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mit Erzähler vom Hchwarzwalh.

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K r. 87.

Aus dem Reichstag.

Die Entlastung des Reichsgerichts. Deutsch-schwedischer Handelsvertrag.

(kb.) Berlin, 14. April.

Der Reichstag ivar heute schon frühzeitig an sein Tagewerk gegangen und hatte die Sitzung schon um 12 :Hr begonnen. Da aber die ersten 4 Stunden lediglich! da Weiterberatung des Gesetzentwurfs betreffend die Ent­lastung des Reichsgerichts gewidmet waren, wa- ieil die Herren Juristen unter den Volksvertretern völlig Mer sich,, ja das Haus war so schwach besetzt, daß stellen- yxjsc nur 20 Abgeordnete im Saale waren. Man stritt vor allem um das sogenannteDifformitätsprin- ,jp", d. h. um die Absicht der Novelle, das Reichsgericht Ästig als oberste Instanz in Zivilsachen nur dann bei­nhalten, wenn Landesgericht und Oberlandesgericht übereinstimmend entschieden haben. Die Redner m allen Seiten des Hauses für die Nationallibera- i sprach der Dresdner Landgerichtsdirektor Dr. Heinze, ik die Freisinnigen der Syndikus der Berliner Handels- bimner Geh. Jnstizrat Dove, für die Sozialdemokraten ia bekannte Verteidiger Wolfgang Heine und der sichere Rechtsaruvalt Stadthagen bekämpften dieses Difformitätsprinzip auf das lebhafteste. Allgemein milde der Meinung Ausdruck gegeben, daß man damit die Zahl der Revisionen doch nicht vermindern, anderer­seits dem Volke ein wichtiges Rechtsmittel nehmen würde, km anderer Seite wurde auch darauf hingewiesen, daß «ne Abhilfe vielleicht auf dem Wege möglich sei, daß mn der Revisionslust der Staatsanwälte einen Dämp- k aufsetze und dadurch die Strafsenate des Reichsgericht «was entlaste. Die dadurch freiwerdenden Kräfte könn- ja dann den Zivilsenaten zugute kommen. Der ganze Eindruck der Debatte war jedenfalls der, daß der Reichs- kein.es Wegs geneigt ist, die Novelle mit der Be­schleunigung zu verabschieden, die die Regierung offen­bar wünscht. Dieser: Eindruck hatte auch der Staats^ jekretör Lisco, und so richtete er in letzter Stunde an im Reichstag die dringende Bitte, die Vorlage doch noch m der für Anfang Mai festgesetzten Vertagung zu ver-

AmLsblatt für die Ltadt Mildbad.

Verkündigungsblatt

der tigl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lreindenliste.

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Samstag, den IC. April tSIY.

27 . Jahrg.

abschieden. Der Appell hatte wenigstens die eine Folge, daß die Novelle scUießlich nicht, wie ursprünglich beab­sichtigt, der Kommission für die Strafprozeßreform, sorr- dern auf Antrag der Fortschrittlichen Volkspartei einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern über- roiesen wurde.

Das Haus wandte jichj dann dem Antrag der ver- büirdeten Regierungen zu, den mit dem 31. Dezember d. I. ablaufenderr deutsch-schwedischen Handelsver­trag bis zum 1. Dezember 1911 zu verlängern. Staats­sekretär Delbrück gab der Vorlage einige empfehlende Worte mit aus den Weg. Wenn er aber gehofft und dieser Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, das Provisorium werde ohne Spezialdebattc genehmigt werden und der Reichs­tag werde sich als eine Versammlung von Diplomaten erweisen, die im gegebenen Augenblick auch zu schwei­gen wüßte, so halte er sich getäuscht, Herr Speck vom Zentrum, also ausgerechnet ein Redner derregierenden" Partei, übte eine halbe Stunde lang scharfe Kritik an unseren im Jahre 1906 getroffenen handelspolitischen Ver­einbarungen mit Schweden, an denen das beste bisher ge­wesen sei, daß sie schon 1910 ablausen sollten. Schließ­lich stimmte auch der Zentrumsredner der Verlängerung des Handelsvertrags zu, aber nicht ohne daß er vorher der Regierung eine lange Liste von Bedenken und Wün­schen für den demnächst abzuschließenden neuen Ver­trag ans Herz gelegt hatte. Damit war natürlich 'das Signal zu einer langen Debatte gegeben, an der sich der freisinnige Abg. Gothein, der Agrarierführcr Graf Kanitz, der Sozialdemokrat Molkenbuhr, der na- tioimMberale Dr. Paasche und andere beteiligten. Schließlich wurde das Provisorium in erster und zweiter Lesung angenommen. Morgen steht die Reichswert­zuwachssteuer zur Beratung.

Rundschau.

Vom Airmnzmirrister zum Generaldirektor.

Der bisherige hessische Finanz-minister Gnauth wird am 15. Mai ds .Js. als Generaldirektor bei den Felten Guilleaume-Lahm eycrwerke eintreten. Damit

fias Volk ist keine wiide kicrde, die man ankettcn mutz. Alle- ml rubig und gemessen, wenn es wahrhaft frei ist, überläßt es stt der Wildheit und dem Ingrimm nur unter einer Regierung, cs cniikdrigt, um das Recht zu haben, es zu verachten.

Mirabeau.

Ä)

Gipfelstürmer."

Roman von Carl Conto Scapinelli.

(Nachdruck verdaten.)

(Fortsetzung.)

IV-

Als der Dealer Meininger behaglich in der rauchigen ^kc des Nebenzimmers im Hofbräuhaus saß und seinen Moskrug zum zweitenmal an die Schenke geschickt hatte, brachte der Panigl gegenüber '.nieder das Gespräch auf «nbach.

Als ganz junger Mann hatte er ihn schon gekannt > manchen Abend hatten sie in heißem Kunstgcspräch miteinander verbracht.

Der Franzl ist freilich höher hinaufgekommcn als er war ja auch der Größere," sagte er ernst, und da ihn Pauigl erstaunt ansah, und meinte, die Körper- Kröve hätte doch mit der Kunst nichts zu tun, fuhr der ver kleine Meininger, sich, hinter seinen Maßkrug ver- ich-mzend, -prt:

Freilich in der Kunst nicht, aber mit dem Empor- wwmen schon; schau dir den Lenbach nur an, wie er seine Riesenbrille auf die Leute heruntersieht, und ^gleiche mich damit mit meiner Dreikäsehöhe. Hätte »h den Bismarck, den Moltke und all' die anderen be- ?hEen Leut' malen können? Ja, lieber Freund, vcr- muß man's. Die Aufträge allein machen Leute. -Ebeh ch führ' dich morgen hin zu ihm, der kann tvas ^ M dich! Da lernst du einen Großen kennen, der ale Leute in die Taschen steckt, die Fürsten, die Künst- ganz München. Energie muß man haben, wenn "san hinaufkommen will." Und je mehr der kleine Wei- trank, desto redseliger wurde er, und desto mehr "utzte er seinem jungen, ruppigen Freunde Panigl von knem alten Freunde Lenbach zu erzählen.

Grob kann er sein, der Franzl, aber des macht K nichts, deswegen gehen wir doch morgen Hw zu ihm!

Für mich Hab' ich nie noch etwas von ihm erbeten, aber für dich lern ich's Bitten, damit es dir nicht auch so geht wie mir, damit du nicht auch im Kitsch stecken bleiben mußt!" Dann stießen sie die Maßkrüge an­einander und frohe Zuversicht leuchtete aus Panigls Augen. Nun konnte ihm in München nichts mehr feh­len, rrun sollte sein Siegeslauf zur Höhe beginnen.

Herr Oberexpeditor Meininger saß still neben sei­nem Bruder und dem jungen Freund. Ihm imponier­ten die 2luslassungen seines Bruders über Lenbach nicht mehr so wie Panigl, denn er kannte sie zur Genüge und hatte sie schon off genug gehört, wenn sein Bruder Martin abends bei der zweiten und dritten Maß an- gelangt war. So trennten sie sich spät, und beim Schei­den wurde nochmals ausgemacht, sich morgen nachmit­tags von der Villa Lenbach um 4 Uhr zu treffen.

Es war ein Hundewetter, da Panigl, in seinen Rad­mantel gehüllt, am nächsten Tage schon ein Biertelftünd- chen vor dein ausgemachten Termin in der Luisenstraße auf und ab dampfte. Schnee und Regen zugleich schlug chm in fein vor Aufregung gerötetes Gesicht, und immer wieder sah er die lange Straße hinab, ob er noch nick/ die kleine Gestalt des Hofbräuhausmalers sähe.

Herr Martin Meininger war am nächsten Morgen, da chm sein Versprechen einfiel, mit Panigl heute zu Lenbach zu gehen, über das, was er sich in vorgerückter Stiminung aufgehalst hatte, selbst etwas erschreckt. Es war ja so manches Jahrzehnt ins Land gezogen, seit er und Lenbach zusammen verkehrt, und wenn er auch, wußte, daß der Maurersproß von Schrobenhausen Jugendfreunde immer herzlich empfing, so hatte ihn doch seine ange­borene Schüchternheit seit Jahren abgehalten, die alte Jugendfreundschast durch einen Besuch bei Meister Len­bach zu erneuern.

Aber das war so recht wieder Martins ganze Na­tur, die sich scheute, für sich irgend etwas zu unter­nehmen, für andere aber, trotz seiner Schwerfälligkeit und -Schüchternheit, durchs Feuer ging.

Und drum war er, wenn auch mit pochendem Her­zen und schlagenden Pulsen, Punkt vier Uhr zur Stelle, gab auch noch rasch dem zappeligen Panigl, der seinen schönsten Samtrock und seine flatternde Krawatte an­gelegt hatte, einige Verhaltungsmaßregeln, die er selber zu beherzigen gedachte.

kommt zum erstenmal ein früherer Minister eines Bun­desstaats an die Spitze der Leitung eines großgewerbliche» Betriebes. T-r. Gnauth ist im Jahr 1854 in Stuttgart geboren und hat dort in der Technischen Hochschule die erste Staatsprüfung rm Jngenieurfach bestanden. Dann war er zunächst Regierungsbauführer im Dienste des württ. hohenzollernffchen Landeskommunalverbandcs. Im Jahr 1880 wurde er nach der 2. Staatsprüfung Regierungsbau­meister. Sodann trat er in hessische Dienste über und ivar zuerst in Gießen Provinzialingenieur der Provinz Oberhessen. 1889 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Gießen ernannt und erhielt bald darauf den Charakter als Oberbürgermeister. Im August 1900 wurde Gnauth an die Spitze des hessischen Finanzministeriums berufen, in welcher Stellung er ebenfalls Bedeutendes leistete. 'Er genießt den Ruf einer energischen Persönlichkeit von un­ermüdlicher Arbeitskraft, chch «L-Ä» -k,

Deutsches Reich.

Karlsruhe, 14. April. Das Gewerkschafts­kartell hat den Bierboykott beschlossen. Für näch­sten Sonntag ist aus dem Meßplatze eine öffentliche Ver­sammlung unter freiem Himmel geplant, die dem Be­schluß die endgiltige Santtion geben soll. In Karls­ruhe wird es nicht zu einer Aussperrung der Bauarbeiter kommen, dagegen werden die Bauar­beiter in Freiburg und Mannheim ausgesperrt.

Berlin, 14. April. Im Abgeordnetenhaus kam es heute bei Beratturg des Etats der Eisenbahn- Verwaltung zu einem Zwischenfall. Auf die Be­merkung des Ministers Breitenbach, die Verwaltung sei verpflichtet, einem Streik ihrer Angestellten entgegenzu- treten, wenn chcht anders so durch Entlassung, rief der Abgeordnete Ströbel (Soz.): Das ist ungesetzlich. Von der rechten Sette des Hauses wurde verlangt, daß Strö­bel zur Ordnung gerufen würde. Der Präsident lehnte dies ab mit der Bemerkung, es nütze ja doch nichts und ersuchte rm weiteren Verlaufe, daß man sich so benehme, wie es unter königstreuen Leuten Sitte sei. Der Zwi­schenruf des Abg. Koffmann (Soz.):Ach was! Kvnigs- treue!" rief darauf stürmische Unruhe auf der -Rechten hervor. Der Zwischenfall wurde schließlich erledigt mit SSSSSSSS>SSSS»SSS>S»»W>»»»W>»W»»W»

,Wenn er auch grob wird, nur sich die Scheid nicht abkaufen lassen, er meim's nicht so."

Sie stiegen die breite Treppe zum Atelieranbau hin­auf, die mit Bildern alter Meister behängt war, ein liv­rierter Diener nahm ihnen am Eingänge des ersten Saa­les die regendurchnäßten Mäntel ab und fragte, wen er melden dürfe. Während sie sich in dem kostbaren Raum umsahen, tönte von drinnen laut und vernehnrlich eine Stimme:

Der Diener erschien wieder, bat sie, einzutreten. Sei­nen Gehrock bis zum Halse zuknöpfend, die Hände ner­vös reibend, trat Martin Meininger voran, stolpernd folgte ihm Panigl. Im nächsten Raum sahen sich beide erstaunt um, auch hier in diesem mit allerhand Kost­barkeiten geschmückten Saale war der Meister nicht.

Komntt's oder kommt's nicht," rief aus dem Rie­senatelier, das die Flucht der Säle beschloß, Lenbachs Stimme.

Ja, ja," hauchte Panigl und stürntte weiter.

Da stand der brühmte Maler vor seiner Staffelei, kehrte lässig das Haupt und sah nrit scharfem, finste­rem Blick, die hohe Stirne runzelnd, als wollte er ihnen bis in die Seele sehen, das komische Paar der Ankömm­linge an. Seine Linke hielt die Palette, seine hochge­wachsene Gestalt umschloß ein schwarzer Gehrock, aus dem' das weiße Gilet hcrvorleuchtete:

Was wollen's?" sagte er, wie seine ständige Phrase lautete, kehrte sich ruhig wieder um und ließ den Pin­sel weiter über die Leinwand gleiten.

Endlich machte Meininger der peinlicher: Pause ein Ende und stieß hervor:Besuchen wollen wir dich halt!"

Dich, dich?!" frug der Meister erstaunt, der selber am liebsten alle Leute duzte. Dann nahm er nochmals den kleinen Meininger aufs Korn, :md plötzlich ihn er­kennend, sagte er lachend:

Ja, du bist es, Meininger, siehst, so lang hast du dich bei mir nimmer sehen lassen, daß ich dich bald nicht mehr erkannt hätte! Malst no allewett an sol­chen Kitsch, um dich ist's auch schad'. Na, setz' dich her. Me Hand kann ich dir nicht geben, denn ich Hab' wieder a bissel mit dem Daumen nachgeholfen!"

(Fortsetzung folgt.)

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