pfahl, begoß ihn mit Petroleum und verbrannte ihn bei lebendigem Leibe. Von seiten der Behörden wird kein Versuch gemacht, die Anführer zu bestrafen.
Mein« Nachrichten.
In Birkenfeld OA. Neuenbürg brach in dem Haus des Bäckermeisters Wilhelm Ruf Feuer aus. Der Dachstock brannte nieder und der untere Stock wurde erheblich durch die nötigen Löscharbeiten beschädigt.
In Kirchheim u. T. wurde der Notariatskandidat S. festgenommen, gegen den vom Amtsgericht ein Haftbefehl wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung erlassen worden war.
Der wegen Unterschlagung in Untersuchungshaft genommene frühere Polizeiamtmann Stadelmeier in Gmünd ist nun nach Ellwangen eingeliefert worden.
Der Bremser Otto Ludwig, der am 13. März d. I. auf der Station Nufringen bei Herrenberg unter einen Eisenbahnwagen geriet, wobei ihm beide Füße abgefahren und das Ellbogengelenk am rechten Arm zerstört wurden, ist wieder soweit hergestellt, daß er das Krankenhaus verlassen und zu seiner Familie nach Cannstatt zurückkehren kann. Die Möglichkeit, daß Ludwig kleinere Dienste wieder verrichten kann, sobald er seineo künstliche Glieder hat, ist nicht ausgeschlossen.
Gerichtssaal.
Der Allenstemer Morvprozeß.
Am Freitag wurden mehrere Aerzte, die die An geklagte schon behandelt hatten, als Zeugen und Sachverständige vernommen. Tie Aussagen lassen sich dahin zusammenfassen, daß die Angeklagte schon als Mädchen Schrei- und Weinkrämpfe hatte, daß sie insbesondere bei einem Aufenthalt in einem Sanatorium das Bild einer hysterischen Person gab. Sie wird von verschiedenen Sachverständigen als überaus sinnlich, geradezu krankhaft sinnlich geschildert. In einer Anstalt, in der sie sich nach dem Tode des Majors v. Schönebeck befand, machte sie sich sofort an verschiedene männliche Insassen heran und verkehrte mit einigen intim. Sie mußte deshalb die Anstalt verlassen. Ihre Stimnrmrg wechselte täglich, heute zynisch, morgen sentimental und weinerlich. Es werden mehrere Selbstmordversuche konstatiert, die die Angeklagte im Laufe der Zeit gemacht hatte. Sie gebrauchte viel Morphium. Sanitätsrat Tr. Gnerster-Brannfeld sagt, eine Person, die ein solches Krankheitsbild anfweise, wie die Angeklagte, könne nur in beschränktem Umfange für ihre Handlungen verantwortlich gemacht werden.
Die Zeugenvernehmung dürste am Samstag zu Ende gehen, so daß nächste Woche die Plädoyers beginnen können.
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Stuttgart, 23. Juni. (Schwurgericht). Angeklagt des versuchten Totschlags an ihrem Ehemann war heute die 25 Jahre alte Luise Weil von Eßlingen. Die Angeklagte ist seit Herbst vorigen Jahres verheiratet. Die Ehe war keine glückliche, es gab fortwährend Streit zwischen den Eheleuten; an den unleidlichen Verhältnissen waren beide Teile schuldig. Der.Mann jagte schließlich seine Frau ans dem Hause. Als sie am 30. März ihren Mann auf der Straße begegnete, soll sie nach der Anklage den Versuch gemacht haben, ihn mit einem Revolver niederzuschießen. Bei der Verhandlung behauptete sie, ihr. Mann habe ihr ins Gesicht geschlagen und daraufhin habe sie den Revolver herausgezogen, um ihn zu erschrecken. Den Revolver habe sie zu sich gesteckt, weil sie Angst vor ihrem Manne gehabt habe. Der Revolver ging nicht los. Der Mann stellte die Sache anders dar. Die Angeklagte ist eine leidenschaftliche Person. Vor dem Vorfall hatte sie ihre Schwiegermutter auf der Straße ^mißhandelt und ihr Mann war, als er ihr begegnete, auf dem Weg zur Polizei, um gegen sie wegen der Mißhandlung Anzeige zu erstatten. Die Geschworenen verneinten die Schuldfrage, worauf Freisprechung erfolgte.
Stuttgart, 24. Juni. Danny Gürtler, der bekanntlich wegen seiner Angriffe auf die katholische Kirche von der Stuttgarter Strafkammer zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden war, hat gegen dieses Urteil Berufung beim Reichsgericht eingelegt, die aber kostenpflichtig abgewiesen wurde.