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Erzähler vom Schwarzwald.

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Leleion »?. 41.

Amtsblatt für dre Ltadt Vüdbad. ^

verkündigungsblatt

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Nr. 85.

Donnerstag, den 14. April tSiv.

27. Iahrg.

Der Kampf im Baugewerbe.

Tie Kriegserklärung im Baugewerbe ist zur Tatsache geworden, am 16. Avril wird der Kamps beginnen. Wenn zwei große Gruppen sich bekriegen, so ist die erste Frage des unbeteiligten Zuschauers, auf welcher Seite das Recht liegt. Das Recht aber ist, wie ein großer Denker gesagt Hai, einedunkle Sache". Man weiß, daß mehrere Ge­richte in einer und derselben Sache das entgegengesetzte Ur­teil fällen, daß nach 'einem Krieg bedeutende Geschichts­forscher jahrzehntelang mit heißein Bemühen die Ursachen festzustellen versuchen, jeder init anderem Ergebnis. Und nun gar ein wirtschaftlicher Krieg, wo zahlreiche Faktoren in Frage kommen, die einein großen Kreis fremd sein müssen. Ta heißt cs behutsam im Urteil sein. Die wirt­schaftliche» Kämpfe beruhen nicht mehr wie früher rein aus der Lohnfrage. Tie Lohnfrage ist natürlich die wichtigste für den einzelnen Arbeiter, aber für seine Or­ganisation kommen noch Andere Fragen als wichtig in Betracht, insbesondere die Verleitung des Machtver­hältnisses .zwischen Unternehmerorganisation mrd Arbei­terorganisation, der Einfluß bei Festsetzung des Arbeits- Vertrags u. a. Und für die Unternehmerorganisation kommt auch nicht die Lohnfrage allein in Betracht, sie ist für sie oft nicht einmal die wichtigste, wichtiger ist dem Unternehmer, daß das Schwergewicht seiner Person als verantwortlicher Leiter, der das finanzielle Risiko seines Betriebs zu tragen hat, aufrechterhatten und das für jeden Betrieb notwendige Unterordnungsvcrhättnis nicht gestört wird. Diese Forderung spielt auch in dem be­vorstehenden Kamps eine bedeutende Rolle, die Unterneh­mer beklagen sich über den wachsenden Terrorismus der Or­ganisationen, über passive Resistenz bei der Arbeit, und mau geht wohl nicht fehl, wenn man auf diesen Punkt die Unbeugsamkeit der Unternehmer auf anderen Gebie­ten zurückführt. Sonst wäre die Stellungnahme zu man­chen Forderungen nicht verständlich.

Tie Hauptdifferenzpunkte, die auch der Außenstehende zu beurteilen vermag, sind folgende. Die Arbeitgeber fordern, daß der Ab s ch l u ß d er T a r i fv er t r äg e ze n- tral, d. h. durch die .Hauptvorstände der beiderseitigen Organisationen erfolgen soll, während die Arbeiter wie bisher die Verträge durch die örtlichen Instanzen ab­schließen wollen. In diesen: Punkt scheint uns der Stand­punkt der Unternehmer der zweckmäßigere zu sein. ^ Eine Zentralinstanz regelt viel leichter Tarifverträge und schlich­

tet Streitigkeiten als wie Lokalinstanzen, die zu viele persönliche Berührungspunkte haben. Oertliche Tarifver­träge werden auch oft durchbrochen. Tie Arbeiter wünschen sodann, daß an den Mindestlöhnen sestge- halten werde, dagegen fordern die Unternehmer die Berreinbarung von Durchschnitts- und Stasfel- löhnen. Tie Differenz in diesen Forderungen liegt da­rin, daß die Unternehmer die Arbeiter nach 'ihren Leist­ungen bezahlen wollen, wahreiid die Arbeiter einen Min­destlohn für Jeden garantiert haben wollen. In diesem Punkt dürfte eine Verständigung möglich sein, da man Mindestlöhne festsetzen kann, aus'denen dann eine Staffel­ung nach dem Lebensalter oder noch der Leistungsfähig­keit aufgebant wird. Schwieriger scheint uns die Frage her Akkord arheit zu sein. Sie soll auf Wunsch der Arbeitgeber nicht nur pls zulässig erklärt, sondern ihre Durchführung im Vertrage gesichert iverden. Die Or­ganisationen der Arbeiter wenden sich gegen die Akkordar­beit aufs entschiedenste, schon deshalb, weil die Akkord­löhne der freien Vereinbarung unterliegen sollen. Dieser Differenzpunkt ist der am schwersten zu lösende, weil z. B. bei den Steinhauern die genaue Akkordsunnne nicht vorher festgestellt iverden kann,und weil durch die freie Verein­barung der Tarif umgangen werden kann. Tifferenzpunkte bilden dann noch die Form des geplanten Ta­rif s ch i e d s g e r i ch t s und der Arbeitsnach­weis. In diesen Fragen sollte eine Verständigung mög­lich 'sein. Tie Arbeitszeit soll nicht unter zehn Stunden herabsinken, wo sie geringer ist, soll sie nicht wei­ter verkürzt iverden. Und endlich ist auch die Dauer der Tarifverträge Gegenstand hrs Streits. Nach den Beschlüssen der Unternehmer soll eine geringere als dreijährige Bertragsdauer ausgeschlossen sein, während die Arbeiter keineBindung haben ivvllen. Dieser Stand­punkt der Arbeiter ist sachlich nicht begründet. Ein kurz­fristiger Tarifvertrag hat so gut wie gar keinen Wert. Jede Berechnung wird hurch einen, täglich kündbaren Ver- rrag über den Haufen geworfen. Wenn die Arbeiter ein­wenden, daß sie diese Forderung mit Rücksicht auf den Wechsel der Konjunktur erheben, so wird übersehen, daß gerade der langfristige Tarifvertrag auch in Zeiten un­günstiger Konjunktur seine günstige .Wirkung hat. 'Ist es doch nicht zum wenigsten die fortgesetzte Beunruhigung und die ungünstige Konjunktur der lechen Jahre, die den Unternehmern ihren Standpunkt .zurzeit erleichtern.

Wir begnügen uns .für heute mit der Hervorhebung der Hauptdifferenzpunkte und ihrer sachlichen Wertung, So wie die Dinge .zurzeit stehen, ist an eine sofortige Ei­nigung nicht zu henken. Weder die Lokalverbände der Arbeiter noch der .Arbeitgeber siiid in der Lage, das ent­scheidende Wort zu sprechen. Heute fte'hen sich große Lan­desorganisationen gegenüber, die shre Kräfte messen und um den Einfluß bei Festsetzung des Arbeitsvertrags ringen. Dieser Kampf wird .auf beiden Seiten schwere Opfer fordern,. Opfer, die auch .für die Allgemeinheit umso schwerwiegen­der sind als wir die Periode der allgemeinen wirtschaftli­chen Depression noch nicht völlig überwunden haben. Mit Rücksicht aus die allgemeine Wirtschaftslage ist daher der Wunsch berechtigt, daß der Kampf nur von kurzer Tauer sein möge, damit schwerere Erschütterungen uwferes Wirt- schastskörpers vermieden werden. .

»

Eine Kundgebung des Arbeitgeberbundes.

Ter Arbeitgeberbund für das Baugewerbe hat eine Kundgebung erlassen, in der er sich über die fünf strittigen Punkte n. a. folgendermaßen äußert:

Mit dem zentralen Abschluß soll die strenge Durchführung der Vertragsbestimmungen gesichert wer­den, die bisher oft zu ivünschen übrig ließ. In Zukunft will der Arbeitgeberbund sowohl die eigenen Verbände zur strik­ten Jnnehaltung der Verträge anhalteil, als auch bei den Zentralvvrständen durchsetzen können, daß sie ihre Zweig­vereine von Vertragsbrüchen abhalteu, und dazu muß er ebenso wie die Zentralverbände selbst BertragsköntrahenL sein. Der Arbeitgeberbund muß auch Wert darauf legen, daß das Zustandekommen von Verträgen nicht in das Belieben von unzähligen kleinen Lokalorganisationen ge­stellt werden darf. Eine besondere Sicherung der Akkord­arbeit ist nötig, weil trotz der in den bisherigen Ver­trägen ausgesprochenen Zulässigkeit die Akkordarbeit von den Gewerkschaften an vielen Orten direkt verboten und mit Ausschluß aus der Organisation bestraff worden ist. Tie besondere Vereinbarung der Akkordlöhne von Fall zu Fall inuß gefordert werden, weil sie wegen der großen Verschiedenartigkeit der Arbeiten und der zu verwendenden Materialien unentbehrlich ist. Tie vom Arbeitgeberbund gewünschten Mkordarbeitbestimmungen bezwecken nicht, ei­nen Zwang zur Annahme der ülkkordarbeit auszuüben, es soll vielmehr nach wie vor den einzelnen Arbeitern voll­ständig freigepellt sein, in Akkord zu arbeiten oder

Da? beste Mittel gegen dasEtwas scheinen wollen", ist, et­was zu sein. Malwida von Meysenbug.

1 «)

Gipfelstürmer."

Roman von Carl Conte Scapinelli.

(Nachdruck verboten )

(Fortsetzung.)

Heute, gerade heute, da Frau Oberexpsdiror Mei­ninger noch/in der Sradt war, hätte sie geivünscht, daß Prandow früher käme, und daß sie mit ihm einmal wie­der allein sich aussprechen könnte, denn das hatte sie seit ihrer Verlobung, seit jenem Ausflüge nach Kufstein, deutlich gefühlt, daß ihr Bräutigam gerade dadurch, daß sie nie allein tvaren, viel kälter und weniger aufmerksam gegen sie war. Freilich war er gleich am Tage nach der Verlobung in sie gedrungen, ihre heimlichen Spaziergänge und Zusammenkünfte beizubehalten, aber sie hätte dies als eine Undankbarkeit gegen die Eltern angesehen,^ die sich nach vielem Drängen bereit erklärt harten, daß sie sich mit dem Studenten verlobe.

Denn Kachi, so hingebend sie sein tonnte, war doch im Grunde eine herbe, stolze Natur, die auch den schein eines Unrechtes vermeiden wollte. Früh, dank dem Auf­enthalt in einer kleinen Provinz an Freiheit und Un­abhängigkeit gewöhnt, hatte sie immer.gewußt, sogar bei der sonst strengen Mutter, das was sie wollte, mit einer selbstverständlichen Ruhe durchzusetzen. Und wie die Mut­ter in ihr eine gewisse Autorität anerkannte, so fügte sich die weiche, kleine Cousine Marie vollends allen ihren Wünschen, zu ihr fast wie zu einer Dame auffehend.

In einer halbdunklen Ecke des Wohnzimmers saß sie nun und ließ, immer wieder von der nervösen Angst gepeinigt, ihr Bräutigam könne sich durch, etwas abhal­ten lasset:, all die Ereignisse der letzten Monate an sich vorübergchen. Tas erste Sichtressen draußen in einem kleinen Orte des Gebirges, wohin der Gipfelstürmer von Prandow gerade von einer Hochrour abgestiegen war.

dann sein laures Schwärmen von den herrlichen Ein­drücken dieser Tour ein bißchen untermischt mir Groß­tun und Prahlen, dann das Sichfinden in der mondhellen Sommernacht, in der sie schwärmend hinter den: Elten­paar vom Gasthause nach Hause schritten, der Schwur t-Aer Treue am nächsten Morgen, ehe er wieder hinaus zu den Bergwesen stürmte, der Wechsel einiger alpiner Karten, von denen sie nicht mehr verstand, als daß er sie mit seiner lieben Hand geschrieben, uud ichließlich das erste heimliche Rendezvous in München, dein dann nach manchem harten Kampf mit den Eltern die Verlobung gefolgt war. Sie hatte geglaubt am Ziele ihrer Wünsche zu sein, als sie die Ringe wechselten, und nun, da sie verlobt waren, verrann ihr Glück fast in den Alltag. Schon diese stundenplanmäßigen Zusammenkünfte daheim im Fa­milienkreise, wo die Mutter fast ständig, dabeiiaß, lenkte ihre Liebe auf banale Bahnen, hemmte den Flug ihrer Worte und Empfindungen, gab allem ettvas Hausbackenes, Ordnungsmäßiges, Leidenschaftsloses. Freilich, da Praw- Low erst seine Studien vollenden mußte, ehe sie sich 'hei­raten konnten, was ttnmcrhrn noch eine geraume Zeit dauern würde, war es fast unausbleiblich, daß sic all­mählich in der Zeit ihrer langen Verlobung aus diesem mehr nüchternen Tone verfallen mußten. Aber einer Voll­natur wie Kathi war so etwas unerträglich - -

Wie oft war sie in Prandow gedrungen, möglichst rasch und mit aller Energie seine Studien zu voll­enden, und er hatte es ihr immer lachend versprochen, aber sie selbst kannte ihn schon zu genau und wußte, daß ihn, den Sohn der norddeutschen Ebene, der Alpinis­mus, .die bayerischen Berge in ihrem Banne hielten, und daß er, wenn er auch in München weilte, sich immer mit diesen Dingen, mit Vorstudien zu Touren, :nit ein­schlägiger Literatur beschäftigte.

Und doch war seine Liebe zu den Bergen, die ihn von jedem ernsten Stadium abhielt, etwas, was sie, die zwischen ihnen geboren und ausgewachsen, in der Art, tvie er es trieb, nicht begreifen konnte.

' Gewiß, sie liebte die zackigen Spitzen des Hoch­gebirges, die breiten Rücken der Vorberge, aber sie liebte

fte aus der Ferne wie etwas, das man nicyr Poren und nicht ergründen durfte, während ihm das Gebirge mit magischer Märchenkrast anzog, während es ihn immer lockte, .ihre Kräfte mit Pen seinen zu erproben.

Und so war das schon eigentlich ein Punkt, wo sie sich nicht verstehen konnten. Jinmer wieder drang er in sie,^ doch auch mit ihm zu den Höhe,: zu rvandern, und lässig, wie von ettvas, von dem man weiß, daß. man es necht halten will, sagte fte inrmer wieder für den kom­menden Sommer zu. Und dann begann er erfreut ihr all die Schönheiten einer solchen Partie zu schildern, und ohne ihm folgen zu können, hörte sie, ein starres Lächeln in den Zügen, zu.

Ganz im Geheimen hatte sie fick) selber Vorwürfe geinacht, hatte sich aber dann selbst wieder recht ge­geben, und hoffte, wenn sie erst verheiratet sein würden und sie mit ihm nach Norddeutschland zurückgekehrt war, daß dann diese übertriebene Liebe zu den Bergen in ihm einschlafen würde.

Und doch bewunderte sie andererseits seine Kühn­heit .und Entschlossenheit, und doch wuchs er, ohne daß sie es merkte, dadurch zum Helden für sie. Er ivar eben keiner, der sich nrit allem Bekannten und Gefahr­losen ha herunter: .im Tale abgab, sondern einer, den es zu den unbekannten unerforschten Höhen trieb. Ein Gipfelstürmer, .wie der Onkel Kunstmaler Meininger et­was sarkastisch zu sagen pflegte. Ein Gipfelstürmer, wie in anderer Weise auch der junge, struppige Maler Panigl cs war. Beiden ivar es beim gemütlichen Borwärts- schreiien im Tale nicht wohl, beide suchten, der eine in der Tat, der andere in der Kunst, den möglichst kürzesten Weg zur Höhe.

Und daß' der kürzeste Weg vielleicht gerade der beschwerlichste und gefahrvollste war, der sie nicht im­mer am ersten zum Ziele brachte, dachten sie beide nicht. -

(Fortsetzung folgt.)