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mit Erzähler vom Schwarzwal-.
Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.
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Aus dem Reichstag.
Die Reichsverftcherungsordnuirg.
(kb.) Berlin, 18. April.
Ter Tod reißt rasch and unerbittlich immer neue Lücken in die Reihen der Volksvertretung, heute begann bereits wieder eine Sitzung des Reichstags mit einem Nachruf für ein Mitglied des Hauses. Er galt dem Grafen Oriola, der an den Folgen eines Straßenbahnunfalls »erstorben ist. Tie erste Beratung der Reichsver- sicherungs ordnung, die .dann begann, muß vorläufig in Abwesenheit des Staatssekretärs Delbrück statt- smden, der sich mit Krankheit hat entschuldigen lassen, aber schon morgen wieder vor dem Hause erscheinen zu können hofft, Sonst ist nichts Neues aus dem Reichstage zu vermelden, es sei denn das Wiedererscheinen des Erbprinzen zu Hohenlohe, der heute zum ersten Male wieder auf dem Präsidentenstuhle saß, nachdem er mehrere Wochen hindurch „fern von Madrid" geweilt.
Ter neue Entwurf einer Rrichsversicherungsordnung ist ein Komplex der schwierigsten sozialpolitischen Fragen, und da über diesen ganzen Komplex — die Ausdehnung der Krankenversicherung, die neuen Versicherungsämter, die Regelung des Verhältnisses zwischen Krankenkassen und Aerzten, die Einführung einer Hinterbliebenenversicherung. Hw, — im ganzen debattiert wurde, mußte es natürlich eine lange, tiefgründige urrd infolgedessen nichts welliger als kurzweilige Diskussion werden. Die weitere Folge war, daß die Mitglieder des hohen Hauses nicht sonderlich dei der Sache waren und der Saal eine Besetzung aufwies, die mit der Wichtigkeit des Problems in keinem Verhältnis stand. Etwas mehr Zuhörer und etwas größere Aufmerksamkeit hatte eigentlich nur der freisinnige Redner, Abg. Dr. Mugdan, der in einer ausgezeichneten, von eindringlicher Sachkenntnis diktierten, fast anderthalb Stunden währenden Rede die ganze Frage durchsprach. Mugdan verkennt nicht die Vorzüge des Entwurfs, aber er findet doch, daß, die Vorlage der Regierung immer aus einen Schritt vorwärts, zwei Schritte rückwärts gehe und daß sie viel zu sehr zugeschnitten sei aus die unerschütterliche Ueberzeugung von der Vortrefflichkeit und Unfehlbarkeit alles dessen, was man mit der Bezeichnung „Behörde" zusammenzufassen vermag. Ter fortschrittliche Redner ist gegen die Halbierung der
Mittwoch, den 2O. April tSIV.
Beiträge, in der er eine Benachteiligung der Arbeiter gegenüber dem bestehenden Zustand erblictt. Er tadelt die zu geringe Berücksichtigung der Frauen, und er hat sich endlich angesichts dieser Witwen- und Wa-ifen- versorgung, für die das Wort von den „Pfennigrentieren" durchaus zutreffe, geradezu die Frage vorgelegt, ob es sich lohne, um der paar Mark willen einen so gewaltigen Apparat aufzubauen. Und er lüftet schließlich ein wenig das Lärvchen von der Zentdrumspolitik, indem er den Herren vorhält, daß sie seinerzeit die famose lex Trintborn, das gesetzliche Versprechen einer Hinterbliebennvcrsichcr- nng, nur inszeniert, um den Wählern im Lande die Zustimmung des Zentrums zu den erhöhten Getreidezöllen plausibel und verdaulich zu machen.
Für das Zentrum hatte, gleich, zu Beginn der Debatte, Tr. Spahn gesprochen: er ist ebenfalls gegen die Hälstelung der Beiträge, steht den Versicherungsämtern sympathisch gegenüber und will der Hinterbliebenenversicherung rückwirkende Kraft bis zum 1. April 1910 geben. Dagegen ist der nationalliberale Redner, der Abg. Horn (Reuß) für die Hälstelung, die den Arbeitern eine Ersparnis von 56 Millionen bringe. Ter Redner der Konservativen endlich, der Abgeordnete Schickert, äußerte sich vor allem zu der Ausdehnung der Krankenversicherung auf die länNichen Arbeiter; die Agrarier erklären sich, trotz mancher Bedenken, einverstanden, falls gewisse Bedingungen erfüllt werden, offenbar sind diese Bedingungen finanzieller Art; wenn die Herren nichts oder nur wenig zu bezahlen haben, sind sie ja um den kleinen Finger zu wickeln.
Eine anderthatbstündige Rede des sozialdemokratischen Mg. Molkenbnhr bildete für heute den Schluß,. Tie Beratung wird morgen fortgesetzt.
„Er war ei» Agrarier."
Dem so unerwartet verstorbenen Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola könnte inan diese Neberschrift in den Grabstein meißeln lassen, beim er war ein Agrarier durch und durch ünd gehörte zu jenen Nationalliberalen, die sich mit Haut und Haaren dem Bund der Landwirte verschrieben hatten. Ursprünglich hatte auch er sich wohl dem Bunde der Landwirte angcschlbssen, um diese
27. Iahrg.
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agrarische Klaffenkampforganisatiou zu sanfteren Sitten anznleiten und zu veredeln. Aber der Bund, der sich, jede Wahlhilse mit Verpflichtungen aus das Bundesprogramm bezahlen ließ, erwies sich als der stärkere Faktor ünÄ zog Len Grafen, den die hessische Organisation zum Lan- desvorsitzenden ernannte, schließlich ganz in seine Arme und führte ihn politisch immer weiter in das Fahrwasser eines rücksichtslosen Konservatismus. Insofern war der Austritt Oriolas aus der nationalliberalen Partei nur die Folge einer natürlichen Entwicklung, die unbedingt ein- treten mußte, als diese Partei zu einer reinlichen Scheidung drängte. Es ist bekannt, daß der Prozeß der Klärung der Verhältnisse innerhalb der nationalliberalen Partei in Hessen, der mit dem Austritt des Grafen Ooriola begann, nicht zur Durchführung kam, weil die nationalliberale Landespartei zu sehr in konservativen und rein agrarischen Wählermassen verankert ist. Auf dem Tarmstädter Parteitag im September vorigen Jahres hat Gras Oriola in langer Rede recht geschickt und nicht ohne tiefe Wirkung seinen Standpunkt verteidigt. Damals hat er die Resolutton, die seinen Ausschluß auch aus der hessischen natio- nalliberalen Laudespartei zur Folge gehabt hätte, verhindert, obwohl man ihm das Wort Vorhalten konnte, daß er sich nur darum nationalliberal nenne, weil es in Hessen keine konservative Partei gebe. Als gläubiger Katholik war Graf Oriola die lebendigste Verkörperung des schwarz- blauen Blocks, in dessen Zeichen schon die letzten ReichstagK- und Landtagswahlen in Hessen ausgekämpft wurden.
Ter Tod des Reichstagsabg. Grafen Oriola stellt den hessischen Reichstagswahlkreis Friedbsrg - Büdingen nun doch noch vor eine Nachwahl, die der Lebende seinen agrarischen Freunden ersparen wollte, obwohl man ihm von vielen Seiten damals die „moralische Verpflichtung" vorgehalten hat, sich angesichts der durch seinen Austritt' aus der nationalliberalen Partei veränderten Situation einer Neuwahl zu unterziehen. Der Kamps in der Ersatzwahl wird jetzt heiß werden: Die Nationalliberalen haben in der Hauptwahl 8492 Stimmen gehabt gegen 7234 der Sozialdemokratie und haben dann mit Antisemitcnhilf« 1l 5l5 bekommen gegen 8524 der Sozialdemokratie.
*
Im Wahlkampf.
In einer an: Sonntag abgehaltenen Wühlcrversamm- sammlung in Grenoble entwickelte der republikanische Kammerkandidät Viallet sein Programm, als er plötz-
Das Urteil der Menge mache dich immer nachdenkcnd, aber niemals verzagt. Graf A. v. taten.
„Gipfelstürmer."
Roman von Carl Conte Scapinelli.
(Nachdruck verdatend
(Fortsetzung.)
„Nun aber erzählen Sie, lieber Herr Panigl, wie ss btt Meister Lenbach war, ach, ich bin ja so neugierig, sch verehre jhn ja so, .Sie wissen doch, wir Haben als junge Leute zusammen getanzt, schon damals wußte ich, ^>ß er zu Großem bestimmt war!" begann Frau Cäcilie PMigl mit Morten zu überschütten. Wer dieser selbst !wh, seinem vollen Herzen freien Lauf lassen zu können, begann begeistert von seinem Besuch zu erzählen.
Gespannt lauschte Frau Oberexpeditor und auch .ihre Tochter Kathi, die bis jetzt kaum am Gespräch teilgenom- Mn, begann sich für den Besuch und die Worte Panigls M interessieren. Hatte sie doch, seitdem sie der Schule sniMchsen war, sich im Malen vervdllkommnet und tat- stchlich ganz Tüchtiges geleistet, bis sie Pran-dow kennen gelernt hatte, der keinen Sinn für die Kunst besaß ünd über ihre Gabe wie über die Marotte eines jungen Mädchens herablassend lächelte. Aber gerade in den letzten Tagen hatte Kathi, die sich durch die seltenen Besuche Gustavs vereinsamt fühlte, fest vorgenommen, die Malerei uneder als Trost für die langen, einsamen Stunden herzu- uehmen und hatte sogar ihre Mutter gebeten, ihr bei Pa- U'-gl, dem man ja das Atelier billiger geben konnte, Stauben nehmen zu lassen. Bis jetzt hatte die Mutter, wenn sie auch dem Streben ihrer Tochter, in der Malerei sich Zu vervollkommnen, an sich nichts in den Weg gelegt hatte, von den Stunden bei Panigl nichts wissen wollen. Nun aber, da ihn Lenbach selbst ausgezeichnet hatte, war sie Mötzlich anderer Ansicht, schon deswegen, weil sic an ihre vielen Bekannten und Verwandten dachte, denen sie dann Wen konnte: „Kathi nimmt jetzt Malstundcn bei Herrn
Panigl, einem Protege Lenbachs, einem äußerst-talentierten Maler."
Und so hatte es sich im Lause des Gesprächs fast von selbst ergeben, daß man Panigl fragte, ob er bereit wäre, Fräulein Kathi Stunden in seiner Kunst zu geben. Tr hatte natürlich mit tausend Freuden zugefagt. Ihm schien es, als schütte das Glück am heutigen Tage sein ganzes Füllhorn über ihn aus.
Nur Mariele hatte erschreckt aufgehorcht, da sie hörte, daß Kathi aus einmal bei Panigl, bei ihrem Panigl, Malstunden nehmen wollte.
„Wird's denn dein Guschtav recht fein!" hatte sie, allen Mut zusammennchmend, sich ins Gespräch gemischt. Mer da war sie bei der Frau Oberexpeditor übel angekommen.
„Was kümmert das dich, du vorlarrter Fratz", hatte Frau Oberexpeditor zornig gerufen. „Gustav kann nur zufrieden sein, wenn seine Frau einmal etivas Tüchtiges kann. Etwas muß Kathi doch haben, das sie über die Sorgen des Alltags hinweghebt!"
Dann war beschlossen worden, daß Panigl gleich 'morgen nachmittag mit seinen Stunden beginnen sollte.
Mariele, in der jäh, durch den Gedanken, daß Herr Panigl Kathi nunmehr Malstunden geben würde, die Eifersucht anfgestiegen tvar, fühlte sich durch die Bemerkung der Tante so gekränkt, daß sie imt hochrotein Kops das Zimmer verließ und in die Küche hinausstürzte.
Nun waren in ihrem Innern alle Gefühle vollends in Widerspruch gekommen, und mächtig schlugen überall die Flammen der Eifersucht auf. Nun würde der geliebte Mann täglich an der Seite Kathis sitzen, während sie, die ihn liebte, und dem sie auch nicht gleichgültig war, weiter das Aschenbrödel spielen mußte. Aber sie wollte Gustav, den Bräutigam Kathis, zu ihrem Helfershelfer nehmen, sie wollte sich nicht so leicht au die Wand drücken lassen.
Den ganzen Abend betrat sie das Wohnzimmer nicht mehr und malte sich dabei, in der Küche sitzend, aus, daß der gute Panigl drüben von unendlichem Gram und uu- endllcher Sehnsucht gepeinigt werde. Ganz lmrt wurde
sie plötzlich gegen ihn und nahm sich vor, wenn er si« wieder nrit seiner Liebe nmgirre, ganz unnahbar und spröde gegen ihn zu sein.
Als es auf elf Uhr ging verließ Panigl die Ober- cxpeditors, und Frau Cäcilie war sehr erstaunt, daß Mariele, als sic sie anffordern wollte, die Treppe zu seiner Wohnung hinauf zu leuchten, bereits in ihrer Kammer im Bette lag. .
Panigl lag bald ebenfalls im Schlafe, und in seinen Träumen begegneten sich die Gestalten Lenbachs, Marieles, der polnischen Gräfin und Kathis und trieben in seinem: Hirne ein furchtbares Unwesen. Ms er sich am nächsten Morgen erhob, nahm er sich sofort vor, Lenbachs Rat zu folgen und in der Pinakothek einige Farbenskizzvn nach alten Meistern zu entwerfen. In bester Laune zog er sich 'an und braute sich seinen Tee. Als er trällernd die Stiege hinunterschritt, begegnete ihm vor der Ober- expcditors Wohnung Mariele, .frisch gerötet vom Gange auf dem Markt zurückkehrend, doch als er seinen großen Schlapphut ihr freüdig entgegenschwenkte, nickte sie ihm kaum merklich und sehr herablassend zu.
„Warum denn gar so unnahbar, Mariele?" sagte er lachend.
„Tie Kathi soll Ihnen bei den' Malstunden dafür freundlicher begegne!" platzte sie mit ihrem ganzen Herzensgeheimnis heraus. Und als er meinte, sie solle doch gescheir sein und ihm im Goldverdienen nicht im Wege sein, meinte sie schnippisch: „Mer gern gehen Sie schon die Stunden?" Und La er achselzuckend meinte, er wüßte es noch, nicht, er hätte ja wach gar keine abgehalten, sagte sie wieder traurig: „I weiß schon, Kathi ist halt doch viel foiner als ich!"
„Aber lang net so lieb wie du, Mariele!" fügte er mit Begeisterung hinzu. Wer wenn auch einen Augenblick ein freudiges Lächeln über ihre Züge huschte, fügte sie dock) wieder gleich ernst werdend, und sich ihres Vorsatzes erinnernd, hinzu: „Sie sind ein schlechter Mensch, grad nur schmeicheln können'», aber i laß mich davon nicht anführe."
(Fortsetzung folgt.)
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