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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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celeioa »k. 41.

Amtsblatt für die AtadL Wildbad.

Verkündigungsblatt

der rlgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Insersle nur 8 Ng. üuswgrtigs io klg., <lls klsia- spllltlge Ssrmünürsi!«.

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Nr. 77.

Der deutsche Kronprinz u. seine Briefe.

Der deutsche Kronprinz ist bisher in der LeHentlichjkeit nicht besonders hervorgetreten. Er ist an­scheinend nicht so auf die große Tonart wie sein Vater gestimmt, trägt im Gegenteil bei seinem öffentlichjen Auf­treten stets eine gewisse Zurückhaltung zur Schau. Sy hat man eigentlich noch nicht viel von ihm gehört. Man iveiß nur, daß er inr Gegensatz zu seinem Vater ein Freund des Pferdesports ist und daß er auch in Kunst fragen anderer Anschauung sein soll wie Papa. Einmal, als er versuchte, politisch zu werden, ist er allerdings gleich entgleist. Es war vor ei­nigen Jahren in Oels in Schlesien, wo er in einer Rede von den Sozialdemokraten alsjenen Elenden" sprach Die Kritik, die sich an dieses erste politische Auftreten des Kronprinzen knüpfte, hat ihn viel­leicht veranlaßt, sich von da ab vollständige politische Zurückhaltung aufzuerlegen, und man hat nur unter der Hand so das eine oder andere von ihm erfahren. So hat er in der Eulenburgaffäre und in den Affären Ly- nar und Hohenau eine sehr korrekte Stellung eingenom­men und sich nicht durch die Rücksichtnahme auf die hohe Stellung dieser Herren beeinflussen lassen. Er scheint überhaupt nicht so ein starrer Anhänger der Tra­dition zu sein wie sein Vater. Das zeigt auch der Ausschnitt aus seinem Charakterbild, der sich in den jetzt veröffentlichten Briefen des Kronprinzen an den jun­gen Grafen Hochberg offenbart.

Diese Briefe, die am Montag und heute in dieser Zeitung zum ^Abdruck kamen (s. unter Ver­mischtes) zeigen, daß der Kronprinz im Gegensatz zu seinem kaiserlichen Vater und den Eltern des Grafen Hochberg diesem seine Zuneigung auch nach dessen Verehelichung mit einem einfachen Bürgermädchen bewahren will, wenn der nach Amerika ausgewanderte Freund sich nur sonst als Ehrenmann bewährt. Er soll sein gegebenes Ehren­wort, auf den Adelstitel zu verzichten, halten, auch wenn der alte Graf Hochjberg sein Versprechen, den Sohn stan­desgemäß zu unterstützen, nicht eingehalten hat; dann soll alles zwischen dem Kronprinzen und seinem alten Ju­gendfreund beim alten bleiben. Das verrät einen ehr­lichen geraden Sinn und keine übertriebene Meinung von der Standesbevorrechtung.

Der Ehrgeiz ergreift kleine Seelen als große; gerade wie das chner leichter das Strohdach der Hütte, als die Paläste erfaßt.

Lhamfort.

Gipfelstürmer."

Roman von Carl Conte Scapinelli.

(Nachdruck verboten )

(Fortsetzung.)

Jscht das net grausam!" gestattet sich Marie ein­zuwenden.

..Ich werde dir grausam geben! Sorg', daß der Has' nicht anbrennt und mach' mir die Sauce nicht zu dick!"

,,-Onkle mag's aber so gern recht mehlig!" tvagte Marie einzuwenden.

Du tust's was ich will, wenn's der Onkel mehlig mag, mag er sich im Gasthaus den Papp machen lassen! Bei mir wird französisch gekocht, nicht schwäbisch ! ^ Verstanden?"

Die arme Marie steckte ihr schwarzes Köpfchen fast in die Röhre und .zerdrückte eine Träne im Auge.

Französisch ! - So viel wußte auch die Marie, daß das nickst französisch, sondern echt münchnerische Küche war, echte, rechte, schlechte Münchener Küche, die an ihre Heimatküche nach ihrer Meinung gar nicht heranreichte.

Frau Oberexpeditor war ans der Küche getreten und in der kleinen Marie stieg etwas wie Trotz aus. Wemt der gute Onkel schon keine dicke Sauce bekommen sollte, wie er es liebte, dann sollten ihn wenigstens dieSpätzle" rrösten und sie begann das Deigle für diese heimatliche Speise mit stiller Freude und Wehmut zu bereiten.

Beim Mittagessen ging dann das Donnerwetter los, das damit endete, daß der Herr OMrexpediitor sich aufs Sofa streckte und Marie in der Küche leise weinte, Frau Mei­ninger aber beide für den Sonntagnachmittag allein ließ ünd zu Bekannten ging, die Order zurücklassend, mit dem Nachtmahl auf sie zu warten, denn sie wollte das Brautpaar vom Bahnhof abholen und es gleich Her­dringen.

Herr Oberexpeditor hatte sich tatsächlich recht behag­lich auf das breite Familiensofa gelegt, ' hatte noch zum

Dienstag, den 5. Apr.l 1SIO.

Und wenn man natürlich auch nicht verlangen kann, daß die Anschauungen des Kronprinzen ganz aus dem Milieu und Geiste herausfallen sollen, in dem er ausgewachsen und auserzogen worden ist, so kann man doch hoffen, daß der kommende Kaiser etwas mehr von der S ch licht - heit seines Großvaters sein eigen nennt, als von der mehr sich ausgebenden Art seines Vaters, die in manchem an die Friedrich Wilhelms IV. erinnert. Aber oft werden hie Fürsten, die am wenigsten von sich re­den machen, die besten Regenten, ebenso wie die Frauen, von denen man aut wenigsten spricht, die besten sein sollen. War doch auch der Vater Friedrichs des Großen gar nickst davon überzeugt, daß dieser das Zeug zu ei­nem guten preußischen König habe, und doch steht in diesem Fall der Sohn in der Geschichte bedeutend höher als der Vater.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 2. April.

In der heutigen Sitzurrg der 2. Kammer beschäftigte man sich zunächst mit dem Eisenbahnreservefond. Ter durch Gesetz vom 29. Juli 1909 für eine 10jährige Dauer geschaffene Reservefonds der .Staatseisenbahnen soll durch neuere Bestimmungen anders geregelt werden, die dahin gehen, daß aus Betriebsüberschüffen der Eisenbahn- Verwaltung ein Reservefond bis zum Betrag von 10 Mill. Mark gebildet werde. Seither waren als Höchstbetrag 5 Millionen Mark vorgesehen. Als Betriebsüberschuß gilt der Mehrbetrag der Einnahmen über die Ausgaben ohne Abzug des Bedarfs für den Schulden- und Pensionsdienst. Sobald der Reservefond die Höhe von 10 Millionen Mark erreicht hat, fließen die Betriebsüberschüsse der laufen­den Verwaltung zu. Tie Mittel des Reservefond sind Zur Deckung von Fehlbeträgen zu verwenden, die sich bei dem Ertrag der Staatseisenbahnen gegen­über der im Etat vorgesehenen Ablieferung Zur laufenden Verwaltung ergeben. Abg. Körner (B.K.) bedauerte, daß für die 4. Klaffe nicht 2,5 Pfg. pro Km. als Tarif­einheit festgesetzt wurde, woraus der Mi nist e r pr äs i- sident darauf hinwies, daß die Zeitungsnotizen über den -Ertrag der Eisenbahnen nicht zutreffend seien. So glänzend, wie diese Notizen den Ertrag schildern, ist er

'Entsetzen der zum Ausgehen bereiten Gattin sich 'aus dem wohlgeordneten Bett eine Decke geholt und war sanft entschlummert.

Indessen hatte er die schwarze Marie in der Küche das Geschirr abgespült, war dann in ihre Kammer ge­huscht und hatte ihren schönsten Sonntagsstaat angelegt. Dabei sah sie sich immer wieder in den kleinen Handspiegel und suchte den Grund zu finden, warum gerade sie, die doch mindestens so nett wie die blonde Kathi war, noch keinen richtigen Bräutigam hatte. Freilich, sie war ja arm, wie eine Kirchenmaus, und hatte nichts als ihre rosigen Bäckchen, ihre schwarzen Flechten und ihre blau­grauen, schelmischen Katzenguckerln. die freilich nur all­zu off ob des Scheltens der bösen Tante in Tränen schwammen.

Nun war auch sie mit ihrer Toilette fix und fertig. Ob sie hinein ins Wohnzimmer gehen sollte und den Onkel wecken? Nein, das durfte sie aus keinen Fall, der Onkel war sicher von der gestrigen Verlobungsfeier recht müde, denn die Sitzung hatte lange gedauert.

Es war doch schön, so einen Bräutigam zu haben, und gar so einen Vornehmen, wie die Kathi. wie nett hatte er gestern alle auch sie freilich nur ganz slüchckig - abgeküßt. Ihr war ganz heiß im Kopfe ge­worden, wie sie plötzlich ein junger Herr, zum ersten Male in ihrem Leben vor so und io vielen ab­küßte.

Plötzlich erhob sie sich wieder, sie durfte nicht ver­gessen, hem Onkel einen recht guten, starken Kaffee zu kochen, -- wenn er auswachte, /sollte er schon fertig sein, lind dann durste sie mit ihm in die Jfaranlagen gehen. Wie sie sich darauf freute, wieder einmal in die kalte Winterlust zu kommen.

Vom Zimmer her tönte ein langes, behagliches Grun­zen, ein lautes, wohliges Gähnen heraus in die Küche Onkel Gabriel war erwacht! War das ein Friede um ihn, ein heiliger Sonntagsnachmittagsfriede! Nun fiel es ihm erst ein, daß seine Frau ausgegangen. Er nahm behaglich eine große Prise, das war auch noch so ein bayerisches Reservatrecht, an dem man festhaltcn wollte, daß hier der gebildete Bureaukrat genau so freu­dig und ungeniert schnupwn durfte, als der Maurer am Bau.

27. Iährst.

nicht, doch ist er besser als erwartet wurde. Schätzungs­weise handelt es sich gegen 1908 um einen Mehrerirag von 3Vs .Mill., gegenüber dem angenommenen 'Gatssatz jedoch nur um 1,8 Mill. Tie Ursachen dieser erfreulichen Tatsache liegen nicht sowohl in der 'Erhöhung der Gn- nahmcn, als im wirtschaftlichen Aufschwung, der im Sep­tember vor. Js. eingesetzt hat und in der energischen Spar­samkeit, mit welcher seit einiger Zeit vorgegangen wird. Den Standpunkt der Sozialdemokratie vertrat Abg. K e i l, den der Fortschrrttl. Volkspartei Mg. Liesching. Letz­terer wies darauf hin, daß infolge der bevorstehenden Aufbesserung das Anwachsen des Reservefonds nur eine mäßiges sein werde. Die Bestimmung, daß ans den Be­ständen, für Eisend ahnzwecke bewilligte Anlehenskre- dite geleistet werden sollen und eine Berechnung von Zin­sen ans den Beständen nicht stattzusinden habe, wurde gut­geheißen. Dabei vertrat Abg. Liesching (BP.) den Standpunkt, daß eine Berechnung von Zinsen ans den Be­ständen recht wohl angängig wäre' Der Schlußartikel sieht eine Befristung des Gesetzes bis zum 31. März 1919 vor. Für dieselbe traten ein Keil (S-oz.) und Liesching (BP.), ersterer aus verfassungsrechtlichen, letzterer ans ver­fassungsrechtlichen und fiuanztechnischen Gründen. Das Gesetz wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Hierauf wurde mit der Beratung der Beschlüsse des Bauordnungsausschusses zu den abweichenden Beschlüssen der 1. Kammer begonnen. Berichterstatter zum 1. Abschnitt, der von der Bauberechtigung und den Bau­vorschriften im allgemeinen handelt, ist der Mg. v. Gauß (F.Vp.). Art. 1 wurde entsprechend den Anträgen des Ausschusses in folgender Fassung angenommen:Tie pri­vatrechtliche Befugnis, aus einem Grundstück zu bäum, unterliegt nur den öffentlich-rechtlichen Beschränkmtgen, die durch Gesetz festgesetzt sind. Als Gesetz gilt jede Rechts­norm. Durch Verordnungen können rechtsverbindliche Be­stimmungen auf dein durch die Bauordnung geregelten Gebiet nur getroffen werden, soweit es in diesem Gesetz ausdrücklich für zulässig erklärt ist. Unter polizeilicher Vorschrift im Sinn dieses Gesetzes ist sowohl eine allge­meine Verfügung, als, in Ermangelung einer solchen, eine im einzelnen Fall von der zuständigen Polizeibehörde zu treffenden Anordnung zu verstehen." lieber den sachlichen Inhalt des ganzen Artikels, insbesondere über das Ver­hältnis von Gesetz und Verordnung, bestand lieberem-

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Ta er und seine Nase noch inr Genuß des' eben eingeführten Tabakes schwelgten, öffnete sich die Türe, der Schwarzkopf Maries blickte zwischen dem Spalt herein und .fragte flüsternd:Darf ich's Kafele bringen?"

Freilich, Kind, freilich, bring dir auch eine Tasse mit!" Dann -ordnete der Herr Oberexpeditor, sich vom Lager langsam erhebend, seinen äußeren Menschen, fegte mit dem Taschentuch seine Nase rein, zog seinen Braten­rock wieder an, glättete das spärliche Haar und trat an den Eßtisch.

Sündhaft gut und stark ist der Kaffee!" sagte er nach einer Pause.So krieg ich ihn nur, wenn meine Frau weg ist! Aber du nimmst ja nur Milch-, keinen Kaffee, Marie! Was ist denn das?" Marie lachre schelmisch vor sich hin:Ich wollt dir doch einen recht starken Kaffee machen und die Tante hat mir so wenig für uns beide vorgemesse!"

Daß du mirf deinen Teil abgetreten hast, Marie? Du bist wirklich ein Engel! Dein Mann wird's ein­mal gut haben!"

Ach Gottle, mei Mann!" kicherte Marie.

Kommt alles! Oft viel zu rasch sogar", seufzte Herr Gabriel Meininger und dachte an die übereilte Verlobung seiner Tochter.

Jscht doch so a nett's Herrle der Herr von Pran- dow!" meinte Marie treuherzig.

G'wiß, g'wiß, aber doch noch nicht reif zur Elp - mein Gott, a Stundenterl, der noch, allerhand Flau­sen im Kopf hat!"

Nach dem Kaffee gingen Onkel und Nichte in Hie nahegelegenen Jfaranlagen. Der Wind war eisigkalt und pfiff ihnen um die Ohren, aber das freute den Ober­expeditor pur. Er begann, wie alle Sonntage, von der schönen Zeit zu erzählen, wo er draußen auf der Strecke in entlegen Orten stationiert war, wie er mitten im Schnee­sturm am Perron gestanden oder gar mit dem Schnee­pflug auf der pustenden Maschine hinausgesahren war. da war Leben und Bewegung drinnen, dann freilich war er avancier: und hatte sich dem Drängen seiner Frau folg'end, her nach München zur Bureauarbeit versetzen lassen.

(Fortsetzung folgt.)