vergangenen Nacht nicht heimkehrten, suchte die Frau des einen Arbeiters ihren Mann an der Arbeitsstätte lauf nd veranlaßte, als sic ihn nicht fand, daß man nach ihm suchte. Er wurde dann mit seinem Arbeitskollegen in den Abzugskanälen tot aufgefunden, wo sich giftige Gase angesammelt hatten. Vermutlich ist einer der Ar­beiter in dem Abzugskanal von einer Ohnmacht befallen und der andere, als er chm zu Hilfe eilte, ebenfalls be­täubt worden, worauf beide an Erstickung starben. Brand­direktor Jacoby war mit einem Zug Feuerwehr sofort nach Alarmierung zur Stelle, die Wiederbelebungsver­suche blieben jedoch ohne Erfolg. Die beiden Verunglück­ten waren verheiratet; der eine ist Vater mehrerer Kinder.

Die Zeppelinfahrt nach Wien.

In Wiener Hofkreifen wird, einem Bericht des Ber­liner Tageblatts zufolge, erzählt, daß Kaiser Wilhelm von seiner Absicht, den Zeppelinballon dem Kaiser Franz Jo­seph vorzusühren, nicht abgehe. Wenn die Gesundheit des Grasen Zeppelin es gestattet und das Wetter anhaltend günstig ist, also im Spätsrühling, will Kaiser Wilhelm die Zeppelinsahrt nach Wien verwirklichen und bei der Ankunft des Luftschiffes in Wien persönlich anwesend sein. Für diese Zeit ist auch ein Besuch Kaiser Wilhelms' in der Jagdausstellung geplant. 'Sollte die Ballonfahrt ver­schoben werden müssen, so wird die Ankunft Zeppelins am 18. August in Ischl erfolgen. Ä

Eine Bluttat aus Eifersucht,

die zeigt, daß in Spanien in punkto Liebe auch die Mäd­chen keinen Spaß verstehen, hat sich in einem Dorfe bei Salamanca ereignet. Tvrt waren die Burschen und Mädchen im Begriffe, zu einen: Feste in der Nachbarschaft auszuziehen, als zwei Mädchen, die den gleichen Burschen liebten, diesen änfforderten, eine von ihnen zu sich auf's Pferd zu nehmen. Er entschloß sich für Dolores, und im näMen Augenblick lagen die beiden auch schon tot am Boden, von Pepitas Dolch niedergestreckt!

Unduldsames Publikum.

Aus dem Flugfelde von LaCran, wo sich etwa 5000 Neugierige eingefuMen hatten, kam es zu argen Aus­schreitungen aus Aerger darüber, daß kein Aviatiker ausstcigen wollte. Tie Menge bewarf die Schuppen mit Steinen und bombardierte mehrere Aeroplane. Tie Ruhe­störungen ließen erst nach, als der Aviatiker Houvett e, der ,aus die Bitte des' Veranstalters einen Flugversuch unternommen hatte, in der Nähe des Bähngeleises nie­der stürzte. Houvette blieb Unverletzt, doch wurde sein Apparat zerstört.

Zu dem Brandunglück in Ungarn.

Nach dem amtlichen Bericht des Vizegespans des Szat- marer Koinitats an den Minister beträgt die Zahl der Toten bei der Katastrophe in Oekörito 300, die Zahl der Verwundeten 70. Ter Zustand sämtlicher Verwun­deter ist ernst. Merzte und Medikamente sind genügend vorhanden. Der Minister des Innern hat den Vizegespan ausgefordert, einen weiteren eingehenden Bericht zu er­statten, ob eine Hilfsaktion des Landes notwendig

sei

In einer weiteren Meldung heißt es: Das ganze Dorf hallt von: Jammer wider und aus den Straßen laufen die Angehörigen wie wahnsinnig umher. Auf denk Brandort liegen je 15 bis 20 verkohlte und engumschlungene Leichen bei einander und sind nicht zu erkennen, lieber dem ganzen Dorfe liegt ein pestilenzartiger Geruch Erwähnung ver­dient die Behauptung eines anderen Blattes, wonach das Feuer von fremden Burschen angelegt wurde, denen der Zutritt in den Saal verweigert worden war und z!lr deren Abhaltung die Tür vernagelt wurde. 'Sic hätten bas Dach der Scheune angezündet und seien darin geflohen,

Ten letztere authentischen Mitteilungen zufolge ist der Brarrd in Oekörito nicht durchBrandstiftung, son­dern durch die Explosion zweier Petroleum­lampen verursacht worden. Die Zahl der Toten ist jetzt mit 344 endgültig festgestellt; die Zahl der Ver­wundeten beträgt 160.

Roheitsatt eines Chauffeurs.

Aus Bruckhausen bei Duisburg werden folgende kaum glaubliche Einzelheiten eines Automobilunfalles ge­meldet: Vor einiger Zeit wurde auf der Straße von Wesel nach Friedrichsseld ein Soldat von einem Automobil über­fahren und getötet. Der Chauffeur raste, ohne sich über­haupt nur umzusehen, mit seinem Gefährt weiter und schleifte die Leiche in den Rädern mit bis die Leiche in einer Kurve in weitem Bogen auf .die Seite und in den Ehausseegraben geschleudert wurde, wo man sie am nächsten Morgen aussand. Der Chauffeur entkam damals unerkannt, doch ist es jetzt in Bruckhausen gelungen, ihn aus eigenartige Weise zu ennitteln. Durch 'eingehend« Untersuchung der Spur, die das Automobil zurückgelassen hatte, wurde nämlich sestgestellt, daß an einem Reisen des Kraftwagens einige Beschlagnägel fehlten. Tie Polizei Prüfte daraufhin sämtliche Automobile der ganzen Ge­gend, die in Frage kommen konnten. Das Ergebnis war, daß der gesuchte Wagen und mit ihm der schuldige Chauf­feur ausfindig gemacht wurde. Gr wurde verhaftet Und gestand bei seiner Vernehmung die Tat cm. Er hatte an dew Unglückstage eine unerlaubte Vergnügungsfahrt noch Wesel unternommen.

Das Fünkchen ans dem Frühlingshut.

Eine ungewöhnliche Szene, die einer gewissen Ko­mik nicht entbehrte, spielte sich am Samstag zu Ber­lin in der Tauentzienfkraße ab. In der fünften Nach­mittagsstunde flanierte arglos und vergnügt eine hübsche junge Dame an den österlich geschmückten Schaufenstern vorüber. Und vor einem der Fenster, das sich 'besonders glänzend darbot, hemmte sie ihre Schritte. Das sollte der Spaziergängerin zum Verhängnis werden; ein 'Funke Ml aus der Bogenlampe auf den prächtigen Frühlingshut; der Hat flammte aus, aber die schöne Trägerin merkte Vichts von dem Unheil. Erst eine Passantin stieß den War- uungsruf ans:Ihr Hut brennt!" Voller Schrecken tch djie Dame das Gewirr von Bändern und Blüten, bw von den Flammen verzehrt wurden, mitsamt der kunst- bEen Lockenfrisur, die jelbst zu einem Teil in Rauch

aufging, vom Köpfchen. Auf dem Trottoir schwelte und glühte die Schöpfung der Frühlingsmode. Wütende Füß­chen zertraten sie. Und von dem Besitzer des Ladens, dessen sunkensprüheirde Bogenlampe so unheilvolle Wirk­ungen ausgeübt hatte, verlangte die Hut- und loekeulosc Dame klingenden Ersatz. 'Wer der Geschäftsmann weigerte sich und so dürfte der kleine Funken einer Bogenlampe noch zu einem großen Prozeß Anlaß geben.

Ein Musiker in Damcnkleidcrn.

In einem Konzertlokal in Barmen spielte seit einiger Zeit bei einer Damenkapelle eine junge Dame, die ihren Kolleginnen durch ihre männliche Stimme aus­siel. Als kurz darauf einige weibliche Kleidungsstücke ver- schwairden, wurde die Polizei zu Hilfe gerufen, die sich die verdächtigeDame" etwas näher ansah und seststellte, . daß die hübsche rotbackige Künstlerin ein neunzehn­jähriger Musiker war. Er gab zu seiner Entschul­digung an, daß er sich deshalb als Dame habe engagieren lassen, weil er sonst keine Stellung gesunden hätte. Er wurde einstweilen in Haft genommen.

Kleine Nachrichten.

Aus Stuttgart wird berichtet: Montag nacht 11 Uhr fuhr ein mit 8 Personen besetztes Fuhrwerk au die ge­schlossene Barriere des Bahnübergangs in der Waiblinger­straße au. Die beiden Pferde überschlugcn sich und stürzten auf das Bahngeleise, wo sie von idem herankom­menden Zuge überfahren und getötet wurden. , Ter Wagen blieb vor der Barriere stehen. Die darauf sitzen­den Personen blieben unverletzt.

Am Osterfest abeM stürzte in Scharnhausen ein 6 Jahre alter Knabe in einen Schacht, an dem gegenwär­tig Wasserleitungs- und Kanalisationsarbeiten ausgeführt werden, und ertrank. Sofort angestellt? Wiederbeleb­ungsversuche waren erfolglos.

Bei dem Gcmeindepsleger in Tonnst et ten OA. Urach war außerordentliche Kafsenrevisivn. Dabei wur­den Unregelmäßigkeiten und ein erheblicher Wmangel ge­sunden. Die Gemeinde ist durch die Kaution gedeckt. Der Gemeindepfleger wurde vom Oberamt wo er sich freiwillig gestellt hatte, sofort seines Anrtes enthoben.

Vor dem Gasthaus zur Krone in Affstätt bei Herrenberg wurde der 23jährige Friedr. Kopp von dort, Stütze feiner verwitweten Mutter, von einem Kuppinger Burschen bei Raushändeln in den Hals gestochen. Der rasch herbeigerufcne Arzt konnte nur noch den Tod fest­stellen, da sich der in die Schlagader Getroffene inzwi­schen verblutet hatte. Der Täter Und ein weiterer Beteilig­ter wurden noch in der Nacht dem Amtsgericht übergeben; der Täter ist geständig, macht aber Notwehr geltend.

In der Nacht vom Ostermontag wurden in der Bir­kenallee in Höfen a. E. mit einem großen Bohrer die Stämme angebohrt, so daß die prächtigen Bäume, welche als Ortszierde hoch; gehalten werden, zu Grunde gehen werden.

In dem Hause Jägerstraße 2 in Bochum hat der frühere Werkführer Wilhelm Brünkmanu die 10jährige Tochter des Monteurs Lottmann durch zwei Revolver- fchüsse getötet und sich dann selbst entleibt. Das Mo­tiv der Tat ist Eifersucht.

In der Nähe des S achse n h o fe s bei Gmünd über­fuhr am Sonntag nachmittag das Automobil eines Heil­brunner Kommerzienrats ein 17 Jahre altes Dienst­mädchen von Gmünd, das unvorsichtigerweise Mer die Straße sprang, obwohl es das Automobil herankommen sah. Der Automobilbesitzer nahm sich sofort des Mäd­chens an und brachte es nach Gntünd in das Kranken­haus, wo die ärztliche Untersuchung ergab, daß das Mäd­chen keine ernstlichen Verletzungen, sondern nur Schürf­ungen erlitten hat.

Der seit 1888 in Wangen Oberamts LaupheiM amtierende Lehrer Schultheiß hatte sich nach Brandenburg, Gemeinde Regglisweiler, begeben, um Freunde zu besu­chen. Ms er spät abends nicht zurückkehrte, wurde er von seinen Angehörigen gesucht und neben dem Weg von Regg- lisweiler nach Wangen tot auf dein Gesichte liegend 'auf­gefunden. Alle Wiederbelebungsversuchs waren erfolglos.

Das von Kitzingen mit der Post nach Würzburg gehende Automobil ist gestern vormittag bei der Ein­fahrt in den Ort Höhberg in einen halben Meter tiefen Graben hinabgestürzt und umgefallen. 36 Pas­sagiere wurden mehr oder weniger schwer­verletzt.

Gerichtssaal

Der Musketier Scholl vom J.--R. 67, im Zivilberuf Kellner, wurde am 4. März d. Js. in Novöant an der deutsch-französischen Grenze unter sehr verdächtigen Um­ständen von Gendarmen arretiert. Scholl gestand nach einigen: Leugnen, nach Frankreich zu wollen und Arbeit zu suchen. 'Als Grund für seine Desertion gab er an, daß er in der Kaserne mißhandelt worden sei. In welcher Weise diese Mißhandlungen ausgeführt wurden, zeigte sich bei der Aufnahme in der Arrestanstalt. Schott hatte außer von Stößen herrührenden blauen, gelben xmd braunen Flecken, eine offene und eiternde Wunde am Bein. Charakteristisch waren die von Bürstenstrichen herrührenden Wund Zeichen auf der Brust und am Arm. Die Beweisausnahme bestätigte die Angaben Schölls. Scholl war nicht besonders dienstwillig und bereitete der Korporalschaft große Schererei. Die alten Leute nahmen ihn deshalbhoch". Sein Stubenältester, Gefreite Mers, hatte ihn gestoßen, ihm einmal den Helm an den Kopf geschlagen und ihm einegründliche Wäsche" verordnet. Der Musketier hatte ihm befohlen, den Ober­körper zu entblößen, dann nahm er die Zahnbürste seifte ihn ein und schruppte ihn. Das Gericht berücksichtigte, daß dre Mißhandlungen einen Grund für die beabsichtigte Fahnenflucht abgegeben hätten. Ter Kompanie-Chef habe aber so viel und so eindringlich Mer das Melden von Mißhandlungen instruiert, daß der Mann hätte Bescheid wissen müssen, wohin er sich zu wenden habe. Urteil:

Sechs Monate Gefängnis wegen Fahnenflucht, neben Ver­setzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes.

Ma»t darf in Rußland nicht mehr seine Frau prügeln.

Liebe deine Frau wie deine Seele und schüttle sie wie einen Birnbaum . . ." Dieses russische Sprichwort, das bisher allgemein bei hoch und niedrig in Brauch 'war, wird, wie aus Petersburg geschrieben wird, von nun an seine Existenzberechtigung verloren haben. Etwas Un­erhörtes ist passiert! Ein Gericht, ja sogar der Senat, hat in einem Urteil sich dahin entschieden, daß'die Ehe­frauen nicht mehr geprügelt werden dürfen, beziehungs­weise, daß eine geprügelte Ehefrau das Recht hat, ihren Gatten augenblicklich zu verlassen, was sie bisher nicht durfte. Veranlassung zu dieser revolutionierenden Ge­richtsentscheidung waren Familienszenen in dem Hause des Universitätsprosessors ,Wladimir Saleßki zu Kasan, der gegen seine Frau und seine Tochter Tatjana einen Pro­zeß gnstrengte, mit der Forderung, daß sie zu ihm zu­rückkehren nrüßten. Tie Frau weigerte sich dessen, da sie von ihm tatsächlich mißhandelt werde. Daraufhin führte Professor Saleßki aus, daß die Feststellung der Unmög­lichkeit eines weiteren Zusammenlebens mit ihnen doch nur eine Folge unangemessener Handlungen sein könne. Er habe aber weiter nichts getan, als seine Frau ge­prügelt, wenn sie nicht gehorchen wollte. Ties sei keine unangemessene Handlung, da diese Sitte in Rußland All­gemein verbreitet sei. Das' Gericht wies ihn aber mit seiner Klage ab. Professor Saleßki wandte sich nun an den Apellhof mit dem gleichen negativen Erfolge. Nun ging ,er an den Senat, um ein höchstgerichtliches Urteil zi: erzielen. Der Senat fällte nun eine prinzipielle Ent­scheidung, die tatsächlich "in Rußland das größte Aussehen erregt hat. Der Senat erklärte nämlich, daß Schläge, die ein Mann seiner Frau erteile, ein Kriminalverfahren nicht nach sich zögen. In der ganzen Kulturwelt wird aber ein derartig rohes Betragen des Mannes gegen seine Frau als nicht vereinbar :nit den Sitten, bürger­lichen und gesellschaftlichen Pflichten unserer Zeit betrachtet werden können. Saleßki hat erklärt, daß ernur" in sieben Fällen durch Zeugen über­führt worden sei, seine Frau derartig geprügelt zu haben, daß blaue Striemen und Flecken auf dem Körper der Frau festgestellt wurden. Demgegenüber stellt der Senat fest, daß eine derartige Handlung als Zeichen eines über­aus rohen und barbarischen Betragens anznsehen sei, das eine eheliche Gemeinschaft unmöglich 'mache. Andre Bräuche sind ungesetzlich.

EinMann von vielen Graden".

Ein internationaler Hochstapler und Heiratsschwind­ler hatte sich am 23. d. M- zu Bayreuth in der Person des Kaufmanns Arno Schäfer von Nirmsdorf Kreis Apolda, vor der Strafkammer zu verantworten. Schäfer war zuletzt in Moggador Marokko) wohnhaft und wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bayreuth ausgeliefert, er ist seit 26. November 1909 hier in Unter­suchungshaft. Ter Angeklagte hat in Weinrar das Real­gymnasium besucht und es bis zum Einjährigen gebracht, er legte sich aber später den Titel D-r. med. bei und verlieh sich auch schließlich selbst den Adel. Eine Zeitlang war er Subdirektor der VersicherungsanstaltNordstern" in Berlin und führte in Weinrar einen großen Haushalt, bis er wegen Unregelmäßigkeiten in: Jahre 1902 entlassen wurde. Tann war er einige Zeit in Brasilien, in Chile, später wieder in Basel u. s. w. Nachdem er von seiner Frau in Hamburg geschieden worden war, begann er ein abenteuerliches Leben und langte schließlich im Jahre 1906 völlig mittellos in Nürnberg an. Nun verlegte er­sieh auf den Heiratsschwindel. Ms Tr. med. Arno Schäfer, Assistenzarzt bei Tr. Rot in NürMerg, machte er sich mit der Lokomotivführerstochter Marie Schäfer be­kannt, schwurdÄte ihr vor, er wolle sich in Lima als Arzt niederlajsen, er sei sehr begütert, seine Mutter sei eine außereheliche Tochter des Großherzogs von Mecklenburg und brachte die Leichtgläubige dazu, daß sie sich mit ihm verlobte und mit ihm unter Mitnahme ihres Geldes (5000 Mark) nach A ntwerpen reiste. Tie Heirat wurde im­mer wieder hinausgeschoben, bis das Geld alle war, und' dann war eines schönen Tages der Herr Doktor verschwun­den. Tie Braut, die sich in anderen Umständen befand, blieb mittellos in Antwerpen zurück. Ter Bräutigam hatte lnrterdessen in einer Villa bei Bordeaux mit eurer neuen Geliebten gelebt und seiner Braut in Mntlverpen zum Trost die Nachricht zukommen lassen, er sei bei einer Expedition in: Innern Südamerikas ermordert worden. Inzwischen hatte er sich von Le Havre aus mit einer anderen Nürnber­ger Bekannten, der Privatierstochter Magdalena Mayer von Heilbronn in Verbindung gesetzt, der er schrieb, daß er in Bordeaux eine Klinik Mernehmen wolle, er brauche eine einfache, deutsche Frau u.s.w. Er brachte sie auch so weit, daß sie sich mit ihm Verlobte und lockte ihr dann durch Zahlreiche Vorspiegelungen (die französische Regierung verlange eine Kaution von 10000 Francs, er sei mit dem Pferde gestürzt), nach und nach ihr ganzes! Vermögen von 25 000 Mark heraus) das er mit seiner Geliebten teils in Bordeaux, teils in Santa Cruz auf den Canarrschen J:ffeln verjubelte. Im Frühjahr 1908 tauchte er in Bayreuth auf, wo sich die erste Braut, die Marie Schäfer, bei einer Verwaisten, der Oberex-- pvditorswitwe Naundorf aufhielt; es gelcurg ihn: noch­mals, das Mädchen zu betören und sogar der Frau Naun­dorf 3000 Mk. Darlehen herauszulocken, wofür er ihr versprach, ihren Sohn aus feiner Plantage in Südamerika unterznbringen. Auch dieses Geld hatte er in Santa Cruz durchgebracht. Seine Geliebte hier, eine muntere Franzö­sin, gab er als Gattin aus; ihr Lebenstvandel scheint aber­auch nicht ganz einwandfrei gewesen zu sein, denn in der Lebewelt von Santa Cruz wurden mit viel Vergnügen nackte Photographien von der Frau Doktor herumgezeigt. Das schönste ist, daß Schäfer in Mogador in Marokko, wohin ihn das Schicksal schließlich verschlug, sich als Arzt etablierte und die Praxis auch'tatsächlich ausübte; er war Spezialist in der Diarrhöebehandlung. In Mogador er­folgte dann, wie erwähnt, seine Verhaftung uird Aiw- licferung. Das Urteil lautete aus fünf Jahre Gefäng­nis und fünf Jahre Ehrverlust.