mit Erzähler vom Schwarzwald.

Amtsblatt für die Ltadt wildbad.

verkündigungsblatt der ügi. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit

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27. Iahrg

Dienstag, den 12. April lÄIO

Nr. 83.

Erster Parteitag der Fortschritt­lichen Volkspartei Badens.

Karlsruhe, 10. April.

.Heute fand in der Landeshauptstadt der erste Par­teitag der Fortschrittlichen Volkspartei Badens statt. Am Vorabend wurde im großen Saal der Festhalle eine Volks­versammlung abgehalten, in welcher Reichs- und Landtags- «bgeordneter

C onra d H a u ßman n über die Politischc Lage sprach. Tie Einigung, so führte er aus, bedeutet zunächst einen parteimäßigen und nationalen Gewinn, indem sie viele einzelstaatliche Spannung abschwächt, die halb bewußt, halb unbewußt Ivertvolle Kräfte vergeudete. Da­rüber hinaus bedeutet sie einen Getvinn für dieFreiheit. Das Programm ist bin Mindestprogramm, das niemand am Weiterschreiten hindert. Wir sind verpflichtet, aus­zusprechen, welch' ausgezeichnete Fortfchrittsmänner auch der Norden in die Arena stellt. Tie Einverleibung Elsaß-Lothringens durch staatliche Selbständigmachung mit demokratischen Institutionen wird eine deutsche Tat sein. Will Preußen in Deutschland wirklich führen, so darf 'es mit seinen staatlichen Einrichtungen nicht an letzter Stelle bleiben. (Stürmische Zustimmung.- Ter jetzige Kanzler ist der auf Wohlverhalten freigelassene Gefangene der Kon­servativen, die heutige Regierungsweise ohne politische Grundsätze eine Kraftverschwendung. Die zweite dring­lichste Ausgabe ist die Vorbereitung eines kon­stitutionellen Systems. Das Zentrum ja das Zentrum (Stürmische, langanhaltende Heiterkeit) hat über­haupt keine Stellung, zum konstitutionellen Gedanken, mit zum eigenen Schaden, aber auch unsere nationälliberalen Freunde, die sich bei den letzten Vorgängen unter dem per­sönlichen Verdienst Wassermanns so wacker geschlagen ha­ben, daß wir die Fortdauer dieser Haltung wünschen müs­sen, haben noch keine feste Stellung zum Konstitntionalis- mus, der uns aus der Parteizersplitterung zum Zweipar­teiensystem führen würde. Das Streben nach Gerechtig­keit der einzelnen Stände gegeneinander, die Hebung des gesamten Schulwesens und damit der auch wirtschaftliche Werte schaffenden Intelligenz gehören gleichfalls zu un-

I, . .. .....

Faulheit und Hochmut erlegen uns eine drückendere Steuer auf, als Aönigs und Parlamente.

Benjamin Franklin.

ig)Gipfelstürmer."

Roman von Carl Conte Scapinelli.

(Nachdruck verboten )

(Fortsetzung.)

Tie Uhr von der nahen Kirche schlug zwölf, . der

Packträger hatte alles heraufgeschafft und erhielt sein Geld, And Max fühlte durch die ungewohnte, körperliche Ar­beit einen Bärenhunger, so schickte er sich ebenfalls an, zum erstenmal sein Atelier zu verlassen, um zum Mittag­essen zu gehen.

Er gönnte sich heute zu dieser schönen und -ange­nehmen Beschäftigung aber kann: die nötige Zeit, denn in keinem Kopfe arbeitete er an den Entwürfen für die Kon­kurrenz; nervös fuhr er sich immer wieder durch seine schwarzen Locken, durch seinen dunklen Spitzbart, und es war daher kein Wunder, wenn er im buchstäblichen *2inne des Wortes, sowohl in der Suppe, als im Gemüse ein.Haar fand.

Kaum hatte er gegessen, lief er in eine Malutensilien- l/uudlung, um sich Karton und Kohle zu holen, denn er bullte sofort im neuen Atelier mit dieser Arbeit beginnen.

Ter Arbeitseifer trieb ihn ebenso rasch nach Hause, irud ließ ihn auch gar nicht bemerken, daß die Wohnungs- lüre im Weiten Stock, auf der der Name des Oberex­peditors stand, bei seinem Vorbeieilen wieder wie zn- iällig leise knarrte und daß sich dahinter ein schwarzes Köpfchen verlegen und verletzt rötete.

Im Atelier angekömmen, warf er Mantel und Hut weiten Schwung auf das gelbe Prunksofa, stellte die Staffelet zurecht, und begann mit Eifer unter leisen Selbst­gesprächen rasch mit Kohle eine Anzahl Figuren zu skiz­zieren.

So hastig arbeitete er, so fiebrig heiß war ihm, daß ke gar nicht bemerkte, wie kalt der Raum war.

Eine Stunde lang mochte der Kohlenstift unermüdlich

fern Aufgaben. Tie Vervollkommnung der militärischen Technik ermöglicht Ersparnisse in anderer Hinsicht, na­mentlich bei der veralteten kostspieligen Kavallerie. Noch wirksamer ist eine Stärkung der Friedensin­stinkte bei uns und damit in heilsamer Wechselwirkung bei den übrigen Völkern. Ein Deutschland, das Sym­pathien genießt, die wir heute nicht haben, kann bei den mittleren Staaten, namentlich im skandinavischen Norden, außerordentliche Anknüpfungspunkte gewinnen. Tie letzte Aufgabe bleibt die ehrliche Unterstützung des deutschen Volkes im Streben nach politischer Erziehung. Badener, Württembergs und Elfäffer als Nächstverwandte können sich zu einer Gemeinschaft herausbilden, deren Au- sammenstehen ein bedeutendes Gewicht in den deutschen Dingen bedeuten würde. Redner schloß unter minuten­langem Beifall mit dem Aufruf zu reger Mitarbeit an Männer und Frauen.

Tie erste Tagung der geeinigten Parteien der bür­gerlichen Linken, die im kleinen Saal der Festhalle statt­fand, war ebenfalls sehr zahlreich ans allen Teilen des 'Landes besucht; als Vertreter der Fortschrittlichen Volks­partei Württembergs waren Conrad Haußmann und Prof. Hoffmann-Stuttgart erschienen. Auch aus der Pfalz und aus Hessen nahmen Vertreter der dortigen Bruderpar­teien an den Verhandlungen teil. Ten Vorsitz führte Landtagsabg. Direktor Heimburger. Als erster Redner sprach Stadtrat Tr. Haas über:

D i e E i n i g u n g d e r L i n k e n u n d d a s P r o g r a m m

der Fortschrittlichen Volks Part ei.

Wir freuen uns, führte der Redner aus, aufrichtig darüber, daß das schwierige Werk der Einigung des Links- liberalismus zustande gekonnnen ist und wir wollen auch heute den Vorsatz fassen, in der Praxis diese Einheit zur Durchführung zu bringen zu gemeinsamer Arbeit. Die jetzige Einheit soll und muß von Dauer sein, wenn nicht der liberale Gedanke in Deutschland den schwersten Schaden erleiden soll. Es werden nach "wie vor Unterschiede be­stehen, Meinungsverschiedenheiten über taktische Fragen, Verschiedenheiten in der Auffassung mancher Frage Wi­schen Nord und Süd, aber diese Meinungsverschiedenheiten können ertragen werden. Wir brauchen auch in unseren eigenen Reihen die Duldsamkeit. Wir würden es nach wie vor bedauern, wenn man in Norddeutschland ans libe-

nber den Karton gefahren sein, als es draußen leise klingelte.

Donner und Doria, was ist das!" riet er verärgert, ging aber dann doch zur Türe und öffnete.

Bor xhm stand die Keine Gestalt des Hofbräuhaus­malers Weininger.

Haben Sie also doch das Atelier von meiner Schwä­gerin aufschwätzen lassen, Sie Idealist."

Ja, ja, bitte, treten Sie nur näher!"

Ich störe doch nicht. Ich hörte unten bei meinem Bruder, daß Sie heute da oben eingezogen wären und wollte der erste sein, der Ihnen seine Aufwartung macht."

Er war einstweilen in den eigentlichen Atelierraum getreten und hatte sich flüchtig umgesehen.

Sapperlott, Sie haben sich ja schon ganz häuslich niedergelassen und arbeiten gar schon, bravo, bravo!"

Panigl stürzte rasch' auf fein kurzes Sofa hin, nahm seinen Mantel und seinen Schlapphnt, der darauf lag, weg, hängte beide an einen Nagel und sagte mit groß­artiger Gebärde:

Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Kollege!"

Wn wenig resigniert setzte sich Herr Weininger auf das gelbe Sofa, denn es war auch noch ungewöhnlich hoch, so daß seine kurzen Füße den Boden kaum mehr berührten.

Ein bisserl kalt haben Sie.es hier!" meinte er dann, dabei schüttelte es den Keinen Mann fast vor Kälte.

O, Pardon, richtig, im Eifer der Arbeit habe ich ganz vergessen, einzufeuern. Tas werden wir gleich haben, -er zog eine Küste zum Ofen, in der Holz und Kohlen lagen, und ging daran, in dem Keinen eisernen Ofen, der in einer Ecke stand, Feuer auznzünden.

Langsam senkte sich einstweilen die Dämmerung über den Raum, so daß- die rote Oeffnung des brennenden Ofens für sie fast zu einer Lichtquelle wurde.

Ja, ja, da habe ich auch lange Jahre gearbeitet, lange Jahre gekämpft Und gestrebt. Gleich wie mein Bruder geheiratet hat, -bin ich hier herauf gezogen. - Schöne Zeiten, lüngstverwehte Zeiten. Da hat mich noch der Lenbach oft besucht, der junge Lenbach, denn wir haben zusammen studiert, jetzt freilich ist er ein welt­berühmter Künstler und unsere Freundschaft ist zwar nicht

raler Seite einen Konservativen gegen einen Sozialdemo­kraten unterstützen würde. Wir Badener sind stolz darauf, daß wir dem deutschen Reiche gezeigt haben, welche Taktik eingeschlagen werden muß, um di-e Reaktion zu überwinden. (Beifall.) Der Einigkeit, die nun im Linksliberalismus erreicht ist, liegt ein gutes Programm zu gründe. In die­sem Programm wird auch das gleiche Wahlrecht gefordert und wir wollen in dieser Versammlung auch der Kämpfer um ein solches Wahlrecht in Preußen uns erinnern und ihnen unsere volle Sympathie zum Ausdruck bringen. (Lebhafter Beifall.) Wir im Süden sind überzeugt, daß diese preußische Wahlrechtsfrage eine deutsche Frage ist und daß es zurzeit überhaupt keine wichtigere Frage in Deutschland gibt als wie diese. (Lebhafter Beifall.) In der Frage des Frauenwahlrechts stehe er persönlich, er­klärte der Redner, auf dem Standpunkt, daß den Frauen -das gleiche Wahlrecht wie den Männern zu gewähren sei. Aber solange in der Gesamtpartei die gegenteilige Meinung noch soviele Anhänger hat, ist es auch nicht mög­lich, diese Forderung in das Programm auszunehmen. Es ist daher den Frauen zu empfehlen, recht eifrig in unseren Reihen mitzuarbeiten, um so auch die Gegner des Frauen­wahlrechts davon zu überzeugen, daß, diese Forderung ins Programm hereingehört. (Lebhafte Zustimmung.) Die Führerinnen der Frauenbewegung sollten mit heftigen An­klagen zurückhalten und auf dem Weg gemeinsamer Arbeit ihr Ziel zu erreichen suchen. Das Urteil über das Pro­gramm der geeinigten bürgerlichen Linken läßt sich dahin zusammenfassen: Am Inhalt hat sich gegen die früheren Programme der Tem-okratie nichts geändert. Der Kampf ist der alte gegen die Reaktion und für eine freie deutsche Ankunft!) (Stürmischer wiederholter Beifall.)

Der Vorsitzende Direktor Heimburger brachte dem Redner den herzlichsten Tank zum Ausdruck und gedachte sodann in ehrenvollen und humoristisch angehauchten Wor­te,: des 5 0. GeburtstagesdesAbg. Vencdey. Ter geschätzte Parteifreund wisse War selbst nicht einmal, genau ob es -der 8. oder der 10. April sei, an dem er seinen Geburtstag zu feiern habe, das sei aber auch die einzige Unklarheit bei dem Politiker Venedey, (Stürmischer Bei­fall und Händeklatschen!) Hierauf ergriff auch der Reichs- tagsabg. Haußmann das Wort zu einer kurzen An­sprache. Er richtete einen Appell an die Versammlung, Ne rege Werbearbeit für die liberalen Ideen namentlich in

ganz in die Brüche gegangen, aber rarer ist's geworden, salonmäß-iger!" begann der alte Maler zu erzählen.

Der hat's verstanden, war auch so ein baumlanger Mensch, wie Sie, trug auch so einen wilden Bart und hatte Selbstvertrauen und Energie, wie kein Weiter. Tü­ren und Mauern konnte er einrennen, na, und er hat ja später auch 'die Türen z-n den größten Männern, zu den höchsten Potentaten eingerannt."

Panigl hatte.einstweilen -auch eine Lampe notdürftig instand gefetzt und entzündet.

Jetzt z-ei-gen's mir aber, was Sie alles machen? Ah, bravo, das ist noch Schularbeit, das hier an der Wand, da erkenn' ich den Meister und Lehrer daran. Aber saubere, exakte Arbeit! Mir scheint gar, Sie haben heute schon gearbeitet?" sagte er dann, auf den Karton auf 'der Staffelet weisend.

Ich 'Hab' nur ein -paar Gedanken sestgehalten, die mir für einen Entwurf -kamen!"

Schon jetzt sehr plastisch, sehr verständlich und aus­gezeichnet in der Koinpvfition, man möcht' glauben, der selige Piloiy wär Ihr Lehrer, gewesen! Denn heutzutage happert's mit der Komposition, bei fast allen jüngeren Künstlern. Das Erfinden und Gruppieren ist ihnen ab­handen gekommen. Und drum siegten beim Publikum noch immer die Alten: Der Desfregger, der Grutzner, lau­ter Pilotyschüler, die was zu stellen, zu gruppieren, etwas zum Mittelpunkt und etwas zur Nebensache zu machen verstehen."

Glauben Sie also, daß .es was wird-?' staunt Panigl.

Warum nicht! Wer zu was gehört cs denn?"

Ich will es bei -einer Preiskonkurrenz zur Aus­schmückung eines städtischen Festsaales einreichen."

Kennen Sie wem von der Jury? San's verwandt mit einem der Preisrichter?"

Nein!" sagte Panigl erstaunt.

Na also, dann lassen's gefälligst solche Sachen. Wa­rum sollten denn Sie gerade den Preis bekommen?"

Es könnte die beste Einsendung sein!"

Tie könnt's ruhig sein, deswegen bekämen Sie den Preis doch nicht!"

(Fortsetzung folgt.)

fragte er-