Aufruf, der die Parteifreunde aussordert, Rücksicht auf die augenblickliche Politische Gefamtlage für den Kan- baten der Fortschrittlichen Volkspartei, Geheimrat Büchte- niann, einzutreten.

Berlin, 14. Mai. Mister Roosevelt hat ge­stern den Gegenbesuch des Reichskanzlers entgegengenom­men, begab sich später in Begleitung des Oberbürgermei­sters Kir schnei nach Buch, wo er die städtischen Hospi­täler, die Irrenanstalt und die Siechenhänser besichtigte. Am Nachmittag fand dann bei dem amerikanischen Bot­schafter zu Ehren Roosevelts ein Frühstück statt, an dem u. a. die Minister Sydow, Dr. Baseler, v. .Heeringen, von Arnim, v. Breitenbach, die Staatssekretäre Delbrück und Derrrburg, außerdem Graf Zeppelin, General v. .Löwenfeld, Geh. Kommerzienrat Goldberger und eine Anzahl von Mit­gliedern des Reichstags und des Abgeordnetenhauses teil- nahmen.

Dresden, 13. Mai. Tie Zw eile Kammer nahm heute das Finanzgesetz für 1910 und l9ll ge­zogen die Stimmen der Sozialdemokraten an. Ter Landtag wurde vom König mit einer Thronrede ge­schlossen.

Ausland.

Das Leichenbegängnis König Eduards.

Tie Königin Alexandra und die Kaiserin- Witwe von Rußland werden in der Trauerprozes­sion, welche den Sarg des Königs vom Buckinghampalast nach der Westminsterhalle geleiten wird, im Wagen teil­nehmen und ebenso an der Prozession von der Westminster­halle nach der Station Paddington. Ter Bau von Tri­bünen auf dem Wege der Prozession vom Schloß nach Westminster hat bereits begonnen. Ta die Kasernen von London nicht ausreichen, um die anläßlich der Trauerfeier­lichkeilen nach der Hauptstadt beorderten Truppen auf- zunehmen, so wird der Hydepark in ein ungeheures mili­tärisches Lager verwandelt werden. Längs des Weges, den der Leichenzug nehmen wird, werden enorme Preise für Fensterplätze bezahlt. Ein Balkonzim­mer in der Sr. James-Street kostet 175 Guineas, ein drei- fenstriges Zimmer in Picadilly 250 Guineas. Desgleichen sind in Windsor die Preise weit höher als bei dem Be­gräbnisse der Königin Viktoria.

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Graf Okuma über den Weltfrieden.

Graf Okuma der viermal japanischer Minister ge­wesen ist und mehrmals als Premier an der Spitze seiner Regierung stand, hat sich über die Erhaltung des Welt­friedens einem Jnterwiewer gegenüber u. a. folgender­maßen geäußert:

Japans Lage" begann der Grar die Unterredung, bieret heute eine auffallende Aehnlichkeit mit der Deutsch­lands. Auch Ihr Land war genötigt, um sich die ihm gebührende Weltstellung zu sichern, mehrere große Kriege zu führen, so daß man es immer weiterer Eroberungsab­sichten verdächtigte. Nachdem es aber unter der Regierung ihres jetzigen Kaisers so lange Frieden gelullten, nachdem sein Handel so gewaltig gewachsen ist, daß ihm selbst ein kurzer und siegreicher Krieg eine vielleicht nicht wie­der gutmachende Schädigung bedeuten würde, glaubt man, daß es schon in seinem eigenen Interesse niemand entglei­sen wird. Auch Japan hat seine letzten Kriege nicht aus leichtfertiger Ruhmgier geführt - sie sind ihm aufgezwun­gen worden --- auch heute hat das ganze Land nur einen Wunsch:Erhaltung des Friedens!"

In der höheren Gesellschaft wie im Volke scheint man nicht gerne mehr vom Kriege zu sprechen. Tie Soldaten haben die eroberten Granaten an den Eingängen der Tem­pel niedergelegt, an geweihten Stellen, wo Sie selbst ge­sehen haben - aber von Siegesfeiern etwa im Stiel un­serer Sedantage hört man hier nichts. Man bedurfte des Krieges, aber man liebt den Frieden."

Graf Okuma fuhr fort:Das große Problem der nächsten Zukunft heißt China. Gewiß gibt es auch dort eine Schicht Hochgebildeter: die ungeheuere Masse aber liegt noch völlig in der Macht der Barbarei. Es ist die große Aufgabe der Kulturvölker, dort Aufklärung und Zivilisation zu schaffen, zu deren Verbreitung Handel und Schrtlwesen die besten und sichersten Mittel sind. Beide müssen gefördert werden, und Japan ladet alle Kölker Europas und Amerikas ein, sich zu diesem Werke des Friedens mit ihm zu vereinen. Geld, das zu diesem Zwecke verwendet wird, ist moralisch wie kaufmännisch besser angelegt wie in jenen Rüstungen zu Sand und zu See, die kein Volk der Erde, auch das reiche England nicht, auf die Tauer ertragen kann. Tie Frage der Herabsetzung der Rüstungen muß und wird durch inter­nationale Verständigung gelöst werden."

Wir haben dem nur den einen Wunsch hinzrizufügen, daß 'man auch in den national gesinnten Kreisen Deutsch­lands bald so vernünftig denken möchte, wie der Ja­paner Okuma.

Paris, 13. Mai. Infolge der auf Antrag des Fi­nanzministers vom Parlament beschlossenen Besteuerung der Zigarren und des Tabaks hat sich eineNa­tionale Liga zur Verteidigung der Raucher" gebildet, deren Ziel es ist, gegen die Verteuerung zweier populärer Tabakssorten,Caporal" undSuperieur Maryland", Einspruch zu erheben. Es ist ein großes Protestmeeting einberufen worden.

Haag, 13. Mai. Tie Annahme, daß die Königin Wilhelmine sich aufs neue in gesegneten Umständen befinde, scheint Lurch gewisse Bestimmungen für den be­vorstehenden Besuch der Königin in Amsterdam bestätigt zu werden. Eine offizielle Bestätigung ist aber noch nicht erfolgt.

Württemberg.

Das wachsende Bedürfnis der StaatSschnl- denkafic. Dieser Tage ist imStaatsanzeiger" der Geld­bedarf der Staatsschuldenkasse für das laufende Ttatsjahr bekannt gegeben worden. Die hiebei veröffentlichten Zah­

len beanspruchen lebhafte Aufmerksamkeit. Denn sie kün­den wieder einmal aufs deutlichste die wachsende Ver­schuldung des Landes an. Während der Aufwand der Staatsschuldenkasse an Zinsen im Fahr 1905 noch rund 21900 000 M betrug, werden heute bereits 25 200000 M gefordert. In 6 Jahren ist also die Zinsenlast um über lfift Millionen Mark gestiegen. Und das in einer Zeit, in der die Klage über die Finanznot stetig durch die Ver­handlungen im Ständehaus an der Kronprinzstraße ton­ten. Tie Verschuldung Württembergs hat in den letzten Jahren geradezu rapide Fortschritte gemacht. Noch am 14. Januar l907 betrug die Staatsschuld nicht ganz 550 Mill. M, am 16. November 1908 aber schon 58915 Mil­lionen Mark. Ter Reih nach folgten in den letzten Jahren folgende Anlehen: die 14 Mill. Mk. Eisenbahnan- lehen vom 10. Juni 1907, die 30 Mill. M Eisenbahnan- lehen vom 7. Januar 1098, die 15 Mill. M Eiseubahuan- lehen vom 18. November 1908. Alle diese Anlehen sind also zu Ei s e nbah n z w e cke n ausgenommen worden und das zu einer Zeit, wo die Eisenbahnen selbst eine äußerst geringe Reute abwarseu. Tie Anlehen hatten einerseits dem Bahnhosumban, andererseits sonstigen Eisenbahnbau­ten nach dem Kreditgesetz 1907- -08 zu dienen. Aber auch die allerletzten von den beiden Kammern genehmigten .An­lehen werden in erster Linie für die Eisenbahn bereitgestellt. Es handelt sich um die ini Etat 1909 10 vorgesehene RiesenaNlehen von 51 Mill. M, gegenüber der die 2 Mil­lionen Mark weitere Anlehe zu allgemeinen Staatszweckeu insbesondere zu den 2 neuen Vdllsschullehrerseminaren, käum mehr ins Gewicht fallen können. Wenn erst diese letzteren 'Anlehen perfekt sind, wird Württembergs Staatsschuld nahezu 650 Millionen Mark betragen, ohne daß damit ein Ende vorgesehen ,ist, denn der Aufwand für die Eisenbahnen- und -Erweiterungsbauten in Stutt­gart und zwischen Lnndwigsburg und Plochingen kommen allein für sich aus 'nicht ganz 100 Mill. M zu stehen. Tie Bedürfnisse der Staatsschuldcnkassc werden also noch von Jahr zu Fahr erheblicher steigen, und binnen kurzer Zeit werden mindestens 30 Millionen Mark jährlich er­forderlich sein, die Zinsen der Staatsschulden Zu decken. Bon einer großzügigen Tilgung kann erst dann die Rede sein, wenn der Anlehensbedarf einmal erlöscht und aus dem Kcnnmergut erhebliche Ueberschüsse erzielt werden. Ob wir aber diesen Zeitpunkt noch erleben?

Stuttgart, 14. Mai. Zwischen Stuttgart und der Gemeinde Kaltental ist ein Vertrag abgeschlossen worden. Darnach verzichtet Kaltental aus die Eingemeindung nach Stuttgart, während Stuttgart der Gemeinde folgende Vor­teile gewährt; l. jährlich 5000 M zur Unterhaltung der Schulen, Straßen und zur Tragung der Armenlasten; 2. unentgeltliche technische Beratung seitens der städtischen Aemter; 3. Versorgung Kaltentals mit Gas: 4. Un­terstützung des Baues der Straßenbahn nach Kalrental dadurch, daß Stuttgart die nötigen Arbeiten innerhalb Etters aus seine Kosten vornehmen läßt und der Straßen- bahngesellschait aus der Linie nach Kaltental dieselbe Stronipreisermüßigung zugesteht, wie für die übrigen Vor­ortsbahnen. Durch die Erfüllung dieser letzteren Beding­ung ist der Ban der Kältentaler Linie in nahe Zukunft gerückt. Tie Stadl muß allerdings in der Schreiberstraße eine Umsormerstation errichten, die aus 44 000 Mark zu stehen kommt.

Eßlirrgen, 12. Mai. Lebhafte Beunruhigung hat hier das Ergebnis einer Untersuchung heroorgerusen, die die Architekten Eisele und Falch über den baulichen Zu­stand der Frauenkirche, ein Juwels spätgotischer Baukunst, anstellien. Sie kamen beide zu dem Ergebnis, daß der Berwitterungsprozeß der Wind und Wetter gus- gesetzten Bauteile sehr starke Fortschritte gemacht habe und daß eine baldige Erneuerung unbedingt nötig sei. Sicher- nngsarbeiten an verschiedenen Stellen müssen sofort vor­genommen werden.

Slockherm, OA. Brackenheim, 15. Mai. Schültheiß Bosch hat nun seine Aemter als Ortsvorsteher und Orrs- steuerbeamter ni e d e rg elegt. Es find nunmehr 32 Jahre seit seiner Wahl verflossen.

Welzheim, 13. Mai. Um den Landtagsabgeordne- ien des Bezirks, Tr. Hieber, seinem Wahlkreis und damit der Zweiten Kammer zu erhalten, wird hier am Pfingft- monrag eine große Versammlung einberufen werden, die dem nunmehrigen Tirektor des Oberschnlrats nahelegen soll, sein Landtagsmandat beizubehalten. In beteiligten Kreisen stützt man sich vor allem auch daraus, daß einst auch Ministerpräsident von Mittnacht und Tirektor Balz Abgeordnete waren.

Gmünd, 13. Mai. Die seit dem Liederfest in Gmünd 1907 in Obhut der Stadt gegebene große Sänger- Halle wird zur Zeit znm Versandt nach Heilbronn fertig gemacht. Tie H-alle verbleibt dann bis znm übernächsten Sängerfest im Jahr 1913 in der diesjährigen Sängersest- stadt.

Gmünd, 13. Mai. Oberbürgermeister Möhler teilte in den Bürgerlichen Kollegien mit, daß die Umlage auf Grund, Gebäude und Gewerbe Heuer von 10,1 auf 11 Proz. steigen wird. Bor zwei Jahren wurden 8,4 Proz. umgelegt.

Nah und Fern.

. Fünf Matrose» getötet.

Tie Detonation einer Sprengpatrone auf dem der Minensuchdivision zrigeteilten Leinen Torpedoboot 8. 33 ereignete sich bei einer Nachtübung ans der Schillingreede. Dabei wurden getötet: Minenobermatrose Detlev Jenson ans Flensburg, Minenmatrose Heinrich Kleinseldt aus Lübeck, Minenoberheizer Anton Wilser aus Mannheim, die Minenheizer Ernst Rutkowsky aus Neidenburg, in Ost­preußen, und Ernst Junge aus Hohenhorst Kreis Eutin. Schwer verletzt wurde der Maschinistenmaat Schmidt, leicht verwundet Bootsmannsmaai Nennstiel, lieber die Ur­sache des bedauerlichen Unglücks liegen noch keine amtlichen Berichte vor. Jedenfalls erfolgte das Unglück beim Ab­suchen des Fahrwassers nach Minen. Dabei wird zwischen zwei Booten eine Leine ausgespannt, an welcher eine

Sprengpatrone befestigt ist. Beim Aussindeu der Mst,§ sprengt diese dann das Ankerrau der Mine ab. Da bei derartigen Absuchungen ganz außerordentliche Sicherheiten und Vorkehrungen getroffen werden, ist cs vorläufig noch unerklärlich, wie dabei eine unzeitmäßige Explosion her- vorgerusen sein kann. Entweder muß dieselbe beim Aus­legen oder Wiedereinholen in das Boot erfolgt sein.

Ein prophetischer Schriftsteller.

TieKölnische Zeitung" schreibt: Angesichts der Strandung des Z 2 bei Weilburg ist von Interesse, das in einer Novelle (Ter verrückte Holländer, von W. H Riehl, die 1873 geschrieben ist und mit oer Stranöuno eines Luftballons bei Weilburg im Jahre 1836 beginn:, folgende Sätze stehen:Manche Leute spähen aus, ob nicht noch andere Luftschiffe erschienen. Man war sicher daß auch sie bei Weilburg niedersallen würden. Ter Tr: schien besonders anziehend für Ballons zu sein: denn schon vor 50 Jahren hatte sich Blanchard hier niedergelassen."

Klein« Nachrichten.

Ter Taglöhner Frank in Herr enberg hat im Streit mit seiner Frau ein auf dem Tisch liegendes spitzes Brotmesser zur Hand genommen und es der Frau in die Brust gestoßen und die Lunge durchstochen. Ter Unhold wurde noch in der Nacht dem Gericht übergeben.

Tie Oueltgrabnngen unweit des Echatzursprunges bei Reutlingen haben eine Masse vortrefflichen Trink­wassers zu Tage gefördert, sodaß nun die Versorgung de: Stadt gesichert ist.

Turch den Sturm sind am Mittwoch in den Karls­bader Waldungen viele Tausende von Bäumen ab­gebrochen worden. In der Stadt selbst tvnrde kein Scha­den angerichtet.

Der Mörder der Prostituierten Piller in Wien, der 21jährige Hilfsarbeiter Al lärm, ist Freitag nach­mittag verhaftet worden.

Der frühere Präsident Loubet wurde beim Ucber- schreiten der Pont Neuff in Paris von einem Automobil erfaßt und zu Boden geworfen. Loubet kam mit leich­ten Verletzungen davon.

Von der französischen Küste, namentlich aus Lorient, La Rochelle und Rochesort kommen Meldungen von andauernden Stürmen, die schweren Schaden verursacht haben. Ein Segelboot tvnrde aus Strand ge­worfen. Mehrere Seeleute sind ertrunken.

Die Hoffnung auf Rettung der bei dem Gruben­unglück in Whitehaven verunglückten und einge- schlvfsenen Bergleute ist aufgegebeu worden. Man hat die Mine zugemauert.

GerLchtssaal.

Ter Stuttgarter Fuwelendievstahl vor Gericht.

Am Freirag kamen dann zunächst zur Verlesung einige Zettel, die sich die Angeklagten zugesteckt haben. Ls spra­chen sodann die Verteidiger. Tie Beratung des Urteils dauerte fast drei Stunden. Das Urteil lautete gegen den Haupttäter Valenta wegen 7 Verbrechen des vollen­deten und 2 Verbrechen des versuchten schweren Diebstahls und wegen Bedrohung aus 7 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust, gegen .Schilling wegen 4 Ver­brechen des vollendeten und l Verbrechens des versuchten schweren Diebstahls auf 3 Jahre 6 Monate Zucht­haus und 5 Jahre Ehrverlust. Gustav Rode erhielt wegen gewohnheitsmäßiger Hehlerei 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust; je 4 Monate Un­tersuchungshaft gehen ab. Bei dem Augekkagren Valenta erkannte das Gericht außerdem auf Zulässigkeit von Po­lizeiaufsicht. Alfred Rode erhielt wegen Unterschlagutu; und l Vergehens des einfachen Diebstahls 4 Monate Ge­fängnis, verbüßt durch die Untersuchungshaft. Die übrigen Angeklagten wurden sreigesprochen, Valenta legte über die ganze Verhandlung ein freches Benehmen an den Tag.

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Anwendung des BereinSgesetzes.

Frankfurt, a. M., 13. Mai. In Frankfurt a. R. hatte die sozialdemokratische Partei am 13. März im Stadt­walde eine Wahlrechts-Protestversamulluirg unter freiem Himmel veranstaltet, bei der der sozialdemokratische Stadt­verordnete Tr. O uar ck eine Rede hielt, während 'der Parteisekretär Witt ich die Versammlmtg einberufen hatte. Wegen Abhaltung einer unangemeldeten Versamm­lung unter freiem Himmel wurde Tr. Quark heute vou der Strafkammer zu einer Strafe von sechs Wochen und Wittich zu einer solchen von vier Wochen Haft verurteil:.

Niederträchtige Soldatenschinderei-

Mir Soldatenschindereien von ungewöhnlicher Bru- ralität hatte sich soeben in Dresden das Oberkriegs­gericht zu beschäftigen. Es handelt sich um eine Anklage gegen den Sergeanten Casper, den Unteroffizier Ger- lach, den Vizewachtmeister Schmidchen und den Sergeanten Menrschel von der 2. Eskadron der Oschatzer Ulanen. Na­mentlich Casper hat Rekruten mit der Reitpeitsche, mit der Lanze und mit einen: Rohrstock geschlagen, daß Blut floß. , Er hat sie gewürgt, geohrfeigt, bis zun: Zusaw- menbrechen mit Kohlenkasten und Waschbecken belastet Knie­beuge machen lassen und gestoßen. Peitschenhiebe bei jeder Gelegenheit auszuieilen, war dem Caspar geradezu zu einem Sport geworden. Auch an Schimpfworten wie Aas, Trecklappen .Haderlump usw. fehlte es nicht. Ein­mal wollte sich der Sergeant ein Späßchen machen. Nu Ulan mußte sich ln eine Pfütze stellen und seine Kameraden mußten um ihn im Kreisemarsch, marsch auf der Stelle" machen. Als der BefehlSckillgestanden" gegeben wurde, war der Ulan über den ganzen Körper mit Schlamm be­deckt. Es sind dem Casper mehr als 70 Fälle von Miß­handlung und 14 Fälle unvorschriftsmäßiger Behandlung und Beleidigung von Untergebenen nachgewiesen. Die an­deren Angeklagten waren weniger belastet und sie hatten auch nicht wie Casper gegen das erstinstanzliche Urteil M-