Nr. 146.

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Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad. ^ msei-oie nur 8 Kg.

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verkündigungsblatt ,r ' " ''

der rigl. Forstämter Wildbad, Meistern Lnzklösterle rc. während der Saison mit*

amtl. Fremdenliste.

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Slkissr^lsglijel' Mlüksü.

Montag, den 27. Juni IS 16.

27. Jahcg.

Unsere Aufgabe.

TerSchwäbische Merkur" hat glücklicherweise die Formel von derNationalen Wehrkraft" wieder aufge- griften, die jür ihn so manchesmal schon das allein ent­scheidende Kriterium gewesen ist zwischen rechts und links. Und es ist für ihn schon ein erschwerendes Moment für das Zusammengehen mit derFortschrittlichen Volkspartei'P daß Payer in Reutlingen an die Pläne der Heeresvermehr- ung die kritische Sonde angelegt hat und auch ruhig aber bestimmt aussprach, daß unsere Richtung links bestimmt sei. Darin kommt klar zum Ausdruck, daß der Merkur und seine Kreise, trotz alles notwendigen Kampfes gegen den schwarzblauen Bloch noch nicht von der schweren Auf­gabe überzeugt sind, die der Liberalismus durch die Fol­gen der konservativ-klerikalen Politik zu erfüllen hat. Was Payer über die Stellung zur Sozialdemokratie sagte darf selbstverständlich nicht aus dem Auge kommen. Sie bringt sich durch ihre Ziele und durch ihre Kampfesweise um einen guten Teil ihrer eigenen Kraft und den gesamten Fortschritt um viele Möglichkeiten des Erfolges in der Gegenwart. Aber es darf auch nicht übersehen wer­den, daß die größere Gefahr doch tatsächlich rechts steht. T-ie Sozialdemokratie hat. (vor allem mit ihren heuti­gen Fehlern), sehr bestimmte Grenzen ihrer Macht und ihres Einflusses und weiß selbst so gut wie andere, daß weit nicht alle ihrer Wähler mit dem Stimmzettel ein positives Bekenntnis zu ihr aussprecheu, sondern daß sie einfach protestieren wollen und Mißtrauen äußern gegen herrschende Methoden.

Tie wirksamsten Agitationsmittel der Sozialdemokra­tie waren von jeher nicht eigene Leistungen, sondern die Fehler der Gegner. Und es wäre nun vollständig verkehrt, die Arbeitermassen deshalb für den schlimmen Feind zu halten, weil die rechtsstehenden Parteien, die Weisheit mancher Regierungsnränner und sonstiger herr­schenden .Gewalten, es ihnen fast unmöglich machten, mit wirklichem, rückhaltlosem Vertrauen innerlich mit Volk und Staat zu verwachsen. Die Trennung zwischen Bürger­tum und Arbeiterschaft wäre nicht so leicht und in dem Umfange möglich gewesen, wenn es dem modernen Arbeiter leichter gemacht worden wäre, sich voll und ganz als auf­rechten und gleichwertigen Staatsbürger zu fühlen. So sehr man nun der Sozialdemokratie den Vorwurf machen ^

muß, daß sie die Kluft übermäßig und vielfach künstlich verlieft, die zwischen Bürgern und Arbeitern vorhanden ist, so muß auf der andern Seite doch unumwunden hu ge­standen werden, daß die Politik der jetzt herrschenden Mehr­heiten weit mehr Vertrauen zwischen den unteren Volks­schichten und dem Staate zerstört hat, als dies sozialdemo­kratische Agitation vermochte.

Wir waren aus dem Wege zu einer inneren Konsoli­dierung des deutschen Volkes. Tie Gewerkschaften und Ge­nossenschaften, wie die parlamentarische Macht der Ar­beiter hat langsam aber stetig ein anderes Verhältnis zum Staat vorbereitet, und die Jugend geht mit einem besseren geschichtlichen Verständnis des Gewordenen ins Leben hi­nein. Nun kommt diese ganze unselige Politik in wirt­schaftlicher, rechtlicher, steuerlicher und politischer Bezieh­ung, die -dem allmählich wachsenden Glauben, daß 'die Wohlfahrt aller doch einmal oberster Leitstern der deut­schen Politik werden könnte, bei weiten Kreisen des Vol­kes wieder vollständig zerstört. Während das Volk im Ganzen reich wird, kommt sein Staatsorganismus in Schul­den hinein und die herrschenden Parteien verhindern, daß der Reichtum ihm nutzbar gemacht werde. Im wirtschaft­lichen LMn werden die Anforderungen an den Einzelnen, an seine Tüchtigkeit und Verantwortung größer und 'auch den Kleinen im Volk kann man nicht ausschließen. Aber daß er gleiches Wahlrecht bekommt verhindert der schon: rz- blaue Block. Wir haben Zwang und Gesetze und allerlei sonstige Mittel zurHerrschaft" über das Volk, aber es sehlt der feste Unterbau, der einheitliche Wille und die Freudigkeit des. einzelnen Gliedes, dem Ganzen aus innerer Hingabe sich unterzuordnen und der Glaube, ine allgemei­nen Aufstieg des Volkes selbst auch in die Höhe zu kommen. Bis weit in sogenannte bürgerliche Kreise hinein ist diese Mißstimmung vorhanden und es war schon bei den letzten Reichstagswahlen eine Selbsttäuschung, wenn man glaubte, durch eine gute Wahlparole all dieses Mißtrauen und diese Erbitterung zu beseitigen. Wir müssen vielmehr durch eine so ziele und fortschrittliche Volks poli- tik und durch eine umfassende Politische Erziehungsar­beit suchen, wie wir das Vertrauen und damit dann auch den Willen des Volkes für gemeinsame Arbeit und na­tionale Gemeinschaft wieder gewinnen oder neu schaffen können.

Dieser großen und schweren Aufgabe gegenüber will es dann gar nichts besagen, ob man nun für 1 Regiment

Borgst Du Spreu von einem Reichen,

Rorn must Du ihn: wieSergebcn.

Finnis ch.

Gipfelstürmer."

Roman von Carl Csnte Scapinelli.

7 g) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Wenn ich in unserem früheren tränten Nest am Schreibtisch sitze nnd lernen will, dann faßt es mich oft wie ein furchtbarer Jammeir, so furchtbar einsam bin ich, so furchtbar elend gerade dort, wo ich einst so tapfer um mich gekämpft, daß ich nicht mehr ver­stehe, wie tapfer Tu nrich jetzt meiden kannst.

Ist es Dir nur darum zu tun, mich elend und halt­los und arbeitsunfähig zu machen, dann laß mich weiter in Hangen und Bangen.

Ks gibt starke Menschen, die so etwas ertragen mö­gen, mir nimmt der Schmerz den letzten Halt, ich brauche Dich wie ein Verdürstender - die Ouclle, wie ein Ertrin­kender dos rettende Tau.

Laß mich nicht füllen . in den dunklen Abgrund, laß mich nicht versinken) Laß mein Herz nicht künst­lich verhärten!

Komm, komm, laß uns glücklich sein wie einstmals, jeder Tag, den Tu ferMeibst, ist ein Tag weniger für unsere Hiebe, für mrser Lüben! Komm, laß uns glück­lich sein."

So hatte der Brief gelautet.

Einen Augenblick tanzte Kat hi alles vor den Augen, ihre Pulse jagten, die Tränen traten ihr ans den Lidern - wünmernd siel sie ans ihr Bett, wimmernd und Na­gend, von Mitleid und Liebe für Gustav ersaßt.

Hatte sie sich das alles nicht schon oft gedacht, hatte sie nicht geahnt, wie grenzenlos elend und unglücklich auch er sein mußte. War nicht sie allein schon unglücklich und -ölend genug? Sollte sie alles vergessen und ver­leihen und zu ihm eilen, um ihm zu helfen und Um sich glücklich M machen? fragte sie sich.

MpA,wM -M' Gr NM. war M' We Kapei*.

ehre gegen die Sehnsucht in ihrem Herzen, gegen seinen Schrei nach Glück und Frieden?

In der Theorie war alles schön erdacht, in der Pra­xis aber war es schwer, schier unmöglich zu ertragen.

Fahr hin, laß den Groll, fang ein neues La­ben mit ihm an. Hab' 'Geduld mit ihm, lern' mit shm. Tu mußt ja hier auch -mit fremden Menschen .Geduld haben!" schrie es in ihr.

Sie horchte auf die Stimme in ihrem Innern. Wie Musik klang ihr das alles ans Ohr.

Ihre Tränen versiegten, hoch richtete sie sich allst ihr Bild im Spiegel mustexnd.

Schön war sie, begehrenswert, bestimmt, ein Men­schenkind namenlos glücklich 'zu machen. Und zu was nützte ihr diese Schönheit? Hinwelken ließ sie sie, in her Ferne ließ sie einen vergehen in Sehnsucht Nach ihr -- der ein Recht hatte auf sie, ein heiliges, unauslösch­liches Recht!

Tie Jugend, das Blut, die Liebe und Sehnsucht schrie jauchzend an ihr auf und verlangte -Gehör.

Aber wie sie wieder in den 'Spiegel schaute, da wa­ren ihre Züge härter nnd herber, da war ihr Blick kalt, ihr Ausdruck stolz ulld unnahbar.

Nur ein ganzer Mann durfte sie, die ein ganzes Weib war, besitzen. Z' ^

Me durfte sich Nicht an einen vergeben, der halt­los und wankelmütig war. 7

Er mußte ausharren, die Prüfung bestehen können, wenn er sie wirklich siebte, denn auch sie wollte pus Liebe zu ihm aiisharren.

Sie nahm seinen Brief und zerriß ihn. Seine Worte ivaren Gift für sie und ihre Träume, sie durste sie nicht mehr lösen.

Sie schrieb ihm keine Antwort. Er wußte sie ja. Sie hieß Harren und Werden. -

Wetter tat sie ihre-Pflicht gegen' die alte Dame,

sie jammerte nicht mehx, denn sie wußte, es war in ihrer Hand gestanden, lrach dem Glück zu greifen

- und sie hatte nach dem Recht, nach dem Frauenstolz, nach der Frauenehre gegriffen.

Rur wenn er ausharren konnte, war er ihr etwas wert. Jetzt wäre es ein geschenkte^Mückz ein 'Mimosen

Soldaten eintritt oder nicht, vor allem wenn wie seit­her die andern immer bezahlet: sollen. Tie nationale. Aufgabe besteht heute darin, die Voraussetzungen zu schaffen in Gesetzgebung und Verwaltung, Wirtschaft und Kultur dafür, daß die. von unten zuwachsenden Menschen Ver­trauen fassen und die Neberzeugung gewinnen können: die Arbeit gilt uns allen, gilt dem Aufsteigen eines freien und tüchtigen Volkes. Und da klingen in den Reihen der So­zialdemokratie viele gemeinsame Saiten an, die nur Ver­stimmt sind. Gewiß, sie klingen auch bei vielen im Zen­trum und beim Bund der Landwirte und es muß unseren Eifer nur verdoppeln, daß man auf dieser Seite mit aller­lei widerlichen und innerlich unwahren Mitteln diese Menschen zu hindert: sucht, auch durch politische Betätig­ung auszudrücken, was ihre innerste Ueberzengung ist, in­dem man aus der einen Seite den Staat gleichsetzt init der Partei und aus der anderen eine abstoßende Agitation treibt' mit der Religion. Wir wollen auch nicht müde werden dort Klarheit zu schassen und Kenntnisse hineinzutragen, denn unserem Volle fehlt nicht die äußere Machtstellung, sondern daran kranken wir, daß soviel innere Kraft und Schaffens- sr^tdigkett lahmgelegt und verkümmert äst. Für beide wieder neuen Nährboden zu schassen, das ist die gr >ße Ausgabe die unser wartet. Sie kann nicht mit Soldaten allein er­füllt werden, sondern dazu brauchen wir starke und opfer­freudige Persönlichkeiten, denen die Not der Zeit keine Ruhe läßt. Und es ist uns genug, in dieser Arbeit ernsthaft mit in den Reihen zu stehen. Ob das dannnationale Unzuverälssigkeit" ist, mögen andere entscheiden, aber nur wenn ihre Politik mehr dazu beigetragen, daß Staat, Wirt­schaft und Kultur unseres Volkes auch wirklich init Be­wußtsein und Willen von allen seinen Gliedern getragen werde. 'Heilbr. Zig."

Deutsches Reich.

In Ariedberg-Büdingcn

ist an: Freitag der Sozialdemokrat Bus 0 lt gewählt wor­den; er erhieMI 24483 St., während es sein bündlerischev Gegner Helm holt nur auf 9124 Stimmen brachte. Ten 'Ausschlag gaben die Freisinnigen, die eine strikte Pa­role zu Gunsten des sozialdemokratischen Kandidaten aus­gegeben h atcn.

-der sehnsüchtigen Liebe, dann wäre cs ein verdientes, erworbenes Glück, ein Unterpfand für dauernden, fest- begründeten Frieden.

14 .

Ein'-herrlicher Mai hatte begonnen.

Um Kufstein blühte nnd grünte alles, und die warme, Helle Sonne, die den ganzen Tag schien, ließ auch Map Panigls «Arbeiten in der Villa rüstig vorwärts schreiten.

Ter Künstler selbst war von seinen: Werke befrie­digt. Oft, oft, wenn er eine Pause machte und die Wand­gemälde musterte, da hatte er einen Wunsch, Meister ,Len- bach, dem er so viel verdanke, könnte diese 'Arbeiten von ihn: sehen und beurteilen.

Aber daran war nicht zu denke::, Lcnbäch lag krank, sterbend in München.

Eines schönen Tages kam die Nachricht, daß Leiv- bach in früher Morgenstunde gestorben sei. Und obwohl es die Eingeweihten längst schon wußten, daß ein Krebs­leiden ihn unerbittlich zerstörte und daß ein Todeskan­didat war, ergriff diese -Nachricht Max doch tief.

Nun waren die rollenden, forschenden Augen mit' ihren tiefen, seelenergründenden Micken gebrochen, :run schwieg für immer seine sprudelnde Sprache, sein pras­selnder Worthagel ging über 1 :jemanden mehr hernieder. Ter -große Seelenbeschwörer, der Tizian unserer Tage, wie ihn einer genannt hatte, > war tot.

Für Max war aber noch mehr mit dem Meister gestorben, ein wohlhabender, älterer Freund, einer, der dem Leben des junge:: Malers Richtung nnd Wert ge­geben.

Max ließ Pinsel und Palette sinken, heute konnte er nicht weiter arbeiten. Ein unwiderstehlicher iDrangj erfaßte ihn, den Toten noch einmal zu sehen.

Er ließ alles liegen und stehen, benachrichtigte nur den Hausverwalter, daß er zu Lenbachs Beerdigung nach München müsse nnd dort selbst den Besitzer der Billüp den Grafen, sprechen werde und stieg dann in den nächsten Zug, der ihn nach München brachte.

Sein erster Weg war am nächsten Morgen nach dem Moosacher Friedhof, wo Lenbach seinem letzten Wunsche gemäß bestattet werden wollte.

(Fortsetzung folgt.) ,. ..