sonders auch im Blick auf die neue Regelung der Schul- verhaltnisse zur intensiveren Mitarbeit in den evangelischen Arbeitervereinen aufsordert, gab eine über dieses Thema gepflogene Aussprache. ck

Bon der Versammlung wurden alsdann einige Be­stimmungen in die Sterbekasseordnung zu ändern beschlos­sen, die sich an die Verbandsausschußvorschlüge hielten >nd hierauf in die Beratung der Anträge eingetreteu. «Der Aytrag Giengen a. Br. einen Ausbildungskurs zu veranstalten, wird prinzipiell angenommen, über die ver­schiedenen Wege zu diesem Ziel - in erster Linie soll pn ein Zusammengehen mit den Kursen des Rationalver­eins für das liberale Deutschland gedacht werden - wird der Verbandsausschuß noch bestimmen. Göppingens An­trag, der angenommen wurde, lautet:Der württ. Lan­desverband evangelischer Arbeitervereine bittet den hohen Reichstag, in den 1240 und 1243 je Abs. 3 des Ent­wurfs der Reichspersicherungsordnung stattununterbro­chen" zu sehennach Ablauf der statutarischen Höchst­dauer der Unterstützung", damit ein lückenloses Ineinan­dergreifen der Kranken- und Invalidenrente gewährleistet ist." Ter Antrag Neckarsulm, der auf eine von der Landesverbandsversammlung anzuregende Beendigung des Bauarbeiterstreiks abzielt, zeitigte die Annahme ei­ner Resolution, wonach der Landesverband sich auf Seiten der ausgesperrten Arbeiter stellt, und in der das mangelhafte Entgegenkommen der Arbeitgeberorganisatio- nen als den Streik verschuldet zu haben, angesehen wird. Die Resolution fordert die Einsetzung eines unabhängigen Schiedsgerichts und beschließt, die ausgesperrten Arbciter- vereinsmitglieder zu unterstützen. Reutlingens Antrag, auf den Landesverbandsversammlungen in der Regel nur über ein Thema zu referieren, fand Annahme. Im Zu­sammenhang mit den an den Reichstag einzugebenden An­trägen in Bezug auf die Reichsvcrsicherungs wurde eine von Schorndorf kommende Anregung, die Leistungen aus der Alters- und Invalidenversicherung erheblich zu er­höhen, angenommen. Die Landesvcrsammlnng 1011, die zwanzigste, wird in Aalen abgehalten werden. An den früheren Verbandsvorsitzenden, Stadtpsarrer Traub-Stutt- «gart, ging ein Glückwunschtelegramm zum 50. Geburts­tag ab, Mit einer begeisterten Rede des Verbandsvor­sitzenden waren die sechsstündigen Beratungen nachmittags zwei Uhr zu Ende.

Zu den Ersatzwahlen. Wie der Staatsanzeiger milteilt, wird der gemeldete Versuch der Welzheimer, den Schuldirektor v. Hieber zur Annahme einer Kandidatur in seinem bisherigen Landtagswahlbezirk zu bewegen, er­folglos bleiben. Da Dr. v. Hieber zweifellos hinter die­ser Mitteilung des Staatsanzeigers steht, so ist eine Kan­didatur seinerseits nun endgiltig abgetan. Es ist gut, daß nach dieser Richtung gleich Klarheit geschaffen ist, so daß die Parteien, die nicht leicht zu lösende Kandidaten­frage gl-ich in die Hand nehmen können. Im Vordergrund steht hier zunächst die Besetzung des erloschenen Reichs­tagsmandats im 2. Reichstagswahlkreis (Marbach, Lud­wigsburg, Cannstatt, Waiblingen). Die«Deutsche Reichs­post" kündigt die Kandidatur eines Bauernbündlers (wohl des Dr. Wolfs) an, die Sozialdemokratie wird den Land­tagsabgeordneten Keil bringen, der auf dem am 29. Mai bei Zuffenhausen stattfindenden sozialdemokratischen Som­merfest des Wahlkreises neben Hildenbrand und Frank- Mannheim als Redner angekündigt ist. Bezüglich der beiden übrigen Parteien, der Fortschrittlichen Volkspartei und der Nationalliberalen, wird eine gemeinsame Kandi­datur empfohlen. Zunächst von der Köln. Ztg., die aber der Meinung ist, gegenüber den Massenaufgeboten der So­zialdemokratie und des Bauernbunds sei kaum darauf zu «rechnen, daß der liberale Kandidat in die Stichwahl komme. Demgegenüber wird im Schw. Boten eine weniger pessimi­stische Rechnung aufgemacht:Da bei der Reichstagswahl 1907 sich alle 3 bürgerliche Parteien von vornherein auf Hieber vereinigten, der 18,787 Stimmen gegen 15,488 sozialdemokratische und 98 Zentrumsstimmen erhielt, so gibt diese Wahl keinen Anhaltspunkt über das Stärke­verhältnis der einzelnen Parteien. Dasselbe gilt von der Reichstagswahl 1903, wo Hieber im ersten Wahlgang als gemeinsamer Kandidat der Deutschen und Konservativen Partei 13,001 Stimmen, der Sozialdemokrat 11,533 und der Bolksparteiler 2759 Stimmen erhielten. Ein ungefäh­res Bild über das Stärkeverhältnis der Parteien geben dagegen die Landtags-Proporzwahlen von 1907, die nur 6 Wochen vor der Reichstagswahl statt­fanden: wenn es bei letzterer auch etwas mehr Wähler waren, so ändert dies an der Hauptsache nichts. Rechnet man die Proporzstimmen in Wählerstimmen uni, so er­hielten Sozialdemokratie 11,124, Konserva­tive 6 679, Volk spartet 6634, Deutsche Par­tei 4558 und Zentrum 790 Stimmen: dabei find die nach Stuttgart eingemeindeten, aber zum zweiten Reichsragswahlkreis zählenden Orte Cannstatt, llntertürk- heim und Wangen eingerechnet. Deutsche Partei und Volks Partei zusammen brachten, also bei der Proporzwahl sogar soviel Stimmen wie die Sozialdemokratie auf und wenn sie jetzt Zusammengehen, so darf aus Grund jener Ergebnisse sicher angenommen werden, daß nicht der Bauernbündler, sondern der liberale Kan­didat mit dem Sozialdemokraten in die Stichwahl kommt, bei der sich dann zeigen würde, ob der Bauern­bund direkt oder indirekt die Sozialdemokratie unterstützt. Auf alle Fälle steht ein sehr interessanter, aber sicherlich «auch überaus heftiger Wahlkamps in Aussicht." Diese Rechnung dürfte stimmen. Wenn aber bei der Kandidaten­frage die Proporzwahlen zu Grunde gelegt werden, so dürfen wir wohl auch auf die viel höhere Zahl der - bolksparteilichen Stimmen gegenüber den nationallibera- ken Hinweisen, die bei der Zluswahl des Kandidaten nicht unbeachtet bleiben darf. Dazu kommt noch, daß die Be­fürchtungen bezüglich der Haltung der preußischen Natio- nalliberalen in der Wahlrechtsfrage immer noch nicht be- seitigt find. Sollte der Fall eintreten, daß die nord­deutschen Nationalliberalen den Wechselbalg der schwarz- blauen Wahlreform schlucken, so würde bei Aufstellung nnes liberalen Kandidaten nationalliberalen Coleurs auch in einem württembergischen Wahlkreis die Agitationskraft der liberalen Parteien in demselben Maße vermindert wer­

den, als sie bei der Sozialdemokratie steigt. Und auch die ehrliche und glaubhafte Versicherung eines süddeutschen nationalliberalen Kandidaten, daß er in punkto Wahl­recht auf einem andern Standpunkt stehe, als seine nord­deutschen Parteifreunde, würden an diespr Tatsache nicht piel ändern können. In der Agitation wird mit allen Waffen gekämpft und es wäre den Gegnern ein Leichtes, das Durchhalten der nationalliberalen Reichstagsfraktion in der Reichsfinanzresorm mit der entgegengesetzten Halt­ung der preußischen Nationalliberalen in der Frage des Wahlrechts zu verdunkeln. Der bürgerliche Liberalismus im Reich braucht für den preußischen Nationalliberalis­mus kein Opfer wagen. Ein entschiedener fort­schrittlicher Volksparteiler hätte daher im 2. württ. Reichstagswahlkreis gegenüber dem Sozialdemo­kraten die meiste Aussicht, gewählt zu werden.

Der Bund der Landwirte hat über Pfingsten in Stuttgart seine Landesversammlung abgehalten. Der Geschäftsbericht von Th. Körner war eine einzige be­wegte Klage über dieVerleumdung und Verhetzung der Bundesmitglieder durch die Natioualliberalen, Volkspar­teiler und' Sozialdemokraten". Herr Körner mußte zu seinem Schmerz konstatieren,daß da und dort einzelne wankten und die Bundessahne verließen, von einer Zunahme des Mitgliederstandes könne daher leider nicht berichtet werden. Tie Zahl der Mitglieder habe am 1. Mai 21207 betragen. Körner meinte,die So­zialdemokratie zeige sich als eine entschiedene Feindin der Landwirtschaft, das nächste Ziel der Volkspartei sei, Ca- privi'sche Zeiten und Handelsverträge wieder herbeizn- sühren und die Deutsche Partei erschöpfe sich in ihrer Feindschaft gegen den Bund der Landwirte." Ter wahre Freund der Landwirtschaft ist natürlich einzig und allein der Bauernbund, der in der Gefolgschaft ostpreußischer Junker durch die schwarzblaue Finanzresorm" nicht nur der Landwirtschaft, sondern dem ganzen erwerbstätigen Volke neue Lasten zu den alten aufgebürdet hat.

Zu Hiebers Ernennung sagt das Organ des Würt­temberg. Vokksschullehrervereins,Tie Volksschule":Das Hera.nkommen einer schwarzen Herrschaft durch Hieber's Amtstätigkeit befürchten wir nicht. Dr. Hieber ist 'zwar durch seinen Bildungsgang und seine frühere Tätigkeit mit Kirchengesühlen behaftet und belastet, aber sic passen nicht mehr zu ihm. Tiefe Tatasche wird ihm im neuen Schul­direktorsamt gar manchmal empfindlich zum Bewußtsein kommen. Doch wird Dr. Hieber die Soutane ansziehen und als Volksschuldirektor völlig ins bürgerliche Kleid schlüpfen. Das müßte ihm dann zum Ehrenkleid werden. Und so möchte ich zu etlichen, die sich über Dr. Hieber's Ernennung beunruhigen wollten, das eine sagen: Es wird, es kann so schlimm nicht werden."

Turninspektion. Das Kultministerium hat die seit­her für die einzelnen höheren Lehranstalten eingeführt ge­wesenen besonderen Turninspektorate mit Wirkung vom 1. September an aufgehoben. Mit der unmittelbaren Aussicht über den Turnunterricht sind die Rektorate, mit der über die Turnhallen und deren Einrichtungen die Fach­turnlehrer betraut. In Volksschulkreisen wird der Wunsch ausgesprochen, daß nun auch für die Volksschulen die be­sonderen Turnprüsimgen in Wegfall kommen.

Stuttgart, 16. Mai. Gestern nachmittag veran­staltete der Verein für Fremdenverkehr in den Anlagen einen Blumenkorso, an dem sich der König, die Kö­nigin und Fürst und Fürstin Zu Wied in einem hübschge­schmückten Vierspänner mit Spitzenreiter beteiligten. In weiteren Wagen folgten Herzog Albrecht mit Kindern, Herzog und Herzogin Robert, verschiedene Mitglieder der Hofgesellschaft, Offiziere usw. Bei dem schönen Wetter war der Andrang des Publikums ungeheuer.

Stuttgart, 14. Mai. Die S ch r e i n e r g e s e l - len haben ihren Lohntarif per 1. Mai gekündigt. Da die Einigungsverhandlungen noch schweben, wird einst­weilen zu den alten Tarifsätzen weitergearbeitet Tie Entscheidung ist auf den 1. Juni vertagt worden.

Stuttgart, 13. Mai. Das Evorig. Arbeiters sekretariat und Volksbureau in Stuttgart, dessen Jah­resbericht für 1909 soeben erschienen ist, befindet sich nach diesem in einer erfreulichen anfsteigenden Entwicklung. Aus kleinen Anfängen heraus, früher im Nebenamt verwaltet, ist die Inanspruchnahme im Berichtsjahr derart gestiegen, daß das nunmehr mit allen Hilfsmitteln ausgestattete Bu­reau mit einer ständigen Kraft vollauf zu tun hat, um den vielen Anforderungen gerecht zu werden. Das Be­dürfnis für eine solche Einrichtung, wo den Minderbemit­telten ohne Kosten Rat und Beistand in Rechtssachen und in sonstigen «schwierigen Lebenslagen gewährt wird, ist damit zur Genüge dargetan. Ter NameArbeitersekre­tariat und Volksbureau" bedeutet, daß die Einrichtung nicht bloß Arbeitcrinteresfen dienen will, sondern die Gren­zen ihrer Wirksamkeit noch weiter gesteckt hat. Sie will ohne Ansehen der Herkunft da Rat und .Hilfe bringen, wo solche not tun. Damit steht das Bureau gewiß an vor­derster Stelle unter den vielen Wohlfahrtseinrichtmngen des Landes und darf wohl auch auf freundschaftliche Teilnahme weiter Volkskreise rechnen.

Mergentheim, 16. Mai. Eine Anzahl Reichs­tag s ab g e o r d!. et c r ist auf Einladung der Stadt hier eingetroffen und hat die Stadt und das Bad besichtigt. Beim Frühstück dankte Abg. Professor Pauli-Oberbarnim der Stadt für die gastliche Aufnahme. Mittags fand ein Essen im Kurhaus statt, wobei Abg. Dr. Arendt der Kurverwaltung dankte. Heute begeben' sich die Slbgeord- neten nach Rothenburg.

Nah und Fern.

Eine Seltenheit wird in Ai dingen OA. Böblingen verzeichnet. Eine Henne des Georg Schüfer legte vor einigen Tagen ein Ei, das 125 Gramm wog und einem Gänseei gleichsah. Beim Deffnen desselben zeigte sich nochmals ein gewöhnliches Hühnerei, ebenfalls in einer 'Schale. Es waren also zwei Eier ineinander mit je einem Dotter. Zwei Tage darauf legte die gleiche Henne ein noch größeres Ei mit dem Geivicht von 160 Gramm. Die Henne ist dabei gesund und munter.

Ein schweres Automobilunglück ereignete sich Areirag abend in Ell Wangen beim Bahnübergang. Als das Postauto aus der Halle aussuhr, wollten zwei Kinder vor demselben noch über die Straße kommen. Ein kleines Mädchen, das Kind eines Stadttaglöhners, geriet dabei unter die Räder und wurde so schrecklich z u gerichtet, daß ein Auskommen ausgeschlossen ist.

Die Ouellgrabungen unweit des Zchatzursprunges bei Reutlingen haben eine Masse vortrefflichen Trink­wassers zu Tage gefördert, sodaß nun die Versorgung der Stadt gesichert ist.

Am letzten Samstag abend war ein alter Mann von Kohlberg bei Metzingen so unvorsichtig, auf dem Heimweg von einer Erbschaftsteilung noch in Kappis­häusern einzukehren und von seiner Erbschaft zu er­zählen. Zwei Stromer belauschten die Unterhaltung, über­fielen später aus'der Straße den alten Mann und raubten ihn ans. Das Geld soll 500600 Mark betragen haben. Die Landstreicher flohen mit dem Raub und sind Pis jetzt nicht gefunden.

Aus dem Stationsbüro Birkenfeld wurde am Pfingstsonntag abend ein ungewöhnlicher Fund abgelie­fert und zwar ein drei- bis vierjähriger Knabe, den Spa­ziergänger mitten im Walde zwischen Birkenfeld und Neuenbürg gefunden hatten. Die redlichen Finder lie­ferten ihn aus dem Stationsamt ab. Durch Nachforsch­ungen wurde ermittelt, daß der Knabe einem Bürger von Birkenfeld gehört, der ihn auf einem Spaziergang verloren hatte. Der Stationsverwalter telegraphierte nach Neuenbürg, wohin inzwischen die Ettern gegangen waren, daß der kleine Pfingsttourist nach Hause zurückgekehrt sei.

LufLschiffahrtc

Ein großer Tag -er Berliner Flngwoche.

Ein Schwabe der Held des Tages.

Dem Schw. ,M. wird vom 13. geschrieben: Endlich' haben sich die widrigen Winde, an denen der erste Tag so ziemlich, der zweite vollständig gescheitert ist, unter Hitzwellen und Gewittern im All verflüchtigt, Feststimm- nng im Publikum und überraschende Leistungen der Flie­ger, alle überboten von den glänzenden Höhenflügen und Extratouren unseres schwäbischen Landsmanns Adolf Frey aus Heidenheim, entschädigten reichlich für die bis­her erlittene Unbill. Frey war unbestrittener HelddesTag e s. Seine effektvollen Flüge in 1- -200 Meter Höhe nrögen technisch nicht schwieriger auszuführcn gewesen sein, als die niedrigen Fahrten unmittelbar über dem Boden, die immer mit den aus den Terrain schwank- ungen entspringenden Luftströmungen zu rechnen haben; es soll sich in den höheren Regionen weit ruhiger und gleichmäßiger fliegen; aber der Elan, mit dem Frey schon immer bei der ersten Runde nach oben strebt, die Keck­heit, mit der er ohne vorhergehende Probeslüge einen Ab­sturz bei etwaigem Versagen des Motors riskiert, machte ihn schon nach wenigen Flügen zum Helden und Liebling des Publikums.

Nach einem Vorpostengeplänkel zwischen Engelhardt, Jeannin und Frey um die Frühpreise meldet sich Engel­hardt zum Belastungspreis und umkreist mit einem Mit­fahrer auf dem Rücksitz in langwährender Fahrt die Bahn; auch Jeannin steigt wieder auf, v. Gorisson beginnt mit seinen! Euler-Apparat den Dauerflug, Thelen hält sich wegen Motordefekts nur kurze Zeit über dem Boden; über die andern erhebt sich Frey mit 65 Kilometer Geschwindig­keit zu beträchtlichen Höhen. 'Ein plötzliches Unwetter unterbricht für kurze Zeit das interessante Schauspiel und bewirkt die übliche Flucht in das terassensörmig gebaute, einen Ueberblick über das gesamte Fluggelände gewäh­rende Hauptrestaurant. Aber kaum hat man Zeit, des Himmels neuerliche Laune zu beklagen, als sich die all­gemeine Aufmerksamkeit auf ein graues Etwas lenkt, das in weiter Ferne über Berlin am Horizont erscheint und langsam dem Flugplatz näher kommt. Es ist der Par­se v a l 5, sichtlich bemüht, gegen den in den höheren Luft­schichten stärkeren Gegenwind durch Lavieren und Kreu­zen anzukämpsen. Der Regen hat wieder ausgehört, Pud da es klar wird, daß der Besuch des Luftschiffs dem Flug­platz gilt, und daß es in wenigen Minuten sein Ziel erreicht haben wird, beginnt in den Schuppen die eifrigste Tätigkeit sich zu entfalten. Alle verfügbaren Apparate fahren im Laufschritt, wie eine Geschützbatterie, zum Start vor; Frey ist der erste, der sich, noch bevor Parseval den Waldessaum des Flugplatzes überflogen hat, vom Boden erhebt und unverzüglich den Höhen des großen Schiffes zustrebt. Bald ist er ihm nah und fliegt Unter der Gondel vorbei, bald kehrt er zurück und kreuzt seine Bahn oder scheint es Pn Stück zu begleiten. Jetzt folgen auch die anderen, Ein- und Mehrdecker im bunten Wechsel; Engel­hardt, Thorup mit dem graziösen Blariot-Monoplan, Jeannin, Behrend und Svendsen sind in der Luft und alle die Schnellen, Kleinen umschwirren den großen Papa, der ihnen in seiner majestätischen Ruhe znzurufen scheint:Ihr seid wohl schneller als ich, aber ich komme von ferne und fliege noch weit meinen Weg über Dörfer und Städte; da könnt ihr doch noch nicht mittun." Aber der Alte hatte sich doch verrechnet. Tenn plötzlich verläßt der übermütige Schwabe die Fliegerversammlung, durchquert das Feld in gerader Linie und entzieht sich schnell den Blicken der verblüfften Zuschauer. Mit Spannung wartet man seiner Rückkehr und es dauert nicht lange, da erscheint er wieder von seiner Spazierfahrt gen Rudow in großem Bogen von der anderen Seite des Feldes. Nach kurzem Besuch der Versammlung verläßt er von neuem unter dem Jubel der Menge das Feld; diesmal wendet er sich Johannisthal zu und kommt erst wieder zum Vorschein, qls Parseval schon die Rückfahrt nach Berlin angetreten hat. Allmäh­lich verlassen auch die Flieger wieder ihr Element und endlich landet Frey unbeschädigt und mit stürmischen Hoch­rufen begrüßt vor seinem Schuppen. Man drängt sich lum ihn, man schüttelt ihm die Hände und die Zahl seiner Freunde hat sich seit heute erheblich vergrößert. Nur mit Mühe gelingt es ihm, sich von dem Schwarm der Be- ivnnderer zu befreien, um mit einem alten Bekannten, mit dem er einst gemeinsam die Schulbänke des Karls- gymnasinms gedrückt hat den Tag in schwäbischer Mundart zu feiern und zu begießen.